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Lokales. Der selbstherrliche Fischbeck. Der magistratsoffiziöse Berichterstatter teilt den Zeitungen mit: Vom Oberpräsidenten ist in der Beschwerdesache der Stadt- verordneten A u g u st i n und Hoffmann über den Stadtrat F i s ch b e ck jetzt der Bescheid eingegangen und zwar an den Stadt- verordneten Dr. Liebknecht als Vertreter der Beschwerdeführer. Er lautet: Die namens der Stadtverordneten Augustin und Hoffmann erhobene Beschwerde vom 28. Juni er., betreffend die von dem Stadtrat Fischbeck als Vorsitzenden der Armendirektion, Abteilung für die Verwaltung des Arbeitshauses und des städtischen Obdachs, in der Sitzung dieser Abteilung vom 19. März d. I. abgegebene Erklärung, weise ich nach Prüfung des Sachverhalts als unbegründet zur ü ck. Der angegriffene Bescheid des Oberbürgernreisters K. vom 8. Jnni d. I. beruht auf zutreffenden Erwägungen. Die Erklärung des Stadtrats Fischbeck stellt ledig- lich eine an sich nicht unzulässige Kritik des Deputationsvorsitzenden von dem Verhalten Ihrer Auftraggeber, keineswegs aber eine Disciplinarmasiregel dar. Insbesondere liegt eine solche auch nicht in der Anordnung über die Teilnahme der Beschwerde- sichrer an den Revisionen lind über den Zutritt zum Arbeitshaus und Obdach. Diese Anordnung hält sich vielmehr ebenso wie der angegriffene Bescheid vom 8. Juni d. I. im Rahmen der Beschlüsse der Deputationen. Danach sind regelmäßige monatliche Revisionen für das Arbeitshaus und städtische Obdach eingeführt. Der An- trag, behufs jederzeitiger unangemeldeter Besichsigungen der An- stalten den Deputationsmitgliedern Legitimationskarten aus- zuhändigen, ist dagegen seiner Zeit ausdrücklich abgelehnt und damit der jederzeitige unangemeldete Zutritt zu den Anstalten den Mitgliedern versagt worden. Diese Beschlüsse gelten in gleicher Weise für die Beschwerdeführer wie für die übrigen Deputations- Mitglieder und weiden auf alle gleichmäßig angewandt. Die Be- fugnisse der Deputation, ihre Angelegenheit in der angegehenen Weise zu regeln, ist in dem Bescheide vom 8. Juni er. in näherer Weise näher dargethan. Bei dieser Sachlage und da Ihre Auftrag- geber ebenso wie alle übrigen Deputationsmitglieder zu den regel- mäßigen Revisionen zugezogen werden sollen, eriihrigt es sich, in eine theoretische Erörterung der aufgeworfenen Frage einzutreten. inwieweit die Teilnahme an den Revisionen und der Zutritt zu den Anstalten ein absolutes Recht der Beschwerdeführer darstellt." Nach dieser oberpräsidialen Entscheidung wären also die Stadtverordneten, die in den Verwaltungsdeputationen usw. sitzen, nicht mehr als die Laufburschen des Herrn Magistrats-Decernenten. Sie haben die Arbeiten aus- zuführen, die man ihnen zuweist, aber eine selbständige Prüfung soll ihnen nicht erlaubt sein. Das ist an sich unvereinbar mit d e m B e g r i f f d e r S e l b st v e r w a l t u n g, wie wir ihn auffassen. Geradezu unerträglich aber wird dieser Zustand, wenn solche Selbstherrlichkeit, wie sie da der Oberpräsident dem Magistrats- Decernenten zuspricht, einem Manne wie F i s ch b e ck anvertraut wird. Berichtigungen von der Direktion derGroßen" sindbillig wie Brombeeren". DerVorwärts" braucht bloß ein- mal wieder etwas über die Wirtschaft zu sagen, die in dem Betrieb dieser Gesellschaft herrscht sofort hat er eine neue Berichtigung weg. Selbstverständlich weiß man in den Direkttonsbureaus der Großen", daß wir diesen Geistesprodukten der Micke, Marhold usw. einen sehr geringen Respekt entgegenbringen. Darauf kommt eS aber den Herren vom Leipziger Platz auch gar nicht an. Sie sind schon froh, daß wir ihre Schreibebriefe überhaupt veröffentlichen, wenn auch mit den erforderlichen Zusätzen, durch die der Wert solcher Erwiderungen auf sein bescheidenes Maß reduciert wird. Die Veröffentlichung ihrer Zuschriften in unserm Blatt erscheint ihnen als wünschenswert, weil sie wissen, daß die allermeisten Straßenbahner denVorwärts" lesen, und daß ein Abdruck der direktorialen Behauptungen durch denVorwärts" viel wirksamer ist als eine Bekanntgabe in dem alle 14 Tage erscheinenden Organ des direktionsfrommen Ver- eins der Straßenbahn-Angestellten, das zugleich amtliches Publikationsorgan der Direktion ist. Die Micke, Mar- hold usw. haben ein sehr lebhaftes Interesse daran, daß möglichst alle Straßenbahner, auch die nicht direktionsfrommen, die Auffassung kennen lernen, die die Direktion von einem durch den Vorwärts" gerügten Mißstand hat. DieAngestelten sollen wissen, woran sie sind, wie sie über dies und das zu denken und gegebenenfalls auch zu reden haben. Es wird die Direktton gewiß schwer bedrücken, daß trotz aller Berichtigungen immer wieder noch Fälle vorkommen, bei denen diese? schöne Ziel nicht voll erreicht wird. Da hatte sich am 24. Juni auf dem Gesundbrunnen  , an der Ecke der Bad- und Griinthalerstratze, ein schwerer Straßenbahnunfall ereignet. Der Wagen 1243 von der Linie 39 war auf ein paar vor ihm haltende Wagen aufgefahren, wobei sämtliche Wagen beschädigt und verschiedene Personen verletzt wurden. Am 8. Juli teilten wir mit, aus der bisherigen Untersuchung scheine die Schuldlosigkeit des Fahrers hervorzugehen. Dieser behaupte, daß die Bremse versagt habe, und seine Behauptung werde gestützt durch den Umstand, daß 1243 wiederhol� durchgegangen sei und beim Personal als Unglückswagen gelte. Wir fügten hinzu, 12M sei in zwei Monaten 26 mal wegen Mängel der Bremse gemeldet worden. Darauf erwiderten uns die Herren vom Leipziger Platz, am 24. Juni und auch bei den früheren Abenteuern mit 1243 sei die Bremse gut gewesen. Gemeldet sei 1243 nicht 26 mal, sondern 7 mal, davon nur einmal wegen erheblichen Mangels, der eine Aussetzung nötig machte. DerVorwärts" teilte diese direktoriale Darstellung am 13. Juli mit, am 16. Juli aber fand für Bahnhof XXIV eine Bezirksversammlung statt, in der auch die mit 1243 gemachten Er- fahrungen besprochen wurden. Ein offizieller Bericht über die Ver- sammlung findet sich in der neuesten Nummer des oben erwähnten Publikationsorgans der Direktton. Da lesen wir nun, daß ein Fahrer U. behauptete, 1243 sei von Bahnhof Rixdorfab- geschoben" worden. Der Fahrer E., der 1243 am 24. Juni fuhr, solle nur nach Bahnhof Rixdorf kommen, dort werde er erfahren, wie vielen Kollegen dieser Wagen durchgegangen sei. Hierzu erklärte ein anwesender Wagenrevisor, er habe 1243 gerade als guten Wagen für Linie 39 von Rixdorf nach Branden- burgsttaße überwiesen. Aber von einer Widerlegung der übrigen Behauptungen U/s steht' nichts in dem Bericht. Dieser Herr U. gehört zu den Direktionsftommen, doch wir fürchten, daß ihm die an 1243 geübte Krittk nicht gut bekommen wird. Der Unglückliche ist