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Soldatenmißhandlungen.

fügen. Das war, nach meinem Gefühl, durchaus nicht nett von Sie, gnädige Frau, den Ausdruck meiner aufrichtigen Teilnahme an Ihnen, Herr Reichskanzler. Aber immerhin möchte man für dem schrecklichen Verluste, der Sie betroffen hat. Ich werde mich In der Unteroffizierschule. Aus Jülich   wird der Frankf. diesen Fall im überquellenden nationalen Chauvinismus, wenn immer mit Vergnügen der Stunden erinnern, welche ich mit Ihrem 3tg." gemeldet: Gegen einige Unteroffiziere der hiesigen Unter­auch keine Entschuldigung, so doch eine Erklärung finden. Sie Herrn Gemahl habe verleben können, dessen Liebenswürdigkeit ich offizierschule wurde das Strafverfahren eingeleitet wegen Miß­erbosten sich über die Russen, die noch dazu russische   Juden waren! ebenso habe bewundern können, wie seine Geistesſchärfe. Gott   sei handlung und vorschriftswidriger Behandlung Untergebener und mit Ihnen in diesen Stunden der Trauer." zwar von Unteroffizierschülern. Das Kriegsgericht der 15. Division Bei mir aber, Herr Reichskanzler, steht die Sache ganz, ganz erkannte gegen den Sergeanten Helg wegen vorschriftswidriger Be­anders, und während Sie in jenen Opfern Ihrer Laune bloß die Waldeck- Rousseau   hatte vor zwei Jahren Gelegenheit, mit dem handlung Untergebener auf drei Tage Mittelarrest, gegen den Menschenwürde verletzten, beleidigen Sie in mir aufs äußerste mein deutschen   Kaiser auf der Nordlandreise zusammenzutreffen. Es Sergeant Licht wegen Mißhandlung, vorschriftswidriger Behandlung nationales Empfinden. Es ist wahr- ich bin ein internationaler wurde schon damals erzählt, daß der Kaiser und der vormalige und Beleidigung Untergebener auf vier Wochen Mittelarrest, gegen Socialdemokrat und fahre zum internationalen Socialistenkongreß, Ministerpräsident der französischen   Republit sich gegenseitig als gar Vicefeldwebel Friem wegen Mißhandlung und vorschriftswidriger Auch das jetzige Behandlung auf drei Wochen gelinden Arrest. Auf die vom Gerichts­aber ich habe es nie verhehlt, daß mich mit meinem Volte ein liebenswürdige Menschen tennen gelernt haben.

starkes und unzerreißbares Band nationaler Zusammengehörigkeit Beileidstelegramm zeigt, daß der deutsche Kaiser voll Intereffe und herrn erhobene Berufung fand hier eine Verhandlung des Ober­starkes und unzerreißbares Band nationaler Zusammengehörigkeit Teilnahme für Persönlichkeiten sein kann, die eine Regierungsform friegsgerichts des 8. Armeekorps statt, welche damit endete, daß der verbindet. Man kann internationaler Socialist sein und doch warm vertreten, deren Fürsprecher in Deutschland   von den Monarchisten Berufung stattgegeben und die Strafen erhöht wurden gegen Sergeant national empfinden. Man kann, ja man muß als inter  - als abschenliche Umstürzler und Feinde der Ordnung gelästert werden. Helg auf 11 Tage Mittelarrest, gegen Sergeant Licht auf vier nationaler Socialist ein lebhaftes Interesse an dem Gedeihen Der Kaiser denkt anscheinend über Republikaner   humaner als die Wochen fünf Tage Mittelarrest und gegen Vicefeldwebel Friem auf und an der Freiheit andrer Nationen haben. Dieses Jutereffe Staiserlichen.- drei Wochen fünf Tage gelinden Arrest. *

ist mindestens ebenso berechtigt, als jenes, das die preußische

Braun- Zürich  . Haft Braun, Nowagrotzki, Treptau auf­gehoben. Brief folgt. Reiher.

