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Seine unglaubliche Falschheit ist das nächste, worüber alle die­fenigen flagen, die mit ihm zu thun hatten.

Jedes Wort, das er spricht, ist eine Lüge",

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Daß sich die Dinge so gestaltet haben, wird allgemein als Jdeengenossin, ja Handlangerin dieser russischen Mörder wie dem jetzt als Opfer seines eigenen Verwaltungssystem gefallenen überhaupt jedes revolutionären und anarchistischen Umsturzes" an. Herrn v. Plehwe zugeschrieben. Die Untergebenen, die Werkzeuge des und die Deutsche Tageszeitung" fragt bereits: Ob ist die Bemerkung, die man am meisten über ihn hört. Das Ver- Herrn v. Plehwe, diejenigen, die sich in den Dienst seines Systems diese Reden( im Königsberger Gerichtssaal) nicht auch einigen Ein­brecherische seiner Taftit besteht nicht nur darin, daß er dem Zaren ſtellten, wurden, wie sich aus der großen Reihe der letztjährigen fluß auf den Entschluß zur Ermordung Plehives ausgeübt haben?"; Attentate zeigt, von ihren mit terroristischen Mitteln einredet, die Revolution stehe vor der Thür, und ihn durch Droh­die Deutsche Tageszeitung" beschuldigt die preußische Justizbehörde, arbeitenden Gegnern persönlich für ihre Thaten und briefe, Broklamationen u. a., die er in die innersten Gemächer, ja, Unthaten verantwortlich gemacht. Es hätte mit einem welche die Ereignisse in Königsberg veranlaßt hat, der Mit­in die Rocktaschen schmuggeln läßt, in fortwährender, nerven­Wunder zugehen müssen, wenn der oberste Leiter schuld an dem Untergang Plehwes! Diese Beschuldigung hat zerstörender Angst erhält, sondern noch mehr darin, daß er selbst von dem blutigen Haß verschont geblieben wäre. jedoch, wie wir gern bezeugen, weder der Staatsanwalt, noch der fattisch Unruhen provoziert, um sie als Argumente be- Es fonnte nicht anders sein, als daß die Terroristen auf Wege und Gerichtshof, noch der Justizminister verdient. nügen und seine Position stärken zu können; daß er fortwährende Mittel sannen, diesen Mann, der in allererster Reihe die Ver- Ergögen inmitten dieses ernsten Ereignisses bereitet die Konspirationen entdeckt und die angeblichen Teilnehmer in der antwortung für die Unterdrückungen, Verfolgungen und administrativen Post". Ihr ist noch nicht die genügende Erleuchtung durch Chef furchtbarsten Weise maßregelt, um seine Unentbehrlichkeit zu er Grausamkeiten trug, gewaltsam aus dem Wege zu räumen. Und a bel geworden und sie krankt noch an der Begünstigung, die sie Das ganze Arsenal der Polizeikunststücke, die je in Despotien Herr v. Plehwe wußte sehr genau, daß man ihm nach dem Abel geworden und sie krankt noch an der Begünstigung, die sie im Falle Bobrikow dem nationalen" Terrorismus gewährte. So Leben trachtete. Wenn nichts andres, so hätte ihn bor verübt worden sind, um Autokraten in willfährige Werkzeuge ihrer einigen Monaten die vorzeitige Bombenexplosion in einem Peters- weiß sie nur dies: Prätorianer zu verwandeln, ist v. Plehwe geplündert worden, um burger Hotel zur Genüge darüber belehrt. Denn auf ihn war fein System bis zur Vollkommenheit auszubauen. Insbesondere es damals abgesehen gewesen, für ihn waren die Bomben Polen und Juden müssen dazu herhalten, die Gefährlichkeit der herbeigeschafft worden. Je mehr er aber die Gefahr er­lies: die Unentbehrlichkeit des Herrn Plehte zu fannte, desto größeren Umfang nahmen die Ein­

weisen.

