Interessant ist übrigens, daß auch die beiden Hauptblätter derkonservativen Partei und des Centrums das Kaufangebot zu hochfinden. Die„Kreuz-Zeitung" schreibt:»Was das Angebot selbst betrifft, so ist es für die Aktionäreüberaus günstig; es bedeutet einen Aktienwert von 240 Proz.. denZproz. Konsol zu 90 Proz. gerechnet. Hibernia- Aktien habenUltimo 138S zwar 244,S0 notiert, am Ultimo der folgenden Jahreaber zwischen 101,80 und 221,60 geschwankt. Am 1. Juli 1S04notierten sie 203,00, und die staatlichen Käufe erhöhten den Kursgestern auf 230 Proz. Da die Kohlenkonjunktur entschieden imNiedergang begriffen ist, muß das Angebot einer 8vrozentigcn Renteals„ä u ß e r st a n st ä n d i g" bezeichnet werden. Ob dasAbgeordnetenhaus ihn zu teuer findet, wollenwir e r st abwarten."Und sie„Kölnische Volkszeitung" erklärt:„Zum Erwerb der Aktien der Bergwcrksgesellschaft Hiberniaaber erscheint uns der gegenwärtige Zeitpunkt nicht glücklich gewählt,das gemachte Gebot zu hoch. Die Lage und Aussichtendes Kohlenmarktes erscheinen keineswegs so günstig, daß man umdie Aktien von Kohlenbergwerken besonders sich zu bemühen und sohohe Preise anzulegen braucht. Das Gebot der Regierung(acht-prozentige Rente in dreiprozentigen Konsols) kommt einem Aktien-preis von etwa 240 Proz. gleich, wenn man den gestrigen Börsen-preis der dreiprozentigen Konsols(90 Prozent) zu Grunde legt.Nun haben aber die Aktien der Bergwerksgesellschaft Hibernia seitdem„Konjunkturjahre" 1900, für welches eine Dividende vonIS Proz. verteilt wurde, einen solchen Preis nicht mehr erbracht;damals war der höchste Börsenpreis 2S7,40 Proz.; aber imnämlichen Jahre sank er noch auf 182 Proz. und war am Schluß desJahres 1900 143,20 Proz. Das folgende Jahr brachte sogar einenBörsenpreis von 146,40 Proz., trotz einer Dividende von 13 Proz.,und auch im Jahre 1903 waren diese Aktien noch zu 170,10 Proz.zu haben. Und heute, bei einer Dividende von 11 Proz., soll einPreis von 240 Proz. bewilligt werden? Wir hoffen,diesen Preis wird mit uns auch das Abgeordetcn-haus als zu hoch erachten und den Kauf ab-lehnen."Leider ist kaum darauf zu rechnen, daß diese Auffassung bei denAbgeordneten beider Parteien bis zum Schluß vorhalten wird.AuS der Entwicklungsgeschichte der Hibernia. Die Gesellschaftwurde am 6. Mai 1373 gegründet. Sie besitzt die Zechen Sham-rock I und n. Shamrock III und IV, Hibernia, Wilhclmine Viktoriaund Schlägel und Eisen sowie die Grubenfeldcr Ver. Deutschlandund Reichskanzler. Neuerdings sind dazu die Werke der ZechenGeneral Blumenthal und der Aktiengesellschaft für Bergbau in Al-staden getreten(siehe unten). Die Zeche Hibernia bei BahnhofGelsenkirchen fördert Gaskohle, Gasflammkohle und Fettkohle;dazu gehört eine Kokerei. Die Zeche Shamrock, unweit BahnhofHerne belegen, fördert hauptsächlich Fettkohle, besitzt Kohlenwäschenebst Separation, eine Kokerei, eine Fabrik für schwefelsauresAmmoniaksalz und eine Gasanstalt. Im November 1886 erfolgte derAnkauf der Zeche Wilhelmine Viktoria. Sie fördert Gas- und Gas-flammkohle. Außerdem sind Ringofenziegelei und Gasanstalt imBetrieb. Ferner hat die Gesellschaft im Jahre 1889 