Nr. 166. 21. Jahrgang.2. KeilW des Jotmürtf Krlim lolWliitlSonntag, 17. Ittli 1904.Um zwei Millionen.Aus B u d a p e st wird uns vom 13. Juli geschrieben: Leichtwird Franz Joseph seine„Lohnerhöhung" nicht bekommen. Die Ver-Handlung der Regierm:',?dorlage auf Erhöhung der Civilliste um zweiMillionen Kronen baue.!, schon eine volle Woche und obwohl dieaußerordentliche Hitze das Interesse an parlamentarischen Berhand-lungen sehr vermindert, wird die„Debatte" vielleicht noch eine ganzeWoche fortgesponnen werden. Bei Lohnkämpfen darf man nichtwehleidig sein und so muß es der König, der sein großes Ein-kommen noch um den tüchtigen Happen von vier Millionen szivei inOesterreich, zwei in Ungarn) vermehrt haben will, schon wagen, daßihm Tag für Tag die größten Sottisen gesagt werden. Gegenüberden offiziellen Schönfärbereien von den„brausenden Eljens", dieden„heißgeliebten Monarchen" angeblich immer begrüßen, wo er imUngarlande erscheint, stechen die kaprizierten Zwischenrufe in der De«batte sehr ab. Vielleicht können sie deshalb auch das Interesseinehren. Bon den Heißspornen der äußersten Linken wird die Vor-läge als„Schurkerei",„Unverschämtheit",„Schweine-rei" bezeichnet. Der Abg. Ratkay, der offizielle Redner derUnabhängigkeitspartei, führte aus:Baron Banffy hat für den Bau der Burg in Ofen ein Zinsen-freies Darlehen von zehn Millionen Gulden bewilligt.(Ab-geordneter N e s s i: Tie reichen Habsburger nehmen ein zinsen-freies Darlehen!) Daraus ergiebt sich, daß die Königsburg eigent-lich vom ungarischen Staate bezahlt wurde, denn die Zinsen diesesTarlehens würden jährlich 400 000 fl. betragen, somit mehr, als dieCivillifte für den Bau der Burg und für sämtliche Budapester Hof-ämter ausgeworfen hat. Wie viel der König jährlich in Ungarnverausgabt, läßt sich nicht genau ermitteln. Die Kosten seineshiesigen Aufenthaltes können nicht genau berechnet werden, da manselbst das Fleisch und da? Wasser von Wien hierherkommen läßt.Im ganzen dürfte der Hofstaat höchstens eineinhalb MillionenGulden in Ungarn verausgaben. Die Subvention der Wiener Hof-theater aber beträgt mehr als eine Million Gulden. Unter solchenUmständen ist die Erhöhung der Civillifte eine starke Zumutung.Man begründet sie mit der Teuerung. Wenn die Verhältnisse rnWien teurer geworden sind, warum kommt der Hof nicht nachBudapest? Und wenn sich die Kosten in Budapest verteuert haben,so kann das der Hofstaat nicht gefühlt haben, denn er befindet sichniemals hier. Der Kaiser von Oesterreich und König von Ungarnhat die höchste Civilliste unter allen Monarchen. Der Minister-Präsident hat im Ausschuß erklärt, man könne nicht verlangen, daßder König die Kosten des Regierens aus seiner Tasche zahle. Wieist es aber mit den Herren Erzherzogen? Die kSnnten doch einmal denVersuch machen, auL eignen Mitteln zu leben! Sie erhalten ja meistals Militärs eine Gage und besitzen Privatvermögen. Es ist doch.vielleicht nicht absolut nötig, daß die Nation zu ihrem Unterhalt bei-trägt. Wenn sie es aber thut, so wäre es doch endlich an der Zeit,daß wir von der Erhaltung jener Erzherzoge befreit werden, dieniemals zu uns kommen,»nsre Institutionen nicht respektieren, unsr«Geschichte nicht kennen und keinerlei Beziehungen mit