Br. 265. 21. Jahrgang.
1. Beilage des Vorwärts" Berliner Volksblatt. Jonnerstag, 10. November 1904.
Militarismus und Demokratie.
Damit hatten wir zugleich dasselbe Prinzip vertreten, dessen mangelnde Vertretung Stautsty jest rügt. Ueber das Prinzip ist natürlich kein Zweifel und wir verwahren uns gegen die Annahme, als hätten wir uns einer Begünstigung des Spionenunwesens, einer " Demokratisierung der Spigelei" schuldig gemacht. Die Frage, die in Frankreich gestellt war, ist eine völlig andere, wie die, welche Kautsky als den Kern der Sache" ansieht.
Kautsty will nicht gegen Jaurès polemisieren. Er tut es aber gleichwohl und seine Angriffe gegen uns beruhen auf der Kritik der Haltung Jaurès '. Darum müssen auch wir von der Haltung Jaurès ' in diesem Kampfe ausgehen.
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ziere die volle Freiheit der politischen Meinung und ihrer Betätigung lichen Welt zu verschleiern". In Wahrheit ist Genosse Kautsky haben. In einem Voltsheere der Sozialdemokratie, in dem Soldat den geschickten Manövern der reaktionären Oppofition zum und Bürger nicht ein Gegensatz, sondern eine Einheit ist, können Opfer geworden, welche allerdings die Vorkommnisse im Der ungerechten und erbitterten Polemit Kautskys tollen wir Personen mit liberalen, fleritalen, anarchistischen, monarchistischen Striegsministerium zu einer Hauptaktion machte, um die mißliebige nicht in der Schärfe erwidern, zu der sie herausfordert, sondern in Gesinnungen in jede Stellung je nach Fähigkeit und Verdienst auf- linksrepublikanische Regierung endlich zu stürzen. Die Führungs aller Sachlichkeit. rücken. Jede besondere Kontrolle wäre schon deshalb unnötig, ab- listen sollten der Reaktion zum Anlaß dienen, die Regierung an sich Kautsky protestiert gegen unseren Artikel, weil die Gegner ihn gesehen von ihrer Verwerflichkeit, weil eben jeder Offizier das Recht zu reißen und die klerikal- militaristische Herrschaft wieder zu erfür fich ausnüßen fönnten. Wir glauben, daß die franzöfifche hat, öffentlich seine Anschauungen zu vertreten. richten. Die Frage der Führungslisten kann nur derjenige überReaktionspresse eher Kautsky Ausführungen in ihrem Interesse miß- Kann man aber diesen Grundsatz in der jezigen Situaschäzen, der die wirklichen Probleme, um die in Frankbrauchen kann, als daß die deutsche Reaktion aus unseren Aus- tion Frankreichs verwirklichen? Es wäre eine durchaus unsozialistische reich gekämpft wird, verkennt. Auch nur infolge der Verkennung führungen Förderung erhält. Tatsächlich ist in der deutschen bürger- Ueberschätzung der Bourgeoisrepublik, wenn man ihr die Möglichkeit der französischen Kämpfe ist es möglich, daß Kautsky aus unserem lichen Bresse der Versuch, die von uns in der jetzt vorliegenden zumuten wollte, sie solle die Reinheit der Zustände durchführen, die erst Artikel wenige Bemerkungen fischt, um über sie herzustürzen, ohne Frage gebilligte Politik der franzöfifchen Sozialdemokraten die Sozialdemokratie erreichen kann, indem sie den Gegensatz zwischen die gesamte Darstellung zu berücksichtigen. auszunuzen, bereits reichlich unternommen worden und er ist längst Armee und Volt völlig aufhebt. In Frankreich kann es sich zunächst nicht Kautsky spricht von den Erbärmlich keiten des bürgerlichen gescheitert, da Kautskys Fürsorge erwacht. Die bürgerliche Presse um die Durchführung des sozialdemokratischen Prinzips handeln, das Republikanismus. Auch wir sind