die mit Sham-rock markscheidenden Grubenfelder Nosthauscn I— IV, Neuborbeck(5 800 000 Quadratmeter und Trennteil Agathe 390 000 Quadratmeter) für etwa 2 033 500 Mk. erworben. Auf den GrubenfeldcrnNosthausen und Neuborbeck sind die Tiefbauschächte Shamrock IIIund I V angelegt. Die Zeche ist seit Juli 1893 in Förderung, besitztKohlenwäsche und Separation sowie eine Kokerei mit Fabrik fürschloefelsaures Ammoniak und Benzol. Die Hauptversammlung vom4. Marz 1898 beschloß den Ankauf der Zecke Schlägel und Eisen inRecklinghausen durch Erwerbung der sämtlichen Kuxe. Für jedenKux von Schlägel und Eisen wurden 15 300 Mk. bar gezahlt, odersechs neue Aktien der Gesellschaft Hibernia, zu 170 Proz. ver-anschlagt, und 5100 Mk. bar verabfolgt. Die Hauptversammlungvom 15. Juni 1899 beschloß, die für den Ausbau dreier neuerSchächte(davon einer ein Wetterschacht) auf der Zeche Schlägel undEisen erforderlichen Geldmittel von rund 8 000 000 Mk. zur Ver-fügung zu stellen.Im Juli 1900 erfolgte der Erwerb der sämtlichen Kuxen derbeiden Gewerkschaften Vereinigtes Deutschland und Reichskanzlergegen Gewährung von zusammen 1 400 000 Mk. neuer Aktien dertibernia und der Ankauf von 330 Kuxen der Gewerkschaft Deutscherronprinz gegen Gewährung von 133 000 Mk. neuer Aktien derHibernia. Nach später erfolgtem Erwerb von weiteren 125 Kuxenbesitzt die Gesellschaft jetzt 505 Kuxen. Die Hauptversammlung vom13. März 1903 beschloß den Erwerb der Zeche General Blumenthal(zwei Doppelschachtanlagen) durch Hingabe von 10 000 000 Mk. neuerAttien(für jeden Kux 10 Stück Aktien zu 1000 Mk.). So wurden999 Kuxen für 13 361 495 Mk. erworben. Außerdem erfolgte dieAusgabe von 1 600 000 Mk. Attien zur Verstärkung der Betriebs-mittel. Von derselben Hauptversammlung wurde die Annahme einer4prozentigen Hypothekenanleihe von 4 500 000 Mk.(auf Sham-rock III— IV) beschlossen. Die Hauptversammlung vom 2. Mai 1904genehmigte den Erwerb des Vermögens von Alstaden, Attiengesell-schaft für Bergbau in Alstaden(Rheinland) gegen Ueberlassung von1 500 000 Mk. neuer Aktien und 130 000 Mk. bar.Die Beteiligung der Gesellschaft Hibernia am Kohlensyndikatist durch Angliederung des Alstadcner Unternehmens von 5 066 500auf 5 416 500 Tonnen gewachsen. Die Beteiligung am Cooks-syndikat beträgt 749 340 Tonnen. Wegen eines schwebendenRechtsstreites konnte die Einbeziehung der Zeche General Blumen-thal noch nicht vollzogen werden, weshalb auch die in jenen 5 416 500Tonnen enthaltene Beteiligung dieser Zeche(1 036 000 Tonnen)vorerst noch gesondert zu halten ist. Diesen Rechtsstreit hat derBesitzer des einen Kuxes angestrengt, der von der Gesellschaft nochnicht erworben ist. Das Attienkapital der Gesellschaft beträgt zurZeit 53'/, Millionen Mark. An Dwidenden wurden in den letztendrei Jahren verteilt: 1901— 13 Proz., 1902= 10 Proz.,1903= 11 Proz.Vergebung von ca. 300 Lokomotiven im Gesamtbetrag von über20 Millionen M. erfolgt. Die Lieferung hat von November d. I.bis einschließlich März 1905 zu geschehen.Deutsche Gummi- und Guttaperchawarenfabrik v»rm. Polpi n.Schlüter, Aktiengesellschaft, Berlin. In der gesternabgehaltenen außerordentlichen