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fettigen Verhandlungen. Die Meistervertreter legten nochmals die bereits bekannten Gründe dar, weshalb sie nur den Gesellen- ausschutz und nicht die OrganisationS- Bevollmächtigten als Vertreter der Gesellenschaft zu Verhandlungen anerkennen wollten. Ihnen wurde von den zahlreichen Rednern der Gesellen das Veraltete des Jnnungsstanopunktes vorgehalten und ganz besonders darauf hingewiesen, das; der Ausbreitungsbezirk der Innung bei weitem nicht die ganze Gesellenschast, die für den Tarif in Frage kommt, umschließt. Die Versammlung beschloß alsdann einstimmig, die Verhandlungen mit den Arbeitgebern nur durch die Vertreter der Gesellenorganisation nicht aber durch den Gesellenausschuß zu führen. Von diesem Standpunkte abzuweichen, liege um so weniger Veranlassung vor, als der Sieg bereits halb errungen sei. Mitgeteilt muß werden, daß trotz des JnnungSbeschlusses, den neuen Tarif nicht anzuerkennen resp. die gegebenen Unterschriften wieder zurückzuziehen, bereits eine weitere Anzahl Berichtigungen eingegangen sind, so daß jetzt 35 Firmen den Tarif anerkannt haben. Mit großem Beifall wurde auch die weitere Mitteilung entgegen- genommen, daß die Glaserstreiks in Dresden  , Leipzig   und Chemnitz  zu Gunsten der Gesellen beendet seien. Der Streik bei Orenstein und Koppel in Spandau   hat die.,be- rühmte" Vertrauenskommission des Kühnemänner- Verbandes veranlaßt, die Streikleitung mit einer Einladung nach demschwarzen Kabinett" in der Gartenstratze zu beglücken, um mit ihr daselbst über die Beilegung des Streiks zuverhandeln" Da es nun schon in der ganzen. Metallarbeiterschaft hinlänglich 6c kannt ist, wie diese Art von Verhandlungen geführt werden, so teilte die Streikleitung der Direktion des Betriebes mit, daß sie ohne gleichzeitige Hinzuziehung von Vertretern des Metallarbeiter-VerbandeS auf Verhandlungen mit der Vertrauenskommission verzichte. Die Herren Kühnemänner, die in ihrem Dünkel bekanntlich nur ihre höchsteigene Scharfmachcrorga- nisation, nicht aber die Arbeiterorganisation anerkennen wollen, war teten zu der festgesetzten Zeit in ihremAllerheiligsten" also ver geblich auf eine Deputation der streikenden Arbeiter. An dem Stand des Streikes selbst hat sich bisher nichts geändert; der ganze Betrieb des bestreikten Werkes liegt völlig lahm. Arbeitswillige irgend welcher Berufsgruppe haben sich bislang nicht gefunden. Wie sehnsüchtig die Firma auf solchenützlichen Elemente" wartet, beweist der Umstand, daß sie jetzt einen Kremser unter polizeilicher Bedeckung am Bahnhof stationiert, an dem ein tischplattengrotzes Plakat prangt mit der Auf- schrift: Nach Orenstein und Koppe ll Der Wagen stand fast den ganzen Tag am Bahnhof, ohne daß er Gelegenheit fand, auch nur mit einem einzigen Arbeitswilligen nach der Fabrik zu fahren. Zwar kamen mit den einzelnen Zügen Arbeitsuchende; doch als sie das schnurrige Gefährt ansahen, lachten sie und gingen ihrer Wege. Auch das Publikum im allgemeinen amüsiert sich höchlichst über den unbenutzten Streikbrecherwagen der Firma. Dir Lohnbewegung der Holzarbeiter in Spandau   scheint einen friedlichen Verlauf zu nehmen. Der Holzarbeiter-Verband(Filiale Spandau  ) hatte sich vor einigen Woche» an die Spandauer   Tischler- innung mit der Forderung