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4. Beilage des Vorwärts " Berliner Volksblatt.

Nr. 172. 21. Jahrgang. Der Streik der Steinseher und Rammer vor dem der Vorsitzende vor, dieſen Einwand dadurch zu beseitigen, daß auch

Einigungsamt.

Sonntag, 24. Juli 1904.

Nach einer Replit Tischendörfers, in der er seine scharfe Aus­den Hilfsarbeitern Sit in der Konmission eingeräumt werde und drudsweise mit seiner Erregung entschuldigt und nochmals bittet, eine Kommission für Steinsetzer, eine andre für Rammer und Hilfs- ein unparteiisches Schiedsgericht zu bilden, wird auf Antrag arbeiter gebildet werde. Davon wollten die Meister aber auch Müller- Bremen beschlossen, die Sache Tischendörfer einem Das Einigungsamt hatte sich bereits zurück- Berliner Schiedsgericht, gebildet aus von beiden Seiten zu gleichen Am Sonnabend verhandelte das Einigungsamt unter dem Vor- nichts wissen. um einen Schiedsspruch zu formulieren, da die Teilen ernannten Schiedsrichtern unter einem unparteiischen Vor­fitz des Gewerberichters Dr. Leo über den Ausstand der Steinfeger gezogen, Ehe der Schiedsspruch publiziert fizzenden, zu übergeben. Sämtliche Mitglieder des Schiedsgerichts und Rammer. Als Beisiger im Einigungsamt fungierten die Einigung aussichtslos schien. Arbeitgeber Ingenieur Bernhard und Hutfabrikant Lucht, sowie die wurde, ersuchte der Vorsitzende die Arbeitgeber nochmals dringend, müssen, mit Ausnahme des Vorsitzenden, Mitglieder der Organi­Arbeitnehmer Massini und Körsten. Die Parteien waren vertreten die Einigung nicht wegen einer rein formalen Sache an ihrer ver- fation sein. durch die Vorstände der Innungen von Berlin , Stegliz , Potsdam alteten Zunftauffassung scheitern zu lassen. Nachdem sich die Meister und Eberswalde , sowie durch die Gesellenausschüsse der Junungen. nochmals untereinander beraten hatten, erklärten sie sich schließlich Die Junungsvertreter hatten ihren Sekreetär, der kein Berufsangehöriger für die Bildung von zwei Kommissionen, eine für die Steinsetzer Mit dieser ist, zu den Verhandlungen hinzugezogen, fie verzichteten jedoch auf und eine für die Nammer ohne Hilfsarbeiter. diesen Vertreter, nachdem der Altgeselle Schenke beantragt hatte, daß Alenderung wurden die Einigungsvorschläge von beiden Parteien an die Meister entweder auf die Teilnahme ihres Sekretärs verzichten, genommen. oder daß auch auf der Seite der Arbeitnehmer der Vertreter ihrer Organisation zugelassen werde.

Bor Eintritt in die eigentliche Verhandlung ersuchte der Alt­geselle Schenke die Vertretung der Meister, die Kommission der Rammer zu den Verhandlungen hinzuzuziehen, da doch die ganze Bewegung durch die Forderungen beziv. den Streit der Rammer entstanden sei. Die Meister lehnten dies Ersuchen ohne weiteres ab, indem sie sagten, sie wollten nur mit den Gesellen, aber nicht mit ungelernten Arbeitern verhandeln.

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5. Generalversammlung des Verbandes d. Lithographen, Steindrucker und Berufsgenossen Deutschlands .

Dresden , 22. Juli.

Vormittags- Sizung.

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Es wird dann über der Münchener und Düsseldorfer Streitfall von seiten der Kommission berichtet. Die Erkenntnisse der Kom­missionen rügen zum Teil den Vorstand, in schärferer Weise aber die Münchener Kollegen, die ja bekanntlich so weit gingen, einen Ausschlußantrag gegen den Vorsitzenden zu stellen. In energischer Weise wird von verschiedenen Seiten dieses Vorgehen der Münchener Kollegen aufe allerschärfste verurteilt. Die entstandenen Streit­

tosten werden bewilligt.

II. deutscher Abstinententag und Großlogen- Fest des 3. O. 6. T.

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Altona Hamburg , 19. Julk. Vormittags erfolgte nach Referaten der Herren Franziskus Zur Beratung kommt die Beitragsfrage". Hierzu referiert Auf Wunsch des Vorsitzenden wurde der seitherige Verlauf des erhöhung von 50 auf 60 Pf., dabei eine Erweiterung der Arbeitslofen- Hambu Bauknecht Stuttgart . Er begründet die beantragte Beitrags- ähnel- Bremen, Dr. Streder Berli. und warming. Gründung eines Deutschen Central Konfliktes, weil dessen Einzelheiten dem Einigungsamte bekannt Unterstützung und die Kräftigung des Kampffonds besonders hervor= verbandes gegen den Alkoholismus" mit 19 Ver feien, aus den Verhandlungen ausgeschieden und nur der gegen hebend. Bei den praktischen Grörterungen der Unterstüßungs- bänden und 11 Zeitschriften, die gegen 60000 Mitglieder beziv. wärtige Stand der Bewegung erörtert. einrichtungen bespricht Redner auch das Verhältnis des Verbandes Leser hinter sich haben. Den Vorstand bilden die Herren Hähnel, Schenke, der hierzu das Wort erhielt, erinnerte daran, daß zum Senefelder- Bund. Es sei eine baldige Verschmelzung beider Dr. Strecker, Pastor Rohlfs, Max Warming und die Meister behaupten, die Steinsetzer hätten den bestehenden Tarif Vereinigungen zu einer dringenden Notwendigkeit geworden. Dr. Kraut- Hamburg als Geschäftsführer. gebrochen. Er wünsche, daß die Meister darlegen, wodurch der Mösinger- Hanau als Korreferent bemerkt, im Princip ſei er Abends hielten Lehrer Petersen- Kieh Frau Dr. phil . 28 e g Tarif gebrochen set. Seiner Meinung wollten die Meister diese Ge- ja mit der Notwendigkeit der Beitragserhöhung einverstanden. Es scheider- Biegler- Berlin und Schularzt Dr. Streder. Legenheit mur benutzen, um den Gesellen einen neuen ungünstigeren komme aber darauf an, ob bei einer Beitragserhöhung auch die Berlin Vorträge über, Jugend erziehung und Alkohol." Tarif aufzudrängen. Masse der Kollegen für den Verband zu gewinnen sei. Das würde Petersen hält das gute Beispiel der Lehrer, also die eigne Auf eine Frage des Vorsitzenden, ob denn die Arbeitgeber den bei 60 Pf. sehr schwer sein und doch komme es in erster Linie darauf Abstinenz, für den wichtigsten pädagogischen Einfluß auf die Kinder. bisherigen Tarif weiter anerkennen wollen, antworteten diese mit an, möglichst alle Kollegen zu organisieren. Besonderer Wert sei Freilich könne auch der nicht abstinente Lehrer mit gutem Willen einem entschiedenen Nein!" Zunächst wollte das Einigungs- auf die Verschmelzung mit dem Senefelder- Bund zu legen. Gerade vieles erreichen, doch seien diese Erfolge jedenfalls problematische. ob höhere oder niedere amt festgestellt wissen, durch welche Thatsachen die Behauptung: das werde aber durch die Erhöhung der Beiträge erschwert. Die Man müsse an alle Schulanstalten die Steinsetzer hätten den Tarif gebrochen, begründet werde. Verschmelzung müsse als das wichtigere Werk bezeichnet werden. herantreten, um die Zeitungen derselben für die Abstinenzsache zu Aus den hierüber gepflogenen Verhandlungen ging hervor, daß der Deshalb solle man die Beitragserhöhung zurückstellen, bis die Ver- gewinnen. Anlehnung