Situation

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rhärten. Daß

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die Kischinewer Mordthaten in seinem Auftrage verübt wurden, bezweifelt in Rußland tein Mensch; der Cynismus, mit dem er Kruschewan, den Haupt­hetzer aus Beffarabien, auszeichnete, mit dem er den von einem Lehrerkongreß insultierten Agitator Bronin in Schutz nahm, find eben so viele schamlose Zuständnisse feiner That, die er auch nur vor dem Auslande, nicht aber vor seinen Getreuen verleugnet.

ferterungen an, desto schärfer wurden in ganz Rußland und ganz besonders in Petersburg die polizeilichen Maßnahmen gegen alle durchgeführt, die nicht unbedingt einer Gesinnung mit Herrn v. Plehweswaren. Und wiederum eriveist es sich, daß ein Schutzgitter niemals engmaschig genug sein kann, um einer allgemein verhaßten Persönlichkeit die ersehnte Sicherheit gegen Mordanschläge zu ge währen. Für Leute, denen am eignen Leben nichts gelegen ist, findet sich immer ein Durchschlupf."

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Das Berl. TagebI." schreibt:

man

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Die wahren Umstände, auf die das Attentat zurückzuführen ist, wird erst die angestellte Untersuchung ergeben, doch ist es sehr wahrscheinlich, daß ihm ähnliche Motive zu Grunde liegen, wie der Ermordung des Generals Bobrikow , ja daß das Attentat damit in cinem direkten Zusammenhang steht. Plehive war der Vorgesetzte Bobrifows, und auf ihn in erster Linie find die russischerseits ergriffenen Maßnahmen zur Unterdrückung der einzelnen Nationalitäten zurückzuführen,

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Dent

dem eigentlichen Großrussentum die ausschlaggebende Stellung im Neiche zu verschaffen und um gleichzeitig die verschiedenen Völkerkonglomerate, aus denen das Reich besteht, zu einem einheitlichen Ganzen von ausgesprochen russischem Charakter zusammenzuschweißen. Sollte es sich bestätigen, daß dieser Mord auf finnische Umtriebe zurückzuführen ist, so würde das sehr ernstlich auf die Sympathie einwirken, deren sich die Finnen bisher in ihrem Kampfe gegen die Unterdrückung ihrer Selbständigkeit allerseits erfrent haben. Denn durch der artige Scritte setzen sie sich selbst ins Unrecht und werden sich auch ihrerseits nicht mehr beschweren können, wenn mit Strenge und Härte gegen sie vorgegangen wird. Druck erzeugt Gegendruck und gerade in Rußland hat die Erfahrung noch immer gezeigt, daß Gewaltmaßnahmen auf der einen Seite harte Unterdrückungen auf der andren Seite zur Folge haben."

Jede Kleinigkeit greift er auf, um eine Affaire daraus zu machen. In Warschau sind Mitgliedern eines Komitees, das für einen polnischen Sanitätszug nach dem Kriegsschauplate Sammlungen Eine Reihe unerhörter Schandthaten, die unter dem schirmenden eingeleitet hatte, von Studenten die Fenster eingeworfen worden. Mantel anscheinender Gesetzlichkeit verübt wurden, mußten dem Sofort langte der telegraphische Befehl ein, die Sache auf breitester Polizeiregiment aufs Conto geschrieben werden, das Plehive mit so Basis zu untersuchen, und wenn nicht die Geschädigten der Polizei unheimlicher Konsequenz und unerschrockener Menschenverachtung zu jede Mithilfe verweigert hätten, wären wieder ein paar handhaben verstand. Sein Vorgänger Ssipjagin war gleich ihm Dußend fecke Demonstranten nach Sibirien geschickt worden, unter dem Dolchstoß eines Mörders gefallen. Aber was damit das Vorhandensein einer polnischen Revolution dar­gethan werden könne. Ein russischer Redakteur, dessen Blatt wegen gegen ihn von parteipolitischer Seite vorgebracht, verschwand den furchtbaren Anklagen, die von allen Seiten Abdrucks eines revolutionären Gedichts verboten worden war, wurde fast vor den gegen Blehwe ihr drohendes Haupt erhoben. Die Ver bei der obersten Censurbehörde im Ministerium des Innern vor- brechen von Kischinew, von Wilna und Die" Post"-Spigel erscheinen eigenartig unterrichtet über die Charkow , die ſtellig, um die Erlaubnis des Wiedererscheinens zu erlangen. Der Vergewaltigung Finnlands , die Zerstörung der Neste Motive des Attentats! Sobald sich jedoch zeigt, daß nicht finnische Herr Sektionschef erklärte dem Redakteur, einem russischen Edel­mann, wörtlich, er möge dem Minister mitteilen, daß ihm das der Selbstverwaltung, die sich in den Semstwos erhalten, die Knebe- Umtriebe", sondern nihilistische Umtriebe" die That erzeugten, wird revolutionäre Gedicht von den Juden ins Blatt geschmuggelt worden ung der Presse, die Erstickung jeder Regung eines freiheitlichen die" Post" ihre Sprache wiederfinden. Volksempfindens alles das bildete eine immer höher steigende Noch ergöglicher aber zappeln die, Berliner Neueste sei, dann werde er sofort wieder die Erlaubnis erhalten. Dieses freifonservative Blatt hat soeben den In Antisemitismus, den er natürlich jedem jüdischen Be- lut von Beschuldigungen, denen der Minister mit eiserner Stirn Nachrichten". fucher gegenüber in Abrede stellt, mache er nur, weil sehr hoch Stand hielt. Vielleicht glaubte er wirklich im Sinne und Interesse Königsberger Prozeß so beurteilt, daß unsre Freude über seines taiserlichen Herrn zu handeln, dessen weiches Gemüt von all gestellte und einflußreiche Personen, wie die Kaiſerin- Witwe, Groß- bem feine intime Renntnis besaß, was in seinem Namen an den sein Urteil die größte Verwirrung in ſeinen Federn angerichtet hat. Das fürst Sergius und andre aus der Generation Alexanders III. fanatische unter dem Barenscepter vereinten Nationen gefrevelt wurde...." Antisemiten sind. Auch sein Antisemitismus sei nicht echt; nichts sei echt bei ihm als der Spielehrgeiz, sich so lange als möglich zu be­haupten und den Nervenkitel eines Seiltänzers zu haben, der über aufgepflanzten Bajonetten auf dem gespannten Seite jongliert.