gewandt, die gegenwärtigen Lohne um 10 Prozent aufzubessern und die jetzige zehnstündige Arbeitszeit um eine Stunde zu verkürzen; werter wurden noch einige Neben- forderungen erhoben. Daraufhin waren Arbeitgeber und Arbeitnehmer in einer Kommission nrit einander in Unterhandlung getreten, und ist demr auch eine Verständigung auf folgender Basis erreicht worden: Vom 15. August d. I. ab beträgt die tägliche Arbeitszeit L>/, Stunden und die gegenwärtig gezahlten Löhne werden durchweg um 5 Proz. erhöht; für Ueberstunden von 8 Uhr abends werden 10 Pf. und für solche nach 3 Uhr abends sowie für Sonntagsarbeit werden 20 Pf. pro Stunde als Zuschlag gezahlt. Die beiderseitigen Kommissionen werden weiter emen neuen Aeeordtarif, der am 1. April 1905 in Kraft treten soll, ausarbeiten, sowie eine von diesem Tage ab eventuell einzutretende Verkürzung der Arbeitszeit auf neun Stunden bei einer gleichzeitigen weiteren Lohnerhöhung von 5 Proz. beraten. Diesem Vergleich haben die organisierten Holzarbeiter in ihrer Ver- sammlung am Donnerstag ihre Zustimmung gegeben. Die Zu- stimmung der Innung steht noch aus. veulkebeo Reich. Achtung, Schuhmacher! Die Arbeiter und Arbeiterinnen der Filzschuhfabrik von Jakoby in Storkow   i. M., haben wegen Lohn- forderungen die Arbeit niedergelegt. Wir ersuchen den Zuzug nach dort streng fernzuhalten. Die Agitationskommission der Provinz Brandenburg  . Im Kampf ums Koalitionsrecht! Wegen wiederholter Ent- lassung organisierter Arbeiter legten gestern morgen sämtliche 25 in der Schuhfabrik von Badeke, Stettin  , beschäftigten Arbeiter die Arbeit nieder. Die Bremer AnSstandSbewegirng im Baugewerbe ist nun­mehr in die neunte Woche ihres Bestehens eingetreten und zeigt äußerlich noch kaum eine Aenderung der Situation nach der Richtung. daß in absehbarer Zeit an eine Wiederaufnahme der Arbeit zu denken wäre. Die Unternehmer verharren nach wie vor auf ihrem egoistischen Standpunkt und benutzen die bürgerliche Presse dazu, die öffentliche Meinung über den realen Thatbestand der Bewegung irre zu leiten. Sie täuschen vor, daß der Betrieb wenig durch die Bewegung beeinträchtigt sei, während in Wirklichkeit auf allen Bauten. welche nicht bewilligt haben, der Betrieb vollkommen ruht. Am besten wird die von uns konstatierte Thatsache dadurch erhärtet, daß die Unternehmer sich seit Wochen mit wenig Glück aus der ArbeitSwilligensuche befinden. Sobald die Agenten der Unternehmer eine willfährige Seele nach Bremen   gelockt haben, wird ihnen diese sofort bei Ankunft wieder abgenommen und weiter expediert. In der Mittwochnacht kam eine Sendung von 30 Personen aus Holland   an, die vorsichtigerweise schon auf einer Station vor Bremen   ausgeladen war und per Möbelwagen in die Quartiere transportiert werden sollte. Da die Ausständigen aber über alles unterrichtet sind, so fingen sie auch diese Sendung ab und sandten die Leute wieder dorthin zurück, woher sie gekommen waren. An ver- schiedenen Stellen ist es durch Provokation der Unternehmer zu Schlägereien gekommen, die manchmal blutig ausliefen. Die Arbeiter beobachteten inusterhafte Ordnung. Trotz des neun- wöchentlichen Kampfes ist der Mut der Ausständigen ungetrübt, und jeder der Beteiligten ist sich voll bewußt, daß man sich erst am Anfang des Kampfes befinde, der noch lange, sehr