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Nr. 245. 21. Jahrgang.

2. Beilage des Vorwärts  " Berliner Volksblatt. Dienstag, 18. Oktober 1904.

Der Luftmord in der Boyenstraße.

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gemeinen Wahlrechts und in der demokratischen, ihre Angelegen heiten selbst verwaltenden Gemeinde die wirksamen Träger einer Paul Sampffmeyer. Adolph Baumann. H. Erkes. 2. Opificius. tiefgreifenden Wohnungsreformpolitik. Hans Elbert. A. Diener. Benno Schmidt.

vorlegen.

G. Simonowski.

die Dauer nicht zu verivenden ist. Diesen Stempel schickte Gelhaus dem Mikulla zu, der sich in Amsterdam   unter dem Namen Emil mit, daß er in Amsterdam   einen tüchtigen Stüwert aufhielt. Einige Zeit darauf teilte Mitulla dem Gelhaus Graveur ausfindig gemacht

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E. Gräf  . Henriette Fürth  . C. Fiebig. F. Hermann. Resolution dem Kongresse vorzulegen. Darauf beschlossen die An- holländische Gulden schickte. Außerdem schickte ihm Gelhaus zum Der Organisationsausschuß lehnte es ab, diese Erklärung und habe. Er forderte Geld von Gelhaus, der ihm auch 23 oder 27 tragsteller, ihre Resolution dem Kongresse auf eigene Hand vorzulegen. eine Schübenmedaille mit dem Bildnis des Kaisers Wilhelm II.  , Zwecke der in Amsterdam   projektierten Anfertigung deutschen   Geldes Auch die Hartwig- Leute wollen dem Stongreß eine Resolution einige Fünf- und Zweimartstüde. Mit einem dieſer Fünfmarkstüde Hartwig, die Hausbesizer seien die eigentlichen praktischen Woh- namen Müller, Neustraet" die Gravierung des Kopfes des Kaisers Bei der Begrüßungsfeier am Sonntags bend erklärte Baumeister begab sich Mitulla alias Stüwert in Amsterdam   zu dem dortigen Graveur Posthumus. Er bestellte unter dem zweiten Falsch Wilhelm II.  , angeblich zu einer Brosche. Bei einem späteren Besuch wählte er aus den Warenvorräten des Posthumus zu einer Umschrift solche Buchstaben, die den Buchstaben des echten Gelbstückes fast genau gleichen. Das Münzzeichen A   sollte wegbleiben. Als Mikulla bei einem dritten Besuch verlangte, daß auch das Münzzeichen A mit­graviert werden sollte, erkannte Posthumus die verbrecherische Ab­ficht und erstattete Anzeige bei der Polizei. Diese ordnete Profeffor an, daß Herr Posthumus ruhig die Gravierung fertig stellen und den Mikulla zur Abholung auf einen bestimmten Tag bestellen sollte. Mitulla kam denn auch, leistete Zahlung und erhielt außer zwei Bleiabdrücken den Stempel ausgehändigt. Vor der Landentür wurde er dann durch die Polizei verhaftet. Er spielte dabei zunächst den Entrüsteten, erklärte seine Verhaftung für eine Dreistigkeit und be hauptete daß er Stüwert sei und mit einem Mikulla gar nichts zu tun habe.