uns unter-halten. Wir können ja nicht einmal durchsetzen, daß der Erzherzog.Thronfolger zu uns kommt, selbst zufällig nicht mit der Eisenbahn,nicht mit dem Dampfboot, auch nicht mit dem Luftballon. Wenn eraber doch hierher kommt, dann meidet er uns demonstrativ unddadurch entsteht die Meinung, daß der Thronfolger Ungarn haßt.Darum ist es nicht zu verwundern, daß ein Erzherzog hierher kommtund unsre Sprache eine Landessprache nennt und daß eS uns geschehenkann, daß der Kaiser ohne Gegenzeichnung eines Ministers denArmeebefehl von Chloph erließ..."Und der Abgeordnete Gabanyi, ein echter„Kurucze", ließ sichfolgendermaßen vernehmen:Man sagt, daß sich der Hof vermehrt habe, darum benötige mandas Plus von zwei Millionen. Meine Herren! Dafür können wirwirklich nichts, daß sich die königliche Familie in so rapider Weisevermehrt.(Heiterkeit.) Wir haben derzeit 55 Erzherzoge. Dochverdienen bloß Erzherzog Joseph und Erzherzog Joseph Angust dasGeld, da sie in Ungarn leben; die übrigen nicht.(Heiterkeit.)Abgeordneter Baszony: Der Erzherzog Mathias verdientr» auch.Abgeordneter Gabanyi: Meinetwegen, der kleine Mathias sollauch etwas bekommen.(Heiterkeit.) Gegen die Vermehrung könnteman sich so wehren, daß man aus den Erzherzogen katholische Pfaffenmacht.(Heiterkest.)Abgeordneter Ugron: Die Habsburger sollen zum Zweikinder-System greifen!(Stürmische Heiterkeit.)Präsident ersucht die Redner, daß sie mit mehr Achtung überdie Mitglieder des königlichen Hauses sprechen.Abgeordneter Hock: Was für eine Rede ist das? Ist es denneine Beleidigung, wenn man katholische Geistliche aas den Erzherzogenmachen will?Abgeordneter Gabanyi: Und ,ch sage eS in vollstem Ernst.«(Schallende Heiterkeit.) Aus den Damen der erzherzoglichenFamilie mlge man Nonnen machen.(Heiterkeit.) Keinen Hellersollten wir geben, wir haben keinen ungarischen Hofstaat, auchwurde ein Eidesbruch begangen.Präsident: Wie verstehen Sie das?Abgeordneter Gabanyi: So, daß der König geschworen hat.da» Land als einen selbständigen Staat zu regieren, was jedoch nichtgeschiehtPräsident: Die Person de« Königs ist heilig, sie darf nicht indie Diskussion gezogen werden.(Lärm und Protest auf deräußersten Linken.)Abgeordneter Gabanyi: Der italienische Kömg hat zwe,Millionen von seiner Civilliste nachgelassen.Abgeordneter Kecskemety: Ja. der macht es billig. Wir sollteneine Licitation arrangieren.(Heiterkeit links.)Abgeordneter Gabanyi: Es wäre überhaupt richtig, daß derKönig die ihm bisher durch 37 Jahre bezahlte Civilliste zurückbezahlteund daß dieses Geld unter die Lehrer, Geistlichen und Eisenbahnerverteilt wird....In dieser Tonart geht eS nun die ganze Woche. Doch darfman deshalb nicht glauben, daß die Leute ctlva Republikaner seien,di« bei der Gelegenheit ihrer Abneigung gegen die Monarchiefröhnen wollen. Ganz im Gegenteil: eS sind höchst loyale Menschen.denn daS, was sie kränkt, ist ja eigentlich der Umstand, daß ihreLoyalität kein Objekt findet. Die ganze Debatte ist erfüllt von derKlage, daß der„König" so selten nach Budapest kommt, viel wenigerals der„Quote" entspräche, daß die Erzherzöge Ungarn meiden unddaß in der königlichen Residenzstadt kein eigner Hofhalt existiere.Am schärssten war die Beschwerde Graf«pponys