wertbarkeit. Er vertritt die Interessen seines Wahlkreises oder der einflußreichen Clique, nicht die einer Partei, geschweige denn die des Landes. Mit dem uninominalen Wahlkreis würde dies System der gegenseitigen Dienstleistung verschwinden, da der Abgeordnete nur den Stimmen eines ganzen Wahldistrikts seine Wahl verdankt und dort unmöglich sich durch Gefälligkeiten, Vergünstigungen oder Bestechungen einen persönlichen Einfluß erwerben kann.
Wo
Die Nachteile bestehen in dem überwiegenden Einfluß der Regierung auf die plurinominalen Wahlen. Was die lokale Clique an Einfluß einbüßt, gewinnt die Regierungsclique. Die indifferente Wählermasse wird von den Centralorganen gewonnen durch dieselben Mittel, Mittel, durch die sie bisher die Lokalorgane gewannen: Bestechung, Vergünstigung oder Bedrohung. die politischen Parteien nicht stark und gut organisiert find, können sie absolut nicht gegen die Regierungspartei aufkommen. Kleine Parteien laufen Gefahr, erdrückt zu werden. Wenn z. B. die Socialisten in einem Wahlkreis die genügende Stimmenzahl haben, um ihren Kandidaten durchzubringen, so kann es sehr gut sein, daß sie in den fünf zu einem Wahldistrikt zusammengefaßten Wahlkreisen nicht die Stimmen erzielen, um ihren Abgeordneten als einen der ersten fünf auf der Liste rangieren zu lassen. Um so überhaupt zur Geltung zu kommen, müssen sich die Parteien verbünden. So hat sich das Listenwahlsystem seiner Zeit als eine Hauptursache der italienischen Parteienkonfusion gezeigt.
Eine anständige, der Wahlmache fernbleibende Regierung und flare Parteibildung vorausgesetzt ist die Listenwahl kein lebel; hätten wir aber beides, so brauchten wir auch die Listenwahl nicht. Wie wir von absolut zuverlässiger Seite erfahren, will Giolitti nun noch in den letzten Lebensmonaten der im nächsten Frühjahr ablaufenden Legislaturperiode die Listenwahl durchdrücken und zwar mit großen, ettva 20 Wahlfreise umfassenden Distrikten und mit ganz geringer Vertretung der Minorität. Man wird bei der Abgrenzung so verfahren, daß jeder aufgeklärte Wahlkreis sein Gegengewicht erhält. Auf die Art sollen womöglich alle Socialisten und Republikaner ausgeschlossen bleiben.
Giolitti hält sich der Annahme feines Projekts für absolut sicher. Unter der ministeriellen Mehrheit läßt man die Nachricht kursieren, daß die Ausschließung der Umsturzparteien, für die nächste Legislaturperiode wenigstens, unbedingt nötig sei, da die Civilliste des Königs festgesetzt werden muß. Nach einem Thronwechsel muß die nächste Kammer die neue Civilliste bewilligen. Der italienische König bezieht 18 Millionen Lire . Man will nun das Stimm vieh der Mehrheit glauben machen, daß es im Intereſſe des Deforums der Kammer liege, unliebsame Zwischenfälle bei der diesbezüglichen Diskussion zu verhindern. Darum soll noch in diesem Herbst das Wahlsystem geändert werden.
Natürlich hat der weitblickende Giolitti nicht nur die Bewilligung der Civilliste im Auge, sondern vor allem seinen„ Kampf gegen den Umsturz", den er mit so großer Geschicklichkeit und Gewissenlosigkeit seit Jahren führt. In der schlaffen, altersschwachen Kammer dürfte er faum einen Widerstand finden.
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" Freiheit".... Die Ueberschrift des Artikels schon war eine stritte Anerkennung des Meuchelmordes, und so war es der ganze Artikel, nicht, wie das schimpfende Blatt heute glauben zu machen versucht, eine Erklärung desselben. Selbst auf eine Entschuldigung des Mörders, welche ja unter Umständen denkbar ist, konnte sich der Vorwärts" nicht beschränken, und so gab er in seiner Freude dem Triumphartikel die richtige Signatur:„ Gerichtet!" Diese vierfach fettgedruckte Ueberschrift hat und kann für sich schon feinen andren Zweck haben, als in weiten Voltskreisen die Meinung zu erwecken, daß der Meuchelmord ein Rechtsakt sei, eine That, zu der jeder Einzelne berechtigt sei, eine That der Voltsjustiz, welche jedem Verbrecher oder Fanatiker die Befugnis gebe, im Namen des Volkes das Nichtschwert zu führen. Gerichtet! Ueber die Bedeutung und Wirksamkeit dieses Wortes mit dem Vorwärts" sich auseinander sezen zu wollen, wäre lächerlich. Dieses ins Land hinaus geschleuderte Wort allein ist ein Attentat auf das Recht überhaupt und eine Anfeuerung zur Gewaltthat, und damit hat sich das socialdemokratische Centralorgan selbst gerichtet."
Eltern in Aufregung. Der deutsche Lehrer hielt die polnischen Kinder dazu an, das Lied:" Ich bin ein Preuße" zu singen, die Kinder aber weigerten sich dessen und sangen nicht. Der Lehrer wurde versetzt, aber nicht wegen dieses Vorfommisses, sondern aus andren Gründen. An seine Stelle schickte man unlängst einen gewissen May Förster aus der Breslauer Gegend, der die hiesigen Verhältnisse nicht fannte. Förster übte mit den Kindern das Lied:„ Deutschland , Deutschland über alles" ein. Aus dieser oder aus andrer Veranlassung entstanden neue Zwistigkeiten zwischen den Kindern und dem Lehrer Förster. Der Lehrer schlug die Kinder; stark gezüchtigt wurden Jgnac Domagala, Franz Klorek und Roman Koska. In der Schule entstanden aus Anlaß der Züchtigung immer schlimmere Scenen. Am vergangenen Sonnabend zerriß bei einer solchen Scene Lehrer Förster dem Ignaz Domagala den Rock. Hierauf führte er die Kinder zu Turnübungen auf den Schulhof und ließ sie marschieren. Der Erdboden war voll von zerstreutem zerbrochenen Glas, die Kinder waren barfuß. Bei den Uebungen that es den Kindern weh, sie hoben die Füße und entfernten die Glassplitter aus Zu der Gemeinheit und Dummheit dieser Auslassung gesellt sich diesen. Da schlug der Lehrer auf die nicht gehorchenden eine Unwissenheit über die eignen klerikalen Auffassungen, die Kinder mit dem Stocke ein er den Domagala, Det er und besonders züchtigte nur darin ihre Erklärung finden kann, daß in der„ Germania " der widersetzlichste gilt. diejenigen fleritalen Agitatoren verbannt werden, die zu jeder Der Vater brachte den geschlagenen Knaben zum Kreisphysifus sonstigen Thätigkeit im Reiche der alleinseligmachenden Kirche zu nach Neutomischel, der nach Besichtigung des Knaben ein Attest einfältig und ungebildet sind. ausstellte, demzufolge der Lehrer die Grenze seiner Strafbefugnis Denn der Terrorismus“ gehört nämlich zu den Lehren der überschritten habe. Außerdem machte der Vater gegen den Lehrer katholischen Kirche . Wir reden nicht davon, daß gerade in den eine Anzeige bei der Staatsanwaltschaft, während Förster flerital verkommenen Gegenden die fanatisierten Gläubigen Anders einen Bericht an seine vorgesetzte Behörde absandte. Am denkende, oft unter Anreizung durch die Geistlichen, unter AufDienstag wurde telephonisch der Schulvorstand von Bu- hebung des Rechts das„ Nichtschwert" in Gestalt von Dreschpflegeln łowiec zu einer Konferenz zusammenberufen, zu welcher und ähnlichen Waffen schwingen. Wir wollen auch nicht auf die sich dort der Landrat v. Daniels, der Distriktskommissar Ausschreitungen hinweisen, die in Frankreich die klerikale Bevölkerung v. Wulffen, ein Gendarm aus Konfolewo und der stellvertretende gegen die Staatsgewalt und das Recht beging, als die Kongregationen Kreisschulinspektor eingefunden hatten. Im Dorfe erzählte man gesetzmäßig aufgehoben wurden. Denn diese blinden und rohen fich, es sei dem Schulvorstand eröffnet worden, daß, wenn die Gewaltakte stehen so tief unter der terroristischen gerechten AufEltern ihre Kinder nicht beruhigten, die Kinder in Zwangserziehung lehnung gegen die russische Schreckensherrschaft der Willkür, daß es genommen werden würden. Dasselbe habe auch der Lehrer den frevelhaft wäre, sie auch nur im Zusammenhang mit den sich selbst Kindern in Aussicht gestellt, nur in schärferer Form. Jm Dorfe opfernden russischen Empörern zu erwähnen." herrscht unter den Eltern gewaltige Aufregung." Aber weiß die„ Germania " wirklich nicht, daß der ,, TyrannenAm Montag war, so berichten polnische Blätter weiter, der mord" wie er im Altertum sogar eine gewisse, rechtlich geschütte polnische Abgeordnete v. Chlapvasti am Orte und hat eingehende Legitimität besaß auch im Mittelalter und bis in die neue Zeit Feststellungen gemacht. die Willkür, zumeist unter Berufung auf die zahlreich in der Bibel Danach hatte der Knabe Domagala eine der Lehren der katholischen Kirche und ihrer Autoritäten war? Weiß die„ Germania " nicht, daß dieses Recht der Notwehr gegen vorkommenden„ Berherrlichungen" terroristischer Thaten, bewiesen
( 13 Jahre) einen angeschwollenen Kopf, außerdem große Streifen an den Händen und am Hals und eine Narbe an der Hand. Zwei Anzüge sind zerrissen. Roman Koska( 14 Jahre) sagt aus, daß ihn der Lehrer vor der ganzen Klasse gewürgt hätte.
Josef Stocinsti hat eine Narbe an der Hand. Oskar Kupcht ( 8 Jahre) wurde vor einigen Wochen so geschlagen, daß das Ohr geplakt ist. Der 12jährige Kloret ist zur Erde geworfen und geschlagen
worden.
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und ausgeübt wurde?
wissen.
Oder ist die„ Germania" unter die Keßer gegangen und erkennt nicht einmal mehr die höchste katholische Autorität, Thomas von Aquino an, der das Recht der Revolution wie des Thrannenmordes" ausdrücklich anerkannt hat, der„ von dem gewaltsamen Usurpator, gegen den es keine Berufung an ein höheres Gericht giebt", spricht und rühmt, daß„ der, welcher zur Befreiung des Vaterlandes den Tyrannen tötet, gelobt und belohnt" wird. Die Vorgänge werden an Gerichtsstelle ihren Widerhall finden. Die socialistische Wahlagitation in den Bereinigten Staaten Verleugnet die Germania " auch den großen Jesuiten Mariana, Schuld an solchen Vorgängen ist nicht der einzelne Lehrer, nicht die der da lehrte, wie Tyrannenmörder, die aus der Stimmung wird mit großem Enthusiasmus betrieben. In den Monaten Sep- augenblickliche Aufregung, nicht ein ungünstiger Zufall- sondern das des Volkes heraus ihr Leben für die Freiheit des Vaterlandes eintember und Oktober wird überall mit Hochdruck gearbeitet werden, preußische Schulsystem- und das in zweierlei Beziehung. gesetzt hätten, noch stets ausgezeichnet wären bei unglücklichem um am Wahltage in November mit Ehren bestehen zu können. Es ist schon so oft ausgeführt worden, daß das heutige preußische Ausgange durch Mitleid, bei glücklichem durch die höchsten Das Hauptquartier der Partei ist in Chicago und der National- Schulsystem von der polnischen Bevölkerung geradezu gehaßt wird. Ehren? Darin offenbare sich jene Stimme der Natur, die als sekretär William Mailly berichtete kürzlich, daß von vielen Arbeiter- Die preußische Schule verletzt in Bezug auf die polnischen allgemeine Anschauung tief in der Menschen Bruſt eingepflanzt sei; Organisationen ermutigende Zuschriften einlaufen, die auf eine sehr Kinder den elementarsten pädagogischen Grundsatz. Die Aus- darin äußere sich das Gesetz, das in unfrer aller Ohren flingt, demerwünschte Unterstützung der Parteikandidaten durch die organisierten bildung der Kinder in ihrer Muttersprache und die zufolge wir ehrenhafte Handlungen von schimpflichen zu unterscheiden Arbeiter schließen lassen. Der Wahlfonds füllt sich über alle Er- Unterrichtserteilung der andren Fächer in der Muttersprache. Wir harren der Antwort, die die„ Germania " uns geben wird. wartung gut. Natürlich stehen die Geldmittel der Partei in gar Mit der zwangsweisen, bon der Bevölkerung ungewollten Gerade dem Socialismus und seiner Weltanschauung ist der keinem Verhältnis zu den großen Korruptionsfonds der alten Einführung der deutschen Sprache für alle Unterrichts- Gegen- Heldenkampf der Einzelnen, wie ihn die russischen Terroristen üben, Parteien, aber das Anschwellen der Fonds durch lauter fleine Bestände, der völligen Außerachtlassung- ja Bekämpfung der Mutter- innerlich widersprechend. Diese Auffassung liegt der bürgerlichen träge beweist die Teilnahme und Opferwilligkeit in weiten Streisen sprache stellt sich die Schule in Gegensatz zu ihren bildnerischen und der klerikalen Lehre viel näher als uns. Es ist das nur ein der Arbeiter. Die Organisation ist seit der letzten Konvention in und erzieherischen Aufgaben. Die Schule wird damit zum politischen neuer Beweis für die fittliche Verwilderung der herrschenden Klassen