baß vielfach miserable Löhe vorkämen. ES gebe sogar FamMen»bäter mit S Kindern, die 17 M. erhielten. Der Hetzartikel der„Gummi-Zeitung" munkelt von der Möglichkeit einer Machtprobea la Harburg und stellt eine geschlossene Stellungnahme der Gummi-fabriken in Aussicht. Bruns führte dazu aus, daß an eine Macht-probe gar nicht gedacht werde. Man habe ja uui friedliche Ver-Handlungen ersucht, sei rechtzeitig an die Unternehmer herangetretenund man werde auch noch weitere friedliche Versuche machen.Uebrigens könnte den Arbeitern der Zusammenschluß der Fabrikennur angenehm sein, denn dann könnte man die Unternehmer ins-gesamt vor das Einigungsamt des Gewcrbegerichts laden.— Esentspann sich eine lebhafte Debatte, in der alle Redner dem Referen-ten beipflichteten und den Anschluß an die Organisation befür-warteten. Ein direkter Beschluß wurde nicht gefaßt; der VorschlagBruns, nach Feststellung einer Koalition derFabriken das Einigungsamt anzurufen, wurdestillschweigend gebilligt. Im Laufe der Debatte wurden die Ver-Hältnisse in verschiedenen Fabriken besprochen und kritisiert, wobeiüber drakonische Bestimmungen der Arbeitsordnungen geklagt wurde.Strafen von 3 M. und darüber seien vorgesehen. Ein Arbeiter derBerlin-Frankfurter Gummiwarenfabrik, der für eine überaus Höf-liche Bitte an die Direktion um Freigabe eines Tages für eineDampferparthie Unterschriften gesammelt hatte, mußte dies sogar mit3 M. büßen.— Mit einem Hoch auf die Bewegung schloß die Ver-sammlung._Zum Streik der Glaser. Laut Beschluß der Mitgliederbersamm-lung vom Sonnabend haben die Glaser Berlins und der Vororteihren Arbeitgebern am Montag den neuen Tarif zur Unterschristvorgelegt und überall dort, wo die Forderungen nicht anerkanntwurden, die Arbeit niedergelegt. Sofort unterschristlichbewilligt haben fünfzehn Firmen, darunter acht der bedeutendsten.Mehrere dieser Firmen gehören dem Arbeitgeberbunde an.Zu den neuen Bedingungen arbeiten 103 Mann. In dieStreiklisten haben sich bisher 230 Personen eintragen lassen.die sich also im Aus stände befinden. Von einer Anzahl Firmenstehen die endgültigen Nachrichten noch aus. Im ganzen kommenreichlich 100 Firmen in Betracht, die übrigen spielen nureine untergeordnete Rolle, da sie nicht ständig, sondernnur zeitweise Gesellen beschäftigen. Das Streikbureau be-findet sich im Gewerkschastshause, Saal 3, woselbst auch täglichvon 8—11 Uhr die Streikkontrolle ausgeübt wird. Während derDauer des Streiks geschieht die Arbeitsvermittelung nurdurch den Verband, und zwar im Streikbureau von 8—10 Uhr vor-mittags. Die Streikleitung wendet sich an die gesamten Bau-arbeiter BerlinSund der Vorortemitdem Ersuchen, diesen Ausstand.soweit Bauglaser in Betracht kommen, moralisch nach Kräftenzu unterstützen, indem sie darauf achten, daß die auf den Bautenarbeitenden Glaser mit gelben Arbeitsberechtigungs-Karten versehen sind. Rur wer im Besitz einer solchen Karte ist, dieden bekannten Jnvalidenkarten ähnelt, arbeitet anerkanntermaßenzu den neuen Bedingungen. Gültig ist die Karte nur dann, wennauf derselben eine rote Marke mit eingestempeltem Wochen-datum aufgeklebt ist. Bei der gegenwärtig günstigen Konjunktur imGlaserberufe dürsten sich die Arbeitgeber demnächst wohl zu einerVerständigung