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Politifche Ueberficht.

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Berlin , den 15. November.

Baris, 15. November. Das vom heutigen Tage datierte Schreiben, in dem Kriegsministe: General André dem Präsidenten Loubet seinen Rücktritt mitteilt, lautet:

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Man wird mir die Gerechtigkeit erweisen, daß eine solche

wird die republikanische Partei die Aufgabe vollenden, der meine Kräfte zu widmen mein Glück gewesen ist. Geſtatten Sie mir in Dant für alle bekannten und unbekannten Freunde zu richten, die dem Augenblick, wo ich von Ihnen Abschied nehme, an Sie meinen von überall in Frankreich her mir bei den letzten Prüfungen so rührend und warm ihre Sympathie bekundet haben. Mögen fie wissen, daß ich in den Ruhestand mit hinübernehme meine un­erschütterliche, absolute Hingabe und Treue zu Frankreich , zur Armee und zur Republik, und daß ich auf diese drei all mein Sinnen vereinige.

Combes

heute vormittag das Demissionsschreiben des Generals André Baris, 15. November. ATS Ministerpräsident erhielt, ging er ins Kriegsministerium und hatte dort eine lange Besprechung mit André. Sodann begab sich Combes zur Sigung des Ministerrats und teilte demselben den Entschluß Andrés mit. Der Ministerrat gab seinem Bedauern über diesen Entschluß Aus­druck und beschloß, das Portefeuille des Krieges dem sozialistisch­radikalen Deputierten Berteaux, seit 1879 Makler an der Pariser Börse, anzubieten. Berteaux hat das Portefeuille angenommen; er war im Jahre 1902 Berichterstatter für das Kriegsbudget und war auch für dieses Jahr dazu in Aussicht genommen.

