Nr. 255. 21. Jahrgang.
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1. Beilage des„ Vorwärts " Berliner Volksblatt. Sonnabend, 29. Oktober 1904.
Zum Konflikt zwischen dem ,, Nenen Montagsblatt itten verstoßen hätten. und der ,, Leipziger Volkszeitung".
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Der Artikel„ Die 116" geht von der Annahme aus, daß die unter ihnen den Gedanken erwogen hatte, daß das Schreckensmittel 116 Delegierten durch Aufrechterhaltung ihres Antrages nach ers des Buchthauslebens den angetränkelten Menschen vollständig müsse? Natürlich folgter Revolation der Leipziger Boltsztg.", gegen die guten Partei vernichten nicht, denn Sonst hätte dieser Richter nicht so urteilen können, wie er es getan hat. alt Da der Artikel„ Die 116" unmittelbar nach dem Parteitag er- und diesmal? Nach den Darlegungen der medizinischen Sachs schienen ist, fonnte der Redaktion der Leipziger Boltsztg." noch kein verständigen hätte wohl niemand außerhalb des Gerichtssaales ge authentisches Material über den Verlauf der Sonnabendsfizung des glaubt, daß das Echwurgericht ihn wiederum auf fechs Jahre ins In der Nr. 28 des Neuen Montagsblattes" vom 3. Oftober Parteitages vorliegen. Sie schöpfte ihre Annahme offenbar aus Buchthaus schicken werde. Gerichtsarzt Dr. Hoffmann hatte bekundet: dieses Jahres schrieb der Mitarbeiter am Neuen Montagsblatt", Berichten der Parteiblätter, die referierend über den Vorgang mit Lache ist ein tranter Mann..."; er gab die Möglichkeit zu, daß Ruberrimus folgendes: teilten, der Antrag der 116 Delegierten sei zu Protokoll gegeben Lache bei Ausübung der Tat im Sinne des§ 51 des Strafgesetz Raum ist der Parteitag geschlossen, so fetzt die Leipziger worden. Andere Blätter enthielten die zutreffende Wendung, der buches unzurechnungsfähig gewesen sei; Dr. Köppen sagte, daß Boltszeitung" ihren Hardenfeldzug gegen Südefum fort, den sie an- Antrag der 116 Delegierten sei nebst der Erklärung der Leipziger Lache ein Baranoiter ist, an dronischer Paranoia leidet"; fein gesichts der Entrüftung des gesamten Parteitages verleugnet hatte. Volksztg." zu den Aften des Parteitages genommen worden. Benehmen ist feineswegs geheuchelt";" ein Paranoifer ist bei jedem Am 22. v. M. hatte die Redaktion an den Parteitag telegraphiert Aus dem Parteitags- Brotokoll ergibt sich, daß erst in dem Denten und Tun durch seine Strankheit beeinflußt und deshalb und in der„ Leipziger Volksztg." feierlich erklärt, daß die Notiz über Moment, als der Antrag der 116 Delegierten zur Beraung fam, vom muß der§ 51 auf Lache Anwendung finden". Ueber Gelhaus den Bürger Südefum" der Mißgriff eines einzelnen Redakteurs fei, Bureau des Parteitages Mitteilung von dem Eingange der Erklärung äußerten sich noch mehr Aerzte. Dr. Straßmann bezeichnete ihn dem die Gesamtredaktion völlig fernstehe. Aber in derselben Nummer der Leipziger Voltszeitung" gemacht wurde. Bei der Geschwindig als nicht vollkommen normal"; Dr. Korimaan sagte, er sei der Leipziger Volkszeitung" von Freitag, den 22. September, an leit, mit der sich der ganze Vorgang abspielte, war von den 116 degeneriert und leide an frankhafter hysterischer Veranlagung; derselben Stelle, wo nachher zu lesen war, daß die Gesamt- Delegierten in diefem Augenblick niemand in der Lage, namens Dr. Leppmann meinte zwar, die freie Willensentschließung sei bet redaktion jene Notiz unterdrückt hätte, wenn fie rechtzeitig sämtlicher Unterzeichner die Zurückziehung des Antrages zu erklären. Gelhaus vorhanden gewesen, immerhin sei er ein geistig MinderKenntnis davon gehabt hätte, hatte ursprünglich eine ebenfo feier- Um die Zurücknahme in aller Form zu ermöglichen, hätte der wertiger"; Dr. Stöppen, Dr. Störmer, Dr. Hoffmann, Dr. Mitten liche Erklärung