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gründet ist, sondern durch eine im tiefsten Grunde verlogene Ver- bürgung der Gegenseitigkeit im Sinne der erwähnten Be- sondern daß es überhaupt nicht vorgelegt worden ist. Co mischung der Begriffe der Auslieferung und Ausweisung lediglich in stimmungen gewährleisten können. dann aber benötigte es durchaus nicht der Kenntnis der Gerichts. das Bereich der Polizeiwillfür gebracht ist. Freiherr v. Hammer= Das ist eine vollkommen unklare und vieldeutige Formu- akten, um den Justizminister über diese unerhörte Rechtsverlegung stein hat am Sonnabend im preußischen Abgeordnetenhause einen lierung, die keineswegs geeignet ist, eine Besserung des Rechts- zu unterrichten; denn bereits im Januar dieſes Jahres hat der Vortrag über das preußische Fremdenrecht gehalten, der in jener Weise zustandes herbeizuführen. Das ganze Gegenseitigkeits- und es war damals der Zentrumsabgeordnete Spahn, der meinte, Verteidiger Haase im Reichstage auf diesen Umstand hingewiesen die jetzt immer mehr üblich wird, in der Form wahrhaftiger Aufklärung verhältnis der Staaten ist reaktionären Ursprungs, es wenn dem so wäre, so ließe sich das Verfahren durch nichts ent­in Wirklichkeit an der Wahrheit vorübergeht. Herr v. Hammerstein wurzelt in dem Gedanken der heiligen Allianz, in der schuldigen. Seit dem Januar dieses Jahres ist also die Behauptung stellte als Grundsatz voran, daß kein russischer Deserteur aus Solidarität der Dynastien. Demokratischen Republiken aufgestellt worden, die der Justizminister als dunkles, nicht kontrollier­geliefert wird. Darüber verbreitete er sich sehr weitläufig find solche Gegenseitigkeitsbeziehungen niemals bewilligt bares Gerücht jetzt noch behandelt. und mit starkem und humanitärem Pathos." Es war früher worden. Der§ 103 des heutigen deutschen   Strafgesetzbuchs Es ist ihm weiter im Reichstag schon im Anfang dieses Jahres Rechtens," so führte er aus, daß gerade Deserteure in erster Linie beweist schon allein den reaktionären Grundcharakter aller mitgeteilt worden, daß er ja persönlich telegraphisch über die Rechts­der Auslieferung unterlagen. Die erſten Verträge, die moderne Gegenseitigkeitsverbürgungen. Er bestraft nämlich zwar die verlegung unterrichtet worden sei. Im Prozeß ſelbſt iſt wiederholt, Staaten im 18. Jahrhundert schlossen, betrafen fast ausschließlich Majestätsbeleidigungen fremder Monarchen, sofern die Gegen- losen Borenthaltung des Belastungsmaterials die Rede gewesen und sogar zur großen lleberraschung des Vorsitzenden, von dieser beispiel­Deserteure. Das hat sich erfreulicherweise im Laufe der seitigkeit verbürgt ist, aber er überläßt die republikanischen Herr Schönstedt   hat, wie aus seinen weiteren Ausführungen hervor Zeit geändert." Auch ein ähnlicher Kartellvertrag zwischen Preußen Oberhäupter getrost ihrem Schicksal; die fann man beleidigen, geht, die Prozeßberichte wohl verfolgt. Trotzdem behauptet er noch und Rußland   sei 1869 oder 1870 abgelaufen und nicht mehr er- soviel man will. jegt, er könne über diesen Vorwurf nichts sagen, weil ihm die neuert worden. Seitdem ist kein Deserteur jemals nach Rußland Gerichtsaften nicht vorgelegen haben. Es scheint somit, als ob der ausgeliefert, und wenn ein derartiger Fahnenflüchtiger außerdem Justizminiſter den Inhalt der Gerichtsaften so genau ahnt, daß noch ein anderes gemeines Vergehen oder Verbrechen sich hat zu er wohl weiß, wie sehr die Kenntnis kompromittierend wäre und schulden kommen lassen, so wird die Auslieferung stets nach dem immer wie ein Ungefähr und Nichts, über das er nichts wissen könne, daß er darum seit fast einem Jahre feststehende Tatsachen noch Grundsaße der Spezialität von der Zusicherung abhängig gemacht, behandelt- mangels der Attentenntnis!- daß er wegen militärischer Vergehen nicht zur Verantwortung ge= zogen wird."

schauung!

