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Weder dieGermania'-Kapläne noch diePost"-Esel haben eZ für notwendig gehalten, sich auch nur zu informieren, ob es eine freie Gewerkschaft mit dem NamenMaschinenbauarbeiter-Verband" überhaupt gibt. Wie unsere mit der Gewerkschaftsbewegung vertrauten Leser wissen, ist das n i ch t der Fall I Berlin und Clmgegcnd. Die Aussperrung in der Gelbmetall-Jnbustrie dauert jetzt bereits sechs Wochen, und noch ist keine Aenderung der Situation eingetreten. Die Kühnemänner wollen nicht nachgeben und die Arbeiter erst recht nicht. Da die Arbeiter nun einmal nicht u Kreuze kriechen wollen, so bemüht sich das wegen seiner Hahne- üchenen UnWahrhaftigkeit bereits bei vielen Fabrikanten in schweren Mißkredit geratene Scharfmacherorgan, dieArbcitgeber-Zeitung", denn nach Kräften, die Lage der Streikenden als eine verzweifelte zu malen. Dreist und gottesfürchtig schwindelt das Blatt ins Blaue hinein, um die Fabrikanten bei Laune zu erhalten. So schreibt es beispielsweise:Der Streik selbst ist für die Arbeiter bereits total verloren. Die Arbeitgeberschaft hält in rühmenswerter Solidarität zusammen und wird hierfür schon in allernächster Zeit den verdienten Erfolg ernten." Obiger Erguß rief in der gestrigen Streikversammlung natürlich allgemeine Heiterkeit hervor. Die Streikenden werden nach wie vor bemüht sein, der Arbeitgeberschaft den erträumten Erfocg gründlich zu versalzen, wie sie es jedenfalls auch am besten selbst zu beurteilen wissen, ob der Streik für sie verloren ist oder nicht. Bisher spricht nämlich alles dafür, daß die Arbeitgeber trotz all ihrerPrinzipien" schließlich doch eine Verständigung mit den Arbeitern werden suchen müssen, wenn anders sie ihre Industrie nicht gänzlich vernichten wollen. Mit den wenigen Arbeitswilligen können sie auf die Dauer nicht fertig werden. Es ist ausgeschlossen, daß eine Industrie, wie die hier in Frage kommende,<100l1 der besten Spezialarbeiter dauernd ent- bohren kann. Deshalb wurde auch in der Streikversammlung betont, daß, wenn sich die Fabrikanten in ihrem Starrsinn auch wirklich noch die Weihnachtskonjunktur verscherzen wollen, sie eben nach Weihnachten auf eine Verständigung mit den Arbeitern an- gewiesen sein würden. Der Streik könne nicht eher beendet werden, als bis diese Verständigung erfolgt sei. Wie wenig wohl den Fabrikanten denn auch zu Mute ist, be- weisen ihre fortgesetzten, äußerst kostspieligen Bemühungen, Arbeits - willige heranzuziehen. Sie schicken Agenten in die Fremde und annoncieren in den Blättern aller namhaften Städte nach Arbeits- kräften; ja sogar an die Landwirtschaftskammcr der Provinz Brandenburg haben sie sich gewandt, und diese suchte dann durch Vermittelung des Arbeitsnachweises in der Gormannstraße, der sich wieder bei dem Arbeitsnachweis der Metallarbeiter darum bemühte, Drücker, Gürtler, Schleifer, Former usw. für die Fabrikanten anzuwerben, natürlich mit demverdienten Erfolg". Ueber das einmütige, musterhafte Zusammenhalten der Streikenden und Ausgesperrten, und besonders über die Erfolge der Streikposten, ihnen die Arbeitswilligen wegzukapern, sind die Arbeit. geber nun nicht wenig erbost. In ihrer ohnmächtigen Wut greifen sie denn auch bereits zu dem letzten Mittel, die ihnen verbliebenen paar Arbeitswilligen zu b e w a f f n e n. So hat die Firma K r e y ihre Arbeitswilligen mit Gasrohren von etwa IM Fuß Länge ausgerüstet. Ein Exemplar eines solchen Instrumentes, das einem Arbeitswilligen