dieses Themas an andre Unterrichtsstoffe, be­Tarif, der bis zum 31. März 1905 gilt, auf der einen Seite die schmelzung durchgeführt worden sei. Dieser Ansicht stimmen im fonders aber im Anschluß an einen erst noch einzuführenden obli­Löhne und auf der andern Seite beſtimmte Arbeitsquanten festsetzt, wesentlichen alle folgenden Redner zu. Lange- Frankfurt a. M. gatorischen Unterricht in der Gesundheitslehre, sei äußerst wünschens­welche die Steinsetzer täglich zu leiſten haben. Die Meister be- spricht sich zugleich als Beauftragter des Senefelder- Bundes zur wert. Hier könne man übrigens zusammengehen mit einer Anzahl haupteten, dieser Tarif sei ihnen von den Gesellen aufoktroyiert. Verschmelzungsfrage aus, dieſer zustimmend, und giebt folgende Er- andrer Vereine, die ähnliches bezwecken. Frau Dr. Wegscheider bemerkt, daß sie besonders als Mutter das tarifmäßige Arbeitspensum liefern, obwohl sie in der festgesetzten ab: In der Frage der Umgestaltung des Deutschen Senefelder zu den anwesenden Müttern sprechen wolle. Es sei so ungeheuer Arbeitszeit noch mehr leisten könnten. Bundes zu einer neutralen Organisation und damit in Verbindung wichtig, die werdende Mutter auf die Gefahr aufmerksam zu machen, Demgegenüber führte Schenke aus, der Tarif sei das Wert ein- stehend der Vereinigung des Vereins der Lithographen, Steindrucker die der Alkoholgenuß für ihr Kind bedeute. Für kleinere Kinder sei gehender Beratung des Innungsvorstandes mit dem Gesellenausschuß. und Berufsgenossen Deutschlands mit dem Deutschen Senefelder- es selbstverständlich, daß ihre nächste Umgebung, Mutter oder Die Festsetzung der Arbeitsleistung beruhe auf ganz genauen Unter- Bunde, stellt sich der Hauptvorstand desselben zunächst auf neutralen Pflegerinnen, abstinent lebe, damit sie nicht schon in dieser Zeit suchungen und habe eine tadellose Ausführung der Boden. Er erklärt jedoch, falls die Generalversammlung in Kassel Schaden nähmen. Später habe man dem schulpflichtigen Kinde das Arbeiten zur Voraussetzung. Wenn mehr als das tarifmäßige die Zusammenlegung der beiden Vereine beschließen sollte, dann steht Bewußtsein von der Schädlichkeit dieser Getränke beizubringen, Quantum fertiggestellt werden solle, dann könne nur sehr mangel- der Hauptvorstand nur allein dem Antrag Stettin , jedoch nur in und den reiferen Kindern solle man zeigen, daß der Kampf für dieſe hafte Arbeit geliefert werden. Daß der Tarif nicht von den Ge- Verbindung mit dem Frankfurter Antrage, namentlich dem an- Sache eine große und heilige sei, um auf diese Weise den erwachenden fellen den Meistern aufgezwungen sei, beweise der Umstand, daß die gefügten Absah 6 desselben, unter allen andern zu diesem Punkte Schwärmereien der Mädchen und dem Wagenute der Knaben eine Innung ihren Mitgliedern die strenge Innehaltung des Tarifs gegen gestellten Anträgen sympathisch gegenüber." zu bethätigende Aufgabe zu stellen. Die Jugend brauche Gelegen eine Konventionalstrafe von 100 M. zur Pflicht gemacht habe. Daß Heit, sich in Jdealen zu üben und die überschießenden Kräfte nuzbar die Steinfeger gegen den Tarif verstoßen hätten, sei nicht nach zu machen. Die Abstinenzsache sei eine solche Gelegenheit. gewiesen.