offenbar einer der wenigen Straßenbahner, die denVorwärts" noch nicht lesen. Thäte er das, so mutzte er rechtzeitig davon Kenntnis erhalten haben, wie man am Leipziger Platz über 1243 und jenes Unglück denkt, und wie demnach auch er darüber zu denken hat. In der erwähnten Bezirksversammlung behauptete derselbe Fahrer U., daß es sogar mit sämtlichen zwölfhunderter Wagen nicht so recht stimme; es sei dringend nötig, daß sie baldigst die Luftdruckbremse erhielten. Es war nämlich vorher erzählt worden, daß ein andrer Zwölfhunderter, Nr. 1262, von einem Fahrer wegen VersagenS   der Bremse dreimal gemeldet worden sei, daß aber der Oberschlosser nichts habe finden können. Andre Fahrer hätten gleichfalls über 1262 geklagt, aber sie hätten die Meldung unterlassen. Diesmal hatte nun der kühne Sprecher just die Auffassung der Direktion getroffen. Die Klagen über die Zwölf- Hunderter sind nämlich schon alt; beim Straßenbahner-Verband im Gewerkschaftshause kennt man sie seit Jahren. Sie sind so oft wiedergekehrt, daß schließlich die Direktion selber ihre Berechtigung anerkannt und einen Umbau zugesagt hat, mit dem bereits be- gönnen worden ist. Alle diese Mitteilungen bringt der Versammlungs- bericht des amtlichen Publikationsorgans. Sie sind so verwunderlich, daß wir uns eigentlich auf eine neue Berichtigung gefaßt machen. Eine Berichtigung der Direktion gegen ihr eignes Organ das wäre in der That der Gipfel I Will man uns eine solche zukommen lassen, so wären wir den Herren vom Leipziger Platz sehr dankbar, wenn sie als Anlage beifügen wollten eine Statistik darüber, wieviele Unfälle auf die Zwölf- Hunderter kommen, wieviel Materialschaden sie angerichtet, wieviele Verletzungen oder Tötungen sie herbeigeführt haben, wieviele Angestellte um der Zwölfhunderter willen von der Direktion gemaßregelt, mit Geldstrafen belegt oder entlassen worden sind, wieviele vom Gericht verurteilt worden sind. Wider die Pfaffenherrschaft", Kulturbilder aus den Religions- kämpfen des 16. und 17. Jahrhunderts. Das soeben zur Ausgabe gelangte 17. Heft bringt die Fortsetzung des 9. Kapitels, in dem der Verfasser u. a. hehandelt: Die Begharden in Flandern   unl� Brabant und die deutsche   Ketzerei. Papstmacht und Königsmacht in Eng- land. Johann Wiclef. Die Lollharden. Wat Thier und die englische Bauernrevolution von 1331. Die Lage in Böhmen. Johannes Huß; Hieronymus von Prag. Die Hussitenrevolution; Tabor. Andre Ketzer: Savonarola  , Bruno, Galilei. Der Index. Zahlreiche Bilder aus jener Zeit der Ketzerverfolgungen stellen namentlich die greulichen Gewaltmittel des Papsttums dar. mit deren Hilfe die Ketzerei unterdrückt werden sollte. Jedes Heft des Werkes kostet 29 Pfennige. Die bereits erschienenen Hefte werden nachgeliefert. Jede Parteibuchhandlung sowie die Parteikolporteure liefern die Hefte.* Die anhaltende Hitze und Dürre hat eine ungewöhnlich zeitige Reife sämtlicher Getreide-Arten zur Folge, so daß die Ernte in diesem Ja�re vierzehn Tage früher fällt, als üblich. Die Roggen- ernte ist in ganz Deutschland   bereits beendet und selbst der Hafer- schnitt schon vielfach vorgenommen. Aehnlich schnell wie die Korn- arten reifen auch die Feldfrüchte, die jedoch infolge der zu großen Trockenheit des Bodens minderwertig sind. Auch die Obsternte fällt dieses Jahr bedeutend früher als in den Vorjahren. Die sauren