Nr. 263.
21. Jahrgang.
Ehen, im Himmel geschlossen.
fachen, um sie zu verkaufen, v. P. erhielt aber fein Geld und als Verbreitung. Treffpunkt bei den Bezirksführern und bei A. Lau, b. P. ungeduldig wurde, erklärte sie ihm, daß ihr nur 500 M. ge- Bismarckstraße 10. Jeder Parteigenosse ist verpflichtet, anwesend boten worden feien und sie die Schmucksachen nicht habe verkaufen zu sein. können. Die Angeklagte behauptet, daß diese Diamantengeschichte vollständig geregelt sei und sie auch in diesem Falle in keiner Weise sich einer wucherischen Ausbeutung schuldig gemacht habe.
Nieder- Schöneweide. Am Dienstag abend findet im Lokale Weidmannsruh", Hildebrand, Berlinerstr. 15, die Versammlung des Wahlvereins statt. Tagesordnung u. a.: die Wahl der Delegierten Bankow . Der Zahlabend am Mittwoch findet in folgenden Lokalen statt: Wolff, Wollantstr. 28. Abendroth, Mühlenstr. 25. Griffel, Staiser Friedrichstr. 15, nicht bei Meiselbach, Kaiser Friedrichstraße 71.
Olle Kamellen liegen der Anklage wegen Wuchers zugrunde, die heute die geschiedene Heiratsvermittlerin Elisabeth Wilhelmine Hartert geb. Schmitz, geboren zu Gladbach Bez. Düsseldorf, vor die erste Straffammer des Landgerichts I führte. Die jest 39jährige Der dritte Anklagefall betrifft den verstorbenen Leutnant Angeklagte, welche seinerzeit einen" Salon" am Magdeburger Platz v. Nettelbladt. Dieser war zur Unteroffizierschule zu Potsdam zur Generalversammlung des Kreises. inne hatte, ist am 25. Oftober 1898, also vor sechs Jahren, wegen kommandiert worden und hat am 18. Januar 1898 durch SelbstKuppelei und Betruges zu 1 Jahr 1 Monat Gefängnis und 1000 m. mord geendet. In seinem Nachlaß fanden sich zwei Wechsel über Geldstrafe verurteilt worden. Die jetzt endlich zur Verhandlung 5400 M., fällig am 13. Oftober 1897 und 5100 m., fällig am gestellten Wucherfälle waren schon der damaligen Anklage einverleibt, 13. Januar 1898, welche von der Angeklagten ausgestellt und v. N. fie mußten jedoch wegen Ausbleibens der Hauptbelastungszeugen vor akzeptiert worden waren. Die Anklage behauptet, daß v. N. aus fechs Jahren vertagt und einer besonderen Verhandlung vorbehalten Verzweiflung werden. Die Angeklagte lebte als Heiratsvermittlerin
Offiziere
Pankow . Am Sonnabend, den 12. b. M., feiert der Wahlverein fein 14. Stiftungsfest in Ros3ydis Gesellschaftshaus, Kreuzstr. 3/4. Programm: Künstlerkonzert, Liedervorträge, Mitwirkung des Berliner ult- Trio". Großer Festball.
