Einzelbild herunterladen
 

aus der Novendorfstrahe, den Baracken der CharitS eingelieferte Das Kind kam mit der Mutter vor zwei Monaten aus Krakau in Verlin an und erkrankte zunächst an Masern. Als diese gehoben waren, besuchte die Mutter mit dem Kinde eine Poliklinik im Westen der Stadt, von wo die Ucberführnng in die Baracken von dem Arzt sofort veranlaßt wurde. Den sonstigen Pockenpatienten geht es gut: die Behandlung mit Eosin hat zur Folge gehabt, daß die Pusteln bedeutend schneller abgetrocknet sind, als dies sonst der Fall gewesen wäre. Eine Meldung über Pockenfälle aus dem Schiffbauer- dämm, der Borsigstraße, ans Weißensee und Rixdorf haben bei der näheren Untersuchung zu dem Ergebnis geführt, daß nur Wind- Pocken vorlagen. Schwer verunglückt ist am Mittwoch auf dem Bau am Kurfürsten- dämm 55 der Dachdecker Willy Wedig, ein junger Mann von 21 Jahren, durch einen Sturz von der Leiter. Wie Augenzeugen berichten, dauerte es fast eine Stunde bis ein Krankenwagen zur Stelle war. Als der Verunglückte, der offenbar innere Verletzungen erlitten hatte, endlich im Krankenhause Westend angelangt war, mußte er auch dort, wie uns berichtet wird, längere Zeit auf ärzt- liche Hilfe warten. Eine Minderjährige entführt und Kautionen unterschlagen hat der am 16. Dezember 1861 in Malchow geborene frühere Polizei- Inspektor in Kiel , Emil Dräger, der seit drei Jahren in der Kommandantenstr. 47 eine Auskunftei und ein Detektivinstitut be- trieb und Rosenthalerstr. 68 noch ein Zweiggeschäft errichtet hatte. Dräger ging als Unteroffizier in den Polizeidienst über und kam dann als Leiter der neugegründeten Auskunftei nach Berlin . Er ist seit 13 Jahren verheirater und hat drei Kinder im Alter von 12 bis zu 6 Jahren. Er beschäftigte drei Angestellte und hatte die am 21. November 1886 in Friedrichsberg� geborene Tochter einer Beomtenwitwe aus der Pfarrstraße daselbst als Buchhalterin angestellt. Else Pohland ging ein Verhältnis mit ihrem Direktor ein und wurde deswegen im Herbst vorigen Jahres von der Ehefrau aus dem Geschäft ent- fernt. Dräger wollte aber von dem Mädchen nicht lassen und er- richtete deswegen vom 1. Oktober v. I. ab das zweite Geschäft, wo Elte P. beschäftigt wurde. Die Geschäfte gingen nicht glänzend, so daß sich Dräger entschloß, mit seiner Geliebten zu entfliehen und seine Familie zu verlassen. Er schützte eine Geschäftsreise nach auswärts vor, während das junge Mädchen der Mutter vorspiegelte, daß es eine Land- Partie unternehmen werde. Dräger hat etwa 2000 M. von den von Angestellten hinterlegten Geldern unterschlagen und einen Teil davon mit auf die Reise genommen. Beide Personen kamen nicht zurück, dagegen langte vor einigen Tagen von Dräger eine Postkarte aus Berlin bei der Eheftau an, auf der er in Knittelreimen mitteilt, daß er sich das Leben nehmen werde, wenn das Geld in Juchheissa ver- braucht sei. Die Verse zeugen weder von Begabung, noch von Ehr- gefühl. Wohin beide gegangen sind, ist vorläufig rätselhaft. Das junge Mädchen, dessen Mutter einen Strafantrag gegen den Ent- führer gestellt hat, trägt blondes, in der Mitte gescheiteltes Haar, hat graue Augen, ein kleines Stumpfnäschen und ein frisches Gesicht. Sie trug einen dunklen Rock, eine crSmefarbene Bluse mit weißem Spitzenkragen, ein schwarzes Jackett, einen kleinen weißen, runden Hut, gelbe hohe Knöpfftiefel und eine silberne Uhr mit einer langen goldenen Halskette. Sie ist 1,58 Meter groß. Dräger mißt 1,76 Meter, ist blond, hat einen rötlichen