fammlungen wird häufig die Wendung wiederholt, die Sozial­demokratie habe nunmehr auch die Aufgabe, die von der Bourgeoisie verratenen demokratischen Ideale zu verwirklichen. Damit ist keineswegs gesagt, daß wir uns über diese Mehr­Verehrter Herr Präsident! Die letzten parlamentarischen Kostspielige Kriegsführung in Südwestafrika. belastung freuen. Wir würden herzlich gern und ohne jede Zwischenfälle zeigen, daß die Feinde der Republik mehr als je ent­Der geduldige deutsche Michel wird demnächst wieder eine schloffen find, Sturm zu laufen gegen die Regierung, die ihnen mit Furcht vor der Konkurrenz dem Bürgertum die Aufgaben über- Rechnung für die Kosten des südwestafrikanischen Abenteuers ebenso viel Energie wie Erfolg die Spike geboten hat. Es scheint lassen und es in ihrer Durchführung unterstützen, die seinem erhalten. Anscheinend ist man solchen Stontos gegen- mir, daß der Anteil, den ich bei dieser Aufgabe hatte, der ich Wesen nach ihm gebühren. Aber wir sind nicht solche über machtlos, weil ja kein Abgeordneter direkt kontrollieren mehr als fünf Jahre unablässiger Arbeit gewidmet habe, mich Illusionäre, dem deutschen Bürgertum Aufgaben zuzumuten, fann, was wirklich gebraucht wird. Aber fängt man die Sache zu einem ganz besonderen Ziel der Streiche dieser Feinde gemacht die es nun einmal nicht durchführen will, auch wenn einige richtig an, jo läßt sich sehr wohl eruieren, wie viel über- Aussicht nicht dazu angetan wäre, mich zu entmutigen; indessen habe so Publizisten die ewigen Ideale des liberalen Gedankens" seeische Abenteuer höchstens fosten dürfen. Wir wollen vielleicht ganz aufrichtig verteidigen. Weiter ist auch das für uns durchaus keine erfreuliche" Hereros und Witbois zuwenden und die Aus- nur eine Minute lang die Hypothese annehmen könnte, daß ich unsere Aufmerksamkeit also jetzt dem Zug gegen die ich zu viel inneren Stolz und bin zu stolz auf mein Werk und habe zuviel Liebe zum Vaterlande und zur Republik, als daß ich auch Erscheinung, daß die sozialreformerischen Bestrebungen, die gaben, die er höchsten& verursachen darf, berechnen. Und eine Ursache zur Uneinigkeit in der republikanischen Mehrheit sein einst ziemlich stürmisch hervortraten, so fläglich versagen. Vor zwar werden wir uns dabei auf die Studien eines Mannes fönnte. Andererseits hat die Einigkeit dieser Majorität das einem Jahrzehnt fand in Frankfurt eine ähnliche parteiloſe ſtützen, an dem nicht einmal die Kreuz- Zeitung " etwas aus- Kabinett Waldeck- Rousseau und das Kabinett Combes vor den Ge­Veranstaltung statt, die einem sozialpolitischen Problem ge- feßen kann, nämlich des königlich bayerischen fahren gerettet, die sie zu bestehen hatten, und dank dieſer Einigkeit widmet war. Es wurde damals über die Arbeitslosigkeit ver- Obersten a. D. Dr. Ritter von Renauld, Edler handelt. Die Organisation und Führung jener Verhandlung von Kellenbach . Dieser Herr, der nach seiner Pen­lag freilich in den Händen von Sozialdemokraten. Die Verfionierung noch Nationalökonomie studierte, veröffentlichte vor anstaltung nahm einen durchaus würdigen Verlauf und die 3 Jahren ein auch im Vorwärts" besprochenes Buch Die sozialdemokratischen Teilnehmer haben gewiß ihre Teilnahme finanzielle Mobilmachung der deutsch en nicht bereut, obwohl das Problem der Arbeitslosigkeit, das Wehrkraft",( Leipzig , Duncker und Humblot), in dem seiner Natur nach im kapitalistischen Staate unlösbar ist, durch ziemlich viel statistisches Material über die Kosten früherer alle jene ernsthaften und wohlwollenden Beratungen seiner Kriege enthalten ist. Auf Seite 50/51 fommt Renauld auf Lösung nicht näher geführt werden konnte. Es waren nur die Ausgaben, die der Burenkrieg den Engländern für das ganz vereinzelte Redner, die auf dem Frankfurter Arbeitslosen Heer verursachte, zu sprechen und findet dabei, daß auf jeden kongreß sich zu der öden Geistlosigkeit der Scharfmacherei zu se opf der aufgebotenen Wehrmacht im Tag bekennen wagten. durchschnittlich 14 M. Kosten trafen. Das nämliche Resultat Man muß sich jener Veranstaltung erinnern, um das ganze zeigt auch die Betrachtung über die deutsche Expedition nach Elend des heurigen Frankfurter Wohnungskongresses zu er- China . Beide Berechnungen sind unanfechtbar. Die Summe tennen. Das Fiasko dieses Unternehmens ist umso schmäh- von 14 M. ist gewiß nicht flein, denn im Jahre müssen licher, als gerade in der Wohnungsfrage das Interesse an auf diese Weise pro Kopf der Wehrmacht 5110 M. aufgebracht einer grundlegenden Reform weit über den Kreis der eigent- werden. Nun wird niemand glauben, daß die Kriegführung lichen Proletarier hinausgeht. Hier ist mit Ausnahme von gegen die Eingeborenen in Südwestafrifa teurer ist, als die ganz wohlhabenden Schichten jeder Mieter in den Kampf englische gegen die Buren war. Im Gegenteil muß sie billiger gegen Grundstücksspekulanten und Hausbesitzer hineingezogen. sein, denn die Engländer benötigten gegen die Buren eine In Sonderheit sind auch die Staatsbeamten als Mieter natur- wesentlich stärkere Bewaffnung, sie führten schwere Artillerie gemäß Freunde einer durchgreifenden Wohnungsreform. Die mit sich und hatten daher auch einen viel größeren Munitions­Zahl der hausagrarischen Interessenten ist gegenüber den verbrauch. Auch hatten sie mehr Verwundete, also größere Millionen der ausgebeuteten Mieter verschwindend. Dennoch Ausgaben für Medikamente und Instrumente. Aber sezen wir vermochten die paar Vertreter der Hausbesitzerverbände, die trotzdem für den südwestafrikanischen Aufstand als durch zudem im heutigen Staate nicht einmal eine besonders hohe schnittliche Tageskosten pro Kopf 14 M. an. gesellschaftliche Geltung genießen, die Bestrebungen der Sozial- Da die gegen die Hereros aufgebotenen Streitkräfte nicht reformer vollständig lahm zu legen. Wenn irgend wo, so hätte, immer gleich start waren, sondern allmählich zunahmen und der Vorstellung nach, gerade auf dem Gebiete der Wohnungs- zunehmen, so wollen wir zunächst eine Durchschnittsstärke für reform ein weitgehendes Einverständnis erzielt werden können. Die Zeit vom 1. Februar bis 31. Dezember 1904 Ist die Veranstaltung trotzdem dermaßen verunglückt, so hat festseßen. Damit uns niemand einer gegen die Regierung allerdings Lujo Brentano mit seinen melancholischen Be- gerichteten Tendenzmalerei bezichtigen kann, normieren wir trachtungen vollständig recht, und nicht nur die Sozial- diese Durchschnittsstärke auf 7000 Mann. Wir nehmen also demokratie, sondern jeder ernste Politiker, der gewissenhaft an, daß vom 1. Februar bis 31. Dezember 1904 ständig genug ist, sehen zu wollen, was nun einmal wirklich ist, hat die 7000 Mann gegen die Eingeborenen im Felde lagen, eine Zahl, Pflicht, von dieser erstaunlichen Machtprobe kleiner kapita- die gewiß viel zu hoch ist, da in den ersten Monaten des Auf­listischer Cliquen in dem Sinne Kenntnis zu nehmen, in dem standes nur ein paar tausend Mann in Betracht kamen. Diese der Vorwärts" es tat. 7000 Mann foften im Tag 7000 X 14-98 000 M., im Monat 98 000 X 30= 2940 000 m., in 11 Monaten also 32 340 000 M. Für den Rest des Etatsjahres( 1. Januar bis 31. März 1905) setzen wir eine Durchschnittsstärke von 14 000 Mann, also das Doppelte. Die Kosten dieser Streit macht betragen im Tag 14 000 X 14= 196 000 M., fo­mit in 3 Monaten 196 000 X 90 17 640 000 M. Somit finden wir als Gesamtkosten vom 1. Februar 1904 bis 1. April 1905: 32 340 000+17 640 000= 49 980 000 m., also rund 50 Millionen. Dabei haben wir gewiß mit der Kopfzahl der Streitkräfte nicht gespart.

