Französische Urteile über die russische Seeräuberet. Paris , 22. Juli. ( Eig. Ber.) Man kennt die lakaienhafte Geffnung der großen Mehrheit der französischen Presse gegenüber Rußland , eine Gesinnung, die in der Behandlung der Ereignisse des ostasiatischen Krieges häufig bis zur zynischen Verachtung des Lesepublikums geht. Doch auch diese sicher mit Nubeln genährte Gefimung hält nicht Stand vor den russischen Uebergriffen im Noten Meere . Die unberechenbaren Gefahren, die im Falle eines russisch - englischen Konflikts für Frankreich heraufbeschworen werden würden, hat dem gut russischen Teil der französischen Presse das Gewissen geschärft. Die einen mißbilligen die lebergriffe durch verlegenes Schweigen, die andern thun es in der Form einer Hoffnung oder eines Rates zur friedlichen Schlichtung des Zwischenfalles. Am bezeichnendsten ist die Haltung des Temps", des maßgebendsten franko- russischen Blattes. Er betont, daß die Immunität der Postdampfer durch den französisch- englischen Vertrag von 1838 selbst zu Gunsten kriegsführender Länder anerkannt wurde, und schreibt ferner: ,, Uebrigens kommt es in erster Linie nicht an auf die Frage der Beschlagnahme der Malacca ", eine Thatsachenfrage, über welche sich zu verständigen den beteiligten Regierungen gelingen wird, sondern auf die Frage der Vermummung( maquillage) der russischen Schiffe und ihrer Durchfahrt durch die Dardanellen."
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Die Gefühle der von Petersburg und vom französischen Auswärtigen Amte unabhängigen Presse werden am kräftigsten in der „ Humanité" zum Ausdruck gebracht. In einer redaktionellen Notiz heißt es:
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Deutfches Reich. laffen und dann kritisiert man auf Distanz. Dann aber heißt es wieder: weh, wohin sind wir geraten! Wie soll das enden? Norddeutsche kontra Bülow und Posadowsky . Die„ Norddeutsche Auf den Rausch folgt der Kazenjammer und auf jeden Allgemeine Zeitung " ist mit dem fünften christlichen Gewerkschafts- Kazenjammer ein neuer Nausch. fongreß nicht zufrieden. U. a. schreibt sie:
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Ministerwechsel? Als Nachfolger des Justizministers SchönWir sehen davon ab, daß in den Referaten und Diskussionen stedt, der nach imverbürgten Gerüchten auch müde sein soll, werden über die einzelnen Themata, wie die Arbeitslosenunterstützung, über der Breslauer Oberlandesgerichts- Präsident Beseler und der Kieler den gesetzlichen Schuh der Heimarbeiter und Heimarbeiterinnen und Präfident Vierhaus genannt.
die gesetzliche Einführung von Arbeiterausschüssen mancherlei Nach der„ Lib. Korr." soll auch Herr v. Hammerstein schon schwer oder nicht erfüllbare Wünsche geäußert wurden, da wir von der Art gezeichnet sein. Graf Bülow, heißt es, soll von seinem den in diesen Besprechungen zu Tage getretenen guten Willen, Auftreten im Abgeordnetenhause wenig erbaut gewesen sein. auf allerlei Mißstände in unserem wirtschaftlichen Leben aufs Der Abgang Schönstedts und Hammersteins wäre für die Socialneue aufmerksam zu machen und den gefeßgebenden Faktoren demokratie, der sie unschätzbare Dienste geleistet haben, tief beAnregungen zur Abstellung solcher Mißstände zu liefern, keines- flagenswert. Ein Glück dabei ist nur: Leute ihrer Art find nicht so wegs verkennen möchten. Dagegen scheint uns der Ton, in dem felten, daß sie nicht durch durchaus gleichwertiges Material ersetzt insbesondere der Arbeitersekretär Schiffer- Krefeld sich über die werden könnten. Bestrebungen der Arbeiter im Kampfe um ihre Gleichberechtigung äußerte, sich mit den... Tendenzen der christlichen Gewerkschafts-. bewegung nicht recht im Einklang zu befinden. Gehört doch wahrlich schon ein bedeutendes Maß oratorischer Uebertreibungssucht dazu, um angesichts der unablässigen Bemühungen der Reichsregierung wie des Reichstages um die Verbesserung der socialen Lage der Arbeiterklasse noch die Behauptung zu wagen, daß man über die Arbeiter zur Tagesordnung übergehen wolle.
