Einzelbild herunterladen
 

hergeben werden, die mit ihren Arbeitern in einem geregelten Ver- jhältnis stehen. Eine kleine Aussperrung von 27 K I e m p n e r n hat gestern die A r o n s ch e Gasmesserfabrik in Charlottenburg , Wilmersdorfer- stratze, vorgenommen, weil die Klempner sich Abzüge und Maß- regelungen von Kollegen nicht länger gefallen lassen wollten. Die Firma sucht in der BerlinerVolks-Zeitung" Arbeitswillige, was sämtliche Klempner entsprechend zu beachten ersucht werden. Ter Nachweis der Tischler-Jnnnng in der Alexanderstraße wird andauernd durch Inserate in derVolks-Zeitung" empfohlen. Es sei darauf hingewiesen, daß derselbe für organisierte Arbeiter gesperrt ist. Zum Streik bei Orenstein u. Koppel in Spandau ist mitzu- teilen, daß die Streikenden das Einigungsamt angerufen haben, um durch dessen Vermittlung die Beilegung des Ausstandes herbei- zuführen. In dem Betriebe selbst ereignen sich fast tagtäglich Vor- fälle, die ein höchst eigenartiges Licht auf die Werkleitung und einige Beamten derselben werfen. So ist ein früherer Schlosser, der jetzt als Bureauschreiber thätig war. Knall und Fall entlassen worden, weil er sich weigerte, in der Fabrik während des Ausstandes Streikbrecher- dienste zu verrichten und weil er auch ehrenhaft genug war, seinen mitstreikendem Sohn, Schwager und Cousin nicht zum Streikbrecher- dienst zu überreden, obwohl ihm dies von seinen Vorgesetzten nahe- gelegt worden war. Weiter hat der Meister Glaser den Lehrling Schmidt wegen geringfügiger Versehen kürzlich derartig miß- handelt, daß der Lehrling eine Anzahl blutunterlaufener Striemen auf dem Rücken hatte. Der Vater des Lehrlings hat gegen den Meister Strafantrag gestellt. Selbst der Direktion scheint die dem Lehrling widerfahreneZüchtigung" zu stark gewesen zu sein, sie hat den Mister jetzt nach Westfalen geschickt. Von den Streikende» ist jetzt auch einer abtrünnig geworden und als Arbeitswilliger thätig, und zwar der Arbeiter und Cigarrenhändler Rein- hold Moser, Schönwalderstraße 103. Da der Mann geld- bedürftig zu sein scheint, so werden seine sweikenden Kollegen wahr- scheinlich dafür sorgen, daß sein Cigarrengeschäft entsprechend in Anspruch genommen wird. Deutkches Reich. Bon der Cigarrenfirma I. Neumann werden wir ersucht, in Be- zug auf unfern gestrigen Artikel unter der Spitzmarke:Da hilft nur Organisation!" folgendes richtig, zu stellen: Es ist nicht richtig, daß in Schwedt a. O. ein fortwährender Wechsel der Meister stattgefunden hat. An Stelle des bisherigen Meisters, der schon 30 Jahre bei der Firma, etwa 10 Jahre in der Fabrik zu Schwedt beschäftigt ist, trat lediglich ein andrer Meister, der schon früher lange Jahre dieselbe Stelle inne hatte, inzwischen aber an einer andern Stelle für die Firma beschäftigt war. Es ist auch nicht richtig, daß die Arbeiter entlassen wurden, sie haben vielmehr ohne vorangegangene Unterhandlung ihrerseits die Arbeit niedergelegt. Richtig ist, daß leider die Löhne der Cigarren- branche im allgemeinen niedrige sind. Sie sind aber bei der Firma I. Neumann keineswegs besonders niedrige im Gegen­teil, im Verhältnis zu den von der Konkurrenz gezahlten rechnen sie dort zu den besseren. Soviel wir aus diesen Richtigstellungen entnehmen, treffen also die Klagen der Arbeiter, namentlich über die Löhne, nicht die be- sonderen Verhältnisse bei der Firma I. Neumann, sondern die in der