abgenommen war, lag der Versammlung zur Ansicht vor. Die Firma Zürn u. Glienicke wieder hat aus ihren Arbeitswilligen eine regelrecht mit Knüppeln bewaffnete Sturm- kolonne formiert, die unter persönlicher Leitung des Chefs Attacken auf Streikposten ausführt. Bor einigen Tagen kam es vor dem Gebäude dieser Firma auch bereits zu einem erregten Auftritt. Einer der Arbeitswilligen, dem die Würde, mitWaffen" einher- stolzieren zu dürfen, wohl etwas zu Kopfe gestiegen war, bedrohte nämlich beim Verlassen der Fabrik Passanten, die mit dem Streik gar nichts zu tun haben, mit einem offenen Messer. Da Polizei zum Schutze der Bedrohten nicht zur Stelle war, griffen diese zur Selbsthülfe u�d gerbten dem Messerhelden das Fell windelweich. Herr Zürn, der dem arg verbläuten Mitgliede seines Sturmkorps zur Hülfe eilen wollte, hat dabei im Gedränge ebenfalls einige un- sanfte Knüffe erhalten. Jetzt ist die Gegend, in der die Firma ihren Betrieb hat, unbegreiflicherweise für Streikposten polizeilich gesperrt. Sehr schneidig geht auch das Amt Treptow gegen Streikposten vor, die ihre Rechte der Firma Erich u. Graetz gegenüber aus- üben. Kürzlich wurde einer derselben von dem dortigen Gendarm unter Androhung des Schließens verhaftet und in dem Orts-Arrest- lokal vier Stunden lang eingesperrt gehalten. Mehreren Kollegen des Postens(jing es ähnlich so. Nach Mitteilungen des Verhafteten in der Streikversammlung soll ihm der Gendarm gesagt haben, Herr Graetz, der MNglied der Treptower Gemeindevertretung ist, habeangeordnet", jeder Streikposten solle bis nach Feierabend in Gewahrsam gehalten werden! Trotz all solcher und unzähliger ähnlicher Vorkommnisse saselt dieArbeitgeber-Zeitung" immer wieder von Ausschreitungen der Streikposten gegen Arbeitswillige. Mit Recht sagte ein Redner der Streikleitung daher:Was würde wohl streikenden Arbeitern ge- schehen, die von Messern und Schlaginstrumenten gegen Arbeits- willige oder Passanten einen ähnlich rohen Gebrauch machten, wie dies die Arbeitswilligen gegen Streikende tun? Man würde sie bielleicht auf Jahre ins Gefängnis werfen. Den Arbeitswilligen aber passiert nichts; ja man ermahnt sie noch obendrein, nur feste auf die Streikenden einzuhauen." Mitgeteilt wurde in der Ver- sammlung noch, daß kürzlich ein arbeitswilliger Schmelzer der Firma Schaeffer u. Walker durch geschmolzenes Metall schwer verbrannt wurde und bedenklich daniederliegt. Ein Gürtler aus Hamburg , den die Werbeagenten der Kühnemänner von dem Streik keine Mitteilung gemacht hatten, verweigerte auf Grund der ihn, von den Streikposten gewordenen Ausklärung die Weiterarbeit als Arbeitswilliger und verlangte das verauslagte Reisegeld zurück. Dieses wurde ihm indessen vorbehalten; auf dem Arbeitsnachweis in der Dresdenerstraße sagte man ihm, er müsse erst 14 Tage als Arbeitswilliger gearbeitet haben, ehe er Reiseentschädigung be- anspruchen könne. Natürlich taugt dieser Arbeiter, der die Weiter- arbeit verweigerte, in den Augen der Kühnemänner nun auch nichts mehr. Andererseits würde ein Streikender, der als Streikposten von den Kühnemännern für zuchthausreif erklärt wird, sofort wieder als braver, ehrenwerter Arbeiter bezeichnet werden, sobald er sich zur Verrichtung von Streikbrdcherdiensten bereit sänge. Das ist eben Kühnemänner-Moral._ Die Aussperrung der Tischler. Gestern meldeten sich beim Holzarbeiter-Verband 6l> neue Aus- gesperrte. Das ist die höchste Zahl, die bis jetzt an einem Tage zu verzeichnen war. Es