sammelten erklären schließlich: der Versuch der Firma Schwartzkopff,heute durch Verhandlung einen für beide Teile annehmbaren Friedenzu schaffen, ist nicht ernst gewesen, da die Firma keine Garantiefür ihre Versprechen übernehmen wollte."Former wurden in der gestrigen„Volks-Feitung" in einer ganzenReihe von Fällen verlangt. Bekanntlich stehen dieselben in derLohnbewegung. Die Görlitzer Maschinenbau-Anstalt und Eisen-gießerei sucht ebenfalls in der„Volks-Zeitung" Lehmformer undverlangt dabei Angabe des Alters und der bisherigen Arbeitsstelleder Bewerber. Offenbar will die Firma die schwarze Liste derKühnemänner bei Anstellungen berücksichtigen.Deiitfcbes Reich.Da hilft nur Organisation! Die Cigarrenfirma I. Neumann,die auch in Berlin zahlreiche Filialen hat, mag wohl die Groschen derArbeiter leiden, aber hohe Löhne zahlt sie nicht gern. Diese sind jaleider in der Cigarrenfabrikation überhaupt nicht üblich. Die Ar-beiter der Firma Neumann haben aber auch nach andrer Richtung hinzu klagen. In Wansen, wo die Firma eine Fabrik besitzt, wird sehrüber Löhne und Behandlung geklagt. Noch schlimmer haben sich dieVerhältnisse in Schwedt a. O. gestaltet. Seit einigen Jahrenarbeiten die Leute in dieser Fabrik unter fortgesetztem Druck vonfeiten des Geschäfts; niemals taugt die Arbeit etwas. Fortwährendwurden die Meister gewechselt, weil sie nicht„stramm" genug inihrem Auftreten den Arbeitern gegenüber sind. Neuerdings wurdenun ein neuer Me.ister angestellt, in dem das gewünschte Ideal er-reicht zu sein scheint. Derselbe stellte Anforderungen an die Ar-beiter, welchen diese trotz guten Willens nicht genügen konnten.Schließlich wurden auf einmal sämtliche Arbeiterentlassen. Es wurden zwecks einer Einigung mehrere Briefemit der Geschästsleitung gewechselt, jedoch ohne Erfolg. Die FirmaI. Neumann fragt anscheinend nicht danach, ob ihre Arbeiter, welchein der Fabrik alt geworden sind, verhungern oder nicht, wenn sie nurihre eignen Vorteile hat. Nichtsdestoweniger rechnet sie in Berlinin hervorragendem Maße auf Arbeiterkundschaft. Ob diese geradegeneigt ist, derartigen Arbeitgebern ihre Groschen hinzutragen, istallerdings mehr als fraglich. Aber hauptsächlich liegt es an denArbeitern der Firma selbst, wenn solche Zustände dauernd zu denherrschenden gehören können.— Dagegen hilft nur Organisation!350 Bauschlosser und Schmiede befinden sich in Breslau imStreik. Die Breslauer Polizei machte es sofort„so". Dem Leiterdes Streiks, Genossen Schlegel, wurde auf der Wache erklärt,wenn er sich noch einmal in der Gräbschenerstraße sehen lasse, würdeer verhaftet und eingesperrt.Ter Klempnerstreik in Leipzig dauert fort. Zuzug ist nach wievor fernzuhalten.Husland.Wiederum Militäranfgebot gegen streikende Arbeiter in derSchweiz. Gegen die streikenden Arbeiter am Rickentunnel hat dieSt. Galler Kantonsregierung ohne jede Veranlassung Militär auf-geboten, nachdem sie zuvor den Arbeitern durch Anschlag den un-erbetenen„Rat" erteilt hatte, die Arbeit unter den von der Unter-nehmung offerierten Bedingungen wieder aufzunehmen. Diese Be-dingungen bestanden darin, daß für die Mineure die Achtstunden-schickst und für die übrigen Tunnelarbciter die zehnstündige Arbeits-zeit bei den bisherigen Löhnen zugestanden wurden, während dieAutzenarbeiter weiter 11 Stunden inklusive zweier viertelstündigerZwischenpausen arbeiten sollten. Diese„Zugeständnisse" lehntendie Arbeiter als ungenügend ab, der Regierung aber genügten sienatürlich und so schickte sie als Handlangcrin des Geldsacks Militärauf den Strcikplatz, um die Arbeiter einzuschüchtern und zur Wieder-aufnähme der Arbeit zu treiben. Dieses Ziel hat sie in der Thaterreicht, heute ist der Streik so gat wie beendet und ist die Arbeitauf beiden Seiten des Tunnels von den m e i st e n Streikendenund zugewanderten Streikbrechern aufgenommen worden. Dasverbündete Ausbeutertum hat wieder einmal gesiegt.