Kirschen waren beispielsweise zum Teil schon Ende vorigen Monats überreif; in manchen Gegenden wurde die Ernte dieser Früchte schon Ende Juni vorgenommen. Leider läßt die Oualilät des Obstes vielfach zu wünschen übrig, da die Saftentwicklung eine ganz geringe ist. In der Umgebung Berlins   ist teilweise schon mit der Ernte der Herbstkartoffeln begonnen worden. Die Besitzer sind zu der zeitigen Ernte genötigt, weil das Kraut schon vollständig verdörrt ist. Wald- und Brachfeldbrände werden jetzt täglich gemeldet. Vor- gestern entstand bei Breyell(Rheinland  ) ein großer Waldbrand, bei welchem ca. 499 Morgen 16 49jäh Ligen Holzes vernichtet wurden. Ein gefährlicher Brachfeldbrand kam, vermutlich durch Brandstiftung, bei Karlshorst   zum Ausbruch. Das Feuer ver- breitete sich mit großer Schnelligkeit und bedrohte mehrere an das Feld angrenzende Villen. Nur der energischen Thättgkeit Karls- horster Bewohner ist es zu danken, daß eine Brandkatastrophe ver- mieden wurde. Ferner wird ein Waldbrand aus den Rauener Bergen gemeldet. Zwischen den Markgrafensteinen und der Ziegelei geriet das Gras im königlichen Forst in Brand, glücklicher- weise wurde jedoch das hochstämmige Holz dabei wenig beschädigt. Der Riesen-Waldbrand bei Deffau ist nunmehr endlich zum Stehen gekommen, nachdem viele Hunderte von Personen eine ausgedehnte Abgrenzungslinie an den Windseiten gezogen haben. Es sind ins- gesamt etwa 4999 Morgen Wald vernichtet, von denen etwa 1699 Morgen auf anhaltimschem, 2499 Morgen auf preußischem Gebiet belegen sind. Es Ivar dies der größte Waldbrand, der seit Jahr- zehnten in Deutschland   vorgekonunen ist. Aus dem Nordhofen gelandet wurde gestern bei der Fennbrücke ein etwa 44 Jahre alter Mann mit blondem Haar und kleinem Schnurrbart, der eine große breite Nase und schlechte Zähne hat. Auf seiner Stirn über dem rechten Auge befindet sich eine winkelige Narbe. Ein Ausweis über die Person ist nicht vorhanden. Ein schweres Straßenbahnunglück ereignete sich gestern nach- mittag gegen 4 Uhr in der Königgrätzerstraße in der Nähe des An- Halter Bahnhofes. Der Gastwirt Ernst Hoffmann  . Gitschinerstr. 89 wohnhaft, hatte in Begleitung seiner Frau einen Omnibus der Linie Stettiner Bahnhof Kreuzberg benutzt und verließ denselben vor dem Hause Königgrätzerstraße 3. Er wollte, ohne sich weiter um- zusehen, den Fahrdamm überschreiten und betrat das Straßenbahn- geleise, auf welchem ein Motorwagen der Straßenbahnlinie 14 lMarheineke-Platz Moabit  ) herangesaust kam. Frau Hoffmann, die nach ihrem Manne den Omnibus Verlaffen hatte, erkannte die Gefahr, in der sich ihr Gatte befand,.und rief ihn laut an. Der Gastwirt blieb unwillkürlich, mit dem Rücken dem Straßenbahn- wagen zugekehrt, auf dem Geleise stehen, wurde in der nächsten Sekunde von der Vorderplattform des Waggons erfaßt und zu Boden gerissen. Der Fahrer, der mit aller Gewalt bremste, brachte den Wagen zwar auf eine Entfernung von sechs Metern zum Stehen, konnte jedoch nicht verhindern, daß Hoffmann unter die Vorder- Plattform geriet. Er erlitt infolge des Sturzes eine schwere Kopf- wunde sowie innere Verletzungen und mutzte in besinnungslosem Zustande nach dem Krankenhause am Urban überführt werden. Nicht Japan  , sondern China  . Von beteiligter Seite werden wir ersucht, die Notiz über das Brandunglück in einer Rixdorfer Lauben- kokolonie