diesem Vorschlage sofort zu, die Unternehmer lehnten ihn ab._ „SchonenS Landarbeiter- Verband", die junge Organisation schwedischer Landproletarier, hat dieser Tage bereits auf mehreren großen Gütern durch kurze Streiks nennenswerte Lohnerhöhungen erzielt. Das hat die Gutsbesitzer veranlaßt, sich ebenfalls zu organisieren. Aber nicht zufrieden damit, wollen sie nun ihren Arbeitern das Koalitionsrecht nehmen und haben beschlossen, nur solche Leute in Dien st zu nehnren, die sich der- Pflichten, nicht dem Landarbeiter-Verband an- zugehören. Den schwedischen Landarbeitern steht also ein Kampf um ihr Koalitionsrecht bevor. Streik der französischen Schiffsoffiziere. Da die Schiffe der Messageries Maritimes infolge der Streitigkeiten zwischen dem Dock- arbeiter-Syndikat und den Arbeitgebern außer Dienst gestellt sind, haben die Offiziere der Handelsmarine beschlossen, ihre Schiffe zu verlassen, wenn die Offiziere der Messageries Maritimes nicht bis zum 18. Juli Anweisung erhalten haben, ihre Schiffe wieder in Dienst zu stellen. Der SchlachthnuSarbriter-Strcik in Chicago . Nach einer vier- stüudigen Besprechung wurden am Freitag die Verhandlungen zwischen den ausständigen Packhaus-Angestellten und dem Vollzugs- ausschuß der Vereinigung der Fleischer abgebrochen. KeHimr partei-�ngelegenbeiten. Charlottenburg . Die Generalversammlung des Wahlvereins findet heute abend 8 Uhr im Volkshause, R o s i n e n st r. 3, statt. Genosse Z u b e i l wird über den„Kampf gegen die Socialdemokratie im Reichstage und Landtage" referieren. Außerdem sind Delegierte zu'der Generalversammlung des Kreises zu wählen, die sich mit dem kommenden Parteitag zu beschäftigen haben wird. Die Wichtigkeit der Tagesordnung verlangt gebieterffch das Erscheinen jedes Genossen. Das Mitgliedshuch legitimiert. Für Gäste und Frauen ist die Tribüne reserviert. Weißeilsee. Wir weisen die Genossen auf die heute abend statt- findende Generalversammlung hin. Siehe Annonce vom Sonntag. Zahlreichen Besuch erwartet Der Vorstand. Lichtenberg . Die Wahlvereinsversammlung, in der die Tagesordnung des Parteitages besprochen werden soll, findet nicht heute, sondern am Dienstag, den 26. Juli, bei Höflich. Frankfurter Chaussee 120, statt. Schönebcrg. Heute, Dienstagabend, findet im Obstschen Saale, Meiningerstr. 8, die Generalversammlung des Wahlvereins statt. Auf der Tagesordnung steht außer dem Kaffenbericht ein Vor- trag des Genossen Dr. Maurenbrecher:„Die preußische Ge- schichte in der Schule und in der Wirklichkeit" und Wahl der Dele- gierten zur Generalversammlung des Kreises.— Mitgliedsbuch legi- timicrt.— Frauen als Gäste haben Zutritt. Friedenau . Heute abend 8>MIHr findet die Monatsversammlung des hiesigen Wahlvereins statt. Tagesordnung: 1. Vortrag. 2. Dis- kussion. 3. Verschiedenes. Zahlreicher Besuch erwünscht. Gäste will- kommen. Adlershof . Die Mitgliederversammlung des Socialdemokratischen Wahlvereins findet am Donnerstag, den 21. Juli, abends 8>/z Uhr. im Lokale von Fechner, Oppenstr. 56, mit folgender Tagesordnung statt: 1. Aufnahme neuer Mitglieder. 2. Die Taktik der Socialdemokratie und der Dresdener Parteitag. Referent Genosse Jul. Hildebrand. Korreferent Genosse E. T o st. 3. Diskussion. 4. Vereinsangelegenheiten und Verschiedenes.