— Auch inChaux de Fonds ist gegen die streikenden Maurer und Hand-langer ohne jeden triftigen Grund Militär aufgeboten worden.—Die socialdemokratischen Vertreter in den Behörden haben gegendiesen Akt elender kapitalistischer Gewaltpolitik in Form eines Flug-blattes einen öffentlichen Protest erlassen.Der Dänische Tabakarbeitrr-Berband hielt in der vorigen Wochezu Kopenhagen seinen achten Verbandskongreß ab. Vertreten warendort 27 Ortsabteilungen durch 56 Delegierte. Seit dem vorigenKongreß waren 4>/z Jahre verflossen. Große Erfolge konntenwährend dieser Zeit wegen der andauernd schlechten Geschäftslagenicht erzielt werden, doch wurde in der Provinz auf friedlichemWege, in Kopenhagen nach 17wöchentlichem Streik ein neuesllebereinkommen mit den Arbeitgebern getroffen, das geringeVerbesserungen der Arbeitsbedingungen enthält. Schwerschädigend wirkt die Einführung fremder Fabrikate, die vonden Arbeitgebern rücksichtslos betrieben wird. Der s ch l i m m st eKonkurrent ist Deutschland, das über 60 Prozentder Cigarren liefert, die inDänen, ark eingeführtwerden. In Kopenhagen wurde im vorigen Jahre bei 63 Fabri-kanten eine Lehrlingsskala durchgeführt.— Von den Be-schlüssen des Kongresses ist besonders die Einführung von Reise«und Arbeitslosen-Unterstützung erlvähnenswert, fernerdie Gründung eines eignen Fachorgans. Außerdem wurde demVerbandsvorstand aufgetragen, auf Abschaffung der Heimarbeit hin-zuwirken, wozu eine Reihe besonderer Maßregeln beschlossen wurden.Als Geschäftsführer des Verbandes wurde Ferdinand Möllerwiedergewählt.Der Streik in Petroleumarbeiter in BorySlaw ist beendet. DieWiener„Arbeiter-Zeitung" schreibt dazu: Vor einer Woche sah dieRegierung endlich ein, daß das, was die Streikenden„Unerfüll-bares" verlangten, da es von den Unternehmern eben nicht erfülltwerden konnte, von ihr erfüllt werden müsse. Die Regierung vor-bürgte sich dafür, daß sie die Unternehmer veranlassen werde,Arbeiterhäuser bis zum 1. Januar zu erbauen und eine Badeanstaltbis zum Oktober fertigzustellen. Sie verbürgte sich dafür, daß eineWasserleitung und ein Spital errichtet werden und daß die Kranken-kasse nach Boryslaw verlegt werde; und damit die Gemeinde ihrePflicht erfülle, versprach die Regierung, die Gemeindevertretung auf-zulösen und das Versprochene durch einen Regierungskommissar durch-führen zu lassen. Weil aber die Unternehmer die Arbeitszeit nichtum vier Stunden verkürzen wollten, verkürzte sie die Regierungselbst um zwei Stunden, indem sie eine zweistündige Ruhepause inner»halb der zwölfstündigen Arbeitszeit vorschrieb.Diese Zugeständnisse hätten sogleich angenommen werden können,wenn die Streikenden nicht zu befürchten gehabt hätten, daß dieUnternehmer an ihnen Rache nehmen würden. Die Unternehmerwollten nicht darauf eingehen, daß alle Streikenden wieder auf-genommen werden müßten, und deshalb wurde der Streik fortgesetzt.Noch eine Woche dauerte es, da gaben zuerst die