dahin richtig zu stellen, daß sich der Unglücksfall nicht in der KolonieJapan  ", sondern in derChina  " getauften Kolonie ereignet hat. Im Abort erschossen hat sich in angeheitertem Zustand der 47 Jahre alte Rentenempfänger Robert Hirsch, der vor 7 Jahren verunglückte und seitdem auf der Straße mit Druckschriften handelte. Er kam öfter angetrunken nach Hause und schoß sich in einem solchen Zustand eine Revolverkugel in den Unterleib. Man brachte ihn noch lebend nach dem Krankenhaus am Urban, wo er aber der Verletzung erlag. Wieder eine Lysolvergifwng. Der 43 Jahre alte Bauarbeiter Adolf Masuhr aus der Wklhelmstr. 37 bezog seit drei Jahren eine Unfallrente und hatte sich seit dieser Zeit dem Trunk stark ergeben. Nachdem ihn die Ehefrau aus Dalldorf   auf seinen Wunsch wieder zu sich genommen hatte, setzte er das alte Leben fort. In einem Zustand von Unzurechnungsfähigkeit wollte er sich schon eimnal vor die Straßenbahn werfen und vergiftete sich jetzt mit Lysol in der Küche seiner Wohnung, während die Ehefrau in der Stube zu thun hatte. Et erlag dem Gift im Krankenhause am Urban. In der verwundeten Leiche, die am Dienstagvormittag an der Burgstraße in der Spree   gefunden wurde und zu einem Mordgerücht Veranlassung gab, konnte jetzt der 23 Jahre alte Jrrenpflcger Friedrich Julitz festgestellt werden. Er wohnte früher bei einer Witwe P. in der Auguststraße und betrieb die Krankenpflege auf eigne Hand. Dann wurde er 6 Monate lang in einem großen Krankenhaus beschäftigt und wollte am 1. d. Mts. seine alte Wohnung wieder beziehen, weil er als Posthilfsbote in einem Berliner  Vorort Anstellung zu finden hoffte. Er war aber nicht zu- gezogen, weil er nach seiner Angabe an dem Orte seiner Beschäftigung wohnen wollte. Für die Annahme eines Verbrechens läßt sich auch hieraus kein Anhalt gewinnen. Vielleicht liegt ein Selbsttnord in- folge fehlgeschlagener Hoffnungen vor. Durch das Fehle» der Mutter ist der drei Wochen alte Sohn Max der Arbeiter Knutzaschen Eheleute aus der Dunckerstr. 99 a um das Leben gekommen. Frau Knutza erkrankte gleich nach dem Wochenbett und mußte nach dem Krankenhause am Friedrichshain   gebracht werden. Infolgedessen mußte, wenn auch Nachbarinnen dem neugeborenen Kinde die Nahrung verabreichten, die elffährige Schwester Lina einen Teil der Mutter- pflichten übernehmen, da der Vater von ftüh bis spät seiner Arbeit nachgehen muß. Das jüngste Kind war unter diesen Verhältniffen zur Nachtzeit fast ohne Aufsicht und hat dadurch den Tod gefunden. Der Vater hatte schon um 4 Uhr die Wohnung Verlaffen, und Lina Knutza erwachte um 6Vz Uhr und wollte nach dem kleinen Bruder sehen. Dabei fand sie ihn in seinem kleinen Bett mit dem Gesicht unter dem Deckkissen regungslos liegend auf. Das Mädchen schlug gleich Lärm; obgleich aber Frauen hinzu- eilten und auch ein Arzt geholt wurde, konnte der Kleine in das Leben nicht mehr zurückgerufen werden. Der Tod trat wahrscheinlich durch Erstickung ein; die Leiche wurde gestern beschlagnahmt. Dem gleichen Schicksal verfiel die Leiche des 3 Monate alten Sohnes Walter der Gerber Andreeschen Eheleute aus der Drontheimer- straße 5. Die Mutter hat in der Nachbarschaft eine Arbeitsstelle und hatte ihre beiden Kinder in den Betten schlafend zurückgelassen. Als sie nach etwa zwei Stunden zurückkehrte, war das jüngste tot. Was hier