Herr Barth und mit ihm die" Frankfurter Seitung" belehren uns, daß die Sozialdemokratie ohne die Hülfe bürger­licher Sozialreformer ohnmächtig sei. Wenn es so wäre, dann würde die Sache jeder Sozialreform aussichtslos sein, weil eben jene Sozialreformer selber ohnmächtig sind. Es ist un begreiflich, wie man uns die Anschauung unterlegen kann, wir triumphierten über die Ohnmacht wohlmeinender Gönner. Wir nehmen gern jede Hülfe entgegen, die ernsthaft das Wohl des Proletariats will. Aber leider existiert diese Hülfe nur in ein paar Köpfen und in ein paar Zeitschriften. Ein bornierter Hausbesiteragent wie Herr Hartwig aus Dresden schlägt das ganze Häuflein der Wohlmeinenden in die Flucht. Wir haben feinerlei Anlaß darüber zu jubeln, aber wir wären Narren und Selbstbetrüger, wenn wir den Dingen nicht ins Gesicht fähen. Ob die Sozialdemokratie eine Macht ist oder nicht, darüber diskutieren wir nicht mit Herrn Barth. Jedenfalls ist es das einzige Mittel selbst für die bescheidenste Sozialreform, da alle anderen Hülfstruppen versagen, daß sie eine Macht wird, und aufrichtige Liberale, zu denen Herr Barth sich doch rechnet, und überzeugte Demokraten, deren Ideale doch die Frankfurter Zeitung " vertreten will, müßten gerade als Sozialreformer alles tun, um die Macht der Sozial­demokratie zu stärken. Statt dessen versuchen unsere lieben Gönner, sie zu schwächen, indem man ihr unsinnige An­schauungen unterschiebt, und indem sie sich selbst eine Bedeutung beilegen, an die sie im Ernst gar nicht glauben.