stets der Ansicht gewesen, daß jammerte über den Schuß der Angeberei durch die Sozialdemokratie zu jeder Zeit zu betonen unsere Pflicht und Ehre, sondern lediglich alles, was die französische Regierung getan hat und was sie noch in und die Kreuz- Zeitung " beispielsweise stellte bewegt die Frage, um die Erfüllung der ersten Vorbedingung für Aussicht stellt, wenig ist, wenn es gemessen wird an der Unerträglichwelcher Geist dereinst im Offizierkorps der sozialdemokratischen dieses Prinzip, um die Abwehr der brutal sten feit der heutigen Zustände für die Arbeiterklasse und an den Zielen Butunftsarmee herrschen werde. Wir wiesen diese Ausnutzungs- Vergewaltigung, die in der französischen Armee wie in der Sozialdemokratie. Gleichwohl haben gerade wir deutsche bersuche mit Leichtigkeit durch den Hinweis auf das System der den anderen Armeen des Klassenstaates gegen das Prinzip der Sozialdemokraten, die wir bei unseren andersgearteten Gesinnungsvergewaltigung im deutschen Heere ab und wir erwiderten Gesinnungsfreiheit verübt wird. Wie die Sozialdemokratie, um die Zuständen auf dem Gebiete der Armeereform zunächst überhaupt dem konservativen Militärblatt, daß in der sozialdemokratischen Aufhebung der Klaffen zu erreichen, zunächst den schärfsten Klassen- nichts erreichen konnten, feinen vernünftigen Grund, die Entwicklung, Miliz allerdings Monarchisten, wenn es dann dergleichen anormale tampf führt, so muß sie auch die Waffe führen, um die Unter- die sich in Frankreich vollzieht, mit Berächtlichkeit abzutun, wie Köpfe noch geben sollte, ihren Platz haben können. grabung der Gesinnungsfreiheit in der Armee zu bekämpfen. es durch Kautsky geschieht. Kautsky widerspricht sich selbst In Frankreich ist seit Jahrzehnten das Offizierkorps nationa- und widerlegt sich selbst, wenn er auf der einen listisch, klerikal und monarchistisch gezüchtet worden. Wer nicht die von den Erbärmlichkeiten des bürgerlichen Republikanismus“ bürgerliche Regierung verlacht, wer nicht den Gegensatz zum Volte spricht, auf der anderen Seite aber ausführt, daß die jetzige Regierung in Wort und Haltung befundet, wer nicht staatsstreichgelüftig ist, der einige Reformen wolle und daß die Sozialdemokratie für diese galt nicht für voll und wurde von den Vorgesetzten im Avancement Regierung stimmen müsse, damit sie diese Reformen durchführen gehindert. Die Absonderung des Offizierkorps vom Volksganzen, von könne. Nachdem Kautsky von diesen Reformen wenigstens Erwähallen Volksbestrebungen war fast so weit gediehen, wie in Deutsch nung getan, hat er sie aber alsbald schon wieder ganz aus dem land. Man scheute nicht vor dem frevelhaftesten Justizmord zurück, Auge verloren und erklärt, es handele sich lediglich darum, industrielle um Juden als Landesverräter und unfähig für Offizierstellen aus- und kommerzielle Bourgeois an Stelle der agrarischen in das Offizier zugeben. Es kostete schwere, jahrelange Kämpfe gegen einen forps zu bringen. Die Reform verschwindet vollends. Es wird Generalstab der Fälschungen, um einen Unschuldigen zu befreien. immer mehr unbegreiflich, warum diese Regierung nur ein„ fleineres Selbst der abtrünnige Millerand der, natürlich aus völlig Uebel" ist." Kautsky legt dar, was vom sozialistischen Standpunkt in der anderen Motiven, in seiner letzten Kritik der jezigen Regierung Wir haben aber bereits in unserem Artikel verschiedene Hinweise französischen Kammer hätte gesagt werden müssen. wunderbar