Einzelbild herunterladen
 

Nr. 236. 21. Jahrgang.

1. Beilage des, Vorwärts" Berliner Volksblatt.

Der Streit um die Einigkeit.

Paris , 3. Oktober. ( Eig. Ber.) Die Einigkeit des französischen Sozialismus, die der Amsterdamer Kongreß als unumgängliches Strebensziel aufgestellt hat, stößt auf mannigfache schwere Hindernisse. Das wird desto deutlicher, je ein­gehender die Presse von hüben und drüben die Bedingungen der Einigkeit erörtert.

"

-

-

Annahme.

Freitag, 7. Oktober 1904.

Resolution. In Erwägung, daß die notwendige Voraussetzung zur sozia­ listischen Gesellschaftsordnung die zu einer einheitlich geschlossenen Partei organisierte Arbeiterklasse ist;

-

in Erwägung, daß der Kampf der sozialistischen Parteien gegen den Rapitalismus bestimmt wird durch die Entwickelungsstadien der kapitalistischen Staaten, die Art des Vorgehens einer sozialistischen Partei also nicht immer die gleiche und gleichzeitig dieselbe sein muß wie die politische Augenblicksstellungnahme der sozialistischen Parteien aller Länder;

-

-

,, Sehen Sie, die 1900 notwendige, unvermeidliche Einigkeit ist In der am 24. September getagten, in welcher der interessanteste Heute nicht mehr durchführbar, nicht mehr möglich. Jaurès begnügt Punkt der Tagesordnung des Kongresses, nämlich die Frage der sich und ladet uns ein, uns zu begnügen mit einer harmlosen Ver- Taktik verhandelt wurde, gelangte folgende Resolution, die ich ständigung, in welcher die autonom gebliebenen Organisationen bloß Ihnen, verehrliche Redaktion, im Auftrage der Versammlung ein­zu Luruszweden Nachbarschaft halten werden. Zusammen werden fende und Sie bitte, dieselbe zu veröffentlichen, zu fast einstimmiger fie alle zwei oder drei Monate ihre Augen und ihre Herzen gegen das hohe kommunistische Ideal erheben. Im übrigen aber wird jede Organisation ihre kleine Wirtschaft nach ihrer eigenen Methode und Das Haupthindernis bleibt nach wie vor die Bloc- Politit, nach ihrem eigenen Geschmad fortführen. Ein sanftes Joyll, das an der Jaurès unbeirrt festhält. Schon in seinem Artikel: Die wir aber unsererseits nicht mehr wünschen und nicht mehr wünschen Bedingungen der Einigkeit"( Humanité" vom 21. September) schrieb fönnen. Uns dünkt im Gegenteil, daß die Einigkeit ebenso leicht er über die Zusammenarbeit seiner Partei mit den bürgerlichen sich verwirklichen ließe wie die Herstellung oder Wiederherstellung der Linksparteien, daß kein sektiererischer Bannstrahl uns veranlassen Verständigung unmöglich wäre. wird, die Wichtigkeit dieses großen gemeinsamen Werkes zu ver-" Denken wir doch ein wenig nach. kennen, und daß wir nicht das Verbrechen begehen werden, dasselbe ,, Wie kann Jaurès annehmen, daß eine gemeinsame Pro­in Erwägung, daß gemäß der gleichen Tendenz aller kapitalistischen zu berraten( déserter) und unvollendet zu lassen..." paganda betrieben werden könnte das schlägt er ja vor und sei Staaten die Taktik der sozialistischen Parteien aller Länder be­Ferner berief sich Jaurès auf den Schlußabsaz der es zu Ehren des hohen Jdeals allein, einerseits von Männern, die gründet sein muß auf die Stärkung und Hebung der Arbeiterklasse Dresdener Resolution, betreffend die politischen Freiheiten und in getreuer Beachtung der Beschlüsse der internationalen Kongreffe in wirtschaftlicher und ideeller Beziehung, fußen muß auf dem die Sozialpolitik, geradezu als auf eine ,, Rechtfertigung" das Proletariat auffordern würden, auf die bürgerliche Klasse und Klassenkampf der Arbeiter gegen die kapitalistische