— Der Wichtigkeit der Tagesordnung wegen ist das pünktliche Erscheinen sämtlicher Mitglieder unbedingt notwendig. Gäste, nur durch Mit- glieder eingeführt, haben Zutritt. Die Versammlung wird pünktlich eröffnet._ Lohaled. Der Mann mit der rote» Nelke. „Berlin und Potsdam " oder„Deutschlands Zukunft auf dem Wasser" könnte auch jene kleine Geschichte betitelt werden, die da zeigt, daß die an sich berechtigte Animosität gegen die Schnoddrigkeit der Berliner schon vor den Thoren von Potsdam anhebt, daß aber der verrufene RcichZhauptstädter diesen Widerwillen selbst dann ab- gebrühr und mit humorvoller Gelassenheit über sich ergehen läßt, wenn etwelche Unbequemlichkeiten ihn begleiten. Von Neichsgewalt gleich Seegewalt ist im verflossenen Jahr- zehnt gesprochen worden und von der Zukunft Deutschlands , die auf dem Wasser liegt. Mit diesem Wasser braucht ja nicht immer das Weltmeer gemeint zu fein; die Havel thuts am Ende auch schon. vor allem, wenn die Zukunft sich in Angehörigen von Potsdams Garde repräsentiert. So freute sich denn männiglich auf dem Sterndampfer, der Sonntagnachmittag um halb fünf Uhr von Moorlake nach Potsdam fuhr, als etliche jüngere Männer in mehreren Seegelbooten daher- kamen; und die Freude wuchs, als kundige Thebaner die Mär ver- kündeten, daß ein Wimpel diese Boote als solche aus dem Besitz des königlichen Hauses kennzeichnete. Junge Offiziere aus der Potsdamer Garnison , so hieß es, seien die Lenker der Schiffe, und in dem einen der Boote dort hinten säße sogar der Kronprinz von Preußen. Minder erbaut als die Passagiere war der Kapitän des Stern- dampfers von dem Zusammentreffen mit der Segelboot- Flottille. Denn der erfahrene Schiffer sah sehr wohl, daß auf dem ziemlich schmalen Wasser, wo ein Ausweichen nicht so leicht ist, das vordere Segelboot, in welchem übrigens der Kronprinz nicht saß, etwas un- geschickt gelenkt wurde. Plötzlich hieß es„Stopp"; das Dampfboot zitterte vom heftigen Rückwärtssteuern und dicht vor dem Bug sauste das Segelboot dahin. Alle Leute priesen die Geschicklichkeit und GeisteSgegen- wart des Kapitäns vom Sterndampfer; denn wäre der Koloß eine Viertelsekunde später zum Stehen gebracht worden, so hätte er das Segelboot überrennen müssen. Natürlich mischten sich in die Stimmen dieser Anerkennung auch solche lauten Tadels gegen die Segler, die aufs Haar ins Unglück geraten wären. Es ist ja unmöglich, in einem so kritischen Moment alle Umstände mit streng objektiver Gerechtigkeit zu würdigen. Die neugierige und von Unmut eingegebene Frage:«W at sind denn det for---, die d a so ungeschickt steuern?" wäre gewiß dem Fahrgast am Bug nicht entschlüpft, wenn er bedacht hätte, daß überall einmal ungeschickt gesteuert wird und daß die Angehörigen von Potsdams Garde, als welche die Segler nun einmal galten, ihrem König zwar Generationen hindurch zu Lande gedient haben, in der Nautik hin- gegen erst seit verhältnismäßig kurzer Zeit versiert sein können. Andrerseits lehrt ein alter Erfahrungssatz, daß selbst ein ungerechter Tadel den Meister seiner Kunst kalt läßt, daß derjenige hingegen, der am Ende selbst noch zu lernen hat, sich zuweilen schon von einem gar nicht einmal böse gemeinten Wort getroffen fühlt. „Der Dampfer darf nicht weiterfahren!" schallte eS vom Segelboot herüber.„Und der Kapitän stellt mir erst den Mann fest, der sich die Beleidigung erlaubt hat! Es war ein Mann mit einer roten Nelke im Knopfloch. Kapitän, wo ist der Mann mit der roten Nelke?" Der Kapitän hatte seine ganze Geistesgegenwart bis dahin auf die Verhütung eines Unglücks konzentrieren müssen und gab dem Segler zu verstehen, daß er auf Nebensächlichkeiten nicht auch noch acht geben könne. „Gut! Der Dampfer kommt mir nicht von der Stelle! Ich übernehme für alles die Verantwortung! Zwei Mann an Bord des Dampfers, um den Beleidiger festzu- stellen!" Ein größeres Ruderboot fuhr hart an den Sterndampfer heran, zwei Mann kletterten an Bord und recherchierten unter den Hunderten Passagieren nach dem Beleidiger mit der roten Nelke im Knopfloch. Es muß dem Gesuchten offenbar an Selbstlosigkeit ge- mangelt haben, denn er meldete sich nicht; aber auch sonst gab sich niemand zum Denunzianten her, so sehr die beiden Männer aus dem Ruderboot auch suchten. Es läßt sich nicht behaupten, daß die Situation auf dem dichtbesetzten Dampfboot als Annehmlichkeit empfunden wurde. Das Schiff hatte bereits in Moorlake erhebliche Verspätung gehabt, und nun war auch schon auf offenem Wasser wohl eine Viertelstunde ver- strichen, ohne daß man vom Fleck gekommen war. „Schade, daß der R u h k o p f von der„Post" jetzt in Königs berg zu thun hat!" meinte einer,„der versteht das Denunzieren und hätte auch jetzt das Vaterland gerettet!" Andre Leute äußerten sich weniger humorvoll über die Sach- läge und auch die beiden Leute, die immer noch den Mann mit der roten Nelke suchten, schienen von ihrer Aufgabe nicht sehr erbaut zu sein, zumal sie resultatlos war und bleiben sollte. Endlich ein Seufzer der Erleichterung; die Fremden stiegen wieder ins Ruderboot, ohne den Gesuchten gefunden zu haben und das Schiff durfte weiter fahren. Zwar wurde noch manches Wort des Univillens laut, und der Laienverstand erging sich in juristische Betrachtungen über die Frage, ob denn eine einfache Beleidigung nach Z 185 des Straf-Gesetzbuchs den sich beleidigt fühlenden berechtige, ein Schiff mit Hunderten Passagieren an der Weiterfahrt zu hindern. Aber bald besiegte an dem sonnigen Sonntagnachmittag der gesunde Sinn des Berliners die juristischen Skrupel und Zweifel; der Humor brach sich Bahn und noch beim Aussteigen in Potsdam unterhielt man sich in drastischen Worten über das Abenteuer mit der Seglerflottille und den so geheimnisvoll verschwundenen Mann mit der roten Nelke im Knopfloch. Eine Bekanntmachung betreffend Achwhr-Ladenschlnß erläßt der Polizeipräsident: Aus dem Kreise der beteiligten Gewerbetreibenden ist bei mir der Erlaß einer Anordnung dahin angeregt worden, daß im Landespolizei-Bezirk Berlin sämtliche offene Verkaufsstellen mit Ausnahme derjenigen für den Verkauf von,Lebensmitteln seinschließ- lich Kolonialwarens, Konfitüren, Cigarren, Lichten. Seifen, Droguen und der offenen Verlaufsstellen der Barbiere und Friseure, an den Werktagen, jedoch mit Ausnahme des Sonnabends, in der Zeit zwischen 8 Uhr abends und 7 Uhr morgens für den geschäftlichen Verkehr geschlossen sein müssen. Nicht erstrecken soll sich die neue Anordnung natürlich auf diejenigen offenen Verkaufsstellen, für welche(Nähmaschinen und Leder) bereits eine entsprechende Anordnung besteht. Auf Grund des§ 1 der Bestinimungen des Bundesrats vom 25. Januar 1S62(R.-G.-Bl. S. 38) habe ich zur Feststellung der gemäß Z 139 f. Abs. 1 und 2 der Gewerbe-Ordnung für einen entsprechenden Antrag erforderlichen Anzahl von Stimmen der be- teiligtcn Geschäftsinhaber den Vorsteher des Gewerbekommissariats königlichen Polizeidirektor Maurer Hierselbst 3W. 19, Krausenstr. 