mit der Gesellenorganisation bereit finden lassen,nachdem sie gesehen haben, daß die Gesellen ihren Forderungendurch Eintritt in den Streik auch den nötigen Nachdruck zu verleihenentschlossen sind.Achtung, Cisrleure! Die Kollegen der Kupfertreibbranche habenam Sonnabend, den 30. Juli, ihren Arbeitgebern folgende Forde-rungen unterbreitet:1. Die tägliche Arbeitszeit beträgt 8 Stunden,2. einen Minimallohn für Ausgelernte von 24 M. pro Woche,3. für Ueberstunden werden 2ö Proz. Aufschlag,4. für Sonntagsarbeit werden 50 Proz. Aufschlag,5. für Nachtarbeit nach S Uhr abends werden 100 Proz. Auf-schlag gezahlt,6. Anerkennung des von dem Verband der Graveure, Ciseleureund verwandten Berufsgenossen Berlins und Umgegend eingerichteten Arbeitsnachweises.a) bei der Verkürzung der Arbeitszeit darf der zurzeit bestehendeLohn nicht gekürzt werden;b) Ueberstunden, Nacht- und Sonntagsarbeit darf nur in äußerstdringenden Fällen gomacht werden, wenn der Betrieb keineweiteren Arbeitskräfte durch den Nachweis erhalten kann.cX Heimarbeit, das Arbeit mit nach Hause nehmen, ist nichtzulässig.Diese Forderungen als berechtigt anerkannt und sofort bewilligthaben die Herren: F. Kupper, G. Mickley, F. Rohmeyer, I. Stärzlund O. Thiele.Die Kollegen der übrigen Werkstätten befinden sich im Streikund ist es wohl selbswerständlich, daß die Ciseleure die nachstehendenWerkstätten für sie als gesperrt betrachten. Es sind die WerkstättenG. Lind Nachf., Genthiner- und Vorkstratze. A. Müller, Barutherstraße 15, E. Schulte, Chausseestraße 37, Beck u. Jffland, HolsteinerUfer 16, M. Bitschkus, Spreestraße 53, O. Scheer.Die Ortsverwaltung.Achtung, Schuhmacher: Den Zwickern und Vorrichtern in derBetriebsgenossenschaft selbständiger Schuhmachermeister, Wilhelmstraße 30, sind Lohnabzüge in der Höhe von 25 Prozent angekündigtwarben. Da bei Aufrechterhaltung dieser Lohnreduktionen ein Kon-flikt unvermeidlich ist, so ersuchen wir, den Zuzug nach dieser Fabrikfern zu halten.Ortsverwaltung des Vereins deutscher Schuhmacher.Der Formrrstrrik bei der Firma Schwartzkopff(Werk Scherina-straße) beschäftigte gestern abend eine im„Kolberger Salon" abgehaltene, ungewöhnlich stark besuchte allgemeine Former-Versammlung. Ueber die Ursachen des Streiks teilten der BranchenführerP l a t h und der Verbands-Bevollmächtigte Cohen noch folgendesmit: Die Mißstände bei der Firma bestanden schon seit Jahren.Nachdem aber nach und nach der größte Teil der alten, inergebener Zufriedenheit erzogenen Former aus dem Betriebe ver-schwunden und neue Kräfte an deren Stelle gekommen waren, lerntendiese bald einsehen, daß es mit dem bisherigen Regime des MeistersSchade nicht mehr weitergehen könne. Sie wurden wiederholtbald in dieser, bald in jener Sache vorstellig, doch um soschlimmer wurde es mit ihrer Behandlung. Die Preisewurden willkürlich festgesetzt; wer es den Vorschriften der Fabrik-ordnung entsprechend wagte, sich vor Beginn einer Arbeit nach demPreise zu erkundigen, erhielt einfach seine Entlassung. Für un-verschuldeten Ausschuß gab eS keinerlei Entschädigung; ja, eswurden den Leuten, wie mehrfach in Gewerbegerichtsklagenerwiesen ist, weniger Stücke Guß bezahlt, als sie an-gefertigt hatten, und fortgesetzte Preisreduktionen waren an