Nr. 202. 21. Jahrgang. 3. Beilage des„ Vorwärts  " Berliner Volksblatt. Sonntag, 28. Auguf 1904.

Wirtschaftlicher Wochenbericht.

Berlin  , 27. August 1904.

Vom Getreide- Weltmarkt.

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Weizen- Hauffe. Die Chicagoer Getreidebörse.- Deutschlands   Getreide Ernte. Rußlands   Exportfähigkeit. Desterreich- Ungarns   und Italiens  Mehrbedarf. Außereuropäische Getreide- Exporte. Die Aussichten der deutschen   Kartoffel- Ernte.

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und

Jahre 4 501 837 und 75 581 Heftar, in diesem Jahre 4 589 642 und Ebenso wird auch Italien  , dessen Maisernte ebenfalls beträchtlich 60 618 Hettar. Selbst die Centralstelle der preußischen Land- hinter dem Durchschnittsertrag zurückbleiben dürfte,( der Mais iſt wirtschaftskammern kommt denn auch in ihrer durchaus pessimistischen, dort Voltsnahrungsmittel) erhöhte Anforderungen an den Welt­von der Börse abgelehnten Berechnung zu dem Ergebnis, daß der ge- Weizenmarkt stellen, während andrerseits die Zufuhren von der famte Weizenertrag in Preußen sich immer noch um ca. 10 Broz. höher Baltanhalbinsel, besonders aus Rumänien  , das selbst unter einer stellen wird als im Vorjahre, während der Roggenertrag um Mißernte leidet, zweifellos eine starke Einschränkung erfahren ca. 2 Proz. hinter dem vorjährigen Ertrag zurückbleibt. Doch die werden. Schäßung ist darauf gestimmt, den Ernte- Ertrag möglichst gering er- Es bedarf also der europäische   Getreidemarkt beträchtlich scheinen zu lassen, um feinen Druck auf die Preise auszuüben und größerer Zufuhren als in den letzten Jahren. Die Ver­in den großen Getreideproduzenten dadurch das Geschäft nicht zu vereinigten Staaten von Amerika tönnen mit Weizen nur derben. In Wirklichkeit dürfte in Preußen der Weizenertrag sich um geringem Maße aushelfen; nach den letzten Berichten wird ca. 15 Proz., der Roggenertrag vielleicht um ca. 3 bis 5 Proz. kaum auf einen größeren Export als von 20 Millionen An der Produktenbörse hat das Haussespiel der letzten Wochen höher stellen, als im Jahr 1903. Dazu kommt, daß die Qualität Doppelcentner zu rechnen sein. Dagegen wird die nord­am Dienstag infolge des Rückgangs der Weizenkurse an der Chicagoer   eine entschieden bessere ist als im Vorjahr, so daß selbst amerikanische Union   voraussichtlich eine größere Menge Mais Getreidebörse ein vorläufiges Ende gefunden. Die Preisnotierungen dann, wenn man rechnet, daß infolge der schlechteren und Hafer abgeben können, so daß in diesen beiden Getreidesorten sanken wieder, nachdem sie sich vorher wochenlang mit geringen Unter- Futterernte eine größere Menge Roggen als sonst zum Verfuttern der Fehlbetrag Europas   durch amerikanische Zufuhren einigermaßen brechungen höher und höher hinaufgeschlängelt hatten. Den ersten Anlaß gebraucht wird, das für den menschlichen Nahrungsbedarf übrig wieder ausgeglichen werden dürfte. Besonders der Mais steht in zur Steigerung boten die aus Rußland  , Rumänien  , Desterreich bleibende Quantum an Brotgetreide noch immer das des Ernte- den meisten Staaten der Union   prächtig, und man rechnet auf eine Ungarn   und auch aus vielen Gegenden Deutschlands   einlaufenden jahres 1903 überragen wird. Und dasselbe gilt für den übrigen Ernte von 2560 bis 2600 Millionen Bushels: ein Ertrag, wie man Saatenstands- und Ernteberichte. Darauf folgten amerikanische Teil des Deutschen Reiches. Bei Gerste und Hafer wird man aller- ihn drüben seit 1899 nicht mehr gehabt hat. Von den sonstigen Meldungen, daß durch die starken Regenfälle und die von diesen dings auf eine um ungefähr 15 Broz, geringere Ernte als im Vor- außereuropäischen Erportländern tommen in diesem Jahre hervorgerufenen Ueberschwemmungen in mehreren getreideprodu- jahre rechnen müssen, da nicht nur der Ertrag pro Hektar, sondern vornehmlich Kanada   in Betracht, das voraussichtlich an 3-4 Mill. zierenden Staaten des Westens der Union   die dortigen Ernte- auch die Anbaufläche abgenommen hat, und der Ertrag an Klee, Doppelcentner Weizen mehr erportieren fann, als im vorigen Jahre, Aussichten sich sehr vermindert hätten. Hatte man bislang die Weizen Luzerne und Hen dürfte fogar um 30-35 Proz. hinter dem bor  - ferner Kleinafien und Indien  , dessen Ernte nach vorläufigen Be­Ernte insgesamt auf 570 bis 580 Millionen Bushels geschäßt, so jährigen zurückbleiben. rechnungen um 16 Millionen Doppelcentner größer ausgefallen ist, fanten nun die Schäzungen immer tiefer auf 550, 540, Ueber Rußlands Ernte, das im Vorjahre an Deutschland   und schließlich bor allem Argentinien  520 Millionen Bushels, und schließlich famen pessimistische Schägungen 718 500 Tonnen Weizen, 786 875 Tonnen Roggen, 1 123 460 Tonnen Australien  . Die Ernte ruht dort allerdings noch im Schoße der gar zu dem Resultat, daß auf nicht mehr als 500 Millionen Bushels Gerste und 377 069 Tonnen Hafer lieferte, fehlt es noch an genaueren Erde. Nach den bisher eingelaufenen Berichten hat sich aber die gerechnet werden dürfe, so daß der einheimische Bedarf der Ver- Angaben, doch ist zweifellos, daß seine Getreide- Ernte hinter der Anbaufläche ausgedehnt und gilt bisher der Saatenstand als durch­einigten Staaten eben gedeckt werden könne, für den Export aber vorjährigen zurückbleiben wird. Fraglich erscheint jedoch, ob dieser aus gut. Außerdem aber find in Argentinien  , wie die bedeutenden nichts oder doch nur ein außergewöhnlich geringes Quantum übrig Ausfall sich in eine entsprechende Abnahme des Exports umsetzt. Berschiffungen von dort zeigen, noch große Vorräte aus dem vorigen bleibe. Bugleich bemächtigte sich die auf andren Gebieten durch die Der Krieg im fernen Often und die als seine Folge eingetretene Jahre vorhanden. Eisentrise mattgesetzte amerikanische Spekulationssucht der günstigen Krise des inneren russischen Marktes schwächt die Kaufkraft der Zieht man diese Gesamtlage des Getreide- Weltmarktes in Situation, so daß am 20. d. Mts. die Notierungen an der Chicagoer   russischen Bevölkerung, während andrerseits sich der Zwang geltend Betracht und vergleicht damit das deutsche Ernte- Ergebnis, so er Getreidebörse auf 110%, Cents für Septemberlieferung stiegen, während macht, möglichst viel bon Agrarprodukten aus scheinen die Befürchtungen vor einem starten Auf­am 1. August der Kurs noch auf 9134 gestanden hatte. Und wie selbst zuführen, da die Finanzlage des heiligen Reiches steigen der Brotgetreibepreife in Deutschland   als verständlich ist, folgten in Anbetracht der maßgebenden Stellung der aller Reußen unter ben heutigen Verhältnissen unbegründet. Mit einem späteren mäßigen Anziehen der Chicagoer und New Yorker Börse   für den Weizen- Welthandel die den Gold zufluß aus dem Auslande nicht ent- Weizenpreise dürfte allerdings zu rechnen sein, falls nicht die argen­großen europäischen   Marktpläge Liverpool, Paris  , Budapest  , behren tann, mögen auch die Bauern dadurch zum Hungern tinische Ernte sehr bedeutende Mehrerträge abwirft. Berlin   usw. mit ihren Notierungen wenn auch in gewissen Ab- verurteilt werden. Ungünstiger steht es um die Aussichten der Kartoffel. ständen diesem Aufstieg nach. In Berlin   stellte sich am letzten Desterreich- Ungarn  , das im vorigen Jahre seinen Bedarf an ernte in Deutschland  . Der letzte amtliche Saatenstands- Bericht Montag der Weizenpreis auf 185 M. pro Tonne, während der eben Brotgetreide selbst produzierte und sogar noch einen fleinen Ueber- bezeichnet den Stand der Kartoffeln in Preußen mit 8,5, falls von der Hausfebewegung erfaßte Roggenpreis auf 1422 M. stieg. schuß an andre Länder abzugeben vermochte, sieht sich genötigt, in diesem das heißt zwischen mittel" und gering, und ztvar sind Bon verschiedenen Seiten ist an diesen Ernte- Ausfall in den Jahr selbst als Käufer auf dem Weltmarkt aufzutreten. Im ganzen es meist gerade die preußischen Hauptproduktionsgebiete, in Bereinigten Staaten von Amerika   und an die gleichzeitig aus Rußland  , stellt sich allerdings das Ernte- Ergebnis als etwas besser heraus, denen die Aussichten am schlechtesten sind. So beziffert z. B. der Rumänien   und Desterreich- Ungarn   einlaufenden vorläufigen wie vor einem Monat allgemein angenommen wurde, besonders amtliche Bericht den Aussichtsstand um Mitte August im Schätzungsberichte die Befürchtung geknüpft worden, daß Deutsch  - läßt die Qualität wenig zu wünschen übrig. Nach den auf Grund Regierungsbezirk Potsdam auf 3,8( gegen 2,9 im Juli), in Frank­land im Winter mit einer beträchtlichen Steigerung der Brotkorn der verschiedenen Brobebrusche vom ungarischen Ackerbauministerium furt 3,9( gegen 3,1), Stettin   3,6( gegen 2,7), Köslin   3,3 preise zu rechnen haben wird. Diese Befürchtungen erscheinen jedoch, vorgenommenen Berechnungen stellt sich für Ungarn  , dem Haupt-( gegen 2,8), Stralsund   3,5( gegen 2,7), Posen 4,0( gegen 8,1), wenn auch die Dürre des Juli die Aussicht auf eine vorzügliche lieferanten für den inneren Markt der habsburgischen Monarchie, Bromberg   3,9( gegen 2,9), Breslau   4,0( gegen 3,4). Ziegnit 4,0 Getreide- Ernte in Deutschland   vernichtet hat, nach den letzten die Gesamt- Weizenernte( Winter- und Sommerweizen) auf( gegen 3,2), Oppeln   3,9( gegen 3,1), Magdeburg   3,5( gegen 2,5), preußischen und bayrischen Saatenstandsberichten sowie den 36,12 Millionen Doppelcentner gegen 44,08 Millionen im Merseburg   3,4( gegen 2,5). Hinzu kommt, daß die Anbau­einzelnen aus Mecklenburg   und Süddeutschland   einlaufenden Borjahr, die Roggenernte auf 11,55 gegen 12,90 Millionen fläche sich nur recht wenig vergrößert hat; fie umfaßte im vorigen Ernte- Angaben als durchaus übertrieben, Der Ertrag pro Doppelcenter, die Gerstenernte auf 10,40 gegen 14,06 Millionen Jahre in Preußen 2223 819, in diesem Jahre 2254 893 Heftar Heftar an Sommer- Weizen und Roggen( nicht an Winter- Doppelcentner und die Haferernte auf 8,74 gegen 12,68 Millionen Indes bedingt der schlechte Stand der Kartoffelfelder im Auguſt getreide) wird sich zwar niedriger stellen als im vorigen Doppelcentner. Noch schlechter steht es infolge der Dürre um die Jahre; aber dafür ist die Anbaufläche größer. In Preußen betrug Ernte an Futtermitteln, besonders an Klee, Luzerne und Heu, und fie z. B. im vorigen Jahre für Winterweizen 870 317 Heftar, für auch die Maisernte verspricht nur sehr geringe Erträge zu liefern, Sommerweizen 172 225 Heftar, in diesem Jahre 1039 879 und da der spärliche Regenfall der letzten Wochen bei weitem nicht den 95 671 Hektar. Die mit Roggen bebaute Fläche umfaßte im vorigen Ansprüchen dieser Getreideart an Feuchtigkeit genügte.

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