Schnurrbart, ein volles rundliches Gesicht und eine kräftige Gestalt. Er trug einen dunklen Jackettanzug und einen weißen, eingedrückten Strohhut. Das Zweiggeschäft in der Rosenthalerstraße ist geschlossen, das Haupt- geschäst führt die verlassene Frau mit den Angestellten weiter. Beim Sommerfest deS 6. Wahlkreises im Moabiter Schützenhause ind folgende Gegenstände gefunden worden: 1 Spazierstock mit chwarzer Hornkrücke, 1 Bund kleiner Schlüssel mit angehängtem Bleistift, 1 Botanisiertrommel, 1 Taschentuch, 1 Damenportemonnaie mit 75 Pf. und 3 Marken Inhalt, 2 Damenkämme, 1 Damen- Uhrkette, 1 Schlüssel mit eingeschlagener Nummer 39, 1 Damen- Handschuh. Dieselben find beim Kassierer F a h r o w, Raveuöstr. 6, abzuholen. Fruerbcricht. In der letzten Nacht mußte ein größerer Brand in der Chausseestr. 53 gelöscht werden, der um Mitternacht im zweiten Ouergebäude der Neuen Berliner Mctallwerke von P. Simon aus unbekannter Ursache ausgekommen war. Als das Feuer, welches dort schon längere Zeit geschwelt haben muß, bemerkt wurde, hatte es bereits eine beträchtliche Ausdehnung erlangt. Die Flammen schlugen schon aus den Fenstern heraus. Die vierte Compagnie unter Leitung des Brandmeisters Dannehl löschte den Brand durch kräftiges Wassergeben in verhältnismäßig kurzer Zeit. Eine Betriebs- störung soll nicht eintreten. Etwas später mußten in der Echwedterstraße 3 und am Kottbuser Damm 13/19 zwei Keller- brände, die durch Preßkohlen entstanden waren, gelöscht werden. Ferner brannte nachts in der Marienburgerstraße 9 ein Keller und gestern früh in der Kronenstraße 56 alter HauSrat. Ein Küchenbrand wurde aus der Prinzeu-Allee 12 gemeldet und Krausenstr. 56 ein Sauerstoffapparat bei einem an Herzschwäche leidenden Patienten benutzt. Nach den statistischen Zusammenstellungen der Berliner Feuerwehr entstehen die meisten Brände in Wohnräumen. Im letzten Jahre mit 12 663 Bränden, entstanden nicht weniger als 8642 in Wohn- räumen. 1895 in Küchen, 356 in Badestuben, 199 in Kellern, 85 in Bodenräumen, 38 in Klosetträumen, 47 auf Hängeböden, 22 auf Treppen, 17 in Kammern und 13 in Verschlügen. 193 kamen in Restaurationen und 39 in Möbelfabriken und Tischlereien, 37 auf Höfen, 53 auf Straßen, 77 auf Wagen, 18 auf Holzplätzen, 39 in Lagerräumen. 21 in Kohlcnhandlungen, 26 in Schneiderwerkstätten, 16 in Maschinenhäusern, 71 auf Eisenbahnwagen, 16 in Theatern, 21 in Bäckereien, 12 in Räucherkammern, 13 in Konfektionsgeschäften, 11 in Kolonialwarenhandlungen. Ein See-Elefant, ein männliches Riesen-Excmplar, wird dem- nächst in Berlin zur Ausstellung gelangen und zwar auf dem so- genanntenArena-Terrain" des Zoologischen Gartens. Das kolossale Tier, welches bisher weder lebend noch in ausgestopfter Form in Europa gesehen wurde, gehört dem Museum Umlaufs in Hamburg an und wurde 1961 an der Küste der Falklands- Inseln erlegt. Früher in Herden von Tausenden daselbst heimisch, gelangt der See- Elefant nur noch als äußerst seltener Jrrgast aus dem Südpolar- Meer bis an die Küsten Südamerikas und selbst alte erfahrene Wal- fischfänger betrachten ein Tier von dieser Größe als ungewöhnliche Seltenheit, lieber Punta Arenas gelangten Haut und Skelett nach Hamburg . Das Zurichten und Montieren beanspruchte fast em halbes Jahr. Es handelt sich somit hierbei unr eine erste Sehens- Würdigkeit, die sicherlich großes Aufsehen in Berlin erregen wird. Im Bcllealliance- Theater findet am Freitag der letzte der Novitätenabende deS Emil Winter-Thmian-GastspielS statt. ES