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Regierung mit der russischen verbindet, wenn es gilt, absolutistische Indiskretions- Angst. In Königsberg   scheint das Bewußt Aus Magdeburg   wird berichtet: Eine häßliche und autoritäre Interessen zu verteidigen. Gegen den Bund der sein der Justizbehörde für hinreichenden Verdacht" besonders ent- Kasernenszene wurde in der letzten Sitzung des Kriegs­reaktionären Regierungen der Bund der freiheitsdurstigen Völfer! widelt zu sein. Jusbesondere scheint man ein ganz merkwürdiges gerichts der 7. Division durch Zufall aufgedeckt. Ein Unteroffizier Sie würden, Herr Reichskanzler, Einsprache dagegen erheben, wenn Mißtrauen gegen die eignen Beamten zu haben. Das hat sich nicht Pinkny der 1. Compagnie des 27. Infanterie- Regiments war vom Standgericht zu vier Wochen Mittelarrest verurteilt worden, weil Ihnen jemand vorwerfen wollte, Ihre internationale Dienstbarkeit nur bei dem jezigen Zeugniszwangsverfahren gegen er auf eine Rüge des Feldwebels Löw, der ihm befahl, gegen Rußland   sei ein Ausfluß antideutscher Gesinnung. Sie müssen Genossen Büttner, sondern auch während des Vorverfahrens die Schnauze zu halten", erwidert hatte:" Ich habe keine Schnauze. Bager gas, gut begreifen, daß ein deutscher Socialdemokrat, der auf des Königsberger   Prozeſſes gezeigt. offer Braun nach Zürich   Darin lag die an die Aeußerung au und erklärte, er ſei ſehr erregt ganz Insubordination! P. legte Berufung ein, gab vor April 1904 sing ben Genossen Sem Kriegsgericht dem Boden der Internationalität steht, sich den Vorwurf der Deutsch­feindlichkeit nicht gefallen zu lassen braucht. Ich bin ja nicht der folgendes Telegramm: gewesen. Plöblich sagte er zur größten Ueberraschung des Gerichts­erste, der sich gegen einen solchen Anwurf verwahrt. Ich thue es hofs: Ich weiß, daß der Feldwebel mein Vorgesetzter ist, aber vom Standpunkt der Ehre muß ich in diesem Augenblick, weil Ihr Verbot mich daran hindert, zu bijen Dann ber achten!" Auf die verwunderte Frage des Verhandlungsleiters nach dem deutschen   Volksgenossen zu sprechen. Ich thue es, um zu pro­Bei den intimen Beziehungen, die zwischen den Verkehrsbehörden Grunde erzählt nun der Unteroffizier, daß der Feldwebel sich einmal testieren gegen das Niveau Ihrer nationalen Gesinnung. Ein und Polizei und Staatsanwaltschaft walten, wurde dies Telegrann einer ganz scheußlichen Handlung schuldig gemacht habe: Er habe großes, geeintes Deutschland  , das einen Deutschen   aus Defter- alsbald dem ersten Staatsanwalt Schütze überreicht, der erregt in nämlich einen Puzer, der an epileptischen Krämpfen leidet, während reich in Breußen als läftigen Ausländer" zu erklären droht, weil die Aften schrieb: Man müsse prüfen ob und event. durch welches eines epileptischen Anfalles roh scichlagen und Dann ben er nicht etwa die innere Politik Deutschlands   in unliebsamer Beamten Indiskretion der gerichtliche Beschluß bereits vor 12 Uhr Aermsten mehrfach die Treppen herauf und heruntergejagt. Ferner habe dieser Feldwebel" zu einem Weise kritisiert, nein, bloß weil er ein Socialdemokrat ist?! Glauben 40 Minuten dem Absender Reiher   bekannt geworden ist. Sie in der That, Herr Reichskanzler, daß dies der Weg ist, auf Der Staatsanwalt aber wurde sofort durch den Untersuchungs- älteren Sergeanten mit Bezug auf die Unteroffiziere gesagt: " Schlagen Sie doch diese A... löcher in die Schnauze!" Das dem Deutschland   in der Welt voran und Preußen in Deutschland   richter beschwichtigt, der ihm mitteilte, eine Indiskretion irgend Striegsgericht war über diese Charakteristik eines Vorgesetzten" wenig eines Beamten sei vollständig ausgeschlossen". Es sei alles mit erbaut. Allein es gab angesichts dieser Enthüllungen der Berufung rechten Dingen zugegangen. P.3 statt und setzte die Strafe auf die Hälfte, 14 Tage Mittel­arrest, herab. Jetzt wird wohl der Herr Feldwebel an die Reihe