könnte danach scheinen, als ob die Tischler- meister sich jetzt endlich die Ausführung ihrer Beschlüsse angelegen sein lassen. Von den Führern der Unternehmer wird es auch in diesem Sinne gedeutet werden, aber wenn man die Sache recht be- trachtet, zeigt sich, daß das Tempo der Aussperrung durchaus nicht lebhafter geworden ist. Von den 60 Ausgesperrten gehört nämlich ein erheblicher Teil der B a u t i s ch l e r e i an. Bekanntlich haben die Bautischlermeister schon vor einigen Wochen beschlossen, mit der Aussperrung erst dann zu beginnen, wenn sie die dringendsten Ar- betten fertig haben. Dieser Zeitpunkt ist jetzt eingetreten. In der Bautischlerei beginnt die Beschäftigung nachzulassen. Es ist die Zeit, wo alljährlich ein Teil der Arbeiter wegen Mangel an Beschäftigung entlassen werden. Diesmal geben nun die Bautischlermeister den Entlassungen den Stempel der Aussperrung. Von größeren Bau- tischlereien haben sich an der sogenanntenAussperrung" beteiligt: Gebr. Schaar, Borchert u. Kreutzer, bei denen im Sommer nach längerem Streik der Nettotarif durchgesetzt wurde; BendixSöhne, eine Firma, die in Berlin nur eine Filiale hat, in der sie etwa 20 Tischler beschäftigt, während die Hauptgeschäfte in Posen und Landsberg sind, wo natürlich umsomehr gearbeitet werden kann, je mehr in Berlin ausgesperrt wird. Die Bautischlerei von Lütke sperrte drei Arbeiter aus, worauf die übrigen 33 Arbeiter des Betriebes die Arbeit niederlegten. Die Bautischlerei von Emmlut in Rixdorf gehört ebenfalls zu den Aussperrenden. In Möbeltischlereien haben zehn Gesellen die Arbeit zugunsten der« Ausgesperrten niedergelegt, so daß den 60 Ausgesperrten 41 Strei- kende gegenüberstehen. Wie man sieht, lassen sich die Arbeiter durch die Fortsetzung der Aussperrungen keineswegs einschüchtern, sondern antworten prompt mit Arbeitsniederlegungen. Unter anderen ist in den Betrieben von S i r o ck a und B a u k e die Arbeit nieder- gelegt worden. S t r i tz k e in der Köpnickerstrahe hat zwei Gesellen ausgesperrt; damit er aber keinen Schaden erleidet, läßt er die übrigen Gesellen nach Feierabend arbeiten. Wenn die Aussperrung immer noch fortgesetzt wird, und an- scheinend sogar zeitweise ein wenig lebhafter wird, so ist das zum großen Teil der lebhaften Agitation der Unternehmer zuzuschreiben, die durch persönlichen Druck die Säumigen zu ermuntern suchen. So hat beispielsweise die Luxustischlerci von Schwarz 14 Arbeiter ausgesperrt, lediglich infolge der Einwirkung des Herrn Schau, der die gleiche Branche betreibt, gegenwärtig aber nichts liefern kann, weil die von ihm verhängte Aussperrung mit dem Streik beantwortet wurde. Wie schon mitgeteilt wurde, versorgt der Arbeitsnachweis der Tischlerinnung die Unternehmer, bei denen gestreikt wird, soweit es ihm möglich ist, mit Arbeitswilligen, damit die Aussperrung den Meistern nicht schade. Aber selbst auf diese Arbeitswilligen können sich die Tischlermeister nicht unbedingt verlassen. I a r o tz k i, der fünf Gesellen vom Nachweis der Innung erhalten hatte, mutzte er- leben, daß am Sonnabend wieder vier derselben die Arbeit nieder- legten. Nur ein Arbeitswilliger ist Herrn I a r o tz k i noch ver- blieben, im übrigen dienen ihm seine zwei Zeichner, die gelernte Tischler sind, jetzt als Streikbrecher. Eine Rechnung derFachzeitung". Mit echtem Krämersinn, der alles, unter dem Gesichtspunkt be- trachtet: Was kostet es und was bringt es ein? berechnet dieFach- zeitung der Tischlermeister" die Aussichten