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Nr. 197. 21. Jahrgang. 1. Beilage des Vorwärts " Berliner Volksblatt.

Dienstag, 23. August 1904.

Internationaler socialistischer Kongreß. Dimensionen angenommen, daß mit ihr unzweifelhaft Gefahr für Sprachen( deutſch , englisch, französisch) erscheinen soll. Als

Siebenter Verhandlungstag. Amsterdam , 20. Auguft.( Eig. Ber.) Dem Präsidenten Ban Kol stehen heute Dr. V. Adler- Desterreich, Dasczynsky- Polen und Tompson- Englische Kolonien( Südafrika , Kanada und Australien ) zur Seite.

Auf der Tagesordnung steht zunächst die Frage der Einwanderung und Auswanderung.

Die holländische, amerikanische und australische Delegation schlagen folgende Resolution vor: ,, Unter voller Berücksichtigung der Gefahren, welche mit der Einwanderung fremder Arbeiter verbunden sind, indem diese ein Sinten der Löhne, die Gewinnung von Streitbrechern und zuweilen auswanderung ſelbſt blutige Zuſammenſtöße zwischen den Arbeitern herbeiführen

Manuel Ugarte- Argentinien . Der Internationale Sekretär macht ferner die Mits Er führt aus: Die Einwanderung hat in der Gegenwart teilung, daß das Protokoll des Internationalen Kongresses in drei einzelne Länder verbunden ist. Trotzdem hat sich die Arbeiterschaft nächste Kongreßorte nicht auf den engherzigen Standpunkt, gestellt, der durch die Ents widlung längst zertrümmert ist, daß der Arbeiter in seinem Lande find vorgeschlagen Stuttgart ( seitens der deutschen Delegation), Genf , bleiben müsse, sondern hat für ihn das Recht in Anspruch genommen, Stongreß in 2 Jahren, die Deutschen in 4 Jahren stattfinden zu Brüssel , Wien , Rom . Die Engländer beantragen den nächsten die ganze Welt zu seinem Vaterlande zu machen. Andrerseits muß die ganz bestimmte Erscheinung einer lassen. Der Vorsitzende Van Kol schlägt als Vermittelungsantrag Maffen- Ein- und Auswanderung und zwar einer fünstlich erzeugten nicht mehr das Recht habe, den Kongreß zu verschieben. Longuet­3 Jahre vor. Hyndman verlangt, daß das Internationale Bureau beurteilt werden. Von manchen Regierungen wird eine künstliche Paris bittet, den nächsten Kongreß in 2 Jahren stattfinden zu lassen. Auswanderung breiter Massen der Bevölkerung dadurch provoziert, daß sie zu Nutz und Frommen der herrschenden Klassen die politische Gerade im Intereſſe beſſerer Fühlung der Parteien untereinander, ihnen die ökonomische Existenz unmöglich machen. Freiheit des werkthätigen Volkes aufs äußerste beschränken oder zur Vermeidung von Zwistigkeiten und Meinungsverschiedenheiten Andre Re- und zwecks leichterer Ausgleichung seien möglichst furze Fristen an­gierungen Lassen sich bei der Förderung der zusehen. Sembat tritt für 3 Jahre ein, weil 1906 die Wahlen in Massen­von der daß die massenhafte Entsendung von Volksgenossen in jung findet 1907 ftatt. imperialistischen Auffassung leiten, Frankreich stattfinden. Die Abstimmung ergiebt: Der nächste Kongreß fräuliche Gebiete ihnen neue Herrschaftsgebiete sichern könnte. Der Kassenbericht des Internationalen Sekretariats ist ge­daß unter Einwirkung