Die hohe Reichsleitung aber macht dem Volk eine noch viel größere Rechnung. Obwohl die Ausgaben für die ersten Monate des Hererokrieges und die 2 Millionen betragende Entschädigung für die Ansiedler schon in einem Nachtragsetat pro 1904 genehmigt find, will sie in einem neuen Nachtrags­etat pro 1904 weitere 80 Millionen verlangen. Für das Etats­fahr 1905 gilt es dann neue Millionenforderungen. Ja, mit gnädiger Erlaubnis: Wie viel kostet denn im Tag durch schnittlich der Kopf in Südwestafrika? Er kostet nach der Auf­stellung der Regierung nicht 14 M., sondern mindestens 28 M. Im Jahr kommt er auf 10 220 M.! Konnten die Eng­länder den Burenkrieg mit einer täglichen Ausgabe von 14 M. pro Kopf führen, so wird die hohe Reichsdirektion nicht 28 M. nötig haben, um mit einem Feinde fertig zu werden, der nicht einmal Kanonen besitzt.

Welt paradieren, in dem ungeniert Millionen für Palais der kommandierenden Generäle gefordert werden usw. Wir er­innern weiter an die hübsche Ankaufsgeschichte eines Truppen­übungsplatzes, die im vorigen Jahre so großes Aufsehen er regte. Der Fluch der indirekten Steuern liegt eben darin, daß sie zur Verschwendung verleiten. Stärkstes Mißtrauen ist hier immer am Blaze.

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Deutfches Reich.

Ein Polizei- Angriff auf die Post.

Der Verlauf der Angelegenheit der russischen Studentin Fräulein Bärson hat zu einem Zwischenfall geführt, der allgemeinste Auf­merksamkeit verdient. Wir begnügen uns, für heute die Tatsachen festzustellen.

Der deutsche Reichsangehörige, bei dem sich Fräulein Bärson aufhielt, Karfunkelstein, der sich einer anarchistischen Gruppe zurechnet, wird feit 14 Tagen ständig bewacht. Gegenüber seiner Wohnung in der Linienstraße hat die Polizei ein Kriegslager anfgeschlagen; auf Kosten der preußischen Steuerzahler vergnügen sich dort Agenten der politischen Polizei mit Bier und Zigarren, und schlagen ihre Zeit tot, indem sie ihrem Schützling eine Aufmerksamkeit widmen, als sei er ein gekröntes Haupt; der Zar kann nicht peinlicher überwacht werden als dieser Mann, und dies bloß aus dem Grunde, weil er sich einen Anarchisten nennt und eine Russin beherbergt hat.

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Karfunkelstein steht nicht unter Polizei- Aufsicht. Aber selbst schwere Verbrecher, die unter Polizei- Aufsicht gestellt sind, schleppen doch nicht Polizei- Agenten wie sichtbare, jedem auffällige Ketten hinter sich. An die Fersen des Anarchisten" aber heften sich zwei Polizei­gentlemen, ohne jedes Recht, auf die dreisteste und belästigendſte Weise. Sie folgen ihm auf Schritt und Tritt, auf Straßen, in Häuser. Sie besteigen mit ihm die Straßenbahn. Sie fahren ihm auch wohl in Droschten nach. Als Herr Karfunkelstein fürzlich einmal den Vorwärts" besuchte, faßten die zwei Männer geduldig gegen­über dem übrigens neuerlich auch sonst stark überwachten Vorwärts"- Hause Posto, und setzten sich erst wieder in Bewegung, als ihr Kleinod das Haus verließ. Da der Mann als Anarchist begreiflicher­weise keinen Wert auf monarchische Ehrungen legt, so bedarf er dieser Adjutanten durchaus nicht. Sein Versuch, fie loszuwerden, indem er die Feststellung der lästigen, die Ordnung und Sicherheit der Straße und die Freiheit der Bewegung störenden Gesellen durch einen Schußmann veranlaßte, scheiterte an dem passiven Widerstande der Polizeibehörde, die Verüber dieses groben Unfugs namhaft zu machen. Es bedarf keinen Beweises, daß sich kein Staatsbürger solche Belästigungen gefallen zu lassen braucht, und versagt die Polizei ihren Schutz gegen diese ständige moralische Freiheitsberaubung durch zweifelhafte Burschen, so würde es schließlich nicht verwunderlich sein, wenn ein auf diese Weise belästigter Staatsbürger in der Notwehr fich einmal selbst Ruhe verschafft. Daß nebenbei die Polizei durch diese gemeingefährliche Arbeitsvergendung den paar" Anarchisten" eine Bedeutung verschafft, die sie wohl selbst nicht beanspruchen, ist vielleicht Absicht, entschuldigt aber nicht die gesetzlosen Praktiken. Damit nicht genug! In dem Eifer, dem neuen, schneidigen Herrn am Alexanderplatz gerecht zu werden, haben sich Polizei- Agenten fogar zu verbrecherischen Handlungen verleiten lassen. Es ist seitens einer Polizeikreatur der Versuch unternommen worden, einen Briefträger zur Durchsicht der Korrespondenz zu veranlassen. Ja, ein Polizei- Agent hat sogar die Frechheit besessen, in das Postzimmer zu gehen, um dort die für Karfunkelstein bestimmten Briefschaften zur Einsicht zu erhalten. In beiden Fällen scheiterten nach unseren Informationen die Bemühungen, Postbeamte zur Verlegung des Dienstgeheimnisses zu veranlassen.