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Die folgenden Redner treten ebenfalls für die Verschmelzung ein und lassen, mit Ausnahme von Dürr- Stuttgart, die Beitrags­erhöhung in den Hintergrund treten. Die beiden Referenten haben sich inzwischen geeinigt, mit Rücksicht auf die Verschmelzung, die übrigen Fragen zurückzustellen, so daß ihre Schlußworte sich in diesem Sinne und sehr kurz halten. Darauf werden einstimmig folgende Resolutionen beschlossen:

Dr. Streder wies darauf hin, daß die gesamte Aerztetvelt Aufs neue befragt, durch welche Thatsachen der Tarifbruch längst von der unbedingten Schädlichkeit des Alkohols für Kinder begangen sein soll, wurde von den Meistern geantwortet: Die durchdrungen sei. Die Schulärzte aber von denen es zur Zeit Steinsetzer hätten den streitenden Rammern in einer Versammlung etwa 800 in 250 deutschen Gemeinden gäbe- hätten die besondere ihre Sympathie erklärt, sie hätten zu Gunsten der Rammer bei sechs Pflicht, als Beirat in der Schulhygiene diesen Standpunkt immer Firmen die Arbeit niedergelegt. Die Arbeitervertreter bemerkten Die heutige Generalversammlung spricht sich im Princip für wieder zu betonen, ganz gleich, ob es sich nun um schivachbefähigte dazu, bei diesen Firmen sei die Arbeit nur deshalb niedergelegt eine Vereinigung mit dem deutschen Senefelder- Bund aus und hofft, oder sogenannte normale Kinder handle. Verschiedene Umfragen in worden, weil die an Stelle der Streifenden mit Rammen beschäftigten daß die im August dieses Jahres stattfindende Generalversammlung den Schulen hätten das Ergebnis gehabt zu zeigen, daß der größte Arbeiter so schlechte Arbeit geliefert hätten, daß es die Steinsetzer des Bundes einen dahingehenden Beschluß fassen wird. Der Haupt- Teil aller Kinder von etwa neun Jahren an regelmäßig nicht verantworten konnten, bei solcher Arbeit weiter mitzuhelfen. vorstand und Ausschuß werden beauftragt, mit dem Hauptvorstand Alkoholikas zu sich nähmen, daß das aber auch schon häufig genug Die Organisation sowie der Gesellenausschuß hätten aber diese des Deutschen Senefelder- Bundes in Verbindung zu treten zivecs in einem niederen Alter der Fall sei. Die Schulärzte Berlins hätten Arbeitsniederlegung der Steinfeger nicht gebilligt und die Betreffen Ausarbeitung eines Normal- Statuts. Dasselbe ist darauf einer ein kleines Büchlein herausgegeben, in dem in Form von Leitsätzen den aufgefordert, weiterzuarbeiten. Ehe das geschehen konnte, sei außerordentlichen kombinierten Generalversammlung vorzulegen." derartige hygienische Fragen behandelt werden. Sache der Pädagogen jedoch der Innungsbeschluß bekannt geworden, wonach alle Die Bremer Kollegen hatten das Verlangen gestellt, daß die sei es, diese Leitsäge den Kindern in der richtigen Weise zu Gemüte Steinfeger ausgesperrt werden sollten, wenn bei den Verschmelzung nur so vor sich gehen dürfe, daß die Geschlossenheit zu führen. sechs Firmen die Arbeit nicht wieder aufgenommen werde. der Bewegung darunter nicht leide. Eine von ihnen in diesem Sinne Jn der Diskussion vertraten die Aerzte Dr. Rötger und Lediglich dieser Innungsbeschluß habe den Konflikt bis zu gehaltene Resolution wird zurückgezogen. Zum Ersaz dafür erhält Dr. Meinert- Dresden denselben Standpunkt. Der letztere betonte, seiner derzeitigen