der socialistischen und gewerkschaftlichen Aber alle diese Regierungen fragen nicht banach, unter welchen Be - prüft und gebilligt worden. Holland , Italien , Dänemark bitten ihre Agitation die eingewanderten Arbeiter sich nach einiger Zeit auf dingungen sich die Massenauswanderung vollzieht, wie die Aus- Jahresbeiträge von 800 Fr. herabzusetzen. Holland und Italien die Seite der eingebornen Arbeiter stellen und denselben Lohn wanderer in scheußlicher Weise auf den Auswandererschiffen aus 600 M., Serbien , Japan , Luremburg 100 Fr. Jahresbeitrag leisten. aus- sollen fünftig nach Vorschlag des Bureaus 400 Fr., Dänemark wie diese verlangen werden. Der Stongres verurteilt daher jede Gefeßesmaßregel, welche befördert werden, welcher Ausbeutung. Unterdrüdung, welchen Leiden Stuttgarts haben die andren Kongreßorte verzichtet. beuterischer Transportgesellschaften zusammengedrängt, gepfercht 600 M., Serbien , Japan , Luxemburg 100 Fr. Jahresbeitrag leisten. Die Wahl des Kongreßortes führt zu einer Debatte. Zu Gunsten die Einwanderung fremder Arbeiter, die das Elend zur Aus- fie in dem erstrebten Lande ausgesezt sein werden. Hyndman wanderung zwingt, berbietet oder verhindert. Der Kongreß, in fernerer Erwägung, daß Arbeiter rückständiger fämpft werden, die die einzelnen Länder wirklich zu Massenauswanderung fann nur durch durchgreifende Reformen be- berlangt Garantie für freie Tagung in Stuttgart , der Borsigende habe dies wohl erklärt und früher sei das auch schon ber­Raffen( wie Chinesen, Neger usw.) oft von Kapitalisten importiert Vaterland für die werkthätige Masse des Voltes machen. fichert worden, dann aber hätten die politische Situation, mangelnde werden um die eingebornen Arbeiter durch billiges Arbeits- Deshalb müssen wir jetzt auf Maßregeln finnen, welche den Aus- Redefreiheit 2c. doch die Verlegung des Kongresses notwendig ge­angebot niederzuhalten, und daß diese, die ein williges Ausbeutungs wanderern auf ihrem Leidenswege menschliche Ueberfahrt, Schutz objekt bilden, in einer nur mühsam verdeckten Sklaverei leben, gegen Betrug sichern. Ferner müßten die Einwanderer, um ihre wir nicht felsenfest überzeugt wären, daß wir jede Garantie für volle Bebel: Wir hätten nicht gewagt, Stuttgart vorzuschlagen, wenn erklärt, daß die Socialdemokratie die Anwendung dieses Mittels, Nechte wahren zu können, sofort naturalisiert werden, ohne das Redefreiheit und Sicherheit für jeden Delegierten übernehmen könnten. das dazu dient, die Organisationen der Arbeiter zu vernichten, Bürgerrecht in ihrer alten Heimat zu verlieren. Von diesen Gesichts- Redefreiheit und Sicherheit für jeden Delegierten übernehmen könnten. und dadurch den Fortschritt und die Jeventuelle Verwirklichung des punkten geht die Ihnen vorgelegte Resolution aus.( Beifall.) Dasselbe Maß von Freiheit und Sicherheit so wie hier in Amsterdam Socialismus aufzuhalten, mit allen ihren Kräften zu tämpfen hat." tönnen wir auch für Stuttgart gewährleisten.( Lebhafter Beifall.) Ohne Widerspruch wird Stuttgart angenommen.

tönnen, erklärt der Kongreß:

