Nr. 242.
Abonnements- Bedingungen:
=
Abonnements Breis pränumerando: Vierteljährl. 3,30 mt., monatl. 1,10 m., wöchentlich 28 Pfg. frei ins Haus. Einzelne Nummer 5 Pfg. Sonntags nummer mit illustrierter Sonntags. Beilage„ Die Neue Welt" 10 Pfg. PostAbonnement: 1,10 Mark pro Monat. Eingetragen in die Post- ZeitungsPreisliste. Unter Freuzband für Deutschland und Desterreich- Ungarn 2 Mart, für das übrige Ausland 3 Mark pro Monat.
Ericheint täglich außer Montags.
Vorwärts
Berliner Volksblatt.
21. Jahrg.
Die Infertions- Gebühr beträgt für die sechsgespaltene Stolonel geile oder deren Raum 40 Pfg., für politische und gewerkschaftliche Vereinsund Versammlungs- Anzeigen 25 Pfg. ,, Kleine Anzeigen", das erste( fett, gedruckte) Wort 10 Bfg., jedes weitere Wort 5 Pfg. Worte über 15 Buchstaben zählen für zwei Worte. Inserate für die nächste Nummer müssen bis 5 Uhr nachmittags in der Expedition abgegeben werden. Die Expedition ist an Wochentagen bis 7 Uhr abends, an Sonn- und Festtagen bis 8 Uhr vormittags geöffnet.
Telegramın Adresse: ,, Sozialdemokrat Berlin".
Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutfchlands.
Redaktion: S. 68, Lindenstrasse 69.
Fernsprecher: Amt IV, Nr. 1983.
Freitag, den 14. Oftober 1904.
Expedition: S. 68, Lindenstrasse 69. Fernsprecher: Amt IV. Nr. 1984.
im Laufe des heutigen Tages in ihren vordersten Stellungen. Nur Auch unter den Bondelzwarts auf einigen Puntten mußten die Truppen auf die foll große Gärung herrschen und die Lage sehr bedenklich geHauptstellungen zurüdgezogen werden. worden sein. Ueber die Personalien des Führers der dortigen Tolio, 13. Oktober. ( Meldung des Reuterschen Bureaus".) Nach den neuesten Meldungen, die diesmal, sowohl von In einem Bericht von gestern nachmittag spricht Marschall Dhama aufstandsbewegung teilt die„ Norddeutsche Allgemeine Zeitung" bas offizieller ruffischer, wie auch offizieller japani- n Folgende mit: fcher Seite vorliegen, scheint der so pomphaft angekündigte seine Befriedigung mit dem Verlauf der Operationen aus. Offenfib- Vorstoß der Ruffen im bollen Umfange gescheitert Im Kampfe zwischen dem Taitse- und dem Hunfluß gewannen zu sein. Die angeblichen Erfolge der Russen bestanden während der das Zentrum und die rechte japanische Armee ersten Tage des Kampfes nur darin, daß kleinere vorgeschobene wesentliche Vorteile, während die linke Armee noch verAbteilungen der Japaner zurückgedrängt wurden. Bevor die Russen zweifelt kämpft, um den rechten Flügel der Russen zu umzingeln. Eine weitere Depesche des Marschalls Oyama meldet: Unsere einen nennenswerten Erfolg aufwiesen, begannen die Japaner schon zum Gegenborstoß auszuholen. Sie rüdten auf mittlere Armee erbeutete im Gefecht um Mitternacht des der ganzen Linie vor, warfen ihrerseits die Russen aus einer Reihe 11. Oktober zwei Feldgeschüße und acht Munitionsvon Stellungen heraus und befinden sich nunmehr auf wagen. Generalmajor Murui ist verwundet, ein Oberst breiter Front in einem heftigen Kampfe mit den Russen. getötet.