Cigarrenbranche überhaupt. Da bleibt es wohl bei unsrem in der ersten Veröffentlichung gezogenen Schluß: Dagegen hilft nur Organisation! Zum Maurerstreik in Gelsenkirchen . Im Arbeitgeber-Verband haben die Scharfmacher Oberwasser bekommen. Am 6. August beschloß die Arbeitgeber-Versammlung, allen organisierten Maurern das Arbeitsverhältnis aufzukündigen. Der Beschluß ist bis heute noch nicht allgemein durchgeführt. Verschiedentlich versuchen die Arbeitgeber, die Maurer zum Austritt aus dem Verband zu bewegen, bis jetzt ist dies bei zweien von Erfolg gewesen. Die Kündigung läuft am 20. August ab. Die Zahl der von der Kündigung Be- troffenen bewägt gegen 300, genaue Feststellungen werden jetzt gemacht. Die Streikposten werden von allerlei lichtscheuem Gc- sindel umlungert und verschiedentlich bedroht. Ob dieses von andren dazu gedungen ist, konnte leider nicht festgestellt werden. RuaUnck. Achtung, Schneider! Der Schweizer Schneider- und Schneide- rinnen-Verband teilt dem Verband der Schneider mit. daß die Firma A. Weil-Einstein-Zürich (Schweiz . Kleiderfabrik, A.-G.), Tödistr. 61, am 30. Juli ihre Arbeiter wegen Lohndifferenzen gekündigt hat; die Kündigung ist am 13. August abgelaufen. Der Lohn beträgt bei zehnstündiger Arbeitszeit pro Tag 5 Frank für männliche und 2, SO Frank für weibliche Arbeiter. Die Firma will nun den Zeitlohn abschaffen und dafür die Accordarbeit einführen. Der vorgelegte Stücklohntarif bedeutet aber eine solche Verschlechterung der bis- herigen Löhne, daß der beste Arbeiter höchstens 3 Frank prs Tag verdienen würde. Me Firma hat in ihrem letzten Schreiben mit- geteilt, daß der erste Direktor verreist sei. weshalb vorläufig weitere Verhandlungen nicht geführt werden können. Die Züricher Schneider sind nun überzeugt, daß der betreffende Herr Direktor auf der Arbeitersuche ist und werden daher die Schneider Deutschlands dringend davor gewarnt, Arbeit nach Zürich an- zunehmen._ Ein neuer Bergarbeiterfireik. Dux, 11. August. Infolge einer neuen Dienstordnung ist in den Brucher Schächten ein Ausstand ausgebrochen; bei der Frühschicht sind 300 Mann nicht eingefahren. Die Lohnbewegungen schwedischer Steinhauer. Die Fein- steinhauer der Westküste Schwedens haben nun durch Urab» stimmung das von den Arbeitgebern bei den Verhandlungen ge- machte Angebot angenommen und damit auf friedlichem Wege ein Uebereinkommen erzielt. Die Aussperrung der Pflasterstein- Hauer von B o h u S n dauert dagegen noch unverändert fort. Tie ausständigen Cafe-Kellner in Toulouse warfen nach dem offiziösen Wolffschen Bureau mit Steinen in ein Cafe; ein Gendarm wurde verletzt. Die Polizei mußte von der Waffe Gebrauch machen, wodurch die Ruhe wieder hergestellt wurde. Versammlungen. Dritter Wahlkreis. Am Dienstag hielt der WaHlverein eine Generalversammlung ab. Vor EinWitt in die Tagesordnung ehrte man das Andenken des verstorbenen Mitgliedes L u h m. Dann er- stattete der Vorsitzende Fritz den Bericht des Vorstandes. Infolge eines Beschlusses der vorigen Generalversammlung hatte sich der Vorstand mit der Beteiligung an der Beerdigung verstorbener Mit- glieder zu befassen und machte in dieser Hinsicht folgenden Vorschlag: Zu jeder Beerdigung delegiert der Vorstand zwei seiner Mtglieder. Ein Kranz wird nur dann gespendet, wenn der Verstorbene dem Verein wenigstens zwei Jahre angehörte und wenn bei der Leichen- feier kein Geistlicher