lange währen wird. Wie schon ftüher berichtet, ist die Mehr zahl, etwa% aller Ausständigen, abgereist und an andren Orten unter gebracht, so daß die sich noch am Orte befindenden mit frohem Mut m die Zukunft blicken können, zumal in den letzten Wochen die Unterstützung noch wesentlich erhöht wurde. Die Situation bei den Tischlern ist noch fortgesetzt eine flute. Zahlreich find die Ausständigen abgereist und die Kämpfenden ehen mit frohem Mut der Entwicklung der Dinge entgegen. Allem Anschein nach wird es aber bei den Tischlern eher zu erner Einigung kommen als bei den Bauarbeitern, da die Unternehmer im ersteren Gewerbe bereits zu Unterhandlungen den Anlauf nahmen. Achtung, Former nnd Kernmacher! Auf der AscherSlebener Maschinenfabrik in Aschersleben   streiken sämtliche Kernmacher. 32 Wann, weil ihnen mit jeder Lohnzahlung ein geringerer Ver- dienst ausgezahlt wurde. Sie fordern Garantie für einen Stunden- lohn von 32 bis 33 Pf. Die Direktion verweigert jede Sicherheit. Bringen die schwebenden Verhandlungen keine Verständigung, so treten samtliche Former und Hilfsarbeiter mit in den Streik. Das sind circa 100 Mann. Alle Arbeiterzeitungen bitten wir, hiervon Not,z zu nehmen. Zuzug ist fernzuhalten. Heber den Streik in der Farbenfabrik von Leverkusen   wird berichtet: Die vorgenommene Zählung hat ergeben, daß 2010 Per- sonen auf der Fabrik noch arbeiten; unter diesen befinden sich 400 Meister und Beamte. Tie normale Zahl der Beschäftigten stellt sich auf 38004000 Personen. Es sind also im Streik(oder abgereist) 20002200 Arbeiterl Bürgerliche Blätter bringen die Nachricht, daß 250 300 Arbeiter in den Ausstand getreten sind; die Gesamtzahl der Arbeiter wird jedoch auf über 3000 angegeben. Aus dem oberen Kreise Solingen   sind verschiedene Gendarmen zur Dienst- leistung nach Wiesdorf und Leverkusen   beordert worden, und zwar wegen des Ausstandes. Der Streik der Stukkateure in Düsseldorf   verläuft günstig. Be- willigt haben bis jetzt 33 Firmen mit 124 Mann. Abgereist sind 150 Mann, sodaß noch 175 Mann sich im Ausstande befinden. Ein eigentümliches Verhalten von den Christlichen muß hier festgenagelt werden. Wiederholt im Laufe des Sommers aufgefordert, mitzu- arbeiten in der Lohnbewegung, drückten sich die Herren auf alle mögliche Art davor. In letzter Stunde erklärten sie sich nun soli- darisch. Man sollte doch meinen, daß die Christlichen   nun auch für denselben Tarif wie im Frühjahr eintreten würden. Doch weit gefehlt. Am Montagvormittag wurde noch schnell ein Lohntarif in Druck gegeben, der in den Punkten, die die eigentlichen Forderungen der Stukkateure bilden, weit unter jene geht. Eine Versammlung der Streikenden beschloß einstimmig, bei keiner Firma in Arbeit zu treten, die nur den christlichen Tarif unterschrieben hat. Zur Bauarbeiterausfperrung im Mainthal wird uns geschrieben: Die Unterhandlungen, die am Dienstagvormittag zwischen'Vertretern des Arbeitgeberverbandes im Baugewerbe und Vertretern der in Betracht kommenden Centraiverbände begonnen wurden, sind am Mittwochnachmittag wieder abgebrochen und auf nächsten Dienstag vertagt worden. Wie es heißt, um den Lokalorganisationen der Unternehmer in den einzelnen Städten Gelegenheit zu geben, zu den provisorisch stipulierten Lohnbedingungen Stellung zu nehmen. Vor- läufig