Nr. 222. 21. Jahrgang.
Dritte Konferenz der socialistischen Frauen.
1. Verhandlungstag. ( Schluß der Nachmittags- Sitzung.) Diskussion über den Kinderschuh.
Antrag
Frau Lungwit- Dresden: Wir haben den gebracht: Kinder unter vierzehn Jahren dürfen als trägerinnen an Barteizeitungen nicht
Ausberivendet werden."
arbeitenden Frauen haben. Was hat man nicht alles seiner Ein- ist die Rede darin. Da erinnern wir uns an das schöne Wort: führung entgegengesetzt. Man hat behauptet, die Frauen würden Die Existenz des Arbeiters ist bis ins späte Alter gesichert und dadurch völlig aus der gewerblichen Arbeit herausgedrängt werden. geschützt.
Aber die Unternehmer wissen, daß sie nach wie vor an den Frauen Wir wissen alle, daß wir uns nicht zu verlassen haben auf Ver billige und willige Arbeitskräfte haben. Deshalb ist nicht nur die sprechungen, mögen sie von der höchsten Stelle, mögen sie von den Frauenarbeit im selben Umfange erhalten geblieben, sondern zwischen gegnerischen Parteien kommen. Verlassen kann die Arbeiterschaft ein- den letzten beiden Gewerbezählungen von 1882 bis 1892 hat die sich nur auf sich selbst. Nur soweit sie Furcht einflößt, werden ihre Zahl der erwerbsthätigen Frauen noch um 35 Prozent zugenommen. Forderungen bewilligt. Es muß unsre Aufgabe sein, für die VerWelche Fülle von Familienglück wird dadurch zerstört! Aber den kürzung der Arbeitszeit eine öffentliche intensive laute Agitation zu Sie dürften sich vielleicht über diesen Antrag wundern. Es liegt daß man die Frauen aus der Fabrik herausdrängt. Im Gegenteil ganz anders, als bishet, diese Forderung in den Vordergrund schieben. Mißständen der Frauenarbeit kann nicht dadurch abgeholfen werden, entfalten, viel kräftiger als bisher. Die Parteizeitungen müssen noch uns auch fern zu behaupten, daß unsre Sächsische Arbeiterzeitung" wollen wir die Frauenarbeit schützen, die die Frau auf eine höhere Jede Verkürzung der Arbeitszeit bringt uns unmittelbaren Nuzen. etwa Kinder zum Austragen verwendet. Aber trotzdem schicken die Kolporteure oft mit sechs bis achtjährigen Kindern die Zeitung ins 1ociale Stufe hinaufhebt und ihre Thätigkeit dem Wirken des Mannes Die Verkürzung der Arbeitszeit muß auf alle Arbeiterkategorien Haus oder lassen durch diese kassieren. Die Rednerin kritisiert dann gleichberechtigt macht. Die Nachteile der Frauenarbeit zeigen sich ausgedehnt werden, seien sie in der Groß- oder in der Kleinindustrie eingehend die Kinderbeschäftigungs- Anstalten der Kommune Dresden . nur in der kapitalistischen Wirtschaftsordnung, und doch würde thätig. Kann die Kleinindustrie dabei nicht bestehen, so mag sie zu Von Schulschluß bis spät in den Abend werden die Kinder selbst gerade in ihr das Verbot der Frauenfabritarbeit die Frauen nur Grunde gehen. Am höchsten steht das Leben und die Gesundheit der mit Holzhacken und Schiffsziehen beschäftigt, für die kleinsten Un- größerer Ausbeutung in der Heimarbeit in die Arme treiben. Dann Arbeiterklasse. ( Lebhafter Beifall.) hätte sie noch weniger Zeit, Mutter und Frau zu sein. Nur die Frau Anna Niemann- Stralsund
arten giebt es Schläge oder Entziehung des Verdienstes für den Verkürzung der Arbeitszeit kann der Familie die Frau, den Kindern
unterstellt sind, sollen ihm unterstellt werden.
Kinder ausdehnt.
Referentin ist
bie Schulfrage auf die Tagesordnung dieser Konferenz zu stellen, Frau Klara Zetkin : Wenn die Genossinnen beschlossen haben, so waren sie sich wohl bewußt, daß es in der kurzen Zeit, die hier zur Verfügung steht, unmöglich ist, die Schulfrage ihrer Bedeutung gemäß eingehend zu behandeln. Wenn wir trotzdem ihre Behandlung beschlossen haben, so war dafür ein Grund bestimmend. Wir sind höchster Bedeutung für die proletarische Frauenbewegung ist, daß der Ueberzeugung, daß die Schulfrage, die Bildungsfrage, bon die Schulfrage im Leben der Millionen von Proletarierinnen, an die unsre Agitation sich wendet, eine hervorragende Rolle spielt. Das ist in ergreifender Weise auch hier zum Ausdruck gekommen in dem Schrei nach höherer Bildung, den fast alle Rednerinnen hier erhoben haben. Sie alle sind aufs schmerzlichste davon berührt, daß die Volksschulbildung ihnen nicht erlaubt hat, reichere Schäße des Wissens in den Dienst des proletarischen Befreiungskampfes zu stellen. Es giebt wohl feine proletarische Mutter, die nicht damit rechnete, daß sie ihre Kinder derselben mangelhaften und unvollkommenen Volksschule anvertrauen muß, unter deren Gebrechen sie selbst gelitten hat.( Lebhafte Zustimmung.)
nächsten Tag, ein Schutz gegen Unfall ist nicht immer vorhanden. Die Mutter, dem Manne die Gattin wiedergeben. Wir verlangen tritt für die Einführung des Zehnstundentages in der Hausinduſtrie Zur Förderung der Frömmigkeit werde natürlich bei Beginn und die Verkürzung des Arbeitstags für alle Arbeiter; aber die Frauen ein und berichtet von den schlechten Löhnen, die die Arbeiterinnen der Schluß der Arbeit ein Kirchenlied gesungen. Rednerin empfiehlt leiden doch am schwersten unter seiner Länge. Unsre Parteigenossin Stralsunder Spielkartenfabrit erhalten. 20jährige Arbeiterinnen ers daher folgende Resolution, die wie die obige von den Genossinnen Frau Dr. Adams- Lehmann hat statistisch nachgewiesen, wie wenig halten einen Wochenlohn von 4 M. bis 4,50 M. Der Höchstlohn be= Dresdens gestellt ist: Die Konferenz möge folgenden Antrag dem Frauen gesunde Kinder zur Welt bringen. Eine sehr große Bahi trägt 10-12 M. Trotzdem ist es sehr schwer, diese Arbeiterinnen Parteivorstand zur Erwägung überweisen: Die städtischen Kinder- von Frauen stirbt alljährlich im Kindbett, ein Zeichen für die Ber - für die Organisation zu gewinnen. Trotzdem werde ich, geſtüßt auf beschäftigungs- Anstalten, welche bisher dem Kinderschutzgesetz nicht störung des Organismus durch die lang ausgedehnte Arbeitszeit. Das, was ich auf dieser Konferenz gelernt habe, mit frischer Straft an Frau Göckerių- Reichenbach begründet folgenden Antrag des In gleicher Weise leidet die Pflege der Kinder. In den Fabrikorten die Arbeit gehen.( Bravo !) Auf Vorschlag von Frau Kähler Dresden wird von einer fünften sächsischen Reichstags- Wahlkreises: Die Frauenkonferenz Welch eine Menschenverwüstung, welch ein Raubbau an der mensch weiteren Diskussion über das Referat mit Rücksicht auf die beschränkte möge Vorschläge zur Verbesserung des jetzt in Straft lichen Kraft. Wir verlangen Schuh nicht nur für die verheirateten Beit Abstand genommen. getretenen Kinderschutzgesetzes machen und zwar dahingehend, Der nächste Punkt der Tagesordnung ist: daß die Handhabung des Gesetzes zu einem wirklichen Schuge wird Frauen, sondern auch für den weniger gefestigten Organismus der Die Schulfrage. und daß man zweitens dieses Gesetz auch auf die Heimarbeitenden ungen Mädchen. Weiterhin nimmt die Arbeit ständig an Intenfität zu. Als die Crimmitschauer Tegtilarbeiter ihre minimale Diese Vorschläge sollen in einer Resolution festgelegt und diese die Webstühle, die früher 45 55 Schuß in der Minute machten, Forderung nach dem Zehnstundentag erhoben, wiesen sie nach, daß unfrer Reichstagsfraktion übergeben werden. Es liegt ferner ein jetzt deren 75-80 machen. Diesem Gang der Maschine muß sich Antrag der Berliner Genossinnen vor: Die Vertrauenspersonen die Arbeiterin anpassen. Und mit Recht hat hierauf Karl Marx in mögen in ihren Orten Ermittelungen darüber anstellen, wieviele feinem„ Kapital" gesagt, daß, wenn man den Arbeiter zwänge, um Kinder und in welchem Alter tagsüber ohne Aufsicht sind, weil die ein Viertel mehr Atemzüge zu machen, Schritte zu gehen und Arbeit Eltern der Erwerbsarbeit nachgehen müssen. Frau Bauschke- Berlin begründet ihn mit dem Hinweis auf die wir aber wollen das Mehr an Arbeitskraft, das wir in der Arbeitszu leisten, er statt 50 nur 37 Jahre leben werde.( Sehr richtig!) zahlreichen Unfälle und schließt mit den Worten, daß wer wie sie in der zeit ausgeben, durch eine Verkürzung der Arbeitszeit unserm Körper Jugend selbst die Armut kennen gelernt habe, den Kampf gegen sie erhalten. Ein fonservativer Parteiführer sagte einmal, daß man und die durch fie verursachten Dualen voll zu schätzen wissen werde. durch eine Verkürzung der Arbeitszeit geradezu das Kapital fonFrau Lug- Berlin teilt ihre eigenen Erfahrungen aus der Jugend fisciere. Wenn man dem Arbeiter die Arbeitskraft, fein Kapital, mit. Sie habe am eignen Leibe erfahren, was es heiße, übermäßig erhält, so tonfisciert man es nicht. Aber wahrscheinlich hat der Herr arbeiten zu müssen. Der Berliner Waisenverwaltung werde mehr an alles andre eher als an das Kapital des Arbeiters gedacht. auf die Finger gesehen werden müssen. Sie gebe Waisenkinder, Seit die Arbeiterschaft Vertreter im Parlament hat, sind diese besonders Mädchen, aufs Land, die dort übermäßig ausgebeutet unablässig bemüht gewesen, Anträge im Sinne der Arbeitszeitwürden. Ein zehnjähriges Mädchen müsse fünf Stühe täglich melten, fürzung einzubringen. Ein Gesetz, das 1867 v. Schweißer zum eine Arbeit, die gar nicht ordentlich geleistet werden könne. Es ist Schuße der Arbeit gegen das Kapital" vorschlug, tam nicht zur Verüberall darauf zu achten, wohin die Waisenverwaltungen die Kinder handlung. Der Präsident forderte entgegen der Gewohnheit die in Pflege geben. schriftliche Unterstüßung, und alle Fraktionen lehnten es ab, ihre Frau Plum- Essen berichtet von der Ausbeutung der Unterschrift zu dem Antrag zu geben. Arbeitskraft fleiner Kinder beim Austragen von Zeitungen und Bei der Gewerbeordnung traten 1869 wieder im Norddeutschen Weißbrot in ihrem Bezirke. Diesen Kindern ist es nicht möglich, Bundestag Schweizer, Fritsche, Hasenclever, Bebel und Liebknecht ein ordentliches Frühstück zu sich zu nehmen, bevor sie in die für die Festsetzung einer Marimalarbeitszeit ein, insbesondere auch Schule kommen. Durch die Anfrage eines Lehrers wurde fest- für Beschränkung der Frauenarbeitszeit und das Verbot der Kindergestellt, daß 25 Kinder nüchtern auf der Schulbank saßen. Jm arbeit. Landkreise Aachen werden drei- bis vierjährige Kinder mit dem Am 11. April 1877, also ein Jahr vor dem Attentatsrummel, Aufnähen von Knöpfen, Hafen und Desen beschäftigt. Für das kam ein derartiger Antrag infolge der Unterstüßung der KonserAufnähen von drei Dußend wird 1 Pfennig bezahlt; die Kinder ver- vativen zum erstenmal im Reichstag zur Verhandlung. Es war dienen 8 bis 10 Pf. täglich.( hört! hört Der Zwirn muß von ein ausgearbeitetes Gesetz, das alle unsre wichtigsten Forderungen den Eltern geliefert werden. Von der Ausbeutung dieser Kinder- enthielt. Sie wurden von Fritsche begründet und von Bebel berarbeit kann sich nur der eine Vorstellung machen, der das schwarze teidigt, blieben aber unerledigt. Immerhin veranlaßten die ArUnternehmertum kennt. Für diese Leute existiert kein Kinderschutz- beitervertreter als unbequeme Mahner die Regierung zu Ergefeg.( Lebhafter Beifall.) hebungen, die für das nächste Jahr wenigstens zu einigen bescheidenen gefeßlichen Maßnahmen führten. In der nächsten Beit spielte sich das Centrum wiederholt als Partei der Arbeiterfreundlichkeit auf. Sie wußte, daß der damals noch allmächtige Bismard alle Beschlüsse des Reichstages im Bundesrat würde abweisen lassen. Seit das Centrum so mächtig ist, ist es in diesem Punkte viel zurückhaltender geworden.
Frau Wartenberg- Ottensen schildert die Ausbeutung der Kinder in der Heimarbeit der Tabakindustrie; Schandlöhne werden auch für das Auspellen der Krabben bezahlt.
Frau Wichmann- Lichtenberg wünscht, daß den jugendlichen Arbeitern und Arbeiterinnen die Accordarbeit verboten wird, weil gerade die Accordarbeit zu Lohndrückereien benutzt wird.
Frau Baumann- Altona: Während früher zum Austragen von Mitten in der Wahlbewegung der neunziger Jahre fielen die Beitungen nur Frauen verwandt wurden, die auf eignes Conto faiserlichen Erlasse. Da glaubten manche noch nicht so gefestigte Kinder verwandten, werden jetzt direkt Kinder, die über 12 Jahre Genossen, jetzt werde das goldene Zeitalter für die Arbeit anbrechen. alt sind, angestellt für die Stunden, wo ihre Beschäftigung zulässig War doch versprochen, daß die Regierung die Gesundheit, die Gebote ist. Die Wirkung des Kinderschutzgesetzes auf die Kolportage ist der Sittlichkeit und die wirtschaftlichen Bedürfnisse der Arbeiter gleich Null. Es wird nach Kräften umgangen und niemand kümmert schüßen, ihnen Gleichberechtigung gewähren werde. Den Arsich darum. Bei der Parteikolportage des" Hamburger Echo" ist die beiterinnen wurde der elfstündige Arbeitstag gegeben, das war Beschäftigung von Kindern streng verboten. Damit schließt die Diskussion.
alles. Und durch die geringen Strafen für seine Üebertretung reizt man noch heute stillschweigend zu seiner Uebertretung an. Es folgten In ihrem Schlußwort hebt Frau Ziet hervor, daß die Resolution 1896 einige Schutzbestimmungen für die Konfektion, die in neuerer des 5. sächsischen Wahlkreises teils durch die Resolution der Refe- Zeit auf die Werkstätten der Pußindustrie und Wäschefabrikation rentin erledigt, teils bereits Gesetz ist. Die von Genoffin Wichmann ausgedehnt worden sind. Jetzt verlangen wir als Etappe auf dem beantragte Veränderung der Resolution( Verbot der Accordarbeit Wege die Herabsetzung des Arbeitstages für alle weiblichen Arbeiter, für jugendliche Arbeiter statt Herabsetzung der Arbeitszeit für diese Arbeiter auf sechs Stunden) empfiehlt sich nicht. Es muß vielmehr dafür gesorgt werden, daß in den Gewerkschaften für die Beseitigung der Accordarbeit agitiert wird. Der Antrag 1 der Genossinnen des 4. und 6. sächsischen Wahlkreises( Dresden ) und der Antrag Berlin sollten angenommen werden.
Bei der Abstimmung wird die Resolution Zieß unter Ablehnung des Amendements Wichmann einstimmig angenommen. Gleichfalls angenommen wird der Antrag Berlin und der Antrag 1 Dresden . Um 18 Uhr werden die Verhandlungen auf Sonntag 9 Uhr bertagt.
An der Konferenz nehmen teil:
G
nicht nur wie das Centrum, das stets durch seine Anträge dem Fortschritt hemmend im Wege steht, nur für die verheirateten Frauen.
Die Frage der Volksschule ist also ein wichtiger Buntt, wo unsre aufklärende Agitation einsehen kann. Hier fönnen wir, geſtützt auf Thatsachen, dem weiblichen Proletariat die Verbrechen der kapitalistischen Wirtschaftsordnung vor Augen führen. Es handelt sich nicht nur um Sünden, die im tapitalistischen System liegen, nein, um specielle That und Unterlassungsfünden, mit denen die bürgerliche Gesellschaft die Grundübel noch verschärft und berschlimmert. Gerade dieses Gebiet eignet sich ausgezeichnet dazu, um die ganze fulturelle Ueberlegenheit der socialistischen Weltanschauung aufzuweisen und jedem flar zu machen, daß das socialistische Proletariat die Weltbühne betreten hat, nicht nur um die Magenfrage, sondern um eine Kulturfrage in ihrem tiefsten Kern zu Gunsten der Allgemeinheit zu lösen.( Lebhafter Beifall.) Wir sind ferner der Ansicht, daß ein fünftiger Barteitag, nicht dieser überlastete, nach eingehender Erörterung der Schulfrage in Presse und Versammlungen, nicht nur von den Forderungen unfres Minimalprogramme ausgehend, sondern auf Grund unfrer ge= famten Weltauffassung zur Schulfrage Stellung nehmen muß. Durch unsre heutige Erörterung wollen wir die Genossinnen befähigen, an den vorbereitenden Debatten teilzunehmen.
Die Volksschulfrage ist die nationale Erziehungsfrage.( Lebhafte Zustimmung.) Das ist einmal begründet in der Entwidlung der Pädagogik als Wissenschaft. Je mehr sie sich in den ganzen Stomplex der Propleme der Schulfrage vertieft, um so mehr sieht sie ein, daß es sich in der Schule nicht bloß um Geistesdrill, sondern um einen Erziehungsunterricht handelt, der den ganzen Menschen umfaßt und alle Seiten seines Wesens zur Entfaltung bringen soll. Die Volksschulfrage ist die Frage der Erziehung der gesamten Nation oder sollte sie wenigstens sein. Wir als Socialdemokraten müssen erst recht diese Frage so auffassen, die wir auf dem Boden der materialistischen Geschichtsauffassung und der Darwinschen Entwidlungsideen stehen. Auch die einzelne Persönlichkeit betrachten wir im Flusse der Entwicklung, nicht als etwas Festes und Gegebenes, sondern als ein bildsames und entwicklungsfähiges Wesen. Das gesamte Milieu schafft bestimmte Entwicklungsmöglichkeiten für jedes Lebewesen. Wir faffen die Schulfrage im Sinne jenes Wortes des großen Pädagogen Amos Comenius auf:" Die Bildung soll alle, die da Menschen sind, zu allem befähigen, was menschlich ist." Die Schulfrage ist uns ein Teil des großen Erziehungsproblems, daß alle Umstände des materiellen und des gesamten fittlichen Milieus bewußt so zu gestalten sind, daß sie die vorteilhafte Entwicklung des Kindes in förperlicher, sittlicher und geistiger Beziehung berbürgen; es gilt, wie Richard Wagner sagt, die Kinder zu schönen Menschen, zu starten Menschen zu erziehen, wie fie Schiller in seinem Gedicht" Der Künstler" verkörpert hat: Wie schön, o Mensch, mit deinem Balmenzweige Stehst du an des Jahrhunderts Neige In edler, stolzer Männlichkeit, Mit aufgeschlossenem Sinn, in Geistesfülle, Voll mildem Ernst, in thatenreicher Stille Der zelfste Sohn der Zeit.
Wenn wir an diesem Jdeal messen, was die bürgerliche Gesell
Am 4. Februar 1897 wurde im Reichstag der socialdemokratische Achtstundentag verhandelt und nach dreitägiger Debatte abgelehnt. Die Regierung schwieg, wohl um es weder mit den Arbeitern noch mit den Unternehmern zu verderben. Unter den wunderlichsten Gründen lehnten die Parteien unsern Antrag ab. So begründete die freisinnige Partei ihr Nein mit der Behauptung, daß die Folge des Achtstundentages Arbeitslosigkeit und Vermehrung der Frauenarbeit sein würde. Die Konservativen ließen durch den Junker v. Buttkamer erklären, solche Anträge bedeuteten eine Förderung der Revolution, Ottilie Baader - Berlin . M. Karstens- Neumünster . Adolf Scherf- und jeder gefeßliche Eingriff in die Freiheit des Arbeitsvertrages sei Langenschodorf. Heinrich Schulz Bremen , für Erfurt . Marie eine Konfistation des Eigentums.( hört! hört!) Freiherr b. Heyl Wadwig- Wittenberge. August Wicky- Mühlhausen. Pauline Göderiß- berties für die Nationalliberalen auf die" kolossale" Belastung der Reichenbach i. B. Klara Pözich- Leipzig. Wilhelmine Kähler- Brom - Industrie durch die socialpolitischen Gefeße und behauptete, daß eine berg. Wilhelmine Kähler - Magdeburg . Linchen Baumann- Altona. Verkürzung der Arbeitszeit nur eine Vermehrung der Völlerei in den Henriette Mirus- Frankfurt a. M. Bertha Lungwiß- Dresden . Frau Arbeiterkreisen bedeuten würde. Dumm und brutal wie immer Agnes Plum- Essen. Margarete Zeise- Köln. Marie Thiel- Teltow- meinte Freiherr v. Stumm, daß ein höherer Verdienst der Männer schaft zur Bildung der großen Masse des Voltes thut, dann muß Beeskow . Minna Jung- Nieder- Barnim. Bertha Riemann- Chemniz. bloß die Arbeiterfrauen zu größerer Puhsucht verführen würde. unser Urteil lauten: Gewogen und zu leicht befunden!( Lebh. BeiAuguste Bosse- Bremen . Meyer- Bremen. Minna Schäfer- Bremen.( peiterkeit.) Gr meinte weiter, die Arbeiter äßen nur aus Bosheit fall.) Betrachten wir, was die bürgerliche Gesellschaft für die Volks. Marie Rost- Hamburg. Luise Zietz - Hamburg . Agnes Fahrenwald- fein Fleisch, damit ihre Lage recht traurig erschiene.( Heiterkeit.) schule thut, das wichtigste Bildungs- und Erziehungswesen für die Hamburg . Anna Bauschke- Berlin . Bertha Luz- Berlin . August Das zweideutige Verhalten des Centrums mit Herrn Hibe an der werkthätigen Massen. Hering Flensburg. Kenngott- Cannstatt. Josephsohn- Hamburg , bem Wege einer Enquete auf die lange Bant geschoben wurde. Auch mehr außer stande, einen ausschlaggebenden Einfluß auf die ErSpize brachte es schließlich dahin, daß die Achtstundentagfrage auf Die ganze wirtschaftliche Entwicklung setzt die Eltern immer Handlungsgehilfen. Marie Greifenberg- Augsburg . WartenbergWartenbergOttenfen. Anna Niemann- Stralsund . Klara Bettin- Württemberg. in den folgenden Sessionen kam nichts heraus: Die Herrer handelten ziehung der Kinder auszuüben. Das gilt nicht nur für die Minna Bollmann - Halberstadt . Genoffin Adelheid Popp - Wien , nach dem Worte: Bereichert Euch!( Sehr richtig!) Schließlich, als arbeitenden Massen. Im Proletariat erscheinen alle Gebrechen der Bertretung der österreichischen Genoffinnen. Genosse Molkenbuhr durch die Thätigkeit der Gewerkschaften die Arbeitszeit in 90 Broz. fapitalistischen Ordnung auf die Spike getrieben. Aber die Entin Vertretung des Parteivorstandes. Als Gast Genossin Wichmann, der Betriebe auf 10 Stunden herabgebracht war, fühlte sich die Re- hebung der Eltern von der Erziehungsarbeit geht in der bürgerlichen Kreis Nieder- Barnim. gierung doch veranlaßt, durch die Gewerbe- Inspektoren eine Enquete Gesellschaft überhaupt vor sich. veranstalten zu lassen, ob die Durchführung der gesetzlichen zehn= 2. Verhandlungstag. Gleichviel ob man heut Hammer oder Ambos ist, der Anteil an stündigen Arbeitszeit und der zeitigere Sonnabendschluß für die Ar- der Erziehung geht zurüd, weil auch in den besser fituierten Klassen Die Vorsißende Frau Zettin eröffnet die Sonntagsfibung um beiterinnen sich ermöglichen lasse. Auch ein Antrag der socialdemo- der Kampf ums Dasein, rücksichts- und schonungslos entfesselt, den 9% Uhr und gibt zunächst Frau Fahrenwald- Hamburg das Wort fratischen Frattion lag vor, der die Einführung des Behnstundentages besten Teil der Kräfte der Eltern aufsaugt, so daß für die Erzum Bericht der Mandatsprüfungsfommission. Es und dann des Achtstundentages forderte. Nach meiner Auffassung ziehung nur die Brosamen übrig bleiben, die vom Tische fallen. So find 33 Mandate für 32 Delegierte ausgestellt worden, Frau Kähler ist diese Forderung viel zu gemäßigt. So viel Rüdsicht brauchte man ist die Volksschulfrage mehr und mehr Erziehungsfrage geworden. vertritt Magdeburg und Bromberg . Unter den Delegierten sind auch auf das Unternehmertum nicht zu nehmen. Die Erörterung dieses Wie liegen nun die Verhältnisse? In unsern Tagen ist die 6 Genossen. Als Gäste sind anwesend für den Parteivorstand Genosse Antrages wurde auf den Herbst verschoben. Volksschule Armeleute- Schule. Auch hier klafft der tiefe Gegensatz Molfenbuhr, für die österreichischen Frauen Genossin Bopp, für Für uns ist die Forderung des Zehnstundentages ja nur eine der Auffassung, der uns von dem bürgerlichen Volk trennt. den Wahlkreis Nieder- Barnim Genoffin Wichmann. Hoffen wir, so Etappe. Die starte Vermehrung unsrer Fraktion bei den letzten sind der Auffassung, daß die Bildung von der niedrigsten bis zur schließt die Berichterstatterin, daß die Konferenz das nächste Mal Wahlen hat die andern Frattionen veranlaßt, ihrerseits in Arbeiter- höchsten Allgemeingut, Kulturgut ist, daß jedes Glied der Doppelt so start besucht ist.( Beifall.) freundlichkeit zu machen. Warten wir ab, ob es ihnen ernst damit Gemeinschaft unbeschränkten Anteil an diesem Gute hat, daß andrerDann wird in der Tagesordnung fortgefahren. Zum Referat ist, oder ob nur die Anträge unsrer Fraktion durchkreuzt werden seits der Gesellschaft die Pflicht obliegt, alle Bildungsmöglichkeiten, über den sollen. So fordert das Centrum den Neunstundentag für verheiratete die in ihr vorhanden sind, die nur möglich sind dank der Arbeit Zehnstundentag Arbeiterinnen, die Nationalliberalen das Verbot der Mitgabe von der ausgebeuteten Millionen, unbeschränkt allen Mitgliedern der Ge= wird das Wort erteilt an Fräulein Baader: Mehr als 12 Jahre Arbeit nach Hause. Auch die Thronrede enthielt diesmal wieder sellschaft zu gute kommen zu lassen. Aber die bürgerliche Gesellschaft ist es her, seit wir den gesetzlichen Elfftundentag für die in Fabriken socialpolitische Versprechungen. Von der Sorge für die Bedürftigen würdigt die Bildungsmöglichkeiten zu einer Ware herab, die verkauft
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