Schärfe zugespitzt. Wenn von einem Tarifbruch die hier wiedergegebene Resolution folgenden Zusatz:" Die Ge- daß man die angehende Lehrerschaft in den Seminaren in dieser die Rede sein könne, dann hätten sich die Meister zuerst dessen neralversammlung beauftragt die Vertreter des Verbandes, bei den Frage aufklären müsse. Freilich sei ein großer Teil der schuldig gemacht, indem sie nach dem Ausbruch des Rammerstreiks Verhandlungen im Sinne der Bremer Resolution zu wirken." Aerzte der Meinung, daß auf diese Weise der Kurpfuscherei eine Anzahl von Steinfegern entließen. Wenn jetzt die Meister Die zweite Resolution lautet: Die Generalversammlung be- Vorschub geleistet werde, in welcher nach deren Ansicht ohnehin be­behaupteten, der bisherige Tarif sei für sie so ungünstig, daß er schließt, unter Zugrundelegung einer Beitragserhöhung von 10 Pf. fonders die Lehrer sich übten. Lehrer Scharrelmann- Bremen beseitigt werden müsse, so sei darauf hinzuweisen, daß jest bereits pro Woche, eine Urabstimmung unter den Mitgliedern Deutschlands stellte vier Leitfäße auf, in deren Befolgung es den Lehrern ge­500 Steinfeger unter den Bedingungen des alten Tarifs wieder ein- borzunehmen. Dieser Urabstimmung sind die möglichen Unter- lingen werde im Gegensatz zu dem heutigen öden Kasernendrill gestellt seien, womit ja die Meister ihre Behauptung, es ginge nicht stübungsfäße bei 10 Bf. Erhöhung anzufügen. Diese Urabstimmung der Schulen scharfgeprägte, selbständige Persönlichkeiten aus den mehr mit dem alten Tarif, selbst widerlegt hätten. ist jedoch bis nach der Generalversammlung des Senefelder- Bundes Kindern zu erziehen. 11. Alle folgenden Redner, a. die zurückzustellen und fällt dann, wenn dort die Verschmelzung mit dem Pfarrer Neumann und Goldbed, fowie Dr. Weinelt, Senefelder- Bund beschlossen wird." Professor Wendt sprachen sich in ähnlichem Sinne aus, ein Beim Punkt Schleiferfrage" ist als Referent A u st= Berlin während abstinenter Arbeiter außerdem zu bedenken der Ansicht, daß die Schleifer zur Lithographen- Organisation ge- gab, daß das heutige privatkapitalistische System und die Redner beschuldigt den Hilfsarbeiter- Verband, unter den oft ungeheure Ausbeutung der unteren Voltsschichten durch eine Schleifern eine unschöne Agitation, gestützt auf die niedrigeren Bei- rücksichtslose, ungesunde Induſtrie es unmöglich mache, die gehörten träge, veranstaltet zu haben. Diesen Vorwurf weist als Kor- Gesichtspunkte in größerem Umfange durchzuführen, so wünschens­referentin Frau Thiede= Berlin zurück. Rednerin vertritt den wert das sei und so viel auch der einzelne thun könne, um, unab­Hilfsarbeiter- Verband und stellt fest, daß früher dem Hilfsarbeiter- hängig von andren Faktoren, alles das auf eigne Faust zu unter­Verband die Schleifer zugewiesen worden seien. Sie bittet, diesen nehmen. Beschluß zu erneuern. In der Debatte gehen die Meinungen darüber Erst lange nach Mitternacht erreichten die Verhandlungen ihr sehr auseinander. Von einigen Rednern werden gegen die Ueber- Ende. Damit zugleich wurde der zweite deutsche Abstinententag weisung der Schleifer an die Hilfsarbeiter praktische Bedenken geltend gemacht. Besonders wird auch der Umstand hervorgehoben, daß schon sehr viele Schleifer dem Senefelder- Bund angehören. Nachmittags- Sizung.