Und nach einigen tiefsinnigen Erörterungen über die Klassengegensäge, die es immer gegeben" hat, und die socialdemokratischen „ Gleichheitsutopien" fährt sie fort:
Zu dem Erlaß des Herrn v. Budde gegen die Konsumvereine schreibt die„ Sociale Pragis":
Wenn die Eisenbahner sehen, daß sie mit ihrer bisherigen Unterwürfigkeit und bedingungslosen Disciplin nur erreichen, daß man über ihre Rechte und Freiheiten von oben her beliebig, ohne Rücksicht auf ihre eigensten Interessen, verfügt, dann kann es auch einmal dahin kommen, daß die loyale Stimmung in trohige Verbitterung umschlägt. Und wenn der Verband deutscher Eisenbahner" auf 100 000 Mitglieder auschwellt, dürfte es schwer halten, sie alle durch die Bank zu maßregeln. Schließlich bleibt noch eine Frage bei dieser Konsumvereins- Bekämpfung offen:„ Hat der Herr Minister bereits den höheren Eisenbahn- Beamten den Austritt aus den Offiziers- und Beamten- Kaufvereinen befohlen?" Es ist nur eine Frage der socialen Gerechtigkeit.
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Mag der Prozeß der allmählichen socialen Annäherung der verschiedenen bürgerlichen Gesellschaftsklassen auch zu einem großen Teil auf die allgemeinen geistigen und sittlichen Fortschritte der Menschheit überhaupt zurückzuführen sein, so ist daran doch die social ausgleichende Tätigkeit des Rechtsstaats hervorragend beteiligt Daß er das nicht gethan hat, ist unsren Lesern bekannt. gewesen. Insbesondere auch der moderne preußische und deutsche Ein geheimer Fürstinnen- Kongres. Der Verein Deutscher Staat unter Leitung der Hohenzollern ist seiner Pflicht des Fürstinnen zur Hebung der Sittlichkeit, der im Jahre 1902 in Berlin Schutzes gegenüber den social schwächeren Bevölkerungsschichten begründet wurde, hält seit einigen Tagen in Wiesbaden seine Be in großherziger Weise nachgekommen; und an fortgesetzten ratungen ab. Die Sitzungen werden von der Frau Gräfin- Mutter
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erfahren.
ernsten Bemühungen in dieser Richtung hat es nicht gefehlt, zu Erbach- Fürstenau geleitet. Ueber den Inhalt der Beratungen, die und wird es nicht fehlen, dafür bürgen schon die Zusicherungen, unter dem strengsten Ausschluß der Oeffentlichkeit stattfinden, ist nach die Se. Majestät der Kaiser selber in verschiedenen Kundgebungen, dem Rhein . Cour." von den beteiligten Herrschaften nichts zu insbesondere in den Februarerlassen, den Arbeitern gegeben hat. Da klingt es aber nicht gut, wenn von dem erwähnten Redner Standesangelegenheiten lassen sich ja auch nicht gut auf dem christlichen Gewerkschaftstongreß bittere und heftige öffentlich behandeln.- Klagen über einseitige Klaffenherrschaft, ja Klassenjustiz, über Unterdrückung und Mißachtung der Arbeiter geäußert worden sind. Sicherlich wird die Erstarfung der christlichen wie überhaupt der in ihrer politischen Tendenz auf dem allgemeinen Rechtsboden stehenden Gewerkschaften der Arbeiterbewegung dadurch in hohem Maße zu gute kommen, daß das Vertrauen des Staates und der Unternehmer zu den Arbeiterorganisationen wächst. Dieser Effekt wird aber um so sicherer erreicht werden, je mehr sich die Wort führer solcher Verbände von Einseitigkeit und Uebertreibung fern zu halten suchen.