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Dagegen schlägt die Mehrheit der Kommiffion folgende Re­folution vor: " Der Kongreß erklärt, daß der auswandernde Arbeiter das Opfer der kapitalistischen Herrschaft ist, die ihn zwingt, das Vaters land zu verlassen, um sich mühsam sein Leben zu fristen oder seine Freiheit zu sichern. Der Kongreß leugnet nicht, wie gefähr lich für das Einwanderungsland der Zuzug schlecht bezahlter, gefügiger und arbeitswilliger Elemente ist, die von gewissenlosen Kapitalisten herbeigelockt werden, um die eingeborenen Arbeiter durch billiges Arbeitsangebot zu unterbieten, um Streifbrecher zu stellen und stellenweise blutige Zusammenstöße zwischen den Arbeitern verschiedener Länder herbeizuführen. Der Kongreß berurteilt jedoch jede Gesetzesmaßregel, welche die Aus­wanderung hindern oder fremde Arbeiter im Einwanderungs­lande ausschließen oder schlechter behandeln wollte. Er erklärt bielmehr, daß in allen diesen Fällen eine Agitation geboten ist, welche Aufklärung unter den von Unternehmern unter falschen Vorspiegelungen herbeigelockten Arbeitern verbreitet, er ist über­zeugt, daß sich unter der Einwirkung dieser Agitation von socia­listischer und gewerkschaftlicher Seite die eingewanderten Arbeiter nach einiger Zeit auf die Seite der eingeborenen und organisierten Arbeiter stellen und denselben Lohn wie diese verlangen werden, und er verurteilt die kurzsichtige Politit zurückgebliebener Arbeiter organisationen, die den Eingewanderten den Zutritt zu ihren Reihen versagen.

Der Kongreß erklärt außerdem, daß es nützlich ist, wenn die socialistischen Vertreter in den Barlamenten verlangen, daß die Regierungen die zahlreichen Mißstände, welche jener Lohnbrüder Import hervorruft, burch eine firenge und wirksame Kontrolle be­tämpfen, und daß die socialistischen Vertreter zu gleicher Zeit für eine Reform der Gesetzgebung eintreten sollen, nach welcher die Einwanderer in furzer Frift die politischen und bürgerlichen Rechte im Einwanderungslande erwerben, dieselben Rechte wieder erwerben, wenn sie in ihre Heimat zurückkehren, sowie daß die verschiedenen Länder den Einwanderern diese Rechte durch Gegen­seitigkeitserklärungen zusichern.

Der Kongreß fordert schließlich die socialistischen Parteien und die Gewerkschaftsorganisationen aller Länder auf, noch energischer als bisher unter den einwandernden Arbeitern die Agitation für Arbeiterorganisation und internationale Solidarität zu ent­falten." Berichterstatter der Kommission ift

Abschied von Amsterdam .

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Hellquith Amerita begründet die Resolution der Amerikaner, Holländer und der Delegation aus den englischen Kolonien. Alle diese Länder feien gezwungen, einen Unterschied zu machen zwischen von der Kommission, in die deutscherseits Genosse Ernst Berlin Bu erledigen sind noch: 1. die Maifeier- Resolution, welche Arbeitern civisierter Länder und uncivilisierter, zwischen Arbeitern, die im Klaffenkampf begriffen find oder wenigstens im Entwicklungs- und Genoffin 8ies- Hamburg entfandt worden sind, in folgendem prozeß des Klassenbewußtseins begriffen sind und solchen, die dazu Entwicklungs- Wortlaute vorgelegt wird: auch noch nicht die geringste Vorbedingung aufweisen. Das ist ein Lebensinteresse unsrer Arbeiterbewegung, die Kulis und Neger fern­zuhalten.

nischen Delegierten gegen diese Auffassung, die dem Sage:" Prole­Thompson protestiert im Namen der Minderheit der amerika­tarier aller Länder, vereinigt Euch! und der ganzen socialistischen Gedankenwelt widerstreite. Mache man einmal Ünterschiede zwischen den Nationen, so müsse man auch die Italiener, Polen usw., von Amerita fernhalten,

