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Um die Leistungen der alistralischen Arbeiterpartei recht ber stehen und würdigen zu können, der nach einem so kurzen Zeitraum seit der Entstehung des Bundes die Regierung des Landes anvertraut wurde, dürste eine gedrängte Zusammenstellung der Ereignisse nötig sein, die zur gegenwärtigen Lage geführt haben. Am Neujahrstage 1901 traten die sechs Staaten, in die Australien   geteilt ist, zu einem Bunde auf der Grundlage einer vereinbarten Verfassung zusammen. DaS Gesetz, das die Union   begründete, wurde den Wählern zur Abstimmung vorgelegt und mit großer Majorität angenommen. Da eS sich um einen Bund unter Oberhoheit der Krone handelte, so mußte das Gesetz die kaiserliche Zustimmung haben. Ein Parlament mit zwei Häusern wurde geschaffen. Im Senat, der aus 36 Mit- gliedern besteht, ist jeder Staat mit 6 Mitgliedern vertreten. In das Unterhaus werden 7o Mitglieder entsandt, und zwar richtet sich die Anzahl der Abgeordneten jedes einzelnen Staates nach seiner BevöllerungSziffer. Für den Senat ist jeder Staat ein Ganzes, für die andre Kammer dagegen sind die Staaten in 75 Wahlbezirke eingeteilt. Das erste Bundesparlament setzte fest, daß jeder, Mann oder Weib über 21 Jahre, das Stimmrecht für beide Häuser habe. Die Machtsphäre des Bundesparlaments wurde genau umschrieben und begrenzt, da die StaatSparlamente sich das souveräne Recht der Gesetzgebung in allen Materien vorbehalten hatten, die nicht in die BundeS-Konstitution mit einbegriffen waren. Bei den ersten allgemeinen Wahlen Ende 1900 schickte die Arbeiterpartei acht Mitglieder in den Senat und sechzehn in das Unterhaus. In diesem, das aus seiner Mitte die Ministerien bildet, saßen die Arbeiterpartei-Genossen als dritte Partei auf den Quer- bänken. Sie waren fast zu gleichen Teilen in Freihändler und Schutzzöllner geteilt, und es war ihnen freigestellt, bei der Tarif> berawng nach dem persönlichen Ermessen zu stimmen. Als die erste Regierung, die nur eine Minorität hinter sich hatte, einen großen Teil deS Arbeiterprogramms in ihre Polisik aufnahm, wurde sie von der Arbeiterpartei, die den Ausschlag gab, unterstützt. Zunächst wurde ein Mindestlohn von 7 Schilling(7 Mark) pro Tag für alle StaatSarbeiter über 21 Jahre, die mehr als drei Jahre im Dienst sind, festgesetzt, ferner daß die Frauen bei gleicher Arbeit denselben Lohn wie die Männer bekommen fsollen. Außerdem wurde ein Gesetz, das Farbigen, Ausländern und unerwünschten Einwanderern die Einwanderung in AuSstralien verwehrt, an« genommen zugleich mit einem Verbot des Imports von Ein geborenen der Südsee»Inseln als Kontrakt« Arbeiter für die Zuckerrohrfelder. So wurde die Forderung der Arbeiterpartei: ein »Weißes Australien" verwirklicht. In der Militärstage gelang es der Partei, alle Gruppen des Parlaments für ein Miliz- shstem zu gewinnen. Australien   hat also kein stehendes Heer. Auch stemmte sich die Partei energisch gegen das Verfahren, mit erborgtem fremdem oder englischem Kapital die nötigen öffentlichen Arbeiten auszuführen, wodurch schon jetzt ein enormer Teil der Staats einkünfte jährlich für Zahlung der Zinsen verloren geht. Mit Hilfe der Liberalen wurde eine Vorlage zur Aufnahme einer neuen Anleihe von einer halben Million Pfund