Nr. 253. 21. Jahrgang.3. KW te Jomttfl" Ktlintt KlksdlMDonnerstag, 27. Oktober IM.Im Falschmünzer- Prozef;berlaS gestern der Vorsitzende Landgerichtsdirektor Kanzow die auf-gestellten 60 Schuldfragen. Dann begann der StaatsanwaltDr. Cretschmar seinen Kampf mit der WissenschaftTrotzdem die hervorragendsten medizinischen Sachverständigen diehauptsächlich in Betracht kommenden Angeklagten als g e i st e S-trank bezeichnet hatten, drang der Vertreter der Anklagebehördein die Geschworenen, diese Leute ins Zuchthaus zu schicken. Ersagte unter anderem:Es ist ja nicht abzuleugnen, daß wir in einem nervösen, dieGeistesträstc leicht abnutzenden Zeitalter leben, aber man hat injedem Falle die Pflicht, die Frage nach dem Vorliegen des§ 51sehr sorgfältig zu prüfen und ein besonderer Argwohn ist berechtigt,da, Ivo an dem betreffenden bis zu dem Augenblicke, als er dasVerbrechen beging, von keinem Menschen eine Geistesstörung be-obachtet worden ist. Gelviß ist das Urteil der Sachverständigennicht einfach in den Wind zu schlage,,, es stübe sich aber mehr auf dasGutachten der Gerichtsärzte, denn der Psychiater sieht nur denPatienten, während der Gerichtsarzt auch die Tat nicht unberück-sichtigt lässt. Außerdem muß daran festgehalten werden: die medi-zinischen Sachverständigen unterscheiden sich von anderen Sachver-ständigen in keiner Weise; sie sind Gehülfen des Richters und stellendiesem ihre Erfahrung zur Verfügung, dmnit er sich ihrer bei Bildungeiner Ueberzeugung bedienen kann. Die Geschworenen haben auchdie Frage der Zurechnungsfähigkeit nach ganz freiem Ermessen zuentscheiden und wenn sie fest volle Ueberzeugung von der Zurech-nunassähigkeit haben, so niüssen sie dies in ihrem Wahrspruch zumAusdruck bringen. Es wird wenig Menschen geben, die körperlichabsolut gesund sind; ganz ähnlich ist es bezüglich dergeistigen Gesundheitund viele Menschen werden, ganz augenfällige Sonderbarkeiten ansich haben, ohne daß sie für geistesgestört zu erachten sind. DerStaatsanwalt gibt den Geschworenen die Versicherung,, daß er esbei der großen Wichtigkeit dieser Sache und bei dem Interesse, dassie für die Staatsordnung und für Handel und Verkehr hat, fürseine Pflicht halte, an dve Schuldfrage ebenso unbefangen heran-zutreten wie die Eeschwooenen selbst. Im Volke sagt man vielfach:die Staatsanwälte sehen in jedem Menschen, mit dem sie zu tunbekommen, einen Verbrecher, und es sei ihr Beruf, möglichst viel«Menschen dem Gefängnis zu überliefern. Wie grundfalsch diese An-ficht ist, beweist die enorme Zahl von Fällen, in denen«ine Straf-anzeige seitens der Staatsanwälte zurückgewiesen wird. Der Un-kenntnis des Publikums von dieser Tatsache ist es zuzuschreiben, daßdie Staatsanwälted« bestgehaßten Menschensind, während sie tatsächlich sorgsam und nach pflichtgemäßer Ueber-zeugung Schuld und Unschuld abwägen� und ivcnn sich Zweifel er-geben, eine Anklage Werhaupt nicht erheben. Aber dann schimpftwieder der Denunziant über sie. Was die Geistesverfassungdes Lache betrifft, so mögen sich die Geschworenen vergegenwärtigen,daß bei ihm nicht eine einzelne Tat, sondern eine große Zahl vonTaten in Frag« kommt, die auf eine Geistesstörung in keiner Bc-ziehung hinweisen, vielmehr eine Fülle von Ucberlcgung und Ire-telligenz, eine fortgesetzte Aufwendung