übereinstimmt mit Kautskys Urteil über die Spigelei! auf die geplante Heeresreform gegeben. Wir verwiesen auf die AufWir sind der Ansicht, daß die franzöfifchen Sozialisten, gerade hat erklärt, daß die Offiziere, wenn sie befördert werden wollten, hebung des Einjährig- Freiwilligen- Brivilegs, eines Privilegs, das bei uns weil sie in die Lage gelangt find, häufig mit bürgerlichen Barteien eifrig in die Messe gehen müßten. gerade durch die industriellen und kommerziellen Kreise gehalten wird; gegen eine reaktionäre Opposition zu kämpfen, umsomehr verpflichtet Gegenüber dieser systematischen Abschließung der Armee und ferner auf die Ergänzung eines Teiles der Offiziere aus den find, die sozialistischen Gedanken zu akzentuieren, damit nicht die der geheimen Staatsstreichstonspiration der hohen Generale ist es Mannschaften, deren Stellung man im deutschen Heere als Grenalinien des tapitalistischen und des sozialistischen Lagers ver- das gute Recht der republikanischen Regierung, Abwehrmaßregeln zu Gemeine" fennzeichnet. Wenn diese Reformen durchgeführt werden, Löscht werden. Gerade aber hinsichtlich der Armeedebatten der letzten treffen. Die Verurteilung der Gesinnungskontrolle hat unter den so liegt dies auch im Interesse der Arbeiterklasse, denn der Gegensatz Wochen ist unseres Erachtens der Vorwurf, als sei von den Sozialisten heutigen Verhältnissen da ein Ende, wo die Feinde des Volkes nicht zwischen Heer und Volt wird zweifellos dadurch abgeschwächt und in der französischen Kammer etwas Wesentliches verabsäumt worden, nur diese Kontrolle, sondern alle Hinterlist üben, um diejenigen, weitergehende Reformen werden ermöglicht. Eine Armee, in der gänzlich hinfällig. Es ist selbstverständlich, daß bei derartigen die nicht ihre Gesinnungen teilen, ungerecht zurückzusehen. Da wäre eine große Anzahl der Vorgesezten aus den unteren Volksklassen parlamentarischen Reden diese oder jene Ausführung etwas anders es ein politisches Verbrechen, sich ethischen" Anwandlungen zu über- stammen, dürfte nicht leicht gegen Väter und Mütter fomoder besser gestaltet sein tann, aber im wesentlichen hat lassen, wie sie jetzt seltsamerweise gerade Stautsty erfassen. mandiert werden können. Jaurès das gesagt, was die Grundsätze der Partei und Wir halten daher vollkommen aufrecht, daß unter Um- Kautsky übersieht, daß allerdings die französische Heeresreform, was die Situation, in der er sich befand, erforderten. Ständen, wie sie in Frankreich bestehen, Führungslisten über die so unzureichend fie für die Sozialdemokratie zunächst ist, den Anfang Jaurès hat die Praktiken des Hauptmann Mollin gemiß- Offiziere berechtigt und notwendig find, auf Grund deren das bisher bedeutet einer Aufhebung des Kastencharakters des Offiziertorps billigt und er hat die Demokratisierung der Armee gefordert. an den Männern von republikanischer Gesinnung verübte Unrecht und des Gegensatzes zwischen Armee und Volt. Bisher ist die Armee 28ir werden später im anderen Zusammenhang den Teil der gemildert und aufgehoben werden kann. eine Macht gegen die bürgerliche Gewalt und gegen das Bolt, aber Jaurèsschen Ausführung, der die Armeereform betrifft, wörtlich Nachdem Kautsky das Wort unseres Artikels von den an sich die geplanten Reformen bedeuten den ersten Schritt zitieren. Die Vorwürfe Stautstys, als wäre Jaurès nur in ganz berechtigten Führungslisten" zitiert hat, erwartet er, daß es nicht mehr, aber auch nicht