der Gesamtredaktion gestanden, in der sie bas Parteitag eine Pause machen und den Unterzeichnern Gelegenheit zweig waren einstimmig der Ansicht, daß Gelhaus nicht als vollVerhalten des Genossen Jaeckh billigte und sich in energischster zur Aussprache und Verständigung geben müssen. Wahrscheinlich vertig" anzusehen sei. Weise jede Einmischung des Parteitags verbat. Dazu war man würde, wenn der Vorsitzende seine Frage dahin formuliert hätte, Und doch dieses Urteil! Aus den Reihen der Geschworenen schließlich doch nicht fühn genug. Diese ursprüngliche Erklärung daß nach der Erklärung der Leipziger Volkszeitung" der Antrag der trat ein Theologieprofeffor, also sicherlich ein im Christentum ge der Gesamtredaktion wurde herausgeschnitten und durch 116 Delegierten wohl als zurüdgezogen anzusehen sei, niemand festigter" Mann, den Sachverständigen mit seinem Zweifel entgegen. den innerlich unwahren Widerruf ersetzt. Aber brei widersprochen haben, wie sich auch gegen die von ihm in Anwendung Dieser Dr. Willenweber erscheint uns als die Berkörperung der Exemplare der wahren" Leipziger Volkszeitung" wurden gebrachte Formel, die ganze Angelegenheit durch bloße Kenntnisnahme veralteten Auffassungen vom Wesen des Verbrechers und des Verunter den forrigierten Exemplaren bon der Erpe- der Refolution und der Erklärung als erledigt zu erklären, tein brechens. Er sprach, so meldet der Bericht, als Laie feine Ver dition der Leipziger Volkszeitung" nach Bremen gesandt, Widerspruch erhob. Dem Protokoll wäre der Antrag der 116 Deles wunderung darüber aus, daß nun ein Mann, der über Jahr und befinden sich in den Händen von drei Delegierten und sind auch gierten felbstverständlich, auch bei erfolgter Burüdnahme einverleibt Tag so gehandelt hat, daß nach Laienansicht eine vollständige bon vielen Parteigenoffen eingesehen worden. Nach dem Parteitag worden. Dispofilionsfähigkeit herausschaut, dafür gar nicht verantwortlich übt jetzt der Mut wieder feine Spannfraft in der Brust der Es kann daher keinem Zweifel unterliegen, daß der Artikel„ Die fein soll. Ferner zeige doch wohl ein geistig minderwertiger Mensch Leipziger Redakteure, und Südelum wurde weiter ange- hardent. 116" in feinen materiellen Boraussetzungen nicht aufrecht zu erhalten auch eine Winderwertigkeit auf sittlichem und moralischem Gebiete Was würde wohl die Leipziger Boltszeitung" sagen, wenn ein ist, wie es auch taktisch unklug war, auf ganz unzulängliche Jus und da wäre es wünschenswert, zu erfahren, ob Aeußerungen zutage revisionistischer" Redakteur mit solch doppelten Konzepten arbeitete, formationen hin den eben erledigten Streit von neuem anzufachen. getreten sind, wonach Lache irgendwie bedauert, daß er in seinem solche Unsumme von Mut und Wahrhaftigkeit bewiese?" Ist der Artikel„ Die 116" aber immerhin noch begreiflich, so Streben, sich durch ein Verbrechen für ein ihm widerfahrenes Unrecht Von der Redaktion der Leipziger Boltszeitung" wurde, unter muß gegen Anschauungen, wie sie in gleicher Sache im Artikel Vom zu rächen, einen ganz jungen, unbescholtenen Menschen mit in das Darlegung der Umstände, unter denen die beiden Notizen zustande- Revisionismus“ der Nr. 235 der Leipziger Volkszeitung" vom Unglück hineingezogen hat." Was er hier darlegte, find bie gekommen seien, der Vorwurf, mit doppelten Konzepten gearbeitet 8. Ditober b. J. ausgesprochen wurden, im Parteiinteresse entschiedenste Ansichten des braven Philifters, den Gott sei Dant!