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Wie uns aus Detmold  

Niemand kann nun sagen, was denn das für Rechts­einrichtungen sein sollen, die vorausgesetzt werden müssen, um Gegenseitigkeit zu verbürgen. Es gibt nur ein Mittel, um diese Strafbestimmungen der heiligen Allianz erfolgreich zu reformieren: man muß sie ganz und gar streichen. Das reaktionäre Deutschland   hat sicherlich kein Interesse daran, etwa mit Frankreich   oder mit Amerika   einen Vertrag Stichwahlfieg in Lippe   Detmold  . Welcher Kulturfortschritt in Preußen, welche humane An- abzuschließen, der diese Staaten gegen monarchischen Hoch- telegraphiert wird, hat bei der Stichwahl im ersten Landtags­sondern wenn es sie aus einem anderen Grunde ausliefern muß. Gegenseitigkeitsverhältnis der dynastischen Syndikate aufrecht gefiegt. Der Wahlkreis war bisher freifinnig vertreten, er umfaßt Preußen liefert also nicht nur nicht Deserteure aus, verrat zu schützen anstrebt. Dagegen wird man sehr gern das Wahlkreis Genosse Auderer mit 759 gegen 622 Stimmen, die auf den Nationalsozialen Neumann- Hofer( Biesterfelder Hofpartei) fielen, so scheut es keine Mühe, noch Rußland   die besondere, Verpflichtung qufzuerlegen, wegen des militärischen Vergehens nicht zu strafen. erhalten und verschärfen. Es ist seltsam, daß die Freifinnigen die Städte Detmold  , Horn und Lage.  - ib Zage.- diese einzige Absicht der Gegenseitigkeits- Gesetzgebung auf Das ist der Vordersaz des Herrn v. Hammerstein! Wird aber nun wirklich kein Deserteur ausgeliefert? Unsinn! staatsrechtlichem Gebiete nicht durchschauen; sonst würden sie Nur Deserteure, die so glücklich sind, auch auslieferungsfähige Ver- nicht auf den unglücklichen Gedanken gekommen sein, Straf­brechen begangen zu haben, werden wegen der militärischen Ver- bestimmungen, die von Standpunkte der Demokratie aus gehen nicht ausgeliefert. Alle übrigen russischen Militärpflüchtlinge durchaus verwerflich sind, reformieren zu wollen und sie da­Taufen Gefahr, ausgeliefert zu werden, nur nennt Herr v. Hammer- durch zu konservieren.-

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Verbrecher".

Zur Stichwahl in Jerichow  . Diesen Freitag findet die Stichwahl im Reichstags- Wahl­freise Jerichow I und II statt. Es gilt für unsere Partei, dabei alle Kräfte aufzubieten. In Berlin   und Umgegend arbeiten viele Parteigenossen, die in diesem Kreise ihren Wohn­diese Parteigenossen auf, soweit sie es irgend ermöglichen fönnen, am Wahltage nach Hause zu fahren und ihre Wahl­pflicht zu erfüllen. Bei der Hauptwahl sind eine ganze An­zahl hier arbeitender Parteigenossen zu Hause geblieben. Möchten sie wenigstens jetzt das Opfer bringen.

Eine Probe auf die Arbeiterfreundlichkeit des Zentrums wollen unsere Parteigenoïien in seö In machen. Sie haben in der Ber unsere Parteigenoffen in Köln   machen. Sie haben in der Ver­sammlung des Sozialdemokratischen Vereins Köln- Stadt am 12. Dezember beschlossen, an den Oberbürgermeister und die Stadt­verordneten- Versammlung folgende beiden Anträge zu stellen: 1. Bei den Wahlen zur dritten Abteilung der Stadtverordneten- Versammlung find in Zukunft auch diejenigen Einwohner wahlberechtigt, die zwar, weil sie weniger als 900 M. Einkommen haben, weder Staats- noch Gemeindeſteuern zahlen, jedoch zu einem Einkommen von 660 bis 900 m. veranlagt sind und im übrigen die Bedingungen des § 5 der rheinischen Städteordnung erfüllen. Die veranlagte Steuer