formuliert, derallen Ernstes davon sprach, daß der König daS ganze Jahr im„Auslände" lebe und.ausländischen' Einflüssen ausgesetzt ist...Ausland' ist nämlich nach dieser Auffassung Oesterreich....Man muh übrigens zugeben, daß der Standpunkt der Extrem«magyaren, so wunderlich er sich ausnimmt, die Logik für sich hat.Ungarn zahlt dieselbe Eivilliste wie Oesterreich— nämlich 9,3 Mil-lionen Kronen, die jetzt auf 11,3 Millionen erhöht werden sollen—und hat vom Könige und seinem Hofe gar nichts. Was nützt einemaber der Mantel, wenn er nicht gerollt ist, wa« hat man von demösterreichischen Monarchen, wenn er immer auswärts wohnt? Wennsich der Standpunkt derjenigen, die auch die Glorie des Hofes zweck-mäßig verteilt haben wollen, übrigen» durchsetzt, so blüht künftigdem Monarchen dieses komischen Doppelstaates eine neue Arbeit,Er wird da» Herrschen schier im Umherziehen betreiben müssen....Der Militarismns.Die Bezeichnung Militarismus ist. wie der treffliche so über-schricbene Artikel in den: Handbuch für socialdcmokratische Wählerdarlegt, kein bloßes Schlagwort; es wird darunter nicht nur da«bestehende Militärsystem verstanden, sondern auch der Geist, dieSitten und Gewohnheiten, die der Einfluß des bestehenden Militär-syscems auf das gesamte öffentliche und sociale Leben hervorgerufenhat und die sich in unheilvoller Weise immer mehr Geltung ver-schaffen. Es ist der Geist der Ueberhebung, der KuSschließlichkeitund� einer gewissen Feindseligkeit gegen das Voll, der geflissentlichgenährt wird; es ist die Sitte, daß der Soldat überalldem Bürger voransteht, daß nicht Wissen und Bildung,sondern der militärische Rang, die Uniform in: gesellschaftlichenLeben herrscht. Der Militarismus in diesem Sinne ist int er-national; international seine Erscheinung, international seineSchäden, international seine Kompromittterung. In jedem'militaristisch verseuchten Lande kommen Dinge vor, wie sie unsLieutenant Bilse aus einer kleinen deutschen Garnison erzählt hat-»viel schlimmere noch werden totgeschwiegen! In einem vor wenigenTagen herausgegebenen Buche gegen die französische Militärjusiiz(A bas la justice militaire; Paris 1904) frischt G. Lhcrmitte akten-mäßig belegte Dinge aus der neuesten Geschichte desfranzösischen Heerwesens auf, die, wenn sie unsrenPatrioten als Trost für die Schrecken des Bilse-ProzesieS er-scheinen, uns hingegen den besten Beweis liefern, daß dieheutige Heeresorganisation und der militaristische Geist, dieja in der französischen Republik ihrem Wesen nach genau so sindwie in dem kaiserlichen Deutschland, den Keim der Berderbnis insich selbst tragen. Wenn auch ähnliche Ungeheuerlichkeiten aus Deutsch-land bisher nicht gemeldet worden sind, so möchten wir doch denLobrednern u n s r e s Militarismus raten, nicht vorher in lautenpharisäischen Jubel auszubrechen, ehe sie nicht z.B. sich der ver-schiedenen Prozesse gegen Offiziere wegen Fälschung von Schießlistenerinnert oder die höchst beachtenSiverte Kritik gelesen haben, die einso nationalliberaler Mann wie Professor Paasche an dem Etat fürdie famose.ostasiatische Besatzungsbrigade" geübt hat. Es dürstesehr gewagt sein, daß unsre„Patrioten" sich an die zottige Helden-brüst schlagen und enthusiastisch