zur Mordwaffe. auf ziemlich großem Fuße und hatte Verbindungen mit den gegriffen habe, weil er in verschiedenen Geldgeschäften, die ihm die verschiedensten gut fituierten Familien. Nach den Ermittelungen Angeklagte vermittelt habe, zu viel Opfer habe bringen müssen und der Anklagebehörde bestand die Haupterwerbsquelle der Anzu viele Verpflichtungen übernommen habe, die er nicht mehr er zirken in den bekannten Lokalen die Bezirkssigungen( BahlSchöneberg. Heute, Dienstagabend finden in allen Begeflagten nicht darin, daß fie bloß Heiraten vermittelte und füllen konnte. für das Zustandekommen solcher reichliche Provisionen empfing, sie Dieser Ansicht tritt die Angeklagte entschieden entgegen. Sie abende) statt. fuchte vielmehr junge Leute besserer Stände, vor allem noch im behauptet im Gegenteil, sie habe Herrn v. N. selbst Geld gegeben, Wahlverein Groß- Lichterfelde - Lankwik. Mittwoch, abends 8 Uhr, Dienst befindliche um einen Wechsel, den dieser unter falschem Namen akzeptiert hatte, bei Reisen, Chausseestraße 104: Mitgliederversammlung. Tageseinzulösen und ihn vor Unannehmlichkeiten zu bewahren. Sie habe ordnung: Vortrag des Genossen Grunwald Zur Geschichte des weder von diesem noch von irgend einem anderen dieser Herren preußischen Herrenhauses". Diskussion. Wahl der Delegierten zur übermäßige Gelder erhalten. Sie hat auch feinerzeit, am 10. Februar Streis- Generalversammlung. 1898, an den Kommandeur der Unteroffizierschule ein Schreiben gerichtet, in welchem sie sich von dem Verdachte zu reinigen suchte, den Leutnant v. N. in den Tod getrieben zu haben. Die Anklage= behörde will auch aus dem Umstande, daß bei der Angeklagten noch vier Heiratsreverse vorgefunden wurden, folgern, daß diese Reverse nur dazu dienen sollten, um die wucherische Ausbeutung zu kaschieren. Hierauf tritt eine Pause ein.
an fich zu ziehen, von denen sie wußte, daß sie sich in Geldverlegen heiten befanden, gab ihnen selbst Darlehne gegen Schuldscheine und Wechsel oder verschaffte ihnen solche Darlehne dadurch, daß sie sich selbst verbürgte oder Bürgschaften anderer Personen verschaffte, auf Grund deren die Darlehnssucher Geld von Bankinstituten geliehen bekamen. Aus diesen Geschäften soll sie für sich selbst übermäßig hohe wucherische Vorteile gezogen haben, die in auffallendem Mißverhältnisse zu ihren Leistungen standen, da sich ihre ganze Ver mittelungstätigkeit im wesentlichen darauf beschränkt haben soll, daß sie den verschuldeten Offizieren reiche
jüdische Heiratskandidatinnen
Die Verhandlung findet unter erschwerenden Umständen statt. Frau Hartert, die längere Zeit verschwunden war, verbüßt zurzeit ihre Strafe im Frauengefängnis in der Barnimstraße. Ihre Strafzeit würde morgen vollendet sein, wenn die 1000 M. Strafe bezahlt wird. Sie ist im Gefängnis erkrankt und völlig gelähmt,
Nach der Bekundung des Zeugen Frhrn. Konrad v. Malzahn, der 39 Jahre alt und jetzt Gutsbesizer ist, hat er die Angeklagte Er befand sich damals in sehr bedrängter Lage und wußte nicht, Hartert durch die Heiratsvermittlerin Frau v. Lepel kennen gelernt. wie er aus der schwierigen Situation herauskommen sollte. Er stand vor dem Hauptmann, befam aber von Hause keinen Zuschuß mehr und mit seinem bloßen Gehalt als Offizier konnte er in Berlin nicht auskommen. Er hatte Schulden bei dem Agenten Merkewiß, der feines Wissens mit Frau Hartert zusammenarbeitete, und da Frau Sartert viele Verbindungen hatte, so war ihm deren Arbeit in seinem Interesse äußerst wünschenswert. Die Verbindung mit der letzteren war eine recht intime, denn diese ,, duzte" ihn
m.
Lokales.
Auch ein Volkswohl"!
" Wer nie sein Brot in Tränen aß, wer nie die kummervollen Nächte auf seinem Bette weinend saß, der kennt Euch nicht, ihr himmlischen Mächte." Mit diesem Wahlspruch schmückt sich ein Verein, der in Berlin im vorigen Jahre zum Andenken an die Hochselige feinen Sagungen als Wohltätigkeits- Verein", trägt die Firma Quise von Preußen" gegründet worden ist. Er bezeichnet sich in Volkswohl, Verein aur gegenseitigem unter. stung seiner Mitglieder", sucht in Berlin nebst Uut gegend und womöglich darüber hinaus mit allen Mitteln der Reklame Mitglieder zu werben und spekuliert besonders auf die„ kleinen Leute".
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namhaft machte und für die Einführung der Offiziere, die sich durch eine reiche Heirat aus ihren finanziellen Bedrängnissen reißen wollten, in die betreffenden Familien sorgte. Zur Anklage stehen drei Fälle, in denen die Angeklagte unter Ausbeutung der Notlage, des Leicht finns und der Unerfahrenheit sich wucherische Vorteile verschafft haben soll. Der erste Fall betrifft den früheren Premierleutnant Frhen. v. Malzahn, der seinerzeit tief in Schulden gesessen und ihre Hülfe in Anspruch genommen hatte; dann werden ihr die Geschäfte zur Ertverbsmöglichkeit zu schaffen, ihre Arbeitsfähigkeit zu fördern, sie Nach den Satzungen des Vereins ist sein Zweck, den Mitgliedern Last gelegt, die sie mit dem früheren Hauptmann Blög bom 163. Infanterieregiment gemacht und endlich wird sie beschuldigt, und ihre Familien in Notlagen zu schüßen. Diesem Zweck soll dienen den Tod des Leutnants v. Nettelbladt auf dem Gewissen zu haben, ein fostenloser Stellennachtveis, Zahlung von Kranken- und Sterbeder fich anfangs 1898 erschossen hat, weil er die Verpflichtungen, die in ihren Briefen. Er hat sich auch nicht für bewuchert gehalten, geld, Gewährung von Unterstübungen bei Not, bon zinslosen Darihm im Anschlusse an die unter der Aegide der Angeklagten Verteidiger Rechtsanwalt Dr. Meyerstein: Der Effett der Tätig- lehen, von unentgeltlichem Rat und Schuß in Rechtssachen, von inszenierten finanziellen Transaktionen über den Kopf gewachsen feit der Frau Hartert sei für den Zeugen doch höchst erfreulich Auskunft über billigen Strédit; ferner Pflege des Sparsinns im waren, nicht zu erfüllen vermochte. gewesen. Er sei Schwiegersohn des Bankiers Hermann Rosenfeld in Volfe durch Anlegung von Spargeldern bei sicheren Instituten, Bes Den Vorsiz im Gerichtshofe führt Landgerichtsrat Dieß, die der Voßstraße geworden und damit in ein Talermillionärhaus tätigung in der Armen- und Jugendfürsorge gegenüber HinterAnklage vertritt Assessor Fiegen, die Angeklagte wird vom Rechts- hineingefommen. Dieser Herr St. sei Schwiegersohn des Bantiers bliebenen; weiter Vergünstigungen bei Geschäftsleuten, bei Heilanwalt Dr. Meyerstein berteidigt. Goldschmidt in Frankfurt a. M., der seinerseits wieder Schwieger- und Badeanstalten, Erziehungs- und Fortbildungsanstalten; endlich sohn des verstorbenen Freiherrn v. Rothschild sei. Der Beuge fei Vorträge, Schriften, Bergnügungen. Weiteres bleibt vorbehalten, also in die Reihe der Erben des großen Rothschild eingetreten. Wenn 8. B. Errichtung und Unterhaltung von Genesungsheimen und einer so groß man Leistung und Gegenleistung prüfe, so müsse doch darauf hin- Altersversorgungsanstalt. Das Ganze ist ein Programm Auf die gewiesen werden, daß der Schwiegervater des Zeugen dessen und schön, daß einem dabei schwindelig werden kann. Hohe Schulden bezahlt habe, so daß letzterer heute schuldenfrei fleinen Beute" hat denn auch besagtes Programm tatsächlich diese und Besizer eines Rittergutes bei Straßburg sei. Der Verteidiger Wirkung ausgeübt, und ist die Mitgliederzahl rasch in die Tausende so daß sie durch zwei Personen