eines Denkplanes verraten.Laches freie Willen Sbestimmung ist bei Ausübung der Tat nichtausgeschlossen gewesen. Die Buchdruckereibefitzer könnten sich freuen.wenn sie in ihren Instituten lauter Gehülfen hätten, bei denen diefreie Willensbestimmung so ausgeschlossen ist, wie sie bei Lache aus-geschlossen sein soll. Die Tat selbst legt einen so klaren Protestgegen den Ausschluß der freien Willensbcstimmung ein, daß dochschon kolossale Argumente hinzutreten müßten, um die Ueber-zeugung von der Zurcchnungsfähigkeit Laches ins Wanken zubringen.Der Staatsanwalt schilderte eingehend die tatsächlichen Vor-gänge und hielt die Schuld der einzelnen Angeklagten für erwiesen.Er wiederholte, daß nach seiner vollen Ueberzeugung das ganze Tunund Treiben keinerlei Bedenken über die Zurechnungsfähigkeit derAngeklagten Gelhaus und Lache aufkommen lassen. Gelhaus seiein ganz plumper Simulant. Die Sachverständigen haben ihnfür degeneriert erklärt und er sei auch zweifellos moralisch de-generiert, aber die Gerichte und die Staatsanwaltschaften habendie Pflicht, die menschliche Gesellschaft vor solchen Personen zuschützen. Auch den Angeklagten Lache hält der Erste Staatsanwalttrotz der Gutachten der Mehrzahl der Sachverständigerenicht für geiftcögestSrtim Sinne des 8 51. Die ganze Tätigkeit desselben und sein Auf-treten widersprechen der Annahme, daß die freie Willensbestiimnungausgeschlossen gewesen sei. Er sei weit entfernt, die Wissenschaftgering zu schätzen oder die Bedeutung der Psychiater, die ihre Mitwirkung dem Gericht zur Verfügung gestellt haben, zu mißachten, fürihn frage sich aber, ob das, was die Psychiater geboten haben, mitseiner eigenen aus dem Ergebnis der Verhandlung gewonnenenUeberzeugung in Einklang zu bringen sei. Dies sei hier nicht derFall und er konnte sich zu seiner Freude hier auf das Gutachtenzweier Gerichtsärzte stützen, von denen insbesondere Dr. Hoffmannals Gefängnisarzt den Angeklagten Lache sehr lange beobachtet habe.Angesichts der schweren Schädigungen, die der Geschäftswelt durchdas Tun und Treiben der Angeklagten- zugefügt worden, beantragteder Erste Staatsanwalt, den Angeklagten Gelhaus und Lache mil-dernde Umstände zu versagen. Hinsichtlich der Angeklagten Badeempfahl er, diese nur der Nichtanzeige für schuldig zu erklären,sie aber von der Anklage der Beihülfe freizusprechen. Auch denAngeklagten Feistel beantragt der Ankläger der Beihülfe für un-schuldig zu erklären, dagegen die Schuldfragcn bezüglich der Nicht-anzeige und der Begünstigung zu bejahen.Von denVerteidigernsprach zunächst Rechtsanwalt Hahn, der den Geschworenen ansHerz legte, dem Angeklagten Steger mildernde Umstände zu be-willigen. Steger sei von Lache, der einer der raffiniertesten Ver-brecher sei, verführt worden und auf die abschüssige Bahn gelangt.Rechtsanwalt Krön er beantragte die Freisprechung dcS An-geklagten Kaiser, da er jeden Beweis dafür vermißt, daß Kaiserauf seiner mit GelhauS unternommenen Reife falsche ZinSscheineabgesetzt oder abzusetzen versucht habe.Rechtsanwalt Cohn verwies darauf, daß die AngeklagteBade ursprünglich wegen Verdachts der Beihülfe zur Falsch-münzerei verdächtigt war und deshalb 3 Monate in Untersuchungshaft gesessen habe. Die Untersuchungshaft sei ohne Zutun der Badeaufgehoben worden, weil keine Spur einer Bcihülfe zu entdeckenwar, heute habe der Staatsanwalt die Begünstigung fallen lassen,die Geschworenen würden aber auch das Nichtschuldig bezüglich derNichtanzeige aussprechen müssen, denn es sei nicht nachgewiesen,.daß die Bade von dem in Rixdorf geplanten MünzverbrechenKenntnis gehabt habe.Die Sitzung wurde hierauf auf Donnerstag vertagt. Die Ver-teidigungsreden sollen alsdann fortgesetzt werden.