Die schwarze Parade. Der nächste Katholikentag wird vom 21. bis 25. August in Regensburg abgehalten werden. Sein Programm weist den allbeliebten, anmutigen Wechsel von geschlossenen und öffentlichen Versammlungen auf.
Was will, was erstrebt die russische Regierung? Ist das Kopflosigkeit oder Berechnung? Sucht sie, weil sie sich in Ostasien verloren fühlt, die tollen asiatischen Abenteuer durch verrückte Konflikte in den europäischen Gewässern zu komplizieren? ( Dieser, Gedanke wird auch int der„ Aurore" angedeutet. Der Berichterstatter.) Sucht sie durch die wahnsinnigsten Herausforderungen, durch die offenkundigste Verletzung der internationalen Verträge, in ihren Dienst die Nationen zu zwingen, die friedliche Zuschauer des Krieges, in welchen sie engagiert ist, bleiben wollen, und ihren Zweikampf mit Japan in einem so entfesselten Weltkriege aufgehen zu lassen? Ungereimte Vermutungen, aber man kann alles erwarten, alles befürchten von der Notlage und der verzweifelten Tüde in ihrer eignen Falle gefangenen Abenteurer..." Die gütige Versicherung, daß die französischen Postdampfer bor den russischen Kreuzern sicher wären, könne uns nicht befriedigen:„ Wir kennen Aus dem Kasernenleben. Ein umfangreicher Rekrutenmißhandlungs den Wert eines Wortes der russischen Regierung und unser Vertrauen wird stärker sein, wenn unsre eigne Regierung Prozeß kam dieser Tage vor dem Königsberger Kriegs. nach dem Roten Meer zwei oder drei Schiffe geschickt haben wird gericht zur Verhandlung. Angeklagt waren sieben sürassiere, darunter zwei Gefreite, vier Stammleute und zwei Rekruten, die mit dem Befehl, sich mit allen Mitteln derartigen Späßen zu widerEs bleibt immer beim alten. Großmäuliges Gerede von„ Groß- auf Befehl des Haupt- lebelthäters, des Gefreiten Otto Theophil, fetzen. Es handelt sich aber noch um etwas andres. In dieser die andern Rekruten hatten schlagen müssen. Dem Gefreiten Theophil herzigkeit" warum nicht gar Herablassung?-, elende PrahlFrage von eminenter internationaler Bedeutung uns in Schweigen hänserei ohne jeden Willen zur ernsten„ positiven Arbeit"! in 61 Fällen mißhandelt zu haben. Er befindet sich seit März in wurde zur Last gelegt, vom Dezember 1903 bis März 1904 Rekruten hüllen, uns nicht dem Protest von ganz Europa anschließen das Dezember vorigen Jahres hat der Reichskanzler offiziell in Untersuchungshaft. Auch sollte er sich des Mißbrauchs der Dienst hieße uns mit den Handlungen Rußlands solidarisch und daran seinem schönen socialpolitischen Dilettantismus die Arbeits- untersuchungshaft. Auch sollte er sich des Mißbrauchs der Dienstmitschuldig erklären, das hieße an unfrem Teil die losen- Versicherung angekündigt, und Graf Posadowsky , gewalt, um die Mißhandlungen durchführen zu können, schuldig geVerantwortlichkeit übernehmen für die möglichen Verwicke- den bei dieser Anfündigung eine Gänsehaut überlaufen haben mag, macht haben. Der Angeklagte war geständig, die Mißhandlungen begangen zu haben, er habe aber damit„ nur die Rekruten zum lungen und Konflikte, das hieße durch unsre schweigende hat gegenüber den Wünschen der braven Kinder au strammen Dienst anhalten" wollen. Der Wachtmeister habe zu Zustimmung eine tolle, verbrecherische und gefährliche Hartnäckigkeit ermuntern. Eine Regierung, die aus Schwäche, aus verbrecherischem Zögern sich weigern würde, sofort laut zu sprechen und Rußland zu erklären, daß sie nicht gewillt ist, ihm in diesem Abenteuer zu folgen, eine solche Regierung würde morgen die Empörung der ganzen Nation gegen sich erregen." Der symptomatische und praktische Wert dieser Kundgebung der„ Humanité" ist desto höher anzuschlagen, als sie zu den treuesten und einflußreichsten Drganen der ministeriellen Presse gehört.-
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Ein Missionar über den Herero- Aufstand.