mitwirkt. Die letztere Bedingung wird lediglich deshalb gestellt, weil es schon oft vorgekommen ist, daß Geistliche aus Anlaß von Kranzspenden socialdemokrattscher Vereine störende Zwischenfälle verursacht haben. Die Versammlung stimmte dem Borschlage de« Vorstandes zu. Ferner teilte Genosse Fritz mit: Das Mitglied K a r f u n k e l st e i n, das sich Daja nennt, hat in Parteiversammlungen Ansichten verweten, die mit den in unsrer Partei geltenden Anschauungen in Widerspruch standen und Anlaß zu entschiedenen Zurückweisungeu gaben. Mit Bezug auf eine der- artige Debatte hat Karsimkelstein beim Vorstande eine Entscheidung darüber beanwagt, ob die gegen ihn gerichteten scharfen Zurüti- Weisungen berechtigt waren. Als der Vorstand über diese Angelegenheit verhandelte, erklärte Karfunkelstein auf eine an ihn gerichtete Frage: Er stehe dem Anarchismus näher als der Socialdemokratie. Auf Grund dieser Erklärung beanwagt der Vorstand den Ausschluß Karfunkelsteins. Die Ver- I sammlung stimmte diesem Antrage zu. Hierauf legte der Kassierer die Abrechnung vom verflossenen Quartal vor. Der Bestand betrug 1133,60 M., die Einnahme 1591,55 M., die Ausgabe 1137,45 M., der-ocftand am Schluß des Quartals 1537,70 M. Die Versamm­lung entlastete den Kassierer und überwies dem Vorstande 1200 M. zur Agitation. Dem Kassierer wurde für das abgelaufene Jahr eine Entschädigung von 50 M. zugebilligt. Die Ergänzungswahl zum Vorstande ergab die Wiederwahl folgender Mitglieder: Pohl, zweiter Vorsitzender, Lange, zweiter Kassierer, Hirsch selb, zweiter Schriftführer; Revisoren H a h n, Rosin. Hoch wurde als Revisor neugewählt. Nunmehr hielt Genosse S ü d e k u m einen sehr lehrreichen Vor- wag über Ludwig Feuerbachs Leben und Lebenswerk, der mit leb- haftem Beifall und regem Interesse entgegengenommen wurde. Zum Schluß machte der Vorsitzende, einige geschäftliche Mit- teilungen. Nachdem diese erledigt waren, drückte Ritter seine Verwunderung darüber aus, daß ein Mensch wie der Denunziant Abel beimVorwärts" angestellt werden konnte, obgleich er weder der Partei �noch einer Gewerkschaft angehörte. Die Geschäftsleitung desVorwärts" müsse angewiesen werden, sich vor dem Engagement über das Vorleben des Anzustellenden zu informieren, überhaupt sollten beimVorwärts" nur zuverlässige Parteigenossen angestellt werden. Unter Bezugnahme auf das Austreten des Genoffen Friedeberg in der Freien Vereinigung deutscher Gewerkschaften sagte ein Redner: Die Art, wie Friedeberg seine Ansichten vertrat und die Partei kritisierte, dürfe man nicht ruhig hingehen lassen. Da Friedeberg Mitglied des dritten Wahlvereins sei, werde dieser sich mit der An- gelegenheit beschäftigen muffen. Hoch stellte in Aussicht, daß der Kreis dieser Angelegenheit näher treten werde, denn man könne nicht dulden, daß Friedeberg den Parteigenossen die anarchistische Presse empfehle. Fischer verteidigte als Mitglied der Freien Ver- einigung deutscher Gewerkschaften die Ansichten Friedebergs und beantragte, Friedeberg zu einem Vortrage im Wahlverein aufzufordern und sich mit ihm auseinanderzusetzen. Kahl, Mahle, Ritter und andre traten den Friedebergschen Ansichten entgegen und sagten, man babe natürlich nichts dagegen, daß Friedeberg seine Anschauungen vertrete, aber er dürfe das nicht in einer Weise thun, die für die Partei beleidigend sei; er dürfe nicht als Socialdemokrat Propaganda für anarchistische Schriften und anarchistische Bestrebungen machen. Der von Fischer zurückgezogene, von andrer Seite wieder aufgenommene Antrag, Friedeberg zum Vortrage aufzufordern, wurde abgelehnt und ein Antrag angenommen, der den Vorstand anffordert, die Angelegenheit Friedeberg zu untersuchen. Aus dem Bureau des Verbandes der Schneider erhalten wir in Bezug auf die Entgegnung der Genossin Ihrer in Nr. 134 desVor- wärts" folgende Erklärung: Wir habe» uns weder auf unserm Verbandstage noch sonst irgendwo angemaßt, über die Arbeitskraft der Agitatorinnen nach freiem Ermessen verfügen zu können, aber es wird uns auch niemand verwehren wollen, daß wir den Grundsatz aufstellen, solche Agitatorinnen, die nach unsrer Ueberzeugung in bestimmten Fällen zu Gunsten einer andern Organisation gegen unfern Verband agitieren, nicht als Referenten verwenden zu können. Es handelt sich, wie aus unserm gedruckten Geschäftsbericht hervorgeht, um die Organisierung der Wäschenäherinnen, von denen in Bielefeld reichlich 100 unserm Verbände angehörten, die aber mit der Beihilfe verschiedener Agitatorinnen, die allerdings selber in dem Berufe nicht beschäftigt sind, dem sich im vorigen Jahre gebildeten Verbände der in der Wäsche- und Krawattenfabrikarion beschäftigten Arbeiter und Arbeiterinnen zugeführt wurden. Eine derartige Abwendig- machung von Mitgliedern steht in der Gewerkschaftsbewegung bisher wohl einzig da und jeder andre Verband dürfte sich dies ebenso wenig gefallen lassen. Damit fällt auch die Behauptung der Genossin Ihrer, daß unsre Gewerffchaft für die Organisierung dieser Kategorie von Arbeiterinnen bisher noch nichts getan hat. I. A.: H. Stühmer. Charlottenburg . Eine öffentliche Versammlung der Maler, Lackierer und Anstreicher, einberufen vom Gehilfenausschuß, tagte hier am 3. d. Mts. im unteren Saale des Volkshauses. Der Alt- gehilfe F l e m m i n g gab einen umfassenden Thätigkeitsbericht, in welchem Redner im besonderen die Stellung der Innung zur Pfuscharbeit und zu der Bleiweißfrage kritisch beleuchtete. Der Bericht der Lehrlingskommission wurde von Grieß meyer gegeben, der bekunden konnte, daß man sich über eine sogenannte Lehrlings- züchterei hier nicht beklagen könne. Nach einer kurzen Debatte über die Berichte, an der sich M a tz k e und I a e g e r beteiligten, gab F l e m m i n g bekannt, daß vom 1. September d. I. ab die Ver- mittelungsstundcn für das Malergewerbe im hiesigen städtischen Arbeitsnachweis in Nachachtung eines von der Gehilfenschast ein- gereichten Anttages auf die Zeit von 9 11 Uhr vormittags und von 4r 5 Uhr nachmittags verlegt werden. Den Schluß der Ver- sammlung bildete eine rege Aussprache über den Lohntarif, den einige Meister und Berufskollegen nicht genügend innehalten. Es wurde auch bei dieser Gelegenheit getadelt, daß die Beschwerdeführenden nicht direkt an die Ueberwachungskommission, dem richtigen Ort, sondern an Biertischen oder anderswo ihre Beschwerden loslassen. Friedrichshagen . Am 16. Juli hielt der socialdemokratische Arbeiterbildungs-Verein von Friedrichshagen und Umgegend im Ver- einslokal bei Petznick seine ordentliche General-Versammlung ab. Der Vorsitzende Werkmann erstattete den Jahresbericht, aus dem Hervorgeht, daß die Mitgliederzahl von 179 auf 277 gestiegen ist. Der Kassierer hat einen Kaffenbestand von 163,57 Mk. Die Bibliothek hat eine ansehnliche Zahl neuer Bände aufzuweisen und wird rege benutzt. Bei der Neuwahl des Vorstandes wurde als 1. Vorsitzender gewählt Gen. K a r o s s a t. als 2. Vorsitzender Gen. K o r s i n g, als Kassierer Gen. Max Grau, als 1. Schriftf. Gen. K ö r b e r, als 2. Schriftführer Gen. Reinhold Krüger, als Beisitzer die Gen. B ö g g e und Kühl, als Revisoren die Gen. Mewis, Kadue und Schulze, als Bibliothekare Z s ch o ck e, Arthur Sonnen. bürg und Ernst Pfeifer. Als Delegierte zur Kreiskonferenz wurden Max Grau, Winicke und Barth gewählt. WUmerSdorf. In einer gut besuchten Generalversammlung des Socialdemokrattschen Wahlvereins hielt Genosse Dr. Maurenbrecher einen Vortrag über: Der Kampf um die polittsche Macht. Den Generalstteik sowie die Steuerverweigerung verwirst Referent. Der Vorttag wurde mit großem Beifall aufgenommen. Die Diskussion bewegte sich im Rahmen des Referats. Aus dem Bericht des Vor- tandes wäre hervorzuheben, daß im verflossenen Quartal eine Generalversammlung und zwei Vereinsversammlungen stattgefunden haben, zwei Flugblattverbreitungen für die Bäcker wurden vor- genommen und eine Landagitattonstour insceniert. Die Zahl der Mitglieder ist von 275 auf 301 gestiegen. Auf die Generalversamm- lung des Kreises wurden die Genossen Radtke, Kieser und Reiche delegiert.__ Letzte Nacbrichten und Depefchen. Berlin , 11. August.(23. T. B.) Amtliche Meldung aus Südwestafrika. Reiter Emil Schumann von der Maschinen- gewehr-Abteilung, geb. 18. August 1880 in Basel , stüher Dragoner im Dragoner-Regiment König(2. württembergisches) Nr. 26 ist am 8. August in Otjosondu an Typhus gestorben. Bremerhaven » 11. August. (W.T.B.) Die abgelöste Besatzung deS ostasiatischen Kreuzergeschwaders wurde von dem Lloyd- dampferMain " heute hier gelandet. Es sind 43 Offiziere, 31 Deckoffiziere. 1337 Unteroffiziere und Mannschaften. Opfer der Arbeit. Bad Harzburg , 11. August. (W. T. B.) In der vergangenen Nacht wurden an dem Hochofen der Mathildenhütte zwei Mann durch ausströmende Gase getötet, bei den Rettungsversuchen kamen weitere zwei Personen ums Leben, eine größere Anzahl Persc«e» wurde betäubt, aber wieder belebt. Wien , 11. August. (W. T. B.) Die heutigen Verhandlungen zur Beilegung des Ausstandes der Arbeiter am Handelsquai smd gescheitert. Wen, 11. August.(W. T. B.) Berichtigung. In der gestern gemeldeten Ministerial-Verordnung betreffend das Verbot der Aus- fuhr von Futtermitteln ist statt Gerste Melasse zu scheu und ferner Hafer mit aufzuführen._ Zum Tode Waldrck-RousseauS. Paris , 11. August. (W. T. B.) Die Witwe Waldeck Rouffeaus hat dein Ministerpräsidenten Combes ihren Dank ausgesprochen für die Absicht der Regierung daS Leickienbegräbnis für den Ver- storbenen auf Staatskosten zu veranstalten; ihr Gemahl habe wieder- holt den Wunsch zu erkennen gegeben, in einfachster Weise bestattet zu werden._ Marseille , 11. August.(23. T. 23.) Die eingeschriebenen See­leute der MessagerieS maritimes werden, da die Meinungsverschieden- heften beigelegt sind, ihren Dienst wieder aufnehmen. Die Stellung der englischen Regierung zur Tardancllen-Frage und zur Angelegenheit der Kriegskonterbande. London , 11. August. (W. T. B.) Oberhaus. In Be- antwortung einer Anfrage des Marquis of Ripon erklärt der Staats- sekretär Marquis of Lansdowne: Ich bin gefragt worden erstens betreffs der Durchfahrt von Schiffen der Freiwilligen-Flotte durch die Tardanellen, zweitens hat Ripon auf die