kleinen Unternehmernach, indem sie den Arbeitern das Zugeständnis machten, keinen zuentlassen, und jetzt haben auch die großen Unternehmer, das so-genannte Produzentcnkomitee, dem Vertreter der Regierung— mitden Arbeitern wollen sie auch jetzt noch nicht verhandeln— die Zusage gemacht, keine Rache zu nehmen. Und so hat denn das Streik-komitee beschlossen, den Arbeitern die Beendigung des Streiks vor-zuschlagen._Arbeiterunruhen in Toulouse.Wolffs Bureau meldet: Toulouse, 10. August. In der ver-gangenen Nacht kam es zwischen zahlreichen Manifestanten, die sichden streikenden Cafehaus-Kellnern angeschlossen hatten und demMilitär zu Zusammenstößen, bei welchen neun Gendarmen und sechsPolizisten Verwundungen davontrugen. Zwanzig Personen sind inHaft behalten worden.__Versammlungen.Russischesbehandelte eine Volksversammlung in Charlottenburg, inder Genosse Eduard Bernstein referierte. Der große Saaldes Volkshauses war bis auf den letzten Platz gefüllt, die Tischemußten entfernt werden, um für die beständig Zuströmenden Platzzu schaffen, es waren wohl über 1200 Personen, welche sich zumProtest gegen die russische Wirtschaft in Rußland und Deutschlandzusammenfanden.In großen Zügen entwarf Bernstein ein Bild des Systems,das durch preußisch-deutsche Liebesdienste gestützt und gefördert wird.Lauter Beifall durchbrauste den Saal, als er ausführte, daß in Eng-land zur Ausweisung eines Fremden ein Parlamentsbeschluß not-wendig sei; bei uns betrachtet man wie bei Barbaren jeden Fremdengleichsam als Feind, den wir nach Belieben ausweisen, ja, es kommtvor, daß russische Flüchtlinge gezwungen werden, über die russischeGrenze zurückzukehren, daß sie direkt an Rußland ausgeliefertwerden, wo die Beamtenwillkür herrscht, wo jedes Recht der Person,der Freiheit, des Lebens beständig mit Füßen getreten wird. Gegenden Despotismus giebt es nichts andres als den Meuchelmord; alsder Adel allein politisch thätig war, hat er ihn skrupellos geübt undgelegntlich einen Zaren beseitigt; nachdem andre Volksschichten indas öffentliche Leben eingetreten sind, und man sie mit Gewaltunterdrückt hat, mutzten auch sie zu dem übergehen, was die Adligenihnen vorgemacht haben. So herrschen in Rußland der Despotismusund der politische Mord, und niemand hat weniger ein Recht, sichdarüber zu beklagen als gerade die russischen Gewalthaber. Dasrussische System wird in Deutschland von allen reaktionären Mächtengestützt, denn sie wissen sehr wohl, daß Rußland das Bollwerk allerReaktion auch in Deutschland und der gesamten westeuropäischenKulturwelt ist. Wenn die elementarsten Rechte in Rußland er-kämpft sind, dann ist der Alp von der Welt gerissen, dann gehenwir dem Fortschritt entgegen. Es war daher ein richtiges Gefühl,das die Volksversammlung im Feenpalast geleitet hat, zu sagen:Wenn die Verbreitung aufklärender Schriften in Rußland bei unSals die Thäti gleit eines Geheimbundes betrachtet wird, so wollenwir dem ein Ende machen, indem wir einen öffentlichen Bund zurVerbreitung solcher Schriften schließen.In England besteht eine solche Vereinigung(Free Russia),schon seit fast 20 Jahren; dort gehören auch Liberale und Konser-vative derselben an. Auch wir wollen einen Bund„Frei-Rußland" stiften in dem Bewußtsein, daß Frei-Rußland einesTages auch heißt Frei-Deutschland, eine freie undglückliche Menschheit.Als der Beifallssturm sich gelegt, ergriff Genosse Bu ch h o l z-Charlottenburg, der