ist über die Lohnfrage verhandelt worden; insgesamt soll aber über 300 Positionen eine Verständigung versucht werden. Aber auch bei Behandlung der Lohnfrage traten sofort die Gegensätze zu Tage. Was die großen Unternehmer für acceptabel erklärten, darein wollen die kleinen nicht einwilligen. So haben die Verhandlungen bis jetzt recht wenig greifbare Resultate gezeitigt. Die Arbeiter sind ttotzalledem besten Miltes, denn die Situation verbessert sich für sie mit jedem Tage. Infolge des großen Arbeitermangels in Rheinland- Westfalen   werden noch immer möglichst viel ledige Leute dorthin ab- geschoben. Außerdem ist die erfreuliche Thatsache zu konstatieren, daß die Organisationen der Arbeiter in allen Orten jetzt stärker dastehen, als vor der Aussperrung. In Darmstadt  z. B. gehörten vor der Aussperrung nur 180 Maurer dem Verbände an, jetzt sind es 10501 So kann der Zweck der Aussperrung: Zer- störung der Organisationen, heute schon als vereitelt angesehen werden. Die Unternehmer sehen heute schon mehr und mehr ein, daß sie sich mit der Aussperrung arg in die Nesseln gesetzt haben. zu Falle gekommen und habe gerufen:Ich habe mir ein Bei» gebrochen!" Man habe ihm nicht geglaubt und sich nicht weiter um ihn gekümmert. Ganz anders stellte Wagner die Sache dar. Nach seiner Behauptung hätten die Angeklagten mit der fraglichen Frauensperson ihren Ulk getrieben und sich besprochen, daß sie ihr auf dem Nachhausewege die Röcke über dem Kopf zusammenbinden wollten. Das habe ihn geärgert und er habe sich der Person an- genommen. Als man das Lokal verlassen hatte und das Attentat gegen die Frau in Scene gesetzt werden sollte, habe er dies zu ver- hindern gesucht. Darauf sei er überfallen worden, habe eine Ohr- feige und drei wuchtige Schläge von hinten gegen den Kopf er- halten, daß er hinstürzte, und habe hierbei einen doppelten Knöchel- bruch des rechten Fußes erlitten. Als er am Boden lag, hätten alle auf ihn eingeschlagen. Dann hätte man ihn auf die Landstraße geschleppt und dort liegen lassen. Bei diesem Transport sei ihm der Revolver, ein Kinderspielzeug, das er seinem Sohne fort- genommen habe, aus der Tasche gefallen. Er habe mehrere Stunden Hilfslos an der Landstraße gelegen, bis ihn der Nachtwächter fand. der ihn in einer Droschke nach dem Krankenhause gebracht habe, wo er acht Wochen habe bleiben müssen. Das Schöffengericht hatte alle fünf Angeklagten freigesprochen, da die Sache nicht genügend aufgeklärt werden konnte. Gegen dieses Urteil legte Wagner als Nebenkläger Berufung ein. Er beantragte vor der 6. Ferien- strafkammer des Landgericht» I die Bestrafung der Angeklagten sowie Zuerkennung einer Geldbuße. Die Strafkammer gelangte indessen zur Verwerfung der Berufung, da auch sie die Schuld der Angeklagten nicht genügend festzustellen vermochte, wenn sie auch an- erkannte, daß starke Verdachtsmomente vorlägen. Versammlungen. Ein Tarifvertrag für das Münchener   Baugewerbe. München  , 4. August.  (Eig. Mitteilung.) Die durch den Scharf macher-Verband für Sonnabend, den 6. d., in Aussicht gestellte allge- meine Bauarbeiteraussperrung wurde durch das Eingreifen des Ge- Werberichters Dr. Prcnner verhindert. Als der saubere Plan der Scharfmacher in der Presse mitgeteilt wurde, hat Gewerbe. richter Dr. P r e n n e r sofort unter Anwendung des H 65 des Ge- werbegerichtsgesetzes die maßgebenden Personen des Arbeitgeberver bandes und der beteiligten Arbeiterorganisationen behufs Herbei führung einer Einigung vor das Einigungsamt geladen und fand die Sitzung, zu der u. a. der 2. Vorsitzende des Centralverbandes der Maurer Deutschlands E f f t i n g e r- Hamburg beigezogen wurde, bereits heute vormittag 11 Uhr im Saale des Gewerbegerichts statt. Nach L'Astündiger Verhandlung wurde für die Dauer der diesjährigen Bauperiode zwischen dem Arbeitgeberverband für München   und Um- gebung einerseits und dem Centralverband der Maurer Deutschlands  und dem Verbände der Fabrik-, Land- und Hilfsarbeiter Deutschlands  , Mitgliedschaft München  , andererseits, folgender Vertrag abgeschlossen: 1. Maurer  , die im stände sind, im Kolonnenbetrieb 2 Kubikmeter gewöhnliches Mauerwerk fachgemäß herzustellen, erhalten einen Stundenlohn von 50 Pf. 2. Der Lohn für vollwertige Bau tag l ö h n e r über 18 Jahre, beispielsweise Erdarbeiter, Stein- und Bogel  "träger erhalten einen Stundenlohn von 3» Pf. Ungeübte, schwächliche, ältere und invalide Arbeiter erhalten eine ihrer Leistung entsprechende Entlohnung. Durch vorstehende Vereinbarung darf keinerlei Verschlechterung seitheriger Lohn- und Arbeitsbedingungen eintreten. Die Beteiligten verpflichten sich, bis längstens 1. Oktober neuerlich in Tarifverhandlungen einzutreten. 3. Vorstehende Ver- einbarung hat Gültigkeit, bis ein neuer Tarif in Kraft tritt. Die Parteien erklären, die Annahme des Vertrages von der Zustimmung ihrer Versammlung abhängig zu machen. Wird dem Vertrag. woran nicht zu zweifeln ist, die Zustimmung in den Versammlungen erteilt, dann dürste dank dem schnellen Eingreifen des Gewerberichters ein schwerer Kampf aus der Welt geschafft sein. Verlmer partei-�Zngelegenbeiten. Zur Lokal-Liste. Arbeiter! Parteigenossen! Gewerkschaften! Bereine! Achtet bei den Ausflügen am Sonntag genau auf die Lokalliste vom 3. Juli, verkehrt nur in den- jenigen Lokalen, welche der Arbeiterschaft zu Ver- sammlungen:c. z u r Verfügung stehen. Franz.- Buchholz. Den Parteigenossen. Gewerk s ch a f t e n zc., welche am Sonntag, den 7. August, zum Erntefest nach hier kommen, teilen wir hierdurch mit, daß nur die Lokale von Klimas, Restaurantzum Storch", Haupt- straße, und Kühnes Festsäle, Berlinerstr. 39, zu Versammlungen«. zur Verfügung stehen, alle andren Lokale sind als gesperrt zu betrachten. Stahnsdorf- Kl.-Machnow. Da das bisherige Verkehrslokal Restaurant L a ck h a s e, jetziger Inhaber Krüger, Lindenstraße, seinen Saal zu Gewerkschasts-Versammlungen k. nicht mehr her- daSselbe als gesperrt zu betrachten und daher meiden. Die Lokalkommission. giebt, so ist streng zu Gericbts-Leitung. Das Erntefest in der Laubenkolonie an der Prenzlauer-Allee. welches der Schankwirt Karl Wunder am 9. August vorigen ' ahres veranstaltete, hat für eine Anzahl der Beteiligten recht üble Jolgen gehabt. Ter Registrator Gotthold W. agner hat dabei ein Bein gebrochen und ist arg verprügelt worden, toie er be­hauptet, von dem Schankwirt Wunder, den Brüdern Richard und Wilhelm Buchholz und den Arbeitern Paul Thiel und August Jauer. Diese fünf Personen erhielten eine An« klage wegen schwerer Körperverletzung. Der Anklage lag eine etwa? abenteuerliche Geschichte zu Grunde, über