des Kampfes für den Holzarbeiter-Verband. Die Unternehmer haben ja von Anfang an die Absicht verfolgt, die Kassen des Verbandes zu schwächen. Sie kalkulieren nach dem bei geschäftlichen Unternehmungen angebrachten Schema: Zwingen wir den Holzarbeiter-Verband, seine verfügbaren Gelder auszugeben, so ist die Widerstandskraft der Arbeiter- organisation ein für allemal gebrochen. Diesen sehnsüchtig herbei- gewünschten Zeitpunkt sieht dieFachzeitung" schon herannahen. Sie rechnet, gestützt auf den in der letzten Generalversammlung des Holzarbeiter-Verbandes gegebenen Kassenbericht: Die Lokalkasse hatte am Schluß des vorigen Quartals einen Bestand von 326 985,19 Mark. Die Aussperrung hat bereits 100 000 M. gekostet, also bleiben dem Verband nur noch 226 985,19 M. übrig. Wenn diese Summe verbraucht ist, was in absehbarer Zeit geschehen wird, dann liegt der Holzarbeiter-Verband am Boden und wir die Unter­nehmer sind die triumphierenden Sieger. Gemach, Ihr Herren von derFachzeitung". Mit den Faktoren einer Krämerrechnung läßt sich die Arbeiterbewegung nicht berechnen. Zunächst mutz selbst der rechnende Krämer einsehen, daß man mit 226 000 M. noch ziemlich lange auskommen kann, wenn 100 000 M. bereits vier Wochen gereicht haben, und wenn sich auch die Zahl der Ausgesperrten noch mehren sollte. Aber es sind noch andere Faktoren, die man in derFachzeitung" nicht berücksichtigt hat, in Rechnung zu stellen. Einer dieser Faktoren, und zwar nicht der unbedeutendste, ist der allezeit erprobte Opfersinn der beteiligten Arbeiter. Sollte der laufende Beitrag der Mitglieder des Holzarbeiter-Verbandes nicht ausreichen, die für den Kampf erforderlichen Mittel aufzu- bringen, dann sind die Mitglieder ohne weiteres bereit, Extra- beitrüge zi» zahlen. Kürzlich hat sich ja eine Vertrauens- männer-Versammlung des Holzarbeiter-Verbandes ausdrücklich dazu bereit erklärt. Das mutz auch der Redaktion derFachzeitung" be- kannt sein, denn es stand ja imVorwärts", den sie aufmerksam liest. Trotzdem hat dieFachzeitung" diesen Faktor übersehen. Aber auch mit der Opferwilligkeit der Berliner Mitglieder ist die Leistung des Holzarbeiter-Verbandes nicht erschöpft. Wenn es dieFach- zeitung" nicht wissen sollte, so wollen wir ihr verraten, daß die Hauptkasse des Holzarbeiter-Verbandes zur Zeit der letzten General- Versammlung über ein Vermögen von einer Million Mark verfügte. Wir erinnern dieFachzeitung" daran, daß der Hauptvorstand des Holzarbeiter-Verbandes dem Berliner Kampf seine Zustimmung ge- geben, das heißt, den kämpfenden Arbeitern die Unterstützung aus den Mitteln der Hauptkasse bewilligt hat. Vielleicht stellt dieFach- zeitung" auf Grund dieser Tatsachen eine neue Rechnung auf über die etwaige Dauer der Widerstandsfähigkeit des Holzarbeiier-Ver- bandes. Das Ergebnis dieser Berechnung dürfte selbst für die kampflustigsten Unternehmer nicht gerade erfreulich sein. Eine Versammlung der streikenden und ausgesperrten Tischler findet am heutigen Dienstag, vormittags 10 Uhr, in der Brauerei Friedrichshain statt, also nicht bei Keller, wie ursprünglich bekannt- gegeben wurde. Zum Müllkutscherstreik. Die Situation hat sich für die Unter- nchmer seit gestern erheblich ungünstiger gestaltet. Wie große Hoffnungen hatten die Herren auf ihre russische Arbeitswilligen- garde gesetzt! Doch ach: Die russischenMüllkosaken" snd desertiert! Nur einen Tag haben es diese Leute bei der schweren Arbeit auszuhalten vermocht, da hatten siedie Nase