Das ist das Bild des Ministers des Innern, wie ihn die öffentliche Meinung in Rußland zeichnet...

Rechtsliberale Zeitungen.

Die, National- Zeitung":

Er begann sein Amt mit der Unterdrückung der Bauern­unruhen in Poltawa , er setzte es fort mit der Bekämpfung der Arbeiterkrawalle in Südrußland , mit der Einschränkung der Frei­

Das Bezeichnendste aber, was ich über das System Plehwe hörte, war doch die Antwort, die ich erhielt, als ich einen recht hochheiten der Semstwos, mit der Maßregelung der Adelsmarschälle. angestellten Mann fragte, ob denn eine Besserung zu erwarten sei, wenn Plehte einmal

von seinem unausbleiblichen Schicksal

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ereilt worden sei. ,, Nein," lautete diese Antwort. So wohl­verdient auch jedes Schicksal für ihn sein wird, geholfen" wird uns damit nicht. Ein andrer Mann, das ist alles. Blehwe ist nur in idealer Ausprägung, was das System verlangt. Der Polizeistaat braucht Polizeiseelen und er findet sie immer. Plehwe ist mit allen Lastern außer dem der Bestechlichkeit behaftet, aber er ist durchaus kein Unifum in der russischen Beamtenwelt. Und es ist durchaus nicht wahrscheinlich, daß etwas Besseres nachkommen würde. Wenn ganz Rußland hofft( wörtlich!), daß ihm bald der Garaus gemacht werde, so ist es nicht, weil man davon sich eine Besserung der Zustände verspräche, sondern weil man doch irgend eine Genug­thuung erleben will,

wenn das Maß einer dieser Bestien voll ist.

Ein Philantrop und Rechtsfreund wird aber so wenig je Minister des Innern unter dem Absolutismus werden, wie er das Bedürfnis hätte, Scharfrichter zu werden. Nur ein andres System kann uns andre Männer bringen. Das Galgensystem verträgt nur Henkersknechte."

Ein rückhaltloser Verehrer Pobjedonoszews, eine Säule der Reaktion in Rußland , hat er unter seinem schweren Tritt manch' wucherndes Unkraut, aber auch zahllose viel­versprechende Keime geknickt und vernichtet. Im Kampfe Witte und dessen System gegen den mehr fortschrittlichen hat er mit feiner Auffassung gefiegt, er hat Witte zu verdrängen gewußt und damit die russische Regierung auch von den zartesten Ansägen einer Reform und Social­politit gereinigt. Als geschlossene Charaktere mag man Naturen wie die Plehwes würdigen, Sympathien tann man nicht für sie empfinden, wo freie Menschen sich zu freiheit­lichen Anschauungen durchgerungen... Die reichen und dankbaren Aufgaben, die sich ihm darboten, als das Wohl und Wehe vieler Millionen zum Teil so armseliger, so hilfebedürftiger Menschen in seine Hand gelegt wurde, hat er aber als solche nie anzusehen ver­mocht. Er fam als ein Pacifikator ins Amt, aber wo er Friede geschaffen, da war es der Friede des Kirch­hofes. Wie Finnland , so bäumt sich heute der ganze Süden Rußlands auf gegen die Willkürherrschaft der Plehweschen Kreaturen, weite Gebiete sind aufs äußerste verhetzt und verbittert. Mit dem Umfange des Zarenreiches sind auch die inneren Uebel gewachsen, und kaum etwas hat diese inneren Uebel so gefördert, wie jenes finstere, trostlose System, als dessen Repräsentant sich auch Blehwe fühlte.