stein das nicht mehr Auslieferung, sondern Aus. Der Semstwo Kongreß   und die Amnestierung der politischen siz haben und daher dort wahlberechtigt sind. AusDer- Wir fordern weisung an die russische Grenze. Die Ausweisung an die russische Grenze hat nämlich den Vorzug vor der Aus­Den Wortlaut des Beschlusses des Semstwo- Kongresses lieferung, daß im Effekt die gleiche Brutalität erreicht wird, wie bei der Auslieferung, daß man aber dabei keine diplomatischen und recht- betreffend die Neuregelung der politischen Verhältnisse Ruß­lichen Verhandlungen braucht, sondern daß die Polizei allein alles in lands haben wir bereits mitgeteilt. Es war dies übrigens, der Stille abmachen kann. Herr v. Hammerstein berief sich auf ein wie wir gegenüber Betrachtungen ausländischer Blätter mit Abkommen vom Jahre 1894 und rühmte diesem Abkommen als teilen wollen, der vollständige und genaue Wortlaut, Vorzug nach, daß es nicht eine Erschwerung des Ausweisungs- während die Nachrichten bürgerlicher Blätter zenſuriert waren. verfahrens darstellt, sondern eine Erleichterung. Es ist," so führte Nunmehr sind wir auch in der Lage, den Wortlaut der er wörtlich aus, verabredet worden, daß dann, wenn die Staats- Resolution desselben Kongresses mitzuteilen, die die Not­angehörigkeit ohne Zweifel feststeht, nicht der diplomatische Weg ein- wendigkeit einer Amnestie für Staatsverbrechen betont. Diese zuschlagen sei, sondern ein direkter Verkehr zwischen den Grenz- Resolution lautet folgendermaßen: ,, Ausgehend von der Erkenntnis, daß der Erlaß betreffend behörden stattfinden kann. Von diesem Uebernahmeverkehr Maßnahmen zum Schuße der Staatsordnung und Ruhe vom wird in zahlreichen Fällen Gebrauch gemacht." Also mit anderen Worten: Kein Deserteur wird ausgeliefert, 14. August 1881 einer der Umstände ist, der hauptsächlich den aber Deserteure werden kraft des Abkommens von 1894 im lleber- Boden für die administrative Willkür und für die Unzufrieden­nahmeverkehr" nach Rußland   gebracht! Wann erfolgt nun diese heit der Gesellschaft schafft und dadurch ein gegenseitiges wird nicht erhoben. 2. Die Wahlen erfolgen nach Stadtbezirken Uebernahme, d. H. die jedes Völkerrecht verlegende Auslieferung in Vertrauen und eine Einigung der Regierung mit der( statt bisher gemeinsam für die ganze Gemeinde in einem einzigen der Form der Ausweisung? Die Uebergabe erfolgt in der Regel, Gesellschaft verhindert, erachtet die Beratung die sofortige Wahlbezirk). Hier hat das Kölner Zentrum die Möglichkeit, zu zeigen, ob die wenn es sich um Bettler, Landstreicher und Gefindel" handelt. Aufhebung des genannten Erlasses für erforderlich. Außer= Geruht also die preußische Polizei, Deserteure als Bettler, Land- dem hält die Beratung mit Rücksicht darauf, daß das auf den auch aus seinen Reihen erhobenen Slagen über die Härten und streicher und Gefindel zu betrachten, so werden diese Deserteure aus- erwähnten Erlaß gegründete System der administrativen ungerechtigkeiten des Dreiklassensystems ernst zu nehmen sind. Hier Repressalien, das in der letzten Zeit mit besonderer hat es die Möglichkeit, einige diefer Ungerechtigkeiten ein wenig au geliefert. Aber freilich, Herr v. Hammerſtein beharrt auf seiner Stärke Anwendung fand, eine große Menge von Opfern mildern. Denn im Kölner Rathaus hat das Zentrum die Mehr. humanen Gesinnung. Er hat angeordnet, daß solche russischen Deferteure nicht an russische   Behörden ausgeliefert werden sollen, administrativer Willfür zur Folge hatte, die verschiedenen heit. Bor zwei Jahren hat das Kartell der christlichen Ge Strafen und Rechtsbeschränkungen unterworfen wurden, mehrheit befigt, ebenfalls den Antrag auf berabſegung des wertschaften in Aachen  , wo das Zentrum fast 3 weidrittel. wenn sie sich freiwillig über eine andere Grenze, Desterreich oder für ihre Pflicht, sich für die vollständige Befreiung von allen Wahlzensus auf das gesetzliche Mindestmaß gestellt. Die Stadt­welche sie wollen, entfernen." Was sollen wir nun annehmen? Deserteure, die keinen Paß Strafen auszusprechen, die auf administrativem Wege auf- verordneten- Versammlung lehnte aber den Antrag mit 21 gegen haben- Herr v. Hammerstein hat ausdrücklich erklärt, daß für die erlegt worden sind. Zugleich spricht die Beratung die Hoff- 14 Stimmen a b. Gegen den Antrag des christlichen Gewerkschafts­aus Rußland fommenden Reisenden, und nur für diese, in Breußen nung aus, daß durch einen Gnadenatt gegenüber Personen, fartells stimmten sechs Zentrums- Stadtverordnete, so daß der Antrag Ein Zentrums- Stadt­eine Paßpflicht besteht laufen also doch wohl nicht Gefahr, die in politischen Angelegenheiten zu Strafen verurteilt worden mit Hülfe der Liberalen" zu Fall fam. ausgeliefert zu werden, wenn sie den Willen und die Mittel haben, sind, die souveräne Gewalt dem Lande Befriedigung gewähren verordneter beschuldigte einen Teil seiner Parteigenossen: sie hatten nur für den Antrag gestimmt, weil sie seiner Ablehnung sicher irgend eine andere Grenze zu überschreiten. Herr v. Hammerstein gewesen seien. hat aber diesen Grundsatz wiederum nur aufgestellt, um ihn durch Landesverrat. Aus Leipzig   wird telegraphiert: einen anderen wieder aufzuheben; denn er fügte, indem er von der Ballin- Praxis sprach, hinzu, es sei mit den beiden deutschen  Schiffahrtsgesellschaften verabredet worden, daß alle russischen Auswanderer wegen der Seuchengefahr an der Grenze in eine fogenannte Kontrollstation aufgenommen, in dieser untersucht werden und ihre Weiterreise nur dann gestattet wird, wenn sie gesund sind."