weniger-, die Armee unter die fleinlicher Weise für die sozialdemokratischen Forderungen ein- einen Parteigenossen gibt, der diesen Saz unseres 3ivilgewalt zu beugen. Bisher bildete der Generalstab getreten, was äußerst lebhaft gegen die Wucht, die Jaurès für die Bentralorgans unterschreibt". Kautsky mag überzeugt eine Neben und Ueberregierung, bereit zu Staatsstreich und Aufrechterhaltung der jezigen Regierung aufwandte, kontrastiert sein, daß alle parteigenoffen bereit sind, Maßnahmen zu treffen, chauvinistischen Abenteuern, jetzt soll, er der Regierung untergeordnet wird, werden sich als nicht berechtigt zeigen. durch welche jahrzehntelange Burüdseßungen im reaktionären Interesse werden, die unmittelbar aus dem allgemeinen Wahlrecht hervor Auch konnte Jaurès , wie Genosse Stautsky fordert, nicht wohl endlich beseitigt werden können. Selbst weitgehende Reformen in gegangen ist. Diese doch nicht zu unterschätzende Frage steht in erklären, daß nur die Sozialisten das Recht hätten, dieses den Einrichtungen des Heerwesens würden auf lange Zeit ihres Frankreich zur Entscheidung. Weil diese Aussichten eröffnet find, Denunziantentum zu verurteilen, da nur sie allein den Militarismus Wertes beraubt bleiben, wenn dem Offizierkorps fortdauernd über weil die Reaktion diese Zukunft sieht, daher die schäumende prinzipiell bekämpfen. Denn gerade die Regierungsradikalen lassen würde, die Nicht- Gutgesinnten, die Republikaner zurückzu- Wut gegen die Regierung, die sich unter die Führung der Soziallegten allen Ton auf diese von Kautsky geforderte Verurteilung des setzen und auszuschließen. demokratie gestellt habe. Denunziantenivefens. Sarrien, der Führer der Radikalen, hatte vor Jene Erwartung Stautstys ist um so aussichtsloser, da der von der Freitagssigung anstatt einer Vertrauensresolution für die Re- ihm getadelte Satz des Vorwärts" nichts anderes enthält als die gierung lediglich die Verurteilung der unstatthaften Vorgänge im Wiederholung dessen, was sämtliche sozialdemokratische Abgeordnete Striegsministerium beantragt. Er und andere Führer der Regierungs - der Deputiertenkammer beschlossen haben. Es erscheint nötig, den parteien lehnten es ab, die Resolution Jaurès ' zu unterschreiben. Wortlaut der von Jaurès eingebrachten, von Mitgliedern der Die Regierungsradikalen hatten im Unwillen über die Vorkommnisse radikalen Partei unterstützten und den Sieg der Regierung beim Kriegsministerium den flaren Blick über die Situation verloren. kräftigenden Resolution zu geben: Ihre politische Schwäche führte die Reaktion dem Siege nahe. „ Die Kammer Jaurès unterschied sich von ihnen, indem er neben der Betonung der zu mißbilligenden Vorkommnisse zur Befinnung auf das Entscheidende riet, auf das gute Recht der republikanischen Regierung, die republikanischen Offiziere vor den Umtrieben der Monarchisten und Nationalisten zu schüßen.
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in der Ueberzeugung, daß es die Pflicht des republikanischen Staates ist, gegen die Einflüsse des Kastengeistes und der Reaktion und durch die Mittel regelmäßiger Kontrolle, über welche er verfügt, die treuen und tapferen Anhänger der Republik und der Nation zu schützen,
rechnet auf die Regierung, daß sie bei der Einstellung und dem Avancement der Offiziere, unter Anerkennung der Rechte, der Verdienste und der Leistungen eines jeden, die notwendige Ergebenheit in alle republikanischen Einrichtungen sichert."
Die Schlußabstimmung am vorigen Freitag bedeutet also keines
Ueberhaupt läßt sich ein Borgehen der franzöfifchen Sozialbemokraten, wie Stautsty es rät, nur schwer vorstellen. Man fann eine Regierung nicht schwerer treffen, als Kautsky es tut, indem er davon spricht, daß die Regierung unter der Verachtung zusammenzubrechen drohte, die man gegen jede Spigelei empfindet". Gleich- wohl billigt auch Rautsty, daß die Sozialdemokratie für wegs allein den Willen, die gegenwärtige Regierung aufrecht zu erdiese unter der allgemeinen Verachtung zusammenbrechende halten, sondern billigt unzweideutig die Kontrolle über das Offizier Regierung gestimmt hat, weil sie immerhin einige forps wie auch wir sie als berechtigt erklärt haben. Die doch auch für Reformen anstrebt". Um einiger Reformen willen, die Kautsky gänzlich unverdächtigen antiministeriellen Parteinach Kautskys Darstellung winzig bis zur zur Gleichgültigkeit genoffen haben die Regierung zur Ausübung dieser Kontrolle erscheinen, sollte man dann überhaupt nicht für eine Regierung aufgefordert. Sie haben sich, nach Kautsky , der" Demokratifierung stimmen, die moralisch derartig gebrandmartt ist, wie es wiederum der Spigelei" schuldig gemacht! Sie haben, nach Kautsky , bewirkt, Rautsty auffaßt. Da hätte man folgerichtig gegen eine so daß der Sozialismus dem Militarismus unterworfen wird. forrumpierte Regierung stimmen sollen oder mindestens sich haben, nach Kautsky , die Niederträchtigkeit zum demokratischen Kulturder Abstimmung enthalten müssen. fattor erhoben!
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Nach Kautskys Auffassung tönnte es taum von Bedeutung für In der angegebenen 8wedbestimmung solcher Führungslisten ist die franzöfifche Arbeiterklasse fein, ob die jetzige Regierung stürzt zugleich die Grenze bezeichnet, jenseits deren das beginnt, was und eine Regierung der reaktionären Opposition an ihre wir in unserem Artikel als unstatthaft verurteilten. Unstatthaft Stelle tritt. Wenn aber Kautsky die Erhaltung der sind die Methoden des Hauptmanns Mollin, der in der Freimaurer jezigen Regierung für nötig hält, so sollte er sich nicht loge ein Bureau der Auskunftserteilung über Offfaiere etablierte. berhehlen, daß bei der Haltung, die er der französischen Sozial- Es ist aber den Angreifern des französischen Kriegsministers, soweit demokratie empfiehlt, diese Regierung einenfalls zu halten wir aus den Berichten entnehmen können, in keinem Falle gelungen, gewesen wäre. Die bürgerlichen Regierungsparteien waren so den Nachweis zu erbringen, daß, wie Kautsky zu vermuten scheint, wenig der Lage gewachsen, daß der reaktionäre Sieg sicher war vermöge jener Listen Offiziere zurückgesezt worden sind, weil sie nicht ohne ein entschlossenes, flärendes Eingreifen. Eines fann man, ein republikanisches Leumundszeugnis aufweisen konnten. Auch wie die franzöfifchen Dinge liegen, nur wollen: entweder ist es Kautsky erwähnt solche Fälle nicht. gleichgültig, welche bürgerliche Gruppe die Regierung hat, dann kann Wenn Kautsky darauf verweist, daß die jetzige Regierung au ch man sich beschränkten auf scharfe Betonung der sozialistischen Sozialisten in der Armee und als Lehrer verfemt, so begeht Prinzipien; entschließt man sich aber, die eine Gruppe vorzuziehen die Regierung freilich dasselbe Unrecht, das sie gegenüber der als fleineres llebel, dann kann man nicht in fritischer Situation Reaktion abwehrt, und sie ist darob aufs allerschärffte anzugreifen. die Abstimmung für die Regierung dadurch einleiten. Rautsty hat jedoch unrecht, wenn er das Verfahren gegenüber den daß man fie nach allen Kräften bor der Deffentlichkeit Offizieren der Reaktion und den Sozialisten als gleichbedeutend verächtlich macht. Solche Situationen sind sicherlich für die Sozial- erachtet. Der Unterschied liegt auf der Hand. Während die demokratie fchwierig, aber Kautsky überwindet nicht die Schwierig- republikanische Regierung gegenüber der Reaktion fich lediglich teit, sondern fritisiert mit heißem Eifer diejenigen, welche sie zu in der Abwehr befindet, übt sie gegenüber Sozialisten überwinden suchen. nicht irgendwelche Abwehr, sondern dieselbe Vergewaltigung,
Hebrigens, wenn Jaurès so grundfalsch operierte, wenn er deren fie mit Recht die Reaktion beschuldigt. Immerhin ist zur unfere Grundfäße verleugnete, wäre dann nicht sicherlich ein Feststellung der Tatsachen und zur Erkenntnis der französischen Ver anderer Sozialdemokrat der französischen Kammer auf- hältnisse zu bemerken, daß doch nicht wenige sozialistische Lehrer an getreten, um die Prinzipien der Partei zu verfünden? Wäre es ſtaatlichen Schulen unterrichten und daß Offiziere, die für die Be bei Rautstys Ansicht nicht schwere Unterlassungsfünde aller anderen feitigung des stehenden Heeres eingetreten sind, nicht, wie es sich Sozialdemokraten der französischen Kammer, diese vortrefflichste Ge- in Deutschland verstehen würde, der Offiziersuniform entkleidet legenheit nicht zu erfassen? Wir aber glauben, daß eine Unter- wurden. Wenn wir nicht irren, ist beispielsweise der auch in Deutschlaffungsfünde nicht vorliegt. Auch die französischen Sozialdemokraten, land bekannt gewordene Hauptmann der Artillerie, Gaston Moch , und zwar nicht nur die ministeriellen, haben diese Borgänge anders der Verfasser des Buches: Die Demokratie in der Armee", noch empfunden als Kautsty. heute berechtigt, wenn er auch nicht mehr im attiven Dienste ist, die Offiziersuniform zu tragen.
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Aus dieser Situation erklären sich für jeden ruhig Urteilenden die Forderungen, die Jaurès in seiner Rede erhoben hat. Gegen über Kautskys Herabfezungen dieser Forderungen ist es nötig, auch hier mehr Klarheit über die Thatsachen zu schaffen. Diejenige For derung, die Jaurès als die weitestgehende anführt, verschwindet bei Kautsky vollständig, nämlich die völlige Aufhebung besonderer Militärschulen.
Es gibt zwei Arten Maßnahmen, die ich in einige Worte zusammenfasse, die sich heute der republikanischen Partei aufbrängen, gründliche organische Reformmaßnahmen.
Meine Herren! Ich will feineswegs der republikanischen Majorität einen Gedanken in Vorschlag bringen, der bisher nur von meinen Freunden der äußersten sozialistischen Linten ein genommen worden ist, der aber, wie ich hoffe, hier eine stets wachsende Zahl von Anhängern finden wird, in dem Maße, als die Erfahrung den Gedanken unterstüßen wird. Dieser Gedanke geht dahin, daß es eins der nötigsten Mittel ist, um die Armee an die Nation anzuschließen, um die Armee in der Demokratie aufgehen zu lassen...