in einem Krankenstuhl in den behauptet ferner, daß seinerzeit fein millionenreicher jüdischer Bantier gestiegen. Unter anderen sind besonders viele Hausportiers beiGerichtssaal getragen werden und in diesem Stuhl auch vor dem mit heiratsfähiger Tochter existiert habe, bezüglich deren der Zeuge getreten. nicht einen Provisionsschein ausgestellt hätte. Schließlich macht der Gerichtshof verbleiben mußte. Sie ist törperlich eine vollständige Berteidiger darauf aufmerksam, baß an Stelle der 100 000 m. bes Ruine, geistig aber außerordentlich rege. Die Angeklagte ist die Tochter eines Malers und Ziegelei Die Angeklagte ist die Tochter eines Malers und Ziegelei Steberfes erst eine notarielle Schuldverschreibung von 60 000 M2. gebefizers und hat nur eine mittelmäßige Bildung genossen, will aber treten fei und sich die Angeklagte im Wege des Vergleichs endlich mit 20000 m. und einer Weinfendung habe begnügen müssen. in Belgien in Pension gewesen sein. Mit 21 Jahren hat sie sich Die verlesene fommissarische Aussage des verreisten Herrn v. Plötz mit einem Ingenieur verheiratet, sie lebte aber seit 1892 von ihrem belastet die Angabe nur wenig. Insbesondere hat er ausgesagt, daß Ehemanne geschieden, ihre Ghe ist 1896 getrennt. Sie behauptet, daß fie nicht bloß Ehevermittlerin gewesen, sondern auch Grundstücs: Frau H. bei der Aufbringung der von ihm benötigten Gelder Mühen daß sie nicht bloß Chevermittlerin gewesen, sondern auch Grundstücks- und Arbeit aufgewendet habe und deshalb Anspruch auf Provision berkäufe, Batente usw. bermittelt habe. Sie hat ein großes Haus geführt und eine Wohnung von sieben Zimmern inne gehabt. Sie gehabt habe und daß er event. das Geld von seinen Verwandten bestreitet auf die Borhaltungen des Vorsitzenden, daß sie selbst Gelder erhalten haben würde. Frau H. bestreitet entschieden, daß sie Herrn berliehen habe. Auch Wucher will sie nicht getrieben haben und be-.. etwas zu Unrecht abgenommen habe; im Gegenteil habe sie hauptet, daß sie den Freiherrn v. M. nicht bewuchert habe; dieser noch Geld von diesem zu fordern. Der Zeuge Hauptmann a. D. v. Moch ist seinerzeit der Hauptmüsse ihr im Gegenteil sehr dankbar sein, denn sie habe ihn aus Wucherhänden befreit und die von diesem ausgestellten Reverse in belastungszeuge in der Straffache der Angeklagten gewesen, in welcher Höhe von 2½ Millionen herausgeholt. Sie habe auch keineswegs sie zu einem Jahr einen Monat Gefängnis verurteilt wurde. Ueber den legten Fall der Anklage, der den verstorbenen die Heiratsreverse, die ihr gegeben worden, ihrerseits ausgestellt, Leutnant Fehrn. v. Nettelbladt betrifft, sind die Beugenaussagen sehr sondern sie seien ihr von den betreffenden Personen fertig geschrieben dürftig. Zwei Zeugen wissen nur, daß Frhr. v. N. an dem Tage, mitgebracht worden. Bezüglich des ersten Auflagefalles ergibt die Verhandlung als er sich eine Kugel in die Brust jagte, sich sehr be Bezüglich des ersten Anklagefalles ergibt die Verhandlung fümmert über das Scheitern seiner Hoffnung ausgesprochen habe. Er folgendes: Der frühere Premterleutnant Freiherr v. M. machte im Herbst 1895, als er