In Neunkirchen , einem Dörfchen im hessischen Odenwald , fand bor einigen Tagen ein evangelisches Missionsfest statt, bei welchem mehrere Missionare Vorträge über ihre Thätigkeit unter den Heidenkindern hielten.
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Im nationalliberalen Darmstädter Täglichen Anzeiger" ist darüber zu lesen:
Im Nachmittagsgottesdienst folgte der mit Spannung erwartete Vortrag vom Missionar Dassel über:„ Die Ursachen des Herero- Aufstandes ".
furt a. M. etwas von wohlwollender Berücksichtigung geredet jetzt erklärt die„ Norddeutsche" alles das für„ schwer oder nicht erfüllbare Wünsche" und stellt damit selber ihre Arbeitgeber als unreife Schwäger hin. Diese offiziöse Untergrabung der Staatsautorität wird die christlichen Arbeiter schwerlich auf den Weg staatsfrommer Besserung bringen.
ihm gesagt, daß er zu schlapp im Rekruten ausbilden fei. Die Mißhandlungen bestanden in Ohrfeigen, Schlägen mit dem Deckengurt, Wenn der Borderzeug, Steigbügelriemen und ähnlichen Dingen. Angeklagte die Rekruten nicht selbst schlagen wollte, schickte er fie nach dem ersten Beritt. Hier sollten sie sich ansehen, wie Pferde geputzt werden. Das lettere aber war nur ein Vorwand. Sobald die Rekruten den Stall betraten, wurden sie von den Stammlenten
das Reichstags- Wahlrecht wird von der„ Kreuz- Zeitung " mit der Be- geschlagen. Der Angeklagte gab zu, daß er das gewußt habe, hauptung verteidigt, daß Arminius eigentlich nichts sage, was der auch habe er die Rekruten dorthin geschickt, aber das sei so üblich; Adonis des Liberalismus nicht schon längst gesagt hätte. Sie meint: er fei selbst in diesem Beritt auf diese Weise geschlagen Bemerken möchten wir übrigens, daß der Verfasser der Flug- worden. Einem Rekruten ist auf Befehl des Angeklagten die schrift sich auch mit vollkommenstem Recht auf einen„ erstklassigen" Hose in der Weise geflickt worden, daß er auf einen Tisch hat steigen nationalliberalen Parteiführer, auf den Abg. Bassermann, hätte und einer Klopfpeitsche hat man ihn dann bearbeitet. Mehrere Reund hier nie beugt" machen müssen. Mittelst eines Rohrstockes berufen können. Wir erinnern nämlich daran, daß Herr Basser- truten haben der Mißhandlungen wegen ins Lazarett ge mann auf dem Delegiertentage, der am 3. Mai v. J. in Berlin bracht werden müssen. den nationalliberalen Wahlaufruf löchert worden. Einem ist das Trommelfell durchzur Beschlußfassung über den nationalliberalen Wahlaufruf Ein Rekrut ist so zugerichtet worden, daß stattfand, eine sehr scharfe Rede gegen die Socialdemokratie hielt, er aus nach seiner Entlassung dem Lazarett aus dem in der nach den offiziellen Berichten der nationalliberalen Presse Militärdienst als Invalide scheiden mußte. Die 8eugen von dem Treiben der Socialdemokratie gesagt war, es gefährde den Bestand der Berfassung und damit das Wahlrecht". Genau waren in ihren Aussagen sehr zurückhaltend. Der Verhandlungsführer dieser Bassermannsche Standpunkt wird nun in der vorliegenden, meinte, die Angst vor dem Zuchthause müsse doch größer sein, als vor den Prügeln durch die alten Mannschaften; und selbst wenn zur Massenverbreitung bestimmten Flugschrift in einer einfachen und klaren, allgemein verständlichen Sprache und mit guten Be- sie geschlagen würden, müßten sie doch den Mut haben, die Wahrheit legen aus der socialdemokratischen Preffe versehen, in eindring- zu sagen, damit der Prügelei ein Ende gemacht werden kann. licher Weise ins Bewußtsein der Volksmasse gehoben. Wir haben also keineswegs ein specifisch parteipolitisches Interesse daran, wenn wir der Flugschrift ein förderndes Geleitwort auf den Weg geben, was, gleich uns, auch andre nationale Zeitungen in den legten Tagen vielfach gethan haben.