£Iiis der fraiienbcwcgung.Berein für Frauen und Mädchen der Arbeiterklasse. Montag,den 31. Oktober, abends 8Vi Uhr in den Arminhallen, Kommandanten,straße 26, Vortrag von Frau Maria Holma über dach Thema:„Psychologie der modernen Arbeiterin." Gäste willkommen.DaS erlegte Koalltionsrecht.Ei» Konslikt zwischen Mutterliebe und A r b e i-terinnenpflicht wurde in Nr. 217 de»„Vorwärts" geschildert.Dieser durch die in der Denkart der Koalitionsverächtcr befangeneBormundschaftsbehörde zu Sommerfeld N.-L. hervorgerufeneKonflikt ist beendet: Die Mutterliebe blieb Sieger, und dasKoalitionsrecht erlag I Die Arbeiterin war vor die Wahl gestellt:Entweder Auskritt aus dem Textilarbeiter-Verbande oder Verzicht aufdie Vormundschaft über die eigenen Kinder. Schweren Herzens hatdie arme Mutter dem Verbände entsagt: Obgleich der Verband bereitwar, ihr Rechtsbeistand zu gewähren zur Abwehr des Zwanges, dendie Vormundschaftsbehörde ausübt, hat die Arbeiterin den Austrittaus dem Textilarbeiter-Verbande erklärt. Die einfache Erklärunggenügte aber der Behörde noch nicht, sie verlangte eine Bescheinigungüber den tatsächlich erfolgten Austritt. Der Vorstand der Verbands-filiale hat aber abgelehnt, durch einen solchen in keinem Gesetzbegründeten Akt noch gleichsam die Aechtung der Organisation zusanktionieren, und nun muß es wohl auch ohne dies gehen.Werfe niemand einen Stein ans die Mutter: die Schwäche derArbeiterorganisation in Sommerfeld und die ganzen dort bestehendenZustände lassen nur zu begreiflich erscheinen, daß sie nachgab. Werweiß, ob eine höhere Behörde nicht den Vorstoß gegen die Organi-sation gutgeheißen hätte? Und wenn auch vielleicht das formelleRecht schließlich gesiegt hätte— eS gibt ja noch so viele andereMittel, selbstbewußte Arbeiterfrauen klein zu kriegen. So langedie Arbeiterorganisation schwach, können die Fabrikanten jederzeitdie Frau klein kriegen, die es wagt, wider den Stachel zu löken.Doch ist's ein Pyrrhussieg, den die koalitionsfeindliche Gerichts-behörde errang: Im Herzen bleibt die Arbeiterin dieselbe, genau wiejene Arbeiter, die aus taktischen Erwägungen auf Anraten ihrerOrganisationsleitung den erzwungenen Austritt aus der Organi-sation vollziehen.Merken soll man aber den Anti-Koalitions-Terrorismus, erwirst ein Schlaglicht auf so manches Urteil gegen Streikende underklärt vieles. Merken soll man sich auch das Verhalten der bürgcr-lichen„Koalitionsfreunde", deren Presse nicht eine Zeile übrig hattefür die um ihr Recht gebrachte Sommerfelder Arbeiterin. Selbstdas Organ der Hirsch-Dunckerschcn Gcwerkvereinc, das inKottbuS-Vetschau erscheint und m Sommerfeld verbreitet wird, gingachtlos vorüber an dem Sommerfelder Behörden-Terro-rismus. Schöne Koalitionsfreunde lDie bedrohte Freiheit niederländischer Frauen.Aehnlich wie bürgerliche Frauenrechtlerinnen in Norwegen unterdem Vorwand rechtlicher Gleichstellung der Geschlechter gegen be-sondere gesetzliche Arbeiterinnen- SchutzbestimmungenPropaganda machen, haben sich auch in Holland eine Anzahl Frauenzusammengefunden, die im Namen der„Freiheit" der Frau jederbesonderen Beschränkung der Ausbeutung der weiblichen Arbeits-kraft entgegenwirken. Diese einsichtsvollen Vertreterinnen derDamenbewegung, die ein„K o ui i t e e in Sachen g e s e tz-licher Regelung der Frauenarbeit" bilden, haben andie Zweite Kammer eine Petition gerichtet, in der sie sich gegen dasin dem Entwurf zum neuen Arbeitsgcsctz vorgeschlagene Verbotder Beschäftigung von Müttern in Ziegel-brennereien aussprechen. Mit beißender Satire bemerkt unsereParteigenossin I d a Heijermans in„De Vrouw":„Ach, achl Wie werden sich all die petitionierenden Frauen selbst,ihre Töchter und Schwestern nun in den Dienst der Ziegelfabrikattzinstellen, um dieses kräftigende, gesunde, Reichtum spendende Gewerbeauszuüben! Es ist doch wahrlich eine Schande, daß der Gesetzgeberuns Frauen zur Sklaverei verdammt, indem er die Ziegel-arbeiterinnen von ihren geliebten Steinen wegholt. Dann könnendie Petenten das liebliche Stückchen Arbeit ja auch nicht verrichten.Und eine Frau kriegt doch immer nur alle drei Jahre ein Kind,niemals alle zwei Jahre oder in kürzerer Zeit!Und ist es nicht ein Angriff auf unsere köstliche Freiheit, istes nicht eine Beleidigung, anzunehmen, daß eine Frau nicht denHaushalt führen, Kinder zur Welt bringen und nähren und zugleicher Zeit Ziegelsteine ausstapeln, karren, nach dem Ofen bringenkann usw.? Das Hantieren mit ZieKMinen ist doch ein vielheiligeres und wichtigeres Werk als die Kinderpflege. Denn sonstwürden ja die Grundfesten der Nation erschüttert. Schrecklich. Nunstehen sie allerdings noch fest, ruhend auf abgearbeiteten Frauenund blutlosen Kindern.Weg also mit aller Freiheitsbeschränkung. Eine Mutter magdoch ihren eigenen Körper und den ihres neugeborenen KindeS ver-wüsten I Der Staat sollte das verhindern müssen? O, Schande füruns Frauen, o, Antastung unserer teuren Freiheit! Eine Muttermutz nicht das Bedürfnis haben, ihr Kind zu nähren. Was tutsie auch mit Muttermilch, wenn da Ziegelsteine zu bearbeiten sind!Der Staat sollte sie zwingen, ihr Kind an die Brust zu legen, damitdie zarten Lippen nehmen, was die Natur gab? O, ihr wankendenGrundfesten der Freiheit der Nation. O, Tyrannei— o, lächer-liche Willkür!ES ist doch aber herrlich, daß cS petitionierende Frauen gibt, dieso für unser aller Freiheit wachen!"Die„freie Hochschule" hat unter ihren diesjährigen Kursen aucheinen Zyklus„Einführung in die Probleme der Frauenfrage" ein-gerichtet und als Dozentin Else L ü d e r S dafür gewonnen. DerKursus ist achtstündig(Geschichtliche Entwickclung.— Erwerbs- undBildungsfrage.— Soziale Mitarbeit.— Arbeitcrinnenfrage.— Zu-sammenfassung.), er findet jeden Freitag von S— 10 Uhr abendsstatt in der Aula der Charlottenschule, Berlin W., Steglitzerstr. 29.Beginn des Kursus am 28. Oktober. Hörgebühr 4 M. Verkaufsstellen der Hörerkarten für die freie Hochschule in sämtlichen Filialender Firma Loeser und Wolf, bei A. Wertheim, sowie in den Buch-Handlungen._Versammlungen.Dritter Wahltreis. Der sozialdemokratische Wahlverein hieltam Dienstag im Gewcrkschastshause seine ordentliche General-Versammlung ab. Nach einer Ehrung des verstorbenen Reichstags-Abgeordneten Albert Schmidt gab der Vorsitzende Fritz bekannt, daßsich der Vorstand auftragsgemäß mit der Angelegenheit Dr.Friedeberg beschäftigt hat und einstimmig zu folgendem Be-schluß gekommen ist:Auf dem Boden des Rechts der freiesten Meinungsäußerungstehend, sieht der Borstand des Wahlvereins für den 3. BerlinerReichstags-WahlkreiS keinen Grund, wegen des am3. August in„KellerS Festsälen" gehaltenen Vortrags gegeiN�enGenossen Dr. Friedeberg als Mitglied des Vereins vorzugehen.Dieser Beschluß wurde auch von der Versammlung einmütiggebilligt. H i r s ch f e l d verlas sodann die Abrechnung vom drittenQuartal. Vereinnahmt sind 2952,35 M. und verausgabt 1446,26 M.,sodaß ein Bestand von 1512,15 M. verbleibt. Zu Agitationszweckenwurden dem Vertrauensmann wiederum 1266 M. überwiesen.—Hieraus hielt Genosse Grunwaldt einen mit reichem Beifall auf-genommenen Vortrag über.,5 6JahrepreußischeSHerren-ha u s". Redner ging ausführlich auf die Entstehung, Zusammen-setzung und Wirksamkeit dcS preußischen Herrenhauses ein, das am12. Oktober 1854 durch Friedrich Wilhelm IV. ins Leben gerufen,in diesem Jahre sein 56jähriges Vegetationsjubiläum begehenkonnte. Mit trockenem Humor veranschaulichte er die gesetzgeberischeTätigkeit der„geborenen und berufenen" Gesetzcsmacher in diesemvorsündflutliche»„Parlament", das zwar eine politische Mißgeburtsei, trotzdem aber noch heute einen unheilvollen Einfluß in derpreußischen Politik ausübe. Redner gab der Hoffnung Ausdruck,daß es schließlich dem Proletariat vorbehalten sein werde, dasStaatswesen von diesem üblen politischen Fremdkörper, der im vollenSinne des Wortes ein mehr wie retardierendes Element in derGesctzgebungsmaschinerie sei, zu beseitigen.— Zum Schluß hattesich die Versammlung noch mit einem Ausschlußantrag eines Genossengegen einen anderen zu befassen. Der Antrag wurde gegen zweiStimmen abgelehnt.Zentral- Verband deutscher Textilarbeiter. Filiale IV.(Stickereibranche.) Am Mittwoch, den 19. Oktober, fand im Ge-wcrkschastshause, Engel-User, die Generalversammlung statt. Zucht,welcher als Mitglied der Agitationskommission der Provinz Branden-bürg erschienen war, gab in kurzen Umrissen ein Bild von der Arbeitund dem Wirken der Kommission und zeigte, welche Vorteile wirdavon hätten. Die Wahl eines Mitgliedes der Agitattonskommissionfür die Provinz Brandenburg fiel auf Rück. Als Mitglieder derAgitationskommission für die Stickereibranche wurden Paul undFrl. Simon gewählt. Hierauf erstattete Scheich den Kassen-bcricht. Der Bestand war 1428,21 M. Die Einnahmen betrugen289 M., die Ausgaben 296,29 M., bleibt ein Bestand von 1426,92 M.Frl. Hoppe gab nun den Bericht der Arbeitsnachweis-Kommission.Es waren 156 Stellen zu besetzen, davon blieben 43 Stellen un-besetzt. M a s s u t h e regte an, bei den Berichten de» Grund an-zugeben, warum so viele Stellen unbesetzt bleiben; schuld darankönnten nur die schlechten Preise sein. Bei„Verschiedenes" ersuchtScheich die Mitglieder, bei Wohnungswechsel ihre Adressen ein-zusenden, desgleichen die Fragebogen für die Arbeitslosen-Statistikan seine Adresse Gräfcstraße 69 oder an Engel, Scydelstraße 36 zusenden. Um die Agitation zu fördern, macht Wasewitz denVorschlag, daß jedes Mitglied, welches eine Stellung antritt, diePrivatadresse der dort beschäftigten Personen an den Vorstand zusenden hat, um dadurch der Agitationskommission mehr Fühlungmit den indifferenten Kollegen zu geben.Die Zablstelle Charlottenburg des Deutschen Holzarbeiter-Verbandes hielt am 17. Oktober im Volkshaus ihre General-Versammlung ab. Zunächst verlas der Kassierer Hasse die Ab-rcchnung vom 3. Quartal. Danach betrugen die Einnahmen derVerbandskasse inkl. Guthaben bei der Hauptkasse vom vorigenQuartal 1476,69 M., die Ausgaben inkl. Eingesandt 1425,36 M.Mithin bleibt ein weiteres Guthaben von 56,79 M. Die Lokalkassehatte eine Einnähme inkl. Bestand vom vorigen Quartal von2232,97 M., dieser stand eine Ausgabe gegenüber von 1496,89 M.,bleibt also ein Bestand für das nächste Quartal von 742,63 M.Sodann berichtete der Bevollmächtigte Pohl über die Art des Zu-standekommcns und die Jnnohaltung der AussperrungsbeschlufleS,den die Möbcltischlermeistcr gefaßt haben, und über die allgemeineLage der Holzindustrie in Berlin und den Vororten. Hierauferfolgte die Wahl der Kollegen O b st und Richter in die Werl-stattlontroll-Kommission, da zwei andere Mitglieder derselben wegenVernachlässigung desselben von ihrem Posten enthoben wurden.Stralau. Am Sonntag, den 16. d. M. hielt der sozialdemokra-tische Wahlverein für Stralau und Umgegend seine Generalver-sammlung ab. Sonnenburg erstattete in kurzen WortenBericht vom Parteitag und erklärte sich die Versammlung mit denvom Parteitag gefaßten Beschlüssen einverstanden. Hierauf erstatteteder Vertrauensmann Bericht über seine Tätigkeit. Die Einnahmedes Vertrauensmannes betrug 665,45 M., die Ausgabe 554,82 M.,bleibt ein Bestand von 116,43 M. Dann erstattete der VorstandBericht vom letzten Geschäftsjahr. Im Bezirk Stralau ist die Mit-glicderzahl 171. Gewerkschaftlich sind 436 Personen organisiert.Der Kassenbcstand des Vereins beträgt 252,63 M. Dann wurdendie Neuwahlen vorgenommen und wurde G. H ä n i s ch zum Ver-trauensmann einstimmig wiedergewählt. Zum Vorsitzenden wurdeterm. Hallwaß. zum Kassierer Ferd. Aschendorf, zumchriftfiihrer Theoo. Hallwaß und zu Revisoren wurdenO. Lippert, E. Riese und Wilh. T h i r s chw i tz gewählt. Indie Lokalkommissio» wurden gewählt G. S t e n d e r, Fr. Frostund R. F i e g e. Zu der am 36. d. M. stattfindenden Kreiskoiiferenzwurden Herm. Hallwaß� Emil Bernsdorf für Stralau,Heinr. Rumke für Hennickendorf und als Ersatzmann Ferd.H a f f w a ß gewählt. Unter Verschiedenem wurde von mehreren Mit-gliedern über die zu späte Zustellung des„Vorwärts" Klage geführt.Weißensee. Am 18. d. M. hielt der sozialdemokratische Wahl-verein seine Generalversammlung ab. Der Vorsitzende Schmutzgab einen kurzen Bericht über die Tätigkeit des Vorstandesund bemerkte, daß derselbe nicht reichhaltig sein könne, da der eigent-liche Bericht halbjährlich erfolge. Er wies darauf hin, daß nach8 15 in diesem Vierteljahr nur ein Mitglied ausgeschlossen sei, daßaber infolge der stattgefundcnen Gemeindevertreter-Ersatzwahlenfür die nächste Geschäftsperiode eine größere Anzahl solcher Genossenausgeschlossen werden mußten, welche ihrer Wahlpflicht nicht nach-gekommen seien. Ferner gab der Vorsitzende eine Berufsstatistik derMitglieder. Ein Antrag, dem KreisvertrauenSmann 566 M. zuüberweisen, sowie 166 M. für die Bibliothek auszuwerfen, wurdeangenommen.— Der schriftlich vorliegende Kassenberichtergibt eine Mitgliederzahl am 36. September von 823 Personen.Die Einnahme betrug 1652,56 M. Derselben steht eine Ausgabevon 466,56 M. gegenüber; mithin bleibt Bestand 585,64 M.— DerBcricht des Vertrauensmannes ergab eine Einnahmevon 1466,36 M., eine Ausgabe von 1321,36 M., mithin einen Bestandvon 85 M. Der Vertrauensmann K e S k e berichtete über die statt-gefundenen Versammlungen und bemerkt, daß eigentlich nur dieGemeinde- Ersatzwahl eine regere Tätigkeit erfordert habe. DenBericht vom Sommerfest gab P e u k e r t. Die Einnahmen und Aus-gaben ergaben ein Defizit von 63,90 M. Nunmehr nahm die Ver-sammlung den Bericht der S p e d i t i o n des„B o r w ä r t S" amOrte entgegen. Die Einnahmen der Spedition schwanken im Monatzwischen 1355 und 1421 M. Bestand 214,64 M. gegen 198 55 M.im März. Mithin ist auch in diesem Unternehmen des Vereins einFortschritt zu verzeichnen. Die Abonnentenzahl betrug am 1. April1638, am 36. September 1682. Die Zeitungskommission berichtetdurch Genossen H a a k über eine vorzügliche Ordnung in der Ge-schäftsführung und berichtet, daß das„Neue Montagsblatt" gewünschthabe, durch die Parteispedition am Orte vertrieben zu werden; jedochhat die Kommission dies abgelehnt. Die Lokalkommissionberichtet durch Breitkreuz über 11 stattgehabte Sitzungen undermahnt, die Lokalliste besser zu berücksichtigen.— Die Wahlenergaben: 2. Vorsitzender wird N o s k o p f, VertrauensmannP e u k e r t, Zeitungskommission Siegerist, Zemke, Reich,Schumann, Haak, Taubmann und Teubert, Lokal-kommission Schur, Roskopf, Andree, Revisoren R e S k e.Koopmann und H o d a p p. Die Wahl der Delegierten zurKreiskonferenz ergab Äerlich, Siebert, Haak, RoSkopf,Peukert, HarmS und Andree. Unter Verschiedenem teiltGemeindcvertreter Genosse Taubmann mit, daß anläßlich deS25jährigen Bestehens des OrteS von der bürgerlichen Gemeinde-Vertretung eine Jubiläumsfeier geplant werde. Redner fordert inbezug auf die mißliche Finanzlage des Ortes auh energisch Stellungzu nehmen gegen die etwaige Verwendung von öffentlichen Mittelnhierzu. Die Versammlung beschließt, in der nächsten General- oderVcreinsvcrsammlung in diesem Sinne auf die Tagesordnung zusetzen: Die LSjährige Jubiläumsfeier des OrteS Weißensee.Tegel. Am 18. Oktober hielt der Wahlverein seine Mitglieder-Versammlung ab. Die überfüllte Versammlung ehrte das Andenkendes verstorbenen Genossen Albert Schmidt, nachdem der Vor-sitzend« S ch e i d e m a n t e l auf die Ursachen des tragischen Vor-falle? hingewiesen hatte, durch Erheben von den Plätzen.— Genosse B u ch h o lz- Charlottenburg hielt einen mit großem Beifallaufgenommenen Vortrag über das Thema:„Der Weg zumSozialismus".— Die in der letzten Versammlung an-gekündigte Bibliothekordnung wurde beraten und ihre Anwendunggenehmigt.— Auf Antrag deS Vorstandes wurde beschlossen:„BeiBeerdigungen verstorbener Mitglieder deS WahlvereinS den Vereindurch Delegation mit Kranzspende vertreten zu lassen. Unter allenUmständen aber davon Abstand zu nehmen, sobald der Feierlichkeitein Geistlicher beiwohnt, um unliebsame Vorkommnisse bekannterArt zu vermeiden." Hierauf bestätigte die Versammlung 7 neu-aufgenommene Mitglieder.