Generalversammlung wurde dieLiquidation der Gesellschaft beschlossen. Der Vorschlag der Ver-waltung, durch Zuzahlung von 300 M. auf jede Aktie die erforder-lichm neuen Betriebsmittel zu schaffen, wurde abgelehnt.Internationales Spiegelglas- Syndikat. Wie d ie„KölnischeZeitung" meldet, kam heute das internationale Spiegelglas-Syndikatzu stände mit Ausnahme der kleinen Fabrik Herzogenrath, derenFernbleiben keine Bedeutung beigemessen werde.Der Bochumer Berein für Bergbau and Gußstahlfabrikation.Dieses Unternehmen, das bekanntlich in der deutschen Eisenindustrieeine führende Stellung einnimmt, hat im letzten Geschäftsjahr einüb«: Erwarten günstiges Gejchästsresultat erzielt. Nach der in dergestrigen Aufsichtsratssitzung vorgelegten Jahresabrechnung beträgtder Bruttogewinn für 1903/04 4V» Millionen M., die Abschreibungen1 140 000 M., der Neingewinn 3'/» Millionen M. Der Ver-waltungSrat will der Generalversammlung 10 Proz. Dividende vor-schlagen. Der Gedächtnisstiftung Barre werden 300 000 M.. derPensionSkasse und sonstigen Zuwendungen 100 000 Mk. überwiesen.Der den Buchwert übersteigende Mehrerlös für„Marianne" und„Hasenwinkel" von rund 1"/, Millionen M. wird separat zurückgestellt.An der heutigen Börse stieg infolgedessen heute der Kurs derbetreffenden Attien um ca. 10 Proz. auf 202.Turbinendampfer. Die Nordsce-Linie in Hamburg will einenVersuch mit Turbinendampfern machen. Sie hat laut„H. B. H."bei der Aktiengesellschaft„Vulkan" in Stettin einen Turbinen-dampfer für den Verkehr nach den Nordseebädern bestellt. DasSchiff wird 300 Fuß lang und annähernd 33 Fuß breit werden und2000 Passagiere fassen können. Die Geschwindigkeit des Schiffessoll 200 Seemeilen pro Stunde betragen, und die Schrauben werdenvon Turbinen getrieben, die von der Allgemeinen Elektricitäts-Gesellschaft geliefert werden. Der Dampfer wird am 1. Juli 1905seine Fahrten beginnen. Dieses Schiff wird das erste Schiff derdeutschen Handelsflotte sein, das mit Turbinen getrieben wird. Essoll ein zweiter Dampfer gleichen Systems gebaut werden, wenn sichdieser erste bewährt.Lokomotivbestellungen der preußischen Staatsvahnen. Nachdemseitens der preußischen Staatsbahnverwaltung in der letzten Zeitgrößere Bestellungen in Eisenbahnwagen und Waggons stattgefundenhaben, ist in diesen Tagen, wie der„Börsen-Courier" erfährt, dieVom ostafiatischen Kriegsschauplatz.Der angebliche Sturm auf Port Arthurhat keine japanisch-amtliche Bestätigung gefunden. Dagegen hatman sofort die aus T s ch i f u verbreitete Meldung, Port Arthur seibereits gefallen, dementiert. S o rasch wird es mit Port Arthurdenn doch nicht gehen!Ueber dieKämpfe mit der russischeu Hauptarmeewird gemeldet:Petersburg, 30. Juli. Ueber die Schlacht bei Taschitschiaowird noch mitgeteilt, daß die Russen nur zurückgingen,weil die Japaner eine dreifache Ueber macht besaßen.Sie hatten bereits am 24. d. Mts. sieben Divisionen gegen dierussischen Truppen konzentriert, deren Front sehr ausgedehnt war,so daß ein Angriff überall erwartet werden mußte. Besondersdie linke Flanke wurde hart bedrängt. Zur Zeitstehen die Russen bei Haitscheng, wo sie bereits vorteilhaft