ge- langt ein vollständig neues Programm zur Aufführung, das bis zum Schluß des Gastspiels. Ende dieses Monats, auf dem Spielplan bleibt. Nächst neuen Vorträgen des famosen Damendarstellers Sylvare und des urkomischen Humoristen Voigt gelangen u. a.Der verhängnisvolle Kreidestrich' undEin Polterabendscherz bei Lieute- nantS' von Wiuter-Tymian zur Vorführung. �Zus den Nachbarorten. Obcr-Schöneweide. Den Mtgliedcrn des W a h l v e r e i n s zur Kenntnis, daß am Sonnabend, den 23. Juli, abends 8 Uhr, in Tabberts Waldschlößchen der S o m ni e r u a ch t s- F a m i l i e n- abend für Mitglieder und deren Angehörige veranstaltet wird. Da keine Kasse stattfindet, haben sich die Mitglieder ihre BilletS von den Bezirksführern vorher zu besorgen. Eine starke Beteiligung der Genossen und Genossinnen erwartet Der Vorstand. Alt- Glienicke. Die regelmäßige Mitgliederversamm- ung des Socialdem akratischen Wahlvereins findet am Sonnabend, den 23. Juli, abends S'/a Uhr statt. Gmebtö-Zeitung Unter besonderen Vorsichtsmaßregeln wurde gestern ein Mann der neunten Ferienstrafkammer des Landgerichts I vorgeführt, der in dem Rufe einer großen Gemeingcfährlichkeit stand. Es war der im Jahre 1873 zu London geborene Kellner Frank Malus eck. Vor Gericht gab er über seine Personalien an, daß er England nach seiner Einsegnung verlassen habe und nach Amerika ausgewandert sei, wo er sich als Kellner sein Brot verdient habe. Vor einigen Jahren ist er in Chikago wegen Raubes zu zwölf Jahren Gefängnis verurteilt worden. Nach fünf Monaten gelang es ihm, aus dem Gefängnisse zu entfliehen und nach England zu entkommen. Hier de- ging er neue Strafthaten, die ihm neue Gefängnisstrafen einttugen. Dann wandte er sich nach Berlin . Hier soll er ein Verbrechen begangen haben, das nahe an Raub grenzt und dessen Art der Ausführung darauf schließen läßt, daß eine internationale Gaunerbande zusammen gearbeitet hat. Am Nachmittag des 9. Juni hatte der schon betagte und etwas hinfällige Buchhalter Helmholz bei der Neichsbank etwas über 3666 M. erhoben. Das kleine Geld steckte er ins Portemonnaie, 3666 M. in Papier in seine Brieftasche. Auf dem Heimwege betrat er die Bedürfnisanstalt auf dem Spittelmartt. Es folgten ihm unmittelbar drei Männer, Helmholz schenkte ihnen aber keine Be- achtung. Als er im Begriff war, den Ort wieder zu verlassen, ver- trat ihm einer der drei Männer plötzlich den Weg, riß ihm mit einem kräftigen Ruck den Oberrock auf. zog mit einem zweiten schnellen Ruck die Brieftasche heraus und stürmte mit dem Raube davon. Die beiden Männer waren inzwischen durch den andern Ausgang davongelaufen. Der ganze Vorfall spielte sich so schnell ab und kam für den Ueberfallenen so überraschend, daß dieser nicht einmal um Hilfe rufen konnte. Er hatte sich das markante Gesicht seines Angreifers aber gut merken können und erkannte als diesen mit Bestimmtheit den Angeklagten wieder, als er in einem hiesigen Hotel ermittelt wurde. Der Verhaftete nannte sich bei seiner Ver- Haftung John Meyer, ebenso vor dem Untersuchungsrichter und bei seiner Einlieferung ins Untersuchungsgefängnis. Als dann aber die Auskünfte aus England über ihn eintrafen, bequemte er sich dazu zu gestehen, wes Geistes Kind er sei. Im Termine behauptete er, der deutschen Sprache nicht mächtig zu sein, es mußte deshalb schleunigst der gerichtliche Dolmetscher Herr Julius Haacke herbei- geholt werden. Der Angeklagte bestritt entschieden die That, er müsse das Opfer einer Personenverwechselung geworden