deklamieren:„Wir Wilden sind dochbessere Menschen 1"Aus dem Bericht, den der Abgeordnete und jetzige französischeMarineminister Camille Pelletan im Jahre 1900 über den Militär-Etat der Kammer erstattete, ergab sich, daß es mit der Ehrlichkeitder mit den: Rechnungswesen der Truppenkörper betrauten Offizieresehr übel bestellt war. Der Chef des Bureaus im Kriegsministerium,Herr Denise, und der Gehilfe des Ministerialdirektors, Herr Prioul,wurden darauf mit einer Untersuchung betraut, über deren Ergebnissie u. a. folgendes berichteten:„Unsere Untersuchung hat sich endgültig auf 132 Infanterie-und 51 Kavallerie-Regimenter erstreckt. Man wird zugeben, daßdiese Zahl groß genug ist. um Schlußfolgerungen auf das Ganzeder Armee daraus zu ziehen.Die 183 untersuchten Regimenter haben wir in vier Gruppeneingeteilt:A. solche Regimenter, bei denen schwere Verfehlungen aufgedecktwurden und deren Verwaltung schlecht war;B. solche Regimenter, bei denen Unregelmäßigkeiten in der Ver-waltung und die Nachlässigkeiten eineu ernsten Charaktertrugen:C. solche Regimenter, bei denen zahlreiche Unregelmäßigkeiten inden Abrechnungen vorkamen, ohne daß die Verwaltung be-sonders schlecht erschienen wäre;v. solche Regimenter, bei denen die Verwaltung als gut an-erkannt werden konnte, obschon auch bei ihnen noch vieleVerstöße gegen die Vorschriften zu konstatieren waren.Das Resultat der Untersuchung haben wir demgemäß infolgender Tabelle zusammengefaßt:Infanterie- Kavallerie-Regimenter RegimenterSerie A. IV 8Serie B. 63 28Serie 0. 84 13.Serie D. 16 2 �Zusammen27914718Prozentsatz14,560,026,09,518261188100(Bergl.: Anlage zum Bericht über das Generalbudget, Kriegs«Ministerium, Seite 108 ff. von 1900.)Die französische Heeresverwaltung gab also selbst zu, daß bei165 von 183 untersuchten Regimentern Unterschlerfe, Diebstähle,Urkundenfälschungen und zahlreiche andere Verbrechen oder Unregel«Mäßigkeiten vorgekommen waren, d. h. bei 90 Proz. Und in demBerichte heißt es selbst:„Die Zahl(der untersuchten Regimenter) istgroß genug, um Schlußfolgerungen auf das Ganze der Armee darauszu ziehen l'In demselben Berichte findet sich aber noch eine überausinteressante Stelle, die ein helle» Licht aus die Zustände unter demfranzosischen Militarismus wirft; es heißt da:„Jedes einzelne dervon der Untersuchung betroffenen Regimenter ist bereits frühermehrfacher Kontrolle unterzogen worden und hat mehrfach gleicheVersprechen gegeben(nämlich endlich Ordnung zu schaffen). Unddoch sind die Zustände so, wie die oben gegebene Tabelle er«kennen läßt.Man wird es deshalb begreiflich finden, daßwir die Nummern und die Standquartiere derRegimenter unterdrückt haben."Lhermitte, der in seinem Buche den Nachweis liefert, daß dieMilitärjustiz niit furchtbarer Wucht den gemeinen Soldaten trifft,der sich irgend eine, wenn auch noch so begreifliche Erregungzu Schulden kommen läßt, dagegen vor den Epaulettender Offiziere Halt zu machen pflegt— Lhermitte fügtdieser Bemerkung hinzu:„Man begreift allerdings das Gefühl,das die Herren Denise und Prioul unter solchen Un, ständen geleitethat: sie wollten ihre Kameraden von der Linie nicht entehren; siewollten die Adressen der Männer nicht veröffentlichen, an die sichPelletanS Vorwürfe