Sterling zu Fall gebracht, und zwar mit dem Ergebnis, daß jetzt die öffentlichen Arbeiten aus den Staatseinkünften unternommen werden. Nach der Bundesverfassung gehört zur Kompetenz des Bundes- Parlaments auch der Erlaß von Gesetzen über die schiedsgerichtliche Entscheidung, Verhinderung und Beilegung gewerblicher Streitig- keiten, die sich über die Grenzen eines der sechs Staaten hinaus erstrecken. Für Ssteitigkeiten innerhalb eines und desselben Staates sind meist bereits Schiedsgerichte eingerichtet, die zufriedenstellend arbeiten. Wo diese Gerichte existieren, da gilt ein Streik oder eine Aussperrung als ungesetzlich. Im Falle einer Gesetzesüberstetung kann auf strenge Strafen erkannt werden. EinZwangs-Schiedsgerichts-Gesetz wurde dem Repräsentantenhause 1903 vorgelegt. Die Regierung weigerte sich jedoch, das Gesetz auch auf die Seeleute auszudehnen, und als diese Maßnahme lebhaft kritisiert wurde, legte Mr. Kingston, die stärkste Persönlichkeit deS Ministeriums, sein Amt nieder. ES gab eine hitzige Debatte um das Gesetz. Als es jedoch der Arbeiter- Partei gelang, mit großer Majorität auch die Unterstellung der An- gestellten der StaatS-Eisenbahnen unter das Gesetz durchzusetzen, da ließ die Regierung da» Gesetz fallen. Bei den allgemeinen Wahlen im Dezember 1903, als die Hälfte der Senatoren und alle Unterhaus-Mitglieder neu zu wählen waren. wuchs die Partei von acht Sitzen im Senat auf vierzehn. In der Senatskammer ist also jetzt eine starke demokratische Majorität. Auch im Unterhanse wurden acht neue Sitze gewonnen, so daß die Partei 24 Sitze oder nahezu ein Drittel der gesamten 75 Mitglieder stark ist. Beim Zusammentritt de» neuen Parlaments war die Schicds- gerichtS-Bill das erste, was zur Diskussion stand. Ein Mitglied der Arbeiterpartei nicht der Führer beantragte, sämtliche StaatS- angestellten unter dieses Gesetz zu bringen. Dem widersetzte sich die Regierung mit der Begründung, daß dies verfassungswidrig, un- zweckmäßig und ein Eingriff in die Staatsrechte sei. ES mag er- wähnt werden, daß der High Court von Australien   der Interpret der Verfassung ist, so daß durch ihn die Staaten gegen jeden wider- rechtlichen Eingriff in ihre Gewalt von feiten der nattonalen Gesetz- gebung geschützt sind. Bei der Fragestellung hatte die Arbeiterpartei eine Majorität von neun Stimmen und das Ministenum D e a k i n trat sofort zurück. Da eS recht zweifelhast war, ob alle öffentlichen Angestellten dem Gesetz unterstellt werden konnten, so bestand seitens der Arbeiterpartei nicht der Wunsch, das Amendement absolut durchzu­bringen. Sie war bereit, die Regierung im wesentlichen weiter zu unterstützen. Sie drängte sich nicht nach Regierungsämtern! man bot sie ihr an. Der Ex-Premierminister meinte, jetzt müsse die Arbeiterpartei auch die Verantwortlichkeiten der Verwalwng auf sich nehmen und gab dem Generalgouverneur den Rat. John Christian Watson   mit der Bildung eines neuen Ministeriums zu beauftragen. Und er unterzog sich dieser Aufgabe. Unter diesen eigenartigen und ziemlich außergewöhnlichen Um- ständen ergriff die Arbeiterpartei, obwohl nur eine Minorität im Hause, die Zügel der Regierung. Aber die beiden andren Parteien waren in derselben Lage und noch bedeutend schwächer. Mr. I. C. Watson, Premierminister und Schatzmeister, ist ein Organisator und ein Mann von diplomatischem Geschick. Als Führer bewies er Takt und Geschicklichkeit und errang sich die Achtung aller Klassen. Mr. W. M. HugheS, Minister de» Aeußeren, von außerordentlicher Gewandtheit in der Debatte, hat eine sehr wechservolle Laufbahn hinter sich. Er arbeitete in Schafzüchtereien, auf Küstenschiffen, war Journalist und Schullehrer. uud wurde schließlich Advokat. Mr. E, L. Batchelor war Leiter der Staatsarbeiterpartei und anderthalb Jahre lang Minister für Erziehung und Ackerbau sowie General- Postmeister in dem Staate, den er vertritt. Mr. A. Dawson, Minister der Landesverteidigung, verdiente seinen Lebensunterhalt durch Land- und Bergwerksarbeit sowie durch seine Feder. Er war eS, der das erste britische Arbeiterministerium in Staate Queensland   bildete, das jedoch nur wenige Tage bestand. Mr. A. Fisher. Minister für Handel und Zölle, verließ die Beschäftigung eines Bergmannes, um zu� Politik überzugehen und wurde Mitglied von Mr. Dawsons kurzlebigem Mnisterium. Er steht bei seiner Partei in hohem An- sehen. Mr. H. Mahon, General-Postmeister. ein tüchttger Journalist. wurde in Irland   eingekerkert wegen seiner Teilnahme anpolitischen Umtrieben". fMr. G. McGregor, Vicepräsident deS Exekutive Council, ist einer der bedeutendsten Männer im Parlament. Er ist fast blind, besitzt aber ein phänomenales Gedächtnis und den durch- dringendsten Verstand. Er hat sich von einem einfachen Bauarbetter emporgeschwungen. Mr. W. H. Wiggins, Borsteher des Justiz­wesens, ist Gerichtsrat und Gerichtsvorsitzender im Staate Victoria  . Im ganzen fehlt es den Ministern nicht an Geschick und Talent Sie unterscheiden sich darin mehr als vorteilhast von ihren Vor- gängern im Amte. Ihr Programm für die gegenwärtige Session ist von gemäßigtem Charakter, da«S im wesentlichen da» der Vor- gänger ist. Ob es dem Arbeiterministcrinm vergönnt sein wird, eine Probe seines Könnens abzulegen, ist zur Zeit für den Schreiber dieses noch ungewiß. Erfolglose Versuche einer Koalition zwischen der Opposition und der Partei des früheren Ministeriums sind bereits gemacht worden. Man wird verstehen, wie schwer es ist, eine wirkliche Vereinigung zum Sturze des jetzigen Ministeriums zusammenzu­bringen, wenn man bedenkt, daß eine Vereinigung von Konservativen und Liberalen, Hoch-Schutzzöllnern und extremen Freihändlern dazu nötig ist': von Elementen, die nichts aneinander bindet als der Wunsch, selbst ans Ruder zu kommen und den Fortschritt der Arbeiterpartei zu verhindern. Im Falle eines Angriffs würde sicher die Furcht vor der Auflösung der Regierung verschiedene Unter stützungen von solchen eintragen, die fürchten, ihre Sitze zu ver- lieren. Die Richtung der Arbeiterpartei führt zinn SocialismuS   hin. doch begnügt sich die Partei vorläufig damit, eine Gesetzgebung von palliativem Charakter gutzuheißen, die den bedrückteren Schichten der Arbeiter sofortige Erleichterung gewährt. Es sind aber im Senat mit großer Majorität Resolutionen angenommen worden zu Gunsten der Nationalisierung der Tabak- und Eisenindustrie. Ferner mutz man sich erinnern, daß die sämtlichen Eisenbahnen deS ganzen Landes und einige Straßenbahnen sowie die Wasserwerke, Post, Telegraph, Telephone und viese andre Unternehmungen schon jetzt Nationaleigentnm sind und unter der Kontrolle der Staats- regierung oder der Kommunalbehörden stehen. Folgende Forderungen sind die wichtigsten des KanipfprogrammS der Arbeiterpartei: Erhaltung eines weißen Australiens  . Zwangs- Schiedsgerichte zur Beilegung von gewerblichen Streitigkeiten. Alterspensionen aus sichergestellten Einkünften(in den beiden größten Staaten werden bereits jetzt solche gezahlt). Nattonalisierung der Monopole. Landesverteidigung durch die Bürger. Beschränkung der staatlichen Anleihen. Schiffahrtsgesetze zum Schutze der Seeleute und der austta lischen Schiffsbesitzer. Die Errichtung einer Staatsbank und einer staatlichen Leben»- und Feuerversicherung wird gleichfalls geplant. Ein Gesetz betreffend wohlfeile Patente ging in der vorigen Session schon durch. Ferner ist in Aussicht genommen, daß der Grund und Boden der Bundes- Hauptstädte für unveräußerlich erklärt werden soll. Es ist eine beklagenswerte Thatsache» daß wir nicht eine einzige Arbeiter-Tageszeitung in Australien   haben. Einige sehr gute Wochenschriften sind vorhanden, von denen aber nur je eine in den Hauptstädten erscheint. Die Arbeiterschaft hat Triumphe errungen trotz der Angriffe einer skrupellosen und feindseligen kapitalistischen  Presse, die Tag für Tag unsre Zwecke und Ziele und die Thaten unsrer Partei falsch darstellt. Ihren Erfolg dankt die Partei hauptsächlich der allgemein an- erkannten Berechtigung ihrer Ansprüche, ihrer Organisatton und ihrem Freimut. Die Trabes Unions sind das Rückgrat der Be­wegung, aber jeder ist als Mitglied willkommen, der bereit ist, unser Programm zu unterschreiben. Da die Beteiligung noch gering ist, so war die Partei in Geldverlegenheit, denn in ihren Reihen be- finden sich keine wirklich reichen Mitglieder. Ein Faktor, der den Fortschritt sehr begünsttgt, ist die absolute Redesteihett. Keine Behörde bekümmert sich um politische Versammlungen. Im Staats Parlament von Victoria, wo soeben allgemeine Wahlen stattgefunden haben, betrug die Zunahme der Partei 100 Proz. und diese bildet nun dort eine starke Opposision. Ein andrer Staat steht ebenfall» vor den Wahlen und allen Anzeichen nach wird sich dort ein ähn- liches Resultat ergeben. ES ist über jeden Zweifel erhaben, daß die Arbeiterpartei, bei einer Auflösung des Parlaments eine Anzahl neuer Sitze gewinnen würde. Wenn es der Arbeiterregierung ver- gönnt ist, ein Jahr lang im Amte zu bleiben, so ivird sie für immer mit dem alten Borurteil aufgeräumt haben, daß nur die privilegierten Klassen im stände sind zu regieren. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. Partei- l�ackncdten. Zum Internationalen Kongreß z« Amsterdam  . Das Internationale Socialistische Sekretariat erlätzt folgende Bekanntmachungen: Die Delegierten zum Kongreß zu Amsterdam   werden gebeten, an den Genossen I. F. Ankersmid, Redaktion»Het Volk", Amsterdam  , Geldersche Kade 117, möglichst umgehend Mit- teilung gelangen zu lassen, ob sie in ein Zimmer a zwei Personen einlogiert sein wollen. In diesem Falle haben sich die Betreffenden mtteinander zu verständigen. Den Delegierten werden gegen Hinterlegung von 10 Fr. als Beitrag zu dem Kongreß am Vorabende des Kongresses pro- visorische Teilnehmerkarten ausgehändigt. Diese