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Finanzminister wird ermächtigt, die Mittel zur Einlösung dieser Schazzanweisungen durch Ausgabe von neuen Schahzanweisungen und von Schuldverschreibungen in dem erforderlichen Nennbetrage zu beschaffen. Schazzanweisungen können wiederholt ausgegeben werden. Schazanweisungen oder Schuldverschreibungen, die zur Einlösung von fällig werdenden Schazanweisungen bestimmt sind, hat die Hauptwaltung der Staatsschulden auf Anordnung des Finanzministers 14 Tage vor dem Fälligkeitstermin zur Verfügung zu halten. Die Verzinsung der neuen Schuldpapiere darf nicht vor dem Zeitpunkt beginnen, mit dem die Verzinsung der einzulösenden Schazanweisungen aufhört. Wann, durch welche Stelle und durch welche Beträge, zu welchem Zinsfuße, zu welchen Bedingungen der Kündigung und zu welchen Kursen die Schatz­anweisungen und Schuldverschreibungen verausgabt werden sollen, bestimmt der Finanzminister.

§ 3. Mit der Ausführung dieses Gesetzes werden unbeschadet der Vorschriften des§ 2 der Finanzminister und der Minister für Handel und Gewerbe beauftragt.

§ 4. Dieses Gesetz tritt mit dem Tage seiner Verkündigung

in Kraft.

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Und komisch wie die ganze Rolle, welche die Regierung über­nimmt, ist auch die offizielle Begründung, welche die Schweins burgschen Nachrichten" veröffentlichen. In langen gewundenen Säßen wird endlos das bekannte Lied variiert: Wir müssen Einfluß auf das Kohlensyndikat haben."

,, Rascher als erwartet werden konnte", heißt es in der Be­gründung, hat die Entwickelung der Verhältnisse im rheinisch- west­fälischen Induſtriebezirke die fönigliche Staatsregierung dahin ge­drängt, eine Verstärkung des staatlichen Einflusses durch den Er­werb von weiterem Bergwerkseigentum ins Auge zu fassen. Nachdem das rheinisch- westfälische Sohlensyndikat durch den Vertrag vom 31. Dezember v. J. auf weitere zwölf Jahre( bis Ende 1915), ge­fichert und durch den gleichzeitigen Beitritt der sogenannten Hütten­zechen und der sonstigen bisher noch außenstehenden Werke auf eine breitere Grundlage gestellt war, hat sich im laufenden Jahre nach manchen Richtungen hin eine bemerkenswerte Verschiebung der Kräfteverhältnisse in der rheinisch- westfälischen Industrie vollzogen. Eine erhebliche Anzahl von Werken wurde mit anderen größeren verschmolzen und sodann ist auch innerhalb der größeren Unter­nehmungen durch Uebergang bedeutenden Attienbefizes in wenige Hände eine Bildung von Interessengemeinschaften zwischen großen Kohlen- und Eisenwerken sowie Kohlengroßhandel und Reederei au­gebahnt worden. Dieser Entwickelung gegenüber den staatlichen Ein­fluß durch Ausdehnung des staatlichen Bergbaubetriebes zu verstärken, erschien als eine unabweisbare Notwendgkeit."

Das beste Geschäft macht die Dresdner Bank. Sie erhält für die Aften im nominellen Werte von 27 552 800 M. nach der Be­gründung 69 441 337 M., also ca. 252 Proz. Standen auch zuletzt die Aktien weit höher im Kurse, so dürfte doch die Bank den größten Teil unter 230 Proz. erworben haben. Allerdings die Regierung rechnet, um den Prozentsatz nicht zu hoch erscheinen zu lassen, anders. Sie rechnet nur einen Kurs von 241,88 Proz. heraus, den über­schießenden Betrag erhält die Bank als Provision und Verzinsung.

Nenes Pech in Südwestafrika.

Berlin , 21. November. Hauptmann v. Hahnke, Führer des Transportes 2., meldet in der Nacht vom 20. zum 21. No­vember aus Swakopmund : Gertrud Wörmann" 15 Kilometer nördlich Swakopmund bei Rebel gestrandet. Wetter ruhig. Mannschaft größtenteils in Sicherheit. Hoffe Pferde und Ladung zu bergen.

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An Bord der Gertrud Wörmann" befinden sich: Feld­vermessungstrupp, 4. Ersakkompagnie, 2. Ersatzbatterie, zu­sammen 24 Offiziere, 382 Mann, 300 Pferde.