boran geht?

Ich wende mich, Herr Reichskanzler, in voller Deffentlichkeit an Sie, nicht vielleicht deswegen, weil ich meiner bescheidenen Person eine besondere Wichtigkeit beilege, sondern einzig deswegen, weil mich Ihr Polizeiverbot in meinen nationalen Empfindungen ebenso gröblich wie schmerzlich beleidigt hat,

So wurde damals ein Disciplinarverfahren gegen Unbekannt verhütet. Merkwürdig nur, daß auf den geheimnisvollen Reiher" kommen.­nicht gleich das Verfahren wegen Geheimbündelei und Hochverrat und weil ausgedehnt wurde.

Engelbert Pernerstorfer  , Mitglied des österreichischen Reichsrates. Frankfurt   a. M., 10. August 1904.

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treiben.

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Der Fall des Sergeanten Bickefeld in Trier  , der als Sergeant des 29. Infanterie- Regiments zu längerer Zuchthausstrafe ich als Deutscher   öffentlich Protest einlegen will gegen Ueber den Zeugniszwang, der gegen unsern Redakteur Genossen verurteilt wurde, zieht weitere Kreise. Seit einigen Tagen finden eine Polizeimaßregel, die ich als eine dem deutschen Büttner verhängt ist, sagt die" Bolts- 3tg.":" Auch diese Aftion laut Barm. 3tg." in mehreren Garnisonorten Bernehmungen von Ramen angethane Beschimpfung fühle. Ich füge meinen wird so endigen, wie alle Zeugniszwangsverfahren vorher: mit einer Zeugen statt, die bei der 10. und 12. Compagnie des Infanterie­Protest den tausend und abertausend Protesten bei, die von den würde sich auch diese Affäre wieder, wie alle ähnlichen Vorkommnisse gänge 1901, 1902 und 1903 zurück. Bisher haben die Ermittelungen Niederlage der Gerichtsbehörde. Für die Socialdemokratie aber Regiments 29 gedient haben. Man greift zunächst nur auf die Jahr­deutschen Arbeitern schon erhoben worden sind gegen die Herab- dieser Art, zu einer vorteilhaften Barteireflame gestalten; denn schon wieder viele hundert Fälle von Mißhandlungen ergeben. ziehung der deutschen   Ehre. Neuerdings ist mir an diesem mich es wird im Publikum feinen Menschen geben, der persönlich kränkenden Falle klar geworden, wo Deutschlands   Größe dem socialdemokratischen Redakteur nicht rückhalt. Der Kriegsminister v. Einem wird noch sehr viel zu und Zukunft liegt: nicht in Deutschlands   Reichsregierung, sondern in lose Anerkennung dafür zollte, daß er ein journaliſtiſches Ehrenprincip thun haben, bis er das Versprechen einlöst, daß die Soldaten­Deutschlands Volfe, in Deutschlands   socialdemokratischer Arbeiterpartei. standhaft hochgehalten hat". mißhandlungen ganz gewiß aus der Armee ausgerottet werden. Empfangen Sie, Herr Reichskanzler, den Gruß Ihres aufrichtigen Der geheime Erlaß des Dr. Heim. Statistisches Jahrbuch. Der soeben erschienene 25. Jahrgang Der Centrumsabgeordnete Dr. Heim hat jüngst in der des Statistischen Jahrbuchs für das Deutsche Reich bayrischen Abgeordnetenkammer einen geheimen Erlaß des Kriegs- schließt sich in Form und Inhalt im wesentlichen den früheren Jahr­ministers v. Asch aus der Tasche gezogen, der die Ungeseßlichkeit gängen an. Abgesehen von Ergänzungen und Erweiterungen der des Duells förderte. Aber es zeigt sich, daß auch der sittlich ent- früher gegebenen Uebersichten sind neu hinzugekommen: Nach­Ueber den Verlauf der Versammlung, in der Pernerstorfer rüstete Dr. Heim feine kleinen geheimen Erlasse schreibt, die zwar weisungen über den Holzertrag der Forsten und Holzungen, die Holz­nicht das Duell empfehlen, wohl aber unredliche Geschäfts- arten des Hochwaldes und dessen Altersklassen, über das Lebend­nicht sprechen durfte, wird uns aus Frankfurt   geschrieben: Als Genosse Meier der überfüllten Versammlung das Schreiben pragis und unrechtmäßige Uebervorteilung der Staatskasse be- gewicht des Viehbestandes, über Federvieh und Bienenstöde, über Schaumweingewinnung, über die Hypothekenbanken, über die Rechts des Polizeipräsidenten bekannt gab, wurden laute, langanhaltende Unter der Ueberschrift Staatshilfe und Staatssprechung der Gewerbegerichte, über die rechnungsmäßigen Ueber­Pfuirufe laut. Mehrfach hörte man auch die Rufe; Ruſſenkurs! betrug" schreibt die bauernbündlerische Neue Bayr. Landes- schüsse und Fehlbeträge im Reichshaushalt, ferner über die Kranken­Es dauerte geraume Zeit, bis sich die Aufregung einigermaßen gelegt versicherung in den Knappschaftstassen, über die gesamte Arbeiter zeitung": hatte. Es ist das zweite Mal, daß einem Ausländer hier das Herr Abg. Dr. Heim hat in der Zweiten Kammer der Not versicherung in den Jahren 1885 bis 1902 und über Lebens- und Sprechen in einer Volksversammlung verboten wird. Vor zwei Jahren der Landwirtschaft, welche infolge der Dürre über einen Teil der Feuerversicherung. Ganz neu hinzugefügt sind ein Abschnitt über traf das Verbot den Genossen Robert Seidel in Zürich  . Inzwischen hat Oberpfalz   und Mittelfranken   hereingebrochen ist, Erwähnung gethan Genossenschaftswesen sowie Nachweisungen über die Heilanſtalten und aber ein Wechsel im Frankfurter   Polizeipräsidium stattgefunden, und und den Verkehrsminister ersucht, für Futtermittel, besonders Seu den Zugang der Krankheitsfälle in den allgemeinen Krankenhäusern. man glaubte allgemein, daß der neue Polizeipräsident Scherenberg und Stroh, billigere Ausnahmstarife zu gewähren. Die graphischen Beilagen zeigen in acht ſchematischen Karten den eine objektivere Auffassung der Arbeiterbewegung gegenüber ein- Gleichzeitig hat er die Warnung beigefügt, die Ausnahmstarife Ernteertrag der wichtigsten Feldfrüchte im Jahre 1903, eine weitere nehmen werde, zumal er innerhalb des Präsidiums einen gründ- keinen andern als nur landwirtschaftlichen Genossenschaften und der Beilage den Anteil der häufigsten Todesursachen an der Sterblichkeit lichen Personenwechsel vornahm und auch sonst eine Reihe von Jahren 1877 bis 1901. So bewährt auch die neue Ausgabe des Reformen einführte, die etwas liberaleren Geist verrieten. Aber die gleichen zu bewilligen, denn sonst sei wieder dem Mißbrauch in den deutschen   Orten mit 15 000 und mehr Einwohnern in den Hoffnung war verfrüht. Es wird derselbe Faden fortgesponnen. Thür und Thor   geöffnet." Herr v. Müffling  , ein Mann von der Kirchenfrömmigkeit des Herrn Nahrungsmittel. Der Getreideverb rauch ist, wenn man die Jahrbuchs seinen alten Ruf als praktisches Nachschlagetvert. Interessant ist der Abschnitt über den Verbrauch wichtiger v. Mirbach, ist gegangen; aber das System Miffling ist geblieben, gesamte zum Verbrauch für menschliche und tierische Ernährung und wie obige Drder mit aller Deutlichkeit zeigt. Wie könnte es auch für gewerbliche Zwecke verfügbare Menge berücksichtigt, in dem mit anders sein bei dem Kurs, der zur Zeit in Berlin   gesteuert wird. dem 30. Juni 1803 beendeten Erntejahr wesentlich größer gewesen An Stelle Bernerstorfers hielt Genosse Dr. Quard ein Referat Inter   höft. Bezugnahme auf Ihre geschätzte Zuschrift senden als in einem der Vorjahre, eine Folge der guten Ernte. Der Ver über die Entwicklung der österreichischen Socialdemokratie, wobei er wir Ihnen heute zwei Muster von Fichtelgebirgssaathafer. Beide brauch an Roggen beträgt 158,3 Seg. auf den Kopf gegen 137,7 in scharfer Weise die Mundtodmachung Bernerstorfers geißelte. Ein fosten ab Versandstation 7 M. Wenn Sie uns ein Mitglied i.. 1901/02 und 149,8 im Durchschnitt der voraufgegangenen Normann Schumann, russische Spigel dürfen nach Berlin   kommen, des landwirtsch. Bezirksausschusses oder 10 Jahre, der Verbrauch von Weizen und Spelz 100,1 Sg. gegen aber ein Mann wie Bernerstorfer dürfe in Frankfurt   nicht sprechen. eines Darlehenstassenvereins als Adressat 85,0 i. J. 1901/02 und 89,5 im Durchschnitt vom 1. Juli Das fennzeichne unsre gegenwärtige Politit. Daß man jetzt in angeben können, so beträgt die Fracht für 200 Centner 95 Mart, 1893 bis 30. Juni 1902, der Verbrauch von Gerste 74,5 gegen 72,1 Frankfurt   Bernerstorfer einen Maulforb angelegt habe, sei um so ist dies nicht der fall, so läuft die Ware zum Special- und 69,4 Kg., der von Hafer 124,6 gegen 112,8 und 111,9 g. beschämender, als er vor einigen Jahren, 1901, sogar in Berlin   sprechen tarif I und ist der Frachtsat alsdann 182 Mart. Geft. Auftrags- Der Kartoffelverbrauch blieb mit 636,1 Kg. hinter dem durfte. Ja, man habe ihn sogar in Sachsen   sprechen lassen; uur in erteilung sehen entgegen Frankfurt   sei sein Auftreten staatsgefährlich" und" lästig". Man ersehe daraus, welche Fortschritte der Russenkurs bei uns macht.