uns aus dem KönigSberger Prozeß bekannteZeuge, das Wort. Den Prozeß streifend bedauerte er, nicht alsSachverständiger, sondern als Zeuge vernommen worden zu sein,der in seinen Ausführungen an die gestellten Fragen gebunden war.Bei der zu erwartenden Neu-Auflage des Prozesses, für die, wieman sagt, die Regierung noch weitere Sachverständige herbei-schaffen wolle, werde das dann zu erwartende Bild der russischenZustände das bisher entworfene an Entsetzlichkeit noch übertreffen.Bernsteins Ausführungen möchte ich eine Ergänzung hinzufügen.Bernstein sagte, eS seien Fälle von Ausweisungen vorgekommen, dieeiner Auslieferung gleichkamen. Das sind jedoch keine vereinzeltenFälle, sondern solche ereignen sich jeden Tag. Es bestehen nämlich be-sondere Bestimmungen über den Verkehr von russischen Aus-Wanderern in Deutschland, wonach Leute, die nicht im Besitze vonGeldmitteln sind, die zu einer Reise bis nach Amerika ausreichen,ohne weiteres nach Rußland zurückgebracht werden. Beim erstenFall dieser Art, den ich kennen lernte, glaubte ich, es handle sich umeinen Erpressungsversuch seitens des Agenten der Hamburg—Amerika-Linie oder des Norddeutschen Lloyd, doch sehe ich jetzt, daßes eine von der Behörde genehmigte Erpressung ist. Zahlreichepolitische Flüchtlinge und Deserteure, die als Auswanderer aus Ruß-land kommen und weder Lust noch Geld haben, nach Amerika zureisen, werden nach Rußland zurückgeschickt und dort in die Gc-fängnisse gebracht, wo Jahre hindurch niemand von ihnen etwaserfährt. Gegen diesen skandalösen Zustand muß das Proletariatlauten und energischen Einspruch erheben.Die Ermordung Plehwes ist vielfach als eine Erlösung aufgefaßt,und an sie sind große Erwartungen geknüpft worden. Ich muß dieseleider für verfrüht halten. Von Attentaten wird das Heil nichtkommen. Auch bei den Raubrittern, welche die russische Regierungbilden, giebt es tapfere Leute, die bereit sind, für den Raub alsOpfer zu fallen. Bisher ist immer Ersatz gefunden, der sich auchfür Plehwe finden wird, ds giebt viele Leute, die ihm moralischgleichwertig sind und sich bemühen werden, ihn noch zu übertrumpfen.Das Ende des Absolutismus wird erst eintreten, wenn die Massedes Volkes dagegen auftritt, und das Volk beginnt, sich zu regen;socialdemokratisch gesinnte Arbeiter sind fast überall schon in Ruß-land vorhanden, und ihre Ideen dringen in die Bauernschaft ein.Doch ist es erst ein Beginn, der uns zeigt, daß noch ungeheureSchwierigkeiten zu überwinden sind. Wir in Deutschland unter-schätzen sie, weil wir unter dem Eindruck des Königsberger Pro-zesses stehen. Die russische Bevölkerung hat aber gar keine Ahnungvon dem Prozeß. Ebenso kann sie über den ostasiatischcn Krieg keinauch nur einigermaßen zutreffendes Urteil gewinnen. So wird ineiner Odessaer Zeitung den Bauern allen Ernstes vorgeredet, denJapanern sei deshalb so schwer beizukommen, weil sie ja Mückenseien, die den braven russischen Soldaten beim Schlafen in dieNase und Ohren kriechen. Um bis zum russischen Volke zu dringen,ist noch viel mühsamere Arbeit notwendig, als seiner Zeit in Deutsch-land unter dem Socialistengesetz. Kein Führer kann Erfahrungensammeln; wer 4— 5 Monate in der Bewegung steht, muß entwederms Gefängnis oder ins Ausland gehen; kehrt er unter andermNamen zurück, so muß er einen andern Ort mit wesentlich andernVerhältnissen aufsuchen. Kaum hat man tastend den richtigen Weggefunden, auf welchem man für die Bewegung wirken kann, so wirdman plötzlich um Mitternacht aus der Wohnung geholt und muß fürlange Jahre aus der Bewegung verschwinden. Unter viele Ge-nossen kann man die Arbeit nicht verteilen, denn das öftere Zu-sammenkommen mehrerer erregt sofort Verdacht. Will man sichLitteratur verschaffen, so darf man sie nicht offen bestellen, jederBrief mutz chiffriert sein, so daß das bloße Schreiben und ebensowieder das Lesen 3— 4 Stunden in Anspruch nimmt. Um zu einerBesprechung zusammen zu kommen, sind Umwege von 4— 5 Stundennotwendig, damit die Spitzel irre geführt werden, und nicht immergelingt das, so daß die Besprechung häufig verschoben werden muß.Dazu kommen die elenden Finanzverhältnisse: jeder russische Revo-lutionär ist aus seinem Beruf herausgerissen, es ist schon sehr schwer,für ihn nur ein Obdach zu finden, geschweige einen Beruf, in demer sein Leben fristen kann. Ist den Leitern der Bewegung sub-jektiv alles erschwert, so thut objektiv die russische Regierung alles.um die Bewegung zu fördern, wenn ihre Thaten der Masse bekanntwerden, können sie nicht ohne den heftigsten Protest bleiben. Könntendie russischen Revolutionäre ihre Kraft verzehnfachen, verHundert.fachen, vertausendfachen, so wäre auch die Nähe des Sieges verzehn-facht, verhundertfacht, vertausendfacht. Nach dem KönigsbergerProzeß muß es eine Ehrenpflicht jedes Genossen auf dem ganzenErdenrund sein, die revolutionären Kräfte in Rußland zu fördern.Eine Anregung des Genossen G o e r k e, daß die Befreiung desder Tellersammlung zu Gunsten der russischen Flüchtlinge zu der-wenden, fand begeisterte Zustimmung.Im Schlußwort betonte Bernstein, daß die Befreiung desrussischen Volkes nicht von außen geschehen könne, die Bewegung mußvon innen kommen; sie kann auch nicht durch die That eineseinzelnen hervorgezaubert werden, sondern muß das Resultat einertiefgehenden Volksströmung sein. Wohl aber kann eine solche Be-wegung durch die Sympathie des Auslandes mächtig gesteigertwerden. Was in unfern Kräften steht, müssen wir hierzu thun.Nachdem der Vorsitzende auf das Zusammenfallen dieser Pflichtmit der thatkräftigen Unterstützung der socialdemokratischen Organi-sationen hingewiesen, wurde die imposante Versammlung mit einemdreifachen Hoch auf die völkerbefreiende internationale Socialdemo-kratie geschlossen._Centralverband der Konditoren. In der letzten Mitglieder-Versammlung wurde beschlossen, fiir die in Bäckereien arbeitendenKonditoren bezirksweise Persammlungen einzuberufen und hierbeibesonders die Bäckereien in Betracht zu ziehen, in welchen dasKost- und Logiswesen tarifmäßig beseitigt ist. Ebenso sollenfür die Fabrikbetricbe Arbeiterinnen-Versammlungen veranstaltetwerden, um den erbärmlichen Lohn- und Arbeitsverhältnissen durchdie Organisation eine Besserung zu verschaffen. Im Arbeitsnachweiswaren 63 Arbeitgesuche und 52 Arbeitsangebote eingelaufen, besetztwurden 14 feste und 29 Aushilfsstellen. In die Arbeitsnachweis-Kommission wurden Walter, Herting und Lattermann, als Ersatz inden Vorstand Paul Stark gewählt. Der Kassenbericht für die Lohn-bewgung ergab eine Gesamtausgabe von 1248,50 M., von welchen931,50 M. auf Streikunterstützung entfielen. Beschlossen wurde, daßsolche Kollegen, welche die notwendig gewordene Strciksteucr(5 Proz.vom Lohn 4 Wochen lang) nicht zahlen, und deshalb gestrichenwerden müssen, vor dem 1. Juli 1906 nicht wieder