Karten erlangen erst nach der Gültigkeitserklärung durch die nattonalen Delegationen oder, im Falle des Einspruchs, durch den Kongreß ihre volle definitive Gültigkeit, Die Sekretäre der einzelnen Landesparteien werden ersucht, an den Kongreß einige Exemplare der Broschüren, Werke und Zeitungen der socialistischen Litteratur zum Zwecke der Ausstellung beziehentlich des Verkaufs auf dem Kongretz einzusenden oder mit- zubringen, Der Punkt:»Die internationalen Regeln der socialistischen Politik" wird vorauSsicktlich zu sehr lebhaften Debatten auf dem Amsterdamer Kongretz fuhren. Zu diesem Punkt liegt dem Kongretz bereits die Resolution vom Dresdener   Parteitage vor. Dieselbe ist von der socialistischen Partei von Frankreich   auf ihrem Kongretz zu Reim? zu der ihrigen gemacht und von derselben dem Kongreß unterbreitet worden. polireUictas. Sericbtlicbes üb». Das sächsischeJuwel" von Versammlungsrecht ist um«ine neue Auslegung bereichert worden, bei der allerdings diesmal die beabsichtigte Wirkung ausblieb. Am Sonntag, den 24. d. Mt»., war für Mylau   i. V. eine öffentliche Volksversammlung um 4'/, Uhr nachmittags angemeldet. Da aber gegen 4 Uhr ein schweres Gewitter heraufzog, war die Versammlung sehr schwach besucht und der Einberufer wollte die Versammlung um 2 0 Minuten ver- tagen. Da nun die überwachenden Beamten einer Vertagung schon wiederholt Schwierigkeiten entgegengesetzt hatten, fragte er vorsichtig den Beamten um Erlaubnis und erhielt die Antwort:Das dulde ich nicht. Ich Hab« Order von der Amt»- hauptmannschaft, das nicht zu erlauben," Hierauf eröffnete der Einberufer die Versammlung, teilte derselben die Aus- kunft des Beamten mit und ging zu der nach sächsischem VereinS- und Versammlungsrecht vorgeschriebenen Bureauwahl über. Als er um Vorschläge zu einem ersten Vorsitzenden bat, wurde aus der Versammlung der Antrag gestellt, die Wahl desselben mittel» Stimmzettel schriftlich vorzunehmen, ein zweiter Antrag verlangte. dazu ein Komitee von drei Personen zu wählen. Das itomiiee wurde gewählt: die Wahl des ersten Vorsitzenden, ebenso des zweiten und des Schriftführers wurde mittels Stimmzettel in musterhafter Ruhe vollzogen, und als die Wahlen zu Ende waren, erhielt um 5'/, Uhr der Referent, Genosse Adolf Hoffmann  , vor dicht- besetztem Hause das Wort zu seinem Vortrage. Es ging also auch ohne Vertagung i Versammlungen. Die Glaser hielten am 18. Juli eine stark besuchte Versammlung ab. An Stelle Ketzners wurde L o w i tz k i zum Delegierten der Bauarbeiterschutzkommission gewählt. Sodann wurde der Antrag angenommen, vom 1. August ab nur noch 60 Pf,-Marken zu ver- kaufen. Für die den Rammern gewährte Unterstützung erteilte die Versammlung die Genehmigung. Zum ersten Punkt der Tages­ordnung: Tarifkommission, gab der Vorsitzende Jahn den Bericht und verlas ein Schreiben der Innung an den Altgesellen, worin dem- selben mitgeteilt wird, daß die Innung nicht mit dem Central» verband verhandeln wolle. Ein Antrag, eine gemeinschaftliche Kommission zu bilden, bestehend auS dem Gesellenausschuh und der gewählten Fünferkommission, wurde abgelehnt. Dann wurde be» schlössen, bis zum Ausbruch des Streiks eine wöchentliche Extra- steuer von 1 M. zu erheben, und zwar von Beginn dieser Woche. Suchfort teilte