nicht anerfennen. Niemals hätte Marg verlangt, die rückständigsten Arbeiter Baeplow- Hamburg kann diese Auslegung des Maryschen Wortes ohne jede Nücksicht auf die konkreten Verhältnisse des eignen Landes hineinzulassen, zu verlangen, daß zum Beispiel die deutschen Bau­arbeiter sich ihre Lage durch schrankenlose Einwanderung der italienischen Arbeiter bedeutend verschlimmern lassen. Troß dieser Auffassung sei es ihm unmöglich, für den Antrag Hellquith su stimmen; denn dieser verabsäume es, auszusprechen, daß die Gewerk schaften jedes Landes die Pflicht hätten, die eingewanderten Arbeiter aufzuklären und in die Gewerkschaften hineinzuziehen. Das verab säumten auch die englischen Gewerkschaften, die durch ihre Statuten den ausländischen Arbeitern den Eintritt sehr erschwerten. Dagegen sollten die Arbeiter aller Länder ihre Stimme erheben.( Lebhafter Beifall.)

gründlich genug vorbereitete Frage abzusehen. Keir Hardie ( England) beantragt, diese offenbar noch nicht fönnten für feine der hier vorgelegten Resolutionen stimmen, weil Die Engländer beide von ihrem schlimmsten Gegner gegen sie ausgespielt werden fönnten. Die Frage der Ein- und Auswanderung müßte auf dem nächsten Kongreß eingehend behandelt werden. Inzwischen sollte das internationale Bureau Material sammeln.

Der Antrag wird durch Zuruf angenommen; doch bemerkt der dem Protokoll eingefügt werde.( Bravo !) Borsitzende, daß die Anregung Baeplow als Wunsch aller Nationen

Der internationale Sekretär teilt den Einlauf mit: Glückwunsch­telegramme aus Wien , Basel usw., eine Erklärung zu Protokoll über die gestrige Stimmenthaltung der belgischen und schwedischen Dele gierten und eine Protestresolution gegen die maßlosen Verfolgungen der ungarischen Socialisten.( Beifall.)

Maifeier- Resolution.

Ausgehend von der Erwägung, daß die Arbeiterdemonstration am 1. Mai den 8tveck hat, an einem bestimmten Tage in allen Ländern mit moderner Arbeiterbewegung einheitlich für die Forde rungen der Arbeiterschaft, insbesondere für den Arbeiterschutz, den Achtstundentag, die Klassenforderungen der Arbeiterschaft und den Weltfrieden einzutreten und damit die Einheitlichkeit der Bewegung und der Forderungen der Arbeiter aller Länder zum Ausdruck zu bringen,

in fernerer Ertvägung, daß die Einheitlichkeit der Demonstration noch nicht gegeben ist, weil in einzelnen Ländern nicht am 1. Mai, sondern am ersten Sonntag im Mai demonstriert wird,

beschließt der Kongreß: Im Anschluß an die Beschlüsse der Internationalen Kongresse zu Paris 1889, Brüssel 1891, Zürich 1898 und Paris 1900 fordert der Internationale Kongreß zu Amsterdam die socialdemokratischen Partei- Organisationen und die Gewerkschaften aller Länder in der nachdrücklichsten Weise auf, alljährlich am 1. Mai für die gesetzliche Einführung des acht­stündigen Arbeitstages, für die Klassenforderungen des Proletariats und für den Weltfrieden zu demonstrieren.

Am wirksamsten kommt die Demonstration am 1. Mai in der Arbeitsruhe zum Ausdruck.

Der Kongreß macht es deshalb sämtlichen proletarischen Drganisationen aller Länder zur Pflicht, die Arbeitsruhe am 1. Mai anzustreben und überall dort, wo es ohne Schädigung der Arbeiterinteressen möglich ist, die Arbeit ruhen zu lassen."

Resolution über das Frauen- Stimmrecht. ( Eingebracht von den deutschen Genoffinnen.)

Bei den Kämpfen, welche das Proletariat für die Eroberung des allgemeinen, gleichen, geheimen und direkten Wahlrechts in Staat und Gemeinde führt, müssen die socialistischen Parteien das Frauen- Wahlrecht in den gesetzgebenden Körperschaften beantragen, in der Agitation grundsätzlich festhalten und mit allem Nachdruck bertreten."