Und wer bezweifelt, daß die deutschen Steuergroschen in Zum Glück ist dieser Versuch, die Sozialdemokratie zu dis- unerhörter Weise verpulvert werden, den bitten wir, einmal den Treditieren, völlig untauglich. Herr Barth und seine Nachbeter Militäretat anzusehen, in dem die überflüssigsten Posten der volemisieren tatsächlich nur gegen einen Totenschein, aber der Tote wird nicht lebendig dadurch, daß der Arzt gescholten wird, der ihn pflichtgemäß ausgestellt hat, daß die Erben bekämpft werden, die notgedrungen die verwaiste Hinterlassen schaft auf sich nehmen müssen. In seiner Totenscheinpolemik aber verrät gerade Herr Barth wieder die ganze geistige Ohn macht und Unklarheit des deutschen Liberalismus. Er erklärt kühnlich, daß der Selassenkampf, auf den sich die Sozial- Wir haben hiermit nachgewiesen, daß nach der von der demokratie als das Grundgeset ihres Wirkens beruft, ein Reichsleitung beliebten Rechnung in Südwest­Damit sind nun tatsächlich Rußlands unsauberste Sitten Begriff sei, so dehnbar, wie das Wort Mittelstandsbewegung afrika auf den Kopf im Tag 28 M. Koſten treffen. Daß ein preußische Polizei- Einrichtungen geworden. Wir nehmen vorläufig eine öde Formel, auf die sich die sozialdemokratischen Dialektiker solcher Aufwand mit den Gesetzen der Sparsamkeit nicht ver- noch an, daß jener Versucher der Postbeamten auf eigene Faust ge mit der Hartnäckigkeit mittelalterlicher Scholastiker verbissen einbar ist, ist klar. Es ist allerdings möglich, daß beim handelt hat. Aber die Deffentlichkeit hat ein Recht zu erfahren, was haben und der das reale Leben an jedem Tage neunundneunzig- Beginn einer überseeischen Erpedition die tägliche Kopf- mit diesem Polizei- Agenten geschieht. mal spottet." ausgabe" mehr als 14 M. beträgt, weil hier verschiedene vor­Die Larve des freisinnigen Aufrührers fällt, und in seiner übergehende Kosten entstehen, z. B. Einrichtung der Transport- geleugnet, daß russische Spitzel Postbeamte zu bestechen suchen. Jetzt Gelegentlich der Russendebatten hatten die Minister sehr entrüstet ganzen natürlichen Schönheit erscheint wieder der ewige deutsche schiffe usw. Ist aber die Sache einmal im Gange, so fallen fehen wir, daß preußische Polizei- Agenten sogar dieselbe ver­Philister des realen Bürgerlebens. Der Klarste, sicherste und diese Summen weg, es reduziert der Aufwand sich, so daß der brecherische Handlungsweise unter ihre Amtspflichten aufzunehmen fruchtbarste Begriff einer Schöpferpolitik iſt dieſem großen durchschnittliche Tagessatz von 14 M. auch für den Anfang scheinen.- Politiker eine unklare leere Formel. Herr Barth fann ganz gültig wird. Betreffs des südwestafrikanischen Aufstandes ist sicher sein: die Ausgebeuteten des Klassenkampfes hier noch besonders zu erwähnen, daß die Kosten für den empfinden die brennende Wahrheit dieser öden Formel Beginn des Hererofrieges schon genehmigt sind und also die neunundneunzigmal am Tag und spotten neunundneunzigmal 80 Millionen, die das Volk nunmehr bezahlen soll, erst recht am Tage der braven Berater, welche die eigene Unklarheit der Aufklärung bedürfen. bei günstigster Auffassung für das reale Leben und die derbste Realität für nebelhafte Unklarheit halten.