Eine Politik der Reformen, eine Politik der

Der Eindruck der Attentatsmeldung focialen Fürsorge für die breiten Maffen, eine Politit, welche aller

in Berlin .

Als sich in der Mittagsstunde die Meldung vom Attentat gegen v. Plehwe in Berlin verbreitete, erregte sie eine außerordentliche Wirkung. Es darf gesagt werden, daß diese Mitteilung, wenn ab­gesehen wird von den schmächlichen Freunden jeder russischen Barbarei, deren auch wir uns hier zu Lande erfreuen, nirgends Mitgefühl mit dem Getöteten erweckt hat. Und in der gesamten Kulturwelt wird nur das eine Empfinden vorherrschen, daß das russische Gewaltsystem büßt, was es verbrochen.

Wir verzeichnen folgende Aeußerungen der liberalen Abend­blätter.

Die Volts 3eitung":

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lebensfähigen Reime einer neuen Zeit sich liebevoll annimmt, wird sich nicht über Nacht etablieren lassen, aber man wird den Weg zu dieser Politik suchen müssen, anstatt sich immer weiter von ihr zu Wäre die Hälfte der Kraft, die ein Sfipjagin, ein entfernen. Plehte an die Unterdrückung jeder freieren Regung sekten, darauf verwendet worden, den einmal vorhandenen Strömungen ein Bett 3 graben, in dem sie sich nußvoll zu bethätigen vermögen, es wäre niemals zu jenen gräßlichen Eruptionen gekommen, die sich jetzt in so erschreckend furzen Intervallen folgen."

Die Tägliche Rundschau":

Blatt leistet in zivei unmittelbar einander folgenden Artiteln diesen heiteren Wirrwarr der Meinungen. Zunächst ist zu lesen:

Go

Wie fein Vorgänger Ssipjagin am 15. April 1902 dem Revolver, so ist heute der russische Minister des Junern v. Plehive einer Bombe der Revolutionäre zum Opfer gefallen. furchtbar uns jedes derartige Verbrechen erschüttert, so wenig fönnen wir uns wundern, daß es verübt wurde. Denn es waren dafür längst alle Vorausschungen vorhanden: Gärung im Lande, Haß gegen die Person des Ermordeten, eine organisierte Terroristen- Partei. So fehlten nur noch äußere Umstände, die tro polizeilicher Vorsichtsmaßregeln ein Gelingen des ver­brecherischen Planes wahrscheinlich machten. Sobald sie eintraten, hat man losgeschlagen..

Wiederholt ist seitdem allerdings die Behauptung aufgestellt worden, Plehive sei milderen Ideen zugänglich geworden. Selbst der Gedanke, eine Verfassung einzuführen oder anzubahnen, wurde ihm imputiert. Schließlich ist es aber doch dabei geblieben, daß Blehte im Gegensatz zu Witte für den Vertreter einer Politit galt, die im Knüppel des Polizisten und im Bajonett des Soldaten das sicherste Mittel zur Aufrechterhaltung von Autorität und Nuhe sieht.

Wie wenig trop so unerschrocener, bis zur Brutalität rüd­fichtsloser Staatsmänner die revolutionären Umtriebe zu unter­brücken gewesen sind, davon haben wir erst eben im Königsberger Prozeß Schauerliches erfahren..

Und sogleich folgt das Gegenstück:

Selbstverständlich ist es gerade jetzt, nachdem die blutige Doktrin wieder einmal so fürchterlich in die That umgesetzt und der Minister Plehwe das Opfer der socialdemokratisch- terroristischen Heze geworden ist, um so mehr Recht und Pflicht aller Kultur­staaten und des benachbarten Deutschlands insbesondere, den Mordbuben in Rußland möglichst das Handwerk zu legen, der russischen Regierung zur Aufrecht= erhaltung der Ordnung zu helfen. Internationale Maßnahmen gegen Anarchisten haben sich leider immer noch als in geringem Grade erreichbar und wenig erfolgreich erwiesen. Aber dem Hochverrat, den deutsche Socialdemokraten gegen Rußland begehen, wird man doch wohl beikommen fönnen.