derTagesordnung. Zudem ließen die sanitären Verhältnisse fast alleszu wünschen übrig. Unter den Formern ist das Werk Scheriugstratzedeim auch allgemein unter dem Namen.Sibirien" bekannt. Sogarauf dem Arbeitsnachweis der Kühnemänner genoß das SchwartzkoffscheWerk nur eines sehr zweifelhaften Rufes wegen des überausstarken Wechsels der Former. Bei den wiederholten Vorstellungenum Aenderung des bisherigen Systems sagte der Meister SchadedenFormern ganz einfach, sie möchten eS doch einmal mit einem Streikversuchen, da würden sie ja sehen, wie viele mitmachen würden. Alsdann auch noch das Kommissionsmitglied ohne jeden Gnmd entlassenwurde, so war dies nur der Tropfen, der das Faß zum Ueberlaufenbrachte. Der Streik ist wesentlich durch das Verhalten des Meistersheraufbeschworen, dem die Direktion schalten und walten ließ wie erwollte.— Der Stand de? Streiks ist unverändert; Arbeitswilligesind nicht vorhanden. Gestern hatte die Vertrauenskommission derKühnemänner die Kommission der Streikenden zu einer Besprechungnach dem bekannten Arbeitsnachweis in der Gartcnsttatze ge-laden. Die Kommission ging zwar hin, erklärte den Herren aber,daß sie ohne Hinzuziehung eines Vertreters des Metallarbeiter-Verbandes nicht verhandeln werde. Hierauf ließen sich die Kühne-männer, wie immer, nicht ein; daher verlief die Besprechung vonvomherekn im Sande. Die Versammlung war sich darüber einig,gerade diesen Streik bei Schwartzkopff mit allen Mitteln zu unter-stützen.Oeutfches Reich.Der Streik der Steinsetzer und Rammer in Angermiinde ist amSonntag unter Assistenz des Verbandsvorsitzenden beigelegt worden.Die gemaßregelten Lohnkommissions-Mitglieder wurden wieder ein-gestellt.AuS dem mitteldeutschen Aussperrungsgebiet wird uns geschrieben*Bei den Unternehmern krieselt es. Thatsache ist. daß die Aus-sperruna— namentlich so weit nicht organisierte Arbeiter in Be-tracht kommen— durchaus nicht so einheitlich zur Ausführunggebracht wurde, wie sie von den Scharfmachern dekretiert wordenwar. Weiter hat es sich herausgestellt, daß die Organisationender Maurer und Zimmerer denn doch weit besser funktionieren,als die Unternehmer wohl angenommen haben. Und mit der Zer-trümmerung dieser Organisationen ist es erst recht nichts. EinBeispiel: in Darmstadt zählte die Maurerorganisation vor derAussperrung 180 Mitglieder. Jetzt, nachdem die Unternehmer denbisher Indifferenten eingebläut haben, waS Zusammenhalt undSolidarität heißt, zählt der Darmstädter Verband 1050 Mitglieder.Die hessische Regierung hat, wie schon gemeldet, m zweiSchreiben an die Organisationen der Unternehmer und Arbeiterihre Bereitwilligkeit zur Vermittelung ausgesprochen. Die Arbeiterhaben das Anerbieten selbstverständlich acceptiert. In welchem Sinnedie Unternehmer geantwortet haben, ist nicht bekannt geworden bis-her. Doch scheint der Machtkitzel der Scharfmacher einigermaßen gekrochen zu sein. Der Arbeitgeber-Verband hat den Arbeiterorganisationen mitgeteilt, daß er gewillt sei, nächsten Dienstag inneue Unterhandlungen einzutreten. Je schneller die Herren vomArbeitgeber-Verband zur Einsicht kommen, um so besser ist es jeden-falls für sie selbst.Die Kutscher der Lastfuhrwerksbetriebe in Wien sind gestern inden Ausstand getteten.Die Bäckergesellen in