29, als Kommissar— für die Zeit seiner Abwesenheit dessen amtlichen Vertreter— bestellt. Ans der Haft entlassen wurde die verehelichte Olga Götsch in Rixdorf, welche, wie wir ausführlich berichteten, beschuldigt ward, gegen ihren Geliebten, den Bauarbeiter August Sikora, einen Gift- mordversuch verübt zu haben. Die G. hatte dies von vornherein bestritten und behauptet, daß S. im Bette wach gelegen und mit ihr gesprochen habe, als sie ihm ans Eisersnchl und Verzweiflung eine Tasse Lysol ins Gesicht goß. Diese Darstellung hat beim Unter- suchungsrichter Glauben gefunden, und da Sikora bereits wieder hergestellt ist, die G. mithin nur wegen Körperverletzung belangt werden kann, erfolgte ihre Entlassung aus der UntersuchungShast. Eine Brandkatastrophe, wie sie am gestrigen Sonntag unsrer Feuerwehr beschieden war, ist glücklicherweise in der Berliner Brand- chronik nur selten anzutreffen. Es brannte die Spritfabrik von Eisenmann in der Mllhlenstr. 6/7, und etwa ein Dutzend Feuerwehr - leute wurden bei den Löscharbeiten verletzt, darunter ztvei so schwer, daß sie vom Brandplatze weggetragen und bewußtlos nach dem Krankcnhause geschafft werden mutzten. Auch kamen sechs Pferde in den Flammen um. Das vom Feuer betroffene Grundstück zieht sich von der Mühlen- straße in einer Länge von mehr als 596 Meter bis zum Eisenbahn- gelände an der Warschauer Brücke und hat ztvei lang- gestreckte Seitenflügel, die in der Hauptsache zu Lagerzwecken sür Spiritus, Aether, Naphthalin usw. dienen. In ihnen werden enorme Mengen dieser Flüssigkeiten aufbewahrt und zwar teils in großen Reservoirs, teils in metallenen Behältern, oder auch in hölzernen Fässern und Glasballons. Etwa sechzig gefüllte Fässer und Metallbehälter nebst zahlreichen Glasballons stände» außerdem auf dem geräumigen Hofe. Kurz nach 12 Uhr mittags fuhr ein Kutscher mit einem mit vier großen Spiritussässcr» beladenen Wagen in den Hof und spannte aus. Kaum hatte er die Pferde in den Stall gebracht und sich nach dem Vorderhause begeben, als von allen Seiten Feuerrufe laut wurden. Von der Straße stürmten Leute herbei, die zu ihrem Schrecken in der Nähe des Pferdestalles hohe Flammen emporschießen sahen. Ihre Versuche, die gefährdeten sechs PferdeInoch zu retten, scheiterten an dem rapiden Umsichgreifen des Feuers, das zunächst nur aus dem freien Hofe wütete, aber fortwährende Explosionen im Gefolge hatte. Man mußte die armen Tiere ihrem Schicksal überlassen und sich darauf beschränken, die noch außerhalb des Feuergebietes auf dem Hofe liegenden Spiritusfässer nach der Straßenseite hin in Sicherheit zu bringen. Mittlerweile war die Meldung:„Großfeuer" an alle Wachen gelangt und sämtliche Züge der ersten, zweiten und fünften Compagnie eilten zur Brandstelle. Die Leitung übernahm Branddirektor Giersberg. Den zuerst an- kommenden Löschzügen bot sich ein grandioser Anblick dar. Der Hof glich in seiner gesamten Breite und in einer Länge von fast 106. Meter einem einzigen Feuermeer, dessen Flammen zeitweise vier Stockwerke hoch emporichlugen. Schrittweise mußte zunächst dem verheerenden Elemente Terrain abgewonnen werden, um die noch nicht explodierten Metallgesäße zu sichern und so großes Unheil zu verhüten. Unaufhörlich explodierten anfangs ans dem Hofe aufgestellte, mit Aether, Säuren und Spirittls angefüllte Glasballons und Holzfässer bis zu dem Augenblick, wo ein Massen- angriff mit acht Dampfspritzen erfolgte. Von jetzt an galt die Ge- fahr für die auf dem Hofe lagernden explosiven Flüssigkeiten für beseitigt, obgleich sie noch sorgfältig unter Wasser gehalten wurden. Nun aber begann auch erst die Hauptthätigkeit für die Wehr. Das Feuer war auf einen etwa 18 Meter langen, einstöckigen Lagerraum übergesprungen, in dessen Kellerräumen ein großes Spiritusrescrvoir lag, während sich im Erdgeschoß nach Angabe des Besitzers 69 Fässer bezw. metallene Spiritusbehälter befanden. Hier wütete nun das Feuer in verheerender Weise. Die Situation für die Löschmannschaften war ungemein kritisch. Vor sich hatten sie jetzt den Hauptbrandherd, an den sich aber rechts und links noch große Spirituslagerräume anschlössen, die allerdings durch Brandmauern gesickert waren. Aber auch im Rücken der Löschmannschaften, im rechten Seitenflügel, lagerte noch Spiritus. Dazu kam, daß unmittelbar an den Brand- Herd die große, mit Vorräten angefüllte Weizenmühle von Karl Solomon u. Co. stieß, die stark bedroht war und ständig unter Wasser gehalten werden mußte. Dieses war auch der Fall bei den noch im Brandgebiete lagernden Gesäßen aus dem Hofe. Brand- direktor Giersberg wurde von einer Seite darauf aufmerksam ge- macht, den rechts vom eigentlichen Brandherde liegenden Lagerraum besonders zu schützen, allein Herr Giersbcrg lehnte dieses Ansuchen zunächst mit Recht ab unter der Motivierung, daß er seine Leute nicht einer übergroßen Gefahr aussetzen könne. Er hatte übrigens sofort erkannt, daß eS mit Hilfe der vorhandenen Löschhilfe gelingen werde, die Weiterberbreitung des Feuers zu hemmen. Stundenlang sandten nun die vorhandenen Dampfspritzen gewaltige Wassermengen nach dem Brandherde, ohne indes lange Zeit wesent- lichen Erfolg erzielen zu können. In Zwischenräumen von etwa fünf Minuten erplodicrten einzelne Spiritusbehälter, wobei starke Stichflammen nach außen geworfen wurden. Gegen'/23 Uhr erfolgte eine heftige Explosion. Die Rohrführer— je vier bis sechs Mann an einem Rohre— wurden zurückgeworfen, wobei eine größere Anzahl der Leute Verletzungen erhielten. Zwei von ihnen, nämlich Landefeld von der ersten und Göke von der zweiten Compagnie, mußten be- Ivußtlos vom Platze getragen und sofort nach dem Krankenhause gefahren werden. Die übrigen konnten nach ihren Wohnungen ent- lassen werden. Die weitere Ablöschung bot das Bild einer fort- gesetzten Kanonade, die durch die Explosion der einzelnen Spiritus- behältcr verursacht wurde. Erst gegen abend galt die Gefahr als beseitigt. Die erschöpften Mannschaften wurden abgelöst, doch blieb auch die Nacht über noch eine große Brandwache mit Dampfspritzen zur Stelle. Während des Brandes war Polizeipräsident v. Borries längere Zeit anwesend. Die Ursache deS Brandes wird darauf zurückgeführt, daß ein auf dem Hofe im Sonnenbrande stehender Ballon Aether sich entzündet habe. Ein zweiter Brand, der ebenfalls viel Arbeit verursachte, wütete gestern in der Lehninerstr. 9 in der Hasenheide; dort stand der Dach- stuhl des Hauses in großer Ausdehnung in Flammen. Die dritte Compagnie unter ihrem Chef Brandinspeftor Reinhardt hatte � dort stundenlang zu thun und mußte mit vier Schlauchleitungen tüchtig Wasser geben, um die Flammen, die reiche Nahrung an dem Inhalt der Böden gefunden hatten, zu löschen.— Heute ftüh um 7 Uhr kam durch die Explosion einer Spirituslampe in der Alexandrinenstr 7o Feuer aus, wobei der Arbeiter Bruno Behm, Prinzen- straße, Brandwunden im Gesicht und an den Händen erlitt; der Verletzte wurde nach dem Krankenhause am Urban ge- schafft.