auf-gestellt find. Weiter werde» sie vorläufig wohl nicht zurückgehen.Die Japaner bereiten allem Anschein nach einen Schlag gegendie russische Ostabteilung oder die äußer st elinke Flanke der Südabteilung vor.London, 30. Juli. Der„TimeS" wird aus Tokio telegrnphiert: Nach Berichten von der ersten Armee hat K u r o p a t k i neine Barriere von zwei Divisionen östlich vonL i a u j a n g die Straße von Haitscheng nachKaupalingentlang ausgestellt. Diese durchquert die Hauptstraße nachLiaujang ber Tanghogen, wo sich das Hauptquartier befindet.Reserven stehen bei Anping. Die kürzlich von Hsihogeu ver-triebenen Truppen sind jetzt bei K a u p a l i n g konzentriert.Die Barriere von zwei Divisionen deckt auch den linken Flügel beiAuschantien, wo Kuropatkin, wie man glaubt, dem nächsten Angriff standhalten loird.Die Lage KuropaMnsbeurteilt die„Ruß" folgendermaßen:„Die Japaner sind unter Ausnutzung der Zeit, die zu unsrerKonzentrierung erforderlich war— nur selten durch Kämpfe aufgehalten, dafür aber während der ganzen Zeit durch unsre Kosakenbeunruhigt—, endlich zu den Ausgängen der mandschurischen Berge,ins Thal des Liaoho, gelangt� wo sich die russische Armee befindet.Nachdem sie dort angekommen, blieben sie stehen. Was sollte weitergeschehen? Sie konnten drei verschiedene Entschlüffe fassen: 1. Still-stehen, sich befestigen und das Ende der Regenperiode abivarten.Dann aber müßte die Armee hungern, da sie für eine so langeKommunikationSlinie nicht den nötigen Train besitzt. Dieser Eni-schluß wäre unvorteilhaft. 2. Näher ans Meer rücken und dort daSEnde der Regenperiode abwarten. Aber dann würde man fragen,warum sie vorgerückt seien. In Japan würde sich Murren gegen dieRegierung erheben. Dieser Entschluß würde bedeuten, sich ohneKampf für besiegt zu erklären. 3. Die Russen angreifen. DieRussen sind aber zetzt schon stark an Zahl, fast ebenso starkwie die Japaner. Die ganze Eisenbahnlinie haben sie ineine Reihe von Befestigungen verwandelt. Ein anfangserfolgreicher Angriff kann sehr schnell zur Katastropheführen. Die Telegramme zeigen, daß unser Gegner den zuletzt ge-nannten Entschluß gesaßt hat. Im Kampfe ist alles möglich. DieJapaner spielen va banque. Der Entschluß ist richtig. Aber..Bon ruhiger Zuversicht und von dem Bewußtsein der bereits gesammelten Kraft zeugen die Worte des Telegramms GeneralKuropatkins:„Der Chef des Detachements. der zwei Tage den Feindaufgehalten und alle Angriffe der Japaner zurückgeschlagen hatte,begann, sich nach einer kurzen Erholung, ohne von. Feinde gestörtzu werden, allmählich nach Norden zurückzuziehen." Offenbar hatBaron Stackelberg(nach den neueren Depeschen ist GeneralSarubajew der Führer des Dotachements gewesen) den Befehl zumRückzug von den: Oberkommandierenden der Armee erhalten. Vorder Entscheidungsschlacht wird es ivahrscheinlich noch mehrere solcheArrieregardegefechte geben wie bei Taschitschiao."Vom Wladiwostok-Geschwader.Tokio, 30. Juli.(Meldung des„Reuterschen Bureaus".) DaSWladiwostok-Geschwaderhatmit KurS aufWladi-w o st o k heute nachmittag 1 Uhr die Tsugarumeerengepassiert._Gcwerhrchaftlicbcs»Streikbeschluß der Berliner Glaser. Der Centralverband derGlaser(Filiale Berlin) nahm gestern abend in einer stark besuchtenVersammlung endgültig Stellung zur Einführung eines neuenLohntarifs. Bekanntlich läuft der jetzige Tarif mit dem1. August d. I. ab. Die Gesellenschaft Berlins hatte zu neuen Ver-Handlungen die Hand geboten und eine Kommission gewählt, die mitdem Arbeitgeberbund und mit der Glaserinnung die Arbeits-bedingungen für die folgende Zeit festsetzen sollte. Es kam jedochn i ch t zu Verhandlungen, weil der Jnnungsvorstand die Kommissionder organisierten Gesellen nicht anerkannte, sondern nurmit dem Gesellenausschutz oder einer Kommiffion, die von beiJnnungsmeiftern beschäftigten Gesellen gewählt sei. verhandelnwollte. Da jedoch das wirtschaftliche Ausdehnungsgebiet der Ge-sellenorganisation ein bedeutend größeres ist als der Bezirk derInnung, so konnte sich der Glaserverband auf die Finessen desJnnungsvorstandes nicht einlassen. Die Versammlung stand nun vorder Beschlutzfassung, ob die Gesellenschaft zur Durchführung einesneuen Tarifs am Montag den 1. August in den Streik eintretensolle oder nicht. Von der Lohnkommission ist nun ein Tarif aus-gearbeitet worden, der folgende Forderungen enthält:Eine tägliche Arbeitszeit von neun Stunden, Sonnabends acktStunden; an den Lohntagen vor den drei hohen Festen muß dieArbeitszeit sowie Lohnzahlung zwei Stunden früher beendet sein.Bevor bei schlechtem Geschäftsgang Entlassungenerfolgen, ist die Arbeitszeit b,S zu sechs Stundenzu verkürzen, eventuell ist abwechselndesAuö setzen deröeschästigten einzuführen. Vom 1. April 1905 ab wird 8'/, Stunden,vom 1. August 1905 ab acht Stunden täglich gearbeitet. DerLohn bettägt vom 1. August 1904 ab pro Stunde 65 Pf.---- 34,45Mark pro Woche bei 53 stündiger Arbeitszeit; vom 1. April 1905 ab70 Pf.— 35 M. bei 50 Stunden pro Woche, und vom 1. August 1905ab 75 Pf. pro Stunde= 35,25 M. bei 47 Stunden pro Woche. AnZuschlag werde» gezahlt: für llcberstunden 25 Proz. und fürNacht- und Sonntagsarbeit 50 Prozent. Der Lohn fürAushilfsarbeit(als solche gilt die Beschäfttgungsdauer biszu einer Woche) beträgt 7.00 Mark pro Tag. Ferner ont-hält der Tarif detaillierte Bestimmungen über Fahrgeld-entschädigung und Montagezulage, sowie über die Regelung desArbeitsnachweises(an tarifuntreue Firmen dürfen keine Arbeits«kräfte vermittelt werden) und über Jnnehalwng der Arbeiter-'chutzbestimnmngen. Der Tarif gilt für Berlin und17 Vororte vis zum 1. August 1906 mit dreimonatlicherKündigung und wird bor dem Einigungsamt des BerlinerGewerbegerichts abgeschlossen. Zur Durchführung und Überwachungder einzelnen Bestimmungen wird eine aus fünf Arbeitnehmern undfünf Arbeitgebern bestehende Tarifkommission eingesetzt.Vorstehender Tarifentwurs wurde mit 450 gegen eine Stimmeangenommen und damit gleichzeitig der Beschluß gefaßt, am Montag,den 1. August, überall dort in den Streik einzutreten, wo dieseForderungen nicht unterschriftlich anerkannt werden.Zuzug von Glasern nach Berlin und Vorotten ist unbedingtfernzuhalten IEm der Frauenbewegung.Nixdorf. Verein gewerblich thätiger Frauen und Mädchen vonRixdorf und Umgegend. Am 3. August findet im Lokal Zibell,Reuterstraße 62, die Vicrtcljahrs-Versammlung des Vereins statt.Tagesordnung: 1. Vorttag: Genosse Wilhelm Miethke über Alkoholund die moderne Arbeiterbewegung. 