Madrid und Umgegend sind in einen Ausstand getreten. Nach dem offiziösen.Wolffschen Bureau" kam es zuAusschreitungen, iniolge deren mehrere Personen verhaftet wurden.Soziales.Ein Freund der Selbswerwaltnng.Der Geheimrat Dr. Pfeiffer in Weimar warnt die Führerder Krankenkassenbewegung, sie sollten nicht die Selbstverwaltung derKrankenkassen dadurch gefährden, daß sie den Forderungen der Aerzteentgegentreten. Aus einem Arttkel Pfeiffers, der uns im Originalnicht vorliegt, cittert die„Vossische Zeitung" ein längeres Stück.Darin heißt es:«Ich und mit mir alle auf dem socialen Gebiet erfahrenenälteren Aerzte wünschten bisher nichts sehnlicher, als daß den Orts-krankenkassen die Selbstverwaltung erhalten bleibe und daß die innaher Frist kommende neue Krankenkassennovelle die gesamte Kranken-fürsorge nicht an die Gemeindeversicherung anschließe. Es ist auchvon. jüngeren, heißblütigeren Kämpfern auf diesem Gebiet nicht eineinziger Schritt geschehen, welcher die Selbstverwaltung beseittgensoll. Wenn in Leipzig, in Mühlhausen, in Köln, in Solingen dieBehörde eingegriffen hat, so ist das lediglich die Folge davon, daßdie Parteipolitik in blinder Befangenheit geglaubt hat. den Aerzte-stand knebeln zu können. Warum wird dem fast 17 000 Mitgliederumfassenden wirtschaftlichen Verband der Aerzte Deutschlands dieZubilligung versagt, daß er eine Gewerkschaft ist? Giebt es überhaupteine Geweckschaft in Europa, der so viel Prozent aller Standesgenossen angehören, als der Wirtschaftliche Verband? Von denPraris ausübenden Aerzten fehlen nur 2— 3000. Warum machendie Kassen nicht ihren Frieden auf billige Bedingungen der Aerzte hin,wie es in Thüringen geschehen, ist? Führen die fanatischen Kassen-vorstände den Krieg fort des Krieges wegen? Wenn demnächst einTeil der Selbstverwaltung, vielleicht die ganze Selbstverwaltung ver-loren geht, so sollen sich die Versicherten dafür bei dem Herrn Frätzdorfund Genossen bedanken."Herr Geheimrat Pfeiffer scheint von dem Wirken der FührerdcS Leipziger Verbandes keine Ahnung zu haben, sonst könnte er nichtdie Behauptung aufstellen, es sei von den Aerzten kein einziger Schrittgegen die Selbstverwaltung geschehen. Getviß: man hat niemalsSelbstverwaltung gesagt im Kampfe gegen die Krankenkassen, nurimmer Socialdemokratie; man hat nur das Vaterland vor Terrorismus und Umsturz retten wollen, niemals vor der Selbswerwaltung,man hat auch auf Aerztekongresse nur die Tyrannei der Kassenvorstände und der Arbeiter und Handwerksgesellen als unerträglich bezeichnet. Sonst nichts. Selbstverwaltung: o ja, aber eine Selbst-verlvaltung, die im Punkte der Arztfrage gänzlich in den Händen derAerzte ruht, wie viele den Kassen angetragene oder auch schon aufgezwungene Verträge zeigen. Zur Selbstverwaltung gehört es dochwohl auch, daß die Kassen selbst entscheiden, welche Form der Anstellung der Aerzte sie wählen, wollen. Daß sie darüber mit denOrganisationen der Aerzte eine Vereinbarung treffen sollen, habenwir stets als berechtigte Forderung der Aerzte bezeichnet und daswird auch von den Führern der Krankenkassen nicht abgelehnt. Oderzeugt es vielleicht von Freundschaft für die Selbstverwaltung, daß dieAerzte in vielen Orten das Einschreiten der Aufsichtsbehörden gegendie