— Ferner hatte die Feuerwehr noch an etwa zwanzig ver- schiedenen Stellen zu thun.— In Treptow stand gestern abend ein neues vierstöckiges Wohnhaus, ein Eckhaus an der alten Treptower Landstraße, wo 1896 die Ausstellung„Nordpol " sich befand, in Flammen. Das obere Geschoß ist unbewohnt, weil der Bau- Herr beim Bau des Hauses die Bauerlaubnis nur für drei Geschosse erhalten hat. Das obere vierte Geschoß konnte deshalb auf polizeiliche An- ordnung nicht vermietet werden. Gestern abend ist es nun nieder- gebrannt. Das Feuer ist in dem Dachstuhl ausgekommen. Als die Treptower Feuerwehr erschien, stand der Dachstuhl schon in hellen Flammen. Bald darauf erschien auch die Rixdorfer Feuerwehr mit ihrer Dampfsvritze, konnte aber nichts machen, weil die Rixdorfer Standrohre nickt zu den Treptower Hydranten patzten, auch die mit- gebrachten Schlauchleitungen nickt genügten, um Wasser aus dem nahen Karpfenteich zu entnehmen. Gewehr bei Fuß mußten die Rixdorfer unthätig zusehen, wie der Dachstuhl niederbrannte. Die Witze, die aus diesem Anlaß von den Ausflllglern gemacht wurden, wollen wir hier nicht wiedergeben. Viele davon waren nicht unberechtigt. Was nützen Dampfspritzen und Feuerwehren, wenn sie nicht löschen können. Wenn die Schläuche fehlen und die Geräte nicht passen, dann ist es besser, man bleibt hübsch zu Hause, setzt sich nicht dem Spott aus und schont die Pferde. Bier Opfer der Hitze. Der 34jährige Geschäftsführer Willi Kohn aus der Schönhauser Allee 84 betrat nach einem längeren Gang eine Wirtschast in der Frankfurter Allee . Nachdem er dort ein Glas Bier erhalten hatte, brach er tot zusammen. Der 56 Jahre alte Almosen- empfänger Karl Kutzner wurde vor der Thür des Hauses Colberger- straße 9, wo er wohnte, vom Hitzschlag getroffen und starb am Sonnabend in einem Krankenhaus. Auf seiner Arbeitsstelle in der Schönhauser Allee wurde am Sonnabenduackmittag um 2 Uhr der 39jährige Stukkateur Adolf Piodt aus der Schulsir. 65 von einem Hitzschlag getroffen und nach einem Krankenhanse befördert. Auch der Arbeiter Karl Bauer. 29 Jahre alt, fand dort Aufnahme. Er halte im Tegeler See gebadet, sich unbekleidet am Ufer hingelegt und einen Hitzschlag erlitten. Zu dem Morde an der kleine» Lncie Berlin kann mitgeteilt werden. daß sich das Belastungsmaterial gegen Berger derart verdichtet hat," daß die Eröffnung des HanptverfahrenS schon für die nächste Schwur- gcrichtSperiode erwartet wird. Die chemischen Untersuchungen ver- schiedener Gegenstände, die übrigens noch nicht abgeschlossen sind, haben bereits viel Beweismateriol gegen ihn erbracht. So wurde in beiden in Frage kommenden Körben Menschenblut mit positiver Sicherheit festgestellt; auch Stoffreste sind in dem kleineren Korbe gefunden. Eine Reihe von Zeugen, die diesen Korb früher von der Eigentümerin Liebetruth entliehen hatten, wurden ermittelt und haben ihn mit Sicherheit wiedererkannt. Berger leugnet die Tbnt hartnäckig nach wie vor. Seine Angaben, daß er den Korb zunächst an eine ältere Straßendame, dann aber an eine junge verschenkt habe, haben bisher nickt bestätigt werden können und iverden sich auch nicht bewahrheiten können. Andrerseits haben die Nachforschungen über Borgers Vorleben zu einem wichtigen Er- gebnis geführt.' Vor etwa einem Jahre hat er sich in