Das Hererovolt habe, nachdem 1859 das erste Hereromädchen getauft worden war, in steigendem Maße sich der Christianifierung erschlossen. Leider habe aber die Politik der deutschen Regierung nicht immer das Richtige getroffen. Vier Fünftel ihres Landes( 12 mal so groß wie Deutschland 1) habe man den Hereros abgenommen. Major Leutwein zwar sei ein trefflicher Beamter und habe stets ein Herz für die Leute gezeigt. Nicht so seine Unterbeamten. Es sei doch Herr Bassermann wird mit gewissem Empfinden erkennen, wie empörend, wenn ein Offizier der deutschen Schutztruppe, überaus groß das Vertrauen geworden ist, das die„ Kreuz- Zeitung " Lieutenant Job st, mit Bezug auf das Nachbarvolk der Hereros, in ihn jezt. Er muß es sich bieten lassen, daß seine die Bondel zwarts, den Ausspruch habe thun können:„ Je eher sie fich totsaufen, um so beffer für uns"( 1) Es fehle den Politik mit der trivialen Reaktionsbrutalität einer fleinen Sudelschrift gleichgestellt wird. Aber im Grunde geschieht ihm recht! dortigen Europäern vielfach an Selbst zucht. Man sei gleich Das ist ja immer das Argument der Reaktionäre gewesen, daß die bereit, feine jittliche 2arbeit mit der sogenannten Freiheit vom Bolle„ mißbraucht" werden könnte. Daß die Freiheit Tropenkrankheit" zu entschuldigen. Die Missionare eben dort aufhört, wo man dem Volke ihren richtigen Gebrauch vorwüßten nichts von jener Tropenkrankheit". Es gäbe aber schwache schreiben möchte, den„ Mißbrauch" des Rechts aber mit dessen EntNaturen, bei denen sich diese sogenannte Tropenkrankheit auch ziehung zu bestrafen droht, ist eine alte Wahrheit so alt, daß die am Nordpol einstellen würde. Am schlimmsten hätten es die Händler Nationalliberalen, einst ihre Verfechter, sie längst wieder vergessen getrieben. Vielfach verkrachte Existenzen, Abenteuerer, und sich die reaktionäre Beweismethode lange zu eigen gemacht Sie in Europa nicht fertig werden konnten, haben sie die Kaufluft haben. Wer ein aufrichtiger Freund des allgemeinen und gleichen des leichtsinnigen Wolfes gereizt und es zum Schuldenmachen verleitet, um es dann schändlich auszubeuten.( Z. B.: Wer die Ware Wahlrechts ist, wird das Volk auf alle Fälle als die überauf Borg nimmt, bezahlt nur 60 W. Will er bar bezahlen, so geordnete Instanz betrachten, auch dann, wenn es gegen ihn entscheidet. ist die Kaufsumme dreimal so hoch! Konnte dann der leichtsinnige Schuldenmacher nicht zur rechten Zeit bezahlen, so ging man einfach in seinen Krahl und nahm ihm einige Ochsen weg!