sich noch im Dienste befand, durch Frau habe sich darüber beschwert, daß er einer Hochstaplerin in die Hände von Lepel die Bekanntschaft der Angeklagten. v. M. befand sich das gefallen und auch seine letzte Hoffnung auf Heirat mit einer reichen jüdischen Dame gescheitert sei. Einen Namen habe Herr v. N. bei mals in größter Geldverlegenheit und hatte etwa Erwähnung der Hochstaplerin nicht genannt, dagegen entsinnt sich ein Beuge, daß bei den Beschwerden des Herrn b. N. der Name Sie riet ihm zu einer reichen Heirat und bewirkte seine Ein- Graf Bückler einmal genannt wurde.- Rechtsanwalt Dr. Meyerführung in das Haus des Generalkonsuls Landau durch den Grafen stein : Es sei der Plan im Schwange gewesen, Freib. Königsdorff. Dort lernte v. M. seine jetzige Frau, ein Fräulein herrn v. N. mit einer anderen Tochter des Bankiers St. aus der Nosenfeld, kennen. Sie erhielt von Herrn v. M. einen Revers in Höhe Boßstraße zu verheiraten, dieser Plan sei aber gescheitert. hon 100000 M., zahlbar vier Wochen nach der standesamtlichen Trauung. Der Staatsanwalt beantragte se chs Monate Gefängnis und Bis dahin hatte ihm die Angeklagte lediglich fleine Darlehen von 1000 m. Geldstrafe. Rechtsanwalt Dr. Meyerstein hielt 500 M. gewährt. Nach Anficht des Herrn v. M. hat die Angeklagte fowohl aus tatsächlichen, noch mehr aber aus rechtlichen Gesichtsnach Erhalt des Reverses im ganzen etwa 16 000 Wart für punkten die Freisprechung der Angeklagten für geboten. Nach ihn zur Bezahlung von Schulden aufgewendet, der Schwiegers turzer Beratung des Gerichts verkündet der Vorsitzende Landgerichtsbater des Herrn v. M. schätzt die Summe auf 18-19 000 Mart, rat Dieß das auf sie selbst spricht von 46 500 m. Die Anllagebehörde berechnet, daß
60 000 Mart Schulden.
Freisprechung
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fie dagegen durch Wechsel und Darlehen der Hamburger Volksbank der Angeklagten lautende Urteil. Der Angeklagten sei wenn auch 48 750 M. erhalten, so daß sie aus eigenem Vermögen etwa ihr Geschäft als besonders moralisch nicht angesehen werden könne 2750 M. für Herrn v. M. aufgewendet habe. Dieser Summe habe Wucher nicht nachzuweisen gewesen. der Revers von 100 000 m. gegenüber gestanden. Der Revers iſt Eine zweite Anklage befchuldigte Frau Hartert des strafspäter zurückgegeben worden. Dagegen veranlaßte sie Herrn v. M., baren Eigennutes. Sie soll auf Grund eines Scheinihr am 31. Mai 1897 ein notarielles Schuld- Anerkenntnis in Höhe vertrages ihr Mobiliar verschoben haben, um es vor der Beschlagbon 60 000 m. auszustellen. v. M. schloß später mit ihrem Bevoll- nahme durch eine andere Heiratsvermittlerin, die gegen sie 10000 m. mächtigten, dem Rechtsanwalt Mosse , einen Vergleich dahin, daß ihr eingeklagt hatte, zu bewahren. Es ergab sich aber nach Vernehmung 20 000 m. ausgezahlt und ihr Wein im Werte von 4432 m. über eines Zeugen, daß dies Mobiliar dem legteren gehörte und daher Tassen wurde, während sie Herrn v. M. die in ihrem Besiz befindlichen erfolgte auch hier die Freisprechung. Reverse, Schuldscheine, Briefe 2c. aushändigte. Die Angeklagte be= Punkte,
Der Vorstand.