die die Angaben höchst verschieden lauteten. Die Angeklagten erzählten folgendermaßen: Der Zeuge Wagner habe sich der Festgesellschaft angeschlossen, ob- gleich er nicht eingeladen sei. Er würde aber gern gesehen worden ein, wenn er sich nicht an eine Frauensperson herangemacht hätte, welche bei den übrigen Frauen in einem schlechten Rufe stand. Wagner habe diese Person fleißig traktiert und sei zuletzt in eine animierte Stimmung geraten. Als mit Einttitt der Polizeistunde Wunder der Lust ein Ende gemacht habe, sei die ganze Gesellschaft aufgebrochen. Unterwegs sei es, des erwähnten weiblichen Wesens wegen, zu einer Auseinandersetzung gekommen, wobei Wagner eine Ohrfeige erhalten habe. Nun habe dieser einen Teschingrevolver aus der Tasche gezogen und gedroht, daß er jeden niederschießen würde, der ihm zu nahe komme. Darauf sei man von. allen Seiten über ihn hergefallen, um ihm die Waffe zu entreißen. Wagner sei Eine außerordentliche Mitgliederversammlung der Freie« Ber- einigung der Bleiglaser, Glasmaler usw. beschäftigte sich mit der Lohnbewegung der Bauglaser. Der Vorsitzende Rätsch führte kurz aus, daß die Schlichtungskommission der Bleiglaser mit der Tarif- kommission der Bauglaser bereits eine Sitzung gehabt habe betteffs des Verhaltens der Bleiglaser während der Bewegung und führte aus, in welcher Beziehung evtl. die Bleiglaser bei dieser Bewegung in Mitleidenschaft gezogen werden können. Redner betonte, daß die Bleiglaser aus taktischen Erwägungen heraus nicht gewillt seien, zu gleicher Zeit in eine Bewegung einzutreten. Weiter führte Redner an, daß in der betreffenden Kommissionssitzung Meinungsverschieden- heiten in Bezug aus das Einsetzen von Äleiarbeit entstanden sind. Die Bauglaser wollten es als Streikbruch ansehen, wenn die Blei- glaser während der Bewegung ihre Arbeit einsetzen würden. Diese Wleinung wurde von den Bleiglasern ganz energisch zurückgewiesen. In der Diskussion nahm nun zunächst der Vertteter der Bauglaser. Jahn, das Wort und nach einigen Ausführungen in Bezug auf den Stand der Bewegung suchte er nachzuweisen, daß die Bleigläser unter allen Umständen verweigern müßten, dort Bleifenster einzu- setzen, wo die Bauglaser streitten. Sämtliche nun folgenden Redner traten dem ganz entschieden entgegen und waren der Ansicht, daß die Bleiglaser es sehr wohl mit ihrem Solidaritätsgefühl in Einklang bringen könnten, wenn sie die Arbeit, welche bisher immer von ihnen ausgeführt wurde, auch fernerhin thun. Die Versammlung gaö dieser Stimmung Ausdruck durch einstimmige Annahme folgender Resolution: Die heutige in Frankes Festsälen tagende außerordentliche Mit- gliederversammlung der Freien Vereinigung der Bleiglaser und Glas- maler, sowie der in dieser Branche beschäftigten Personen beschließt in Anbetracht der bevorstehenden Lohnbewegung der Bauglaser Berlins  in jeder Hinsicht strengste Solidarität zu üben. Ferner erachtet es die Versammlung für gerechtfertigt und hält es nicht für unsolidarisch, daß die Bleiarbeit, welche bisher von Bleiglasern ein- gesetzt wurde, auch während der Bewegung der Bauglaser weiter auS- geführt wird._ Letzte JVacbrlcbten und Depefcbcn. Der Typhus in Siidwestasrika. Berlin  , 5. August.