Ein schauerlicher Frauenmord ist abermals in Berlin   berübt worden. Am 16. Oktober morgens gegen 8 Uhr wurde die Witwe Plätterin Elise Wascher, geborene Adam, am 28. September 1860 in Freienwalde   geboren, in ihrer Wohnung Boyenstr. 20 im Keller des Quergebäudes, im Bette liegend tot aufgefunden. Im Munde der Leiche befand sich ein Stofffnebel. Der Leib war durch einen Messerschnitt schrecklich verstümmelt. Die Getötete ist zuletzt am 15. d. M. abends gegen 9 Uhr in ihrer Wohnung gesehen worden. Die Polizei hat eine Belohnung von 1000 Mark ausgesetzt für diejenigen, welche durch fachdienliche Mitteilungen die Ermittelungen nach dem Täter unterstützen. Solche werden entgegens nungsreformer. genommen auf jedem Polizeirevier und bei der Kriminalpolizei. Wichtig ist insbesondere die Ermittelung eines Manes, der in der Die Gesellschaft für Sozialreform beschäftigte sich in ihrer Nacht zum 16. d. M. gegen 3 Uhr das Haus Bohenstr. 20 verlassen Schlußsizung mit den Konsumvereinen, zu deren Gunsten Dr. hat. Dieser war von mittlerer, untersetter Figur, trug dunklen Reinhold Riehn einen Vortrag hielt. Mit Ausnahme des Anti­Schnurrbart, Schlapphut, dunklen Anzug, vielleicht wollenen Sweater". semiten ta a b stellten sich alle übrigen Redner freundlich zu den Daß die Belohnung nicht für die Ermittelung selbst bestimmt ist, Konsumbereinen. Danach wurden die Wahlen für den Ausschuß sondern für Unterstützung der Nachforschungen, ist neu und sicherlich der Gesellschaft vorgenommen. Gewählt wurden: Professor auch zweckdienlich. In den Verdacht der Täterschaft gerieten zunächst Brentano- München  , Abg. Brust Altenessen, zwei Männer, die sich in der Nacht an der Haustür zu schaffen ge- France- Berlin  , Arbeiterjekretär Giesberts- M.- Gladbach, macht und mit dem Wächter Streit gehabt hatten. Die beiden ehner, Vorsitzender des bayr. Eisenbahner- Verbandes- München, Männer wurden ermittelt als Arbeiter aus der Nachbarschaft. Sie Gewerbeinspektor Lösser- Darmstadt, Abg. Pa chnicke- Berlin, hatten sich in der Trunkenheit im Hause geirrt, mit ihrem nicht Professor Sombart  - Breslau  , Pfarrer Lic. Weber- M.- Glad passenden Schlüffel mit vieler Mühe aufgeschlossen und dabei den bach und Professor Wirminghaus Köln. Die Wahl des Vor­Bart des Schlüffels abgedreht. Obgleich fie als Täter nicht mehr standes erfolgt durch den Ausschuß. in Betracht kommen, find sie vorläufig doch noch in Haft behalten. Außerdem wurde noch ein junger, im Hause wohnhafter, etwas Erziehung fortgelaufen war. Man ließ ihn aber wieder frei.

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Gegen Warenhäuser und Konsumbereine.

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schwachsinniger Bursche festgenommen, der aus der Fürsorge Suchsland Halle und des Landtagsabgeordneten a mmer Stopfe fei, erklärte Mikulla plößlich, daß er allerdings den Verdacht

Als der Thäterschaft dringend verdächtig

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Am Sonntag waren hier unter dem Banner des Professors 146 Vertreter von 106 Krämervereinen versammelt, um zu beraten, Hammer erklärte die jetzige Warenhaussteuer für ganz unzulänglich. wie der Fortschritt im Handel verhindert werden kann. Herr Nach seinem Vortrage wurde beschlossen:

Auf eine Frage des Präsidenten, ob denn Mikulla im Gefängnis oder später den Eindruck empfangen, daß Gelhaus nicht richtig im gehabt habe, daß Gelhaus an Größenwahn leide. So habe er ihm auch gesagt, daß er das Geld zu sozialistischen   oder manchmal gesagt, er habe eine mehrfache Millionärin zur Braut. Medizinalrat Dr. Mittenzweig: hat er Ihnen denn nicht anarchistischen Zwecken gebrauche? Angeklagter Mitulla: viele Geld her hat, was sie fortwährend einnimmt? Wenn ich ihn' mal fragte, wozu er das Geld gebrauche, dann hat er geantwortet: Was denkst Du denn, wo die sozialistische Partei das Präsident

erklären.

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ist der am 24. Juli 1876 geborene Buhälter legander Baruth, ein Bruder des erwähnten und jetzt freigelassenen Fürsorgezöglings, festgenommen worden. Alexander Baruth ist ein Trunkenbold, der sich von Frauenzimmern ernähren läßt. " Die zu einer Konferenz zusammengetretenen preußischen Ver­Prostituierten des Nordens gefürchtet. Seit einiger Zeit befand freudig die von der Kommission für Handel und Gewerbe des einiger Zeit befand bände und Vereine von Handel- und Gewerbetreibenden begrüßen er sich in der Frrenanstalt zu Lichtenrade  . In der Nacht zum preußischen Abgeordnetenhauses gemachten Abänderungsvorschläge Sonntag brach er dort aus, kam mit der Anstaltskleidung nach zum Warenhaussteuergesek, wonach diese Steuer progressiv bis zu Landgerichtsdirektor Kanzo: Angeklagter Gelhaus, Sie haben Berlin   und vertauschte sie in dem Trödelladen seiner Mutter 5 Prozent vom Umsaß erhöht wird und erachten diese Verschärfung sich verschiedentlich selbst als Anarchist bezeichnet, es ist auch die im Keller des Vorderhauses Boyenstraße 20 mit anderen Kleidungsstücken. als dringend notwendig zum Schuße der Interessen des Gewerbe- Mostsche Freiheit" bei Ihnen vorgefunden worden. Ihrer Braut Er behauptet, daß er die Nacht über mit treibendenstandes, der in seiner Eristenz durch die großkapitalistischen gegenüber haben Sie sich aber als Sozialdemokrat aufgespielt, Sie einem Bärter der Frrenanstalt auf einem Tanzboden gewesen sei. Unternehmungen in immer stärkerem Maße bedrängt wird. Die haben den Sozialdemokraten markiert und von Agitationsreifen ge= Den Beweis dafür ist er jedoch bisher schuldig geblieben. Daß er, Konferenz bittet das Abgeordnetenhaus, die Vorschläge der Kom- sprochen; wahrscheinlich wollten Sie damit Ihre wiederholten Reisen wie er behauptet, in der vergangenen Nacht in die Wohnung seiner mission anzunehmen und zweifelt nicht daran, daß auch die Re­Mutter zurückgekehrt sei, ist jedenfalls nicht wahr. Kriminalbeamte gierung denselben beitreten wird und muß." Angeklagter Gelhaus( heftig): Ich bin bewachten stets das Haus und hätten ihn sehen müssen. Gestern niemals Sozialdemokrat gewesen, morgen aber wurde Baruth   in der Wohnung seiner Mutter unter schloffen: Die Delegiertenkonferenz bittet die preußische Regierung, Ueber die Konsumbereine wurde nach Suchslands Vortrag be­einem Bette versteckt aufgefunden. Die Tat ist ihm seiner ganzen den föniglich preußischen Beamten und Militärs die Beteiligung an Beranlagung nach sehr wohl zuzutrauen. Es steht fest, daß er auch allen Konjum- und Produktiv- Genossenschaften zu berbieten. Ferner mit der Ermordeten verkehrt hat. Der Arbeiter K. hat jetzt sein wird die Regierung gebeten, eine Abänderung des Reichsgefeßes Alibi nachgewiesen, ebenso sein Gefährte, ein Hausdiener M. Beide betr. die Erwerbs- und Wirtschaftsgenossenschaften dahin anzu­waren am Sonnabend abend in der Wohnung der Ermordeten, dann bahnen, daß die Konsumvereine zur Eintragung gezwungen werden aber die Nacht hindurch auf einem Tanzboden. Alle ihre Angaben und somit der Besteuerung unterliegen, daß den Vorstandsmit­haben sich bestätigt. von Marten als Zahlungsmittel verboten ist, und der volle Ge­gliedern die Annahme von Besoldung untersagt wird, die Ausgabe schäftsüberschuß an die Mitglieder zu verteilen ist. Debatte aufgestellten, Behauptungen sollen in einer Broschüre zu Die in der ſammengestellt und den Behörden übermittelt werden. Die Konferenz beschloß, Schritte zur Gründung eines Zentralverbandes preußischer gewerblicher Vereine zu unternehmen.

Der Zuhälter Alexander Baruth ist, wie jetzt feststeht, am Sonn abend, nachmittags um 3 Uhr, aus der

Frrenanstalt Lichtenrade entwichen.

Er ist ein Gewaltmensch, gegen den schon seine eigenen Angehörigen den Schutz der Polizei in Anspruch nehmen mußten. Wegen Bu­hälterei und anderer Straftaten wiederholt bestraft, machte er den wilden Mann und war schon in Herzberge, Dalldorf und anderen Anstalten. Er entwich öfter und lehrte später freiwillig zurüd. Den Sonnabend nachmittag und die Nacht zum Sonntag will er die ganze Zeit mit einem Jrrenwärter zusammen gewesen sein, der am 15. d. M. aus der Anstalt Lichtenrade   ausgeschieden sei. Er be­hauptet, mit dem Wärter auf dem Gesundbrunnen   usw. mehrere Kneipen besucht und in den Germaniasälen getanzt zu haben. Und das alles in der Anstaltskleidung! Nur einen von dem Wärter geborgten Ueberzieher habe er darüber getragen. Seine Schwester erzählt nun weiter, sie habe ihn am Sonntag morgen früh auf der Straße gesehen und ihm Kleider aus dem Geschäft ihrer Mutter nach der Scharnhorststraße gebracht, wo Frau Baruth   ein Kleines Droschtenfuhrwesen betreibt. In der neuen Kleidung sei er schwer betrunken mit ihr nach der mütterlichen Wohnung gegangen, die er dann nicht mehr verlassen habe. Diefelbe Schwester legte sich sehr ins Mittel, um ihren jüngeren Bruder, den Fürsorgezögling, nicht in die Hände der Polizei fallen zu lassen! Die Angaben, die fie und ihr Bruder Alexander machen, werden augenblicklich nach geprüft. Unterdessen ist noch eine bemerkenswerte Feststellung gemacht worden. Die Aehnlichkeit der neuesten Bluttat mit der Er­mordung der Frau Nerger in der Schulzendorferstraße fällt auf. Jetzt ist ermittelt, daß Alexander Baruth mit dem Mörder der Nerger, dem Klempner Müller, eng befreundet war. Die beiden verkehrten viel mit einander und hielten auch in ihren Be­ziehungen zu Frauenzimmern eng zusammen.

Soziales.

Wohnungskongreß.

Auf dem Frankfurter   Wohnungskongreß fam es bereits am Sonntag vormittag in einer vorbereitenden Sigung des Organisa­tionsausschusses zu einem Zusammenstoße. Kampffmeyer und Ge­noffen gaben diese Erklärung ab:

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Die schwedische Gewerbeinspektion im Jahre 1903. In der vorigen Woche hat das schwedische Kommerzkollegium seinen Bericht über die Gewerbeinspektion im vorigen Jahre herausgegeben. Er bildet eine Zusammenfassung der Berichte der einzelnen Gewerbe­inspektoren und ist mit vielen Tabellen ausgestattet.

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mich selber. Präs.: Angeklagter Lache, auch bei Ihnen ist mal ich habe auch keinem Anarchistenklub angehört. Ich bin Anarchist für zur Sprache gekommen, daß Sie sich gerühmt haben, Anarchist zu fein. Angeklagter& a che: Wissen Sie, da ist etwas Wahres und etwas Schwindel dabei. bei diefer ganzen Angelegenheit viel Schwindel obzuwvalten. Ans Präs: Ja, das glaube ich, mir scheint geflagter Gelhaus( immer poltender sprechend): Ich bin Anarchist für mich, ich arbeite für mich allein! Ich will allein Goldwaren stiehlt, ist für mich kein Anarchist! Ein Anarchist läßt den Ruhm ernten, nicht aber andere Leute! Ein Anarchist, der für die Freiheit des Volles. Gerechtigkeit will ich haben, die Blut­sein Leben, sein Blut und alles, was er hat, für das Volt, er strebt es nicht weiter! Glauben Sie nicht, daß fie mit solchem Komödien sauger müssen nieder Pnäs. Halt, Gelhaus, so geht spielen irgend welchen Eindruck machen! Angeklagter Mikulla, Sozialdemokratie geschrieben haben soll. Angell. Mitulla: Er wiederholen Sie noch einmal, was er Ihnen angeblich über die hat geschrieben, daß die sozialistische Partei, oder wenigstens einzelne darunter, falsches Geld machen, aber nicht aus unechtem, sondern aus echtem Metall. Daraus bezöge die Partei Millionen und verwende fie Im verflossenen Jahre sind 2094 Arbeitsstätten mit zusammen artigen Brief noch? zu Parteizweden, Präs. Besißen Sie denn irgend einen der 68 910. Arbeitern inspiziert worden, davon 898 mit 12 878 Arbeitern fonderbar. Wir haben hier viele Briefe des Gelhaus, die durchaus Angel.: Nein. Präs.: Es ist zum erstenmal. Seit Juli 1896, dem Zeitpunkt, wo das Geseb verständig sind und von dem angeblich unverständigen kommt keiner 10 743 Arbeitsstätten mit 279 584 Arbeitern inspiziert worden, da- git dem Angeklagten Mitulla nicht bekannt, daß die Leute, die sich zum Schuß gegen Gewerbegefahren in Kraft trat, sind im ganzen von ein Teil zwei oder mehrere Male. zum Vorschein! Sachverständiger Med.- Rat Dr. Leppmann: An 1629 der im Berichts- im Gefängnis treffen und sich ihre Schicksale erzählen, meist zu jahr inspizierten Arbeitsstätten wurden schriftliche An- renommieren pflegen und daß die reiche Braut" fast jedesmal in weisungen über Schuh gegen Gewerbegefahren den Gesprächen eine Rolle spielt? Mitulla: Das stimmt geliefert; die Zahl dieser Anweisungen belief fich auf 5447. Dampf- ja. Im Gefängnis hat mir Gelhaus gesagt, daß er sehr wohlhabend 2270 statt; außerdem wurden 1965 Dampftessel auf Veranlassung Mifulla nicht bekannt, daß sich Falschmünzer wiederholt damit ent= fesselrevisionen fanden auf direkte Veranlassung der Unternehmer Med.- Rat Dr. Leppmann: der" Dampffefselvereine" von Nord-, Mittel- und Südschweden schuldigt haben, daß sie die auf verbrecherischem Wege erlangten revidiert. Dampffefselexplosionen fanden 2 statt, wobei 5 Ar- Gelder angeblich zu politischen und Parteizweden gebraucht haben, Im ganzen fanden im Berichtsjahr wie dies beispielsweise im Prozeß Lorenz und Genossen vorkam? 2877 Unfälle statt, wovon 66 den Tod zur Folge hatten. Nicht weniger als 555 Unfälle geschahen ohne Ein- äs. Tatsächlich hat Gelhaus ein paar tausend Mark mütter­wirkung von Maschinenkraft. Ferner famen 2 Fälle von Phos­liches Erbteil gehabt. phornekrose zur Kenntnis der Gewerbeinspektoren. Während der folgenden Vernehmung des Münzwardein Die Vorschriften über Anmeldung der Minderjährigen Assistenten Dr. Hammerich wird die Oeffentlichkeit aus­wurden, soweit festgestellt werden konnte, auf 95 Arbeitsstätten nicht geschlossen. Der Sachverständige gibt in einem längeren Vortrage beachtet. Außerdem wurden 271 Unternehmer wegen Bergehen welche die Falschmünzer bei der Herstellung falscher Geldstücke an­eine interessante Schilderung der verschiedenen Fabrikationsarten, gegen andere Vorschriften des Gesetzes über die Beschäftigung menden. Das hier in Frage stehende sei das schwierigste und er­minderjähriger und weiblicher Arbeiter in industriellen Betrieben fordere die. größte technische Geschicklichkeit. Was den Stempel mit zur Anzeige gebracht. 35039 Minderjährige wurden dem Bildnis des Kaisers Wilhelm II.   betreffe, der zur Herstellung Berichtsjahr ärztlich untersucht; in 464 Fällen wurde den Untersuchten die weitere falscher Fünfmarkstücke verwendet werden sollte, so können wir Teilnahme an der Arbeit berboten und in 109 allen mußte den Betreffenden leichtere Arbeit überwiesen werden.

beiter getötet wurden.

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Ferner wird im Bericht bemerkt, daß ein Gewerbeinspektor die Der Organisationsausschuß des 1. Allgemeinen Deutschen Ansicht ausgesprochen habe, es müsse gefeßlich verboten Wohnungskongresses hat im Prinzip beschlossen, nur eine vom werden, Gasmaschinen in Arbeitsräumen auf­Organisationsausschuß akzeptierte Resolution vor dem Kongreß zur austellen und eine Vorschrift darüber erlassen werden, daß der Abstimmung zu bringen. Wir bestreiten dem Ausschuß das Recht auf abgeschlossene Maschinenraum mit ausreichender Ventilation ver­das Entschiedenste. Nachdem er eine Resolution über die Wohnungs- sehen sei. Ein anderer Gewerbeinspektor erklärte es für notwendig, reform überhaupt zuließ, beging er eine Inkonsequenz, indem er daß allgemeine Vorschriften über die Anwendung jede andere Resolution von der Abstimmung des Kongresses ausschloß. struktion als auch ihrer Aufstellung in den Fabrikgebäuden erlassen bon Acetylengaswerten, sowohl hinsichtlich ihrer Kon­Wir halten nur den Kongreß für kompetent, die Frage der Zu- struktion würden. lassung von Resolutionen zu entscheiden.

In der Voraussetzung, daß sich der Kongreß aus Billigkeits­und Gerechtigkeitsgründen dieser unserer Auffassung anschließt, unter­breiten wir dem Stongreß selbst folgende Resolution zur Beschluß­fassung:

Der Falschmünzer- Prozeß.

In dem großen Falschmünzer- Prozeß Gelhaus und Genossen In Erwägung, daß der preußische Wohnungsgesetzentwurf leitete der Vorsitzende, Landgerichtsdirektor Sanzo w gestern die 1. feine allgemeine, sich über das ganze Gebiet der preußischen Verhandlungen zu dem zweiten Teil der Anklage hinüber, in welchem Monarchie erstreckende obligatorische Ordnung des Wohnungs- die Angeklagten Gelhaus und Mikulla die Hauptrolle spielen. Gel­wesens, 2. feine ausreichenden Normalbestimmungen über die notwen­digen Erfordernisse für ein gesundes, menschliches Wohnen, 3. Teine von der Polizei unabhängige, kommunale Regelung des Wohnungswesens,

haus wird beschuldigt, sich nicht nur mit der Herſtellung und dem

Vertrieb von falschen Zinsscheinen befaßt, sondern auch mit der Her­stellung falschen Metallgeldes beschäftigt zu haben. Er ist im Ge­fängnis Plößenfee mit dem Angeklagten Mitulla befannt ge­worden, der ebenso, wie er selbst, den Plan gefaßt hatte, Falsch­münzerei zu betreiben. Als Mitulla aus dem Gefängnis ausbrach und nach Holland   flüchtete, verabredeten sich, beide, daß Mifulla in

ſei.

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uns nur gratulieren,

Ist dem Angeklagten

daß Herr Posthumus nicht Falschmünzerei betreibt. Der Stempel sei so tadellos gemacht, daß die mit diesem Stempel hergestellten Falschstücke von exorbitanter Gemeingefährlichkeit gewesen sein würden.

Nach Beendigung dieses Gutachtens wird die Oeffentlichkeit wieder hergestellt, nachdem der Vorsitzende mitgeteilt, daß bei ihm ein Brief eingegangen sei, wonach eine ganze Falschmünzer- Familie den Verhandlungen im Zuhörerraume beiwohne.

Gelhaus bekundet auf Befragen, daß er hier eine technische gibt er keine Antwort, sondern erklärt, daß ihm nicht wohl" fei. Schule in der Neanderstraße bejucht habe. Auf weitere Fragen Bräs. Ihnen scheint in gewissen Momenten immer nicht wohl zu fein!

Schließlich erklärt Gelhaus, daß er unwohl sei und der Verhandlung nicht mehr folgen könne. Der Vorsitzende ist deshalb genötigt, die Verhandlung abzubrechen und auf Dienstag 9 Uhr zu vertagen.

Berliner   Partei- Angelegenbeiten.

Heute

Wahlverein für den 4. Reichstags- Wahlkreis Often. Dienstag, abends 8%, Uhr, findet in Boekers Festsälen, Weberstr. 17, eine Versammlung mit folgender Tagesordnung statt: Barla­mentarismus und Sozialdemokratie( Fortsegung der Debatte der letzten Versammlung); ferner sind die an den Vorstand

4. feine allgemeine, kommunale Wohnungsämter auf demokrati­5. feine öffentlich- rechtliche Organisationen( staatliche oder kom- Holland deutsches Geld und Gelhaus in Deutschland   holländisches gelangten Anträge zu beraten.

scher Grundlage,

munale Baubanten) zur Förderung des gemeinnützigen Woh- Geld fabrizieren sollte. Gelhaus wandte sich an den Angeklagten Fünfter Wahlkreis. Die außerordentliche General nungsbaues, Blattner und dieser bestellte im Auftrage des Gelhaus bei dem versammlung des Wahlvereins findet heute Dienstag, präzise 6. und feine Ertveiterung des Expropriationsrechts herbeigu- Graveur Wahl die Grabierung eines Kopfes der Königin Wilhelmine   abends 8 Uhr, im alten Schüzenhause, Linienstr. 5, führen sucht, bon Holland  . Er legte dabei einen Vertrag vor, nach welchem sein erklären die Unterzeichneten den preußischen Wohnungsgesehentwurf Besteller sich angeblich verpflichtet haben sollte, bei Bermeidung einer tatt. Bei der wichtigkeit der Tagesordnung müssen alle Mitglieder für ganz ungenügend zur Linderung der Wohnungsnot der ar- hohen Sonventionalstrafe durch ein neues Verfahren den Abdruck einer erscheinen. Weitgliedsbuch legitimiert. Der Vorstand. beitenden Klasse. Sie halten eine Beseitigung der heutigen Woh- Münze in Stahl herzustellen. Herr Wahl war zwar hiernach von dem Charlottenburg  . Am heutigen Dienstag, abends 81%, Uhr, nungsmißstände in dem preußischen Landtage, in dem Parlamente redlichen Zweck der Gravierung im allgemeinen überzeugt, er benutte findet die Generalversammlung des Wahlbereins des Klassenprivilegs und in der Gemeinde des Hausbesißervorrechts aber aus Borsicht zu dem Stempel weichen, schwedischen Stahl, der im Boltshause, Rosinenstraße 3, statt. Auf der für völlig ausgeschlossen. Sie ersehen nur in dem Staate des all- I sich nicht härten läßt uns deshalb zur Prägung von Metallgeld auf Tagesordnung steht ein Referat des Reichstags- Abgeordneten