Der Verein tritt nach außen sehr repräsentabel auf, hat ein nobles Bureau mit schöner Einrichtung und großem Personal ( Culmftr. 31), unterhält für den Außendienst zahlreiche Agitationsbeamte, Agenten usw., bertreibt pomphafte Aufrufe und Beitrittseinladungen, an deren Spike Gustav Richters Bild der Königin Luise prangt( mit Genehmigung der Photographischen Gesellschaft in Berlin "), läßt einen Reflamewagen durch die Straßen fahren, der in Riefenlettern die Segnungen des Volkswohl" verkündet. und fo weiter. Innen aber soll nicht das so stimmen, wie die Mitglieder es sich gedacht und erwartet hatten. Die Mitglieder sind zumeist Leute, die zum Verein famen, nicht um fremde Not zu lindern, sondern um eigene Not lindern zu lassen. So manchen Todte der Stellennachweis, den der Reklamewagen ja als fostenlos bezeichnet. KostenTos wurde er ihm auch gewährt, aber auf dem Bureau wußten fie's ihm flar zu machen, daß es fich empfehle, Mitglied zu werden. Dieses Vergnügen war selbstverständlich nicht kostenlos( Aufnahme 1,50 M., Buch 50 Bf., Monatsbeitrag mindestens 60 Pf.). Aber man blieb wenigstens, wie eine Beitrittseinladung so schön sagt, davor bewahrt, gewerbsmäßigen Privat- Stellenvermittlern in die Hände zu fallen, welche oft die Notlage folcher Personen in ihrem Interesse auszubeuten fuchen" na, und man hatte doch auch Aus ficht auf noch mancherlei anderen Vorteil. über diesen und jenen Leichtgläubigen ein Gefühl der Enttäuschung gekommen. Man fängt an, zu finden, daß der Verein Volfswohl von seinen hochtönenden Versprechungen erst ein fvinzig Bruchteilchen erfüllt hat. Ein bißchen Stellenvermittelung, falls Du die nachgewiesene Stelle nicht schon besett findest; ein bißchen Krankenunterstützung, falls sie Dir nicht aus dem und dem Grunde vers weigert wird; ein bißchen Winkel- Rechtsrat, falls Du nicht lieber zu einem Rechtsanwalt gehst; ein paar Vergnügungen, falls Dir die Beteiligung Spaß macht. Das ist ja wohl alles, was vorläufig beim Volkswohl zu haben ist.
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Allmählich ist aber doch
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Da und dort macht man sich schon Gedanken darüber, ob nicht am Ende der ganze Verein weniger den Mitgliedern als seinem Gründer und Borsigenden, einem Herrn Ewald Ley, nüßt. Andere aber erklären das für Verleumdung. Der Herr war früher Militärmusikus und nennt sich jetzt Kaufmann. Die„ kummervollen Nächte", wie die Sorge sie bringt, foll er zeitweise am eigenen Leibe erfahren haben, aber heute sind sie ihm fremd. Er geht ganz auf in dem haben, aber heute sind sie ihm fremd. Geschäft des Wohltuns, und es bekommt ihm gut. Der„ Volkswohl"= Marsch, den ein paar seiner Getreuen ihm aus der Seele gedichtet bezw. komponiert und in treuer Anhänglichkeit der Königin Luise gewidmet" haben, bekennt in der letzten Strophe freudig:" Not zu Gemeint ist innerer Reichtum, nicht lindern, das macht reich." schnöder Mammon. Allerdings fließen dem Vorfizenden aus dem Aufnahmegeld, den Beiträgen und anderen derlei Gebühren, Prozente und sonstige Vorteile zu. Aber, nicht wahr, wo Holz gehauen wird, da müssen doch auch. Späne abfallen? Unter den Mitgliedern neigt mancher zu der Anficht, daß auch dabei auf bißchen zu alle geworden sei.
die fürzlich zusammengekommen waren, um die Lage des" Boltswohl zu besprechen, schüttelten die Köpfe, als zwei Vorstandsmit glieder ihnen erzählten, es feien seit Gründung des Vereins 24 000 Wark eingenommen worden, Ende Oktober habe man aber trotz der Winzigkeit der Leistungen des Vereins nur noch 225 W. in der Kaffe gehabt. Wir können nicht wissen, ob das stimmt. Die Herren berficherten aber, sie hätten es jetzt aus den Büchern festgestellt. Dem gegenüber wurde von anderer Seite erklärt, es sei ein Vereinsvermögen aufgesammelt und ficher angelegt worden.