Chicago am 5. Mai 1904 fräftiger geworden und besser ausgebaut Werkzeug der verhaßten preußischen Germanisierungspolitik und und Parteien in Deutschland , wenn sie es wiederum der Socialwie jemals vorher. Jeder Staat der Union hat jetzt seine eigne stellt sich damit weiter in Gegensatz zu den Eltern der Kinder Helden und Märtyrern gerecht zu werden, während sie selbst sich an demokratie überlassen, in der moralischen Beurteilung den russischen Partei- Organisation und in sämtlichen Staaten soll diesmal, also und den Kindern selbst. Der Lehrer selbst soll sich als Ver- blöden Schmähungen und infamen Denunziationen ergögen.- zum erstenmal, ein Electorenticet aufgestellt werden. Damit würde treter des offiziell gedachten Deutschtums" fühlen, als Vertreter der das Resultat einen sicheren Grádmesser für die Stärke der Partei politischen Absichten der Regierung. Damit wird der Gegensatz ergeben. Agitationsmaterial wird in allen Sprachen zur Ver- zwischen Schule, Lehrer einerseits Eltern, Kindern andrerseits ein teilung kommen. Eine Reihe von tüchtigen Rednern steht flaffender. Und wenn man bedenkt, daß der Lehrer oft die Sprache der Partei zur Verfügung, der Spize Eugen Debs der Kinder gar nicht versteht- daß die Kinder ebenso oft nicht verund Ben Hanford , die beiden Hauptkandidaten. Debs wird vom stehen, was der Lehrer ihnen in fremder Sprache erzählt 1. September an auf den Stump" gehen, und nach den getroffenen kann man sich die preußisch polnischen Zustände Arrangements muß er innerhalb 68 Tagen 62 große Reden halten. malen, ohne erst an Willkür und Verbissenheit zu erinnern. Er wird die ganzen Vereinigten Staaten bereisen, von Neu- England Der einzig mögliche Ausweg ist: Für polnische Kinder bis Kalifornien , von den großen Seen bis nach dem merikanischen polnische Schulen." Der zweite Punkt, der hier in Betracht Meerbusen. Die großen Centralpunkte für die Industrie werden kommt, ist das Prügelsystem. Wo geprügelt werden darf nach diesem Feldzugsplan besonders bearbeitet werden. Am da wird es niemals an Ueberschreitungen des Züchtigungsrechtes 6. September wird Debs in New York eine Rede halten fehlen. Energischer denn je muß von allen freiheitlichen Elementen und dort den( vor kurzem im„ Vorwärts" besprochenen) Artikel die Forderung erhoben werden: Fort mit dem Prügelvon Grover Cleveland über den Chicagoer Streit 1894 gebührend recht aus der Schule." beleuchten. Dieser Streit vor 10 Jahren liefert gegenwärtig nicht Die Politik der patriotischen Schwedentrünke" nun gar gehört nur gegen die Demokraten, sondern auch gegen die Republikaner zu den allerwiderwärtigsten Erscheinungen des heutigen Syſtems. gutes Agitationsmaterial. So muß sich jetzt auch Roosevelt gefallen Mit dem Stock die Kinder zu zwingen, ihr Preußentum zu verherrlassen, daß die Geister jenes Streits gegen ihn wachgerufen werden. lichen, ist moralische Folter brutalster Art. Nachdem die Regierung Die große New Yorker Zeitung„ Sun" hat einen Artikel Roosevelts die Gewaltpolitit einmal gegen die Polen insceniert hat, sollte es im Forum" aus dem Jahre 1895 ausgegraben, in welchem der das einfachste sittliche Taktgefühl unmöglich machen, die Kinder zu jezige Präsident scharf Stellung nimmt gegen die streifenden Arbeiter, zwingen, die Rute zu küsseh, die sie züchtigt. Legt man denn und Altgeld und Debs als Demagogen verdammt. Eine Stelle jenes wirklich so viel Wert auf eine mit dem Stock eingebläute Artikels ist besonders charakteristisch; dieselbe lautet: Gesinnung?