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Der Rücktritt Andrés.

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Wie Pariser Telegramme melden, hat General André Freilich wird bei der Anschauung vom lassenkampf auch das Geschick des deutschen Liberalismus begreiflich. Bir demissioniert, um die Position des Kabinetts nicht zu Sozialdemokraten erkennen, daß auch die deutsche Bourgeoisie erschüttern. An seiner Stelle ist Berteaur zum Kriegs­noch ihren Klassenkampf auszufechten hätte, den Klassen- minister ernannt worden. fampf gegen das feudale Junkertum. Auch Herr Barth ruft Das Wolffsche Depeschenbureau meldet: Paris , 15. November. ( Bureau Herold.) André hat gern zum heiligen Streuzzug gegen den junkerlichen Erbseind auf. Nun hören wir, daß er diesen Gegensatz nicht als seine Demiffion als Kriegsminister genommen und wird durch Klaffenkampf empfindet. Kein Wunder, daß da seine Parole den radikalen Abgeordnetn Berte aur erfekt gegen das Junkertum so dehnbar und unbestimmt geworden werden. Dies bedeutet nach der Niederlage Andrés eine ist, und daß ihrer das reale Leben an jedem Zage neun- Verstärkung des Kabinetts. Berteaux ist ein in­undneunzigmal spottet. Verwunderlich ist nur, warum er nicht timer Freund verschiedener radikaler Führer. Man erwartet auch die Gesten des bürgerlichen Klaffenkampfes gegen das allgemein, daß hierdurch die Position des Kabinetts gestärkt Funfertum aufgibt, und mit den anderen Liberalen ins warme Paris , 15. November. Die Demission Andrés sowie die Bett des reaktionären Erbfeindes kriecht. Ernennung des Deputierten Berteaux zum Kriegsminister werden amtlich bekanntgegeben.

wird.

Politischer Gannerstreich.

lange Jahre durch allerlei Schwierigkeiten der Bürgerwerdung die In Dresden hatte die antisemitische Kommunal- Reaktion Alleinherrschaft im Stadtverordneten - Kollegium fich bewahrt. Doch von Jahr zu Jahr rückte die Stimmenliste der Sozialdemokratie den Gegnern nach, und in diesem Jahre besteht die Möglichkeit, zum erstenmal Sozialdemokraten in diese bis zum Elend fleinbürgerliche Verwaltung zu bringen, jedenfalls würde für die nächsten Wahlen eine sozialdemokratische Vertretung gewiß werden. Um sich davor zu schüßen", ist die Kommunalreaktion entschlossen, wie soeben auf­gedeckt wurde, das Wahlrecht umzustürzen. Nach berühmten sächsischen Mustern war das bisherige Wahl­recht vortrefflich, so lange die arbeitenden Klassen keine Vertretung Sobald sie Aussicht haben, in die Verwaltung erzielen konnten. einzubringen, wird das Wahlrecht als schlecht erklärt und ver­befiert". Die rohe Gewalt greift Platz. Die Sächsische Arbeiter- Zeitung" schreibt über diesen neuen Vergewaltigungsplan:

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" Der schon lange in der Schivebe hängende Plan der Wahl­rechtsverschlechterung in Dresden ist nunmehr fig und fertig bis zur formellen Beschlußfassung gediehen! Und zwar unter Umständen,