aufgenommenwerden, wenn sie diese Steuer nicht vorher entrichten. Die Mit»gliederzahl betrug am 1. Juli 317.Ablershof. Am Donnerstag, den 21. Juli, hielt der Socialdemo»kratische Wahlverein zu Adlershof seine ständige Mitglieder-Versammlung im Lokale von Fechner, Oppenstraße 56, ab. In ein-stündigem Referat stellte Genosse I. Hildebrandt die ProgrammeBernsteins und Kautzkys gegenüber und kam zu dem Schluß, daß dieherrschende Klasse es nicht dazu kommen lassen wird, daß wir aufgesetzlichem Wege, d. h. durch Beteiligung an Wahlen, Erringungneuer Mandate usw. zum Ziele kommen. Darüber reden dieManteufelin und Mirbachiaden eine zu deutliche Sprache. Rednerging dann zum Bremer Parteitag über und nahm die einzelnenPunkte der Tagesordnung durch. Zuletzt sprach er die Meinung aus,daß der nächste Parteitag wohl in Ruhe verlaufen wird, da ja dieFragen der Taktik und die Meinungsverschiedenheiten in der Parteiauf dem Dresdener Parteitag genügend behandelt worden sind.Genosse T o st als Korreferent war in Fragen der Taktik etwasandrer Meinung. Auch führte er aus, daß die Tagesordnung desBremer Parteitages eine äußerst einförmige sei. Er erwartetemindestens die Ernennung eines Berichterstatters über die Land-tagswahl, auch die Schulfrage hätte mit auf die Tagesordnunggesetzt werden können. An der Diskussion beteiligten sichS ch u bert, Reichert, Arndt, Panzram und Grüne-berg. Genosse Tost gab bekannt, daß von feiten des Vorstandesder Antrag beim Central-Wahlvcrein vorliegt, die nächste General-Versammlung des Kreises in Adlershof abzuhalten. Als Delegiertezu dieser General-Versammlung wurden die Genossen HermannHildebrandt, Arndt und Löwenthal gewählt. Daraufgaben der Kassierer und der Spediteur ihre Berichte. Dem Spediteurwurde auf Antrag der Revisoren Dccharge erteilt; betreffs desKassierers erklärte Genosse Löwenthal im Namen der Revisoren,daß die Kasse revidiert und alles in bester Ordnung befunden wordenist, bat aber von einer Dechargeerteilung noch abzusehen, da dieAbrechnung des gesamten Ouartales noch nicht vollständig vorliegt.In der darauf folgenden Debatte stellte sich denn heraus, daß dieKasse in vollständigster Ordnung war, die Revisoren jedoch eineandre Form der Abrechnung wünschten. Es wurde auf Antrag desGenossen Beck die Dechargeerteilung bis zur nächsten Mitglieder-Versammlung zurückgestellt. 9 Genossen wurden in den Wahlvereinaufgenommen. Die Abonncntenzahl des„Vorwärts" ist im letztenQuartal um 24 gestiegen.Centralverband der Handlungsgehilfen und-GehilfinnenTeutschlands(Bezirk Berlin). Heute Donnerstanabend 9 Uhr in deckArminhallen, K ommandantrnstr. 20: Sitzung. Gäste sind willkommen.Die OrtSoerwaltung.Letzte INfachncbten und Depefeben,Ausfuhrverbot von Futtermitteln.Wien, 10. August.(W. T. B.) Im„Gesetzblatt" erscheintmorgen eine Ministerialverordnung betreffend Verbot der Ausfuhrvon folgenden Futtermitteln: Gerste, Mais, Pferdebohnen, Lupinen,Wicken, Kartoffeln, frische und getrocknete Futtcrkräuder, wie Heu,Klee und dergleichen, Stroh, Häcksel, Kleie, Mälzkeime. Oelkuchen,Schlempe, Treber und Rübenschnitzel. Die Regierung ist zu diesemumfassenden Verbot einerseits durch den im größten Teil des Reichsbedeutenden Ausfall an Futterstoffen, wodurch eine schwereSchädigung der Landwirtschaft, insbesondere bedeutende Schwierig-leiten bei der Verpcoviantierung des Heeres befürchtet werdenmutzten, sowie durch den weiteren Umstand veranlaßt, daß