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Nr. 166.

Erscheint täglich außer Montags. Prets pränumerando: Viertels jährlich 3,30 Mart, monatlich 1,10 Mr, wöchentlich 28 Pfg. fret in's Haus. Einzelne Nummer -Nummer mit

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Pfg. Sonntags= illuftr. Sonntags- Beilage Neue Welt" 10 Pfg. Poft- Abonnement: 3,30 Mt.pro Quartal. Unter Kreuz­ band : Deutschland u. Desterreich­Ungarn 2 Mr., für das übrige Ausland 3 Mr.pr.Monat. Eingetr. in der Post- Zeitungs- Preisliste für 1892 unter Nr. 6652.

Vorwärts

9. Jahrg.

Insertions- Gebühr beträgt für die fünfgespaltene Petitzeile oder deren Raum 40 Pfg., für Vereins: und Bersammlungs- Anzeigen 20 Pfg Inserate für die nächste Nummer müffen bis 4 Uhr Nachmittags in ber Expedition abgegeben werden. Die Expedition ist an Wochen­tagen bis 7 Uhr Abends, an Sonn­und Festtagen bis 9 Uhr Vor­mittags geöffnet.

Sern fprech- Anschluß: amt I, Nr. 4186.

Berliner Bolksblatt.

Zentralorgan der sozialdemokratischen Partei Deutschlands .

Redaktion: SW. 19, Beuth- Straße 2.

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Postalische Sparsamkeit.

I 10578.

Dienstag, den 19. Juli 1892.

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Expedition: SW. 19, Beuth- Straße 3.

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den Aber auch dies

der Sekretärprüfung geben, wie Rostbar ist dieses Schriftstück; bezeichnend, wenn man legung nicht einen anderen Ausdruck gebrauchen dürfte, die Worte, Militärauwärtern zugestanden wird? Ein Beitrag zu den nächsten Etat- Debatten daß der Grund der Nichtbestreitung des Lebensunterhalts genügt der Postverwaltung noch nicht. Auch Assistenten ,, weniger in der Unzulänglichkeit der Tagegelder, als sind noch zu theuer und die Verwaltung ist dazu über­Uns wird geschrieben: Von den traurigen Verhältnissen des unteren Boftbeamten barin zu suchen sei, daß die Betreffenden ihre Lebenshaltung gegangen, mehr mechanische, aber den eigentlichen Beamten standes, der zur Klasse der Bostassistenten gehörenden Beamten dem Dienſteinkommen nicht anzupassen verstehen und nament vorbehaltene Beschäftigungen Unterbeamten zu überweisen. jowie der Poftunterbeamten, legen die in der Neuzeit häufiger lich für Wohnung und Beköstigung einen zu hohen Auf- So werden seit einigen Jahren die Drucksachen in der Druck­sachen- Abfertigungsstelle beim Briefpostamte in Berlin von ab der Preſſe erscheinenden Mittheilungen beredtes Zeugniß wand machen"( von monatlich 60- fechzig ab. Sie sind aber auch ein vollgiltiger Beweis dafür, daß Mark einen zu hohen Aufwand machen!!). Beamten und Unterbeamten gemeinschaftlich bearbeitet, d. h. das Verständniß der ungeheuerlichen Ausuuhung ihrer Ar­Wenn die unteren Beamtengruppen hungern, wenn der in der Weise, daß Beamte und Unterbeamte sich in die beitskraft immer weitere Kreise dieser Beamtenschichten er- Verdienst nicht langt, wenn eine Unterbilanz zu verzeichnen Dienstgeschäfte gleichmäßig theilen. Diese Neuregelung greift. Nur ein Blinder, und zu den Sehenden scheint ist, so liegt es nach der Auficht der auf federreichen Betten konnte getrost durchgeführt werden, denn das städtische Herr von Stephan hierin nicht zu gehören, kann sich über sanft ruhenden Bourgeois stets einzig und allein nur daran, Unterbeamtenpersonal repräsentirt eine Intelligenz, die es die Stimmung dieser Kreise täuschen. daß die Betreffenden ihre Lebenshaltung dem Einkommen befähigt,( bei der Arbeitstheilung in den großen Städten) nicht anzupassen verstehen". Das ist sehr einfach ge- manche Beamtenbeschäftigung mit Erfolg wahrzunehmen. Ueber diese fortwurstelnde Blindheit wollen wir aus fagt; aber ein kaiserlicher Ober Postdirektor sollte Und schließlich ist dies auch ein Weg, den begabteren Unter­dem uns zu Gebote stehenden Stoffe heute nur Folgendes doch wissen, daß, was Kost und Wohnung anbetrifft, ein beamten das Einrücken in bessere Stellen zu ermöglichen. bringen: Heruntergehen unter einen gewissen Punkt der Lebens- Aber wenn man diese Maßregel im Interesse der Unter­Magdeburg, den 16. Juni 1892. haltung nicht möglich ist, ohne den Hungerriemen enger zu beamtenklasse nur begrüßen tann, so sollte hieraus für die Konsequenz ergeben, Es ist neuerdings mehrfach vorgekommen, daß jüngere schnallen. Warum spricht Herr Rehbock dies nicht ganz Postverwaltung sich auch die Beamte( Postgehilfen) ihre Versetzung von den jeweiligen Amts- offen aus? Warum zieht er um diesen Ausdruck herum? andererseits den Assistenten, schon in Rücksicht auf die die Einrangirung der Unterbeamten erfolgte orten mit der Begründung nachgesucht haben, es sei ihnen der Warum sagt er am Ende des dritten Absatzes nicht ganz durch Theuerungsverhältnisse halber nicht möglich, einfach:..... vorausgesetzt, daß die Betheiligten zu Beschränkung der Beamtenstellen ein Gebiet zu erschließen, ihren Lebensunterhalt aus den gewährten Tagegeldern zu be hungern verstehen? auf dem diese Kategorie ihrerseits ihre Fähigkeiten darthun ftreiten. Der Grund für die letztere Erscheinung dürfte Daß die Zeiten fich geändert haben, daß, während früher und vermöge dessen bessere Stellen erlaugen könnte: wir weniger in der Unzulänglichkeit der Tage- der für Wohnung und Koft ausgeworfene Betrag ausreichte, meinen die fakultative Postsekretär- Prüfung". Geht die seit gelder, als darin zu suchen sein, daß die Betreffenden bies heute nicht mehr, oder nur in sehr seltenen Fällen einiger Zeit im Assistentenstande offen zu Tage tretende ihre Lebenshaltung dem Diensteinkommen nicht anzupassen verstehen und namentlich für und auch dann nur auf Kosten des Körpers möglich ist, das Bewegung aus den elenden Verhältnissen desselben hervor, Wohnung und Betöftigung einen zu hohen zu bedenken fällt Herrn Rehbock nicht im Traume ein. ist das Streben nach Rangerhöhung kein Haschen nach Aufwand machen. Sind ihm Gerichtsverhandlungen, wie in Dresden und äußeren Ehren, ist mit einem Worte diese Bewegung eine Insbesondere scheinen die Ausgaben für die Beköstigung in neuerer Zeit in Elberfeld , die eine namenlose Fülle ökonomische, und das ist sie, so wird die Behörde in denjenigen Fällen, wo die Mahlzeiten in Gasthäusern ein- gesellschaftlichen Glends im unteren Bostbeamtenstande zu wohl oder übel sich zu einer im wahren Sinne des in zeitgemäßen Reform angedeuteter genommen werden, einen über das richtige Verhältniß hinaus Tage förderten, ein Buch mit sieben Siegeln? Es mangelt Wortes gehenden Betrag des Diensteinkommens in Anspruch zu nach seiner Ansicht einzig und allein nur an der Fähigkeit, Richtung entschließen müssen. Wenn sie glaubt, durch Eine Verminderung der bez. Ausgaben wird zu erreichen die körperlichen Bedürfnisse dem Einkommen anzupaffen". Palliativmittel, z. B. durch Errichtung einer neuen Block­sein, wenn die jungen Beamten in Privathäusern ein Unter- Wahrlich, wir müssen gestehen, vor der Höhe der sich in station, der Betriebssekretär Charge, den Assistenten­in eine Пеце Zwitterstellung zu versehen tommen finden können, wo ihnen für eine monatliche Ver- diesen einfachen Worten fundgebenden wirthschaftlichen stand und dadurch die Bewegung hemmen oder unterdrücken gütung von 85-45 M. neben der Wohnung eine Beköstigung Weisheit stehen wir gebeugt. Es verbleibt den Beamten alsdann selbst Würdig reiht sich der Ausspruch, daß ,, ein Betrag von zu können, dann irrt sie sich gewaltig. Doch dies mur bei dem geringsten Tagegeldsatze von 2 M. ein Betrag 15-17 M. monatlich zur Bestreitung der übrigen Lebens- nebenbei! Was den Unterbeamten mit der Verrichtung dieser 15 bis 17 M. monatlich, welcher zur Bebedürfnisse ausreichend sei", den vorerwähnten Ausführungen streitung der übrigen Lebensbedürfnisse au. Für Kleidung( doppelte, Bivil und Uniform), Stiefel, höheren Thätigkeit unbedingt zugestanden werden mußte, als ausreichend erachtet werden muß, voraus Wäsche, Portokosten, geistige Nahrung und last not least was sie bei allerbescheidenstem Sinne zu fordern berechtigt gesetzt, daß die Betheiligten ihre Ansprüche den Ginkommensverhältnissen entsprechend ein-( das Leyte, nicht Geringfte)-für Förderung des Jungfernheims find, das wäre eine Erhöhung ihres Einkommens. Während Bardon Töchterhort- alles in allem--- 15-17 M.!! den anderen im Sortirdienste verwendeten Unterbeamten

nehmen.

gewährt wird.

auschränken wissen.

stehen.

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Ich veranlasse die Herren Amtsvorsteher, die in Betracht Allerdings, wenn Herr Rehbock ein so ausgezeichneter Dekonom doch noch eine, allerdings ganz geringfügige petuniäre Ver­ den angestellten monatlich 10 M., den nicht­tommenden jungen Beamten von dem Inhalte gegenwärtiger ist, daß er selbst mit diesem winzigen Betrage seine übrigen" günstigung, Berfügung in Kenntniß zu setzen und den Betheiligten bei der Bedürfnisse zu befriedigen im Stande ist, dann haben wir angestellten 15 M. geboten wird, wird den in vor­Ermittelung von Familien pp., welche zur Aufnahme junger ihm Unrecht gethan. Aber so lange er uns den Beweis erwähnter Drucksachen- Abfertigungsstelle in Beamtenstellen Beamter in Kost und Wohnung geeignet und bereit sind er- dafür schuldig bleibt, so lange erlaubt er uns wohl, bei verwendeten Unterbeamten diese so lächerlich geringe Ge­forderlichenfalls persönlich mit Rath und That zur Seite zu unserer entgegengesetzten Ansicht zu bleiben und seine baltserhöhung nicht gewährt. Herr von von Stephan's Sparsamkeit ist bekannt. Kenntniß der sozialen Verhältnisse und Bedürfnisse seiner unteren Beamten für eine nicht ausreichende zu halten. Bekannt sind die Ueberschüsse, die sein Reffort ab= Schon lange ist es das Bestreben der Postverwaltung, wirft, die aber in der Hauptsache durch mangelhafte, möglichst billiges Menschenmaterial sich zu verschaffen und ungenügende Besoldung der unteren Beamtenkategorien, zu erhalten. Den Dienst, den die Sekretäre machen, ver- durch Versagung ganz einfacher, humaner Reformen hervor richten die Assistenten ja ebenso gut,- und billiger. gebracht werden; bekannt ist das Wohlwollen, mit dem den Weshalb also den Assistenten die Berechtigung zur Ab- Unterbeamten ein Erholungsurlaub nicht gewährt wird,

Ueber das Ergebniß der desfallsigen Bemühungen der Herren Amtsvorsteher wollen die kaiserlichen Aemter pp. in der ersten Hälfte des Monats September berichten.

Der taiserliche Ober- Postdirektor.

An die Postämter I und II,

Rehbock.

Telegraphenämter Magdeburg und Halberstadt .

Feuilleton.

Nachdrud verboten.)

Das schlagende Wetter.

Roman von Maurice Talmeyer. Uebersetzt von B. und A. G.

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Woher kam diese Neugierde?

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Er ging nach dem Schacht, fuhr hinab, kam am Abend wieder herauf und dachte noch nach über das Vorkommuiß vom Morgen und beunruhigte sich darüber, nahm sich vor, danach zu forschen, ob man ihn beobachte, und es schien ihm an den folgenden Tagen, als ob man ihn mit ver­dächtiger Miene betrachte. Einmal war es ihm sogar so vorgekommen, als ob man sich mit den Ellenbogen ge­stoßen hätte.

sich auch sehen ließ, er glaubte überall auf seinem Wege sehr deutlich den Spott zu bemerken und wähnte ihn selbst hervorlugen zu sehen zwischen den Vorhängen, die an den Fenstern aufgezogen wurden, wenn er auf der großen Straße von der Grube her heimkehrte, denn durch die Gassen des Dorfes wagte er nicht mehr zu gehen.

Jacquemin fiel aus einer Beunruhigung in die andere. Der neue Weg, den er machte, nöthigte ihn, an dem Gäßchen vorbeizugehen, in welchem Ghilaine wohnte. Ge­Augenscheinlich war in Bezug auf ihn irgend ein Gewöhnlich war dieser Theil des Dorfes verlassen. Gleich rede im Schwange über irgend eine Sache, von der er nichts wußte, die aber vielleicht unbegründet war und ihn hätte aufklären können über die unbestimmte Sorge, die ihn be­

am ersten Abend hatte er Herrn Grellepois hier getroffen; ebenso am nächsten Tag und an einem der folgenden Tage nahm er wahr, wie der Schaukwirth in die Sackgasse ging und die Richtung nach der Wohnung der Blödsinnigen ein­schlug.

Er fürchtete sich ebenso, Babette nach solchen Angelegen beiten zu fragen, wie Babette sich fürchtete, von ihm be­fragt zu werden. Er fragte nicht weiter, sagte gute Nacht drückte. und folgte ihr schweigend mit den Augen, als sie sich in Der junge Mann, von dem ihm Babette schon früher Daß dieser Mensch um die elende Behausung herum ihr Bimmer zurückzog. Dann als sie fort war, und er sich einmal gesprochen hatte, die Worte, die er Abends auf dem allein sah, überkam ihn eine tiefe Traurigkeit. Er be- Wege aus dem Walde gehört hatte, die Aufregung, das strich, flößte ihm Furcht ein. Indeffen hatte er seit beinahe trachtete fich das Zimmer, die Lampe , den Ofen, von dem Erröthen, dann die Blässe des jungen Mädchens, die Anfünf Monaten eine gewisse Sicherheit gewonnen in Bezug ein melancholisches Geräusch ausging, und mitten aus all wesenheit von Mareel Roquebert hier im Orte, der Skandal, auf das in düsterer Tiefe begrabene Geheimniß, auf welches diesen Sachen hervor, die unser Daheim" bilden, und aus den eine überraschte Zusammenkunft zwischen Babette und sein Leben aufgebaut war, wie auf unauffindbaren Kata­denen in gewissen Augenblicken ganz leise die Stimme den Sohne des Bürgermeisters hervorrufen mußte, die komben. Das Zusammentreffen mit dem Schankwirth Grellepois häuslichen Behagens zu uns spricht, schien ihm noch ein sonderbare Neugier und die aufmerksame Beobachtung, dunkles Ereigniß sein Leben zu bedrohen, mit dem wieder beren Gegenstand er seit einiger Zeit zu sein schien, alles erschütterte dieselbe zwar nicht völlig, nichtsdestoweniger be­das Unglück bei ihm einkehren wolle. das bedrückte Jacquemin's Geist, es erschien ihm wie eine unruhigte er sich darüber. Jener war ein Feind, der ein Das Auftauchen In der Nacht schlief er unruhig. Am nächsten Morgen Warnung, suchte ihn immer wieder heim und erzeugte bald Jnteresse daran hatte, ihn zu verderben. ging er wie gewöhnlich frühzeitig nach der Grube. Im in ihm eine unheilbare Angst, die den Unglücklichen von dieses schlechten Menschen in seiner Nachbarschaft, die Un­Walde überholte ihn eine Gruppe von Bergleuten, und er Tag zu Tag schmerzhafter peinigte. ruhe verfolgte ihn, die Sorge quält ihn, feindliche aus­bemerkte, daß sie ihn alle von der Seite ansahen und sich Die Gewißheit seiner Schande lastete so unerbittlich auf weichende Blicke erwarteten ihn dort und unwillkommene einer nach dem andern rascher als sonst entfernten. Das ihm, er war schließlich so überzeugt davon, daß die Leute Begegnungen hier. tam ihm sehr sonderbar vor. unter einander lächelten und sich Zeichen machten, wo er Im Mai sind hier in der Gegend oft schon die Abende