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munterungen, die es möglich machten, daß die russische Heerleitung Reichstags- Arbeit. In der Presse verlautet, daß dem Reichstage die Grenzen gegen Deutschland ganz von Truppen entblößen bei seinem Zusammentritt alsbald die neuen Handels. konnte, damit Kriegsbeute und Kriegsmaterial nach der Mandschurei verträge vorgelegt werden sollen, auch wenn der Vertrag mit geführt werden kann. Aber das geschieht ja alles im heiligsten Desterreich- Ungarn noch nicht fertig gestellt ist. Ueber verschiedene Interesse des Friedens. So wird der russische Nitter( St. Georg) die Armee betreffende Gefeßentwürfe wird mitgeteilt: Das gerüstet, damit er mit um so größerer Stärke den gelben Drachen Offizier Pensions- und das Mannschafts Ver fällen fann! Und damit wir dann Frieden friegen." sorgungs- Gesez, das dem Reichstage gleichzeitig mit dem Hierauf folgt ein Absatz über Frankreich , den auch das Gefeßentwurf wegen einer Festseßung der Friedens. Tageblatt" bringt und der so lautet: präsenzstärte sofort bei seinem Wiederzusammentritt zugehen " Die Milliarden, die das fleißige Frankreich gespart hat, und wird, dürfte nach voraussichtlich kurzer Beratung einer Kommission die ebenso wie sein Champagner auf den mandschurischen Schlacht- überwiesen werden. Wie man weiter hört, wird es auch an Ver­gefilden vergeudet werden, können sie vielleicht einem edleren Zwecke suchen nicht fehlen, die dahin gehen sollen, um gleichzeitig die dienen? Sie sichern den Frieden, das erste und letzte Bedürfnis Veteranenfürsorge einer abschließenden Behandlung entgegen zu aller Zivilisation, aller Freiheit. Frankreich ist unser Schritt- führen. An der Fertigstellung eines neuen Servisgefeges macher, und wieviel Schönes verdanken wir nicht seinem Beispiel?" wird an den zuständigen Stellen mit allem Eifer gearbeitet. Es läßt sich aber noch nicht übersehen, ob der Entwurf dem Reichstage schon im nächsten Tagungsabschnitt zugehen wird.

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Lippe. Einen kritischen Rückblick über den Verlauf der Lippes Affäre wirft die Rheinisch- Westfälische Zeitung", indem sie, von ihrem reaktionären Standpunkte, die Zerrüttung der gegenwärtigen Zustände beklagt:

Björnson jagt weiter was unser Berliner Freisinns­organ seinen Refern wiederum vorenthält: Wenn wir nicht weiter gefommen sind, als daß die großen Völker, zu denen wir emporgeblickt haben als zu den vornehmsten der europäischen Zivilisation, sich Rußlands Führung übergeben, sich hingeben, um Rußlands Rücksichtslosigkeit und gefährliche So erfreulich dieser Ausgang für das deutsche Volt ist, so Gewalt zu stärken wenn wir nicht so weit gekommen sind, daß unerfreulich ist er für die Krone Preußen. wir Ehrerbietung und Mitgefühl für den Kampf der großen gelben Denn es ist nunmehr alles eingetreten, was der König von Rasse für ihre Heimat haben wenn unsere Geldmacht und unsere Preußen noch vor wenigen Wochen nicht hatte anerkennen Geschäftsleute sich nicht der Gegenwart und der Zukunft gegenüber wollent. Graf Leopold wird als rechtmäßiger Regent des verantwortlich fühlen, sondern dem Ueberfall zu immer größerer Fürstentums anerkannt. Ja, selbst für den Fall, daß der Machtentfaltung und Grausamkeit verhelfen, als befäßen sie nur geisteskranke Fürst vor Erledigung der Streitfrage sterben sollte, Geld und nicht zugleich auch Kinder, die einmal das fühnen müssen, bleibt er Regent. Die Truppen werden auf seine Person bereidigt, was jene verbrochen haben- ja, dann müssen wir anderen Mit- gerade wie seinerzeit, als der Schwager des Kaisers die schuld daran haben." Regentschaft übernahm. Wenn es am 26. September hieß ich lasse Hierauf folgen unter anderem kritische und anfeuernde auch das Militär nicht vereidigen", so telegraphiert der Kaiser am Bemerkungen über die Friedensbewegung, die das Tageblatt" 18. November ich habe die Vereidigung der Truppen des Fürstentums unverkürzt wiedergibt. Sie beginnen mit folgenden Worten: auf Ihre, des Regenten Person, befohlen und ſeze Sie davon hier­" Unsere Friedensbewegung, die so mächtig ist, mit unseren mit in Kenntnis". Wenn der Ton des Telegramms auch noch der Regierungen und Parlamenten an der Spize, mit den wuch- alte ist jede Anrede und jeder Titel wird vermieden tigen Massen der Sozialisten aller Länder doch der Inhalt grundverschieden. Die Krone Preußen hat eben als Haupttruppe, diese Friedensbewegung wahrhaftig, vollständig ihren früheren Standpunkt aufgegeben. sie scheint jämmerlich ohnmächtig zu sein. Man muß glauben, daß sie schon vor lauter Phrasenschwall und Heuchelei in die Brüche gegangen ist."