Die Dinge in Rußland find allzu ernst geworden, als daß russische Deutsche Gelegenheit haben, aus ihnen für die blinde Hetzerei gegen die deutsche Socialdemokratie Kapital zu schlagen.

An den elenden Buben, die noch jetzt den Mut haben, russische Gewaltherrschaft zu schützen, geht nunmehr die deutsche Deffent­lichkeit verächtlich vorüber.

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Politische Ueberlicht.

Berlin , den 28. Jult.

Das Theaterprogramm des Zukunftsstaates.

Es ist festzustellen, daß die reichshauptstädtische nichtsocialdemo " In des Verstorbenen Charakterbild war ein moderner" Zug: fratische Presse noch niemals ein politisches Attentat so besprochen er arbeitete gern mit der ausländischen Presse. Bei Engländern und hat, wie das heute in Petersburg vollbrachte. Wir fügen dieser Amerikanern hatte er verhältnismäßig wenig Glück; weit eher gelang Feststellung nur den Wunsch hinzu, daß nicht nach wenigen Tagen ihm das schon bei verkommenen Subjetten deutscher Abstammung, die die hier über bereits die reaktionäre Presse Anlaß haben möge, von einer bei der erstaunlichen Unkenntnis, Schwenkung, von einkehrender Ernüchterung und von Abrücken von russische Dinge herrscht, auch in sonst gut ge= leitete deutsche Blätter Einlaß fanden. Da ward der Socialdemokratie" zu reden. uns denn Plehwe als der große Patriot geschildert, der hart, aber gerecht das Land verwalte und dessen Der Reichsverband gegen die Socialdemokratie" ist an der mit vollendeter Selbstlosigkeit gepaartem eifernen Willen Arbeit. Vor uns liegt seine neueſte That, eine Flugschrift, Die es zu verdanken sei, wenn das Riesenreich nicht auseinanderfiele. Socialdemokratie in ihren Widersprüchen, Jrrwegen und Gefahren Jezt ist dieser allmächtige" Mann eine Leiche; eine zer- Wer Land und Leute kannte und dabei ein Gefühl für die Pflicht für Deutschland ", die sich mit der ausführlichen Widerlegung des stückelte, in Fetzen zerrissene Leiche wie die weiland Alexanders II., der Wahrhaftigkeit hatte, urteilte freilich anders. Noch im Herbst Zukunftsstaates" beschäftigt. Der anonyme Verfasser erhebt erneut an dessen gewaltsame Tötung das heutige Attentat erinnert. Dem erzählten uns Freunde, die seit langen Jahren im Kaukasus an die dringliche Klage, daß den bürgerlichen Zweiflern bisher noch Toten stallen die Verwünschungen und Flüche von Tausenden von gesiedelt sind, Reichsdeutsche von Geburt und ruhige, an russische fein flares Bild gezeigt worden sei" und ist besonders besorgt Russen nach, die als Opfer feines Systems Ketten schleppen oder an Entwicklung nicht mit dem Herzen engagierte Beobachter, daß nach darum, was im Zukunftsstaate" im Theater gespielt werden wird. Gefängniswände oder an Schubkarren angeschmiedet in den unwirtlichen ihrer Auffassung Rußland vor der Katastrophe stünde. Bis in ent- darum, was im" Zukunftsstaate" im Theater gespielt werden wird. Gegenden Sibiriens ein zerstörtes Leben betrauern, bis sie dem Wahnsinn legene Bergdörfer hinein reiche die Proklamation des Auf- Er schreibt: verfallen oder an unheilbarem Siechtum zu Grunde gehen- mehr zum ruhrs; allerorten fänden die Proklamationen fieberhaft er­Tiere geworden als Mensch geblieben; nur, weil sie vielleicht von regte Leser und Verbreiter, und an dieser Gärung sei niemand irgend einem denunziatorischen feilen Schufte als verdächtig" stig- anders schuld als das System Plehwe, das unter chnischer Miß­matisiert und ohne ordentliches Gerichtsverfahren, lediglich. im achtung aller Psychologie immer von neuem Del ius Feuer gieße... Verwaltungswege" in die sibirische Hölle abgeschoben wurden, auf zehn, fünfzehn, zwanzig Jahre, was bei dem mörderischen Klima in Sibirien in den meisten Fällen gleichbedeutend ist mit lebens­länglich". Oft ist diesen Hekatomben von Unglücklichen der Tod der willkommene Erlöser aus unnennbarer Qual...