Kassen fortdauernd gefordert haben und durch systematische künstliche Schaffung von Beschwerden herbeizuführen suchten? Die Aerztewerden vielleicht sagen, es war ihr gutes Recht, von den gebotenenKampfmitteln Gebrauch zu machen. Thun sie das, dann dürfen sieaber nicht andere Leute glauben machen wollen, daß ihnen die Selbst-Verwaltung oder ein sonsttges Interesse der Kassen am Herzen liegt.Die Freundschaft für die Selbstverwaltung beginnt auch fürGeheimrat Pfeiffer erst dort, wo alle Forderungen der Aerzte erfülltsind. Die freie Arztwahl ist ihm eine principielle Forderung, dieüberall erfüllt werden muß. Wenn das der Fall ist. dann darf ernicht sagen, daß ihm die Selbstverwaltung am Herzen liegt, denn siekann dort, wo die selbstverwalteten Kassen sie nicht wollen, nur durchdieselben Mittel erzwungen werden, die in Köln. Solingen. Leipzigangewandt wurden. Allerdmgs will Geheimrat Pfeiffer, wie ausseinem Artikel weiter hervorgeht, auch Ausnahmen von der freienArztwahl zulassen. Aber es ist charatteristisch, w o er die AuS-nahmen zulassen will, nämlich bei ländlichen Kassen, wo die Fragemeist ganz gleichgültig ist. wo für die freieste Arztwahl oft nur einArzt vorhanden ist und— für einen Teil der staatlichen Kassen, dasheißt dort, wo gerade die Versicherten meist ein lebhaftes Interessean der Einführung der freien Arztwahl haben, die mächtigen Staats-behörden sie aber nicht wollen. Bei den selbstverwalteten Ortskassender großen Städte, wo die Gefahren der freien Arztwahl für dieKassen überhaupt erst brennend werden, da spricht er von solchenAusnahmen, soweit uns sein Artikel vorliegt, nicht.Solche Freundschaft für die Selbstverwaltung ist für die Aerztesehr billig, für die Kassen aber recht verdächtig.Der Deutsche OrtS-Krankenkassen-Berband hält seine JahreS-Versammlung in den� letzten Augufttagen in München ab. Er wirdsich auch mit den Plänen auf Angliederung der Krankenversicherungan die Landcsversicherungsanstalten beschästigen. Die Central-kommission der Krankenkassen Berlins beantragt dazu folgendeResolution:„Der Centralverband der Orts-Krankenkasse im DeutschenReich hat Kenntnis genommen von den Leitsätzen des Vorsitzendender Landesversicherungsanstalt Berlin, Herrn Dr. Freund, be»züglich der Vereinheitlichung der Arbetterverficherung, wonach dieKrankenkassen den Landesversicherungsanstalten einverleibt werdensollen.Ter Verband würde in der Verwirklichung eines derartigenProjektes die vollständige Beseitigung des Selbstverwaltungsrechtsder Versicherten erblicken. Gegen solche Pläne protestiert derVerband schon heute auf das allerentschiedenste. Er erwartet vonRegierung und Reichstag, daß das Krankenversicherungsgesetz soausgebaut wird, wie es den wahren Interessen der Versichertenentspricht. Beibehaltung resp. Ausgestaltung des Selbst-verwaltungsrcchts ist hierfür die erste notwendige Voraussetzung.'Sofern die Nachricht zutreffend ist, daß die Regierung miteiner erneuten Durchprüfung des socialen Versicherungs-Wesens beschäftigt ist, giebt der Verband der Er-Wartung Ausdruck, daß die Regierung eine Enquete anordnet, umzur Klärung strittiger Fragen Material von allen Seiten zu ge-Winnen und daß demgemäß die beteiligten Kreise zur Teilnahmean der Enquete geladen werden.Der