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Die Hereros sind wie die Kinder: Was sie sehen, wollen sie haben. Diesen findischen Hang haben die Händler in der schnödesten Weise ausgebeutet. Durch ihr frevelhaftes Treiben gereizt, hat schließlich das Hererovolt nichts andres gethan, als was Hermann der Cherusker einstmals auch gethan hat. Leider Bis jetzt seien haben viele Unschuldige mitleiden müssen.
140 Deutsche ermordet worden, darunter aber nur 3 Frauen, da der Oberhäuptling S. Maherero von vornherein die Losung ausgegeben hatte, die Frauen, Kinder, Missionäre, Engländer und Boeren zu schonen. Viele verfolgte Ansiedler hätten gerade in den Missionsstationen Zuflucht und Rettung gefunden. Auch die Mission habe schwer gelitten: Von 14 Missionshäusern seien 5 völlig zerstört. Dazu kommen die Anfeindungen der Mission durch eine gewisse Presse in Deutschland . Man wolle( so die Kreise des denischen Kolonialbundes, nicht der deutschen Kolonialgesellschaft) oft in den Kolonialländern lediglich die Intereffen des Kapitals bertreten, und da sei die Anwesenheit der Missionare unbequem. Missionar Dassel , der jedenfalls seine eignen Gr= fahrungen in dem Vortrage niederlegte, bestätigt hiermit vollinhaltlich, was von dem Genossen Bebel im Reichstage ausgeführt wurde. Die ungeheuerliche Mißwirtschaft deutscher Kolonialpolitik Hat die Hereros zur Verzweiflung getrieben. Und schließlich hat, nach Ansicht des Missionars Dassel , das Hererovolt nichts andres gethan, als was Hermann der Cheruskerfürst Anno 9 n. Chr. im Teutoburger Walde auch that. Glänzender fann jedenfalls die Stellungnahme der Socialdemokratie gegen den kolonialen Rachefeldzug nicht gerechtfertigt werden.
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Das Centrum gegen die Nörgler. Die„ Kölnische Volkszeitung" wendet sich in einem aus Berlin datierten Artikel heftig gegen die nationale Nörgelei". Manches sei ja nicht ganz in Ordnung, aber trotzdem schreibt sie:
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" Immerhin entschuldigt das fehlerhafte Verhalten der Negierung nicht die Ungerechtigkeit der konsequenten nationalen Nörgelei", welche es liebt, in allen Dingen die Schattenseiten hervorzuheben. Es giebt unzweifelhafte Patrioten", die bei einem Echec Deutschlands sich geradezu findisch freuen, was sie damit motivieren, ihre Behauptung, die Reichspolitik blamiere sich in allen Buntten, habe sich wieder einmal als gerechtfertigt er wiesen. Das Peinliche solcher Erscheinungen wird durch die Art und Weise verstärkt, wie man solche Kritik zu adreffieren beliebt. Ohne daß Namen genannt werden, versteht der Zuhörer genau, wer gemeint ist.
