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Nr. 297. 21. Jahrgang.

5. Beilage des Vorwärts " Berliner Volksblatt. Sountag, 18. Dezember 1904.

Mordprozeß Berger.

Sechster Tag.

Nach Eröffnung der Sizung ersucht ein Geschworener noch um Auskunft über einen Punkt. Es sei zur Sprache gekommen, daß Berger am 13. Juni, als er der Vorladung zum Polizeipräsidium Folge leistete, noch eine Unterredung mit dem Beugen Sander gehabt habe. Der Geschworene wünscht nähere Auskunft über die Art, wie biese Unterredung zustande gekommen. Der Angeklagte erklärt: Die Vorladung sei schon am Sonnabend abend bei seiner Schwester ab­gegeben worden und er sowie Sander hätten davon schon Sonnabend abend gehört. Morgens fünf Uhr habe die Liebetruth die Vor­Ladung von seiner Schwester abgeholt, und da Sander neugierig war, um was es sich handelte, habe er sich am Montag früh gegen 9 Uhr mit ihm getroffen und ihn nach dem Polizeipräsidium be­gleitet. Berteidiger Rechtsanwalt Bahn: Es könnte in Frage kommen, in welchem Hause die Tat verübt worden ist. Die Polizei hatte erst zwei Täter angenommen und als Tatort die Hussitenstraße in Betracht gezogen. Jest nimmt die Polizei das Haus Aderstr. 130 als Tatort an. Es erscheint unwahrscheinlich, daß in einem so reich bevölkerten Hause ein Mann unbeobachtet einen Korb mit einer Leiche hinaustragen kann. In der Boruntersuchung hat nun eine in der Ackerstr. 158 wohnende Frau bekundet, daß sie einen Mann mit weißem Strohhut gesehen habe, der einen Korb trug. Diese Be­fundung hat fich nicht aufrecht erhalten lassen. Diese Frau wird befunden, daß in dem Hause Ackerstr. 130 die ganze Nacht Bärchen cin- und ausgehen. Wenn das wahr ist, ist kaum anzunehmen, daß bei einem so lebhaften Verkehr ein Mann ungestört einen Leichnam aus dem Hause schaffen kann. Ich beantrage daher, diese Frau als Beugin zu laden, auch aus dem Grunde, um zu zeigen, wie in solcher Sache Aussagen gemacht werden und wie manche Leute in einem gewissen Taumel alles mögliche aussagen.

-Die Beugin soll geladen werden.

schlafen gelegt habe.

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Bolizei mitteilen.