Art und Weise hingewiesen, in welcher die russische Regierung jüngst die Frage hin- sichtlich der Kricgskonterbande behandelt, und drittens berührt Ripon die Art und Weise, in welcher gewiffe neutrale Schiffe, besonders derKnight Commander", von der russischen Regierung behandelt wurden. Was die Freiwilligen-Flotte betrifft und die Durchfahrt durch die Dardanellen, so weiß das Haus, wie diese Frage von der Regierung betrachtet wird. Wir haben auseinandergesetzt, daß unsrer Ansicht nach Schiffe dieser Flotte nicht berechtigt sind, die Dardanellen als Kriegsschiffe zu passieren, und da sie sie als f r i e d l i ch e Schiffe passierten, so waren sie nicht berechtigt, fast unmittelbar nachher in der G e st a l t von Kriegsschiffen zu erscheinen und in den neutralen Handel einzugreifen. Soweit die aus der Durchfahrt derPetersburg " undSmolensk " entstandenen Zwischen- fälle in Bettacht kommen, so glaube ich, wir können sagen, daß die Angelegenheit das akute Stadium verlassen hat. Diese beiden Schiffe sind aus dem Roten Meer zurückgezogen, und wir hören jetzt, daß die ihnen gesandten Weisungen, von ähnlichen Wegnahmen abzusehen, ihren Bestimmungsort erreicht haben. Wir nehmen daher an, daß keine weiteren Wegnahmen stattfinden werden. Hinsichtlich der Durchfahrt andrer Schiffe der Freiwilligen-Flotte durch die Dardanellen, glaube ich, daß die Zeitungsberichte darüber im wesent- lichen korrett sind. Die Darstellung der Bedingungen, auf welchen die türkische Regierung bestanden hat, entspricht den Thatsachen. Die türkische Regierung scheint von der russischen amtlich die Erklärung erlangt zu haben, daß diese Schiffe während ihrer ganzen Reise die Handelsflagge führen und weder Munition noch Armierung an Bord haben werden, und daß sie nicht in Kreuzer ver- wandelt werden. Betteffend die zweite und ernstere An» frage über die Art, in welcher die russische Regierung die An« gelegenheit der Kriegskonterbande behandelt hat. so hat die russische Regierung bei Beginn des Krieges Reglements über diese Frage erlassen, und ohne Zweifel haben diese Reglements die bisher von England und den meisten andern Ländern acceptierte Definition der Kriegskonterbande in sehr großem Matze erweftert. Die russische Difinierung umfaßte eine Anzahl Artikel, die wtt natürlich prima kacie als unbedeutlich, ohne Hinblick auf ihre schließliche Bestimmung, betrachteten, und diese erweiterte Difinierung war von einer amtlichen Erklärung begleitet, daß die gesamten im Reglement 6 aufgezählten Artikel nicht nur als Kriegskonterbande, sondern als bedingungslose Konterbande zu betrachten sind. Die Artikel, die uns besonders berühren, sind die in den Unterabschnitten 8 und 10 aufgeführten. Unterabschnitt 8 nennt jede Art von Feuerungsmatcrial, wie Kohlen, Naphtha, Spiritus usw. Unter- abschnitt 10 führt im allgemeinen alles auf, was zur Führung des See- und Landkrieges bestimmt ist, wie auch Reis, Mundvorräte, Pferde, Lasttiere und andere Tiere, die für Kriegszwecke gebraucht werden können, wenn diese Dinge für Rechnung des Feindes be- fördert werden oder für ihn bestimmt sind. Dieses Reglement an und für sich, ohne Angabe, daß alle diese Artikel als bedingungslose Konterbande betrachtet werden, würde keine so ernste Sache gewesen sein. Wer indem wir das Reglement zusammen mit der amtlichen Erklärung in Betracht zogen, schien es uns eine Sache von solcher