Der Verteidiger des Angeklagten Theophil, Lieutenant Graf Kanig, leistete sich eine bemerkenswerte Verteidigungs. rede. Zuerst wandte er sich gegen die Presse, die jeden Fall von Mißhandlung„ aufbausche". Dann meinte er, in diesem Falle könne von Mißhandlung keine Rede sein! Der Angeklagte habe die Leute nur aufmuntern wollen und es läge darin keine Kränkung des behaupten könne, daß bei seinen Truppen nicht geschlagen wird. Auch Ehrgefühls. Er möchte gern den Hauptmann sehen, der Anforderungen an die Rekruten werden immer größer, deshalb feien diese Wißhandlungen nie auszurotten troz aller Gesetze. Die mache sich auch der Druck nach unten bemerkbar. Die schlechtesten Elemente sind es nicht, die sich zum Schlagen hinreißen lassen. Der Angeklagte sei fein gewohnheitsmäßiger Leuteschinder, er ist nur von Ehrgeiz befeelt, und den möge man nicht unterdrücken. Man solle daher nicht durch das Verhängen einer Gefängnisstrafe fein Ehrgefühl töten und ihn nur zu einer Arreststrafe verurteilen. verurteilte Theophil zu insgesamt sieben Monaten Gefängnis. Drei Das Gericht folgte jedoch diesen Ausführungen nicht, sondern Monate wurden auf die Untersuchungshaft angerechnet. Vier AnGefängnis weg. geklagte tamen mit einem Monat und zivei kamen mit 14 Tagen
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Die„ militärische Disciplin" im Gerichtsverfahren. Ginen weiteren Beitrag zur Oeffentlichkeit des Militärgerichtsverfahrens erbringt der folgende Fall. Das Oberkriegsgericht in Billa u verhandelte am Donnerstag gegen den Lieutenant Maniegel und gegen den Vice- Feld. webel Kroß von der 11. Compagnie des Feldartillerie- Regiments von Hindersen Nr. 2 wegen Mißhandlung, Beleidigung, Be drohung und vorschriftswidriger Behandlung Untergebener. sonders übel behandelt hatten die Angeklagten den jetzigen Reser bisten Kahlau, der eine lange Leidensgeschichte hat durchmachen müssen. Er ist wegen fortgesetter schwerer Mißhandlungen desertiert und kam deshalb auf die Festung Spandau , wo er 11 Monate zubrachte. Jetzt hat man ihn wegen eines Blasenleidens aus dem Heeresdienst entlassen. Er wird wahrscheinlich Invalide bleiben. Durch die Desertion Kahlaus sind eine ganze Reihe verübter Die ganze Agitation ist höchst charakteristisch für das heute Mißhandlungen an Untergebenen ans Tageslicht gefomherrschende Bestreben, alles und jedes zu benutzen, um sowohl men. Auch sind eine Anzahl Soldatenschinder abgeurteilt worden. gegen die Reichspolitik, wie gegen den Kaiser selbst Stimmung Dem Lieutenant Maniegel wurde unter anderm folgendes zur Last zu machen. Es ist wahr, daß unter Umständen gerechtfertigter gelegt. An einem recht strengen Wintertage hat er den Wunsch ausGrund zur Kritik besteht, und wir pflegen dann selbst nicht damit gesprochen, Kahlau möge den Schraubenschlüssel eines Geschüzes zurückzuhalten, allein es ist ein Maß in den Dingen und man im Gewicht von 3 Pfund in den Mund nehmen und damit zu einem kann auf die Dauer nicht ungestraft in dieser systematischen Weise Unteroffizier gehen, der 15 Meter weit entfernt war. Kahlau that gegen die Spitze des Reiches hetzen. das auch, dabei ging ihm das Fleisch von der Zunge ab. Dem Kroß
Das Centrum scheint die Swinemünder Depesche schon wurde vorgeworfen, mit dem blanken Degen auf Kahlau losgegangen ganz vergessen zu haben. Aber erstens ist Verzeihen christlich, und zu sein. Das Kriegsgericht hatte Lieutenant Maniegel zu 3 Mozweitens ist es auch für die politischen Geschäfte unter Umständen naten Festung und Feldwebel Kroß zu 3 Wochen gelin. höchst angezeigt. den Arrest verurteilt. Die Angeklagten sowohl wie der Gerichts
Es ist höchst ergöglich, diese bürgerliche Gesellschaft einschließlich herr hatten gegen dieses Urteil Berufung eingelegt. Vor dem der„ Kölnischen Volkszeitung" über den Zickzackkurs der Regierung Oberkriegsgericht am Donnerstag beantragte nun der Anjammern zu hören. Wie treiben sie es selbst? Einmal heißt es, fläger den Ausschluß der Deffentlichkeit während der ganzen Verman dürfe der Socialdemokratie das Kritisieren nicht allein über- handlung. Er behielt sich auch die Begründung dieses An