vorliegt, entzieht sich noch der Beurteilung. Großfcuer in Rixdorf alarmierte heute nachmittag 1 Uhr einen großen Teil der Berliner   Feuerwehr nach dem Maybachufer 26. Hier stand der etwa 199 Meter lange und 69 Meter breite, mit Nutzhölzern belegte Zimmerplatz der Firma W. Klieme in voller Ausdehnung in Flammen. Die Trockenheit der Hölzer und die sengende Hitze begünstigten die Ausbreitung des Feuers dermaßen, daß nach wenigen Minuten auch ein einstöckiger Arbeitsschuppen so- wie das Comptoir von den Flammen erfaßt wurden. Die Rixdorfer Wehr, die zuerst am Brandplatze erschien, ging mit mehreren Schlauchleitungen von der Pflügerstraße her vor, während die Berliner   Löschzüge unter Leitung des Branddirektors Giersberg ihre Dampfspritzen am Landwehrkanal anlegten und etwa ein Dutzend Rohre in Thättgkeit nahmen. Da das Feuer rund um unter Wasser genommen werden konnte, wurde ihm der Weg zur Weiterverbreitung bald abgeschnitten. Nach einstündiger Arbeit war die Gefahr beseitigt. Der Vorgang hatte große Menschenmaffen an- gelockt, die namentlich am Landwehrkanal Aufftellung genommen hatten. In dem hierbei entstandenen Gedränge war ein kleines Mädchen in den Landwehrkanal gestürzt. Es wurde jedoch von einem nachspringenden Herrn gerettet. Feuer in der Jungfernhaide. Die Feuerwehr wurde gestern nach der Jungfernhaide gerufen, wo ein Waldbrand ausgekommen war. Als sie erschien, war die Luftschifferabteilung schon tapfer dabei, den Brand zu löschen, der schnell Nahrung gefunden hatte, und, wenn nicht sofort Hilfe zur Stelle gewesen wäre, vermutlich zu einer. großen Gefahr für die Jungfernhaide geworden wäre. Der kleinste Funken genügt, um sofort einen größeren Brand zu verursachen. Die Dürre hat Baum um Strauch getrocknet. Wie Zunder brennt jetzt die Haide, weshalb besonders Flugfeuer sehr gefährlich ist. Ehe man es sich versieht, brennt es bald hier, bald dort, bald an den Seiten, bald im Rücken. Wer es nicht gesehen hat, macht sich keinen Begriff davon. Ein Kongreß deutscher   Kanarienzüchter, in Verbindung mit der 14. Generalversammlung desVereins deutscher Kanarienzüchte r", tagt hier am 7. August d. I. in den Andreas Festsälen, Andreasstraße 21. An diesem Kongreß können sämtliche Kanarienzüchter und-Liebhaber teilnehmen, auch wenn sie keinem Verein angehören. Programme sind durch B. Hoff- schild, Berlin  , Neue Königstr. 69, zu beziehen, der auch jede Auskunft erteilt. /Zus   den Hacbbarorten. Keine Wahlbceinfluffung. Man schreibt uns aus Schöneberg  : In dem Verwaltungsstreitverfahren wider die Stadt- verordnetenversammlung Hierselbst auf Annullierung der von letzterer gefaßten Beschlüffe über die Gültigkeit respettive Ungültigkeit zweier Stadtverordnetenwahlen im November vorigen Jahres ist nun die erste Entscheidung gefallen. Es handelt sich bekanntlich um die seiner Zeit im 4. bezw. 7. Bezirk stattgefundenen Wahlen, bei denen diejenigen des 4. Bezirks, wo die- bürgerlichen Kandidaten Dr. Engelmann und Bäckermeister Polenz gegen die socialdemokratischen Kandidaten Obst und P a n s e r in der Mehrheit geblieben waren, von der bürgerlichen Majorität im Stadtparlament für gültig, dagegen die Wahl unsres Genossen W o l l e r m a n n im 7. Bezirk gegen den Tischlermeister Knorr  für ungültig erklärt worden. Der schriftliche Entscheid des Bezirksausschusses, der natürlich wiederum anfechtbar