Verband wählt eine Kommission von 9 Mitgliedern,3 Arbeitgebern und 3 Versicherten, welche beauftragt wird, eineGegenvorlage auszuarbeiten und oiese der Regierung und demReichstag zu unterbreiten."Zur Verbesserung des Versicherungswesens beantragt die-selbe Stelle:Die 11. Jahresversammlung des Centralverbandcs von Orts-Krankenkassen im Deutschen Reich beschließt: Da die ZK 3 und 20des Krankenversicherungsgesetzes in Widerspruch stehen mit§ 9 desGewerbe-Unfallversicherungsgesetzes und hierdurch eine Rechts-Unsicherheit geschaffen wird: die Regierung zu ersuchen, dem Reichs-tag baldigst eine Vorlage zu unterbreiten, welche die betreffendenBestimmungen der beiden Gesetze derart in Einklang bringt, daß dasKrankcnversicherungsgesetz den Vorschriften des Gewerbe-Unfall-versicherungsgesetzes klar angepaßt wird, so daß künftighin Zweifelzum Nachteil des einen oder andern Beteiligten und eine schwankendeRechtsprechung beseitigt werde.Eine dementsprechende Petition ist seitens der geschäftsführen-den Kasse unverzüglich an die Reichsregierung einzureichen.3159 Jahre Arbeitslosigkeit. Der Dänische Arbeitsmanns.verband, der auf seinem letzten Kongreß Arbeitslosenunterstützungeinzuführen beschloß, hatte vorher eine genaue Untersuchung überden Umfang der Arbeitslosigkeit unter seinen Mitgliedern ver-,anstaltet, deren Hauptergebnisse kürzlich veröffentlicht worden sind.Es wurde durch diese Statistik festgestellt, daß die Zahl der arbeits-losen Verbandsmitglieder im ersten Halbjahr 1902 durchschnittlich4723 pro Monat betrug, im zweiten Halbjahr 2874, im ersten Halb-jähr 1903 2838, im zweiten 1883. Im laufenden Jahr ist leiderwieder eine Steigerung der Arbeitslosenzahl eingetreten. Imganzen waren Mitglieder des Verbandes während der Jahre1 902 und 1903 2 248 1 15 Tage arbeitslos, dassind ca. 6159 Jahre. Abgesehen von der Not und Xknt-behrung. wovon diese Zahlen reden, zeugen sie auch von der Un-zweckmätzigkeit unsrer gegenwärtigen Gesellschaftsordnung, die eSmit sich bringt, daß allein unter den ca. 20 000 organisierten Ar-beitsleuten eines kleinen Landes wie Dänemark im Laufe von zweiJahren beinahe 2V. Millionen Arbeitstage verloren gehen und dieGesellschaft einen dementsprechenden Verlust an Werten, die ge-schaffen werden konnten, erleidet.Bauunternehmer und Bauarbeiter. Ein Urteil dcS Landgerichts inMagdeburg verdient erwähnt zu werden, das sich gegen daS Bau-schwindclwesen richtet. Ein„Bauunternehmer"(Strohmann) warden Arbeitern wiederHoll den Arbeitslohn schuldig geblieben, weshalbsie durch den Centralverband der Maurer über den Neubau dieSperre verhängten. Die Folge davon war, daß, da fast sämtlicheMaurer dort organisiert sind, der Unternehmer monatelang keineArbeiter erhalten konnte. Schließlich ging— derartige Schiebungensind ja nichts Seltenes im Baugewerbe— der Neubau an einenandern Käufer über. Die Arbeiter durchschauten aber die Sacheund entdeckten, daß der neue Besitzer völlig mittellos und von einerFirma in Hannover mit Geld notdürftig ausgerüstet war. Sieließen deshalb die Sperre bestehen. Auch dieser„Besitzer" erhieltkeine Arbeiter. Er strengte nunmehr bei der Civilkammer desLandgerichts gegen den Vertrauensmann der organisierten Maurerund einige andre Verbandsführer