(Amtliche Meldung.) Gefreiter Friedrich Wilmes, geboren 5. April 1880 in Berenbrock  , Kreis Lippstadt  , früher Regiment 167, in Grootfontain an Typhus   gestorben; Reiter Hardtke, Maschinengewehrabteilung, geboren 26. April 1883 in KöSlin  , Kreis Köslin  (Pommern  ), früher Jägerbattaillon 5, am 3. August in Otjosondu an Typhus   gestorben. Gleiwitz  , 5. August. Der Landtagsabgeordnete für Pleß-Rybnik  , SanitätSrat Dr. Moritz, ist demOberschlesischen Wanderer" zufolge in der vergangenen Nacht in Pilchowitz gestorben. Zur NenkralitätSfrage der drei nordischen Reich«. Kopenhagen  , 3. Augufl.(W. T. B.) Zu dem Arttkel derKäln. eitung" vom 5. August, in welchem gesagt wird, Dänemark  , Schweden   und Norwegen   hätten sich für dauernd neutral erklärt, indem sie sich im April d. I. durch Bertrag gegenseitig verpflichtet hätten, in allen Kriegen ihre Neuttalität zn wahren, wird .Ritzaus Bureau" auS bester Quelle mitgeteilt, daß Dänemark  einen Vertrag der genannten Art nicht abgeschlossen hat; die gemeinsamen NeutralitätS-Bestimmungen. über welche die drei nordischen Reiche sich im April geeinigt, hätten sich nur auf den japanisch-russischen Krieg bezogen. Vom ostasiatischen Kriegsschauplätze. Tokio  , 5. August.  (W. T. B.) Amtliche Meldung. Von der Armee, die Tomnlscheng angegriffen hat, wird berichtet, sie habe in diesem Kampfe insgesamt 194 Tote und 666 Verwundete gehabt und etiva 700 gefallene Russen mit den gebührenden mili» tärischcn Ehren begraben. Sechs Feldgeschütze, viele Gewehre und Granaten sowie große Mengen von Mehl, Gerste, Munition usw. ,eien erbeutet worden. General Kuroki berichtet» daß er in den Kämpfen bei Juschulintschu und Jangtsuling einen Verlust von 906 Mann und 40 Offizieren gehabt habe. Die Russen hätten mindestens 2000 Mann verloren. Acht russische Offiziere und 149 Mann seien gefangen genommen, zwei Feld- geschütze, viele Gewehre, Zelte, Granaten usw. seien erbeutet worden. Nach KurokiS ausführlichem Bericht erlitten die Russen während des Kampfes um Jufchulintsu am 31. Juli besonders schwere Verluste bei Peysnling, 5 Meilen südlich von Juschulintsu. Die Japaner umgingen eine sich zurückziehende russische Abteilung, die aus drei Regimentern Infanterie mit vier Geschützen bestand, und richteten auS einer Entfernung von 200 bis 1000 Meter ein vernichtendes Feuer auf die ganze russische Linie. Am Nachmittag erschienen Russen unter der Flagge des Roten KreuzeS auf dem Kampfplatze. um ihre Verwundeten fortzuschaffen; die Japaner ließen dies zu und stellten während dieser Zeit ihr Feuer ein. Aden, S. August.(W. T. B.) Der DampferPetersburg  " der russischen Freiwilligen-Flotte passierte heute nachmittag Aden oft- wärtS steuernd. Baku  , 5. August.  (W. T. B.) Hier ist ein Cholerafall vorgekommen. Washington. 5. August.  (Meldung deS Reuterschen Bureaus.) Wegen der Gestaltung der Beziehungen zur Türkei   hat Staats- sekretär Hay seine Sommerferien unterbrochen und ist auf eine Woche hierher zurückgekehrt. In der heute unter Vorsitz Roosedelts abgehaltenen Sitzung des Kabinetts wurde das Verhältnis zur Türkei  eingehend besprochen. In Regierungkreisen ist man über das dila- torische Verhalten der Pforte ungehalten._ Ver-mtw. Betafteur: Paul Büttner  . Berlin  . Inseratenteil verantw.: Th. Glocke, Berlin  . Druck u.Berlag: Vorwärts Buchdr. u. Vcrlagsanstalt Paul Singer Lr Co.. Berlin   5 W. Hierzu 2 Beilage».