ist, ist nun bemerkenswert nach verschiedenen Seiten hin. In unserm ersten Einspruch gegen die Gültigkeit im 4. Bezirk haben die Erhebungen thatsächlich die Gewährung von Freibier im Wahllokale an eme Reihe von Wählern ergeben, es wurden auch Personen namhaft ge- macht, die sich besonders der ihnen dienstlich unterstellten Straßen- hahner annahmen, sie angeblich bloß mit einem guten Rat ver- sorgten, für wen sie ihre Stimme abgeben sollten. Materiell mag es vielleicht keine Beeinflussung sein, aber bei der öffentlichen Stimmabgabe und dem gewissen Abhängigkeitsverhältnis dürfte der gute Rat" jedenfalls anders zu beurteilen sein. Solcherlei Er- wägungen hat freilich der Bezirksausschuß keinen Raum gegeben. In der Begründung des Urteils heißt es dann noch unter anderm: Daß von dem Straßenbahnschaffner Bauer oder sonstigen Personen(I D. B.) in einer das Maß zulässiger Agitation über- schreitenden Weise zu Gunsten von Engelmann und Polenz agitiert worden sei, haben die auf Grund des klägerischen Protestes an- gestellten... Ermittelungen nicht ergeben. Es ist vielmehr fest- gestellt, daß der zum Vertrauensmann der Schaffner gewählte Bauer einzelnen seiner Berufsgenossen Rat erteilt hat, für wen sie stimmen sollten. Irgend welchen Zwang(physischen natürlich nicht. D. B.) hat er auf sie nicht ausgeübt..." In betreff des Freibiers läßt sich die Begründung des Urteils folgendermaßen aus: Ob von dem Bäckermeister Polenz der Versuch gemacht worden ist, durch Gewährung von Freibier Stimmen zu erkaufen, kann da- hingestellt bleiben. Sollte es geschehen sein, so wäre es zu miß- billigen, immerhin fehlt es in Ermangelung dahingehender positiver Anfuhrungen an jedem Anhalt dafür, daß diese Bemühungen, wenn sie aufgewendet sind, irgend einen Erfolg gehabt haben..." Hiernach also müßten erst noch die mit Freibier traktierten Wähler namhaft gemacht werden und bekunden, daß dasselbe auf ihre Stimmabgabe von Einfluß gewesen ist. Jedenfalls aber ist damit bewiesen, daß sich's die bürgerlichen Kandidaten haben etwas kosten lassen. Stellt sich nun das Urteil im 4. Bezirk aus den Standpunkt, daß hier trotz nachgewiesener Gewährung von Frei- bier im Wahllokal, Kontrollierüng von Wählerkategorien durch dienst- lich Vorgesetzte erhebliche Unregelmäßigkeiten darin nicht zu er- blicken sind, so mutz die Begründung des abweisenden Urteils im 7. Bezirk Bedenken erregen. Hier konnte von keinem Zeugen mit Sicherheit angegeben werden, ob andre als sie selbst den un. berechtigten Nebeneingang" benutzt hatten, geschweige denn, daß von diesen noch jemand seine Stimme abgegeben hätte. Auf diese Weise könnte ja dann jede beliebige Wahl unmöglich gemacht werden. Während im crsteren Falle das Stimmenverhältnis nicht in Betracht gezogen wird, wird es hier mit als ausschlaggebend betrachtet, trotz» dem Wollermann 6 Stimmen über die absolute Mehrheit erhalten hatte, eine namentlich festgestellte unrichtige Stimmabgabe sich aber nicht ergeben hatte. Selbstverständlich ist gegen das letztere Urteil die m ü n d l i ch e V e r h a n d l u n g vor dem Bezirksausschuß beantragt worden, die denn auch bereits in den nächsten Tagen statt» finden wird.__$. Ncn-Wcißensce. Versuchten Mord und Selbst- m o r d führte vorgestern der auf der Pumpstation angestellte Heizer . Reips aus. indem er den Maschinenmeister Mohr und dessen Ehe?