voll". Was alle Belehrungsversuche der Streikenden nicht zu stände brachten, das brachte die ungewohnte Arbeit zu stände. Diese Arbeit war den Russen offenbar zumüllig". Sie revoltierten gegen ihre Arbeitgeber, die sie doch so freigiebig mit Heringen und Wutki bewirtet hatten und winkten mit Händen und Füßen: Nur raus aus Berlin ! Da gab's kein Halten mehr, und so sehr man sie auch bitten mochte, doch weiter zu arbeiten der Liebe Mühe war vergebens: die Russen zogen gestern ab, ohne klingendes Spiel. Die Wirtschaftsgenossenschaft hat an dieser einen Russenprobe aber noch nicht genug, sie kündigt bereits die Ankunft des zweiten Transports aus dem fernen Osten an. Volle 200 Mann hat sie zur Verstärkung angeworben, um den Müllkrieg siegreich zu bestehen. Ob diese Mannen standhalten werden? Gestern konnten ebenfalls nur etwa 30 Wagen vom Hofe ab- rücken. DieMüllnot" ist damit also auch um nichts geringer geworden. Wie die Arbeitswilligen fahren, das konnte man gestern abend am Oranienplatz beobachten. Da kam ein Müllwagen der Wirtschaftsgenossenschaft wie die Feuerwehr angejagt. Der neue Kutscher schien es nun absolut auf das Geländer der Oranienbrücke abgesehen zu haben. Mit vollem Chok jagte er denn auch gegen einen Eckpfeiler derselben, wodurch das Gefährt allerdings etwas plötzlich zum Stehen kam. Erst nach halbstündigen Bemühungen, während welcher die Polizei genug mit der Freihaltung des Verkehrs zu tun hatte, konnte das Fuhrwerk der braven Arbeitswilligen wieder flott gemacht werden._ Zu der Bausperre in der Schiveldeinerstraße erhalten wir folgende Zuschriften: Auf den Artikel des Herrn Maurer - und Zimmermeisters Franz Rabis, Schönhauser Allee 72b, muß ich leider erwidern, daß die darin angeführten Behauptungen des Herrn Rabis unwahr find. !. Die gesamten Zahlungen des Herrn Rabis decken bei weitem noch nicht meine für seine Bauten in der Schivelbeinerstr. 4 und 5 aufgewandten Barauslagen, denn ich habe dem Herrn für diese Bauten laut Rechnung für 1946 M. Waren geliefert und für 1015 M. Arbeit fersiggestellt. Herr Rabis hat mir darauf gezahlt 803 M. in bar und 1050 M�n Wechseln, fällig in drei Monaten, die ich als Zahlung doch erst dann anerkennen kann, wenn dieselben wirklich eingelöst sind. 2. Mit meinen Gehlllfen stehe ich in keinerlei Differenzen, was diese an anderer Stelle dieses Blattes bestätigen werden. A. Kaufmann. Tapetenhandlung, Berlin K, Ravenostr. 2. Der Verband der Tapezierer schreibt uns: Zur Erwiderung der Erklärung des Herrn Rabis, Schönhauser Allee 72 b, folgendes; Am Mittwoch, den 2., erklärte Frau Rabis den dort beschäftigten Kollegen, sie lehne jede weitere Zahlimg die Firma Kaufmann ab, ersuchte die Betreffenden jedoch, den Bau für Rechnung Rabis fertigzustellen, und stellte sogar für den Fall, daß der Bau bis Sonntag fertig sei, eine Extra-Gratifikation von 30 M. in Aussicht. Hierauf erklärten die Kollegen Herrn Kaufmann, daß sie bei ihm aus Arbeit treten und bei der Firma Rabis weiterarbeiten würden. Als Frau Rabis nun schriftliche Garantie für den Lohn geben sollte, lehnte sie dieses ab; der Vertreter der Frau Rabis erklärte jedoch den Kollegen:Arbeiten Sie ruhig weiter, morgen kommt Frau Rabis rüber, und die Sache wird dann geregelt." Die Kollegen arbeiteten infolgedessen weiter. Als sie aber ihr Material ergänzen wollten, waren die Tapeten entfernt und wurde ihnen eröffnet, ein anderer Tapezierer würde die Arbeit fertigstellen. Dieser erschien auch, zog es jedoch vor, nach Kenntnis der noch vorhandenen Arbeit darauf zu verzichten. Alle Versuche, mit Herrn Rabis im gütlichen Wege eine Einigung zu erzielen, waren vergeblich. Trotzdem weigerte er sich noch, den Kollegen am Sonnabend das Werkzeug zu verabfolgen, und erst der Hinweis auf die eventuellen Folgen konnte den Betreffenden zu ihrem Eigentum verhelfen. Die Auseinandersetzungen mit Herrn Kaufmann interessieren uns nicht, für uns maßgeblich ist die Einstellung der betreffenden Kollegen durch Frau Rabis (die ja bekanntlich Herrn Rabis durchaus selbständig vertritt) und die Praktiken bei den darauf erfolgten Versuchen, den Lohn sicher zu stellen. Aus diesem Grunde bleibt der BauSchievel- beinstraße 4/5 nach wie vor gesperrt. Die Ortsverwaltung. OeutlcKes Reick). Abermals das Bereinsgesetz gegen eine Gewerkschasts-Zahlstelle. Sechs Vorstandsmitglieder(Ehe leben und Gen.) der Zahlstelle Oschcrslcben des Deutschen Zimmerer-Verbandes waren wegen Uebertrctung des§ 2 des Vereinsgesetzes angeklagt worden, weil ein Statut des Verbandes der Polizei erst nach Ablauf der gesetzlichen dreitägigen Frist eingereicht worden war. Die Angeklagten bestritten überhaupt die Anwendbarkeit des§ 2 mit seinen Vorschriften über die Einreichung von Statuten, Mitgliederverzeichnissen usw. auf die Zahlstelle. Sie sei lediglich ein Organ des Verbandes, kein selb- ständiger Verein. Eine Einwirkung auf öffentliche Angelegenheiten, die hauptsächlichste Voraussetzung des§ 2, werde auch nicht bezweckt. Ferner könnten auf keinen Fall die Mitangeklagten Vertreter des Vorsitzenden, des Kassierers und des Schriftführers irgendwie ver- antwortlich gemacht werden. Sie hätten noch gar keine Gelegenheit gehabt, als Stellvertreter bei den Vorstandsgeschäften in Tätigkeit zu treten. Sämtliche Angeklagte wurden jedoch in zweiter Instanz vom Landgericht zu Geldstrafen von je 15 M. verurteilt. Schon aus dem Statut des Verbandes ergebe sich der Vereinscharakter der Zahl- stellen des Zimmerer-Verbandes. Sie seien selbständig organisiert und führten ein eigenes Vereinsleben. Nach dem Statut seien sie nicht Organe des Verbandes, sondern sie in ihrer Gesamtheit bildeten erst den Verband. Und eine Einwirkung auf öffentliche Angelegen- heiten als Zweck des Verbandes und jeder Zahlstelle sei daraus zu entnehmen, daß statutengemäß die geistige und materielle Hebung des ganzen Zimmererstandes bezweckt werde. Damit werde das Gebiet sozialer und öffentlicher Interessen vertreten. Haftbar für vereinsrechtliche Unterlassungen seien auch die stellvertretenden Vorstandsmitglieder der. Zahlstelle. Entscheidend sei, daß sie zum Vorstand gehörten. Das Kammergericht verwarf die gegen das Urteil eingelegte Revision. Es vermochte weder in der Annahme eines selbständigen Vereins noch sonst in dem landgerichtlichen Urteil einen Rcchtsirrtum zu entdecken. Der Streik in der Papierbranche zu Dresden -A. ist beendet. Etwa 800 Arbeiter und Arbeiterinnen arbeiten zu den neuen Bedingungen. Trotz der Beendigung des Ausstandes ist der Zuzug strengstens fernzuhalten, da noch eine große Anzahl von Kollegen und Kolleginnen für längere Zeit ausgesperrt bleiben werden. Alle arbeiterfreundlichen Blätter werden um Nachdruck dieser Warnung gebeten. Der Streik der Hamburger Schlächter ist von denselben ohne einen Erfolg abgebrochen worden. Dieselben wollen mit Energie an den Ausbau der Organisation herangehen und die Bewegung zu gelegenerer Zeit wieder aufnehmen. Husland. Der Straßenbahnerstreik in Norrköping . Der Bürgermeister hat am Donnerstag mit dem Direktor der Straßenbahn Verhandlungen anzuknüpfen versucht. Der Direktor erklärte, daß er sich nicht zu der Sache äußern könne, bevor er nicht mit der in Stockholm ansässigen Leitung der Elektrizitätsgesellschaft(A. E. G.) Rücksprache genommen habe. Dem Versprechen der Arbeiterschaft von Norrköping gemäß sind die Demonstrationen vorläufig eingestellt worden. Der Boykott der Straßenbahn und der Geschäftsleute, die sich als Gegner der Arbeitersache erwiesen haben, wird selbstverständlich weiter durch- geführt._ Soziales. Die Arbeitszeit der Konfcktionsarbeitcr war jüngst in eittör Ver­sammlung Gegenstand der Kritik. Auf Grund einer AusftihrungS- anweisung, die der Handelsminister zu den Verordnungen über die Arbeitszeit der Konfektionsarbeiter erlassen hat, wurde diesem vor- geworfen, er habe die Ueberzeitarbeit für Konfektionsarbeiter auch an Sonnabenden für zulässig erklärt. Das wurde als eine unsoziale reattionäre Maßregel bezeichnet. Diese Kritik hat den Handelsminister gewurmt, und er ver- anlaßte imReichs-Anzeiger" eine offiziöse Richtigstellung. In der Tat ist in diesem Falle dem Handelsminister unrecht geschehen. Die Zulässigkeit der Ueberarbeit auch an Sonnabenden ist schon durch die Verordnung des Bundesrats vom 31. Mai 1897 gegeben. Gegen diese muß sich die Kritik richten. Aber vielleicht darf man aus der Empfindlichkeit, die den Handels- minister zur Zurückweisung des Vorwurfs unsozialen reaktionären Handelns veranlaßte, die Hoffnung schöpfen, daß er den preußischen Einfluß im Bundesrate geltend macht, um auch dem Bundesrat gegenüber den Vorwurf unsozialen Handelns gegenstandslos zu machen. Um einen besseren Schutz der Bauhandwerker gegen Baüunfälle zu erzielen, batte das Würzburger Gewcrkschaftskartell. an den dortigen Magistrat die Bitte gerichtet, eine Bestimmung zu erlassen, wonach die Aufstellung von Baugerüsten einschließlich derjenigen für Maler, Tüncher usw. drei Tage vorher dem Magistrat anzuzeigen sei. Gleichzeitig beantragten die Beamten der Baugewerksberufs- genossenschaft auf Grund der Erfahrungen, die sie aus der Zahl und Art der. Bauunfälle geschöpft, das Tragen von Lasten mit über zwei Zentnern auf den Laufbrettern zu verbieten. Beide Anträge wurdenvorläufig" abgelehnt und sollen bei einer eventuellen Revision der Bauvorschriftenin Erwägung" gezogen werden. Es mußte vom Magistrat zugegeben werden, daß sich die Aufstellung der Gerüste für Maler, Tüncher und dergleichen der Kontrolle entzieht. Außerdem wurde festgestellt, daß in Würzburg das Tragen von Lasten nnit bis zu 10 Zentnern Gewicht ortsüblich ist. Deshalb erscheint diesevorläufige" Ablehnung nicht recht begreiflich. Um eine Konventionalstrafe zu vermeiden. Wie rücksichtslos manch? Untemehmer das Leben der von ihnen angestellten Arbeiter aufs Spiel setzen, wenn es sich um Vermeidung eines materiellen Verlustes für sie selbst handelt, und wie wenig sie dabei das Eingreifen der Justiz zu befürchten haben, zeigt ein Be- richt der Sektion Köln der Berufsgenossenschaft für die chemische Industrie Deutschlands . Ein vertikaler Kuochendämpfer, dessen Blech- stärke, wie sich später herausstellte, im unteren Teile von ursprünglich 15 Millimeter bis auf 2 3 Millimeter abgenutzt war, riß, während er mit Dampf van zirka 4 Atmosphären arbeitete, im untersten Schuß ab und wurde durchs Dach geschleudert. Der Fabrikmeister und drei Arbeiter, die in demselben Räume beschäftigt waren, wurden