Klage auf Schadenersatz an undforderte für den angeblich ihm durch die Sperre erwachsenen Schaden5 Proz. Zinsen von 55 000 M. und eine größere Summe als Extra-büße. Das Landgericht hat nach Abhaltung mehrerer Termine dieKlage kostenpflichtig abgewiesen und erklärt, daß die Selbsthilfe derArbeiter, die ihren Lohn nicht erhalten konnten(von den Stroh-männern, die vom Gewerbcgericht verurteilt wurden, war nie etwaszu holen), völlig berechtigt und der Anspruch auf Schadenersatz un-berechtigt sei.lUtzte Nachrichten und Depelchen«B»m siidwestafrikanischen Kriegsschauplatz.Berlin, I. August.(W. T. B.) Aus Okahandja wird unter dem1. August das Eintreffen des Generals v. Trotha bei AbteilungMüller in Erindi-Ongoahere gemeldet.Zum Abbruch der biplamattschen Beziehungen.Rom. 1. August.(W. T. B.)«Osservatore Romano* giebtheute die von dem Pariser„Journal officiell" veröffentlichten Schrift-stücke wieder und fügt hinzu, wir haben die Ueberzeugung, daß derHeilige Stuhl eine wahrheitsgemäße Wiedergabe der Vorgänge, dmzum Abbruch, der diplomatischen Beziehungen mit der ftanzosischenRepublik geführt haben, geben wird, sobald er es für notwendigerachtet._London. 1. August.(W. T. B.) Unterhaus.(Fort-etzung.) Im weiteren Verlaufe der Debatte unterstützt Chamber-l a i n die Grundsätze der Regierungspolitik und erklärt, seine eigenePolitik sei reif genug, um dem Lande unterbreitet zu werden. Erhabe niemals erwartet, daß das Land eine solche Aenderung überelltannehme, aber er sei überzeugt, daß diese Politik schließlich an-genommen werden werde. Redner betont weiter die Dringlichkeitüer Frage und bittet den Ministerpräsident, in Erwägung zu ziehen,ob er angesichts der Wichtigkeit der Frage nicht eine Konferenz derVertreter der Kolonien einberufen wolle, damit das Haus und dasLand erfahre, ob er bezüglich seiner Erklärungen über die Haltungder Kolonien Recht habe oder diejenigen, die seine Polttik auS Partei-rücksichten bekämpfen.Lemberg, 1. August.(W. T. B.) Der Ausstand der Arbeiterder Erdwachs- und Petroleumgruben in Borhslaw und Krosno istheute durch einen Vergleich beendet worden.Wie«, t. August.(B. H.) Dem heute auSgebrochenen Streikder Lastfuhrwerkskulscher haben sich auch die Spedittonskutscher an-geschlossen. Die Gesamtzahl der Streikenden belauft sich damit auf! 0 000. Da die Streikenden die Arbeitswilligen mtt Gewalt vielfachan der Arbeit hinderten, mußte die Polizei wiederholt einschreitenund eine Anzahl Verhaftungen vornehmen.Washington, 1. August.(W. T. B.) Der Gesandte der RepublikPanama hat bei der Regierung der Vereinigten Staaten gegen dieon der amerikanischen Kanalkoinmission ausgearbeiteten Entwürfeür die Anlage eines neuen Hafens und Zollbureaus Einspruch erhobenmit der Begründung, daß durch die Susführung dieser Entwürfe derHandel von Panama abaelenkt würde. Auch bezüglich der Frage,an welchen Stellen des Kanals Postbureaus eingerichtet werdenollen, bestehen Meinungsverschiedenheiten. Man glaubt, daß diepolittsche Lage der Republik Panama sich hierdurch schwierig ge.stalten kann.Busitw. Redakteur: Pank Büttner, Berlin. Inseratenteil verantw.: Th. Glocke, Berlin. Druck U.Verlag: VorwSrtSBuchdr.u.VerlagsanstaltPaulSingerLeCo..BerlinLVV. Hierzu 2 Beilagen u, UnterhaltungSblatt