richteten:„Wir haben nicht nur festzustellen, daßdie vorschriftsmätzigei, Register an manchen Orten gar nichtexistieren oder seit fünf Jahren nicht geführt worden sind, nein, esgtebt ihrer auch solche, die geradezu phantastisch geführt werden; ineinem hatte man z. B. viele monatelang Einnahmen und Ausgabenin dieselbe Rubrik eingetragen. Auf Schritt und Tritt beg«inet manMystifikationen von höchst wunderbarem arithmetischen Charakter'z. B. 36 Tschakos a 2,60 Frank macht zusammen 141 Frank!Anderwärts haben wir Differenzen von sehr erheblichem Betragefestgestellt; wenn zwei Nachweise sich auf denselben Gegenstand bc-ziehen, dann finden sich zwischen ihnen Unterschiede, die ofthohe Summen darstellen.(Stenographische Berichte über die fran«zösischen Kammerverhandlunqen, 15. Februar 1900, Seite 475.)...Wenn der kleinste Krämer seine Bücher so führen würde, dann liefeer. wie Sie wissen, Gefahr, ins Gefängnis gesteckt zu werden, wenner sie vorlegen muß.... Wissen Sie, wie viel Geld die Ver-waltung zur Deckung des Deficits in sechs Jahren ausgegeben hat?Zwanzig Millionenl"Daß auch nach dieser vernichtenden Enthüllung und KritikPelletans der französische Militarismus sich nicht gebessert hat. stütztunsre Annahme, daß wir es mit organischen Schäden zu thunhaben, solchen, die im System selbst ihre Wurzel haben. Außer-ordentlich charakteristisch ist dafür ein Bericht de» AbgeordnetenBerthelot über Krieaszüge in Süd-Oran, der Kammer erstattet am26. März 1991. Bcrthelot sagte damals:„Im Juni(1900) hatman uns eine specifizierte Abrechnung über alle Ausgaben vorgelegtmit Angaben über den Personalbestand. Bestand der Kamele, Em«schädigungcn für gefallene Kamele, Ausgaben für Nahrungsmittelund so weiter. Ferner hat man uns im November eine Abrechnungüber die seit dem Beginne des Jahres gemachten Ausgaben vorgelegt,und endlich jetzt im März eine Generalabrechnung, in der die beidenvorhergehenden rekapituliert worden sind. Wenn man nur eineeinzige dieser Abrechnungen nachprüft, dann bestechen sie durch ihreGenauigkeit und Gewissenhaftigkeit. Wenn man sie aber mitein-ander vergleicht, dann merkt man, daß sie durchaus nichtzusammen stimme n. Ob man den Personalbestand nachprüft.oder den Bestand der Kamele, oder die Zahl der gefallenen Tiere,ob man irgend eine beliebige Ausgabe ins Auge faßt, immer stößtman auf Differenzen, die keinerlei Zusammenhang zwischen denZiffern erkennen lassen. Am 1. Juni erklärte man uns, die Zahl dergefallenen Kamele belaufe sich auf 13 307. Im Monat Dezembergiebt aber die Division Algier tn ihrer Generalabrechnung sämtlicherAusgaben diese Zahl auf nur 7361 an; in einen 4— 5 jvionatelängeren Zeitraum erklärt man auf einmal 5946 weniger Ab-gang bei den Kamelen gehabt zu haben. Das ist aber noch nichtalles. Für die zuerst angegebenen 13 000 gefallenen Kamele hatteman die den Eigentümern gezahlten Entschädigungen mit 150 Frankpro Stück eingesetzt und als an die Eigentümer ausgezahltverbucht. Die Kammer hat damals die Höh« dieser angegebenenSumme bemängelt, den Betrag aber bewilligt. Im Dezember hatman aber nun nicht nur die Zahl der gefallenen Tiere niedrigerangegeben, sondern auch obendrein erklärt, es seien nur 100 FrankEntschädigungen für das