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Gehälter der Proletarierbeamten rebet, als feien fie ein Raub am meister, dessen Gehilfe und zwei Polizisten eine Konzession an jene grundverlogene Theorie" by naftifes Volte. Im Gegenteil soll man sagen: da einmal die Arbeiterschaft wurden verwundet. Hauslehrer des Staatsrechts, die der Monarchie die geheimnis einen Beamtenförper braucht, so ist es im allgemeinen Interesse Ein späteres Telegramm meldet noch: Bei dem gestrigen volle Wunderkraft des Ueber- den- Parteien- Stehens und der zwischen wünschenswert, daß dieser Körper fittlich und gesellschaftlich tadellos Straßenauflauf vor dem hiesigen Gefängnis wollte die Menge den Klaffen ausgleichenden Gerechtigkeit zuschreiben. Thatsächlich ist. Das aber ist bei Unterbezahlung schwer möglich. mit den Gefangenen in Verkehr treten. Als der Ge­,, Reden wir mit bestimmten Ziffern. G. Birk u. Co. in München eine Schrift von Aug. Müller über und Steinwürfen empfangen und lebensgefährlich gesellschaftlich- staatlichen Organisationsform, daß keine herrschende Es ist eben jetzt bei hilfe des Polizeimeisters Lischin hinzukam, wurde er mit Schüssen lehrt die geschichtliche Erfahrung und zeigt die innere Logik der die Arbeitersekretariate erschienen, eine gute Zusammenstellung verwundet. Die Menge wurde dann von der Polizei Klaffe eine mit starker staatsrechtlicher Machtvollkommenheit ausgestattete alles Wissenswerten über diese neueste Art von Beamten der auseinandergetrieben. Monarchie erträgt, die sich ihr nicht mit Haut und Haaren ber Arbeiterschaft( 184 Seiten, Preis 3 M.) In dieser Schrift find die Gehälter von 26 ersten Sekretären und 15 Rebensekretären berichtet das Blatt Glowo Bolstie" aus& alisch in Russisch - bloßen dekorativen Formalität verflüchtigt ist, sondern mehr oder Ueber furchtbare Mißhandlungen russischer politischer Gefangenen schreibt. Deshalb gleicht eine Monarchie, sofern sie nicht zur mitgeteilt. Der höchste Gehalt, der überhaupt vorkommt, ist 2500 M. in Hamburg . München und Mannheim zahlen Starkowski, lezterer ein notorischer Trunkenbold, unterschlugen das auch noch so bescheidener Form, die Intereffen zwischen den be Bolen folgendes: Der Gefängnisdirektor Chalinieci und sein Gehilfe minder tief im Absolutismus steden geblieben ist, nicht, in wenn 2400 M., Nürnberg und Stuttgart 2200 M. Das ist für die in Betracht kommende Arbeit viel weniger als ein geschäft- diese derart hungern mußten, daß sie wiederholt in Ohnmacht fielen. Als lediglich die verschiedenen Interessen zwischen den herrschenden für die Ernährung der politischen Gefangenen bestimmte Geld, so daß herrschten und den herrschenden Klassen aus, sondern sie sucht liches Rechtsbureau für gleiche Leiſtung würde zahlen können, denn einer der Armen energisch Eſſen forderte, wurde er von den Gefängnis- lajien felbst auszugleichen. Sie muß fortwährend bedacht es handelt sich hier um sehr ausgedehnte Kenntnisse, die ein der­es handelt sich hier um sehr ausgedehnte Kenntnisse, die ein der artiger Sekretär haben oder sich erwerben muß. Beispielsweise wärtern mißhandelt. Darauf forderten auch die übrigen Gefangenen sein, die diversen Stüßen des Thrones" bei guter Laune zu leistete das Sekretariat Nürnberg mit drei Beamten, die zusammenſen und schlugen zum Protest gegen die Behandlung, der sie erhalten, und deshalb muß sie ihnen auf Kosten 6200 M. Gehalt beziehen, folgende Arbeit: Zahl der Auskunft ausgefeßt waren, mit den Stühlen gegen den Fußboden ihrer Zellen. fuchenden 17 007, davon mündlich 15 072. Es betrafen Krankenversiche- holen und forderte den Gebrauch der Waffen gegen die politischen schanzen. Die Notwendigkeit, sich auf die herrschenden Klassen Nun ließ der Direktor Soldaten zur Unterdrückung des Aufruhrs proletarischen Masse rung 527, Unfallversicherung 3439, Invaliden- und Altersversiche rung 556, Arbeitsstreitigkeiten 1147, Arbeiterschutz 268, Lehrlings- Gefangenen, ein Verlangen, das der Offizier jedoch ablehnte, dagegen zu stügen und die innerhalb der befizenden Gesellschaft infolge rung 556, Arbeitsstreitigkeiten 1147, Arbeiterschuh 268, Lehrlings- genehmigte er, daß die Soldaten die Aufrührer" bestraften" und nahm der wirtschaftlichen Entwicklung vielfach ausbrechenden Gegensäge zu wesen 93, Gesindeverhältnisse 363, bürgerliche Rechtsforderungen 1170, selbst an dem verdienstlichen Werke eifrig teil. Wie wilde Tiere warf man versöhnen, damit sie nicht selbst zwischen den herrschenden Klassen Che- und Vormundssachen 1092, Erbrecht 369, Miet- und Wohnungs- sich auf die Gefangenen und schlug stundenlang, bis zur völligen zerrissen wird, zwingt die Monarchie fragen 1677, Pfändung und Lohnbeschlagnahme 453, Civilprozeß Erschöpfung der brutalen Senfersknechte, in barbarischer Weise auf Anstrengungen in der Verleihung wirtschaftlicher und gesellschaftlicher zu immer verstärkten wesen 150, Strafrecht 1110, Arbeiterbewegung 243, Privatversicherung die Gefangenen ein. Einige der Gefangenen wurden mit den und Gewerberecht 344, Steuersachen 131, Gemeindebürger-, Heimats-, Köpfen nach unten aufgehängt und dann bis aufs Blut ge Privilegien. Staatsbürger-, Wahlrecht 2125, Schulangelegenheiten 89, Militär- peitscht. Die vor den barbarischen Mißhandlungen instinktmäßig Auf der andern Seite werden die herrschenden Klassen im angelegenheiten 43, Armensachen 493 Fälle. Auch wenn man an­nimmt, daß die Auskunft teilweise nur in der Verweisung an den Fliehenden wurden an den Armen ergriffen, dieselben ausgerenkt oder Wettstreit um die Gunst der Krone immer reaktionärer und, der Art der für Rechtsanwalt oder eine zuständige Behörde besteht, so verlangt doch der Politischen die Hände geschwollen seien. Seine Uniform war von die dynastischen Bedingungen tauglichsten und stärksten Klasse gebrochen. Der Offizier rühmte sich, daß ihm an den Mäulern" indem sie sich der hösischen Natur und auch schon diese rein formale Auskunft ein Maß von Uebersicht, das oben bis unten mit Blut bespritzt. Erst am nächsten Tage wurden anzupassen suchen, es offenbart sich der Klassencharakter nicht nur in nicht ohne Mühe und Kosten zu erreichen ist." die Soldaten von ihrer schweren Arbeit" abberufen. Um die Sache der rohesten, sondern auch oft in der ihren eignen wirtschaftlichen Ein neues vom Kaiser verfertigtes Herero- Gedenkblatt. Wilhelm II. geheim zu halten, wurde das ganze Gefängnispersonal nach andren Interessen zuwiderlaufenden unsinnigsten Form. hat ein neues Gedenkblatt entworfen, das den Angehörigen der auswärtigen Gefängnissen versetzt, doch ist es trotzdem nicht ge- Republik ist deshalb der Klassenkampf brutaler und zugleich ab­In keiner jenigen Hererokämpfer übermittelt wird, die in dem traurigen lungen, die furchtbaren verbrecherischen Gewaltthätigkeiten vor der furder wie in dem monarchischen Preußen und in dem monarchischen Kolonialfrieg gefallen oder Krankheiten erlegen sind. Deffentlichkeit zu verbergen.-

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Socialdemokratie und Staatsform.

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abwechselnd alle erdenklichen Vorteile zu­

Das Blatt zeigt den geflügelten Reiter St. Georg, Sachsen! dessen Linke einen Lorbeerkranz auf Fahnen, Baufen, Trommeln, Während so auf der einen Seite die absolutistische oder halb Kürassierharnisch und Helm niederhält und trägt folgende Inschrift: absolutistische Monarchie ihre Politik auf den Ausgleich der Interessen Gedenkblatt für...( folgt Charge, Name, Geburts- und Sterbetag der herrschenden Klassen zu Ungunsten des Proletariats richten muß, des Betreffenden). Er starb für Kaiser und Reich. Ehre seinem An- Die deutsche bürgerliche und vor allem die reaktionäre fran- fühlen sich andrerseits die herrschenden Klassen hinter dem Schutz­denken." Unten links befindet sich die Photographie des Gefallenen zösische Presse hat die Aeußerungen Bebels über den plutokratischen wall einer starken Monarchie so sicher, daß sie gar keine Notwendig­oder Verstorbenen in Tropenuniform, und zu Füßen des Blattes Klassencharakter auch der bürgerlichen Republik dahin mißzuverstehen feit einsehen, sich mit dem Proletariat zu verständigen, es durch finden sich die Worte:" Entworfen von Sr. Majestät gesucht, daß Bebel oder gar die ganze deutsche Socialdemokratie Konzeffionen zu befriedigen. Und wenn die Monarchie es für dem Kaiser und König Wilhelm II. Ausgefertigt in Berlin , 15. August 1904, von Seiten des Oberkommandos: Ohne die Vorzüge der Monarchie gegenüber der Republik anerkannt habe, gut hält, dem Proletariat für den auf seinem Rücken vermittelten forg, Oberstlieutenant." Daneben ist der blaue Dienststempel des ia, zum Apostel der socialen Monarchie geworden sei. Ausgleich der Interessen der herrschenden Klassen untereinander auch Oberkommandos der Schuztruppe angebracht. Das Ganze befindet In der letzten Nummer der Neuen Zeit" weist Genoffe Kautsky einige Scheinfonzessionen zukommen zu lassen, so widerseßen sich in einem schwarzen Holzrahmen. diese tendenziösen Mißdeutungen der Bebelschen Bemerkungen schlagend sich solchen Versuchen die Herrschenden Klassen aufs hartnäckigste. zurück und gelangt dann zu folgenden Betrachtungen: So wird schließlich nur so viel monarchische Socialreform" Aber die Republik ist uns sympathisch nicht bloß mit Rückgewährt, als die herrschenden Klassen gestatten. Es giebt des­ficht auf den mehr oder weniger entfernten Zukunftsstaat der halb nirgends so rückständig bornierte Klassenherrschaft, wie sie das socialen Republit. Auch als bürgerliche Republik muß sie dem untertum und der mit ihm verfippte bürgerliche Fabrikfeudalismus socialistischen Proletariat wertvoller fein als die Monarchie, so daß wiederum in dem monarchischen Preußen und in dem monarchischen es sich für die Republik entscheidet, wo immer es die Wahl zwischen den beiden Staatsformen hat. Denn die bürgerliche Re- Sachsen ausübt. publit ist die Staatsform, in der der Entscheidungskampf zwischen Umgekehrt sind in demokratischen Republiken und in den kon Proletariat und Bourgeoisie am ehesten und besten ausgefochten stitutionellen Scheinmonarchien, wie England, die herrschenden Klassen Das wird aber bewirkt dadurch, daß der Klassen- genötigt, in ihrem inneren Interessenstreit das Proletariat durch gegensatz zwischen Proletariat und Bourgeoisie in der Republik am Zugeständnisse auf ihre Seite zu locken. Die socialen Konzessionen schärfsten und Klarsten zum Ausdruck kommnt. in diesen Staaten mögen nicht immer so aufdringlich sichtbar Wohl steht die Monarchie dem um seine Befreiung ringenden werden, wie die bureaukratisch- selbstgefällige Socialreform int Proletariat notwendigerweise feindselig gegenüber, denn diese Be­Wert ist vielfach freiung erheischt die Aufhebung der Klassen, also die Aufhebung monarchischen Staaten, aber ihr innerer der Grundbedingung der Monarchie. Aber diese hat kein Intereſſe Und überlegen. vor allem müssen die herrschenden Klassen daran, eine andre Klasse zur Alleinherrschaft kommen zu lassen; in der Demokratie durch politische Freiheiten sich die Sympathie und die Macht der Monarchie ist am größten dort, wo die verschiedenen Hilfe der für ihre Herrschaft unentbehrlichen Massen zu gewinnen Klassen sich die Wage halten. Das kann eine monarchische trachten. Regierung unter Umständen dazu veranlassen, das Proletariat gegenüber der Bourgeoisie in Schutz zu nehmen.

Diese kaiserliche Fürsorge für die Angehörigen der in Südwest­afrika Gefallenen sticht ja sehr gegen die Rücksichtslosigkeit ab, mit der das neue militärische Oberkommando in Südwestafrika die An­gehörigen der gemeinen" Soldaten behandelt, allein viel besser wäre es zweifellos gewefen, wenn der Krieg mit seinen schweren Verlusten an blühenden Menschenleben überhaupt vermieden oder wenigstens so rasch wie möglich beigelegt worden wäre! Das wird mancher Vater und manche Mutter trotz des schönen Traueremblems schmerzlich empfinden!-

Landtagswahlen im Fürstentum Lübeck . Aus Eutin wird uns geschrieben: Die Wahlmännerwahlen im Fürstentum Lübeck fanden vom 11. bis 13. August statt. Zu wählen waren 73 Wahlmänner ( auf je 500 Einwohner ein Wahlmann). Gewählt wurden 24 Social­demokraten, 13 bis 15 Nationalsociale, 31 Bauernbündler, die übrigen unbestimmt. Die Majorität für einen Abgeordneten beträgt 37.

Durch Zusammengehen mit den Nationalsocialen, die uns die Hand boten, konnte es uns gelingen, einen Abgeordneten durchzu­bringen.

Die am 27. August in Eutin anberaumte Wahlversammlung hatte folgendes Resultat: C. Hammerich- Eutin( Nationalsocial) erhielt 67 Stimmen mit Hilfe der Bauernbündler; F. Voß- Eutin, Lehrer ( Nationalsocial) 43 Stimmen; P. Hug- Bant, Buchdruckereibefizer, ( Socialdemokrat) 38 Stimmen; Adler- Ahrensböck( Freisinnig) erhielt 38 Stimmen.

Im ersten Wahlgang wurden diese vier gleich gewählt und so= mit war die Wahlhandlung zu Ende.

Von den früheren Abgeordneten erhielten die drei Bauern­bündler Grimm, Tenz und Roper 26-38 Stimmen, während auf den früheren Landtagsabgeordneten Döhler( Amtseinnehmer in Eutin , freisinnig) feine Stimme entfiel. Hug ist jedenfalls doppelt gewählt, außer hier noch im Amte Rüstringen , dort haben die Parteigenossen, wenn nicht alle, so doch die Majorität der Wahlmänner. Da Hug

in Eutin annimmt, was unzweifelhaft, so hat in Rüstringen noch eine Wahl stattzufinden. Es ziehen dann in den neuen Landtag vier Socialdemokraten hinein, statt bisher sechs, da der Sieg unfrer drei Abgeordneten in Delmenhorst nur einem Zufall zu­zuschreiben war.

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Majestäts Denunzianten. Wegen Majestätsbeleidigung zu drei Monaten Gefängnis verurteilt wurde am 20. d. M. von der Straf­fammer zu Königsberg eine Handelsfrau. Ein Maurer und dessen Ehefrau hatten die Verurteilte bei der Staatsanwaltschaft denunziert. Sie sollte in Bezug auf das Halsleiden des Kaisers sich im Gespräch eines beleidigenden Ausdrucks bedient haben.

Aus der Verhandlung ging zweifellos hervor, daß die Denunziation ein Racheakt der beiden Eheleute war. Sie hatten mit der Handelsfrau lange Zeit freundschaftlich verkehrt. Die Testere hat den Eheleuten oft Gelddarlehne gegeben. Als deren Wünsche aber nicht mehr befriedigt wurden, hatte die Freundschaft bald ein Ende. In einem früheren Termin, in dem die beiden der Angeklagten feindlich gesinnten Eheleute dieser allein als Belastungszeugen gegenüberstanden, beteuerte die Angeklagte ihre Unschuld.

Der Vorsitzende hielt den beiden Eheleuten die große Ver­antwortung vor, die sie auf ihr Gewissen nehmen, wenn sie hier als die einzigen Belastungszeugen auftreten. Er ermahnte dieselben, sich vor dem Schwur doch noch einmal ihre Aussage zu überlegen, während der Verteidiger Vertagung beantragte, weil er zur Fest stellung des Leumundes der Zeugen sowie der Angeklagten noch Zeugen laden wolle. Dem Antrage wurde damals stattgegeben. Im letzten Termin beschworen nun die beiden Eheleute ihre be­Lastenden Aussagen, während die andren geladenen Beugen nichts Wesentliches aussagen konnten.

Husland. Frankreich .

Eine Spionage- Affaire. Auswärtige Blätter brachten gestern Meldungen über eine in Baris entdedte Spionage- Affaire. Matin" und Petit Parisien" sagen heute, es handle sich darum, daß der japanische Militärattaché dem früheren Agenten Lajour Anerbietungen für Lieferung von Witteilungen über die Verteidigung von Indochina gemacht haben soll. Der Attaché stelle dies ent­schieden in Abrede, und von zuständiger Stelle werde die Angelegenheit nicht als ernst betrachtet.

Andrerseits kann sich in einer Monarchie die Bourgeoisie unter Umständen durch die Regierung, die nicht direkt ihre Klassenregie­rung ist, mehr beengt fühlen, als durch das Proletariat; sie kann es zur Schwächung der Regierung aufrufen und zu diesem Zwecke stärken.

Es widerspricht den Thatsachen und stellt das wirkliche Verhältnis auf den Kopf, daß die reinere und schroffere Form des Klassen­tampfes in den Republiken zur Geltung komme. In der bürgerlichen Republik und verwandten Staatsformen versucht man die Arbeiter durch Geschenke zu torrumpieren, in der absolutistischen Monarchie durch Gewalt einzuschüchtern. Der republikanische Aberglaube" ist sonach eine recht revolutionäre, sehr radikale und in allen Fällen eine unbedingt notwendige Anschauung.

Endlich findet in einem monarchischen Lande das Proletariat selbst zwischen sich und der Bourgeofie die Monarchie, als einen von jener verschiedenen Gegner. Dadurch wird seine Aufmerksamkeit Der beste und einzige Interpret seiner Anschauung ist schließlich geteilt, die Schärfe des Klassengegensages vermindert, die Intensität des Klassenkampfes geschwächt.

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Ganz anders in einer bürgerlichen Republik unter ent­wickelter fapitalistischer Produktion. Hier herrscht die Bourgeoisie direkt, hier stehen sich Proletariat und Bourgeoisie unvermittelt gegenüber, hier hat das Proletariat nicht die trennende Wand einer monarchischen Regierung zu übersteigen, will es der Bourgeoisie an den Kragen gehen. In monarchischen Ländern und das gilt um so mehr, je absoluter die Monarchie, also am meisten für Rußland ist das Proletariat oft gezwungen, seine ganze Kraft auf die Be­fämpfung der Regierung zu fonzentrieren. Gelingt es ihm dort, die Staatsgewalt niederzuwerfen, so steht es nicht am Ende seiner Kämpfe, sondern nur am Beginn einer neuen, intensiveren Phase des Klassenkampfes. Gelingt es ihm dagegen in der bürgerlichen Republik, die bestehende Staatsgewalt zu stürzen, so hat es damit endgültig über die Bourgeoisie gesiegt, ihre politische Expropriation vollzogen und ihre ökonomische Expropriation un abivendbar gemacht.

Deshalb die große Bedeutung, welche schon die bürgerliche Republik für das Proletariat hat. Aber gerade deswegen ist auch in der Republik das Klassenbewußtsein und der Klassenhaß der Bourgeoisie gegenüber dem Proletariat mehr entwickelt, und ist dort die Bourgeoisie um so strupelloser in ihrem Klaffenkampf gegen das Proletariat, unbedenklicher in der Wahl ihrer Mittel, sei es brutaler Niederwerfung, sei es heimtückischer Ueberliftung und Korrumpierung.

So hoch uns daher die Republik , auch die bürgerliche, steht, so wichtig sie uns für den Befreiungskampf des Proletariats er­scheint, so darf uns das doch nicht blind machen gegen den arbeiterfeindlichen Charakter, den jede bürgerliche Republik und jede Regierung einer bürgerlichen Republik entwickeln muß. Gerade in dieser Erkenntnis unterscheiden wir uns von der bürgerlichen Demokratie, die der Republik eine geheimnisvolle Kraft der Schwächung der Klassengegensätze zuschreibt und wähnt, der republikanischen Bourgeoisie wohne eine weit größere Neigung inne, die Befreiung der Arbeiterklasse zu fördern, als der Monarchie und der monarchistischen Bourgeoisie.

Dieser republikanische Aberglaube gehört aber auch zu den Illufionen, die dank dem Revisionismus selbst in unsre Reihen hier und da Eingang gefunden haben. Da war es sehr am Plaze, wenn Bebel demgegenüber wieder unsren Standpunkt darlegte, der den des Republikaners mit dem des proletarischen Klassen­fämpfers vereinigt."

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Indem Kautsky hier zutreffend darlegt, daß auch die Bürger­liche Republik ihren Klassencharakter beibehält, find doch zugleich Zum Marseiller Streit. Nach einem Telegramm des Matin" feine Darlegungen über den wie man aus einzelnen Wendungen aus Marseille soll Minister Pelletan die Absicht haben, den be- schließen könnte, nach seiner Meinung- abgestumpften oder doch wenig­teiligten Schiffahrtsgesellschaften eine Entschädigungszahlung von stens verwischten Klassencharakter in der Monarchie und sein Wort vom täglich 15 000 Frants aufzuerlegen, so lange sie nicht den Post- republikanischen Aberglauben geeignet, neuer Verkennung Bebelscher dampferdienst wieder aufnehmen.- und socialdemokratischer Auffassungen wider die Absicht Vorschub zu leisten.

Rußland.

Unruhen in Riga . Gestern fanden in Riga große Unruhen statt. Vor dem Gefängnis versammelte fich eine große Menschenmenge, aus deren Mitte Schüsse fielen, als die Polizei sie ermahnte, auseinanderzugehen. Der Polizei

Es lönnte der Anschein entstehen, als ob Bebel thatsächlich der Meinung wäre, daß in der Monarchie die Klassen nicht so un­mittelbar und so brutal aufeinanderstoßen wie in Republiken. Solche Meinung, die natürlich Bebel nicht hat und haben kann, wäre aber

Bebel selbst. Gerade vor einem Jahre hat Bebel in seinem Aufsatz über die Vicepräsidenten- Frage mit großer Schärfe und durchaus zutreffend gegen die Genoffen polemisiert, die nach seiner Meinung sich gegenüber der fundamental wichtigen Staatsform zu gleichgültig verhielten. Er führte in der Neuen Zeit" vom 5. September 1903 unter der Kapitelüberschrift Die Staatsform mehr Nebensache für die Socialdemokratie" aus:

Wir sollten nicht das Hauptgewicht auf die Staatsform legen und nicht annehmen, daß man durch eine Audienz bei dem Kaiser eine Art Reverenz vor ihm mache. Nicht auf die Staats­form, auf den socialen Inhalt der Gesellschaft komme es nach nufren eignen Grundanschauumgen hauptsächlich an, rufen überein­stimmend Vollmar und Göhre. Letzterer widmet diesem Thema in der Chemnißer Volksstimme" einen ganzen Leitartikel, aus dem ich die Ueberzeugung gewann, daß dem Genossen Göhre der Nationalsociale noch sehr im Nacken sitzt.

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Es fällt mir nicht ein, die Staatsform zu über schäßen. Aber sie ist sehr wesentlich. Es giebt allerdings Monarchien, wie zum Beispiel die englische, die ich mancher Republik vorziche, zum Beispiel den südamerikanischen. Aber auch zwischen den Monarchien ist ein gewaltiger Unterschied. Eine starke Monarchie bedeutet ein schwaches Parlament. Und wenn das Königtum durch Heer und Flotte und Beamtenhierarchie usw. schon start ist und durch die herrschenden Klassen noch besonders gestützt wird, dann ist es für jede Demokratie eine ganz besondere Gefahr! Daher ist die Monarchie in Preußen die Monarchie par excellence, die es in der ganzen Welt nicht zum zweitenmal giebt. Und der jeweilige preußische Monarch, der zugleich deutscher Kaiser ist, ist auch der systematische Stärker des Junkertums, in dem er seine vornehmste Stütze sieht. Er ist es auch, an dem das Dreiklassen- Wahlsystem mit all feinen Ungleichheiten in Staat und Kommune für die Arbeiterklasse seinen Grund- und Eckstein findet, der alles billigt, was bisher die Socialdemokratie in Preußen rechtlos gemacht und geschädigt hat..

Wäre dagegen Preußen Deutschland eine Republik und wäre sie noch so blau, so besäßen wir höchst wahrscheinlich das allgemeine, gleiche, direkte und geheime Wahlrecht für alle Ver­tretungslörper, Diätenzahlung an die Abgeordneten, eine gerechtere Einteilung der Wahlkreise, womöglich das Proportionalwahlsystem, ein viel freieres Vereins- und Versammlungsrecht, eine größere Breßfreiheit, eine vollkommenere Socialreform, für die dann unsre Macht ganz anders in die Wagschale fiele wie jetzt, ein demokratischer gestaltetes Militärsystem, eine dem Parlament verantwortliche Regierung, furz, es wäre eine Reihe unsrer nächsten Programm­forderungen erfüllt, um die wir jetzt noch lange und voraussichtlich sehr schwere Kämpfe zu bestehen und große Opfer zu bringen haben!

Wollen Vollmar und Göhre auch jetzt noch behaupten, daß die Staatsform mehr nebensächlich sei? Was werden die belgischen, französischen, österreichischen, italienischen Genossen denken, wenn sie ihre Ausführungen lesen?"

Man braucht nur an diese Darlegungen zu erinnern, um ein für allemal der Legende der deutschen und französischen bürgerlichen Presse ein Ende zu machen, die der deutschen Socialdemokratie mons archische Neigungen, republikanischen Skepticismus oder auch nur Gleichgültigkeit gegenüber der Staatsform zuschreiben möchte.