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Wenn aber Björnson dann über die Unterdrückung der Angehörigen fremder Nationen innerhalb einzelner euro­päischer Staaten spricht, so unterschlägt das Berliner Lage­blatt" wieder die auf Deutschland gemünzten Säße:

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All die Aufregung, all die Unruhe, all das Unbehagen, das die lippesche Frage aufgerührt hat, hätte also vermieden werden fönnen, wenn der verantwortliche Ministerpräsident sich rechtzeitig über die Auffassung im Bundesrate informiert und dementsprechend seinem Herrn geraten hätte. Aber wahrscheinlich hat er dazu gar eine Gelegenheit gehabt. Das Telegramm iſt in Rominten auf­gegeben worden, ohne ohne daß der Kanzler, der in Homburg weilte, eine Ahnung davon hatte. Das ist das Es sollte nicht möglich sein, deutscher Friedensfreund zu fein dauerliche und Bedenkliche ant der ganzen Sache, das sie und eine so große Gefahr, wie die elsaß - lothringische Frage mit weit über die Bedeutung einer Meinungsverschiedenheit zwischen sich zu schleppen, beständig weiter zu schleppen, ohne den Versuch dem Könige bon Preußen und einem anderen Bundes einer Lösung zu machen; die Friedensfreunde sollten bereit sein, fürsten emporhebt. Wichtige politische Anordnungen werden getroffen, das zu erdulden, was es fostet, sich gegen ein nationales Vorurteil ohne daß der verantwortliche Minister davon benachrichtigt, geschweige zu erheben. Des weiteren müssen sie Partei ergreifen gegen die denn um seinen Rat gefragt wird. Es ist ein Zeichen des unverantwortliche Unterdrückung der dänischen Sprache in Nord- persönlichen Regimentes, das trotz aller Anerkennung der schleswig , der polnischen in Polen . Das Gespenst mittelalterlicher fonstitutionellen Einrichtungen bei uns weiter besteht. Wir haben Staatenbildung muß nicht länger den Geist erwürgen können. auch gar keine Garantie, daß das, was sich früher in Swinemünde In unseren Tagen gewinnt man mit diesem Geist nichts als Haß und legthin in Nominten ereignete, sich demnächst nicht an einem und Kriegsgefahr.. Björnson verfolgt mit seinem Artikel hauptsächlich den anderen Orte, in einer vielleicht viel wichtigeren Sache wiederholen wird. Zweck, die einzelnen Nationen auf ihre eigenen Sünden, die den Fortschritt der Friedenssache hemmen, aufmerksam zu über die in der Presse gegenwärtig geschrieben wird, soll nicht direkt Die Zukunft des zurückgetretenen gothaischen Ministers Hentig, machen. Wenn es nun in allen Ländern so gemacht wird, wie zum Hofe führen; er soll nicht Lucanus ersetzen. Vielmehr werde es das Berliner Tageblatt" macht, und gerade die Stellen er, dem Kl. Journ." zufolge, die immer mehr üblich werdende unterschlagen werden, die sich auf das eigene Land beziehen, Ministerkarriere einschlagen und die Leitung eines industriellen Werks so muß der Zweck selbstverständlich verfehlt werden und jedes übernehmen. Land kann dann auf den Nachbar deuten und sagen: Was ist der doch für ein Schuft!"

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Der große norwegische Dichter und Friedensapostel fühlt fich auch veranlaßt, den Sozialismus, von dem er schon oft viel Der Kommandant S. M. S. Vineta" meldet über die Anerkennenswertes gesagt hat, anzugreifen, was selbstverständ­Hilfeleistung bei dem sieben Seemeilen nördlich von Swakop- lich das Tageblatt" nicht verschweigt, wir aber auch feine mund im Nebel gestrandeten Transportdampfer Gertrud Ursache haben zu verschweigen. Er sagt in seinem Artikel: Wörmann": Die Fähnriche und Paffagiere sind durch" Aber unmittelbar hinter dem verderblichen Einfluß, den der S. M. S. Vineta" an Bord genommen; desgleichen das Aberglaube der Staatsraison auf die Volksseele übt, kommt die verbrecherische Saat( in Politiken " heißt es syndige Expeditionskorps. Sie sind nach Swakopmund gebracht. Es wird versucht, zunächst die Pferde, dann die Ladung an Säd" fündhafte Saat") des Klassentampfe 3. Ohne Zweifel müssen wir die Hoffnung dauerhaften Friedens auf die Land zu bringen. Leichter und Dampffahrzeuge sind in ge­Sozialisten gründen. Aber was richten die nicht alles mit ihrem nügender Anzahl vorhanden. Wenn das Wetter gut bleibt, Klassentampf an! Krieg gegen alle anderen Klassen!" Wieviel tann voraussichtlich der größte Teil der Ladung geborgen frankhafte Wünsche, wieviel niedrige Büste erweckt nicht der Klassen­werden, während der Dampfer selbst wohl verloren sein fampf, und wie brutal macht er die Gesellschaft! In einer solchen wird. Atmosphäre wird der Krieg nie aussterben können. In einer solchen Atmosphäre ist jedes Mitgefühl mit den Opfern des Krieges vernichtet. Wäre dies nicht der Fall, so würde die ganze Seelen empörung in allen europäischen Staaten schon allgemein und stark genug sein, um den Regierungen Furcht einzujagen und sie zu zwingen, sich ins Mittel zu legen."

Weitere Berlufte.

Berlin , 20. November. Amtliche Meldung. An Typhus gestorben: Rudolf Kiesel, geboren 10. April 1875, am 30. Oftober in Grootfontein; Gefreiter Wilhelm Goller, geboren 6. Juli 1870, am 16. November in Windhuk ; Gefreiter Wilhelm Bruns, geboren 16. Januar 1882, am 24. Oftober in Epuliro; Reiter Georg Vogt, geboren 22. Januar 1884, am 16. November in Otjimbinde.

An Herzschwäche gestorben: Reiter Wilhelm Ehmle, ge­Boren 13. August 1882, am 4. November in Dijinamangombe infolge Herzschlages.

An Darmblutung gestorben: Reiter August Woithe, geboren 17. Juni 1882, am 4. November bei Otjinamangombe.

Gefallen: Gefreiter August Steiner, geboren 5. Januar Vermißt: Reiter Bruno Brudmann, geboren 2. Juni 1881, am 22. Oktober bei Dwikokorero beim Einziehen der Vieh­wache.

1880, am 15. November bei Okatambaka.

Berlin , 21. November. Amtliche Meldung. An Typhus gestorben sind: Reiter August Kulse, geboren am 12. Februar 1883, am 14. November in Epukiro; Reiter Erich Becker, ge­boren am 20. Januar 1882, am 17. November in Okahandja ; Reiter Anton Babila 3, geboren am 20. Januar 1880, am 16. November in Waterberg .

Die Friedensheuchelei des Liberalismus. Björnstjerne Björnson hat in verschiedenen europäischen Blättern einen Friedensheu che le i" unter­schriebenen Artikel veröffentlicht, den in seiner Montagsausgabe auch das Berliner Tageblatt", wie das Blatt selbst bemerkt: auszugsweise, abgedruckt hat. Es hat aber mit diesem Auszug eine eigene Bewandtnis. Es ist nämlich darin das für das deutsche Publikum Wichtigste und so recht für die Deutschen Geschriebene ausgelassen worden. Und so bildet dieser Auszug des Berliner Tageblatts" einen unwillkürlichen Beweis dafür, wie recht Björnson, gerade was die deutsche Bourgeoisie anbelangt, mit dem Vorwurf der Friedens Heuchelei hat.

Wir fühlen uns nicht veranlaßt, uns mit Björnson über das Verbrecherische oder Sündhafte, was er in der total un­und mißverstandenen Theorie des Klassenkampfes zu finden meint, auseinanderzusetzen. Wenn er aber die Verstümmelung feines Artikels im Tageblatt" gewahr wird, dann wird er wohl begreifen, warum die deutsche Sozialdemokratie feine be­sondere Liebe für das deutsche Bürgertum empfindet, dessen freifinniges Organ jämmerlich alles unterschlägt, was die Friedensheuchelei im eigenen Lande betrifft, selbst in einem Fall, wo, wie hier, das Blatt nicht selbst, sondern ein anderer die Verantwortung übernimmt.

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Deutsches Reich .

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Ein neuer Standesherr. In die Erste sächsische Ständekammer wurde der Finanzrat a. D., früherer Leiter der Kruppschen Werke, jetziger Vorsitzender des Aufsichtsrates der Dresdener Bant Dr. Jende berufen. Die Berufung gilt als ein Entgegenkommen gegen die sächsische Großindustrie, welche Klage führt über uns genügende Vertretung in der agrarisch beherrschten Erſten Kammer. Bei der letzten Reichstagswahl ist Dr. Jende als Kandidat der verbündeten Ordnungs" parteien gegenüber unserem verstorbenen Genossen Rosenow aufgestellt gewesen. Das Boltsurteil bedankte sich für den Mann des Zentralverbandes der Industriellen. So wurde er für die Kammer der Herren" reif.

Stuttgart , 21. November. ( Privattelegramım.) Bei der Ersa z wahl zum Württembergischen Landtag im Bezirk Mergentheim er hielt von 4928 abgegebenen Stimmen der Kompromißkandidat der vereinigten Nationalliberalen und Demokraten Oberforstrat Keller 2322, der Kandidat des Bundes der Landwirte Mitnacht 1542 und der Kandidat des Zentrums Landwirt Deuffer 1064 Stimmen. Es findet also Stichwahl zwischen Mitnacht und Keller statt. Man sieht diesen Wahlansgang als das Resultat einer bereits vor der Haupt­wahl zwischen dem Zentrum und den Bündlern getroffenen Vereinbarung an. Das Zentrum sah bereits, daß es selbst in einer Stichwahl gegen die evangelische Mehrheit des Kreises unterliegen würde und soll daher den Bund der Landwirte zur Aufstellung eines eigenen Kandidaten inspiriert haben; dieser erhielt bei der Hauptwahl auch die reinen Bündlerstimmen und wird bei der Stichwahl auch die Zentrums­stimmen erhalten. Bird nach dieser Berechnung der Bund der Land­wirte fiegen, so fann sich das Zentrum den Wahlausgang als poli tischen Erfolg aurechnen. Der Bund der Landwirte und speziell Kandidat werden einer Verfassungsrevision, die den Zentrumseinfluß der in Mergentheim gegenwärtig von der Zentrumsgnade abhängige schwächt, sicherlich nicht zustimmen. Gelingt es also den vereinigten Liberalen nicht, bei der Stichwahl genügende Reserven heranzuziehen, so ist die schon sehr fragwürdige Zweidrittel- Mehrheit für die Ver­fassungsrevision noch um eine weitere Stimme vermindert.-

Gelsenkirchener Wasserwerks- Prozeß.

Essen, den 19. November.( Eig. Ber.) Revolutionäre Umtriebe. Wegen revolutionärer Umtriebe foll Die heutigen Verhandlungen erbrachten zunächst wieder eine tech­nach dem Wortlaut des Ausweisungsbefehls die russische Studentin nische Auseinandersetzung über die Kommunikation zwischen den ver­Janina Berson lästig geworden sein. Jetzt enthüllt das Berliner schiedenen Brunnen, Maschinen 2c. Es soll dadurch eruiert werden, ob Tageblatt", worin die revolutionären Umtriebe bestanden haben. das an den verschiedenen Stellen gewonnene Wasser Zutritt zu den " Janina war wirklich nicht so schuldlos, wie es im ersten gesamten Rohrnet hat. Nach den Anlagen ist das gut möglich, ob es Augenblick den Anschein hatte; die etwas exzentrische Russin lebte in im vorliegenden Falle geschehen ist, hängt von der Schieberstellung ab. einer Umgebung, deren Tun und Treiben der Polizei als verdächtig Klarheit hierüber konnte aber wiederum nicht geschaffen werden; bekannt war, und selbst der Vater Janinas war erschüttert, als er bei die Gutachter werden sich später darüber eingehend auslassen. Die seiner Ankunft in Berlin hörte, in welcher Gesellschaft sich seine Tochter Frage ist, wie schon betont, von einschneidender Bedeutung. Die bewegt hatte. In der Heimat war Fräulein Berson weit entfernt, sich mit Anklage geht nämlich aus von der Voraussetzung der Kongruenz anarchistischer Literatur zu beschäftigen. Im Hause ihrer wohl zwischen dem Verseuchungsgebiet bei der Epidemie von 1901 im Gelsen­habenden Eltern wurde Janina, die jüngste von sechs Töchtern, firchener Bezirk und dem Rohrnetz des Wasserwerks. auf das sorgfältigste verzogen(?) und niemand von ihren An- Juteressant gestaltete sich die Vernehmung des Wasserwerks­gehörigen ahnte, auf welchen Wegen man deni jungen Mädchen direktors Windeck , der vom 1. Januar 1887 bis Mitte 1888 Leiter einst begegnen sollte. Janina hätte es daheim unter ihrer Würde des Gelsenkirchener Werkes war. Es kam mehrfach zu Auseinander­gehalten, auch nur einen Finger an eine grobe Arbeit zu rühren, setzungen mit dem Angeklagten Schmitt. Nach den Bekundungen und in Berlin lebte sie mitunter elender als die ärmste Prole- Windecks wird die von den Angeklagten immer betonte Harmlosigkeit bei tarierin. Wohin der monatliche Zuschuß von zweihundert Mark der Entnahme von Ruhrwasser widerlegt, lettere aber auf ein ganz gewandert ist, den ihr der Vater pünktlich fandte, ist unerfindlich; fleines Quentchen reduziert. Als Windeck nämlich kurz nach seinem Janina selbst gönnte sich kaum fatt zu essen, und ihre Garderobe Eintritt Kenntnis von der Benutzung eines Stichrohrs erhielt, ist er Björnson weist in seinem Artikel zunächst auf die Gefahr war bei der Ankunft des Vaters in so trostlosem Zustande, daß in sehr erregt geworden; sofort hat er dem Aufsichtsrat eine hin, die die russische Eroberungs- und Unterdrückungspolitik, der Eile erst neue Kleidung gekauft werden mußte." diesbezügliche Vorlage gemacht und ungesäumt Filteranlagen in sowie die Träumereien von einem unüberwindlichen russischen Daß die Tochter eines reichen Mannes, die daheim grobe Angriff genommen. Das Stichrohr hat Windeck sofort gesperrt, die Weltreich, wie sie bei einem Teil der russischen herrschenden Arbeit unter ihrer Würde gehalten hat, proletarisch zu leben beginnt Schieberleitung abnehmen lassen. Schmitt müsse davon Kenntnis Klaffe Eingang gefunden haben, für den Weltfrieden wie für und ihr Geld für andere Zwecke ausgibt als für Garderobe das erhalten haben. Klasse Eingang gefunden haben, für den Weltfrieden wie für ist allerdings für das Polizeigemit des Tageblatts" außerordentlich Schmitt bestreitet das; W. habe das Stichrohr gar nicht gesperrt, die ganze westeuropäische Kultur bilden. Er kritisiert dann verdächtig. Aber durch das Strafgesetzbuch ist die grobe Arbeit und es sei immer Ruhrwasser verbraucht worden. Während der Auseinander die Russendienstfertigkeit der anderen Nationen, besonders der die schlechte Kleidung von Personen, die es eigentlich icht nötig" fetzung macht der Vorfigende den Schmitt darauf aufmerksam, daß Deutschen und Franzosen . Ueber Deutschland sagt er folgendes, haben, doch nicht verboten, und lästig macht Arbeit und schlechte er früher die Anlage des neuen Stichrohres immer in das was das Tageblatt" unterschlägt: Kleidung auch nicht. Jahr 1886/87 verlegt habe, nun soll es auf einmal erst 1902 ant­gelegt fein. Zeuge Winded erklärt weiter, nach der von ihm vor genommenen Anlage des Filterkanals sei eine Verwendung von Ruhrivasser nicht erforderlich gewesen. Schmitt behauptet wieder

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Wir sehen, wie Deutschlands große Dampfer teils geradezu an Rußland verkauft werden, um in Kriegsschiffe verwandelt zu verden, teils Kohlen zum Kriegsgebrauch für Rußland zusammen­schleppen. Wir ahnen die unter der Hand gegebenen Auf­

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Die nette Notiz soll offenbar den Mißgriff der Polizei ent­schuldigen; sie habe die Tochter des reichen Mannes eben für eine Proletarierin halten müssen, und habe sich deshalb feine Rücksicht auferlegt.-

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