Stück gezahlt worden. Es handelt sichdabei nicht, wie ich zu bemerken bitte, um Voranschläge, sondernum Abrechnungen über geleistete Ausgaben; aufHeller und Pfennig sind die Beträge, die man angeblich au S-g e z a h l t hat und für die man Belege in der Hand haben will undmuß, angegeben worden II"Wo ist das Geld für die augeblich gefallenen und ersetztenKamele geblieben? Wer hat die Buchungen ausgeführt? Wer hatdie Quittungen der Eigentümer ausgestellt? In den französischenParlmnentsakten findet sich darüber nichts. Im offiziellen steno-graphischen Berichte haben wir eine Fortspinnung dieser Debattenicht entdeckt: die Kammer hat die bittere Pille„patriotisch" hinunter-geschluckt, die betreßten und ordensgeschmückten Diebe und Fälscherhaben ihr sauberes Handwerk weitergeführt und stehen gewiß heutenoch in der französischen Armee in Ehren und Aemtern.Natürlich giebt eS auch im französischen Militär-Straf-gesetzbuche Paragraphen, die derartige Verbrechen mit strengenStrafen bedrohen, aber— wo kein Kläger ist. da ist kein Richter,und eine Krähe hackt der andern kein Auge aus! In Frankreich sinddie Offiziere im„Ehrenpunkte" genau so kitzlich, wie in— je Kmandern Lande; sie nehmen dort dieselben Vorrechte für sich in An-spruch, kurz eS ist eben der internationale Militarismus, der dortherrscht und für die private, von NichtmilitärS ausgeübte Kritik fastso unangreifbar ist, wie in andern Ländern, Ihn diesseits, wiejenseits der Grenzen zurückzudrängen, ist eine der ersten undwichtigsten Aufgaben jedes wirklichen Voltsfreundes.Zmtttt deutscher Abjtineuteutag und Großlogen-Festvon Deutschlands Großloge II. d. I.(0. G. S.Altona-Hamburg, 16. Juli 1904.Nachdem am gestrigen Freitagabend der«Alkoholgegnerbund.Landesgruppe Deutschland",«ine zwanglose Begrüßung der Gästevorgenommen hatte, fand heute vormittag von 9— 1 Uhr eineSitzung der Abgeordneten dieser Vereinigung im Logen-Hause, Sommerhuderstr,, des„Jndependant Order of Good TemplerS"statt, die sich indessen vorwiegend mit inneren Angelegenheiten be-faßte und zu recht lebhaften Auseinandersetzungen führte,— Heutenachmittag 3 Uhr Fortsetzung der Abgeordneten-Versammlung undSitzung 5er Leiter von Abstinenzsanatorien, sowieJahres-Hauptversammlung des„Deutschen Vereins ab-stinenter Lehrer" und de»„Deutschen Vereins ab-stinenter Eisenbahner".— Abends 8 Uhr: Empfangsabend im TirkuS Busch. Die Festvorträge haben übernommen Prof.Dr. Johann Bergmann- Stockholm und Landrichter Dr.P o p e r t« Hamburg.— Die Logenhäuser und Abstinenzlokale deshiesigen StädtekomplexeS sind festlich geschmückt, ebenso ist in denStraßen und an den Häusern Altonas zum großen Teile Fahnen-und Guirlandenschmuck sichtbar. Es herrscht eine drückende Hitze.ßHefbaften der Redahtton.>rirtifcH«r CriLDh. Main». Ein Anspruch aus Entschädigung steht Ihrem vrudernicht zu,— Nt. G. 18. Da der Berel» sich nicht mit öffentlichen An-gelcgenhcitcn beschäftigt, so Ist eine Anmeldung nicht erforderlich,— K. S7.1. Ihr Kind haben Sie zu ernähren. Ihre Frau so lange nicht, als sie gegenIhren Willen die Ehewohnung nicht teilt. 2. Sic können aus HerausgabeIhres Kindes antragen. 