sein. Er sei nach Berlin gekommen, um sich hier Stellung zu suchen, Begleiter habe er nicht gehabt. Die Beweisaufnahme stellte zweifellos fest, daß der Angeklagte der Thäter war. Der Staatsanwalt beanttagte gegen ihn eine Gefängnisstrafe von drei Jahren wegen Diebstahls und vier Wochen Haft wegen falscher Namensbeilegung. Der Gerichtshof, unter Vorsitz desLandgerichtsdirektorsv.Winterfeid, hielt das beantragte Strafmaß für zu gering und erkannte auf fünf Jahre Ge- fänguis und vier Wochen Hast. Leute wie der Angeklagte seien den Raubtieren gleich zu erachten und müßten so lange wie möglich unschädlich gemacht werden. Es sei anzunehmen, daß der Angeklagte und seine Komplicen den Bestohlenen erst in der Reichsbank be- obachtet hätten, ihm dann gefolgt seien und bei der ersten sich bietenden Gelegenheit zur Ausführung der That schritten. Bon der Anklage der Wahlfälschung ist am 24. Ottober v. I. vom Landgerichte Königsberg der Schneidergeselle August Schilling freigesprochen worden. Am 25. Juni 1963, dem Tage der Reichstags-Stichwahl, lag der Schlosser B. im Krankenhause. Der Angeklagte, der in demselben Hause wie B. wohnt, ging zu Frau B. und ließ sich von ihr die Wahleinladungskarte ihres Mannes geben. An diesem Tage wurde auf den Namen des B. gewählt, obwohl B., weil gelähmt, das Krankenhaus nicht verlassen konnte. Die Wahleinladungskarte wurde beim Angeklagten geftmden. Das Gericht hat trotzdem auf Freisprechung erkannt, weil nicht aus- geschloffen sei, daß der Angeklagte einen unbekannten Schlepper beauftragt hat, zu B. zu gehen, und daß der Schlepper ohne Wissen des Angeklagten für B. gewählt hat. Die Revision des Staatsanwalts, der die Feststellungen als unzureichend bezeichnete, wurde am 26. Juli vom Reichsgericht als unbegründet ver- warfen. Ein teurer Prozeß. Aus Halle berichtet man uns unterm 26. Juli: Die Künstlerin Frau v. Gallas, Mitglied unsres Stadttheaters, hatte vor längerer Zeit das Unglück, bei einer Auf- führung im Theater durch vorzeittgeS Herabgehen der Versenkung den Schenkel zu brechen. Sie verlangte 8666 M. Schadensersatz. Theaterdirettor Richards bestritt aber, zu der Zahlung verpflichtet zu sein. Frau v. Gallas klagte daraushin, und zwar'weil sich in- zwifchen ergeben hatte, daß sie infolge des Unfalls dauernd ihrer Bühnenthätigkeit Valet sagen mutzte, auf 46 666 M. Jetzt ist nun Direktor Richards letztinstanzlich verurteilt worden, 32666 M. an die Künstlerin zu zahlen. Die Entscheidung trifft Direktor Richards um so schwerer, als er nicht versichert ist. Man erzählt sich, Herr Richards habe sogar unterlassen, seine Bühnenarbeiter, wozu er gesetz- lich verpflichtet ist, gegen Unfälle ic. zu versichern, und habe deshalb Strafe zu gewärttgen. Berliner Tanzlehrer- Verband. Heute abend 9 Uhr, Mc Jakob- straße 75: Uebungsstunde. Vermischtes. Feuer auf der Bühne. Ahlbeck , 21. Juli. Bei einer Wohl- thätigkeitsvorstellung für die Feuerwehr fingen gestern in der Garderobe des Kurhauses zwei Berliner Künstlerinnen mit ihren Kleidern an einer Spiritusflamme Feuer. Als sie zur Bühne eilten, geriet das Publikum in große Verwirrung, schlug Fenster entzwei und stürzte aus dem Saal, wobei mehrere Personen verletzt wurden. Die Heiden Künstlerinnen trugen unerhebliche Brandwunden davon. Schwerer Bau-Unfall. Königshüttc, 21. Juli. DemKönigs- hütter Tageblatt" zufolge stürzte heute vormittag bei einem im Bau befindlichen Schulhaus das Baugerüst zusammen. Acht Arbeiter wurden in die Tiefe gerissen. Sechs von ihnen