2. Abrechnung des Ver-gnügungskomitees. 3. Bericht des Borstandes. 4. Verschiedenes.—Um zahlreiches Erscheinen der Mitglieder ersucht_______ Der VorjianktVersammlungen.Der Verband der Kürschner Berlins und Umgegend hielt am27. Juli im alten Schützcnhaus in der Linienstraße seine General-Versammlung ab. Vor Eintritt in die Tagesordnung ehrten dieAnwesenden das Andenken des verstorbenen Mitgliedes Habeckerin der üblichen Weise. Grandel gab den Bericht des Vorstandes.Es wurden im ersten Quartal 1 öffentliche, 4 Mitglieder-Versamm-lungen, 1 Vertrauensmänner-, 72 Werkstatt-, 7 Vorstands- und4 Preßkommissions-Sitzungen abgehalten. Seit dem vorigen Jahrevor der Bewegung, wo die Zahl der Mitglieder 125 betrug, ist sieauf 589 jetzt gestiegen.— Der Kassierer Michaelis verlas die Ab-rechnung vom 1 Quartal. Die Einnahmen betrugen 1516,15 M.,die Ausgaben 1451,40 M., bleibt ein Ueberschuß von 64,69 M.—Regge gab den Bericht über den Arbeitsnachweis. Es wurden ver-langt im letzten Quartal: männliche Arbeiter 95, weibliche 234.Es verlangten Arbeit: männliche Arbeiter 122, weibliche 165. Ar-beit nachgewiesen wurde 51 männlichen und 103 weiblichen Stellungs-losen.— Sodann beschloß die Versammlung die Wochenbeiträge fürweibliche Mitglieder auf 20 Pf., für männliche auf 40 Pf. zu er-höhen, und zwar vom 1. Oktober d. I. beginnend. Danach verlasGrandel das Antwortschreiben des Internationalen Sekretariatsund es entspinnt sich hierüber eine recht lebhafte Debatte, in welchersämtliche Redner das einseitige Verhalten des InternationalenSekretariats einer scharfen Kritik unterziehen, und wird folgendeResolution einstimmig angenommen:In Anbetracht, daß das Internationale Kürschnersekretariatgegen uns unkollegial und vom moralischen Standpunkt verwerflichgehandelt, nach der Handlung jedoch erklärt, nicht kompetent zu sein,beschließt die heutige Generalversammlung so lange vom Sekretariatzurückzutreten, bis dasselbe kompetent ist, und für seine Handlungendie Verantwortung übernimmt.Von der Berliner Zahlstelle des Ccntralvcrbandes ist einSchreiben eingegangen, in welchem dem Lokal-BrrbandcEinigungsverhandlungen angeboten werden. An der DiS«kusfton über diese Frage beteiligen sich Schäfer, Bitter,Storkmann, Hauck und Grandel. Schließlich wurde eineResolution angenommen, in der es heißt:Wir stehen einer ehrlichen Einigung nicht im Wege, sobald die-selbe uns von zuständiger Stelle angeboten wird. Diese ist unsteSErachtens nur der Haupt-Vorstand des Central»Verbandes der Kürschner Deutschlands und habenwir schon aus rein taktischen Gründen mit der Zahlstelle Berlinin dieser Frage nichts zu unterhandeln.Zum Schluß teilt Grandel noch mit, daß am 17. August ein«öffentliche Versammlung stattfindet zur Agitation für unfern Ar-beitsnachweis.Genosse Dr. Wehl sendet uns folgende Zuschrift:In dem Berichte deS„Vorwärts"(Nr. 175, 2. Beilage) übereine Versammlung des Socialdemokratischcn WahlvcreinS für den5. Berliner