- fchon die zu haben, entschieden zurückgewiesen, während Ruberrimus in der Verwahrung eingelegt werden. bei seiner Geburt bewiesene Vorsicht in der Auswahl seiner Eltern Nummer 24 des„ Neuen Montagsblattes" zwar ohne weiteres zu Mit Revisionismus oder gar mit einer revisionistischen Ver vor den Gefahren einer Rollision mit dem Strafrichter jederzeit gab, daß er sich mit seiner Darstellung, die beiden Notizen seien in schwörung hatte der Antrag der 116 Delegierten absolut nichts zu betvahrt hat. Aber wie gefährlich find solche braven Männer ein und derselben Nummer der„ Volkszeitung" erschienen, im Irrtum tun. Die Unterzeichner jenes Antrages hatten ohne Rücksicht auf auf den Geschworenenbanken! Einer bewußten Beugung befunden habe, im übrigen aber behauptete, daß sein Vorwurf, die ihren sonstigen Standpunkt nur aus Empörung über die erwähnte des Rechtes gewiß unfähig, find doch gerade fie die Schöpfer Mit einer naiv- selbstRedaktion der Leipziger Boltszeitung" habe mit doppelten Konzepten Notiz in der Leipziger Volkszeitung" ihre Unterschrift zu dem An- so manchen furchtbaren Fehlspruches. gearbeitet und Mangel an Mut und Wahrhaftigkeit gezeigt, auf der trage gegeben. süchtigen Sicherheit in der Beurteilung fremder Individualitäten Redaktion der Leipziger Volkszeitung" fizen bleibe. und gesellschaftlicher Zustände finden sie fast niemals ben Weg des Verständnisses für einen Strauchelnden, für einen Minderwertigen. Sittliche Werturteile ruhen, wohleingekapselt und geordnet, in den Schubfächern ihres Geistes und harren nur des Augenblickes, wo sie zum Lichte befördert werden, heute in einer Predigt, morgen in einer Voltsversammlung, übermorgen im Ges fchworenenzimmer. Was wissen sie von Lombroso und Liszt, von Ferri und Toulouse , von Aschaffenburg und Forel! Diefe Neuerer" find ihnen, wenn sie durch Zufall einmal etwas von ihnen bernehmen, sicherlich verdächtig, eben weil sie Neuerer sind. Welche Summe von Aufklärungsarbeit haben wir in unserem Volte noch zu leisten, welche liebevolle Hingebung müssen wir noch aufwenden, un mit wissenschaftlicher Erkenntnis zugleich die Keime einer höheren Humanität zu verbreiten...
Darauf hat die Redaktion und der Verlag der Leipziger Volts zeitung" den Parteivorstand um endgültige Feststellung des dem Streite zugrunde liegenden Tatbestandes ersucht.
In Verfolg dieses Antrages ist der Unterzeichnete auf Grund des ermittelten Sachverhaltes zu folgender Auffassung des Streitfalles gekommen:
Am 23. September ist gegen Schluß der Vormittagssigung auf dem Bremer Parteitage die bekannte, gegen den Genossen Südefum gerichtete Notiz der Leipziger Boltszeitung" zur Sprache gekommen. Beratung und Beschlußfassung über die in dieser Sache gestellte Resolution wurde zu Punkt 8 der Tagesordnung des Parteitages zurüdgestellt.
Wenn es aber in dem Artikel in Nr. 235 der Leipziger Boltszeitung" vom 8. Oktober heißt:
Unsere Redakteure haben gestern erklärt, daß fie die Notiz zurückgenommen hätten, um das Spiel des Revisionismus zu burchkreuzen und der Partei einen neuen Standal zu ersparen. einen An und für sich hatten wir nicht den geringsten Anlaß, die Notiz zurückzunehmen", so wird mit diirren Worten damit ausgesprochen, daß die Erklärung an den Parteitag nicht aufrichtig gemeint gewesen sei, sondern nur ein taltisches Manöver darsiellte.
Sollte es Sitte werden, zu unzweideutigen Erklärungen, wie die der Leipziger Volkszeitung" an den Parteitag, nachträglich solche Kommentare zu geben, dann würde es mit Treu und Glauben in Ueber diese Vormittagssigung war bei der Leipziger Volks- der Partei bald übel bestellt sein. zeitung" bis zu Beginn des Druckes der Nummer 222 am Der Unterzeichnete glaubt daher aufs neue nach allen Seiten 28. September ein telegraphischer Bericht eingegangen, der mir die Berhandlungen über die Organisationsfrage und die Maifeier enthielt. Später, als der Druck der Nummer 222 bereits im vollen Gange war, folgte eine weitere Depesche, welche über die gegen die Leipziger Voltszeitung" erfolgte Altion berichtete.
