Nr. 1.
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Vorwärts
8. Jahrg.
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Redaktion: Beuth- Straße 2.
Freiheit.
reiheit! Freiheit!
Du Wunderport, du Wunderwort!
Du Jubegriff der herrlichsten der Lieder,
Wie klingst du in des Menschen Seele wieder!
Ein Wunderwort, ein Wunderhort, Der alles Schönste in sich birgt, Der alles Schönste aus sich wirkt! Freiheit! sie wird nicht ohne Mühe dein; Will wie ein schönes Weib errungen sein.
Donnerstag, den 1. Januar 1891.
Zum Nenen Jahre 1891.
Bum Neuen Jahr!
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Nur kämpfend dringst du vor
Zu ihrem köstlichen Genuß,
Nur wenn du sagst: Ich weiß, ich muß Und kann nicht anders!
Du bist nicht frei, wenn du das Schlechte willst, Du bist nicht frei, wenn du erwählst, Was dir bequeme Freuden schafft, Ein Sklave bist du deiner Leidenschaft. Doch führt der Weg zur Schönheit auch durch Noth, Droht er im Kampfe selbst den Tod,-
Expedition: Beuth- Straße 3.
Doch du erkennst und weißt, du mußt,
Und vorwärts gehst du mit jauchzender Lust, Bleibst deinem Ziel vollendet treu, Dann bist du frei!
Die Schönheit ist des Werdens Ende, Die Schönheit ist des Werdens Ziel, Vollendetes Gezwungensein,
Den Weg zu wandeln vollbewußt Nach diesem Ziel ist Freiheit! Freiheit!
ersten Blick einen neuen Kurs" der Sozialreform zu ver- hoben hatte, an dem die Arbeiter aller Länder den heißen schienen, und die ganz geeignet waren, eine nicht internationalen Proletarierbund feiern durchaus zielbewußte Partei in Verwirrung zu bringen. wurde am 1. Oktober das Sozialistengesetz sang- und Wir hatten alle Barteien gegen uns und mußten Front flanglos nicht begraben, das wäre zu viel Ehre gemachen gegen alle und unser Kurs blieb immer der wesen, nein verscharrt, bei Seite geschafft, wie irgend ein Ding, das Efel einflößt.
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Die Jahreswende bietet, nach allgemeiner und sehr natürlicher Sitte, den Anlaß zu einem Rückblick in die Vergangenheit und zu einem Vorblick in die Zukunft wir lassen die Ereignisse und Vorgänge des dem Abschluß alte vorwärts, vorwärts zum Sieg! zueilenden Jahres noch einmal vor uns vorübergehen, und Der 20. Febrnar sprengte die Koalition der Reak- Die Sozialdemokratie hielt am 1. Oktober Rückschau schauen dann dem kommenden Jahr froh ins Angesicht. tionsparteien, genannt Kartell, zerbrach das Sozialisten- und Heerschau und am Jahrestag der Entdeckung von Für uns Sozialdemokraten ist die politische Inventur gefeß und warf das Postament um, auf welchem der Amerita 12. Oftober traten die Erwählten der hipfnahme diesmal eine besonders erfreuliche Beschäftigung: größte der Demagogen des Kapitalismus- Fürst Bis- deutschen Arbeiterklasse zum Kongreß in Halle zuhaben auf eine Reihe großer Erfolge zurückzuschauen. marck fein Ich aufgepflanzt und eine Familiendynastie, fammen, der am 18. Oktober, dem Jahrestag der VölkerAs einer unserer Abgeordneten am Schluß des mit erblichen Hausmeierthum zu begründen versucht hatte. schlacht von Leipzig , seine Aufgabe: die Reorganisation der Am 18. März für Gewalthaber ein ominöses Partei vollendete. vorigen Jahres im Reichstag erklärte:„ Wir haben das Sozialistengesetz besiegt die nächste Wahl wird eine Datum wurde das Urtheil des 20. Februar an dem Die wunderbare Eintracht, die auf dem Halleschen
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Million anderthalb Millionen Stimmen Urheber des Sozialistengesetzes und der Millionärzüchtungs Rongreß waltete, zerstörte die thörichten Hoffnungen unserer
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für uns ergeben", da glaubten selbst viele Parteigenossen, Politik vollstreckt: die Prophezeiung sei zu kühn.
er wurde
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lebendig begraben. Die Nemesis hatte ihn ereilt, und was sie noch übrig ließ Feinde auf selbstmörderischen Bruderzwist der deutschen Und der 20. Februar 1890 hat sie im vollsten an Sympathie für den Gefallenen, das zerstörte dieser Sozialdemokratie dennoch wurde das alberne LügenUmfange wahr gemacht. selbst in wahnsinniger Verblendung. Nie hat falsche, mit märchen von Spaltungen" von der gegnerischen Presse Der 20. Februar 1890 ist ein weltgeschichtliches allen Listen, Kniffen und Künsten zu ungeheuerlichen gedankenlos weiter verbreitet. Unsere Feinde nennen das Datum er bedeutet den endgiltigen Sieg der sozial- Dimensionen aufgeblähte Größe ein jäheres und schmäh- geistigen Kampf". demokratischen Idee und Weltanschauung über die mecha- licheres Ende genommen. Es ist zwar eine alte und gute Erfahrungsregel, daß
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nische Gewalt die Bankrotterklärung des Sozialisten- Und dem Schöpfer mußte sein Werk folgen. Nach- man den Feind nicht verachten soll; es ist aber wirklich gesetzes, seiner Urheber und des Systems, dem es ent- dem das Fiasto der internationalen Ar- schwer, unsere Feinde nicht zu verachten. Haben sie flossen. beiterschuh- Konferenz aller Welt klar geworden jemals den Versuch gemacht, unsere Ziele vorurtheilslos Um die Tragweite und Bedeutung des Tags voll war, und nachdem die deutsche Sozialdemokratie noch, gemäß ins Auge zu fassen, mit unserem Programm sich bekannt zu begreifen, müssen wir uns ins Gedächtniß zurückrufen, dem Beschluß des Internationalen Arbeiterkongresses zu Paris , zu machen? Haben sie jemals die allgemeinen Verhältdaß heute vor 12 Monaten Fürst Bismarck noch fest trotz aller Hindernisse von oben, trotz des verzweifelten nisse und die Fragen, um welche der politische Parteiim Sattel saß", daß 16 Tage vor dem Wahltag die Widerstandes der Unternehmersippe den ersten Mai fampf sich dreht, zu erforschen getrachtet? Haben sie „ Kaiserlichen Erlasse" veröffentlicht wurden, die auf den auch für Deutschland zum Fest tag der Arbeit er- jemals Ernst, Würde, Muth in dem Kampfe mit uns ge
Feuilleton.
Nachbruck verboten.]
I.
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Frau Solmsens Antlitz zog sich in die Länge. Verstehen Sie das, Frau Mühlberg?" sagte sie. Auch Frau Mühlberg schien etwas verbuzzt.
Wahrhaftig, ich kenne mich nicht aus in all' dieser Weitschweifigkeit," erwiderte sie; ich denke, wir versuchen es noch einmal."
Sie nahmen das schwierige Dokument wieder vor und versuchten es noch einmal. Frau Holmsen hatte Kopfschmerzen, daher mußte Frau Mühlberg die Vorleserin machen; wenn man es recht bedachte, war diese vielleicht auch die Runenkundigere von beiden. Denn rund und dick und solide, wie sie da saß, schien sie eine Frau, die ein Stück in der Welt herumgekommen.
Zum Glück hielt Fanny sich ruhig; sie saß auf ihrem Lieblingsplatz am großen Nähtische neben Mamas Stuhl und arbeitete an einem Kleide für ihre Rosalie.
Frau Mühlberg begann:
zu Grunde liegenden Vertrages, dessen Abschrift mitfolgt, Wird dem Herrn Untervogt mit dem Bemerken zu ebenso gut wie die übrigen Kinder versorgen; allein da er gestellt, daß der Betreffende d. 3. sich in Kristiansborg keinen Schritt gethan hat, dieser Pflicht nachzukommen, weiß aufhält. sich die Mutter, welche hier in dürftigen Umständen lebt, Christiania , 6 März 1865. teinen anderen Ausweg, als um eine amtliche Resolution in Betreff des jährlichen Beitrages anzusuchen.
Wenngleich er es als zweifelhaft betrachtet, daß die Sache durchführbar sei, hat der Gefertigte es dennoch Frau Holmsen nicht abschlagen wollen, dem Herrn Amtmann dieses Ansuchen zuzustellen, wobei noch bemerkt wird, daß besagter Herr Holmisen sich z. 3. in Christiania ") aufhalten soll.
Stadtvogtei zu Kristiansborg, den 14. Dez. 1864. D. Broch. An den
Herrn Amtmann im Oberlands- Amte,"
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Wird dem Herrn Stiftsamtmann in Christiania zur Verfügung gestellt. Oberlands- Amt, 19. Dezbr. 1864.
In Abwesenheit des Amtmanns: Hj. Bye.
Wird famt den Beilagen an den Stadtvogt von Chriftianià zu vorbereitender Behandlung geschickt. Stift von Christiania , 30. Januar 1865.
Im Auftrag: Joh. Knap." Wird dem Stadtdiener Engh zu der gewöhnlichen Behandlung übergeben. Unterv. v. Chr., 9. Febr. 1865.
Für den Untervogt: Edv. Olafsen."
Chr. Engh." Wird dem Stiftsamt von Chriftiania mit ehrerbietiger Hinweisung auf Vorstehendes zurückgeschickt. Untervogteiamt von Christiania , den 8. März 1865. P. Rainin provisorischer Leiter." Wird dem löblichen Oberlands- Amte zurückgestellt. Stiftsamt von Christiania , den 11. Dla 1865. Im Auftrag Joh. Knap." Wird an den Herrn Stadtvogt in feciftiansborg mit dem Ansuchen geschickt, über den Vater des Kindes die üblichen Aufklärungen zu geben.
Oberlands- Amt, den 15. März 1865,
Krohn."
Andreas Holmsen ist 39 Jahre alt, nicht beim Militär, arbeitsfähig, doch augenblicklich ohne feften Geverb. Ich kann nicht umhin, beizufügen, daß mir berichtet wurde, er wünsche auszuwandern. Die Beilagen folgen. Stadtvogtei zu Kristiansborg, den 21. März 1865. D. Broch."
An den
Herrn Amtmann des Oberlandbes- Amtes."
Wird dem Herrn Stadtoogt in Kristiansborg mit dem Ansuchen zurückgestellt, Frau Holmsen bekannt zu geben, daß das Amt nach erfolgter Einsichtnahme in den beigelegten Kontrakt nicht findet, da es Mittel giebt, ihren geschiedenen Gatten zu irgend einen Beitrag zur Erhaltung ihres Kindes zu verpflichten.
„ Die geschiedene Gattin des Exam. juris Andr. Holmsen hat sich an den Unterzeichneten mit dem Ersuchen gewendet, bei dem Amtmann darauf hin anzutragen, daß ihrem vorgenannten Manne durch obrigkeitliche Resolution auferlegt werde, Beider gemeinsamem Kinde Fanny,*) Die ungleichmäßige Schreibung von Christiania , Kristiania, für deren Alter ein Zeugniß des Pastors beiliegt, einen Kristiansborg ist zu charakteristisch für das Schwanken der jährlichen Sustentationsbeitrag auszusehen. Dieses Kind Bureaukratie zwischen Altem und Neuem, um nicht getreu bei- Oberlands- Ant, den 28. März 1865. sollte nämlich der Vater infolge des der Auflösung der Ehe behalten zu werden.
Anm. d. Ueb.
Krohn."