Wichtigkeit, daß wir es als Pflicht ansahen, die Aufmerksamkeit der russischen Regierung auf die Schwere der Frage zu lenken. Wir wiesen besonders auf die Anführung der Mundvorräte in den Ar- tikeln über die bedingungslose Konterbande hin, wobei England sehr bedeutend interessiert ist, und hoben hervor, daß die Einbeziehung allen Proviants in diese Kategorie eine sehr ernste Neuerung ist. Wir fügten unsrer Depesche die Erklärung hinzu, daß wir uns verpflichtet fühlen, uns unsre Rechte vorzubehalten, indem wir sofort gegen die Lehre Einspruch erhoben, daß den Kriegführenden die Entscheidung darüber zustehe, daß gewisse Artikel ohne weiteres und ohne Rücksicht auf die guten Rechte Neutraler als Kriegskonterbande zu betrachten sind. Wir führten ferner aus, daß wir uns nicht gebunden erachten könnten, eine Entscheidung irgend eines Priscngerichtes als gültig anzuerkennen, die jene Rechte oder die anderweitig anerkannten Grundsätze des Völkerrechts verletze. Marquis of Ripon hat be- züglich dieses Punttes gefragt, ob wir an den von Lord Granville im Jahre 1870 ausgedrückten Ansichten hinsichtlich dieser Frage fest- halten. Unsre Politik in dieser Frage bleibt dieselbe wie damals. Marquis of Lansdowne geht dann auf die Frage der russischen Maßregeln zur Verhinderung der Ankunft von Konterbande in japanischen Häfen über und erklärt: Uns ist zu verstehen gegeben worden, daß es nach Ansicht der russischen Regierung innerhalb des Rechts der Kriegführenden liegt, ein weggenommenes neuttales Schiff zu zerstören, wenn es Konterbande an Bord hat. Das ist eine Ansicht, die die englische Regierung nie acceptiert hat.(Beifall.) Sie ist sicherlich auch nicht von den Vereinigten Staaten angenommen worden. Der Minister geht dann des weiteren auf die Bedeutung der von Rußland aufgestellten neuen und bisher beispiellosen Konter- bandedoktrin ein und führt dabei aus: Tie Maßregel, neutrale Schiffe in Grund zu bohren, kann nicht verfehlen, auf unser» Handel eine höchst nachteilige Wirkung auszuüben.(Beifall.) Ich glaube mich zu hoffen berechtigt, daß diese Handlungen der Zerstörung neu- ttaler Prisen wahrscheinlich nicht wiederholt werden. Die Er- Närung wurde mit Beifall aufgenommen und der Gegenstand sodann verlaffen._ Die Cholera im Kaukasus. Baku , 11. August. (W. T. B.) Der russische Konsul in Ästrabad hat dem Gouverneur von Baku mitgeteilt, daß in der Umgegend von Astrabad 29 Cholerafälle einen tödlichen Verlauf genommen habe». Nach einer hier eingegangenen Mitteilung ist die Cholera auch in Meschhed aufgetreten._ Vom ostasiatischen Kriegsschauplatze. Rom , 11. August.(28. T. 23.) DieTribuna" meldet aus Mulden, daß ihr Berichterstatter Pardo wegen seiner Kriegsberichte an dieTribuna" von den russischen Behörden aufgefordert worden ist. den Kriegsschauplatz zu verlassen. Tschifu , 11. August. (Meldung des Reutcrschen BureauS .) Do, aus Port Arthur hier eingettoffene russische TorbedobootSzerstör» Retschitelni" ist auf Ersuchen des chinesischen Admirals Sah desarmiert worden. Es heißt, alle großen russitzhen Kriegsschiffe mit Ausnahme desBajan " hätten Port Arthur verlassen und dabei mit den Japanern aus großer Enffernung Schüsse gewechselt. Paul Singer LeCo., Berlin SW. Hierzu 2 Beilagen».Unterhaltung»»!»« Beranttv. Redakteur: Paul Büttner , Berlin . Inseratenteil verantw.: Th. Glocke, Berlin . Druck».Verlag: Vorwärts Buchdr. u. VerlagSanstalt