Einem allgemeinen und durchaus einwandfreiem Gebrauche folgend, nahm die Redaktion diefe Mitteilung in den Rest der AufTage auf, fie mit folgender Verwahrung begleitend:
die dringende Mahnung aussprechen zu müssen, bei Austragung von Meinungsdifferenzen nur strengste Sachlichkeit und Loyalität walten zu lassen. Feststellungen, wie sie in dem wenig erfreulichen Streite zwischen Renem Montagsblatt" und" Leipziger Volkszeitung" gemacht werden mußten, werden dann für die Zukunft unmöglich sein. Berlin , den 28. Oftober 1904.
Der Parteivorstand.
Partei- Nachrichten.
Aber die Geschworenen stehen nicht allein. Neben ihnen, und in gewissem Sinne über ihnen amten gelehrte Richter. Man hat in diesem Prozeß die geduldige und zielflare Zeitung des Herrn Landgerichtsdirektors Kanzow gerühmt; von den anderen Richtern ist in den Verhandlungen keiner hervorgetreten. Bersönlich sind sie uns gänzlich unbekannt. Aber mindestens einer von den drei Männern im Talar muß von der Verantwortlichkeit der Angeklagten durchbrungen gewesen sein, da sonst: igstens die Möglichkeit vorhanden gewesen wäre, den Schuldspruch der Geschworenen vom Gerichts. tische aus als einen zu ungunsten der Angeklagten irrenden zu forrigieren. Wie fo oft verstehen wir auch diesmal wieder die Vorwürfe gegen die heutige Strafrechtspflege erheben imfere gelehrten Richter nicht. Nach diesem Prozeß werden sich müssen. Gegen das System, nicht gegen einzelne Bersonen. Manche Richter kommen nun einmal nicht über die engen Grenzen
Es ist uns völlig unverständlich, wie der Parteitag überhaupt dazu kommen fann, sich mit einer derartigen zunächst rein privaten Angelegenheit zu befassen. Südekum mag, wenn er fich beschwert fühlt, auf dem Instanzenwege gegen uns vorgehen; Bom Bremer Parteitags- Protokoll ist die erste Auflage vergriffen. Der Verlag bittet da wollen wir ihm Rede und Antwort stehen. Durch eine übereilte Die zweite Auflage befindet sich im Neudruck. Behandlung der Sache, die zunächst noch gar nicht vor sein Forum diejenigen Orte, die ihre Bestellungen noch nicht aufgegeben haben, gehört, würde der Parteitag uns um die vorhergehenden Instanzen dies umgehend zu tun. der Naches und Sühne- Idee hinaus, sehen nur das Verbrechen, berauben, wie das vorgestern Südekum selbst im Falle Schippel Die Parteigenossen des Wahlkreises Effen haben beschloffen, in niemals den Verbrecher vor sich und urteilen nach dem Schema des ausgeführt hat. 1339 allen Orten des Kreises, wo einige Aussicht besteht, selbständig Gefeßesparagraphen frisch darauf los. Die Brust schwillt ihnen wohl unter Ablehnung jedes Kompromisses an den Gemeindewahlen teil- gar im Hochgefühl, daß sie durch scharfe Strafen der„ Unfittlichkeit" zunehmen.14
Redaktion der Leipziger Volkszeitung". Nach weiteren Erwägungen tam jedoch sowohl die Gesamt redaktion der Leipz. Volksztg.", wie auch der Verfasser der SüdekumNotiz zu der Erkenntnis, daß mit der letzteren ein Fehler gemacht worden sei. Dies wurde in ehrlicher Weise in der folgenden, am 24. September an den Parteitag gesandten und in der Nummer 228 ber Leipz. Boltsatg." vom 24. September abgedruckten Erklärung ausgesprochen:
Die Notiz über Südefum ist von einem einzelnen Redakteur in Drud gegeben worden, der die unmotivierte und versteckte Anspielung übetums auf die Dresdener Vorgänge im Interesse der Beitung zurüdweifen zu sollen glaubte, aber dabei, wie er nach reiflicher Ueberlegung anerkennt, zu weit gegangen ist und die Notiz unter dem Ausdrud feines Bedauerns nach Ton und Inhalt zurüdnimmt. Die Gesamtredaktion, die den Drud der Notiz verhindert haben würde, wenn ihr bas Manuskript vorgelegen hätte, schließt sich, soweit sie der Partei für den Gesamtinhalt der Zeitung verantwortlich ist, dem Bedauern ihres Kollegen an.
Redaktion der Leipziger Boltszeitung".
Mit dieser durchaus loyalen Erklärung, durch deren Absendung an den Parteitag auch dessen Recht, zur Sache Stellung zu nehmen, rüdhaltlos anerkannt wurde, war auch die Verwahrung vom 23. September gegenstandslos geworden.