Gesellschafts­seiner Politik! Noch deutlicher aber wurde von ihm die Aufrecht- den bürgerlichen Staat einen stetigen Druck von außen auszuüben, ordnung, daß also alle Mittel zu verwerfen sind, welche der fozialistischen Bewegung den Charakter des Selaffentampfes nehmen erhaltung der Bloc- Politik proklamiert in der Resolution, die sein und andererseits von Männern, die behaupten würden, daß Reformen oder verwischen, aber geeignet sind, den Kapitalismus in seiner Wahlkomitee von Carmaux im Anschluß an seine Mandats- Bericht- nicht anders zu erreichen sind als auf dem Wege einer ständigen Zu- Herrschaft zu befestigen, erklärt sich die Versammlung einverstanden erstattung zur einstimmigen Annahme der anwesenden Wähler ge- fammenarbeit mit der feindlichen Klasse und einer möglichst intimen mit der vom internationalen Sozialistentongreß zu Amsterdam an­bracht hat. Die Resolution, die in der Humanité" vom 27. Sep- Beteiligung an der Zentralregierung? Man sieht nicht recht ein, genommenen Resolution zur Taktik der sozialistischen Parteien. tember an leitender Stelle abgedruckt ist und in zwei vollen wie die beiden Thesen nebeneinander in derselben Volksversammlung Auch hier in diesem kleinen Kreise sah man zwei Strömungen Spalten eine Darlegung der jaurèsistischen Tattit und ein weit- dargelegt werden könnten, ohne daß das hohe Jdeal in den Augen in dieser Frage vorherrschen: Ein Teil es waren dieses dies jenigen Genoffen, die schon jahrelang in Paris berweilen und somit schichtiges parlamentarisches Aktionsprogramm enthält, fagt in bezug der Masse der Zuhörer einigermaßen getrübt würde.... bertrat die auf die Zusammenarbeit mit den demokratischen Parteien" fol- ,, Wie kann Jaurès weiter annehmen das schlägt er ja eben- die franzöfifchen Verhältnisse aus der Praxis kennen Ansicht, daß Genosse Jaurès den eigentümlichen französischen Ver gendes: Sie( die sozialistischen Wähler von Carmaux) erklären, falls vor, daß das gleiche Verständigungskomitee in den all- hältnissen entsprechend durchaus richtig gehandelt habe, während ein daß, so lange diese Zusammenarbeit fortdauert, die sozialistische gemeinen Kammerwahlen, hier Antirepublikaner", z. B. Vaillant oder anderer Teil er rekrutiert sich aus den in den letzten zwei Jahren Partei in Prellerei und Heuchelei zugleich verfallen würde, wenn Guesde , unterstützt, die unter der Fahne des Sozialismus kämpfen aus Ländern deutscher Zunge gekommenen Genossen das Ver­sie im Vorstand der Linksparteien nicht durch Delegierte vertreten würden, ohne Kompromiß mit irgend einer andern politischen Partei, halten des Genossen Jaurès und seiner Anhänger verurteilte. die daher von dem gesamten administrativen, polizeilichen und Die Logit dieses Sates ist ja ebenso unanfechtbar wie die gouvernementalen Klüngel bekämpft werden würden, dort aber Anstellung eines Parteisekretärs. Die Parteigenossen in Augs­Logit, mit der sich die bekannten antisozialistischen Handlungen und gute Republikaner empfiehlt, die als solche von Barthou, Etienne, Unterlassungen der jaurèsistischen Fraktion aus der Bloc Politik er- Rouvier und Ko. anerkannt, von den einheimischen Radikalen ver geben haben. Die revolutionären Sozialisten dürfen aber schon bürgt und vom Ministerium geaicht sind?- Oppositionelle und gegen die Voraussetzungen der Jaurèsschen Logit protestieren, und offizielle Kandidaten können in Wahrheit nicht aus einer und der Ueber die Taktik der finnischen Sozialdemokratie wurde am zwar auf Grund der Amsterdamer Beschlüsse. Sie tun es durch die selben Offizin hervorgehen." Feder Dubreuilhs, des Parteisekretärs der P. S. de F., in der letzten Dubreuilh schließt unter Berufung auf den Wortlaut des Amster- Sonntag in einer zahlreich besuchten Versammlung von Finnen be­damer Einigkeitsbeschlusses:" Wir verlangen also die Einigkeit, nicht war veranstaltet von einem Komitee, das vor einigen Wochen in raten, die im Volkshause zu Stockholm tagte. Die Versammlung Nummer des Socialiste". Unter dem Titel: Carmaux gegen Amsterdam " die Verständigung.. Daß, um zu diesem Ziel zu kommen, Unter- einer Konferenz in Stockholm weilender finnischer Sozialdemokraten amredungen notwendig, vorläufige Besprechungen und Unterhandlungen gewählt worden war. Man hatte zur Versammlung auch die An­ Aus dem Himmel auf die Erde herabgezogen, bedeutet also unumgänglich sind, das versteht sich von selbst. Daß den Organisationen gehörigen der bürgerlichen Parteien eingeladen, sie waren jedoch die Resolution von Carmaux so viel: Der internationale Kongreß alle Bequemlichkeit gewährt werden muß, um miteinander zu verhandeln, größtenteils nicht erschienen. Die Verhandlungen wurden ein­hat uns eingeladen, den sozialistischen Bloc gegenüber und gegen sich gegenseitig auszusprechen, ihre testamentarischen Verfügungen zu geleitet von Taavetti Väinölä, einem als Redner bei alle bürgerlichen Blocs zu konstituieren. Er hat durch die Stimme treffen dazu sind wir bereit. Aber einzig unter der Bedingung, ben Arbeiterdemonstrationen in Helsingfors wohlbekannten Partei­von Bebel, Kautsky , Ferri, aber auch nicht minder durch die von daß binnen einer vernünftigen moralischen Frist die sozialistische ber das Thema: Was wir Proletarier über die gegenwärtige genossen. Das Referat hielt der Student Kaarle Nyman Adler und Vandervelde getadelt, bloßgestellt( dénoncé), zurück- Einigkeit, die Errichtung des sozialistischen Blocs gegen den bürger Gesellschaftsordnung, über die Gefeße und die Wahlrechtsfrage fagen." gewiesen jede Taktik der Zusammenarbeit, der Mitwirkung, lichen Bloc zur Tatsache wird." Er propagierte die Forderung des allgemeinen, gleichen und direkten des Hineinsaugens( infiltration), die dazu führt, das Von den weiteren Schwierigkeiten kommt namentlich in Betracht Wahlrechts. Hinsichtlich der Landtagswahlen hielt er es für das Proletariat an eine der Fraktionen der feindlichen Klasse zu binden die im Socialiste " bereits betonte Regelung des Verhältnisses der beste, wenn sich die Arbeiterschaft nicht daran beteiligte. In der und folglich ihr dienstbar zu machen, und ich, Jaurès , habe mich, in­Diskussion wurden scharfe Angriffe gegen die sogenannten Alten" dem ich für die Resolution Adler stimmte, dieser Mißbilligung durch und Altfennomanen gerichtet. Es wurde die Meinung laut, daß mein Botum angeschlossen. Nun aber nach Frankreich zurückgekehrt, unter den Männern des passiven Widerstandes" gegen die russische bei meinen Wählern von Carmaug wieder einkehrend, behaupte ich Unterdrückung solche wären, die ebenso wie Bobrifoff geneigt feien, die Rede, Bersammlungs- und Koalitionsfreiheit zu erdrosseln. alles in allem, daß ich mehr denn je an dieser verurteilten Taktik festhalte, und zum Beweise werde ich morgen wie gestern im Schoße Von der Gegenpartei sprach nur der Student und Volkshochschul­lehrer Biandet. Es wurde einstimmig folgende Resolution ans des Vorstandes der Linksparteien an der Leitung der Mehrheit teil­genommen: nehmen auf Halbpart mit den Radikalen und den Opportunisten des Blocs."

wäre."

schreibt Dubreuilh:

"

"

" So richtet sich Carmaux gegen Amsterdam auf, oder vielmehr ist es Jaurès allein, der gegen die Beschlüsse der Internationale und gegen sein eigenes Votum Einspruch erhebt."" Soll man an­nehmen, daß die P. S. F.( Jaurès' Partei) durch seinen Mund gesprochen hat? Wir glauben es nicht, da wir sicher sind, daß unter den Kameraden( von der P. S. F.) gar manche vorziehen werden, lieber mit uns reformistisch, als mit den Herren Barthou, Etienne, Sarrien , Rouvier und Konsorten( von der Regierungs­mehrheit) revolutionär zu sein."

Dubreuilhs letzte Andeutung bezieht sich auf den linken Flügel der jaurèsistischen Partei, der allerdings das Haupthindernis auf dem Wege zur Einigkeit wegräumen könnte, wenn es ihm ge­länge, die Mehrheit der P. S. F. für das Aufgeben der Bloc­Politik zu gewinnen. Einige Klarheit hierüber wird die bevorstehende Sigung des Nationalrates der P. S. F. bringen, wo die Linke nach ficherem Vernehmen beabsichtigt, den Austritt der jaurėsistischen Fraktionsdelegierten aus dem Bloc- Vorstand zu beantragen.

Die Bloc- Frage hat aber auch bereits einen weiteren Gegensatz erzeugt in der beiderseitigen Stellungnahme zur Einigkeit. Der Gegensatz betrifft zunächst die organisatorische Form der Einigkeit. Aber diese Formfrage reicht tief, weil sie eben in jenem prinzipiellen Gegensatz wurzelt.

-

"

Jaurès hat aus Rücksicht auf die Fortführung der Bloc­Politit unter seine Bedingungen der Einigkeit" die etappen weise" Verwirklichung derselben aufgenommen. Die erste Etappe wäre die Schaffung eines Verständigungskomitees", in welchem alle im übrigen autonom bleibenden Partei Organisationen vertreten wären. Die Befugnisse des Komitees beschränkt Jaurès erstens auf die Ent­wicklung der theoretischen Propaganda, der Propaganda der Grund­fäße" und zweitens auf die mehr oder minder einheitliche Drgani­sation des Wahlkampfes von 1906. Lezteres beweist, daß die erſte Etappe nach Jaurès von recht ansehnlicher Dauer sein müßte und daß er selbst im Hinblick auf die allgemeinen Kammer wahlen die wirkliche Einigkeit nicht für wünschenswert oder doch nicht für möglich hält. Ganz begreiflich! Denn eine wirklich einheitliche Leitung der Wahlen durch eine sozialistische Partei würde in manchen Fällen die Kreise der Bloc- Tattit empfindlich stören.

-

Privatzeitungen von Jaurès und Gérault Richard zur geeinigten Partei. Darüber ein andermal, wenn die Einigkeits­frage erst über die Haupthindernisse hinaus ist.

Partei- Nachrichten.

Arbeitersekretariate.

Nachstehend veröffentlichen wir die Adressen der zur Zeit in Deutschland errichteten Arbeiterfekretariate. Die Veröffentlichung soll periodisch erfolgen, jedesmal bei Beginn eines neuen Quartals. Wir ersuchen die Interessenten, uns in der Vervollständigung des Verzeichnisses zu unterstügen und von einer Adressenänderung uns rechtzeitig Kenntnis geben zu wollen.

Arbeitersekretariate bestehen in:

Altenburg ( S.-A.), Wallstr. 9, I Altona, Große Bergstr. 204 I. Berlin SO., Engel- Ufer 15. Bochum , Wiemelhauserstr. 38-42. Breinen, Dfterthorstr. 26 L Breslau , Messergasse 18/19 I. Bromberg, Jakobstr. 17. Caffel, Mühlengaffe 30 I. Darmstadt , Elisabethstr. 31.

Dortmund , 1. Rampftr. 78 I.

Duisburg , Sonnenwall 41. Düsseldorf , Bergenſtr. 8. Effen, Kirchstr. 18.

Frankfurt a. M., Am Schwimmbad 8/10. Gera , Hospitalstr. 21 I.

Gelsenkirchen , Vereinsstr. 29.

Gotha , Erfurterstraße( altes Gerichtsgebände). Halle a. S., Geiftstr. 21. Hamburg , Gänsemarkt 35 II. Hanau , Mühlenstr. 2. Hannover , Artillerieſtr. 18. Harburg a. Elbe , Erste Bergstr. 72. Iserlohn , Lerchenstr. 15. Jena , Saalbahnstr. 3. Kattowik, Rathausstr. 6. Riel, Gasstr. 24 parterre. Köln a. Rh., Perlengraben 20 I. Kronach , Kirchenplay 74.

"

Landeshut i. Schl., Gasthof zur Sonne", I. Leipzig, Härtelstr. 12, part. Lübed, Johannisstr. 46, part. Mannheim , S. 3, 10.

Meißen , Poststr. 4.

Mühlheim ( Heffen), Offenbacherstr. 7.

München , Baaderstr. 1 I.

Neu- Ruppin , Poststr. 1.

Nürnberg , Egybienplag 22.

Pforzheim, Waisenhausplaz 3.

Bofen, Breitenftr. 21.

Remscheid , Kölnerstr. 18.

St. Johann bei Saarbrüden, St. Johannerstr. 31. Stettin , Birken- Allee 34.

Ebenso begreiflich ist umgekehrt der Widerwille der P. S. de F. gegen den Etappenvorschlag von Jaurès . Der Zentralrat der P. S. de F. hat sich ja zuerst, schon am 30. August, einstimmig bereit erklärt, dem Einigkeitsbeschluß von Amsterdam sofort Folge zu geben, und zwar getreu im Sinne dieses Beschlusses, im Sinne der Schaffung einer einzigen sozialistischen Partei, auf Grund­lage der von den internationalen Kongressen festgestellten Prinzipien". Der Etappenvorschlag von Jaurès schließt dagegen ausdrücklich die Fortführung der Bloc- Politik ein. Schon deshalb allein ist er für Berlin , den 5. Oftober 1904. die P. S. de F. unannehmbar.

Die Stellungnahme der revolutionär- sozialistischen Partei gegen die etappenweise Anbahnung der Einigkeit wird ausführlich begründet in einem Artikel von Dubreuilh( Le Socialiste" vom 18.- 25. September.)

Nach einem Hinweis auf den Gegensatz zwischen der Jaurèsschen Agitation für die fofortige vollständige Einigkeit in den Jahren 1898-1900 und feiner gegenwärtigen Zurüdhaltung gegenüber der Ginigkeit- fährt Dubreuilh also fort:

Striegau , Ziganstraße. Stuttgart , Eglingerstr. 17/19. Waldenburg- Altwasser. Wolgast , Maarbrückerstr. 17, I. Würzburg, Brücknerstr. 6, I.

Der Parteivorstand. Kreuzbergstr. 80.

Zum Amsterdamer Kongreß. Wir werden um Veröffentlichung des Folgenden ersucht: Die Organisation der Sozialisten deutscher Zunge in Paris , die fich ,, Club de lecture des sozialistes allemands betitelt, hatte zum internationalen Sozialisten- Kongreß nach Amsterdam einen Dele gierten entfendet und nahm im Gefolge, wie unsere Parteigenossen in der Heimat, zu den Verhandlungen des Kongresses in mehreren öffentlichen Versammlungen Stellung.

-

burg sind die ersten, die von dem Beschlusse des Parteitages be treffend Anstellung eines Parteifefretärs Gebrauch machen. Sie be schlossen in ihrer Parteiversammlung, beim Parteivorstande die schlossen in ihrer Parteiversammlung Anstellung eines Parteisekretärs zu beantragen.

"

Die Versammlung ist einstimmig der Meinung, daß der gegen wärtige sogenannte" passive Widerstand" der Partei keinerlei Vorteile bringt, da gerade die Jungen, die enthusiastisch für die Sache arbeiten, gezwungen werden, aus dem Lande zu reisen, sondern daß eine geistig erweckende Arbeit auf Grundlage der Prinzipien der fozialdemokratischen Partei ausgeführt und die tiefe Schicht des Boltes zum Klassenkampf aufgerufen werden muß, um für sich selbst als Menschen Menschenrechte zu fordern."

Soziales.

Der Fluch der Gefinde- Ordnung.

Ein Opfer der Gesinde- Ordnung, dieses reaktionären Gefeßes­instrumentes, dessen Fortexistenz die Regierung und alle bürgerlichen Barteien in gleicher Weise beschämt, stand am Mittwoch in Gestalt einer armen Tagelöhnerfrau vor der Straffammer zu Breslau . Die­selbe war auf dem Dominium Nimkau beim Dreschen beschäftigt und erhielt als Tagelohn 60 Pfennige. Um diesen Hungerlohn etwas zu erhöhen, lief sie zu ihren acht bis neun Kolleginnen und beredete alle, am Montag der neuen Woche nicht mehr dreschen zu gehen, falls nicht ein Tagelohn von 70 Pfennigen bewilligt würde. Das geschah auch und die Inspektion forschte nun nach der ruchlosen Aufheberin zu dieser Arbeitsverweigerung. Sie ermittelte diese Frau Namens Kühnert und trieb sie zunächst vom Hofe. Dann aber wurde ihre staatsgefährliche Tat zur Anzeige gebracht und die " Hezerin" vor den Richter geschleppt. Die arme Landfrau mit begrenztem Gefichtskreis hatte natürlich eine Ahnung davon, daß sie sich gegen die Geseze verging, das Breslauer Gericht aber ver­urteilte sie wegen Vergehens gegen die Gesinde- Ordnung zu zehn Tagen Gefängnis. Behn Tage Gefängnis muß die arme unbescholtene Proletarierin, die in den gedrücktesten Verhältnissen lebt, absigen, inzwischen bleiben drei Kinder, darunter ein krantes, sich selbst über­lassen. Hätten die aufgehegten Frauen am nächsten Tage nicht bereits die Arbeit wieder aufgenommen, dann wäre die Strafe härter ausgefallen, meinte der Richter.

Und das von Rechts wegen, deutsche Arbeiter!

Eine Episode aus dem Polizeikampf gegen die Sozial­demokratie.

" 1

Einige Tage vor der Reichstags- Stichwahl im Kreise Frankfurt­Lebus hatte Genosse Ho ch als Vertrauensmann des dritten Wahl­treises durch eine im Vorwärts" veröffentlichte Einladung die Genossen, welche bei der Hauptwahl in Frankfurt - Lebus tätig waren, und auch bei der Stichipahl helfen wollten, ersucht, sich zu einer Be­sprechung in den Arminhallen einzufinden. Diese Zusammenkunft fand am 18. Mai statt. Es war nichts weiter beabsichtigt, als den erschienenen Genossen mitzuteilen, in welche Orte des Kreises sie sich zu begeben und welche Eisenbahnzüge sie dazu zu benutzen hätten. Kaum hatte och Hoch mit dem Aufruf einiger Namen begonnen, da betrat der Polizeis leutnant v. Schnorrenfeild in Begleitung zweier Schuß­leute den Saal und verlangte von Hoch die Vorlegung der Anmelde­bescheinigung. Hoch hatte eine solche Bescheinigung nicht, denn die Zusammenkunft war nicht angemeldet und brauchte auch nicht an­gemeldet werden, denn es war nicht beabsichtigt, öffentliche An­gelegenheiten zu erörtern. Die Polizei scheint es aber für selbst­verständlich gehalten zu haben, daß hier öffentliche Angelegenheiten erörtert werden sollten, und. obwohl nicht der geringste Betveis für diese Annahme vorlag, löfte der Polizeileutnant die Versammlung auf. Hoch, Pohl und Dimmid wurden als Leiter der Versammlung angesehen, weil sie beim Eintritt