Der Korrespondent des Reuterschen
Der linte japanische Flügel und das Zentrum, das nördlich Der Kohlengruben von Jentai steht, scheinen den Russen gegenüber Bureaus" bei der Armee des Generals Otu meldet ohne Datum offenbar im Vorteil zu sein, während der rechte Flügel, der unter über Fusan, den 11. d. Mts.: Während der Nacht nahmen die dem Befehl Kurotis steht, offenbar den Kampf mit einer be- Japaner einen von den Russen besetzten Hügel. Auf der rechten sonders starten russischen Macht zu führen hat. Flanke und im Zentrum wichen die Russen 3 Meilen zurück, die Allein auch dieser rechte japanische Flügel ist noch feineswegs in eine japanische Infanterie rückte mittags bis 1500 Yards gegen die bedrängte Lage geraten. Wahrscheinlich wird auch er, wenn Ver- russische Linie vor und schlug einen heftigen Gegenstärkungen eingetroffen sind, energisch zur Offensive über- angriff ab, wobei sie die Angreifer, welche sich dreimal gegen gehen können. Der am weitesten vorgeschobene russische Flügel fie warfen, fast bernichteten. Die russische Antillerie fonnte soll sogar in großer Gefahr schweben, von den Japanern frog heftiger Beschießung während des ganzen Tages nicht zum abgeschnitten und aufgerieben zu werden. Er soll Schweigen gebracht werden. bereits acht Geschütze verloren haben, doch ist diese Nachricht einstTokio, 18. Oktober, 1 Uhr nachmittags. Nichtamtliche und weilen offiziell nicht bestätigt, dagegen meldet Oyama selbst, daß bisher unbestätigte Berichte geben an, die Russen seien längs dem russischen Zentrum zwei Geschütze und mehrere Munitions - der ganzen Front auf dem Rüdaug begriffen; ferner wagen abgenommen worden sind. Nach einer späteren Neuter- sei die russische Abteilung, die mit dem japanischen rechten Flügel Meldung aus Tokio soll General Otu sogar noch 25 weitere bei Benfihu kämpfte, allem Anschein nach eingeschlossen worden und habe a cht Geschüße verloren. Geschüße erbeutet haben. Tokio , 13. Oktober.
Angesichts dieser Gestaltung der Dinge ist denn auch die anfangs fo optimistische Stimmung in Petersburg jählings umgeschlagen. An die Stelle der Siegeszuversicht ist eine ziemlich lebhafte Beunruhigung getreten. Als ungünstiges Symptom für die Beurteilung der Lage auch in Regierungsfreisen wird es angesehen, daß diese Kreiſe betonen, Kuropatkins gegenwärtige Aftion sei nicht durch Petersburger Depeschen angeordnet, sondern durch Radzivils Nachrichten über die gefährliche Situation von Port Arthur veranlaßt worden.
Port Arthur schwer bedroht?
General Oku erbeutete noch fünfundzwanzig Geschüße. Die letzten ( Meldung des Reuterschen Bureaus".) Gerüchte melden fortgesezt japanische Erfolge.
Politifche Ueberficht.
"
, Das Gebiet, in dem Morenga, ein Herero- Bastard, der als Unterkapitän der Bondelzwart Hottentotten be zeichnet wird, sein Unwesen treibt, liegt in dem südlichen Teil des Schutzgebietes zwischen den Großen Karasbergen und der Grenze gegen Britisch- Betschuanaland. Morenga, der schon am Bondelzwart- Aufstand beteiligt war, ist nach dem Aufstand als Mörder erklärt und geächtet worden, weil er einen waffenIofen, verwundeten Witboi - Mann, einen Neffen des Kapitäns, erschossen hatte. Im Juli durchzog er an der Spize einer Bande von Räubern und Viehdieben das Land. Am 15. August plünderte Morenga die Boeren auf Witpan aus und am 26. August die Farmer Müller v. Berned auf Gründorn und Hannemann auf Strapllipp. Auch ein Farmer Ulrich soll geplündert worden sein. Dasselbe Schicksal traf am 28. August den Farmer Sergypezyk(?) auf Nobisrivier.
Inzwischen, vor Eintreffen der Expedition des Majors
b. Lengerke, war schon Leutnant Frhr. v. Stempel mit 34 Mann von Klippdamm nach Kouchanas abgerückt, um eine durch Morenga abgeschnittene Patrouille zu befreien. Am 30. August stieß er auf dem Wege Kouas- Langhas auf Morenga, der etwa 70 bis 100 Gewehre bei sich hatte. Bei dem Anfturm fielen Leutnant v. Stempel und der Sergeant Stolle. Die Abteilung verschanzte sich unter dem Unteroffizier Ebernickel auf Platbeen und wurde am 4. September von Morenga an gegriffen, jedoch ohne Erfolg. Inzwischen hatte Hauptmann v. Koppy, der sich damals in Hasuur befand, einen Zug unter Leutnant Schmid am 1. September zur Unterstützung ausgesandt, welchem der Entsaz der auf Platbeen befindlichen Abteilung gelungen ist.-
Lippe.
Das Telegramm des Graf- Regenten.
Es war die Meinung aufgekommen, es werde sich die schroffe Bündigkeit des Kaiser- Telegramms an den Graf- Regenten von Lippe
ausgegangen war. Die Regierung von Lippe hat jetzt dieses Telegramm im Wortlaut bekannt gegeben. Es lautet:
Neue bedeutende Truppennachschübe nach Südwestafrika stehen nach einer Meldung der Hamburger Nachrichten- ficherlich aus dem Telegramm erklären, das zuvor vom Graf- Regenten aus Berlin in Aussicht. Wie das Hamburger Blatt mitteilt, bat Die Lage in Port Arthur soll sich sehr zu ungunsten der Ruffen am Mittwoch unter dem Vorsitz des Kolonial- Direktors Dr. Stübel zugespitzt haben. Als Beweis für die trostlose Lage wird an eine Konferenz stattgefunden, die sich mit den Ereignissen im gesehen, daß am 1. Oftober die russische Flotte einen neuen Süden des füdwestafrikanischen Schußgebietes beschäftigt hat. Ueber Ausfallsversuch gemacht habe, der jedoch durch das Feuer der die Beschlüsse der Konferenz werde noch nichts mitgeteilt, do ch den östlichen Hafen beherrschenden japanischen Batterien vereitelt müffe man mit der Möglichkeit rechnen, daß starte worden sei. Das Linienschiff Retwisan" sei bei Truppennachschübe für Südwestafrika notwendig diesem mißglüdten Ausfallsversuch schwer be= feicu! schädigt worden. Dem„ Tag" ist sogar aus Tofio folgendes Telegramm zugegangen:
"
Tokio , 13. Oktober. Nach einem drei Tage lang unaufhörlich andauennden Bombardement von der Landseite steht jetzt der größere Teil von Port Arthur in Flammen. Zahlreiche Russen zeigten bereits die weiße Flagge und ergaben sich. Die Japaner sollen zwei weitere Verteidigungswerke erobert haben.
Diese Nachricht des Hamburger Blattes findet eine Be
"
Ew. Majestät wollen meine ehrfurchtsvollste Anzeige von dem foeben erfolgten Ableben meines Vaters, des Graf- Regenten Ernst, allergnädigst entgegennehmen.
Gleichzeitig erlaube ich mir in tiefster Ehrerbietung mitteilen zu dürfen, daß ich die Regentschaft übernommen habe. Leopold, Graf zur Lippe." Nichts in diesem Telegramm erklärt die Antwort des Kaisers.
tätigung in einer Bemerkung der offiziösen Nord- Es müssen also andere Beweggründe vorgelegen haben. deutschen Allgemeinen 8eitung", in der davor gewarnt wird, die Gefahren der gegenwärtigen Lage im Namalande zu unterschäzen! Ferner ist an den Anschlagsäulen Berlins ein Aufruf der vier Berliner Bezirkskommandos veröffentlicht worden, der folgenden Wortlaut hat:
Mannschaften des Beurlaubtenstandes aller Waffen, besonders aber Artilleristen, Mannschaften des Trains und Handwerker, welche bereit sind, zur Schuß truppe in Südwestafrika überzutreten, werden hierdurch aufgefordert, sich an den Wochentagen zwischen 11 und 1 Uhr bei ihrem Bezirksfeldwebel zu melden. Kosten dürfen hierdurch nicht entstehen. Möglichst zahlreiche Meldungen werden erwünscht.
Sigung des Landtages.
Treu und Glauben im Fürstenhaus.
Der lippesche Landtag trat am Donnerstagvormittag wieder zusammen, um die Regierungsvorlage zu erledigen, deren Beratung und Beschlußfassung in der Montagsfizung vertagt worden war. Es handelt sich darin nur noch um die Frage, ob im Falle des Ablebens des geisteskranken Fürsten Merander vor endgültiger Regelung der Thronfolge die Regentschaft bis zu dieser Regelung fortdauern solle. Gegenüber dieser Forderung der Regierung trat im Landtag
Zotio, 12. Oftober, abends. Die vom Schauplatze des gegen wärtigen Kampfes hier eingegangenen Berichte reichen bis Dienstagabend. Nach denselben wütete die Schlacht auf einer ausgedehnten Front, die von einer mittleren Stellung im Norden von Jentai sich westwärts über die Eisenbahn und südlich bis Bensihu hinzieht. Während des ganzen Dienstag ging die Schlacht, ohne daß eine Partei einen Erfolg erzielte, weiter. Die japanischen Befehlshaber äußerten die Absicht, den Angriff die Nacht hindurch und am folgenden Tag weiterzuführen. Ein Bericht von dem rechten japanischen Flügel Königl. Bezirkskommandos I. II. III. IV. Berlin . die Ansicht auf, es solle, sofern nicht nach Ablauf eines vom Dienstag abend besagt: Die russische Artillerie eröffnete am Dienstag, früh um 10 Uhr ein heftiges Feuer gegen unsere bei Danach unterliegt es schon gar feinem Zweifel mehr, daß aber- Jahres vom Tode des Fürsten Alexander die Frage endgültig gePensihu stehenden Truppen. Der Feind ging dann mit einem Re- mals etliche tausend Mann nach Südwestafrika geschickt werden regelt ist, die Ernennung des Nachfolgers in der Regentschaft durch giment von seinem rechten Flügel und fünf Bataillonen von seiner sollen. Bekanntlich beträgt die Zahl der dorthin entfendeten den Landtag aus der Bahl der volljährigen Sutzeffions Mittelstellung zum Angriff über; der Kampf ist im Gange. Die Truppen bereits 10 000, während ferner schon angekündigt berechtigten erfolgen. feindliche Armee fezt zwischen Taling und Bensihu die Beschießung wurde, daß weitere 5-600 Mann im Laufe des Monats abgehen unserer Stellungen fort. Ein anderer Kampf zwischen der würden. Zu diesen Sendungen kommen dann noch die weiteren Aufbeiderseitigen Artillerie ist in der Gegend von Tumentfuling im Gange. Unsere nach dem linken Ufer des Taitseflusses entsandte gebote, die durch die Hamburger Nachrichten" angefündigt worden sind. Abteilung ist, nachdem sie den Feind zurückgetrieben hat, nach dem Das südwestafrikanische Abenteuer wird also hinter dem ostasiatischen, rechten Ufer zurückgekehrt. Der linte Flügel unserer linten Heeres- sowohl was die Dauer, als was die Zahl der entsendeten abteilung, der mit der rechten Flante unserer mittleren Armee zu- Truppen anlangt, faum irgendwie zurückstehen. Die Kosten werden fammenwirkt, versucht, die Russen bei Santichiatsu anzugreifen; bis dementsprechende sein. Beranschlagte man vor einigen Monaten die Sonnenuntergang am Dienstag ist die Ausführung dieser Absicht jedoch Kosten des Krieges auf 60 Millionen, so wird man jetzt damit nicht gelungen. Gleichwohl ist der Fortschritt an der Front in der rechnen müssen, daß diese Summe bei weitem überschritten wird. mittleren und der linken Stellung fehr befriedigend. Von der Und diese ungeheuren Summen werden zum Fenster hinausgeworfen mittleren Armee ist ein Bericht eingegangen, nach welchem ihr rechter für eine wertlose Sandwüste! Flügel in gemeinschaftlichem Vorgehen mit dem linken Flügel der rechten Heeresabteilung Dutschiatsu angriff, während ihr linker Flügel einen Angriff auf Wahoniutum und Samtwaischichan unternahm; der Erfolg sei noch nicht gemeldet. Von der linken japanischen Armee wird gemeldet, der Fortschritt der Operationen sei verhältnismäßig günstig.
Ueber die Witbois, die von Hendrid Witboi zur Unterstützung unserer Truppen gegen die Hereros entfendet worden sind, äußert sich in einem Kriegsbriefe aus Südwestafrita der Leutnant Erich b. Salzmann nicht gerade besonders günstig. Die Witbois seien zwar ganz ausgezeichnete Fährtenleser und geradezu unentbehrlich Petersburg, 18. Oftober. Ein Telegramm General Sacharows beim Spurenauffinden und Verfolgen, allein fürs Gefecht fämen fie meldet unter dem 11. Oktober: Berichten von gestern und vorgestern wenig in Frage. Sie zeigten nicht die geringste Lust, sich zufolge befestigten am 10. Oftober die Truppen der Mandschurei - am sampfe zu beteiligen, sondern niffen aus, fobald auch Armee ihre Stellungen, die sie am Tage vorher 8 Werst südlich vom nur ein Schuß falle. Von ihrer vielgerühmten Tapferkeit habe er Schaheflusse eingenommen hatten. Gestern gegen 3 Uhr mittags bemerkten wir einen Vormarsch des Gegners zwischen der Mandarinen- bisher noch keinerlei Proben gefehen! Dagegen fönne er fonstatieren, straße und dem Dorfe Tumyntfi in der Stärke von ungefähr daß sie ausgezeichnete Schüßen feien.
einer Infanterie- Division und einigen Batterien. Das Feuer unserer Wenn diese Nachrichten nicht übertrieben find, so scheinen fie Borhut hielt den Vormarsch des Feindes auf, der bis zum Abend darauf hinzudeuten, daß die witbois mit sehr wenig Lust ein heftiges Artilleriefeuer unterhielt. Heute begannen die Japaner und Liebe den Feldzug gegen die Hereros mitden Angriff auf beiden Seiten der Eisenbahn gemacht haben, trotzdem die Hereros als ihre verhaßtesten und im Norden der Kohlengruben von Jentai. Feinde gelten. Auch scheint es danach fast, daß, wie ein Blatt ver Den ganzen Tag wurde heftig gekämpft. Die im Osten von den Stohlengruben auf dem Hualinpasse vom Gegner befezte mutet, die witbois nicht spontan in den Aufstand eingetreten Stellung fiel zum größten Teil in unsere ande. Nur find, sondern ihn von langer Hand vorbereitet haben. der höchste Punkt der Stellung, ein betaldeter Bergtegel, war Sollte das der Fall sein, so hätten wir allerdings mit einem bis 5 Uhr abends noch nicht genommen. Auf der ganzen sehr langwierigen und schwierigen Feldzug gegen die Witbois zu Front des feindlichen Vormarsches behaupteten sich unfere Truppen rechnen!
Ueber den Verlauf der Sigung wird aus Detmold tele graphisch berichtet: Der lippesche Landtag trat heute vormittag 10 Uhr ausammen. Der Verlauf der Sitzung war hoch dramatisch.
"
Als Referent der Kommission teilte Abg. Schemmel ( fonservativ und persönlicher Gegner der Biesterfelder Linie) mit, daß die Kommission noch einen kompromißantrag stelle, in dem fie folgende Fassung des betreffent n Absages des Regentschaftsgefeges vorschlage: Erfolgt der Tod des Fürsten Alexander innerhalb zweier Jahre( bisher hieß es ein Jahr) nach Erlaß dieses Gesezes und ist bis nach Ablauf dieser Jahre ein Gericht nicht gesichert, so hört die Regentschaft auf und es tritt das im§ 3 des Regentschaftsgefeges vom 24. April 1895 borgesehene Verfahren ein."
Der Staatsminister Gebeto gab eine Erklärung ab, daß er unverbrüchlich an der Regierungsvorlage festhalte. Er verlas zur Kenntnisnahme über die Schaumburg- Lippesche Kampfesweise und zur Erklärung dafür, daß die Staatsregierung gezwungen fei, auf einen flaren, jede Mißdeutung ausschließenden Wortlaut der VorTage zu bestehen, eine geheime Abmachung des Fürsten Woldemar zur Lippe mit dem Fürsten Georg Adolf zu Schaumburg- Lippe, bie großen, sensationellen Eindruck machte. Es handelt sich um einen Geheimvertrag zwischen dem Fürsten Woldemar von LippeDetmold und dem Fürsten Georg von Schaumburg- Lippe. Diesem Geheimvertrag sind jämtliche Agnaten der Linie Schaumburg- Lippe beigetreten. Der Geheimvertrag bestimmt, daß nach dem Tode des Fürsten Woldemar Prinz Adolf von Schaumburg- Lippe ( der Schwager des Kaisers) die Regentschaft in Detmold übernehmen solle und daß die Angehörigen der Linien Biesterfeld und Weißenfeld von dem Ber trag ausgeschloffen bleiben sollen.
Der Minifter erklärte dazu, die Regierung habe fich lange gefragt, ob sie diesen Geheimvertrag beröffentlichen solle, weil er geeignet sei, das Ansehen der Monarchie zu erschüttern, aber fie befinde sich in einer Notlage und müsse sich in dem ihr aufgedrungenen Kampfe wehren. Der Geheimvertrag beweise, wie zielbewußt und strupellos das Haus Schaumburg nach ber Thronfolge strebe.