wurden schwer, zwei leicht verletzt. Hoffentlich wird durch eine strenge Untersuchung festgestellt, wen die Schuld an diesem schweren Unglück trifft! Zwei Berliner Touristen verunglückt. Budapest , den 21. Juli. DerPester Lloyd' meldet aus Bad S ch m e ck S: Zwei Berliner Touristen sind von der 2466 Meter hohen Patria-Spitze in der Tatta abgestürzt. Gestern abend wurde der eine, Oskar Wehr, mit gebrochenem Schädel und mehrfachen Knochenbrüchen am Fuße in einer 46 Meter tiefen Schlucht tot aufgefunden. Der andre Tourist, dessen Name noch nicht festgestellt werden konnte, liegt schwer verwundet am See danieder, wohin er sich noch schleppen konnte. Bei Wehr wurden 766 Kronen bares Geld gefunden. Die Touristen haben die Be- steigung der Patriaspitze ohne Führer unternommen, da diese sich weigerten, den von den beiden Touristen gewählten besonders ge- fährlichen Weg einzuschlagen. Innsbruck , 21. Juli. In Mitterolang im Pusterthal sind 32 Bauernhöfe abgebrannt. Ein Kind ist in den Flammen um- gekommen. Vom K i e n b e r g bei Jenbach ist der 18jährige von Prohaska, der sich mit seinem Onkel aus Graz in der Sommer- frische befand, abgestürzt und tot geblieben. Budapest , 21. Juli. Aus mehreren Orten Ungarns werden mehr oder weniger große Brände gemeldet. Im Dorf Vajdej im Komitat Hunyad wurden 43 Häuser zerstört, wobei eine Frau mit ihren beiden Kindern umkam; in Vereg, im Komitat Bacs-Bodrog, unweit Baja, wurden 86 Wohnhäuser nebst Nebengebäuden ein- geäschert; die Leiche eines kranken Greises wurde aus den Trümmern hervorgezogen und eine alte Frau erlitt schwere Brandwunden. Das Feuer wurde erst in den heutigen Morgenstunden durch herbeigeeilte Feuerwehrleute der nächstliegenden Ortschaften auf seinen Herd be- schränkt. In Crongrad im Komitat gleichen Namens wurden große Mengen Getreide bei einer Feuersbrunst vernichtet. Eine Krokodiljagb des Zaren läßt sich dieVolks-Zeitung" von einem Gewährsmanne, der zur Zeit, als das Geschichtchen spielte, in unmittelbarer Nähe des»Schau» Platzes der Handlung" lebte, in folgender Weise erzählen: Vor ungefähr anderthalb Jahrzehnten machte der damalige Thronfolger, heutige Zar Nikolaus (merkst Du was, teurer Leser?) eine Vergnügungsreise um die Erde, auf der er, wie bekannt, in Japan von einem fanatischen Bewohner des Jnselreiches durch ein Attentat verwundet wurde. Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus, und je bedeutungsvoller, epochemachender sie sind, desto zeittger erscheinen die langen Schatten. Heute wird das ganze Zaren- reich von den ursprünglich über die Matzen gering geschätztenGelben" blutig gezüchtigt, und der Zar begreift nicht, wie sein mit Heiligen- bildern reichlich versorgteskriegserprobtes tapferes Heer' von diesem Mongolenvolk Schläge erhalten kann, weil er von seiner Umgebung über die in Reich und Heer bestehenden Schäden, über die ungezählten Korruptionserscheinungen getäuscht wird. Auf seiner Reise berührte der russische Thronfolger Java. Er verblieb einige Zeit in Batavia. Die Flußdeltas, der Java-See in der Nachbarschaft dieser Stadt sind berüchtigte Schlupfwinkel großer Krokodile. Nichts war natürlicher, als daß man dem hohen Reisenden Gelegenheit gab, eine solche Bestie zu erlegen, damit er die präparierte Haut als Jagdtrophäe nach Haus bringen könne. Ein Krokodil nota dene ein großes zu erbeuten, ist aber durchaus nicht so einfach und bequem, wie es in den meisten Reise- schilderungen dargestellt wird. Will man also ein Krokodil thatsächlich