Resolution über die Trusts.

Die Trusts in ihrer vollkommenen Entwicklung sind die Be­seitigung der Konkurrenz zwischen den Herren der Produktion. Sie haben sich entwickelt aus lofen Vereinbarungen unabhängiger

ragen über die Fläche, dann wieder eine Molkerei, und dicht neben Labsale nach kommunistischen Principien austeilt: Jedem nach seinen ihr, ebenso appetitlich anzusehen, eine Fabrik für chemische Pro- Bedürfnissen! Dieses Stüd Zukunftsstaat in der Gegenwart zieht dufte. Das Land liegt tiefer als der Spiegel des Kanals, Manche natürlich eine starte Einwanderung an. Dies berheißungsvolle Ge von den Windmühlen, die wir sahen, haben den Zweck, das Wasser meinwesen unternimmt aber auch häufige bewaffnete Expeditionen wieder hinauszupumpen, wenn es in die Niederungen dringt. Auf auf Dec, und die Segnungen, die es verbreitet, versöhnen selbst die den Grasflächen weiden riesige Herden von gepflegten Rindern. leidenschaftlichsten Gegner folonialer Expansionspolitit. Neben uns im Kanal tummeln sich in Boten lustige Buben, aber Aber bei all der übermütigen Heiterfeit bleibt man sich doch der wir begegnen auch Zügen jener fchivergeplagten Menschen, die sich ernsten Ziele, die die Herzen bewegen, bewußt. Die Oesterreicher ihr Brot mit der Sklavenarbeit des Schiffsziehens verdienen und die Tschechen, stürmisch herbeigerufen, fingen das Lied der Arbeit". Sie lassen den Socialistenmarsch folgen, die Deutschen und