Reichstagswahlkreis heißt es:„Dr. Weyl weist denGedanken zurück, als hätten die Parteiärzte die Ausfälle des alsStreber bekannten Dr. M u g d a n gegen die Partei irgend-wie gebilligt."Ich bitte Sie hierdurch höflichst zur Steuer der Wahrheit be-richtigen zu wollen, daß ich die hervorgehobenen Worte auch nicht demSinne nach gebraucht habe. Es muß also ein Versehen der Bericht»crstattung vorliegen, das schon dadurch sich erklärt, daß meine Er»widerung auf die Ausführungen des Genoffen Wels aus Mangelan Raum in zwei Druckzeilen zusammengedrängt wurde, währendsie trotz meiner schnellen Sprechweise etwa eine Viertelstunde inAnspruch nahm.In scharfer Polemik wies ich die Ausfälle des Dr. Mugdan imReichstage zurück und meinte dann, daß dem Manne, der über einJahrzehnt sich den Namen eines strebsamen Vorkämpfers der fteienÄrztwahl erworben hatte, auch in den ihm nahestehenden Kreisendie Bedeutung nicht mehr geschenkt wird, die vielfach seitens derAerzte ihm beim Eintritt in das Parlament entgegengebracht wird.Er werde jetzt der Totengräber der freien Arztwahl genannt, weil«inbeträchtlicher Teil der Berliner Krankenkassen dank seiner Kampfes.�weise in das Lager des Vereins Berliner Kassenärzte übergegangensei. Wir parteigenössischen Aerzte hätten nun keine Lust, mit demDr. M. in einen Topf geworfen zu werden; soweit wft überzeugte.Anhänger des Systems des freien Arztwahl sind, halten wir diesesPrincip hoch, auch wenn ein im Vordertreffen stehender Kollegeaus parteipolitischen Erwägungen gegen die Socialdmokratieschwere Angriffe zu richten sür gut befand. Dies führte ich drSIlängeren aus; ich bin der Ueberzeugung, daß mich mein Gedächtnis'nicht täuscht, ich sprach aus dem Stegreif und habe mir keine Notizei»gemacht.Jedenfalls hatte ich keine Beranlassung, die persönliche Ehren-haftigkeit des Dr. Mugdan anzuzweifeln: der Ausdruck.al»-Streber bekannt" ist nicht über meine Lippen gekommen.Ich darf Sie bitten, wrter Genosse, in einer Ihnen zweckmäßigerscheinenden Form diese Berichtigung zu veröffentlichen.Mit Parteigruß Dr. Wehl.Letzte Nachrichten und Depefchen«Kriegsgericht gegen Oberlicutenant Witte.Frankfurt a. M.. 30. Juli.( W. T. B.) DaS Kriegsgerichtverurteilte den angeklagten Oberlieutenant Witte wegen Meineidsin einem Falle und Mißhandlung von Untergebenen in 14 FälKi»zu 1 Jahr und 3 Tagen Zuchthaus, Entfernung aus dem Heere undJahren Ehrverlust. Die Urteilsverkündung und Urteils-bcgründung waren öffentlich. Aus letzterer ist hervorzuheben, daßdie Strafe deshalb so gering bemessen wurde, weil Witte nicht ausunedlen Motiven gehandelt habe.Verantw. Redakteur: Paul Büttner, Berlin. Inseratenteil verantw.:Bom»stasiattschen Kriegsschauplatz.Tokio, 30. Juli.(Meldung de»„Reuterschen Bureaus") DerGeneralstab machte heute abend bekannt, daß seit Dienstag bei denKämpfen um Pott Atthur 5 Offiziere getötet und 41 verwundetseien. Dies ist die erste amtliche Mitteilung seit der Belagerung;man schließt aus ihr, daß ein schwerer Kampf im Gange ist.TS.Elsike, Berlin. Druck u.Berlag: Vorwärts Buchdr. u. Verlag SauitaltPai'' Singxr LiCo.,BerlinLW. Hierzu 3 Beilagen«. UnterhaltungSSlal»