ſtätigt im allgemeinen bie Tatsachen, bestreitet aber einzelne Bunte Berliner Partei- Angelegenheiten. ber Ginnahme- inter, ber bett fel. Bertrauensmänner des Bereins, ihre betreffen. Der zweite Fall betrifft den früheren Hauptmann im 163. Infanterieregiment, v. P., der jetzt nicht ermittelt worden ist. Er war Der Wahlverein für den zweiten Berliner Neichstags- Wahlkreis burch Herrn v. M. mit der Angeklagten bekannt geworden, brauchte hält heute, Dienstag, im Hoffäger- Palast", Hasenheide 52/53, seine dringend notwendig 6000 M. und die Angeklagte vermittelte ihm Generalversammlung ab. Tagesordnung: 1. Bericht des das Geld von dem deutschen Kreditverein. b. B. mußte 6000 M. Borstandes, der Breß-, Agitations- und Lokalfommiffionen. 2. Wahl Wechsel akzeptieren und erhielt darauf vom Kreditverein zirka derfelben. 3. Antrag des Vorstandes. 4. Verschiedenes. Mitglieds5300 m. und zahlte der Angeklagten hierfür eine Provision von buch legitimiert. 450 M. Auch Herr v. P. hat ihr einen Revers über 50 000 m. für Wahlverein für den 4. Berliner Reichstags- Wahlkreis( Often). den Fall, daß fie ihn verheiratete, ausgestellt. b. P. hat dann noch heute Dienstag, den 8. November, abends präzise 81% Uhr, in der zweimal durch Vermittelung der Angeklagten Geld erhalten und fic" tönigsbant", Große Frankfurterstr. 117: Generval Versammlung. sie Ein Vorstandsmitglied verlas schließlich eine Anzeige, die gegen hat darauf eine bedeutende Provision erhalten. Zur Illustration Tagesordnung: 1. Sassenbericht und Bericht der Revisoren. 2. Bericht den Vorfißenden bei der Staatsanwaltschaft eingereicht worden sei. wird im Anschluß hieran noch eine des Vorstandes. 8. Neuwahl des Vorstandes und der Revisoren. Hiernach dürfte der Luisen- Verehrer, der die Stellung suchenden, Diamantengeschichte 4. Vortrag. 5. An den Vorstand gelangte Anträge. Um zahl durch Krankheit erwerbslos gewordenen Mitglieder auf die himmerwähnt. Nach der Darstellung der Anklagebehörde wollte v. B. im reiches und pünktliches Erscheinen ersucht Der Vorstand. lischen Mächte hinwies, zunächst mal vor die irdischen Mächte zitiert März 1897 wieder Geld haben und begab sich persönlich zu der Angeklagten. Dort soll er zwei Diamantenhändler angetroffen abend. Reinickendorf . Mittwoch ist in fämtlichen Bezirken 3ahr- werden. Warten wir ab, wie die Sache enden wird. haben und da die Angeklagte selbst Geld nicht geben konnte, Alkohol und Bierkutscher. Ein Leser schreibt uns: Bor mir liegt wurde der bekannte Ausweg gewählt, daß v.. P. gegen Adlershof . Der Wahlverein veranstaltet am Sonntag im Gefella eine gerichtliche Vorladung des Inhalts: In der Straffache gegen Wechsel Brillanten kaufte, die sie dann für ihn verkaufen schaftshause von A. Lau, Bismarckstr. 10, sein Herbstfest. Eintritts- den Bierfutscher St. wegen fahrlässiger Eisenbahntransport- Gefährdung wollte. v. B. faufte gegen zwei Wechsel von je 1000 m, ein Arm- tarten a 10 f. find nur bei den Vorstandsmitgliedern und Bezirts- follen Sie als Zeuge vernommen werden. Der Erste fgl. Staatsband, eine Nadel und einen Brillantring. Sie erhielt die Schmuck- führern zu haben. Am Freitag, abends 7 ühr, Flugblatt- lanwalt." Es war vor etwa drei Monaten, an einem furchtbar
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