mit, daß die Ein- und Vcrkaufsgenosscnschaft Bücher ausgegeben hat, in denen die Glascrgescllen auf Bauten den Ver- tretern bescheinigen sollen, wann dieselben angekommen und wieder abgefahren sind. Die Versammlung lehnte dies entschieden ab, da sich die Glaser nicht zu Spitzeln hergäben. Es wurde eine ent- sprechende Resolution angenommen und Suchfort beauftragt, diese Maßnahme dem Vorstand des Handels», Transport- und Verkehrs- arbeiter-Verbandcs zu unterbreiten. Ferner wurde der Haupt- vorstand beauftragt, zum Internationalen Kongretz in Amsterdam  einen Delegierten zu entsenden. Die Zahlstelle Berlin   schlägt den Hauptvorsitzonden Eichhorn vor. Letzte l�achnchten und Vevefcben. vom ostasiatischen Kriegsschauplatze. Petersburg, 26. Juli.  (W. T. B.) General Kuropatkin meldet dem Kaiser von gestern: Erkundungen, die in letzter Zeit täglich in der Richtung aus Kaitschou und Lraohotan ausgeführt wurden, er- gaben, daß der Feind den Kamm und die Abhänge der Höhen im Norden von Kailschou zwischen der Eisenbahnlinie und dem Thale  des Tsinsahe starr befestigt hat. Bei Hotsiatun ging der Feind am 23. Juli um 5 Uhr morgens mit etwa 8 Divisionen auf der Front zum Angriff vor auf dem zwischen der Eisenbahn und dem Thale   des Tsinsahe liegenden Gebiet. Ferner entwickelte der Feind im Süden eine Division   Infanterie zwischen der Eisenbahn und dem Dorf Hotsiatun. Seine Hauptmacht zog er in der Richtung auf Daffchapu, 13 Werst südlich von der Station Taschitschiao zusammen, während sich die japanische Reiterei auf dem linken Flügel oei der Eisenbahn befand. Der Bormarsch geschah ziemlich langsam und mit Unter- brechungen. 30 Geschütze deckten ihn mit ihrem heftigen Feuer, das von den Baterjen unsrer Nachhut erfolgreich erwidert wurde. Das Feuer der japanischen Batterien war anfangs auf die Höhen bei Mahuntsuitjt und Jaolintsi, 10 Werst nördlich von Kaitschou, ge- richtet, die allmählich von den Posten unsrer Feldwache geräumt wurden. Auf die vorrückende japanische Infanterie eröffnete unsre Nach- Hut ein Gewehrfeuer. Oberst Lösch führte die Nachhut rechtzeitig auf eine neue Stellung bei Datschapn weg. Hierbei fuhren unsre Batterien, die mehrere Male ihre Stellung wechselten, fort, da» feindliche Artilleriefeuer zu erwidern, und richteten ihr Feuer auch auf Infanteriekolonnen des Feindes. Gegen SV, Uhr morgens rückten zuerst 3 Bataillone auS dem Thale   des Tsinsahe in der Rich- tung auf Taschitschiao vor. Auf dieser Linie hielt eine von unsren Abteilungen zwischen Tantschi und Taschitschiao befestigt« Stellungen besetzt, sowie eine Stellung 7 Werst südöstlich von Taschitschiao. Im weiteren Verlaufe des Kampfes entwickelten die Japaner in der Richtung auf Taschitschiao etwa eine Brigade   Infanterie und sandten außerdem ein Regiment längs der Tsinsahe nach Tantschi aus. Um 4 Uhr nachmittags stellte der Feind den Vormarsch ein. Seine Haupt- macht zog der Feind bei MaHuntsuitsi zusammen. Am Abend bezogen unsre Truppen die ihnen angewiesenen Biwaks, nachdem Abteilungen auf der befestigten Stellung zurückgelassen worden waren. Unsre Verluste sind noch nickst festgestellt; wie gemeldet wird, find sie jedoch unbedeutend. Da der Tag aber heiß war, kamen Fälle von Hitzschlag und Sonnensttch vor. Bei Einbruch der Dunkelheit besetzte unsre Vorhut wiederum Tantschi. Die Nacht mif den 24. Juli verlief ruhig. Um 5 Uhr früh begann ein Vorpostenscharmützel ia der Umgegend Tantschis. Weitere Meldungen liegen nicht vor. Petersburg, 26. Juli.  (W. T. B.) Wie General Kuropatkin dem Kaiser von gestern meldet, besetzte eine russische Abteilung am 21. Juli den Pchanlinpatz. Am Nachmittage des folgenden Tages begann in der Umgebung des Paffes ein Gefecht, in welchem die Japaner, die etwa«ine Brigade stark waren, die Russen in der Front bedrängten und sie auf beiden Flügeln umgingen. Die Russen zogen sich langsam zurück. Um 7 Uhr abends stellten die Japaner, nachdem sie den Pchanlinpatz eingenommen hatten, den Angriff ein. Auf russischer Seite wurden 1 Offizier und 4 Mann verwundet. Die Zahl der Gefallenen ist noch nicht festgestellt. Petersburg, 26. Juli.  (W. T. B.) Ein andres Telegramm KuropatkinS an den Kaiser von gestern besagt: Auf der Südfront er- neucrte der Feind am 24. Juli den Vormarsch. Der Kampf begann auf dem linken Flügel bei Tagesanbruch in der Nähe von Tantschi. Hierauf unterhielt der Feind 12 Stunden hindurch ein sehr heftige» Artilleriefcuer. Das Artilleriegefecht verlief günstig für uns: die apanischen Batterien, 7 Werst südlich von Taschilschiao, verstummten um 4 Uhr nachmittags. Um dieselbe Zeit unternahm der Feind einen energischen Angriff bei Dafanschen, um da» Centrum unsrer Stellung zu durchbrechen. Unsre Truppen schlugen alle Angriffe deS Gegner» zurück und alle unsre Stellungen wurden von uns behauptet. Der Kampf endete um SV, Uhr abend». Einzelheiten des Kampfe» und die Verluste sind noch nicht bekannt. Der Abteilungschef, der den Vormarsch des Feindes 2 Tage lang aufgehalten und all« Angriffe der Japaner zurückgeschlagen hat, hat nach kurzer Rast, ohne vom Feinde behelligt zu werden, begonnen, allmählich nach Norden zurück- zugchen. Russische   SeerSuSereien. London  , 20. Juli.  (W. T. B.) Nach einer beiLloyds" ein- gegangenen Mitteilung erhielt die Reederei des DampfersCalchaS" n Liverpool ein Telegramm aus Honkong  , wonach der Dampfer von der russischen Flotte beschlagnahmt sei.Calchas" war auf der Fahrt von Pugetsound(Nordamerika  ) nach Japan   und Honkong. Suez, 26. Juli.  (Meldung de«Rcuterschen BureauS".) Der DampferFormosa" der Peninsular and Oriental Linie wurde von den Russen im Roten Meere aufgebracht und kam hier unter russischer Flagge und mit russischer Bemannung an. Tokio  , 26. Juli.  (Meldung deSReuterschen Bureau»".)' Der englisckie Gesandte Macdonald hat eine eingehende Untersuchung über die Versenkung des DampfersKnigt Commander" eingeleitet. Budapest  , 26. Juli.  (W. T. B.) In Eisenstadt   wütete heute ein großer Brand, durch den 63 Gebäude, darunter das Stadthaus und eine Kirche, eingeäschert wurden. Ebenso wurden in dem Dorfe Kaptol bei Pozsega   durch ein Feuer 50 Gehöfte mit großen Getreide- Vorräten zerstört. Baku  . 26. Juli.  (W. T. B.) Wie aus Rescht gemeldet wird. find sämtliche Orte der Eisenbahnlinie Teheran Rescht cholerafrei. ebenso TäbriS  . Enseli und Mendjil. «erantw. Redakteur: Paul«üttner, Berlin  . Inseratenteil verantw.i Th. Glocke, Berlin  . Druck u. Verlag: Vorwärts Buchdr.u.Verlag»aaitaltPaulSlnae'-chSo..BerlinLV/. Hierzu 2 B eilagen p. UnterhaltungSblatt