Graf de 2anjuinais: Das heißt, sie zu unterdrücken. Jaurès ( fortfahrend): Ich meine, diese Absonderung, diese Abschließung der Militärschulen muß beseitigt werden. Der MilitärUnterricht soll eine besondere Abteilung der großen französischen Universitäten werden, wo alle lebendigen Kräfte der Wissen schaft und der Arbeit zusammentreffen.( Beifall auf der äußersten Linken.)
Meine Herren! Wenn diese Auffassung bisher nur diejenige einer Minderheit ist, so scheint es mir doch, daß wir alle wenigstens darüber einig sein müßten, die unentgeltlichkeit für eine große Anzahl Schüler der Schule zu Saint- Chr zu einem Recht zu gestalten.
Es genügt nicht, daß diese unentgeltlichkeit in dem Augenblid, wo der Schüler in Saint- Cyr eintritt, beginnt, es ist nötig, daß arme Familien, die Familien der Plebejer, von vornherein die Gewißheit vollständiger Unentgeltlichkeit an dieser Schule haben. ( Beifall auf der äußersten Linken.) Ferner ist es nötig, in den Gymnasien besondere Freistellen zur Vorbereitung für Saint- Chr einzurichten, es ist nötig, daß alle jungen 2eute, welche sich der militärischen Laufbahn widmen wollen, sobald sie ihre ordentlichen Studien vollendet haben und die Spezialstudien beginnen sollen, die Gewißheit befizen, daß sie durch das Recht auf unentgeltlichen Besuch die Militärschule durchmachen können, ohne ihren armen Familien ein allzu schweres Opfer aufzuerlegen. Es ist nötig, alle Schlagbäume zu be feitigen, welche das Leben der Offiziere vom Leben der Nation trennen. Es muß aufhören die Einpferchung der Offiziere an den Offizierstafeln, zu deren Teilnahme sie jetzt verpflichtet find, es muß ihnen gestattet werden, sich nach Belieben in bas foziale und nationale Leben zu mischen; das heißt endlich eine Reform durchsetzen, die wie ein Zeichen, wie ein Symptom gelten wird.
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Ja, meine Herren! Wir find alle schuldig, die Regierung und die Majorität und ich nehme meinen Anteil an dieser Schuld auf mich bisher nicht die notwendige Beseitigung der Kriegsgerichte erreicht zu haben( Beifall auf der äußersten Linken), welche das Kastenregiment tennzeichnen und verlängern.( Beifall auf der äußersten Linken).
Alle diese notwendigen Reformen, welche die Armee und die Nation, die Offiziere und die Demokratie mehr und mehr einander nähern follen, fie machen jedoch die Maßnahmen der unmittelbaren Kontrolle über das bürgerliche Verhalten der Offiziere, besonders über die bürgerliche Haltung der hohen Chefs nicht überflüssig. ( Rufe auf der Rechten.)
Nun zur Spigelei und Gesinnungsriecherei. Nach Kautskys Heftigteiten hätten wir die scheußlichften Charakterlosigkeiten gebedt Genoffe Stautsty erblickt, wie schon gestreift wurde, in der Frane und das reine Schild der Partei besudelt. In Wahrheit haben wir der Spizzelei den Kern der Sache", während er unsere Au die Spigelei und Gesinnungsriecherei verurteilt, aber die Notwehr führungen über die werdende Demokratisierung der Ermee bespöttelt. gegen Spigelei und Gesinnungsriecherei gebilligt. Er erhebt den Vorwurf, wir feien dem Fehler verfallen, jede Er Jaurès stellt also diese Forderungen, um den Radikalen dasbärmlichkeit des bürgerlichen Republifanismus in eine demotrat He jenige vor Augen zu halten, was fie als Bürgerliche tun können Großtat umaudenten nd dadurch alle flar Ertea:: tnis der ger- und zu tun haben, und zu dem Zweck, die Radikalen für die Ne
Wir fagten schon, daß über das Prinzip fein Zweifel beftelt. Rachgialdemokratischer Auffaffung sollen Beamte und Offi