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wird."

Deutfches Reich.

Gärung im Ruhrrevier.

Vor dem vereinigten zweiten und dritten Strafsenat des Reichs­gerichts wurde der Landesverrats- Prozeß gegen den 47jährigen früheren Friseur Hense aus Luremburg, zuletzt in Nanch wohnhaft, verhandelt. Hense hat durch Vermittelung des französischen   Grenz­

Aus dem Ruhrgebiet   meldet uns ein Privattelegramm: Die Lage ist sehr ernst. Die Belegschaft von Bruchstraße" fommissars Benner den früheren Zeugfeldwebel Schüße mit dem hält morgen Versammlung ab, weil die Einführung der Teilfahrts- Spionagechef in Ranch, Hauptmann Maugių, in Verbindung ge verlängerung erneut angefündigt ist. Auch die polnische Bergarbeiter- bracht. Letzterer verlangte von Schüße Auskunft über Geschütze und Wir haben somit drei Säge des Polizeiminifters, deren jeder Vereinigung nimmt Stellung. Auf Zeche Hagenbed" bei Essen   will versprach für ein Buch 500 Mart. Der Angeklagte intereffierte sich sehr für die Angelegenheit. Schüße, der als Zeuge vernommen den anderen wieder aufhebt. Erstens: russische   Deserteure werden Belegschaft die Wiedereinstellung des gemaßregelten Vertrauens- wurde, bekundet, daß er Maugin nichts geliefert habe, sondern nur niemals ausgeliefert; zweitens: russische   Deserteure werden nur mannes erzwingen, wenn nicht anders. dann durch Streik. Sonntag zum Schein auf dessen Anerbieten eingegangen fei. dann nicht über die russische Grenze gebracht, wenn sie Deutschland   finden mehrere Versammlungen im Essener  , Oberhausener  , Bochumer  über irgend eine andere Grenze freiwillig verlassen; drittens: und Dortmunder   Bezirk statt, um Forderungen an die Gruben­russische Deserteure müssen als Auswanderer in die Kontrollstation. verwaltungen zu formulieren. Die lettere Notwendigkeit aber beweist, daß russische wenigstens Das Abmahnen der Verbandsleiter vom Streit wird von den paßlose Auswanderer eben nicht die Grenze frei wählen können, erregten Arbeitern Feigheit"," Beisetreterei" genannt. sondern daß fie gezwungen find, in den Kontrollstationen sich durch Schiffahrtskarten der deutschen   Reedereien loszukaufen. In der Zeit der Konkurrenzfämpfe zwischen Ballin und Wiegand auf der einen und der Cunardlinie auf der anderen Seite wurden die sanitären