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" Jeder wahre Amerikaner, der denken und in einem nötigen Moment auch handeln kann, sollte sich überlegen, welche Uebel entstehen würden, wenn jene, die Ordnung störenden Klassen ihre Häupter durch die Wahl zur Macht bringen. Innerhalb eines Jahres würde die Republik in Stücke gehen, und es wäre recht so, denn die Erwählung solcher Männer würde beweisen, daß das Bolt unfähig ist, sich selbst zu regieren."
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Charakteristisch ist es, daß mit der„ Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" zusammen das freisinnige„ Berliner Tageblatt" einen Abschen bekundet- nicht über die Mißhandlungen, sondern über die Weigerung: Ich bin ein Preuße" zu fingen.
Wenn mun irgend ein antisemitischer Lehrer die Sprößlinge der Abonnenten des„ Berliner Tageblatt" mit dem Stock zwingen würde, ein Lied nach dem Herzen des Dreschgrafen zu singen? Wir vermuten, das Mosse- Blatt würde plötzlich vor Humanität und Toleranz und zarten Kindergemütern schwärmen...
Ueber die Mangelhaftigkeit des füdwestafrikanischen Nachrichtendienstes flagt selbst die bürgerliche Presse. Die„ Neue Vogtländische Zeitung" sagt:
" Von offiziöser Seite kam vor einiger Zeit die Mitteilung, daß das Auswärtige Amt dafür Sorge trage, daß allen Angehörigen von Feldzugsteilnehmern Nachrichten über ihre gefallenen oder verwundeten Verwandten in Südafrika in entsprechender Form zugingen, ehe die Mitteilungen für die Presse weiter gegeben werden. Leider hat sich dieses offiziöse Versprechen nicht erfüllt. Die beklagenswerten Eltern des Lieutenants Leplow( in Planen i. Vogtl.) hatten bis zum gestrigen Tage noch nicht die geringste offizielle Nachricht vom Tode ihres Sohnes erhalten, sondern erfuhren diese betrübende Nachricht erst durch die Presse."
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Diese Klage mag berechtigt fein; in viel schlimmerer Lage sind jedoch die Angehörigen der Gemeinen", die nicht ein mal durch die Presse erfahren, wie es um ihre Angehörigen steht. Selbst die Berliner Neueste Nachrichten" fönnen sich in dieser Beziehung nachdem andre Blätter diese Frage auf geworfen nicht der Bemerkung enthalten:
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" Noch immer fehlt auch die Liste der am Waterberg gefallenen Mannschaften. Nur mit Empörung fann man sich vergegenwärtigen, wie viel Elternherzen durch diese Rücksichtslosigkeit nun schon seit Tagen in Angst und Erregung gehalten werden."
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Das Scharfmacherblatt weiß nur zu gut, warum auch es einmal den Zon entrüsteten Tadels anschlägt. Die bisher von Trotha bea liebte Berichterstattung ist im stande, auch aus bisher loyalen Elementen womöglich Anhänger des roten Umsturzes zu machen. Schreibt uns doch ein Beamter, der auch einen Sohn draußen stehen hat": Also die wenigen Offiziere- namentlich aufgeführt, die Mannschaft nur als Zahl! Das klingt hochverräterisch für den Präsidentschafts- Kandidaten Offiziere über deren Schicksal aufzuklären, die der MannWelche Gefühlsverlegung liegt darin, die Anverwandten der einer Republik, aber 1895 dachte Roosevelt auch noch nicht, daß er schaft ihren bangen Ahnungen zu überlassen. Wie unso bald im Weißen Hause zu Washington fitzen würde. endlich viele Herzen Klopfen in Angst um einen Lieben, der da Am 11. September wird in St. Louis eine große Volksversamm- Die Terrorisierung der Wahrheit, wie sie die, Germania ". draußen kämpft. Ist er unter den 10 Toten", den 12 Mann"? lung stattfinden, in welcher Eugen Debs die englische und Hermann das Centralorgan des Centrums, gewerbsmäßig betreibt, setzt sie in der Auch die ernsteste Gewißheit ist besser als quälender Zweifell Ja, Greulich die deutsche Rede halten wird. Genosse Greulich wird neuesten Nummer fort. Das auf die" Post" herunter gekommene die oberen 10 000 haben es