erbeuten, so darf man es, selbst wenn man Thronfolger von Rußland ist, nur schießen, wenn es sich an LatitTbefindct. An bestimmten Tagesstunden, in der Regel zur Zeit der Ebbe, sonnen sich die im Schlamme liegenden Tiere, denen die glühende Tropensonne das reine Labsal ist. Wenn sie ihre Siesta halten, sperren sie häufig den Rachen andauernd weit auf, als ob sie die Maulsperre hätten oder aus das Hereinfliegen gebratener Tauben warteten. Das ist die Situation, in der man Krokodile erbeuten kann. Das sie umgebende Gelände ist stets undurchdringlich dicht bewachsen und sumpfig. Man kann also nur von der Wasser- feite herankommen und mutz demnach die Ufer des Deltas im Boot gleichsam abpürschen. Brauchbar ist nur ein ganz kleines Ruderboot, das von einem Javanen lautlos fortbewegt und gesteuert wird. Der Schütze selbst liegt im Boot auf dem Bauche im Anschlag. Ez ist schwer, und es gehört viel Uebung dazu, ein im dichtbewachsencn Schlamm liegendes Krokodil auf Schutzweite zu erspähen. Das ge- ringste Geräusch verscheucht das Tier obendrein, so daß es schwer ist, nahe heranzukommen. Welch' ungeheuerliche Strapazen hat man bei solcher Jagd auszustehen! Tropische, den Europäer geradezu beinahe in tropfbar flüssigen Zustand zerschmelzende Hitze von 45 Grad Celsius, Moskitos, Malariagefahr usw. Schließlich winkt noch nicht einmal die Sicherheit des Erfolges. Dem russischen Thronfolger nun wollte die höfische Umgebung solche Anstrengungen und Gefahren nicht zumuten. Aber andrerseits sollte dieStrecke" von vornherein gesichert sein. Daher griff man zu folgendem Mittel echt russischer Art: Das Delta des Tangevang-Flusses, der einige Kilometer westlich von Batavia in die Java-See mündet, wird von außergewöhnlich großen Krokodilen bevölkert. Dort wurden mit großen eisernen, an Ketten befestigten Haken, an deren Spitzen tote Hühner, Enten, Hunde und dergleichen festgebunden waren, den Krokodilen gleichsam Fallen gestellt. Und wirklich fing man drei riesige Tiere von je 25 bis 36 Fuß Länge, die den Köder mit dem Haken verschluckt hatten und nun lebendig an der Kette lagen. Man bugsierte sie an Land, band sie dort an große starke Bambus-Stangen fest und Irans - portierte sie nach Batavia an den Ausfluß des Tjilewong, der durch die Stadt strömt. Dort, wo die Jagd der Russen stattfinden sollte. wurden nun die Krokodile dicht am Ufer, mit den Köpfen nach dem Wasser zu, an tief eingerammten Pfählen durch Ketten und Stricke verankert". Natürliches und künstliches Gesträuch verdeckte die Verankerungen". Man sah vom Wasser aus nur drei riesige Krokodilsköpfe.' Mit großem Gepränge wurde die Jagd in Scene gesetzt. Der Zarewitsch fuhr mit seinen Begleitern in einem bequemen, eleganten, tadellos verproviantierten Boot den Fluß hinunter; hinter ihm her eine Anzahl von Europäern, Chinesen und Eingeboren«!, ebenfalls in Booten. Das Ganze glich einem geräuschvollen Festzug zu Wasser. Selbst das vertrauensseligste Krokodil wäre vor dem Lärm schon auf fünfhundert Schritt Hals über Kopf ins Wasser gesprungen. Da aber die drei Riesenkrokodile fest verankert waren, so blieben sie i« erzwungener Loyalität liegen. Wären sie des Lateinischen mächtig gewesen, so hätten sie mindestens denken können:.Ave, Zarewitsch , moriluri te salutant!" Der Zarewitsch schoß eines der Tiere; seine Begleiter es waren nach meiner Erinnerung Großfürsten die beiden andern. Verschiedene all hoch dressierte Javanen stürzten sich auf die Leichname und erlösten sie von ihren Fesseln. Dichtes Ge- büsch und Strauchwerk entzog die Hantierungen der Malaien den Augen der glücklichen Schützen, die im Boote der Jagdbeute harrten. Die Ausführung des ganzen Arrangements war von den damit betrauten Beamten mit großem Geschick durchgeführt worden.... * Aus der heiteren Geschichte zieht das Blatt dann folgende ernste Moral: Warum diese wahre Geschichte, obwohl sie eine Jagdgeschichte ist, in dem politischen Teil einer politischen Tageszeitung an ihrer richtigen Stelle steht, wird der Leser jetzt nicht mehr fragen. Wie sagte doch der Sachverständige Profeffor v. Reußner im Königsberger sogenannten Geheimbnnd-Prozetz vom Zaren? Daß derSelbst- Herrscher" ganz in die Hand seiner Umgebung gegeben ist. Die Burcaukratie macht aus ihm, demOhnmächtigen", was sie will; sie macht aus seinen Entschlüssen und Beschlüssen, was ihr beliebt. Dazu ist ein sorgfältig durchgeführtes System der Täuschung notwendig. In den wichtigsten politischen Dingenbewährt" sich dieses System der Kamarilla oder der Kamorra, wie man es nennen will, gegen- über dem Zaren. In Fragen von geringerer europäischer Wichtigkeit, wie zum Beispiel in Angelegenheiten der Beschaffung interessanter Jagdtrophäen, fängt das System der Täuschung schon beim Thron» folger an. In dieser Beziehung haben dieverankerten" Krokodils durchaus eine hohesymbolische Bedeutung. Das Furcht- bare an diesem L ü g e n s y st e m ist nur das eine, daß nicht immer bloß die Krokodile die Opfer sind. Daß ihmM enschenopfer unerhört" geweiht werden, das ist das Erschütternde de? Systems...." ßHefhaften der Redahtfon. �furirtifcher Ceti. DI« jurlftlside Sprechstunde findet tätlich mit Ausnahme de? Sonnabends da» 7'li 618 O'/i Uhr abends statt. Geliffuct: 7 Uhr. Gustav. Der Ehemann kann mit Aussicht aus Erfolg aus Herausgabe klagen. Die Ehefrau hat sich eines Diebstahls od. dgl. gegen ihren Mann durch Verlaus der Sachen nicht schuldig gemacht, weil Diebstahl u. dgl. zwischen Ehegatten nicht anerkannt wird. Wohl aber kann der Käufer der Beihilfe zur Unterschlagung oder Hehlerei schuldig sein, wenn er die Sach« läge kannte oder kennen mußte. R. P. 100. Sie können bei dem Gericht, in dessen Bezirk der Schuldner wohnt, aus Zahlung klagen. H. Prozeft. Nein: das Armenrecht hat die Wirkung, daß die Gebühren sür den eignen Anwalt und die Gerichtskosten so lange gestundet bleiben, bis der Schuldner in bessere Verhältnisse kommt. L. T. 1850. Nein. 100 D. Wenn Sie noch nicht 27 Jahre alt sind, hat die Bewerbung, die zunächst an das Polizeipräsidium zu richten ist, möglicherweise Erfolg. Sie haben dann zunächst eine Vorprüfung beim Physikus zu bestehen, und werden, sobald Platz ist, zum sechsmonatlichen Kursus in der Charitö zu- gelassen. Bestehen Sie dann die Prüsung und sind noch nicht 36 Jahre alt, werden Sie zur Hebamme ernannt. Die Kursuskosten bewogen etwas über 300 Mark. 91. Ich. 2. 1. Wenn die Formvorschristen beobachtet find, ist ein eigenhändig ge- und unterschriebenes, datiertes Testament gültig. Unterschrift wird erfordert: es muß also die Unterschrift alles decken, darf nicht etwa neben daS Datum gesetzt werden. Andeutung und Beispiele finden Sie in dem demArbeiterrecht" beigefügten Führer, letzte Seiten, Nr. 5559. Das Buch liegt in den öffentlichen Lesehallen aus. 2. Nein. 3. Ja. Erbschleicher. Ob Ihnen Ihr Onkel etwas vermacht hat oder ver- machen wird, können Sie lediglich durch den Onkel oder nach dessen Tvdx erfahren. Verpflichtet, etwas seinem Neffen zu hinterlassen, ist kein Onlall