Nach längerer Beratung machte das Einigungsamt folgenden Vergleichsvorschlag:

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1. Der zwischen den Arbeitgebern und Arbeitnehmern des Steinfegergewerbes vereinbarte Tarifvertrag vom 29. Januar 1904 behält für beide Teile seine Gültigkeit bis 31. März 1905. Die Rammer werden zu den früheren Bedingungen wieder eingestellt, soweit die Stellen noch nicht anderweitig besetzt sind. Bevor andre Arbeitskräfte neu eingestellt werden, werden die alten Rammer in erster Linie berücksichtigt.

2. Die Regelung des Arbeitsnachweises hat nach§ 95 der Gewerbe- Ordnung zu geschehen.

3. Maßregelungen finden nicht statt.

hören.

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geschlossen.

4. Es wird binnen zwei Wochen eine Schlichtungskommission, bestehend aus fünf Arbeitgebern und fünf Arbeitnehmern, unter Marktpreise von Berlin am 22. Juli. dem Vorsitz eines Unparteiischen gebildet. Diese Kommission hat Nach Ermittelungen_des die Aufgabe, sämtliche Differenzen, die zwischen Steinsegern und fgl. Polizei- Präsidiums. Für 1 Doppel- Centner: Weizen**), gute Sorte Rammern und deren Arbeitgebern entstehen, und eventuell zu 17,40-17,39 M., mittel 17,38-17,37 m., geringe 17,36-17,35. Streifs und Aussperrungen Nach längerer Debatte, an der sich besonders auch die Vertreter Roggen**), gute Sorte 13,65-13,64., mittel 13,63-13,62 M., geringe führen können, zu begleichen. des Hilfsarbeiter- Verbandes beteiligten, wurde unter Ablehnung 13,61-13,60 M. Futtergerste*), gute Sorte 14,60-13,60 m., mittel 13,50 Wenn die Parteien sich bei den Beschluß der Schlichtungs - eines Antrages Kaiser- Leipzig, die Verhältnisse beim Aften zu lassen, bis 12,60 m., geringe 12,50-11,60 M. Safer"), gute Sorte 16,00-15,30., kommiſſion nicht beruhigen, haben sie innerhalb acht Tagen das ein Antrag& ange angenommen, nach dem es den Schleifern, die mittel 15,20-14,50., geringe 14,40-13,70 m. Erbfen, gelbe, zum Stochen Die Ent- Mitglieder des Bundes find, überlassen bleibt, darin zu verbleiben, 40,00-28,00 m. Speisebohnen, weiße 50,00-26,00 M. Linfen 60,00-25,00 m. scheidung des Einigungsamtes ist endgültig. Die Schlichtungs- Neuaufnahmen aber dem Hilfsarbeiter- Verbande überwiesen werden Kartoffeln, neue, 12,00-8,00 M. Richtstroh 4,50-4,16. eu 7,30-5,60 m. tommission hat endlich die weitere Aufgabe, einen neuen Tarif- follen. Für 1 Kilogramm Butter 2,60-2,00 M. Gier per Schod 3,80-2,40 M. bertrag für die Steinsetzer und Rammer zu entwerfen, der vom *) Frei Wagen und ab Bahn. **) Ab Bahn. Wafferstand am 22. Juli. EIbe bei Aussig 0,70 Meter, bei 2,14 Meter, bei Magdeburg +0,80 Meter. Unstrut bei Dder bei Ratibor +0,53 Meter, bei Breslau Weichsel bei Brahemünde+1,82 Meter.-

genommen.

Darauf erstattet die eingesetzte Kommission Bericht über den

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0,16 Meter.

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Witterungsübersicht vom 23. Juli 1904, morgens 8 Uhr.

Better

Stationen

Windstärke

Wetter

Temp. n. T.

1. April 1905 ab in Kraft treten soll. Dieser Tarifvertrag ist den Streitfall Tischendörfer. Die Kommission erkennt den Frank­Barteien zur Genehmigung vorzulegen. Wenn sich die Parteien furter Schiedsspruch gegen Tischendörfer, trotz einiger formeller bis zum 1. März 1905 über den neuen Tarifvertrag nicht geeinigt Irrtümer, ale gerecht an und bedauert, daß er abermals in feiner Straußfurt +0,80 Meter. Dresden haben, ist das Einigungsamt des Gewerbegerichts Berlin anzu- Broschüre über den Frankfurter Schiedsspruch einen solch scharfen Ober- Begel+4,16 Meter, bei Breslau Unter Begel. 1,80 Meter, bei rufen, damit dieses den neuen Vertrag festsetzt. Ton angeschlagen hat. In der Debatte über das Ergebnis der Frankfurt +0,24 Meter. 5. Die Arbeit wird. am Dienstag, den 26. Juli, wieder auf- Kommissionsberatung bezeichnet Tischendörfer in erregtefter art he bei Bosen Weise und unter großer Unruhe der Generalversammlung die Arbeit Nach Verlesung dieses Vorschlags kehrten die Meister wieder den der Kommission als eine unglaubliche Leichtfertigkeit, als eine ober­Standpunkt hervor: Die Rammer sind nicht als mit den Steinfegern flächliche Arbeit, als eine höhere Kinderei.( Lebhafte Pfui- Rufe gleichberechtigte Arbeiter zu betrachten. Demnach verlangten sie, und große Unruhe.) Eine solche Thorheit räche sich selbst. Er sei. daß in der Schlichtungskommission nicht Steinsetzer und Ranumer kein stummer Hund, er stehe im öffentlichen Leben und werde seine nebeneinander sitzen sollen, sondern für jede Kategorie eine besondere Konsequenzen daraus ziehen. Des weiteren greift Tischendörfer Stationen Kommission gebildet werden solle. Das Einigungsamt legte den aufs schärfte die Mitglieder des Frankfurter Schiedsgerichts an, Meistern dringend nahe, die gemeinsame Kommission schon aus rein denen er vorwirft, gegen ihn voreingenommen gewesen zu sein. Der praktischen Gründen anzunehmen. Alle diese Vorstellungen hatten Schiedsspruch sei eine Blamage und ein Schmußfleck für die ganze aber nur den Erfolg, daß die Meister schließlich erklärten, sie wollten moderne Arbeiterbewegung. Die Bestätigung dieses Schiedsspruches Swinemde. 765 23 bon einer Vertretung der Rammer überhaupt nichts wissen, sondern würde in Berlin einen bösen Sturm aufwühlen.( Starke Unruhe.) Hamburg 766 SSD nur den Steinseßern Size in der Kommission zugestehen. Schente Er verlange ein unparteiisches Schiedsgericht, bestehend aus von Berlin erklärte diese Forderung für unannehmbar, denn die Arbeitsteilung beiden Teilen gestellten Schiedsrichtern unter einem unparteiischen Franki.a.M. 765 NO sei so durchgeführt, daß die Steinsetzer nicht die Angelegenheiten Vorsitzenden. der Rammer vertreten könnten. Auf einer Vertretung der Rammer müßten die Steinsetzer bestehen. Mösinger Hanau und Lange Frankfurt a. M.( Mit­Die Meister sträubten sich weiter glieder des Frankfurter Schiedsgerichts) verwahren sich scharf gegen gegen die Einbeziehung der Rammer in die Kommission; sie meinten, die Beleidigungen Tischendörfers. Rieß- Nürnberg , Dürr bas wäre eine zurücksetzung der übrigen Hilfsarbeiter. Nun schlug Stuttgart gehen ebenfalls scharf mit Tischendörfer ins Gericht.

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2bedeckt 15 Haparanda 758 N heiter 15 Petersburg 758 N 2 wolfen! 16 Cort 2wolkig 19 Aberdeen 764 DND München 767 S 2 heiter 20 Paris 764 Still 764 Still- wolfen! 22 Wetter: Prognose für Sonntag, den 24. Juli 1904. Trocken und vielfach heiter, nachts ziemlich fühl, nur mittags warm bei schwachen nordwestlichen Winden. Berliner Wetterbureau

Wien