wegen da?gleichen Ursache ein ausreichender Nachfluß von Futterstoffen auSder jenseitigen Reichshälfte nicht zu erwarten ist. Die Situationwird verschärft durch die von ausländischen Staaten ergriffenenähnlichen Mahnahmen, sowie durch den Umstand, daß aus einzelneninländischen Produktionsgebieten namhafte für Rechnung des Aus-landes effektuierte Aufkäufe von Futterstoffen gemeldet werden. Dieungarische Regierung wird ebenfalls eine ähnliche Verfügung treffen.Das Verbot tritt an dem Tage in Kraft, an welchem es den Zoll-ämtern bekannt gegeben wird und bleibt bis auf Widerruf in Kraft.Ausgenommen sind Sendungen, welche bis zum 12. August d. I. zumTransport mittels Eisenbahn oder Schiff aufgegeben sind. Die beider»festigen Regierungen sind übereingekommen, keine Ausnahmen zu-zulassen. Ermäßigungen, welche nach Artikel 7 des Zollgesetzcs statt-haben, sind nicht ins Auge gefaßt. Hingegen wurde in Aussichtgenommen, der Landwirtschaft nach Abschluß der eingeleiteten Er-Hebungen durch Notstandstarife den Bezug von Futterstoffen zuerleichtern und hierdurch einen Ausgleich von Bedarf und Angebotherbeizuführen._Paris, 10. August.(W. T. B.) Ministerpräsident CombeS, dernach PonS zu fahren gedachte, hat wegen des Ablebens Waldeck.Rousseaus seine Reise aufgegeben. Morgen wird ein Ministerratabgehalten werden, in der über die Begräbnisftierlichkeiten beratenwird. Die Regierung beabsichtigt, daS Begräbnis Waldcck-Rousseausauf Staatskosten stattfinden zu lassen.Marseille, 10. August.(W. T. B.) Infolge von Meinungs-Verschiedenheiten mit einem Offizier eines Postdampfers dermsssaxorisr maritirneB haben die eingeschriebenen Seeleute be»schlössen, ihre Stellungen bei der genannten Gesellschaft aufzugeben.Spitzeldienste des Vatikans.Rom, 10. August.(B. H.) Der„Avanti" bringt heut«Einzelheiten über die vatikanische Polizei und behauptet, auf eineDenunzierung deS Vatikans hin sei der Bischof von Wilna seinerZeit verhaftet und mit noch einem Bischof nach Sibiriengebracht worden, der Minister Plehwe habe der Verhaftung persön-lich beigewohnt._Petersburg, 10. August.(W. T. B.) Gegenüber der Meldungauswärtiger Blätter, daß in Petersburg die Cholera aufgetteten sei,ist die russische Telegraphen-Agentur in der Lage, aus zuverläßlichfterQuelle feststellen zu können, daß dort kein Cholerafall vor»gekonunen ist.Washington, 10. August.(Meldung des„Reuterschen DureanS'.)Man ist hier der Ansicht, daß die Signatar-Mächte des PariserVertrages ihren Einfluß bei der Pforte dahin geltend machenwerden, daß der Sultan den Forderungen der VereinigtenStauten nachgebe, um die Sache nicht dahin kommen zu lassen, daßdie Vereinigten Staaten sich zur Anwendung von Gewalt gezwungensehen.EsopuS(Staat New Dorf), 10. August.(29. T. 23.) In einer Ansprache an eine Abordnung des demokratischen NattonallonventS, dieParker feine Nomination für die Präsidentschaft mitteilte, betont»letzterer die Notivendigkeit einer angemessenen Tarifherabsetzungund trat der Ansicht entgegen, daß die Vereinigten Staaten sich inalle Angelegenheiten, die sich zwischen andren Mächten abspielteneinmischen müßte; ebenso bedürfe eS nicht der Schaffung einerMilitärmacht, die für solche Zwecke notwendig würde.Berantw. Redakteur: Paul Büttner, Berlin. Inseratenteil verantw.: Th. Glocke, Berlin. Druck».Verlag: Vorwärts Buchdr.u.VerlagSanjtaltPaul Singer LcCo.. VerlinLW. Hierzu 3 B eilagen u. Nntcrhaltungsblatt