gut! Die geringe Prozentzahl, die vom 11. September bis 5. Oktober zur Weltausstellung in St. Louis Blatt behauptete vor ein paar Tagen: Die deutsche Social- davon dem Kriege ausgesetzt, sie wird genau registriert und jede weilen als Vertreter des statistischen Bureaus für Arbeiter- Angelegen- Verüber mit vollen Backen" und reize zu weiteren Thaten an. demokratie„ lobpreise"„ alle ausländischen Mordattentate und deren Verwundung durch den Telegraph gemeldet. Aber dafür, dem Volke, dem Kern der ganzen Unternehmung, gleiche Beruhigung heiten in der Schweiz . Das Deutschtum ist in St. Louis stark verAnstatt den Beweis auch nur für einen einzigen Fall zu zu geben, daran wird nicht gedacht. Was schert es auch den treten und auch die deutschen Socialisten sind zahlreich, die sich alle führen thatsächlich verurteilt die Socialdemokratie ja alle Attentate Plebs, ob einer von ihnen geendet? Die haben natürlich keine freuen, einen Veteranen der internationalen Arbeiterbewegung be- und entschuldigt sie auch nicht, und allein die verzweifelten Notwehr- Berwandtenliebe, kein Gefühl für den Ihren, der draußen steht. grüßen zu können. afte gegen die russischen Verbrecher, denen der Absolutismus die Unbekannt, verachtet, geächtet, wie sie leben, so sollen sie auch sterben. Vollmacht zu Schandthaten jeder Art giebt, finden bei der Social- Und dabei ist es noch nach Ansicht der Regierung! wohl die demokratie wie bei jedem gefitteten Menschen überhaupt nicht zwar Elite des„ Volkes in Waffen", die sich zu dem Unternehmen freipolitische Zustimmung, aber doch jene moralische Würdi- willig gemeldet hat! gung, die ihnen gebührt anstatt auch nur den Versuch zu machen, Mögen auch sie daraus lernen, wie sie von oben tagiert werden! ihre Verleumdung zu beweisen, schreibt das stupide Blatt heute: Ob 10 Mann oder 10 Pferde verenden die gleiche Meldung Der Vorwärts" hat einen Tobsuchtsanfall erlitten. Unser nur die Zahl spricht! Artikel Freiheit und Vorwärts" hat ihm das bißchen Verstand, Und dabei, welche Verschwendung wird mit dem mit welchem er sonst seine wahre Tendenz zu mastieren versteht, Telegraphen amtlich getrieben(-bergl. Reichstagsfast gänzlich geraubt und das gelehrte Centralorgan des Proletariats Verhandlung), wenn es gilt, irgend welche nichtssagende hat unvorsichtigerweise seine wahre, seine plebische Natur entdeckt. Re de zu kolportieren!" Wir lassen uns selbstverständlich nicht auf all die unflätigen
Nach den großen Anstrengungen, welche die Partei in der Wahlagitation entfaltet, darf man auf das Resultat im November gespannt sein. Es erscheint als unzweifelhaft, daß ein neuer großer Fortschritt zu verzeichnen sein wird.-
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Deutfches Reich.
Stock- Patrioten.
Ein neues Wreschen scheint sich in Bukowiec zu ents wideln. Dort haben patriotische Lehrer die preußische Gesinnung ihrer Zöglinge dadurch zu beleben gesucht, daß man sie durch Mißhandlungen zwang:" Ich bin ein Breuße, kennt ihr meine Farben" zu singen.
" In Bukowiec giebt es drei Schulen. In der katholischen Schule befanden sich seit langem die Kinder und mit ihnen die
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Redensarten ein, mit denen es uns in seiner Wut überschüttet, Eine beunruhigte Schafherde. Aus Halle berichtet man uns sondern konstatieren mit Befriedigung, daß unser Hieb gefeffen unterm 18. August: Den Rekord auf dem Gebiete der Auslegung hat. Wir haben als Unterlage für unfren Angriff den Triumph- des Unfugsparagraphen erreichte zweifellos der Amtsvorsteher Artikel des„ Vorwärts" über die Ermordung Plehwes benutzt, Baron v. Bülow in Dieskau , der schon wiederholt durch seine weil in diesem das Attentat ganz fast so verherrlicht wurde, amtlichen Handlungen die Welt in Staunen versetzt hat. Der Bauwie seiner Zeit die Ermordung Alexanders II. in der Mostschen unternehmer Reinide von hier erhielt folgende Strafverfügung: