Kr. 202. 21. Iahrgimg.1. Icilijf des Jotmärts" ßetliiitt WksdlÄ.Sonntag, 28. Allgast 1904.partei-]Sacbncbten.Aus dem internationalen Bureau wird uns geschrieben: Mehreresocialistische Parteien, besonders die deutsche Socialdemokratie, habenihre Absicht kundgegeben, gelegentlich ihrer nationalen ParteitageAusstellungen von Zeitungen. Zeitschriften, Broschüren dersocialistischen Litteratur zu veranstalten. Das internationalesocialistische Bureau bittet daher die Administrationen von politischenZeitungen, Gewerkschaftsblättern, von illustrierten und Witzblättern.Zeitschriften, Broschüren und Bildern, von jeder Publikationeinige Exeniplare an das Bureau. Brüssel, Rue Hehvaert 63, zuschicken.Der offizielle Bericht deS Amsterdamer Kon-g r e f s e S wird dreisprachig: französisch, deutsch, englisch vom inter-nationalen Bureau herausgegeben. Preis franco Post 1 M. Bei10 Exemplaren je 0,80 M.; bei 25 Exemplaren 0,75 M.; bei50 Exemplaren 0,60 M.; bei 100 Exemplaren 0,50 M.Ferdinand Lassallc und seine Bedeutung für die Arbeiterklasse.Zum vierzigsten' Todestage desselben hat Eduard Bernstein unterobigem Titel eine Broschüre herausgegeben, die im Verlage derBuchhandlung Vorwärts, Berlin, erschienen ist. In dem Vorwort zuderselben sagt der Verfasser:„Die vorliegende Schrift soll in knappen Untrissen das Wirkenund Wollen Lasjalles dem Leser vor Augen führen. Ich habe michihrer Abfassung um so lieber unterzogen, als es mir wiederholtbei Vorträgen aufgefallen ist, wie wenig insbesondere die jüngereArbeitergeneration von Lassalle iveisz. wie unbekannt den nieistendas reiche geistige Leben ist, das Lassalle der Arbeiterklasse hinter-lassen hat. Möge eS der Schrift gegeben sein, dies Erbe für vielewiederzubeleben."Lassalles Verdienste um die Arbeiterklasse rechtfertigen diesenWunsch des Verfassers. Bernsteins Broschüre behandelt aber zugleichein Stück Parteigeschichte, soweit sie mit Lassalles Persönlichkeit zu-sanimenhängt. die kennen zu lernen unsren jüngeren Parteigenossenwillkommen sein wird.Ein vorzügliches Lichtdruckbild nach dem im gleichen Verlageerschienenen Kupferdnick ist der Broschüre beigegeben. Der Preisbeträgt 1 M., für die Agitations- Ausgabe 50 Pf. Jede Partei-buchhandlung und jeder Kolporteur besorgt die Schrift.Zu den jüngst erwähnten Mitteilungen über die beabsichtigteAufstellung des Genossen Göhre als ReichstagS-Kandidat m Hof unddessen Ablehnung bemerkt die„Rheinische Zeitung":„Soweit wir unterrichtet sind, gedenken die Parteigenossen desKreises Zschopau-Marienberg Göhre wieder aufzustellen."poUretticbes, Sericbtlicbes ulw.Mißstände und Prehrecht.AuS Halle berichtet man uns unterm 26. August: Die Wahr-heit berührt unangenehm; die» erfuhr wieder einmal der Redakteurdes„Volksblattes", Genosse Ernst D ä u m i g. der wegen Be-lcidigung des Bürgermeisters Parnik von Uebigau vor der Straf-kammer angeklagt>var. Mitte Mai d. I. erschien im„Polksblatt"unter der Spitzmarkc:„Hungerlöhne für Kassenbeamte" ein Artikel,der sich mit einem Inserat des„Staats- und Gcmeinde-Anzeigers"beschäftigte. Es wurde da von dem Magistrat in llebigau e i nmit dem Kassen wesen gut betrauter erfahrenerStadtkassenkontrolleur für ein Jahresgehaltvon sage und schreibe 600 Mark gesucht. Man ver-laugte von dem Bewerber auch noch 600 M. Kaution. GenosseDäumig kritisierte das Inserat mit einem scharfen Ausdruck undknüpfte hieran die Bemerlung, daß man sich unter diesen Umständengar nicht zu wundern brauche, wenn sich solche Beamte an denihnen anvertrauten fremden Geldern vergreifen. Als mm jenerBürgermeister, der daS Inserat losgelassen hat, heute als Zeuge vorGericht erschien, redete ihn der Vorsitzende, Landgerichts-DirektorZcrbc, mit den Worten an:„Na, 600 Mark ist eindihchen wenig, nicht wahr? Sie brauchten dochjene Stelle nicht er st auszuschreiben und konn-ten doch einen Mann aus Ihrem Bureau nehmen..�aben sich denn auf das Inserat Bewerber gemeldet?" Der Bürger-meister entgegnet: Massenhaft, und der Verteidiger unsres Genossenweist darauf hin, daß der frühere Kontrolleur in eine solche Notlagegeraten sei, daß er sich strafbar machte, und vom Schwurgericht bc-straft wurde. Der Bürgermeister berief sich schliehlich darauf, dastBon der„Weitherzigkeit der katholischenWeltanschannng".Auf dem letzten Katholikentage hat ein Redner mit großemStolz als neueste Entdeckung des CentrumS die„Weitherzigkeit derkatholischen Weltanschauung" proklamiert. Diese»Weitherzigkeit" nunwagt sich in der großstädtischen Centrumspresse nicht recht hervor.nber in den dunklen Winkeln der deutschen Kultur, da gedeiht dieseWcitherzigkeit allerdings üppig, da arbeiten die weitherzigen Hetz-kapläne mit einer Weltanschauung, die auf die Narrheit vonIdioten und die niedrigsten Instinkte unaufgeklärter Massenspekuliert.Wir gedenken in Zukunft deS öfteren zur Kennzeichnung derWeitherzigkeit der katholischen, will sagen klerikalenWeltanschauung die im Verborgenen duftenden Nachweilchcn zubrechen und auf den Tisch der großen Oessentlichkeit zu stellen. Wirhosten auf diese Weise mit der Zeit eine Sammlung von klerikalen„Weitherzigkeiten" zu stände zu bringen, die für die oben erwähnteWeltanschauung so viel neue Gläubige werben wird, daß dieRedaktion des„Vorwärts" ernstlichen Anspruch erheben darf, aufder Liste der Anwärter der Heiligsprechung vorgemerkt zu werden.Da hatten unsre Genossen am Niederrhein kürzlich ein Flugblattverbreitet, daS die Ziele der Socialdemokratie und die Volks-trrräterische Politik des CentrumS durch einfache Anreihung vonThatsachen eindringlich schilderte.' Die überzeugende Kraft dieses Flugblattes mußte natürlich soforttot acloqen werden. Aber auch die Lüge erfordert Arbeit und WitzUnd wozu wäre die Weitherzigkeit der klerikalen Weltanschauung dawen» man nicht ohne solche mühseligen Widerlegungsversuche auS-kommen kann! Und die gläubige Inbrunst half. Siehe, es eröffnetesick, in einer verstaubten Aktenmappe ein funkelnder reicher Schatz.uralt-war aber nicht minder brauchbar. Und der Herr Dr. theolKr Reimmaer-u Kempen am Rhein, der verantwortliche Redakteurdes Lob b ericher B ü rg er b l a tt". atmete erleichtert aufund segnete die Weitherzigkeit der ihm verliehenen Weltanschauung.Er brauchte nicht die Thatsache zu widerlegen, nicht das socialistischeProgramm im Schweiße seines HiruS zu kritisieren daS altezermürbte Blatt brauchte nur in die Druckerei geschickt zu werdenund alles war gut.Unsre Leser, die der nachfolgenden Weitherzigkeit der CentrumS-presse ihre Aufmerksamkeit nicht versagen werden, dürsten allerdingshöchst erstaunt sein über die große Zahl gänzlich unbekannter„Führer"und noch unbekannterer Millionäre, die der Theologe von Lobberichd« socialdemokratischen Jntemattonale geschenkt hat. Leider aberdas Gehalt vom Regierungspräsidenten gut geheißen sei. DerStaatsanwalt erkannte an. d a ß e s ein Mißstand sei, wennBeamte für 600 M. gesucht würden; die Presse könne Mißständerügen, müsse aber dabei„sachlich" bleiben. In dem Ausdruck„schäm-los" habe sich der Angeklagte vergriffen, weshalb gegen ihn eineGefängnisstrafe von 6 Wochen zu beantragen sei. Das Urteil lauteteauf 100 M. Geldstrafe eventuell 10 Tagen Gefängnis.Tius Induftnc und Handel.Gcncralversamnilinig der Hibcrma.Der gestrige Kampf um die Verstaatlichung der Hibernia-Gesellschaft hat die endgültige Entscheidung noch nicht gebracht.Wild wogte der Streit. Die Spitzen der Berliner Hochfinanz rauftensich unter Assistenz der Syndikatsgrößen tapfer um ihr Interesse,wobei auf beiden Seiten manch scharfes Wort fiel, aber einen vollenSieg kann sich keine der beiden Parteien zuschreiben. Zwar ist dieVerstaatlichung mit 29.6 Millionen Mark gegen 2,6 Millionen Markabgelehnt worden; doch dieser Beschluß wird jedenfalls von derDresdner Bank angefochten werden, und es ist ziemlich sicher, daß erannulliert werden muß. Nach§ 292 des Handelsgesetzbuches bedarfnämlich der Beschluß über die Auflösung einer Aktiengesellschaft einerMehrheit, die drei Vierteile des vertretenen Grundkapitals umfaßt.Als nun die Vertreter der Dresdner Bank sahen, daß die Stimmunggegen sie sei, erklärten sie, daß ihr Kollege, der die 18 MillionenMark Hibernia-Aktien der Dresdner Bank vertrete. Dr. Pölchau,nicht anwesend sei; sie selbst seien aber für die Abstimmungnicht bevollmächtigt. Ohne diese 18 Millionen Mark der DresdnerBank waren aber nur 32 Millionen Aktienkapital in der Ver-sammlung vertreten. während das Gesamt- Akttenkapital bekanntlich 53'/z Millionen Mark bettägt. Als dann die Abstimmungvorüber war, erschien Plötzlich Dr. Pölchau. Der Vorsitzende wolltenun eine nochmalige Abstimmung vornehmen lassen. Doch schnelllegten die Vertteter der Dresdner Bank Protest ein und entferntensich dann. Zweifellos ist von der Dresdner Bank dieser Trick ledig-lich deshalb ausgeheckt, um einen Grund zur Anfechtung der Ab-stilnmung zu erlangen. Ein höchst sonderbares Verfahren!Ueber den Vorgang wird telegraphisch berichtet:Den Vorsitz führte in Verhinderung des ersten VorsitzendenGeh. Bcrgrats Hard Landtagsabgeordneter v. E y n e r n, zu dessenStellvertreter Geh. Justizrat Winterfeldt ernannt wurde. Ehe indie Verhandlung eingetreten wurde, verlangten die Berliner Rechtsanwalte Stern und Hirsch zu wissen, welches die Höhe des zurGeneral-Versammlung angemeldeten Aktienkapitals sei. JustizratWinterfeldt erwiderte, daß weit mehr als zwei Drittel des gesamtenAktienlapitals angemeldet und in der Versammlung vertreten seien.Der genaue Betrag werde im Laufe der Verhandlungen mitgeteiltwerden.Nach Eintritt in die Tagesordnung verlas Herr v. Eynern dasbekannte Angebot des Handelsministers. Er unterbreitete der Ver-sammlung den Antrag, das Angebot deS Ministers ab-zulehnen. Den Antrag begründete der trotz erheblicher Er-krankung erschienene Generaldirektor der Gesellschaft B e r g r a tBehrens. In der Diskussion ergriff zunächst das WortGeheim rat Kirdorf, Vorsitzender des Kohlen-Syndikats:Man könne nur annehmen, daß dies der erste Schritt zur Ver-staatlichung des gesamten rheinisch-westfälischen Bergbaues sein solle.Der Staat rechne dabei mit der jetzigen socialen Strömung in derVolksvertretung, welche die Staatsregicrung zu weiteren Schrittendrängen werde, wenn sie auch selbst nicht wolle. Redner kam aufdie Unterredung mit dem Minister zurück. Der Minister habe aufdie Gefahr hingewiesen, welche aus der Monopolisterung des Berg-baucs in wenigen einzelnen Händen für das Gemeinwohl entstehenwürde. Er habe insbesondere auf Gelsenkirchen hingewiesen, welcheGesellschaft von zwei Industriellen, Stinncs und Thyssen, beherrschtwerde. Redner habe diese Behauptung als Märchen zurückgewiesen.Der Minister habe nach dieser Ausführung erklärt, er sei dann falschunterrichtet gewesen. Aber der Stein sei nun im Rollen und derStaat habe das ernsteste Interesse daran, Einfluß auf die SyndikatsPolitik zu erhalten; dabei habe der Minister den maßgebenden Einfluß anerkannt, den Geheimrat Kirdorf auf das Syndikat ausgeübthabe und erklärt, daß er hohen Wert darauf lege, diesen ausschlagegebenden Einfluß dem Syndikat zu erhalten.„Welcher Widerspruchliegt in diesen Worten? In meiner eigenen Gesellschaft Gelsenkirchcn soll ich zum Strohmann geworden sein, und im ganzengroßen Syndikat soll ich trotzdem noch der maßgebende Mann sein."(Beifall.) Redner führt dann noch einmal eingehend aus, daß,wenn der Staat Einfluß auf die Preispolitik des Syndikats hättehaben wollen, er in dasselbe hätte eintreten sollen, und wiederholt,daß er, der Redner, dem Staat zu diesem Zweck im vorigen Jahredie weitgehendsten Konzessionen gemacht habe. Wenn es dem Staatgelingen sollte, die Hibernia zu erhalten, so werde er in dasSyndikat nur eintreten können unter ganzwesentlich ungünstigeren Bedingungen. Aus diesemGrunde glaube er, daß die durch die offiziöse Presse verbreitetenMotive gar nicht die wahren Beweggründe des Staates seien, daßvielmehr die weitere Absicht vorliege, den ersten ausschlaggebendenSchritt zur Verstaatlichung des gesamten rheinisch-westfälischen Berg-baucs zu thun.„Wenn Sie diesen Schritt zur Stagnation unsreswichtigsten Industriezweiges mitmachen wollen, so nehmen Sie dieOfferte des Ministers an. Wenn nicht, so lehnen Sie dieselbe ab."(Lebhafter Beifall.)Aktionär K a tz ist der Meinung, daß der Staat lediglichGeld verdienen wolle und daß er in dieser Absicht die Offertegemacht habe. Er plädiert dafür, heute die Offerte zwar abzulehnen,nicht aber die Verhandlungen abzubrechen. Man solle vielmehr ver-suchen, ein günstigeres Angebot zu erlangen, und dann verkaufen.Rechtsanwalt Hirsch- Berlin führt aus, der Weg,den die Regierung eingeschlagen habe, sei doch nicht so ganz zuverurteilen, man habe hier nur zu erörtern, ob die Aktionäre eingutes Geschäft machen oder nicht.(Lebhafte Ohol-Rufe.) DieAktionäre wollen verdienen. Man solle ruhig überlegen, was manaus dem Handel herausschlagen könne.(Rufe: Schluß.)Abg. v. Eynern bemerkt, es wäre korrekt und fein gewesen,wenn der Minister offen an die Gesellschaft herangetreten wäre undnicht auf dem Hinterwege.GeHein: rat Müller von der Dresdner Bank führt aus,er sei nicht erschienen, um den Minister hier zu vertreten, sondernspreche nur in seinem Namen. Er halte es für bedauerlich, daß diesekaufmännische Frage mit socialpolitischcn Fragen verquickt werde.Man dürfe doch nicht vergessen, daß nicht ein einzelner Minister,sondern das gesamte Ministerium erklärt habe, man denke nicht andie Verstaatlichung. Was den Weg anbelange, so sei v. Eynern imIrrtum. Bei der Verstaatlichung der Eisenbahnen habe man genauso gehandelt, wie im gegenwärtigen Falle. Redner schließt seineAusführungen mit der Darlegung, daß die Dresdner Bank der Ansichtsei, man solle heute, wo die Leidenschaftenerregt seien, nicht einen endgültigen Beschlußfassen. Er protestiere auch gegen einen Beschluß, weil derGesellschaft Hibernia nahestehende Banken große Posten Aktien inLombard genommen hätten, die am 31. August ihren Eigentümernzurückgegeben werden müssen. Diese Aktien dürften in der heutigenVersammlung nicht gegen die Offerte der Regierung benutzt werden.Abg. v. Eynern teilt mit, daß die Dresdner Bank zur heutigenVersammlung zwar große Summen Aktienkapitals angemeldet, abernicht in diesem Umfange in die Präsenzliste eingetragen habe.Hierdurch seien möglicherweise in der heutigen Versammlung zweiDrittel des Aktienkapitals nicht vertreten.Es entspinnt sich nunmehr eine verwickelte Geschäftsordnungs-debatte über die Vertretung der Dresdner Bank. GeheimratWinterfeldt stellt fest, daß die Dresdner Bank 18 MillionenMark angemeldet hat. Geheimrat Müller(von der DresdnerBank) erklärt, daß weder er noch Direktor Schuster zur Vertretungder Dresdner Bank anwesend seien.Tie Verlesung der Präsenzliste ergiebt, daß die Dresdner Bankihre 18 Millionen in die Liste eingetragen, aber im Laufe der Ver-sammlung gestrichen habe. Ohne diese 18 Millionen sind in derVersammlung vertreten 32 356 460 M., so daß mit der DresdnerBank 50 356 400 M. vertreten wären. Das gesamte Aktienkapitalbeträgt 53 500 000 M. Es wird zu Protokoll genommen, daß18 Millionen der Dresdner Bank angemeldet sind und daß die inder Versammlung anwesenden Direktoren die Erklärung abgegebenhätten, daß sie weder willens noch bevollmächtigt seien, die DresdnerBank zu vertreten. Nach einer langen Geschäftsordnungsdebatteund nachdem die Dresdner Bank und der Schaaff-hausensche Bankverein Protest gegen jede Ab-stimmung erhoben haben, wird über die Offerte desMinisters abgestimmt. Für die Annahme werden abgegeben19 Stimmen, die 2 651 200 M. vertreten, gegen die Offerte92 Stimmen, die 29 641 400 M. vertreten. Der Ver-mittelungSantrag, mit dem Staate weiter zuverhandeln, wird zurückgezogen.Nach der Ablehnung der Verstaatlichungsofferte erscheint plötzlichist mich klerikale Wundcrkrast nicht im stände, unsren Parteiführernden Reichtum zu verwirklichen, den man in Lobberich freigebig ausden„Akten" gegraben hat. Und wie wir glauben, existiert auch keinegesetzliche Möglichkeit, von der katholischen Kirche die Vermögens-differenz einzufordern, die zwischen den Behauptungen des Centrums-blatteS und der Wirklichkeit bestehen. Auch der arme Marx, denschwere Sorgen frühzeitig in seiner Gesundheit zerrüttet haben,kann nicht noch nachttäglich von Gnaden des DbktorS von Lobberichzum Nabob gemacht werden.Aber was will man mit dieser Freigebigkeit in Phantasie-vermögen beweisen. Die Socialdemokratie fordert nicht, sondern siebekämpft die Bedürfnislosigkeit und die Entsagung, sie ersttebt denWohlstand aller. Auch der„Millionär" steht an sich nicht imWiderspruch mit der Socialdemokratie, nur das System desKapitalismus, da? ein paar Millionäre erzeugt und Millionen vonBesitzlosen! Die unsaubere Weltanschauung der Bettelmönche ist derSocialdemokratie fremd.Im Widerspruch mit dem eignen Programm steht es allerdings,wenn dieNachfolgerdeSNazarenerS, die das Glück der Armutder Massen preisen, selber Reichtümer aufhäufen. Deshalb ist eS aller-dingS für den KlerikaliSmuS eine tödliche Anklage, daß seine Päpste,Kardinäle, seine Orden, seine Magnaten des Landes und der Industriein üppigen Reichtümern schwelgen, und es wäre wohl eine ganzhübsche Aufgabe, festzustellen, wie hoch sich die Summe der Ver-mögen und Einkommen der jüngst in Regensburg versammeltenHerren beläuft. Wie würden da selbst die socialistischen Phantasie-Millionäre zu lächerlicher Nichtigkeit zusammenschrumpfen! ImNamen deS Mannes, der nicht wußte, wo er sein Haupt niederlegensollte, fordert der Klerikalismus von seiner Herde Armut.Bedürfnislosigkeit, Entsagung, seine Führer aber häufen dieSchätze, nach denen die andren— als„Mottenfraß"— nichtstreben sollen.Indessen wir gönnen den Millionären der klerikal-weitherzigenWeltanschauung ihre Reichtümer. Aber die bodenlose Verlogenheitder klerikalen Polemik wird- ftcilich unter dieser Erwägung desantichristlichen Millionärklerikalismus noch krasser.Und nun lese man den Artikel des„Lobbericher Bürgerblatt':Dir reichen Führer der armen Arbeiter.(Ein Beittag zur Würdigung des Flugblattes„Krieg oder Frieden".)In dem letzten Flug-, Lug- und Trugblatt der socialdemokrati-scheu Partei muß die allbekannte Phrase wieder herhalten: TieSocialdemokratie allein ist die wahre Arbeiterpartei, die Schützerinder wirtschaftlich Schwachen. Ausfallend und recht aufklärend ist dieThatsache, daß die Gründer und Führer dieser Parteisehr reich sind und von den Groschen der Arbeiterleben.Lassalle war der Sohn eines reichen Groß Händlers.Marx, Redakteur und Schriftsteller, hatte ein großes Ein-kommen.Engels, Freund des ebengenannten und Miterfinder derSocialdemokratie hinterließ bei seinem Tode nur— eine halbe Million.—Liebknecht hatte......... 7200 M.Gehalt und Ncbcneinnahme.... 8000 M.also jährlich mehr als....... 10000 M.Auer hat eine Jahreseinnahme von.... 6— 7000 M.Schönlank hat jährlich....... 6000 M.Fischer hat jährlich......... 5000 M.K a u ts ky hat jährlich........ 5000 M.Mehring(nur Mitarbeiter)...... 8000 M.Arbeiter aufgepaßt!Diese Summen müssen Eure Kollegen, die zur socialdemokratischenPartei gehören, durch ihre sauer verdienten Groschen aufbringen.Haben sie Nutzen davon? Nein! Die socialdemokratischen Abge»ordneten haben gegen alle Gesetze gestimmt, die die Lage der Ar-beitcr verbessern könnten. Warum? Die socialdemokratischen Ab-geordneten konnten von den Arbeitergroschen prächtigleben! Warum? Es kommt ja nicht daraufan, sagteeinmal ein socialdemokratischer Führer, etwas für die Arbeiterzu erreichen.Arbeiter! Die socialdemokratischen Abgeordneten be-iziehen aus der Parteikasse Diäten d. h. für jeden Tag, wo derReichstag tagt, eine bestimmte Summe Geld. Je länger sie schwätzenund je mehr sie schimpfen, desto länger muh der Reichstag tagen.desto größer werden auch ihre Einnahmen. Warum also Daner-reden? Nur um desto mehr Geld zu verdienen.„Es kommtja nicht darauf an, etwas für die Arbeiter zuerreichen. Die socialdemokratischen Mitglieder der Zolltarif.kommission erhielten an Diäten M. 8342,98, die sie an die Parteikasseabführten. Warum? Weil sie jahraus, jahrein aus der Parteikasseihre Diäten beziehen. Wer mutz das Geld dafür aufbringen?Ihr Arbeiterl Eure Groschen sind es! Sie leben also von EuremGcldellllGenosse Dr. Arons hat mehr Jahreseinkommen als 8— 4Minister zusammen.Genosse D i e tz ist als socialdemokratischer Buchhändler reich ge-worden.Genosse Bebel hat durch sein sittenloses Buch„Die Frau".daS ungefähr jeder Socialdemokrat liest, schwer Geldverdient.Genosse Bebel besitzt eine gar nicht üble Villa.Genosse Dr. Friedländer hat einen Palast in Jet Rt»gcntensttatze in Berlin.Genosse von Vollmar wohnt in einem Schlosse.Genosse S t a d t h a g e n hat in Berlin eine Wohnung, diejeder Arbeiter als fürstlich bezeichnen muß.Genosse Singer ist Millionär.Singers ehemaliger Compagnon Roscnthal hat ein Ein-kommen von 40 000 M. zum mindesten.