Sebe falsche Auslegung dieser Erklärung wäre allerdings un möglich gewesen, hätte die Redaktion der Leipziger Volkszeitung" die am 28. September nur in einem Teil der Auflage abgedructe Verwahrung am 24. September durch nochmaligen Abdruck zur Kenn nis der gesamten Leser der„ Volkszeitung" gebracht und dabei be tont, daß sie den in der Verwahrung eingenommenen Standpunkt nicht aufrecht erhalte.
Aus der Frauenbewegung.
und„ Ungeseglichkeit" einen Damm entgegentürmen, von denen bekanntlich unsere Zeit besonders start beimgesucht sein soll. Das Publikums, das mit großer Aufmerksamkeit den Verhandlungen vor dem Schwurgerichte folgte, erfuhr aus den Darlegungen des medis zinischen Sachverständigen Dr. Leppmann vielleicht zum erstenmal Zur Bekämpfung des Mangels an Arbeiterinnen in der Put- die Bezeichnung„ Zuchthaustna II" für eine dem Kriminalisten branche wird in der hiesigen Zeitschrift Die Modistin" ein wunder wohlbefaunte tranthafte Entartung langjähriger Buchthausinsassen. liches Mittel empfohlen. In diesem Blatte war vor einiger Zeit wir freuen uns darüber, daß dieses Wort jetzt einmal auch im lebhafte Klage darüber geführt worden, daß in der Buzzbranche mir Gerichtssaal gefallen ist, denn es wird die Aufmerksamkeit sicherer noch schwer Arbeiterinnen au bekommen feten. Demgegenüber war auf eine wichtige Sache lenten, als bidleibige Abhandlungen der in Tagesblättern auf die Ürfachen dieses Uebelstandes hingewiefen Strafrechtslehrer und Gefängnisärzte. Eine Revision unseres Straf worden. Es wurde dargelegt, daß die Bezahlung der Arbeiterinnen rechts steht bebor; endlich, endlich hat die Regierung fich entschlossen, durchaus unzulänglich sei, die Arbeitszeit dafür aber um so länger. Die einleitenden Schritte zu einer fachgemäßen Vorbereitung" dieser Dazu kommen zwei Saisonpausen, in denen die Arbeiterinnen einfach vor die Tür gesetzt würden und hungern dürften.
Darauf erhebt nun" Die Modistin" großen Lärm über Verhegung der Arbeiterinnen. Die Behauptungen seien unwahr, die Arbeiterinnen feien sogar sehr gut bezahlt usw. Und zum Schluß wird, um der Wirkung der Verhebungen vorzubeugen, empfohlen: Wer heute eine Bugmacherin engagiert, sollte ausdrücklich vereinbaren, daß
( damit nicht die Strankenkasse und der Chef diefe Beit bezahlt) und 1. im Falle von Krankheit die Lohnzahlung ausgeschlossen ist 2. die gefeßlich festgelegte Leberarbeitszeit als Arbeitszeit gilt und nicht besonders bezahlt wird.
Not leidet, ihr sicher keinen Ueberfluß an solchen Arbeitskräften Das wird, wenn die Branche wirklich an guten Arbeiterinnen fchaffen.
Verurteilt.
Reform zu thun; wenn alles gut wird, was lange währt, dann muß diese Reform sehr gut ausfallen. Uns fehlt freilich der Glaube daran. Die leitenden Männer in unserem Justizdienst, die doch schließlich den Ausschlag geben, find alle aus urältester friminalistischer Schule. Wenn ihnen etwas abgetrost werden fanm, dann nur unter dem Drucke der öffentlichen Meinung, die sich in strafrechtlichen Dingen erfahrungsgemäß vorzugsweise aus Prozeßberichten bildet. Die öffentliche Meinung fann ihrer Natur nach mur Eachen der Strafrechtsreform und Strafvollzugsreform sollte bas mit Schlagworten arbeiten und muß das Detail vernachläffigen; in Schlagwort 3uchthausinalt" die guten Dienste eines Mauerbrechers und Sturmbods leisten. Deshalb eben registrieren wir es mit mal ausgemalt hat, welche Tragödien hinter den finstern Mauern spielen Freuden. Wer es in seiner ganzen Gräßlichfeit überdacht hat, wer sich einmußten, ehe die Jrrenärzte aus unzähligen Einzelfällen heraus den Begriff des Buchthaustnalls" abzuleiten vermochten, der muß sich mit uns gegen die Nichtachtung der ärztlichen Gutachten wenden, die auch in diesem Prozesse wieder zutage Aber auch ohne diese formelle Zurücknahme der Verwahrung Das Moralische versteht sich immer von selbst. Wir halten uns trat. ozu denn diese Gutachten, die qualvolle Verlängerung der burch die Redaktion der Leipziger Boltszeitung" hätte Ruberrimus deshalb auch gar nicht mit der Versicherung auf, baß wir den Ge- Untersuchungshaft zum Bivede ärztlicher Ueberwachung, wenn fo beztv. das Neue Montagsblatt"," den wahren Sachverhalt bei schworenen und den Richtern in dem großen Falschmünzerprozeß prägnante, widerspruchslose Gutachten gar keinen Einfluß auf das einigem guten Willen mit Leichtigkeit ermitteln und sich überzeugen die Absicht einer wissentlichen Rechtsbeugung nicht zutrauen. Das Urteil haben follen? Wenn wir ärztliche Gutachter in Berliner tönnen, daß die Annahme vom Arbeiten mit doppelten Konzepten Urteil aber, das sie gesprochen haben, scheint uns ein Fehlspruch Gerichtsfälen wären, wir wüßten, was wir nach einem solchen haltlos war. Erheben aber Parteigenossen ohne sorgfältigste Prüfung zu sein. Echec täten!... bes Tatbestandes Anflagen von solcher Schwere, so ist das eine Selten wohl hat eine so große Zahl psychisch minderwertiger" Falschmünzer" waren es, die vor den Schranken des Gerichts illoyale Handlungsweise, die die auf das schärfste verurteilt Berfonen zu gleicher Zeit vor einem Gericht gestanden, wie in diefem standen. Mit wenigen Ausnahmen arme Teufel von noch jugendwerden muß. Prozeß, der vom 10. Oftober ab bis vorgestern vor dem Schwur- lichem Alter, aufgewachsen in der Zeit des herrlich erblühenden" Soweit die beiden Notizen der Leipziger Voltszeitung", die gericht des Landgerichts I zu Berlin spielte. Bei manchen Abweichungen Kapitalismus . Lache und Gelhaus haben bei ihren Deklamationen Verwahrung in der Nr. 222 und die Erklärung in der Nr. 228 in in Einzelheiten waren doch die medizinischen Sachverständigen fast öfter Phrasen gegen die heutige Gesellschaftsordnung geschleudert und Betracht kommen, war das Verhalten der Redaktion bis auf die vor einstimmig der Ansicht, daß die Hauptangeklagten Gelhaus und fich dadurch in den Ruf von Anarchisten" und Sozialisten" gestehend gemachte Einschränkung tadelsfrei und der gegen sie erhobene Lache als anormale Menschen für ihr Tun und Treiben ent- bracht. Sie haben sich dieser Gesellschaftsform nicht anzupassen bers Vorwurf unbegründet. weber gar nicht oder nur in einem minderen Maße strafrechtlich mocht. Ihrem irren Geiste dämmert im Schrecken des Buchthauses Nun hat Ruberrimus bezw. das Neue Montagsblatt" fein Vor- verantwortlich gemacht werden können. Der Buchdrucker Dewald vielleicht einmal der Gedanke noch auf, daß sie nicht nur ein Bergehen noch mit der Haltung der Leipziger Volkszeitung" nach dem Lache hat, als er mit dem Gefeße schon früher in Konflikt gekommen brechen, sondern auch eine toloffale Dummheit begingen, als sie Geld Barteitag zu rechtfertigen gesucht. In der Tat ist der die ganze war, teine so forgfam abwägenden Sachverständigen gefunden, fälschten. Angelegenheit neu aufrollende Artikel der Leipziger Volkszeitung sondern war auch damals zu einer außerordentlich harten Zuchthausstrafe Sätten sie den legalisierten Diebstahl der Bodenspekulation oder Die 116" eine Woche vor dem Angriff des„ Neuen Montageblatt" verurteilt worden; dem Manne in der ersten Hälfte der zwanziger der Börsenjobberei zu betreiben verstanden, dann hätten sie in erschienen. Der Unterzeichnete mußte fich daher auch mit diesem Jahre diltierten damals die Richter die fürchterliche Bein gewiß auch Ehren" grau und Kommerzienrat werden können; die Kutsche eines Teile des Streites beschäftigen. nach bestem Wissen und Gewiffen zu. Ob aber wohl ein einziger Hofmannes hätte vielleicht eines Tages vor ihrer Villa gehalten,
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