Die, Berliner Zeitung ":

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Darum können wir nicht einmal sagen, daß uns die Todesnachricht überrascht hätte. Zu viel Haß hat der Tote mit rauber Hand gesät, als daß sich in dem ausgehungerten Lande nicht ein Desperado hätte finden sollen, den es gelüftete, auf eigne Faust Vorsehung zu spielen."

Konservative Ratlosigkeit.

Die Konservativen sind wie auf den Kopf geschlagen. Ihre Wir lehnen es ab, nach dem Recht zu den politischen Mord­thaten zu fragen, die immer aufs neue in Rußland ihre Opfer Beitungen wissen nicht, wie sie das Ereignis behandeln sollen. Sie fordern. Diese Frage ist nußlos und ihre Erörterung ist zwecklos. stammeln ratlos allerlei Widersprüche durcheinander. Freilich ist es In Rußland hat der politische Mord seine Heimat, gleichwie die Nässe schwierig bis zur Unmöglichkeit, die übliche Fruttifizierung da ist, wo es regnet, und der Rauch da, wo das Feuer ist. Wie der gegen die Socialdemokratie zu leisten, nachdem diese Druck den Gegendruck erzeugt, so erzeugt das System des Barismus felbige Presse jüngst das Attentat des Finnländers Schauman den Mord. Zugegeben, daß auch der politische Mord etwas un- gegen Bobrilow in aller Gelassenheit hat gewähren lassen und fittliches ist, wie die Richter und der Staatsanwalt in Königsberg gar Anläufe unternahm, es zu verstehen und durch Verständnis zu es wollten. Aber wenn nach Hegel der Staat die Manifestation der Sittlichkeit ist, so ist der zarische Absolutismus die Berkörperung der Unfittlichkeit, und nur Unsittliches kann die Unfittlichkeit erzeugen."

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Die Bossische Zeitung", welche noch zum Königsberger Prozeß sich in lauester Baghaftigkeit hielt, urteilt jegt also:

billigen.

Nicht Redens wert ist über die Staatsbürger- Beitung", die im Entzücken über die Judenschlächterei von Kis chinew jede sibirische Reaktion wonnig verherrlicht. Der Reichsbote" so dann stimmt schon den altgeübten Ton von der Socialdemokratie

In ebenso tiefem Dunkel liegt bisher die Antwort auf die Frage: Wie sollen dann die Schäße unsrer bisherigen heimischen und ausländischen Litteratur behandelt werden?" Vielleicht sind das gar keine Schäße, werden nur von der verkehrten bürgerlichen Anschauung als solche angesehen und können deshalb ohne Schaden verschwinden. Jedenfalls passen sie in den Rahmen des Zukunftsstaates nicht hinein, denn sie sind dem Boden der ver­rotteten" bürgerlichen Anschauung entwachsen; es ist doch wohl unmöglich, daß ein echter Socialdemokrat sich mit dem Geiste befreunden kann. der durch Shakespeares Hamlet " und die Königsdramen" weht, den man in Goethes Faust, Iphigenie , Egmont , in Schillers Wallenstein, Maria Stuart , Jungfrau von Orleans verspürt, und in so vielen andren Werken bisher freudig anerkannter Dichter, Historifer, Künstler, denn auch Bildhauerei und Malerei haben zu viel Sünden gegen den allein richtigen Glauben der Socialdemokratie begangen.

Alles, was Besitz, Religion, Krieg, Heldenmut, Fürstentum 2c. nicht verdammt, was sich wohl gar zum Lobe dieser verwerflichen Dinge versteigt, muß das Gefühl des Genoffen im Zukunftsstaate verlegen, müßte und würde als Gift angesehen werden, das die Seelen der Zukunftskinder verdirbt.

Wir gestehen, daß alle unsre Versuche, uns mit der Intendantur des Zukunftsstaats- Hoftheaters in Verbindung zu setzen und sie zur Berteidigung gegen so niederschmetternde Anklagen aufzufordern, bisher schmählich mißglückt sind. Die Kerle versteden fich offenbar,