Breslau auf- gehalten und hatte dort ein minderjähriges Mädchen in einen Keller gelockt. Bevor er aber seinen mutmaßlichen Plan durchführen konnte, wurde er von einem Gastwirte überrascht. Er entzog sich der Fest- nähme dadurch, daß er aus einem Revolver auf den Gastwirt schoß und ihn verschenchte. Rcvolverschicficrei. Ein böses Ende nahm eine Rücksprache, zu der der Laubenbesitzer Scheibe! den Stukkateur Otto Fritz aus der Lychenerstraße 18 eingeladen hatte. Fritz besuchte mit seiner Frau und seinem Bruder am Sountagnachniittag die Laubenkolonie hinter der Dnnckerstraße und wurde von Scheibe! zu einem Glas Bier nach der Duuckcrstraße 23 eingeladen. Scheibe! hat einen dritten verklagt und Fritz soll ihm als Zeuge dienen. Dieser wollte auch seine Aus- sage machen, Scheibe! wollte sie aber nach seiner Auffassung haben. Daraus entspann sich ein Streit, der in eine Prügelei ausartete, als Scheibe! Fritz vor die Brust stieß. Der Wirt, der geschlafen hatte und durch den Lärm und das Klirren zerschlagener Gläser munter wurde, erschien aus einem Nebenzimmer mit einem Revolver hinter dem Ladentische und schoß dann auf die beiden Gegner, die ihre Rauferei ans der Straße fortsetzten. Er gab vier Schüsse ab und traf Fritz zweimal in einen Arm und einmal in den Leib schwer, so daß er zusammenbrach; der vierte Schuß verletzte einen Unbeteiligten am Bein. Beide Verwundete erhielten auf der Unfallstation II in der Schönhauser Allee Verbände und wurden entlassen. Fritz, dessen Zustand sich verschlimmert hat, wurde heute morgen nach einem Krankenhause gebracht, wohin er anfangs nicht wollte. Das über die Schießerei aufgebrachte Publikum wollte das Lokal des Wirtes Kästner stürmen, so daß die Polizei es schließen mußte, bis sich gegen Abend der Schwärm verlausen hatte. Durch zahllose Messerstiche getötet wurde in der letzten Nacht der am 39. Oktober 1872 in Berlin geborene Maurer Richard Trage aus der Goltzstraße 14b zu Schöneberg . Er hatte einen Ausflug in Ab- Wesenheit seiner verreisten Frau unternommen und befand sich um ir/z Uhr auf dem Heimwege in der Michaelkirchstraße. Vor Nr. 26 fand eine Schlägerei statt. Der 39jährige Arbeiter August Bendig aus der Wrangelstr. 25 hatte seine Base, die 15jährige Helene Luczynski und deren Mutter von einem Dampfer abgeholt Sie gehörten einer zahlreichen Gesellschaft an, von der ein junger Mann die Helene Luczynski in der Laune umfaßte. Dadurch entstand die Reiberei, an der Bendig wohl viel Schuld trägt. Nun kam Trage hinzu, um zu schlichten, mochte den jähzornigen Bendig aber noch wütender, so daß dieser ein Messer ergriff und blindlings um sich stach. Außer dem jungen Mann, der die unschuldige Veranlassung gab und nur leicht am Ohr verletzt wurde, erbielr Trage am ganzen Körper Stiche und sank blutend zusammen. Sechs Schutzmänner schritten ein und brachten die Gesellschaft nach der Wache. Trage wurde nach der Unfallstation III am Mariannen-Ufer gebracht, wo er um 2'/« Uhr starb. Bendig, der festgenommen wurde, will in der Erregung ge- handelt haben.— Auch in einem zweiten Falle ist dem 28 Jahre alten Kutscher Georg Grosse eine Vermittlerrolle schlecht bekommen. Er sah in der letzten Stacht, wie sich in der Jnvalidenstraße zwei Männer feindlich gegenüberstanden, von denen der eine ein Messer in der linken Hand hielt. Grosse hielt ihm den linken Arm fest, als
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