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wieder und ich fchickte sie dann zu Frau Köhler, um für diese Kleidung der Lucie schildert Zeuge genau wie seine Ehefrau. bie Karbonade einzuholen. Sie mußte bis über den Garten Vorf. Nachdem Ihre Nachforschungen nach Ihrer Tochter ver­fort gehen. platz Um 12 Uhr tam sie wieder und geblich gewesen waren, was machten Sie dann? Zeuge: Ich sagte freudestrahlend: Mutti, Frau Köhler hat mir 20 Pfennig ging zur Polizei und meldete das Verschwinden meiner Tochter. gefchenft; kann ich mir dafür Bonbons kaufen?" Ich gestattete es, Am Freitag mußte ich wieder zur Polizei fommen, erst am Sonn­fie faufte sich Bonbons und kam bald wieder. Ich sagte ihr dann, abend teilte man mir mit, daß in der Spree ein Rumpf gefunden Zeuge schildert nun, wie er von Kriminalbeamten sie sollte Vater, der von der Arbeit kommen mußte, entgegengehen, worden sei. da tam aber der Vater auch schon herein. Er war etwas übellaunig, nach dem Fundort geführt wurde und den Rumpf in einem Kahn weil er bei der Arbeit Verdruß gehabt hatte. Wir haben dann liegend fand. Er hat sofort an dem roten Unterrod und einem gegessen, Lucie hat Karbonade und Kartoffeln gegeffen, aber nicht schwarzen Achselstück gesehen, daß es der Rumpf seiner Tochter war. Gurkensalat. Um 3/41 Uhr ging der Vater, der in der Gerichtstraße Auch an den Kleiderresten, die an den aufgefundenen Armen vor= arbeitet, wieder weg, und mit Rücksicht auf die Mißstimmung des handen waren, hat er die Identität seines Kindes festgestellt. Bruno Berlin, der 15jährige Bruder der Lucie, erklärt, Baters beauftragte ich die Lucie, doch nachzusehen, wo der Vater lang gehe. Sie kam bald wieder und sagte, daß der Bater nach der daß er in der Neuen Hochstraße bei einem Kaufmann arbeitete und Gerichtstraße gegangen sei. Kurz nach 1 Uhr holte sich Lucie den Klosett- am 9. Juni etwa um 14 Uhr zu Hause angekommen sei. Als schlüssel. Da sie an den Riegel nicht heranreichte, mußte sie etwas hoch er wieder zur Arbeit gehen wollte, habe die Mutter ihm gesagt, springen, sie hopste zweimal hoch und nahm, wie ich später sah, auch er solle die Lucie holen, sie sei aber auch gleich nachgegangen. Unten den Korridorschlüssel mit. Das Seloſett liegt eine halbe Treppe habe er Grete Schreiber stehen sehen und diese zuerst für seine höher; als meine Tochter dorthin ging, war es etwa zehn Minuten Schwester gehalten, weil sie ähnliche Kleider trug. Abends habe er nach 1 Uhr, meine Lucie sah ich dann nicht mehr lebend wieder. dann gehört, daß Lucie verschwunden sei. Alles Suchen nach ihr war Um 42 Uhr kam mein Sohn Bruno von der Arbeit nach Hause, er vergeblich. Er habe sich auch dabei beteiligt. Als er wieder auf fam fast immer pünktlich um diese Beit. Wir aßen nun zusammen der Rüdfehr war, will er gesehen haben, daß ein fein gekleideter Starbonade und Kartoffeln. Als mich mein Sohn fragte: Wo ist Mann mit einem Strohhut, mit einem ihm bekannten Hunde in das denn Lucie?" sagte ich ihm, fie wäre nach dem Klosett ge Haus Aderstraße 130 ging. Da fie schon viel zu lange fort war, wollte ich sie gangen. holen. Auf der Treppe fab ich jedoch, daß kein Schlüssel in der loſetttür stedte; ich ging wieder in meine Wohnung. Plötzlich fagte mein Sohn zu mir:" Sieh mal, Mutter, Lucie spielt ja dort auf dem Hofe." Ich ging mit Bruno die Treppe hinunter, wo ich mit der Seiler zusammentraf. Ich rief nach dem Hofe hinein: Lucie, weshalb kommst Du denn nicht oben?" Jegt erst bemerkte ich, daß das Kind gar nicht meine Lucie war,

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tvenn

Frau Nölte wohnt unter der Riebetruthschen Wohnung. Ihre Küche liegt genau unter der Liebetruthschen. Außer ihrem Mann war auch noch eine Frau Thamm am 9. Juni gegen mittag bei ihr in der Küche. Sie hatte sich mit ihrem Manne, der als Schneidermeister am nächsten Tage Sachen abliefern sollte, gezantt und sich aus fleiner Chitane etwas aufs Bett in der Wohnstube gelegt. Als Frau Thamm gekommen und nach ihr gefragt habe, habe ihr Mann scherzend gesagt:" Meine Frau schläft, aber sie wird bald rausfallen!" Als sie dann wieder aufgestanden und in die es war etwa Uhr Küche gegangen war habe man ein Geporter und einen Fall in der Liebetruthschen Wohnung gehört. Sie hat darauf den Scherz ihres Mannes aufgenommen und gesagt: Nun fällt wohl Hannchen aus dem Bett!" Der Fall war nicht besonders kräftig, dann hörte man noch zwei fleinere Bolter­

geräusche.

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sondern die in demselben Hause wohnende Grete Schreiber. Ich fragte das Kind, ob es nicht Lucie gesehen habe. Es antwortete, Lucie fei mit zwei Kindern vom Hof, gegangen. Es sollen dann einige Beugen vernommen werden, die über Ich konnte dies nicht glauben, da Lucie dies nie getan hatte und höchstens nur auf dem Hofe Ball Borgänge unmittelbar vor der Tat Aussagen machen sollen. