AktionSkomnee, rrt dessen Hand alle Fäden wänden sollen. DieErfüllung der Aufgabe müsse sich auf den verschiedensten Wegen voll-ziehen. Die Notwendigkeit terroristischer Akte beweise das Leben. Aberder ganze Erfolg beruhe auf einer geschlossenen mächtigen Organisation.Eine spätere Stelle dieser Broschüre soll nach der llebersctzring desKonsulats lauten:„Die Revolution soll den Bauern das ganzeLand in Besitz geben, welches den Besitzern und dem Staate weg-zunehmen ist." In Wahrheit ist nur davon die Rede,„daß derStaat eine möglichst grohe Menge Landes den Bauern in Pachtgeben soll". Seine eigne Anficht über den Terror faßt Nadeschdindahin zusammen:„Das ist nämlich gerade das Ziel,welches der Terror in den Vordergrund zu stellen sichbemüht: hat einmal eine verstärkte energische Aktionunter den Massen begonnen, so ist seine excitativeRolle erfüllt. Ob er dann die Eigenschaft eines wirklichen Terrorsbehält oder sofort seinen Platz einer Reihe bewaffneter Massen-erhebuugen gegen die regierende Gewalt überläht. darüber wird dieZukunft entscheiden. Der Thron des Selbstherrschers aller Reußenwird bei der starken Gärung unter den Müssen von revolutionärenRussen schutzlos dastehen. Das ist nicht ein Granit, der mit ver-goldetem Zierrat versehen ist, sondern lediglich ein vergoldeter,hölzerner Block, der durch Termiten zerfressen wird. Es bedarf keinergigantischen Anstrengung, um ihn von seinem Platz zu rücken. Er wirdin Trümmer zerfallen bei dem ersten Anprall der Massen. Wederein Zaun von Bajonetten, weder der Beutel großer Kapitalisten,weder das Geheul der getreuen adeligen Unterthanen, noch dieAutorität des„Zaren-Vüterchens" in den Augen der dumpfenMassen— nichts wird den Thron des Selb st-Herrschers retten können, ebenso wie nichtsAlexander II. vor der blutigen Vergeltung derterroristischen Kämpfer für die Volkssreiheit be-wahrt hat. Nichts wird ihn erretten, wenn dieser Terror in dementbrannten Kampfe erscheinen wird."—Erster Staatsanwalt Dr. S ch ü tz e: Ich möchte auf eine Ab-weichuug in der Uebersetzung des Konsuls aufmerksam machen. Dasteht:„Nichts wird den Thron Nikolaus' II." usw. Der Konsul hatalso den Namen des Zaren suppeditiert. Kann man aber unter demSelbstherrscher etwas andres verstehen als Nikolaus II., wenigstensin diesem Zusammenhange?— Sachverst. Dr. R o st: Gemeint istjeder absolutistische Herrscher.— Bert. Haase: Natürlich.— Vors.:Das ist Sache der Auslegung.— Vert. Liebknecht: In derUebersetzung des Konsuls heißt es:„Nichts whd Nikolaus II.„vorder Wut des Volkes" retten I" Auch die„Wut des Volkes" hat derGeneralkonsul„suppeditiert".Es folgt eine weitere Stelle aus derselben Schrift, die dasMtionsprogramm zusammenfaßt. Es soll erreicht werden: 1. eineplaimiäßige Leitung der Arbeiterbewegung, 2. Ausnutzung derStudentenbewegungen zu revolutionären Zwecken, 3. Ausnutzungaller oppositionellen Strömungen in der russischen Gesellschaft,4. Ausnützung aller Kräfte, die sich auf dem Dorfe entwickeln,K. Propaganda und Agitation in der Armee angesichts ihrer innnerhäufigeren Verwendung gegen die Arbeiter, 6. Herstellung einesBundes mit den andren Revolutionären, 7. Organisation einessystematischen Terrors als eines besonderen excitativen Mittels zuemer weiteren politischen Bewegung unter den Massen.— ErsterStaatsanwalt Dr. Schütze: Ich möchte hier auf den Unterschieddieser Uebersetzung mit der des Konsuls aufmerksam machen. Diesesübersetzt:„Excitative Mittel zur Erzielung revolutionärer Erfolge".—Sachverständiger Dr. R o st: Davon kann ich hier nichts finden.—Erster Staatsanwalt Dr. Schütze: Es soll ja auch keine Ueber-setzung, sondern nur eine Inhaltsangabe sein.— VerteidigerLiebknecht: Ich möchte zugeben, daß der Konsul diese Stelleausnahmsweise annähernd richtig wiedergegeben hat. �Heiterkeit).—Vert. Haase: Ich möchte doch bitten, auch einige Stellen aus demNachwort vorzulesen. Da heißt es:„Die wenigen Seiten, die wirdem Terrorismus gewidmet haben, haben zu vielen MißverständnissenAnlaß gegeben..„ Wer ist schuld?... Wir haben selbst� den Anlaß gegeben zu äußerst unerwünschten Auslegungen unsrerWorte und werden die Verantwortung für den verursachten Schaden auf uns nehmen müssen. Wir wollen uns jetztdeutlich erklären. Nach meiner tiefen Ueberzeugung ist es schädlich,sich mit der Propaganda des Terrorismus zu beschäfttgen und seinErscheinen hervorzurufen. Einerseits ist eS eine fruchtlose Thätigkeit,andrerseits eine schädliche. Fruchtlos ist sie um deswillen, weil sienicht nur keine ernsthafte terroristische Strömung, sondern nicht einmal eine ernsthafte Einzelaktion hervorrufen kann. Die excitativeRolle des Terrors gegenüber der Intelligenz hat sich bei uns nichtnur in die Breite ausgedehnt, indem ihre Schäden sozusagen auf dieArbeiterklasse gefallen waren, sondern sie war auch sozusagen in die Fernegewachsen. Die Notwendigkeit eines excitativen Schlages, die imgegebenen Moment gefühlt würde würde, ohne jeden Borbehaltverallgemeinert, zu einer excitativen Bedeutung des Terrors für eineunbestimmt dauernde Zukunft. Das ist zweifellos unser Fehler...Bei der Arbeiterklasse haben wir es mit einem Milieu zu thun, dasständig Leben, Bewegung und Kampf entfaltet, das von seinereignen Aftivität erfüllt ist und der Erregung nicht bedarf. Wenndem so ist, so ist es gar nicht notwendig. die Bedeuttmg terroristisch«Akte für die Arbeiterschaft hervorzuheben, es ist gar nicht möglich,ihnen eine specicll excitative Bedeutung vorzuschreiben."—Alle diese Stellen bezeichnet Nadeschdin als unumgänglich notwendigeErgänzung seiner Broschüre.— Diesen Stellen gegenüber verweistdie Staatsanwaltschaft aus folgende Ausführungen, dieebenfalls im Nachwort stehen:„Sind die politischenMorde erforderlich in dem gegenwärtigen Kampfe des Prole-tariats mit der Regierung? Nach unsrer Ansicht kann es nur eineAntwort geben: die Bejahung".Es wird dann eine angebliche Aeußerung PlechanoffScittert, die er in einer Genfer Rede gethan haben soll:„In jedemSocialdemokraten sitzt und muß auch ein Stück Terrorist wieRobespierre sitzen. Ich bin selbst Terrorist in meinem Innern,aber ich ziehe es vor. daß Nikolaus II. nicht durch die Kugel stirbt.fondern durch das Schafott auf dem Kasanscheu Platz."— ErsterStaatsanwalt Dr. Schütze: Diese Stelle findet sich genau ebensoin der Uebersetzung des Herrn Konsuls.— Bert. Lieb knecht: ESist doch zu beachten, daß diese Stelle in der Schrift selbst gar nichtvorkommt. Der Herr Konsul hat uns nicht gesagt, daß gegen dieseStelle aufs schärffte polemisiert und dieses angeblicheEitat aus Plechanoff, dessen Richtigkeit wir übrigens energischbestreiten, durch die Ausführungen Nadeschdins widerlegtwird. Gerade das ist die stärkste Unrichttgkeit in derUebersetzung des Konsuls.— In der That wird festgestellt.daß der Verfasser fortfährt:„Um die Wahrheit zu sagen, denkenwir nicht an irgendwelches Vorwegnehmen, überhaupt nicht an denTod Nikolaus IL Im Jahre 1848 gelang es Louss Philipp, alsdas Proletariat die Oberhand gewann, aus Paris in einem Wagenzu entkommen, und zwar von demselben Markte, auf welchem seinVater hingerichtet wurde, und aus der siegreichen Volksmenge wurdekein einziger Stein nach ihm geworfen. Das Volk war so hoch-herzig, daß eine Prinzessin das Geschehene sogar für eine höchsterbauliche Abwechslung im Hofleben hielt. Ob Nikolaus II. imWagen von dem Kasanschen Markte fortfahren wird oder ob man ihnauf einem Lastwagen mit schnmtziger Wäsche expedieren wird, wie maneinst die Führer der Reaktion zur Zeit der Revolution fortbrachte,oder ob er in Frauenkleidung entfliehen wird— das interessiert unssehr wenig. Die Geschichte selbst wird für den Zaren das SchafottLudwigs XVI. oder den Unterrock GuizotS bestimmen. Das ist Sacheder Zukunft."Vert. Liebknecht: Der Verfasser schließt daraus, daß derTerrorismus als Kampfmittel sinnlos sei. Wozu von Terrorismusreden, wenn eine gut organisierte Arbeiterklasse nur mit dem Hammergegen den Thron zu stoßen braucht, damit er in Trümmer fällt.—Sachverst. Professor Rost: Ja, aber andrerseits wird gesagt, daßdie Arbeiterklasse heute noch nicht so weit sei. Mau habe es inRußland mit einem Regime der Raserei zu thun. Sie sind bis zueiner solchen Tollheit gelangt, daß es nicht nur eine Pflicht derArbeiterpartei ist, sie fortzuräumen, sondern daß dies bald jederDurchreisende für seine Schuldigkeit halten wird. Die rohe, frecheReaktion muß an Leuten, wie Wahl und Bogdanowitsch, gesühntwerden. Politische Morde müssen wir mit blutigen Schlächtereienbeantworten, auch ohne den Gedanken an polittsche Vorteile für dieBewegung. Zusammenfassend und exemplificierend werde dann ge-schlössen: Gewiß werde es jedem lieber sein, einen Sabatow mitreichlichen Diäten zu versehen und abreisen zu lassen, wohin erwolle. Aber wenn es unter den gegenwärttgen Umständen nichtanders geht, so mag er lieber getötet werden, als unendlichenSchaden anzustiften. Und gerade jetzt, nicht später. Denn einentollen Hund töte man, wenn er die Leute zerfleische, nicht, wenn ersich schon selbst den Stahl in den Leib gerannt habe. EhrloseHandlungen und Beschimpfungen müsse das Proletariat ebensorächen, wie jeder einzelne das für seine Person thue.Vert. Liebknecht: Im ganzen. glaube ich, kann manNadeschdins Anschauungen so zusammenfassen: Er ging ans vondem Standpunkt des exzitativen Terrors und endete bei der Ehren-Notwehr durch den politischen Mord. Nicht als besonderes Kampf-mittel, sondern als Schnvmittel gegen moralische Versninpfiingerscheint ihm die Gewaltthat. Das meint offenbar Nadeschdin, wenner mit Henckells Versen schließt:„Wir sind die Vandalen derMilde, wir sind die Barbaren des Rechts, wir füh.en dieFreiheit im Schilde, die Freiheit des Menschengeschlechts.Vert. Schwarz: Der Herr Staatsanwalt hat wiederholt aufdie Uebersetzungen des Konsuls zurückgegriffen. Wo ist denn dievon ihm so wiedergegebene Stelle:„Die Vereinigung der Social-Revolutionäre in ein Centraliomitee soll die Revolution unter denRussen so propagieren, durch den Terrorismus den Umsturz herbei-führen und das Todesurteil über jene Leute verfügen, welche es ver-urteilt?"— Sachverst. Dr. R o st: Ich kann mich nicht entsinnen,etwas Derartiges gefunden zu haben.Damit wird diese Schrift Nadeschdins verlassen und zu denSchriften Wladimir Burzeffs übergegangen. Von der Schrift:„Nieder mit dem Zaren!" sind nur zwei Exemplare, dagegen voneinem verkürzten Auszug aus ihr unter dem Titel:„Was soll manthun?" ISS Stück, schließlich noch 2 kleine Broschüren in vereinzeltenExeniplaren gefunden worden, alles beim Angeklagten Klein. AlsMotto trägt die Schrift Voltaires Wort: öerasoe rinkarne und eineWidmung an Karpowitsch und Lagowiski. Die Artikel beginnen miteiner Polemik gegen das„eng begrenzte" Programm der Social-demokratie, dem die allumfassende Wirkung des Terrors gegenüber-gestellt wird. Die Geburtshelferin der neuen Zeit werde den Kaiser-schnitt vollbringen müssen, wie es ja schon im Evangelium heiße:Gebet dem Cäsar, was des Cäsars ist. Vom Schafott und ausden Mauern der Schlüsselburger Festung mahnten die Geister derVolksbefreier, den Kampf in ihrem Sinne wieder aufzunehmen.—Ein andrer Artikel beschäftigt sich mit dem damals erfolgten AttentatValmnscheffs gegen Ssipjagin. Darüber heißt es: Balmäscheffs Namewird für jeden rechtschaffene» russischen Mann stets heilig bleiben.Ohne Zweifel werden alle russischen Revoluttonäre ihn einen Heldennennen. Wir aber fügen noch hinzu: Balmascheff istnicht nur ein Held, er ist der ausgezeichnetste ge-sellschastliche Arbeiter der neuen russischen Geschichte. HochKarpowitsch! Es lebe Balmascheff!"— Im Anschluß an dieBroschüre eines revolutionären Studenten heißt es:„Schüsse sinderforderlich, lautes Schießen auf der ganzen Linie ist erforderlich,sonst fängt die Gesellschaft von neuem an zu zaudern, und es wirdschwer sein, sie zu neuem Leben anzufachen. Es bedarf der altenTerroristenhelden, der Apostel der Freiheit und der Märtyrer desBlutes, die sich selbst verleugnen. Schläge, Schläge von allenSeiten sind erforderlich." Schließlich wird ausgefordert, das Kampf-Programm auf einen Punkt zu dirigieren, den Zarcnmord, und fallses sich nötig erweisen sollte, zu einer ganzen Reihe Zarenmorde,und zum systemattschen polittschen Terror.Im Anschluß an Stepniak heißt es dann, daß alle Mittel, welchebei der gegenwärttgen Regierung wirksam sein dürften, anerkanntwerden sollen, von den friedlichsten kulturellen bis zu den schärfftenrevolutionären, je nach den örtlichen und zeitlichen Bedingungen.Auf die Zugeständnisse habe man keine Hoffnung, deshalb müsse jetztalles auf den polittschen Terror und die Militärverschwörung gesetztwerden. Wir sind Revolutionäre, nicht nur bis zur direften Volks-erhebung, sondern auch bis zur Militärverschwörung und nächtlichenUeberfällen auf den Palast, bis zu Bomben und Dynamit.Damit wird die Prüfung der Schriften für heute abgebrochen.Der Vorsitzende teilt noch mit, daß aus Lirbau ein Tele-gramm eingetroffen sei, wonach die kommissarische Ver-nehmung Skubbiks am S. August stattfinden könne.Die Anwesenheit der Angeklagten sei gestattet, die der Verteidigernicht.(Langanhaltende Heiterkeit.)Vert. Schwarz: Ich habe noch einen Antrag zu stellen.Nach der Uebertragung des russischen Gesetzes durch die beiden Sach-verständigen, dem Gutachten des Professors v. R e u ß n e r, derVorlegung der Motive zum neuen russischen Strafgesetzbuch, sowienach der Auskunst des Reichskanzlers ist, wie mir scheint, nach-gewiesen, daß die Gegenseitigkeit bezüglich des Hochverrats undder Majestätsbeleidigung von Rußland nicht verbürgt ist. Deshalb be-antrage ich, den Angeklagten Kugel aus der Haft zn entlassen, weilunmöglich angenommen werden kann, daß er dieser beiden Straf-thaten verdächttg ist.Erster Staatsanwalt Dr. Schütze: Ich halte die Gegenseitig-keit nach wir vor für verbürgt und alle Einwände, die von der Ver-teidigung vorgebracht worden sind, kür rechtsirrtümlich. Ichmuß deshalb diesem Antrage widersprechen.Nach kurzer Beratung lehnt der Gerichtshof den Antrag derVerteidigung ab. Die Gründe, die zum Erlaß des Hastbefehls ge-führt hatten, wären noch nicht hinfällig geworden.(Bewegung.)Schluß S'/z Uhr.•Versammlungen.Kupferschmiede. Am Sonnabend, den 16. Juli cr., hielt dieFiliale Berlin des Verbandes der Kupferschmiede Deutschlands imGewerkschaftshause ihre Generalversammlung ab. Nach dem Kassen-bericht hatte die Centraikasse inkl. eines Bestandes von 272,61 M.eine Einnahme von 2982,86 M., der eine Ausgabe von 2618,64 M.gegenübersteht, so daß eine Mehreinnahme von 964,22 M. zu ver-zeichnen ist. Von diesen wurden 764,22 M. an die Centralkasse nachHamburg gesandt; der Rest verblieb der Filialkasse. Von den Aus-gaben sind hervorzuheben 1S2,S6 M. für Reise-Unterstützung,1133,36 M. für Orts-Unterstützung, 423 M. für Streik-Unter-stützung, 111,95 M. für Jnvaliden-Unterstützung. Die Filiale zähltebei Beginn des zweiten Quartals 428, am Schluß 441 Mitglieder.Neu eingetreten sind 37, von den andern Verbänden übergetreten2 Kollegen. Die Filialkasse hatte eine Einnahme von 969,48 M.,eine Ausgabe von 586,88 M., mithin einen Bestand von 322,66 M.Der Dispositionsfonds hatte inkl. eines Bestandes von 2916,58 M.eine Einnahme von 3553,38 M., der eine Ausgabe von 567,66 M.gegenübersteht, so daß derselbe einen Bestand von 3645,78 M. auf-weist. Von den Ausgaben sind 382 M zur Unterstützung streikenderKollegen verwandt. Nach der Berichterstattung hielt GenosseDr. Zadel einen sehr lehrreichen mit großem Beifall auf-genommenen Vortrag über„Arbeitszeit und Gesundheit."— UnterGewerkschaftlichem beantragte der Vorstand, 166 M. der Bibliothekfür Neuanschaffungen zu überweisen und drei Kollegen zu wählen,welche mit dem Bibliothekar eine geeignete Auswahl treffen sollen.Ferner wurde beantragt, drei Kollegen wegen Alters von der Kon-trolle des Arbeitsnachweises zu entbinden. Diese Anträge wurdenangenommen. Ein Antrag des Vorstandes, der Rest des Sterbe-gelbes eines unverheirateten Kollegen der Filialkassi. einzuverleiben,wurde abgelehnt und beschlossen, denselben der Mutter des Ver-storbenen zukommen zu lassen, zuvor jedoch Erkundigungen überdieselbe einzuziehen.— Den streikenden Rammern wurden 56 M.bewilligt. Ein Antrag, das Filialstatut,. Lohntarif, Prozent-berechnung, Bibliothek-Verzeichnis zu revidieren und neu drucken zulassen, wurde angenommen und fünf Kollegen zur Revidierung des' Filialstaints gewählt. Der ausgeschlossene Mandel erklärt sich mitseinem Ausschluß nicht einverstanden und beantragt die Entscheidungdurch ein Schiedsgericht. Die Versammlung wählte die vor-geschriebenen zwei Kollegen. Ferner teilte der Vorsitzende mit, daßC. Fritz vom Centralvorstand zum Vertreter der Gewerkschaft beider Generalkommission gewählt worden ist. Nach Mitteilung einesdurchreisenden Kollegen wird in der Filiale Küstrin der Minimallohn.welcher im Jahre 1966 durch die Bezirkskonferenz auf 42'/- Pf. bei16stündiger Arbeitszeit festgesetzt wurde, nicht gezahlt. So wurdedem Kollegen bei der Firma Wegner 28 Pf. die Stunde bei llstündigcrArbeitszeit geboten. Für Kost und Logis hatte derselbe 11 M.wöchentlich ohne Wäsche zu zahlen. Bei dieser langen Arbeitszeit unddem geringen Lohn trotz der guten Geschäftskonjunktur glaubte derKollege für die schlechte Geschäftszeit im Winter nichts erübrigen zukönnen und legte die Arbeit nieder. Es gelangte folgender Antragzur Annahme: Die Versammlung beauftragt den Vertrauensmanndes 4. Agitationsbezirks, umgehend mit den Filialen des Bezirks inVerbindung zu treten und festzustellen, in welchen der Minimallohnvon 42'/- Pf. die Stunde nicht gezahlt und noch länger als zehnStunden gearbeitet wird. Sie ist der Meinung, daß die Filialen diegünstige Geschäftskonjunktur, die wir gegenwärtig haben, nicht un-benutzt vorübergehen lassen dürfen. Filialen, von denen der Ver-trauensmann keine Kenntnis hat, was für Löhne daselbst gezahltwerden, sind aufzufordern, dies umgehend demselben mitzuteilen.Die Arbeiter der Gummiabteilung des Kabelwerkes Oberspree(Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft) erörterten am Sonnabend ineiner Werkstattbesprechung die Ursachen ihres gegenwärtigenMinderverdien st es. Wie aus der regen Debatte hervorging,hatten die Arbeiter bisher einen regelmäßigen Verdienst von 56 Pf.pro Stunde, der aber seit einigen Wochen auk 45— 46 Pf. gesunkenist. Allgemein war die Ansicht vertreten, daß die Uriache hiervon ineiner technischen Neuerung zu suchen sei, die sich nicht bewährt hat,und deren finanziellen Ausfall man jetzt aus den Arbeitslöhnenwieder weit zu machen sucht. Zur Isolation der Kabeldrähte wirdnämlich seit einiger Zeit eine neue Gummimischung verwandt, diebilliger ist wie das früher verarbeitete Material. Die Mischung be-steht in der Hauptsache aus Altgummi, der sehr unrein und mitMessingspänen durchsetzt ist. Bei der Prüfung der überzogenenDrähte stellte sich nun heraus, daß der Strom durch die in der Isolier-masse enthaltenen Messing- und Eisenteile abgeleitet wird, die Drähtealso unbrauchbar sind. Gegenwärtig liegen in der Abteilung etwa666 666 Meter solcher unbrauchbaren Kabel als Ausschuß, der denArbeitern nicht bezahlt wird. Die Zahlung des Accords erstreckt sichnämlich nur aus die fertigen Drähte, die die Prüfungsstation alsbrauchbar passiert haben. Infolgedessen hat sich bei der gegenwärtigenMenge der fehlerhaften Drähte der Arbeitsverdienst erheblich ver-ringert, obwohl die Arbeiter keinerlei Schuld an dem Ausschuß tragen.Bemängelt wurden auch die zur Herstellung der Isolation dienendenmaschinellen Einrichtungen, weil dieselben sehr uncgal arbeiten;ebenfalls wurde die Art der Untersuchung fertiger Drähte auf derPrüfungsstation scharf getadelt. Aus all diesen Gründen kamen dieArbeiter zu dem Entschluß, eine Kommission zu wählen, die derDirektion Kenntnis von den Uebelständen in der Gummiabteilunggeben soll mit dem Wunsche, daß, wenn keine brauchbare Gummi-Mischung zur Verarbeitting gelangt, die Drähte dann gleich nach ihrerHerstellung, nicht aber erst nach ihrer Prüfung bezahlt werden mögen.Die jetzigen Zustände, wo die Arbeiter für mißlungene Experimenteeiniger' chemisch- technischer Betriebsbeamten mit Verdienst-reduzierungen büßen müssen, wurden allgemein als unhaltbar be-zeichnet.Ter sottaldemokratische Wahlverein für Mariendorf hielt am5. Juli seine ordentliche Generalversammlung im Lokale des GenossenReichardt ab. Nach dem Bericht des Vorstandes haben im verflossenenhalben Jahre 16 Vorstandssitzungcn, 7 Mitgliederversammlungen.1 Kreis- Generalversammlung, 1 Kreis-Vorstandssitzung, sowie eineAgitationstour und zwei Flugblattverbreitungen stattgefunden. DerMitgliederbestand beträgt 149. Nach Berufen eingeteilt besteht derVerein aus 65 Arbeitern, 32 Maurern, 6 Klempnern. 5 Zimmerern,je 4 Tischlern und Schneidern, je 3 Buchdruckern und Schlossern,je 2 Cigarrenmachern, Drehern, Heizern. Malern, Schuhmachern undTapezierern und je 1 Anstteicher, Buchbinder. Bäcker, Bildhauer,Konditor, Fliesenleger, Gärtner, Gastwirt, Kaufmann, Sattler.Steinsetzer, Silberarbeiter, Stukkateur, Töpfer und Uhrmacher. Nachdem Kossenbericht steht einer Einnahme von 261,13 M. eine Ausgabevon 72,65 M. gegenüber. Es bleibt ein Bestand von 187.48 M.Gesammelt wurden für Förderung der Bibliothek 49,86 M.; derBibliothekfonds hatte eine Ausgabe von 5 M. für Einbinden mehrererHefte, und verbleibt also ein Bestand von 44.86 M. in demselben.Genosse Greulich gab bekannt, daß das Lokal von Staffel, Marien-selbe, den Arbeitern zur Verfügung stehe. Zum 2. Vorsitzenden wurdeGenosse Spannberg gewählt. Genosse Greulich gab dann auSführ-lichen Bericht der Gemeindevertretung für Marienfelde. Unter„Ver-schiedcnes" wurde der vorige Versammlungsbeschluß betreffend denAusschluß des Genossen Kleist gegen 4 Stimmen aufgehoben.Letzte Nachrichten und Depefchen.Auflösung der Ersten Kammer.Amsterdam, 26. Juli.(W. T- B.) Das Amtsblatt veröffentlichtein königl. Dekret, durch welches die Erste Kammer'mit dem 23. Juliaufgelöst und die Neuwählen durch die Provinzialräte für dm3. August angesetzt werden._Englands Protest gegen dir Wegnahme der„Malacca".London, 26. Juii. Das„Reutersche Bureau" meldet auS Peters-bürg: Der britische Botschafter hat heute nachmittag an dierussische Regierung eine energische Protestenote gerichtetwegen der Wegnahme des Dampfer?„Malacca". In derNote wird die sofortige Freigabe des Dampfers gefordertmit dem Hinweis darauf, daß die russische Regierung sich nichtauf rechtlichem Boden befunden habe und daß die anBord der„Malacca" befindliche Munitton der brittschenRegierung gehöre und für daS in den chinesischen Gewässernbefindliche englische Geschwader bestimmt und daS fetnerdie Kisten gezeichnet gewesen seien mit einem deutlichenPfeil, dem Zeichen, das als offizielle Marke der englischen Regierungbekannt sei. Schließlich wird Rußland in der Note auf die volleSchwere der etwaigen Folgen hingewiesen.Vom ostafiatischen Kriegsschauplätze.London. 26. Juli.(Meldung des„Reuterschen Bureaus".)Die durch das russische Vorgehen gegen den Dampfer„Malakka" inEngland hervorgerufene Erregung wird immer heftiger, nachdemneuere Nachrichten die Angelegenheit mit größerer Klarheit dar-gestellt haben. Man glaubt, die Regierung werde durch die öffent-liche Meinung gezwungen werden, Rußland ernstere Vorstellungenzu machen. Die Führer der Opposition sollen sich bereit erklärthaben, jede Aktion zu unterstützen, welche die Regierung wegen derim Roten Meere stattgehabten Beschlagnahme unternehmen sollte.Es hat sich herausgestellt, daß die„Smolensk" und„Petersburg"nicht nur die Dardanellen, sondern auch den Suezkanal unter derHandelsflagge passiert haben. Die Besatzung des Dampfers„Malakka" ist in Port Said an Land gesetzt worden, um von dort ausweiter defördert zu werden. Der Kapitän de? Dampfers hat sichauf dem Dampfer„Osiris" nach Brindisi begeben und wird den Be-Hörden über die Angelegenheit Bericht erstatten.Petersburg, 26. Juli.(W. T. B.) In Tambow schlug gesternwährend eines heftigen Unwetters der Blitz in zwei Lagerzelte, wo-durch 12 Soldaten des Kirsanowschen Regiments verletzt wurden,darunter zwei schwer. Gestern wurden durch einen Erdrutschin den der sndrussischen Kohlenindustrie- Gesellschaft gehörendenGruben in Gorlowka sechs Arbeiter verschüttet. Zwei von ihnenwurden lebend, drei als Leichen zu Tage geschafft, der sechste wurdenoch nicht aufgefunden._Beranftv. Redakteur: Paul Büttner» Berlin. Inseratenteil verantw.: Th. Glocke» Berlin. Druck u. Verlag: Vorwärts Buchdr. u. BerlagSanstaltPaul Singer L-Co.. Be rlin S W. Hierzu 2 Beilagen u.UnterhaltungSblstt