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schon Millionen Fahrscheinhefte bestellt haben. Eine Frage taucht noch auf, nämlich die, ob auch ein Mißbrauch mit dem neuen Wunder mittel getrieben werden darf. Wer will es einem Straßenbahn� schaffner verdenken, wenn er jeden Tag etliche hundert Reklamehefte aufkaust und sie am Abend bei seiner Gesellschaft mit 5 Pf. Profit für jedes Stück einlöst? Diese Möglichkeit wird die Geschäfts- inhaber wahrscheinlich veranlassen, die Hefte nicht unbeschränkt, sondern nur im Verhältnis des Wertes der eingekauften Waren ans Publi- kum abzugeben. Wie dem aber auch sei, das Publikum hat immerhin einen Gewinn aus der neuen Reklame und kann lachen. In der Rolle der gekränkien Unschuld gefällt sich weiter die «Freisinnige Zeitung". Sie jammert, derVorwärts" habe ihr bitter Unrecht gethan. indem er an ihrenMenschenquälerei"- Artikel, der die hohen Klassenfrequenzen preußischer Volksschulen tadelte, die Bemerkung knüpfte, über die ähnlich hoheir Klassenfrequenzen der Volksschulen Berlins rege die Freisinnige Zeitung" sich nicht auf. Das sei die Kampfesweise des Vorwärts": Da er an ihren Ausführungen nichts auszusetzen wisse, so bemängele er das, was nicht gesagt sei. Mit Verlaub I Nicht von dem, was nicht gesagt war, haben wir gesprochen, sondern von dem, was in derFreisinnigen Zeitung" noch nie gesagt worden ist. Und eben das bemängelten wir, daß es noch nie gesagt wurde. Komisch wirkt der Nachdruck, mit dem das Blatt hervorhebt, wir hättenzugegeben", daß in den Schulen Berlins schon manches besser geworden sei. Ei gewiß doch, mit dem größten Vergnügen wird das von unszugegeben"; denn wir haben es ja oft genug selber gesagt. Wir wissen aber, daß es derFreis. Ztg." sehr viel weniger Vergnügen bereiten würde, einmal ihren Lesern zu erzählen, was alles in den Schulen Berlins noch schlecht ist. Selbstverständlich zieht sie es auch in ihrer neuesten Entgegnung vor, darüber zu schweigen und desto lauter übernichtsnutzige und perfide Verdächtigung" zu zetern. Gleich zeitig registriert sie mit Stolz, daß wir ihren den preußischen Volks- schulen gewidmeten Artikelprächtig" und ihre Ausführungenver- ständig" undbeherzigenswert" genannt haben. Sie hat in der Tat euren blamablen Mut I Zum Schluß meint das Blatt, unsre Polemik solle mehr der Agitation als der Sache dienen. Selbst die ernstesten Fragen würden vomVorwärts" zu Agitatiouszweckenherab- gewürdigt". Wie vornehm das klingt! Weiß denn dieFreis, Ztg." nicht, daß gerade die Schule einst dem Berliner Freisinn das beliebteste Agitationsinittel war? Ach, wie gern würde er noch heute diese ernsteste Frage zu gleichem Zweckherabwürdigen", wenn er nicht inzwischen selber eingesehen hätte, daß er mit den Berliner Schulen keinen Staat macheu kann. An sachlichem Inhalt bietet dieFreis. Ztg." in ihrer Erwiderung nur den Hinweis, daß bei zu hohe» Frequenzen der Unterricht in Deutsch und Rechnen auf Antrag des Rektors in getrennten Abteilungen gegeben werde. Nun, das wußten auch wir. Aber will uns dieFreis. Ztg." nicht sagen, in wieviel Klassen das ge- schieht? Oder wwd sie auch das lieber nicht tun? Verlorene Kraft. Mit dem Problem der Rückgewinnung der für das Bremsen der Züge aufgewendeten Energie be- schäftigen sich gegenwärtig hervorragende Eisenbahntechniker. Wenn die schweren, mit großer Geschwindigkeit fahrenden Züge beim Ein- laufen in die Aufenthaltsstationen gebremst werden sollen, müssen natürlich außergewöhnliche Kräfte aufgewendet werden, um der lebendigen Kraft des Zuges entgegenzuwirken und diesen zum Stehen zu bringen. Diese Kräfte gingen bisher nutzlos verloren; man will jetzt versuchen, sie in elektrische Energie umzuwandeln und aufzuspeichern, um den so gewonnenen elektrischen Strom zu Be- leuchtungs- oder anderen Zwecken zu verwenden. Freilich wird sich nur ein Bruchteil der verlorenen Kraft etwa 6 Proz. zurück- gewinnen lassen, welche in Akkumulatoren aufgespeichert werden muß; auf Stasionen, auf denen viele Züge halten, würde man aber trotz- dem ein ganz ansehnliches Quantum von Energie gewinnen, so daß sich die dazu erforderliche Sammelftelle bezahlt machen würde. Es gehören zu derselben: die Isolierung der Schienen, welche den Strom fortleiten, Zuleitungen, Atkumulator-Zellen und Dynamomaschinen nebst Antriebsvorrichwngen. Derartige Anlagen werden für Eisenbahn« strecken empfohlen, auf denen recht viele Stationen dicht bei einander liegen und Züge in kurzen Zeitabständen verkehren, wie es z. B. auf der Berliner Stadt- u« d Ringbahn der Fall ist. Die städtischen Fortbildungsanstalten beginnen das bevorstehende Winterhalbjahr am Mittwoch, den 12. Oktober dieses Jahres. Die Unterrichtskurse dauern bis Mitttvoch, den 24. März 1905. In allen vier Anstalten werden für Personen, die in einem praktischen Berufe stehen, Fortbildungskurse im Deutschen , Französischen, Englischen , im kaufmännischen Rechnen und in der Buchführung gehalten. Die Anstalten befinden sich: 1. im Friedrichs-Gymnasium , Friedrichstr. 120. Unterrichtszeit Sonntag vormittags von 89� Uhr und an den Wochentagen außer Sonnabend von T'/a bis 9>/z Uhr abends; 2. in der ersten Realschule, Alexandrinenstr. 56, Unter richtszeit Montag und Donnerstag, solvie Dienstag und Freitag von 8 bis 9°/� Uhr abends; 8. im Dorotheenstädtischen Realgymnasium, Georgenstr. 3031, Unterrichtszeit au den Wochentagen außer Sonn- abend von 8 bis 9% Uhr abends; 4. in der zweiten Realschule, Weißenburgerstraße 4a, Unterrichtszeit an den Wochentagen außer Sonnabend von 8 bis 9� Uhr abends. Bei ge­nügender Beteiligung wird in allen vier Anstalten auch Unterricht in der Stenographie und im Maschinenschreiben erteilt; in der ersten Anstalt auch im Freihand- und Maschinenzeichnen, in der Mathematik und im Aquarellieren; in der zweiten in der Chemie; in der dritten im Schreiben, in Handelskunde sowie in der kauf- männischen Korrespondenz; in der vierten Anstalt im Zeichnen und in der Physik. Das halbjährliche Schulgeld beträgt für jeden zweistündigen Kursus 2 M., für jeden vierstündigen Kursus 4 M. Meldungen von Teilnehmern an den Unterrichtskursen sind an die Direktoren der Anstalten zu richten. Im städtischen Volksbad, Dennewitzstr. 24a, wird vom 10. Ok­tober er. ab versuchsweise ein zweites Schwimmbad für weibliche Personen, und zwar an jedem Montag von O'/z bis S'/a Uhr ein« geführt. Die abwechselnde Benutzung der Schwimmhalle von beiden Geschlechtern soll von dem genannten Tage ab in dieser Anstalt wie folgt stattfinden: 1. für weibliche Personen an allen Werk- tagen von 9l/g 12 Uhr vormittags; jeden Dienstag. Mittwoch, Freitag und Sonnabeill» von 2 4 Uhr nachmittags und jeden Montag und Donnerstag von 6 s/z S'/a Uhr abends; 2. für männliche Personen während der ganzen übrigen Betriebszeit von morgens 7 sim Somnier 0) bis abends 8>/z Uhr; Freilags bis 9 Uhr, Sonn- abends bis 9 s/z Uhr und Sonntags bis 1 Uhr nachmittags. Der Kassenschluß erfolgt eine halbe Stunde vorher. In den anderen städtischen Volks-Badeanstalten bleiben sowohl die Schwimmabende sür Frauen und Mädchen, und zwar in den Anstalten Turmstraße und Schillingsbrücke am Montag, Oderberger- straße am Dienstag, Bärwaldstraße am Mittwoch, als auch die übrigen Schwimm- und Badezeiten unverändert. Die Schwinim- hallen sind auch zur Benutzung für Nichtschwimmer eingerichtet. Die Wannen- und Brausebäder stehen während des ganzen TageS lan Sonntagen vormittags) Männern und Frauen ununterbrochen zur Benutzung offen. Unser Parteigenosse Emil Günther ist gestern unter zahlreicher Beteiligung auf dem städtischen Friedhof in Friedrichsfelde zu Grabe getragen worden. Günther war früher zweiter Vorfitzender im Wahl- verein des ersten Reichstagswahlkreiscs; seit 12 Jahren in der Partei tätig, hat er trotz schwerer Krankheit bis in die letzte Zeit seines LebenS treu und opferwillig seine Parteipflichten erfüllt. Genosse Waldeck Manasse hielt am Grabe einen tiesempfundenen Rückblick auf das Wirken des wackeren Streiters im Befteiungskampf. Günther hinterläßt eine Witwe mit vier Kindern. Von den 135 Arbeiterinnen in den städtischen ParkS werden dauernd nur 10, vorübergehend 125 beschäftigt. Eine Frau erhält 2 M. Tagelohn, 13 Frauen 1,75 M., die übrigen 1,60 M. Alters­rente beziehen 3 Frauen, Invalidenrente 52. Das Alter stellt sich bei 2 Frauen zwischen 31 und 40 Jahre, bei 19 zwischen 41 und 50 Jahre, bei 54 zwischen 51 und 00 Jahre, bei 57 zwischen 01 und 70 Jahre, bei 3 zwischen 71 und 80 Jahre. Der niedrige Lohn hatte zur Folge, daß in diesem Jahre mehr Frauen abgingen als zukamen. Die Deputation setzte den Mindestlohn für Frauen auf 2 M. fest. In der Gesamtabstimmung wurden die erwähnten Lohn­erhöhungen beibehalten; ferner beschloß die Deputation, den städtischen Behörden zu empfehlen, diese Lohnerhöhung am 1. April 1905 ein- treten zu lassen. Jaques Lelaudy, derKaiser der Sahara" ist in Berlin ein- getroffen, um die Stadt zu besichtigen. Der Magistrat soll von Empfangsfeierlichkeiten abgesehen haben. Herr Lebaudy ist 23 Millionen schwer und will sich mit 1000 geworbenen Leuten die Sahara erobern. Der vielgenannteGraf Salviac" ist nunmehr hier in Berlin verhaftet worden. Die Verhaftung erfolgte durch den Kriminal- kommissar Schöne, also durch die politische Polizei, und zwar, dem Vernehmen nach, auf eine Requisition aus Dresden , wegen Hochverrats. Namens des Verhafteten haben die Rechtsanwälte Morris und Bahn gegen die Verhaftung Beschlverde eingelegt. Auf der Spree und den Spreekanälen hat sich seit kurzem ein riesiger Schiffsverkehr entwickelt, nachdem auf der Oder und Elbe ein großer Teil der seit Monaten dort festliegenden Fracht- kühne freigemacht werden konnte. Der Andrang der Kähne an den hiesigen Schleusen ist ganz gewaltig, so daß die Schleusen- Verwaltung kaum den gestellten Anforderungen zu genügen vermag. Bei der Miihlendamms chleuse sammelte sich gestern eine große Flotte stromaufwärts und stromabloärts fahrender Schiffe, so daß es zu förmlichen Verkehrsstockungen kam. Allerdings haben diese Fahr- zeuge, da sie nur halbe Ladung besitzen, geringen Tiefgang. Leider wird aber schon wieder ein kleiner Rückgang des Wasserspiegels gemeldet. Ein verschwundenes Liebespaar. Der 19 jährige Handlungs gehülfe Walter unterhielt ein Liebesverhältnis mit der um drei Jahre jüngeren Martha B., der Tochter eines Handwerkers in Adlershof , das bei der Jugend der beiden von den Eltern natürlich nicht gebilligt wurde. Der Vater des Mädchens stellte Walter in energischer Weise zur Rede, und dies nahm sich das Pärchen an- scheinend so zu Herzen, daß es zu sterben beschloß. Seit Sonnabend sind beide ans Adlershof verschwunden, und es wird angenommen, daß sie sich das Leben genommen haben. Ans Ansichtskarten, die das Pärchen in Nieder-Schöneweide zur Post gegeben hat, teilt es mit, daß es sich gemeinsam in Grünau das Leben nehmen werde. Zu der Verhaftung des Bankiers Knichase in Moabit wird noch mitgeteilt: Das Geschäft zählte zu seinen Kunden besonders viele Handwerksmeister, kleine Rentner und Hausbesitzer, die bei Kniehase bares Geld liegen hatten, um ihre laufenden Verbindlichkeiten zu regeln. Sie sind jetzt überzeugt, daß ihr Geld verloren ist. Kniehase wird asiex auch der Veruntreuung von Mündelgeld be- schuldigt. Ein verstorbener Hofuhrmacher B. ließ sich seine Bücher durch einen Eisenbahn- Betriebssekretär Lange kon- trollieren. Aus diesen Beziehungen entwickelte sich eine Freundschaft zwischen beiden Männern. Als V. starb, wurde L., der zuletzt feine und Kniehase, der mit beiden gut bekannt war, Gegenvormund. Das Vermögen des Mündels betrug 300 000 Di., davon waren bei einer hiesigen großen Bank 250 000 M. hinterlegt. Den Depotschein besaß L. Als dieser vor etioa zwei Jahren mit einer Familie im Bade war, schrieb im Kniehase, er brauche den Schein, weil er die Papiere nachsehen müsse, um dem etwaigen Verfallen von Koupons usw. vorzubeugen, erhob dann einen be- deutenden Teil des Depots und ersetzte die guten Papiere durch minderwertige. L., der den Depotschein wieder an sich nahm, verlangte Rechenschaft, kam aber nicht zum Ziele. Jetzt tellt sich heraus, daß die Summe unterschlagen worden ist. Ein Bruder des Verhafteten bot 30 000 Mark zur Deckung des Defizits an. Es wird aber immer zweffelhafter, ob die Ver- wandten es decken können, wenn sie auch vermögend sind. Einen chweren Verlust erleidet jedenfalls das Mündel, der Fabrikbesitzer Vahl aus Ludwigslust , der von der Verlobungsfeier telegraphisch nach Berlin gerufen wurde. Er verliert wahrscheinlich volle 250 000 M. und wird also von seinem Vennögen noch etwa 100000 M. retten. Kniehase hat jetzt bereits eingeräumt, daß er außer den Papieren des Mündels auch andere Depots angegriffen hat. Die Verhaftung kam ihm wohl nicht unerwartet. Der mit seiner Fest- nähme beauftragte Kriminalkommissar suchte ihn lange vergebens, and ihn endlich im Bureau des Jussizrats, in dem die RechnungS- egung erfolgen sollte, und ging dann erst noch mit ihm nach einem Comptoir, bevor er ihn nach dem Polizeipräsidium brachte. Kniehase erklärt jetzt selbst, daß er sich schon seit zwei Jahren durch die Schwierigkeiten nur noch so hindurch manövriert habe. Das meiste Geld habe er in die GrubeAlvine" gesteckt, die schon seinem Vater gehörte. Der Hauptvormund Vahls, der Eisenbahnbetriebssekretär W. Lange, erklärt, daß er bezüglich der Mündelpapjere in gutem Glauben gehandelt habe, da er Kniehase den Schein und den Schlüssel übersandte. Die Papiere, die auf der Bank lagen, seien tatsächlich nicht mündelsicher gewesen, der Vor- wand Kniehases habe ihm deshalb glaubhaft erscheinen müssen. Bei einer Rückkehr habe er wahrgenommen, daß die Dinge nicht in Ordnung lvaren, und den Gegenvormund zur Rede gestellt. Dieser habe sich herausgeredet mit angeblichen Verzögerungen, für die er nicht verantwortlich sei. Er habe zu der verlangten Regelung alles Bleichröder übergeben, dort verzögere sich aber der Umtausch ins Unendliche. Diese Angaben habe er. Lange, für wahr gehalten und daher immer wieder auf die Regelung gewartet. Gestern ließ die Staatsanwaltschaft auch in der Villa zu Hohen-Neuendorf eine Haussuchung abhalten und Siegel anlegen. Kniehase, der auf einem Fuße hinkt, hat vier minderjährige Kinder. Er lebte gut bürgerlich und trieb keinen übermäßigen Aufwand. Furcht vor der Hochzeit." Zu dieser ZeitungSmeldung vom 29. September erhalten wir folgende Zuschrift: Die Angaben des Schneidermeisters B. sind unrichtig, denn er hat mit der Emma H. ein Liebesverhältnis angeknüpft, ohne ihr zu sagen, daß er ver- heiratet ist und von seiner Frau getrennt lebt. Das Liebesverhältnis war nicht ohne Folgen geblieben, doch erfuhr Emma H. erst später, daß B. von seiner Frau noch nicht geschieden ist, ebenso wurde ihr bekannt, daß er noch mit einer anderen Person ein Liebesverhältnis unterhalten hatte. Diese Umstände in Verein mit Mißhandlungen, die Emma H. und ihr Kind von B. zu erdulden hatten, mögen die Arme veranlaßt haben, zwar nicht ins Wasser zu gehen, wie an- genommen wurde, sondern sich dem Bannkreis des B. zu entziehen und bei ihr freundlich gesinnten Leuten Unterkunst zu suchen. Bei seinem vierten Selbstmordversuch den Tod gefunden hat der 54 Jahre alte Maurer Friedrich Bothe , Oranienstraße 4, dessen Leiche, wie bereits kurz gemeldet, gestern im Langen See gelandet wurde. In einem offenen Briefe, der bei dem Toten gefunden wurde, teilt er mit, daß er aus Lebensüberdruß die Tat begangen habe. Bereits dreimal habe er versucht, sich zu erhängen, sei jedoch jedesmal dabei überrascht worden. Wie festgestellt, hat R. bereits am Sonnabend den Selbstmord verübt, nachdem er sein Geld, 70 M., owie seine Uhr einem Freunde übergeben hatte. Feuerbericht. Mittwoch gegen Mittag wurde die Wehr nach Niederwallstr. 18 gerufen, weil hier in einem Weinkeller Feuer aus- gekommen war, das auch schon die Deckenverschalung ergriffen hatte. Der 20. Löschzug beseitigte die Gefahr in kurzer Zeit. Eine Stunde vorher mußte der 17. Löschzug nach der Stallschreiberstr. 32a ans- rücken, um dort einen Schornsteinbrand zu beobachten. Durch die Explosion einer Petroleumlampe war in der Mehnerstr. 21 in einer Wohnung ein Brand entstanden, der im wesentlichen Möbel, Decken und Kleidungsstücke beschädigte. Ein zweiter Wohnungsbrand be- chäftigte die vierte Kompagnie in der Waldstr. 59 kurze Zeit. In der Gitschinerstr. 79 mußte gegen Abend in einer Kiich ein Feuer abgelöscht werden, das neben Regalen auch den Fußboden be- schädigte. Zur selben Zeit hatte der neunte Löschzug in der Flott- wellstraße 4 zu tun. Dort brannte in einer Badestube das Balken- lager. Die übrigen Alarmierungen, die noch im Laufe des gestrigen Tages einliefen, waren auf ganz unbedeutende Anlässe zurückzuführen. Arbcitcr-Samariter-Kolonne. Wir machen die Arbeiterschaft Berlins und der Vororte darauf aufmerksam, daß am 10. Oktober in der Zentrale, Dresdenerstr. 42, und am 17. Oktober in der Filiale Brunnenstr. 154 ein neuer Kursus zur Ausbildung in der ersten Hlllseleistung bei Unglücksfällen beginnt. Der erste Vortrag in jeder Abteuung lautet über Anatomie sBau des menschlichen Körpers) mit Demonstrationen an Bildern und Präparaten; es steht jedem der Besuch als Gast ftei. Der Zweck der Arbeiter-Sainariter-Kolonne ist nicht, das Heer der Kurfuscher zu vermehren, sondern wirklich brauchbare Samariter heranzubilden, welche befähigt sind, bei Unglücksfällen oder Verletzungen einzuspringen und dein Arzte vor- zuarbeiten. Zu dem Zweck unterhält die Kolonne halbjährliche Kurse, in welchen unter Leitung bekannter praktischer Aerzte die Teilnehmer durch theoretische und praktische Belehrungen und Uebungen unter- richtet werden. Außerdem steht zum häuslichen Studium eine reich- haltige Bibliothek zur Verfügung. Mitglied kann jeder Arbeiter und jede Arbeiterin werden, wenn das achtzehnte Lebensjahr erreicht ist. Auf Wunsch werden Lehrpläne vom Vorsitzenden E. Stein, Charlottenburg , Kaiser Friedrichstr. 40, zugesandt. Hierher sind auch alle Anfragen sowie Aufträge für die diensttuende Abteilung zu richten. Die Vereinsvorstände, welche Samariter zu ihren Festlich- ketten wünschen, werden ersucht, dies recht ftühzeitig dem Vorsitzenden mitzuteilen. Das Passagc-Theatcr hat auch in diesem Monat ein hübsches Programm zusammengestellt. Die Erschaffung des Weibes aus dem Nichts wird weiter mit Eleganz betrieben, zum Erstaunen der Zu« schauer, die sich dies appetitliche Rätsel nicht erklären können. Die Jongleuse Miß Robinson übt auf rollender Kugel ihre Fersigkeit. Ueberhanpt scheint es unter dem Akrobatenvolk Brauch zu werden, das an sich schon halsbrechendeGewerbe" unter erschwerenden Um- ständen zu betreiben. So quälen sich die Gebrüder Steffen als Parterre-Akrobaten, indem sie sich mit Säcken und Körben be- schweren. In der Tanzkunst leisten die Schwestern Fiorati vor- treffliches, auch die temperamenwollen russischen Nationaltänze der Engelsky-Truppe können sich sehen lassen. Ein vortrefflicher Gesangs- und Klavierhumorist ist Herr Hans Fredy. Mit ganz neuen, ver- blüffenden Tricks kommen die Exzentriks Auto und Mobil. Recht tüchtige Gesangsleistungen gaben Pia Maggioli und Titi Buscany zum besten. Im kommenden Winterhalbjahr wird eine Kommission der Berliner freien Studentenschaft Unterrichtskurse zunächst in Deutsch und R e ch n e n fiir Arbeiter abhalten. Die Kurse haben den Zweck, dem älteren Arbeiter, der die Fortbildungs- schule nicht mehr besuchen kann, die auf der Schule erworbenen Kenntnisse wieder ins Gedächtnis zurückzurufen und zu erweitern und ihm so die Grundlage für höhere Stufen der Bildung zu ver- schaffen. In Aussicht genommen sind vier Kurse: Deutsch : Unter- und Oberstufe; Rechnen: Unter- und Oberstufe. Jeder Kursus findet das ganze Winterhalbjahr hindurch einmal wöchentlich statt in den Abendstunden von 81�10. Er besteht aus Vortrag mit anschließenden Uebungen. Vorkenntnisse werden für die Unterstufen nicht voraus- gesetzt. Die Kurse werden abgehalten in den Räumen derAus- kunftstelle der deutschen Gesellschaft für ethische Kulwr", Unter den Linden 10, Gartenhaus. Die Kurse beginnen am Dienstag, den I.November, 8� Uhr abends. Eine Vorbesprechung, zu der die Interessenten gebeten werden, findet in den Räumen der Auskunftstelle am Sonntag, den 30. Ok- tober, vorurittags 9 Uhr, statt. Zur Deckung der Kosten für Unter- richtsmittel wird ein Beitrag von 25 Pf. pro Kursus erhoben. Vor- herige Anmeldungen zu den Kursen werden an oben bezeichneter Stelle entgegengenommen. Theater. Im Lessing-Theater wird infolge Unwohlseins von Oskar Sauer am Freitag stattDie Frau vom Meere", Anw Holz und Jerechkes SchauspielTraumulus" gegeben. Blumen­thals und KadelburgsGroßstadtluft", das vor langen Jahren im Schiller-Theater v. gespielt worden ist, wird Donnerstagabend zum erstenmal im Schiller-Theater dl. ge- geben.Gastons Frauen", die Novität des Trianon- Theaters, bringt nicht nur das gesamte bisherige Personal des- selbe» auf die Bühne, sondenr hat auch eine Reihe von Neu- Engagements nötig gemacht, u. a. wurden neu verpflichret die Damen Anny Calice, von Loree und Elly Salter, sowie die Herren Georg Baselt, Hugo Flink , Karl Krall , Hermann Litt, Julius Sachs und Hans SeniuS._ Hue den Nachbarorten. Die Sitzung der Charlottenburger Stadwerordneten-Bcrsammlung vom Mittwoch begann mit einer interessanten Geschäftsordnung»- Debatte. Die Stadtvv. vr. Z e p l e r sSoz.) und Genossen hatten rechtzeittg folgenden Antrag eingebracht:Die Stadtverordneten- Versammlung protesttert gegen das Verhalten und die Uebergriffe der Polizei gegenüber Arbeiterinnen, welche in der Nähe der Fabrik von Siemens u. Halske Streikposten standen. Die Versammlung beschließt, den Magistrat zu ersuchen, bei der Polizeidirektion wegen dieser Vorkommnisie vorstellig zu werden und ihr den Protest der Stadtverordneten-Versammlung zu übermitteln." Diesen Anttag hatte der Vorsteher nicht auf die Tagesordnung gesetzt, da er die Versammlung für unzuständig hielt. Seitens der sozialdemokratt- scheu Stadtverordneten, in deren Namen vr. Z e p l e r und Dr. B o r ch a r d t das Wort ergriffen, wurde energisch di? Zuständig- keit der Versammlung betont. Dr. Zepler zog sich dabei, als er von einerSeuche polizeilicher Uebergriffe" sprach, einen Ordnungsruf zu. Die bürgerlichen Stadtverordneten beteiligten sich an der Debatte nicht, sie begnügten sich, in namentlicher Abstinunung sich gegen die Zuständigkeit der Versammlung zu erklären, so daß der Antrag nicht zur Beratung kam. Von den auf der Tagesordnung stehenden Gegenständen be« anspruchen nur wenige ein öffentliches Interesse. U. a. faßte die Versammlung wieder einmal Beschluß über den Neubau der Charlottenburger Brücke; sie entschied sich dahin, daß der Ausführung der künstlerischen Ausgestaltung der Brücke der von Prosesior Schaade angeferttgte neue Entwurf zugrunde gelegt werden soll und empfahl gleichzeitig, bei der künstlerischen Durchbildung der Einzelheiten unter Wahrung des monumentalen Eindrucks möglichste Einfachheit walten zu lassen. Nach Erledigung einiger Vorlagen ohne Bedeutung beschloß die Versammlung endlich, zum Wohnungs» kongreß in Frankfurt a. M. die beiden Vorsteher zu delegieren. Ein Antrag Vogel(Soz.), auch je ein Mitglied der Fraktion Alt- Charlottenburg und der sozialdemokratischen Fraktion zu entsenden, wurde ohne Debatte abgelehnt. Trcptow-Baumschulenwcg. Die Bautätigkeit ist in diesem Jahre recht rege. Es kamen zum Oktoberumzug 29 Bauten zur Ab­nahme, wovon 8 auf Treptow und 21 auf Baumschulenweg entfallen. Hierunter befinden sich 13 Genossenschaftshäuser, welche größer und hübscher ausgeführt sind als die vor 7 Jahren gebauten. Mit dem Bau von 0 weiteren Häusern wozu schon Käufer da sind will die Gesellschaft im Frühjahre beginnen. Die Ausdehnung unseres Ortes, die durch den ftüheren Amtsvorsteher und jetzigen Schöffen Hoffmann so lange verhindert wurde, geht schnell vor sich; Treptow nimmt unter den Vororten jetzt schon den vierten Platz ein. Das neue Bahnhofsgebäude in Baumschulenweg wächst ver- hältnismäßig rasch empor und verspricht, recht stattlich zu werden. Die Dannnaufschüttungcn sind bis auf die bei der Kreuzung der Görlitzer- und der Ringbahn beendet. In der Nähe dieser Kreuzung ist die Höherlegung des Bahnkörpers mit Schwierigkeiten verknüpft. Die Züge der Görlitzcr Bahn fahren, von Berlin kommend, unter der Ringbahn hindurch, sollen aber schon die kurz dahinterliegende Puderstraße auf einer Brücke überschreiten weshalb diese bedeutend tiefer gelegt werden mutz.