Um 12 Uhr wird die Deffentlichkeit ausgeschlossen. Das Urteil lautete auf zwei Jahre Zuchthaus, fünf Jahre Ehr­verlust, Stellung unter Polizei- Aufsicht und Zahlung der Kosten des Verfahrens. Als strafmildernd galt erstens, daß der Angeklagte noch unbestraft ist, und zweitens, daß seine Handlung nur ein Versuch war, als strafverschärfend die große Energie, mit der die Ausführung des Verbrechens in Aussicht genommen war, und der Umstand, daß

Von der Stimmung unter den Bergarbeitern redet das folgende Hense dem Zeugen Schüße genaue Instruktionen gegeben hatte.

Gedicht:

Taub und blind.

Da unten tief in den Schächten und Stollen,

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Kontrollstationen sogar dazu mißbraucht, um die in sie eingelieferten Da brüitet es wieder mit dumpfem Grollen, Russen zur Lösung deutscher   Schiffstarten nach Amerika   zu zwingen, ohne daß ein Staatsanwalt bisher gegen diese gewerbs mäßige Erpressung eingeschritten wäre. Seitdem die deutschen  Reedereien sich mit der Cunardlinie geeinigt haben, wird zwar noch immer versucht, die Gefangenen den Kontrollstationen zur Lösung von Karten nach Amerika   zu zwingen, aber ständige Praris ist doch nur noch, sie zu veranlassen, sich wenigstens mit Karten nach London   loszukaufen. Es ist also nicht wahr, daß russische De­serteure die Grenze frei wählen können, sie müssen vielmehr zur See mit deutschen   Schiffen die Grenze verlassen. Haben sie die Mittel dazu nicht, so werden diese Deserteure ausnahmslos nach Rußland  ausgeliefert.

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Eingelocht werden die Münchener   Schuyleute, die sich vor einiger Zeit an der ersten Schutzmänner- Versammlung beteiligten, die be­fanntlich aufgelöst wurde. Die Leute erhielten Zimmerarrest bis zu 4 Tagen bezw. Einzelarrest bis zu 3 Tagen diftiert. Die Höhe der Strafe richtet sich nach der Energie, mit der jeder einzelne sich in feiner schriftlichen Rechtfertigung verteidigt hat. Von sämtlichen da von betroffenen Schußleuten wurde gegen diese Strafverfügungen Beschwerde eingelegt.

In welcher Weise sich die Verhältnisse bei der Münchener   Schuh­mannschaft entwickeln, zeigt die Tatsache, daß sich zahlreiche Schutz­leute zuni Uebertritt zur Gendarmerie gemeldet haben, obwohl dort die Bezahlung schlechter und der Dienst schwieriger und obwohl die Gendarmerie militärisch organisiert ist. Wenn das Kommando der Schutzmannschaft meint, durch sein Vorgehen Beschwerden der Mann­schaften über vorhandene Mißstände unterdrücken zu fönnen, so wird es sich schwer täuschen.-

Da ballen sich wieder die Wetter dicht, Sie aber achten und merken es nicht Und lassen die Löhne nur niederrasseln Und lassen die Strafen nur niederprasseln, Und nullen die Wagen, die Bergmannsfleiß Zu Tage gefördert mit Bergmannsschweiß. Gie hören nicht, was schon so mancher hört, Sie sehen nicht, was schon so mancher sieht, Der schnöde Golddurst hat sie betört, Das tolle Hasten nach Mehrprofit. Und wenn der Riese sich wieder rect, Zu Ende geht auch die Knechtsgeduld Und wenn er wieder die Zähne bleckt, Es steht fest, daß tatsächlich nach wie vor russische Militär­Sie tragen einzig allein die Schuld. Großherzogtum Sachsen- Weimar  , 14. Dezember.  ( Eig. Ber.) Eine rühmliche Ausnahme unter den gegenwärtigen politischen Ver­flüchtlinge, die keinen Baß haben und alle Militärflüchtlinge sind ohne Baß entweder an Rußland   ausgeliefert werden( man Das Alibi" des Justizministers. Es ist schon darauf hingewiesen hältnissen in unserem Lande, wo Bürgermeister, die nicht einmal nennt dies Uebernahmeverkehr"), oder aber sich dazu herbeilassen worden, daß der preußische Justizminister, wie das in seinem von richtig schreiben können, nach der bekannten Schablone wegen Ge müssen, ihre ersparten Kopeken den deutschen   Reedereien zukommen ihm verwalteten Ressort allerdings nicht bei den Beamten, sondern fahr für die öffentliche Ordnung und Sicherheit" ohne jede weitere üblich ist, sich ein funst- Begründung sozialdemokratische und gewerkschafts zu lassen. In keinem Lande der Welt ist eine solche Praris denkbar, bei den Objekten der Justizpflege Er leitete feine liche gerechtes Alibi zu verschaffen gesucht hat. Bersammlungen berbieten, macht ein Dorfs noch weniger wäre ein Minister denkbar, der in solcher Weise diese Geständnisse über den Königsberger   Prozeß damit ein, daß er bürgermeister. Er hat die bon dem Bürgermeister Bragis zu verhüllen sucht. die Gerichtsakten nicht fenne, um auf diese Weise jede un- Blankenhain   verbotene Porzellanarbeiter- Versammlung, in welcher Genossin richtige Aussage oder bedenkliche Auslassung von vornherein zu ent- die Zieg aus Hamburg   sprechen follte, schuldigen. Wir lassen es ganz dahin gestellt, ob es mit den Amts- feinem, 4 Stunde von Blankenhain   entfernten Dörfchen ungehindert Pflichten des Juſtizminiſters vereinbar ist, auf die Stenntnis der stattfinden lassen. Deshalb wurde dieser Bürgermeister in dem Prozeßakten fünstlich zu verzichten, jedenfalls jedenfalls hat nach dem dortigen Kreisblättchen angerempelt; nunmehr veröffentlicht das Vorgang mancher Angeklagte zu viel auf sein Alibi geladen. Kreisblättchen folgende Zuschrift des Bürgermeisters:

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Gegenseitigkeit.

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Die freisinnigen und süddeutschen Volksparteiler haben im Reichstag, wie schon erwähnt, einen Antrag eingebracht, der das Gegenseitigkeitsverhältnis im Strafgesetzbuch sowie das Zu den schwersten Vorwürfen gegen das Vorverfahren gehört Auslieferungswesen reichsgefeßlich regeln will. Daß die Aus die Vorenthaltung des Anklagematerials, das sowohl die Angeklagten Lieferungsverträge nur von Reichswegen abgeschlossen werden wie die Verteidiger niemals gesehen haben. Dagegen bemerkte der sollen, wie die Freisinnigen verlangen, dem fönnen auch wir Justizminister. Wenn es richtig sein möchte, daß die Schriften zustimmen. Dagegen sind die freisinnigen Wünsche über die selbst den Angeklagten und ihren Verteidigern nicht rechtzeitig Bestimmungen der Gegenseitigkeit äußerst bedenkliche Halb- borgelegt und sie dadurch in ihrer Verteidigung gehemmt worden sind, dann würde ich es im höchsten Grade bedauern; ich weiß es nicht, heiten. Der Antrag will, doe Gegenseitigkeit nur nach ob dem so ist, da, wie ich schon gesagt habe, die Gerichtsalten mir ordnungsmäßig veröffentlichten Gaatsverträgen und aatsverträgen und nur nicht vorgelegen haben." solchen Staaten gewähr wird, wela he nach ihren eigenen Die gegen die Justiz erhobene Anklage geht erstens nicht dahin, inneren Verfassungen un ihren Rechtseinrichtungen eine Ver- daß das Anklagematerial nicht rechtzeitig vorgelegt worden sei.

B

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An die Redaktion des Blankenhainer Kreisblattes".

in

An dem von Ihnen in Nr. 144 des Bl. Krbl." gebrachten Lokalbericht über die in Blankenhain   verbotene und am ver gangenen Montag abend in Schwarza   stattgefundene fozial demokratische Porzellanarbeiter Versammlung möchte ich be­richtigen, daß die angeblich unbeanstandet stattgefundene Vers sammlung von mir in der Voraussetzung genehmigt wurde, daß fich die Referentin während ihres Vortrages aller Angriffe gegen Regierung und Behörden zu enthalten hätte und die Versammlung von mir selbst zu überwachen wäre. Da das Thema Die gewerkschaftliche und politische Lage der Porzellanarbeiter" für mich