8. Da Sie nicht spätestens am 27. Juni den Der-trag aufgekündigt haben, fo find Sie an ihn bis zum 1. Oktober 1903 ge-bundeir 4. Ja. 3. Gegen da« Borgerccht Ihrer Frau schützen St« sichdurch Aushebung diese» Borgerechts und Eintragung der Aushebung in dasHeiratsregister. Beispiele hierfür finden Sie S. 223 Nr. 20 und 21 de» dem„Arbeiterrecht" velgesügten Führers. Da» Buch liegt in den öffentlichenLesehallen auS. 3. Nein, Sie können zunächst nur aus Rückkehr klagen.— Albert N. in Anklam. Dem Arbeiter steht lediglich ein Ausbruchgegen die Berussgenossenschast, nicht gegen den Arbeitgeber, zu. Gegenlctzternt kann ein Strafantrag wegen fahrlässiger Körperverletzung gestelltwerden.— H. M. 14. Ein Mittel, jemand, der nicht als Zeuge ver-nommen wird, zur Aussage zu zwingen, giebt eS nicht. Eine Schadens-ersatzllage gegen die betreffenden Arbeitgeber ist zulässig, hat aber wenigAussicht aus Erfolg, Gelangt es zum Prozeß, aber nur dann,so eignet sich die Sache eventuell zur Besprechung.— N. 31, Ja.— Otto 153. Der Klage gegenüber haben Sie sich wie irgend einerandren gegenüber zu verteidigen. Durch Ihren Widerspruch gegen denZahlungsbcsehl ist dieser gegenstandslos geworden und deshalbKlage erhöhen. Es ist nicht ersichtlich, welche Rechte nachIhrer Ansicht der Kläger verloren haben soll.— BS. M. 1. Ja. 2. Nein.— F. L. IL. Der Passus eines Vertrages, durch den ungleiche Kündigung»-siistcn vereinbart werden, ist, lallS«S sich um«inen Gewerbchilsen handelt,nach h 122 der Gewerbe-Ordnung, falls daS Berlragsverhaltnis einenHandlungSgehilsen betrifft, nach§ 67 H.-G.-v. ungültig, in der Regel gültighingegen, sofern«in andrer Privatberirng vorliegt, Sie sind als Kassen-böte einer VersichcrungSgescllschast nicht Gewerbegehilse oder den Borschristcndes Bürgerlichen Gesetzbuchs unterliegender„Dienstverpflichteter". Ist dieVersichermigsgcfellschajt eine solche, die die Versicherung gegen Prämien über-nimmt, so sind SieHandlungsgehus« und stehtJhnen Swocheniliche Kündigungs-Irist zum Ouartalsersten zu, da dann der betreffende Passu» Ihre» Vertragesungültig ist und an seine Stelle die gesetzliche Frist tritt. Ist IhreVerstcheningSgesellschaft eine Gtsellschast aus Gegenseltlgkeit, so liegtkein HnndlungSgehIssenverhältnis vor, die von Ihnen angezogeneVorschrift ist dann gültig. Zuständig Ist da« Amisgertcht.— W. P.®. C8. 1., 2., 5. Nein. 3. Ja. 4. Wenn Sie Beklagter stnd,nein. Wegen böslichen Verlassens kann tn der Regel nur aus Wieder-Herstellung dcS ehelichen Lebens und erst dann aus Ehescheidung geklagtwerden, wenn das verurteilende Erkenntnis ein Jahr lang unbcsolgt ge-blieben ist.— I. G. Ein Recht aus Ausnahme in eine Heilanstalt der Landes-verslcherungS-Anslalt hat leider niemand, die Ausnahme kann gewährt werden.O. R. SV. St« kännen gegen Ihren Ehemann aus Alimentation klagen,können serner beantragen, Ihnen zu gestatten, von Ihm getrennt zu lebenund können endlich aus Scheidung antragen.— W.®. 1. Ja— F. H., Lichtenberg. Nach der überwiegend in der Rechtsprechung ver-tretencn Anficht ist Ihr Sohn tranken- und Invaliden-versicherungspftichtigStrasbar sind Sie aber nicht, weil Sie sich im guten Glauben bcstndc»konnten, daß Ihr Sohn nicht als Geselle und dergl. seine Arbeit verrichtetsondern als zu Arbeiten im Geschäft de« Vater« verpflichteter minderjähriger