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Dr. Heim wahrscheinlich aus einem Erlebnis Anlaß genommen, Zu dieser fittenreinen Mahnung wider den Mißbrauch hat das sich in folgender Korrespondenz spiegelt: Herrn Daumillers Nachfolger

Kempten!

Hochachtungsvoll! Ergebenst Fichtelgebirgs- Verkaufsgenossenschaft ( J. V. Dr. Heim) Steger.

Inzwischen war Bernerstorfer im Saal erschienen und wurde auf der Aufforderung des Genossen Quard gebeten, wenn er auch Anebach, 25. Februar 1904. nicht sprechen dürfe, sich wenigstens der Versammlung vorzustellen. Diese Zuschrift übersandte Herr Ludwig Küchle, Chef Pernerstorfer that das, indem er das Podium betrat und min spielte der Firma M. Daumillers Nachfolger in Kempten  , an einen hohen sich eine dramatische Scene ab. Ein minutenlanger Beifallsorkan durchbrauste den Saal, stehend jubelten dem alten Kämpen bayrischen Beamten mit folgendem Begleitschreiben:

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eine

( Der

Kempten  , 26. Februar 1904.

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des voraufgegangenen Jahres( 732,4 Sg.) zurüd, übertraf aber noch den zehnjährigen Durchschnitt( 595,4 g.). Der Tabakverbrauch hat sich im Jahre 1902 mit 1,6 Kg. auf den Kopf gegenüber dem boraufgegangenen Jahre und dem Durchschnitt der letzten fünf Jahre nicht geändert. Der Salzverbrauch ist in fast unausgeseztem Steigen und war im Jahre 1902 mit 18,4 kg. auf den Kopf größer als in einem der voraufgegangenen Jahre. Im Jahrfünft 1872 bis 1876 hatte er 12,4, im folgenden 13,3, dann 15,1, 15,4, 16,3 und im Jahrfünft 1897 bis 1901 17,7 Kg. betragen. Der Zuckerverbrauch, der im Jahrzehnt 1871/72 bis 1880/81 5,9, im Jahrzehnt 1881/82 bis 1890/91 7,7, im Jahrfünft 1891/92 bis 1895/96 10,6, im Jahrfünft 1896/97 bis 1900/01 11,9 Sg. betragen hatte, ist im Durchschnitt der Jahre 1901/02 und 1902/03 auf 12,05 g. ge= stiegen. Der Einfluß der neuen Zuckergesetzgebung geht aus diesen

Euer Hochwohlgeboren! Dieser Tage fragte ich bei der Fichtelgebirgs- Verkaufs­genossenschaft in Ansbach   an, wie mir die Genossenschaft Saat­haber liefern könnte. Heute nun erhalte ich von dieser Stelle Antwort und ich bin über den Inhalt insofern überrascht, als mich diese Genossenschaft direkt auffordert, den Haber statt an Sahlen noch nicht hervor.- meine Adresse an die Adresse eines Bauernvereins oder an ein Mitglied des landw. Bezirksausschusses adressieren zu lassen, um dadurch den billigen Frachtfak zu genießen oder aber, mit andein Worten gesagt, den Staat um die Frachtdifferenz zwischen 182-95 Mart, das ist 87 Mark zu betrügen. Ich für meine Wir erhalten aus Jakutsk   von einem zuverlässigen Partei Berson fann wenigstens die entsprechende Bemerkung auf in- genoffen die folgende Darstellung eines empörenden Berbannten liegender Postkarte nicht anders deuten, als daß die Genossen- transports. Man sieht mit Schrecken, welchen Schurken Leben und schaften in Ansbach  , als deren Vertreter Dr. Heim figuriert, Ehre von Männern und Frauen überliefert wird, die nichts andres durch Angabe einer Dedadresse die Bahn um

die Massen von Frauen und Männern zu, es war Scene, wie ich sie nur einmal in Frankfurt   erlebt habe: als Lieb­fnecht sprach. Als sich endlich der Beifallssturm gelegt, trat Berner­storfer vor und richtete einige Worte an die Versammlung: Es erfülle ihn mit Wehmut, daß es ihm nicht möglich sei, ein Bild von den österreichischen Parteiverhältnissen zu geben,( der Kommissar wird unruhig) denn er fönne wohl in Anspruch nehmen, ein Kenner der österreichischen Verhältnisse zu sein. Polizeikommissar wird nervöser und macht Einwendungen gegen das Weiterreden.) Pernerstorfer beschwichtigt ihn mit den Worten: Fürchten Sie nichts, mir Destreicher fan die g'mütlichsten Menschen der Welt, ich werde nicht zum Thema sprechen, ich will nur... da wendet sich plötzlich der Kommissar zu dem neben ihm sigenden Schutzmann und giebt diesem einen Befehl. Diefer erhebt sich, sezt den Helm auf und Auch schreitet auf Pernerstorfer zu. der Kommissar ist aufgestanden... im Saal herrscht lautlose Stille, dann bricht auf einmal ein furchtbarer Lärm los und viel hundert­stimmig ertönen die Rufe: Pfui! Russenkurs, Schmach, Schande! Dem Kommissar mochte wohl bei diesem Ausdruck des Volks­zornes ein gewisses Zaudern und Schaudern überkommen sein, er giebt dem Schutzmann einen Wink und dieser zieht sich wieder zurüd. Nachdem die Versammlung wieder ruhig geworden, tritt Pernerstorfer nochmals vor und sagt: Ich wollte nur für die Grüße der deutschen   Genossen danken und sie namens der öster­reichischen erwidern!( Donnernder Beifall.) Der Vorsißende schloß darauf die Versammlung mit dem Hinweis, daß Pernerstorfer bei feiner Rückkehr vom Amsterdamer Stongreß in 14 Tagen in Ludwig Kiich I e. Offenbach   sprechen werde, wo die preußische Diese Briefe find Mitgliedern der bahrijchen Staats­Polizei nichts zu sagen habe." Auf Wiedersehen in Offen- regierung zur Einsichtnahme unterbreitet und mian bach!" waren die letzten Worte, die Bernerstorfer unter allgemeinem staune! mit der Andeutung zurückgegeben worden, daß da nicht Jubel der Versammlung nachrief.

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Ein Beileidstelegramm des Kaisers. Aus Paris   wird vom 12. August gemeldet: Das Beileidstelegramm des deutschen   Kaisers an die Witwe Waldeck- Rousseaus lautet in der Uebersetzung wie folgt: Empfangen

Ausland. Zaren Schurken.

die Frachtdifferenz zwischen Specialtarif I gethan als ihr Vaterland besseren Zuständen entgegenführen gu Auf viele Jahre werden die Tüchtigsten der russischen und III zu betrügen versucht. Nicht genug, daß die wollen. Genossenschaften vom Staat durch Geld und alle möglichen Ein- Jugend nach Sibirien   verbannt und schon der Transport dorthin ist richtungen unterstützt werden, scheuen sich dieselben Genossen- ein entsegensvoller Marterweg. Der Brief giebt diese Schilderung: schaften nicht, den Staat bei Versendung ihrer Produkte um bei­Ende Juli.

nahe die Hälfte der Fracht zu hintergehen. Ich weiß zwar nicht, Am 28. Mai sollte aus dem Alexandrowschen Gefängnis ein ob diese Sache für Sie das Interesse hat, das ich vermute, Verbanntentransport nach Jalutst abgehen. Vor dem Abgang er­immerhin lann ich nicht unterlassen, Ihnen diesen Fall zu unterschien der Esforte- Offizier und verlangte, daß es ihm möglich ge­

breiten.

Mit vorzüglicher Hochachtung Ihr ergebenster

leicht etwas zu machen sei. Es heißt, man habe sich nicht getraut, gegen das mächtige Centrum und seinen lauten Rufer Dr. Heim etwas zu unternehmen. Jetzt, da Dr. Heim die geheimen Papiere des Kriegsministers und der Regierung preisgegeben, wird man sich vielleicht eher an die geheimen Papierchen des Herrn Dr. Heim wagen.

macht werde, die Sachen der Verbannten anzusehen. Die Genossen willigten nicht darauf ein, und als der Offizier es hartnäckig ver­langte, verbarritadierten sich die Gefangenen und der Offizier mußte auf die Ausführung seiner Absicht verzichten.

Der erste Konflift mit dem Offizier unterwegs fand in Mansurla statt, weil die transportierten Verbannten ihre am Drte lebenden Genossen sehen wollten. Dort wurden die Verbannten geprügelt und gebunden weiter gebracht. Man löste die Stride, mit denen sie gebunden waren, erst, nachdem einer von den Verbannten, Michael Zurje( der in der Simferopoler- Angelegenheit verhaftet worden war), ohnmächtig gefunden wurde. Noch tierischer geschlagen wurden die selben Verbannten in Tschetschnist; dort wurden einem Genossen schwere Wunden mit Kolben und Bajonetten am Kopfe beigebracht