Amsterdam , 21. Auguft.( Eig. Ber.) Eine Woche schwerer, oft bis in späte Abendstunden ausgedehnter Arbeit ist abgeschlossen. Die Abschiedsreden, die Internationale ", die Hochrufe auf den Socialismus find verflungen nun dürfen die Delgierten ein paar Tagesstunden der gemeinsamen fröhlichen Raft widmen. Die Amsterdamer Genossen haben auch hier ihr Organisationstalent in der liebenswürdigsten Weise bethätigt. Eine Dampferfahrt soll die Kongreßmitglieder mit der eigenartigen müssen. holländischen Landschaft bekannt machen und ihnen gleichzeitig das Vor einer Eisenbahnbrücke gab es für beide Schiffe einen die Holländer singen mit und das Orchester fällt ein. Nun wird Wirken der Arbeit borführen, das hier noch deutlicher als anderswo längeren Aufenthalt. Wir hatten hier ohne Absicht die Gelegenheit die Stimmung wieder feierlicher. Die Holländer tragen alte Lieder das Antlitz der Natur berändert, seine Zeichen ihr dauernd auf gefunden, die Dichtigkeit des Eisenbahnverkehrs von Amsterdam aus ihrem nationalen Freiheitstampfe vor. In manchen dieser geprägt hat. at 90130 fennen zu lernen. In Abständen von höchstens zehn Minuten tamen Melodien erkennen die Deutschen die Weisen alter Volkslieder unfres Nach einem gemeinschaftlichen Mahle im Garten des Konzert- die Züge über die Brücke. Wir hatten wohl eine Stunde zu warten, Wolfes wieder. gebouw fuhren die Delegierten in mehreren Bügen der elektrischen ehe der Durchlaß für uns freigemacht wurde. Unterdeffen haben wir den Merwede- Kanal passiert, der Straßenbahn nach der Sarphati- Kade, wo zwei Schiffe, die Ceres" Aber die Stockung bringt nun auf den Schiffen in die Geselligkeit Amsterdam mit dem Rhein verbindet, und nähern uns wieder der und der Mercurius ", schmale, langgebaute Dampfboote, ihrer einen besonderen Zug. Man hat jezt draußen weniger zu sehen Hauptstadt. Die geplante Ausdehnung der Fahrt bis zum Zuidersee warteten. Trompetentlänge tönten ihnen entgegen: die Inter- und schließt sich enger aneinander an. Auf dem Mitteldeck des mußte wegen der vorgerückten Zeit unterbleiben. Wir fahren durch nationale", von den Bläsern der auf beiden Schiffen postierten Mercurius" ist bald eine Art internationaler Bühne etabliert. Auf eine Schleuse in das Amsterdamer Hafengebiet ein. Schon sehen Orchester intoniert. Am Duai standen Hunderte Amsterdamer Ge- unsern Schiffen sind die meisten Holländer, viele Deutsche, die wir wieder Müken und rote Tücher vom Ufer herunterwinken. Bei nossen , um von den fremden Freunden Abschied zu nehmen. Desterreicher, die Russen und etliche Franzosen versammelt. den Dod- und Lagerhäusern stehen die Arbeiter in den blauen Während der Einschiffung spielten die Musitanten immer neue Holländer und Franzosen beginnen mit der feurigen Carmagnole", Leinenanzügen dicht geschart. Auf den Schiffen, die vor Anker socialistische Weisen auf, so den Achtstundenmarsch" der holländischen Dann folgen andre Parteilieder in verschiedenen Sprachen. Auf liegen, steht die Mannschaft auf Deck und schicht uns, unablässig Arbeiter, ihr Lied: Die Waffen nieder", dann die Marseillaise ", einmal ruft jemand: Katayama soll singen! Der kleine Japaner die Müzen schwenkend, Grüße herüber. Unfre Musit spielt nun und bald fiel der Chor der dichtgedrängten Menge auf den Schiffen in graugelber Reisemüße und graugelbem englischem Reisekostüm, ununterbrochen socialistische Lieber, alles singt mit. Wir kommen ein. Die Ceres" fuhr zuerst ab, der Mercurius " folgte. Noch aus dem der weiße Battistshlips hervorleuchtete wie ein weißer Fled, an einem französischen Schulschiff vorbei. Die Internationale" er­einmal Hochrufe, dann Abschiedwinken, so lange der Blick die der wehrt sich mit lächelnder Lebhaftigkeit, aber es nüht nichts. Er tönt. Die Matrosen und Seefoldaten konnten unter dem Auge der Fahrenden und die Zurückgebliebenen verbinden konnte. wird in den Kreis geschleppt, das riesige Broschürenpatet, das er Vorgesetzten nicht erwidern. Doch sieh, eine Lute öffnet sich im

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Wir fuhren zuerst auf der Amstel, die hier breit und stattlich ist beständig in der Hand hält, wird ihm abgenommen, und nun singt Schiffsrumpf und ein Matrose erscheint, der mit aller Straft die und von blinkenden Häuserzeilen eingefaßt wird. Hier ist der er eines jener kurzen feltsamen Rezitative, die wir bei dem Gast- Müße freisen läßt. schönste Teil des neuen Amsterdam . An manchen Gebäuden zeigen spiel des Sada Jacco gehört haben. Man applaudiert heftig. So sind wir von unsrer Fahrt zurückgekommen. Socialistische fich moderne Motive, die mit dem alten holländischen Stil fein- Uebersehen! ruft einer unter allgemeiner Heiterkeit. Und von da Proletarier hatten uns bei der Abfahrt Abschied zugewinit, fühlig verbunden find. Ueberall stieß das Auge auf grüne Bläße, an wird es immer lustiger. Bebel und Kautsky stimmen das socialistische Proletarier hießen uns nun willkommen. Konnte es Alleen, Gärten, Baumgruppen, die sich im Wasser spiegelten. Wir alte Lied vom Bürgermeister Tschech an, die andern Deutschen bessere Anerkennung für die auf dem Kongreß vollbrachte Arbeit fuhren unter einer breiten Brücke durch, deren mittleres Glied singen mit. Bei der Ausführung giebts eine Schwierigkeit. Ein geben? emporgezogen werden mußte, um uns durchzulassen. Noch immer Teil singt an einer Stelle Wauwvau", wo nach Meinung der andern Da es aber nun für uns galt, Abschied von einander zu nehmen, sahen wir, bald rechts, bald links, unbekannte Freunde uns zu ein Schrumm- Schrumm" hingehört. Leicht ist das Wißwort fiel es so schwer, daß man noch einmal ein paar Stunden dem winten. Der Schall der Musik und der Lieder fagte jenen ja, wer gefunden, daß auch hier die beiden Methoden" schon zur Geltung neidischen Schicksal abgewinnen mußte. Jm Saal des Hotel wir seien. fämen, die revolutionäre Wauwau- Taktit" und das revisionistische Americain" tamen am Abend noch ein paar hundert Delegierte und Dann waren wir auf einmal zwischen weiten grünen Wiesen. Schrumm- Schrumm". Amsterdamer Parteigenoffen zusammen. Es war eine Abschieds. Amsterdam hat nicht wie unsre Großstädte vorgeschobene Vororte, Is Maitre de plaisir" ist der prächtige, nun auch schon weiß feier, deren herzhafte Fröhlichkeit die in diesen Tagen geschlossenen in benen die Arbeiter wohnen und die industriellen Unternehmer gewordene Van Kol unermüdlich, von unerschöpflichem Humor, Beziehungen besiegelte. Bevor man auseinanderging, hielt Dr. billiges Terrain für ihre Fabriken suchen. Hier geht die Stadt plöz- der immer Neues zu erfinden weiß. Mit jugendlichem Frohmut er- Adler eine kurze Dankrede an die Amsterdamer Genossen. Er lich in das Land über, freilich in ein Land, dem die Kultur überall sinnt er einen Ulf nach dem andern. Er selbst führt mit köstlich sagte: Wir haben euch immer als gute Parteigenossen gekannt und ihren Stempel aufgedrüdt hat. Die Wasserläufe entlang führen parodistischer Grazie einen javanischen Schleiertanz auf. Katayama haben euch schon immer mit einer ich möchte sagen abstrakten prächtige Wege, auf denen Radfahrer dahinsausen. soll die Dame machen, aber da er sich sträubt, springt autstyreundschaft geliebt,( Heiterkeit.) Jeßt aber haben wir euch Wir hatten jezt die Amstel verlassen und fuhren in einem sein und offenbart ein außerordentliches Geschick für höhere persönlich fennen gelernt und scheiden von euch als von guten, schmalen Ringtanal, der die Verbindung Amsterdams mit Weesp, Ballettkunst. tapferen, lieben, persönlichen Freunden.' Der allgemeine der Stätte des berühmten Van Houten, darstellt. Die Ufer an Wer aber an rein ästhetischen Genüssen, und seien sie selbst so Beifall, der diesen Worten folgte, bewies, daß der Redner allen beiden Seiten sind mit dichtem Schilf bewachsen, dahinter strecken feltener Art wie diese, sein Genüge nicht findet, der braucht bloß aus der Seele gesprochen hatte. Auf Wiedersehen in Stuttgart !" sich bis in unendliche Weiten Wiesen, die in frischem Grün leuchten. unter Deck zu klettern und sieht neue Horizonte vor sich ausgebreitet. Mit diesem herzlichen Zuruf schüttelte man sich die Hände. Manchmal liegt ein riesiger Heuschober wuchtig da, einzelne Häuser Eine fliegende Küche ist dort etabliert, die die verschiedenartigsten

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Otto Pobl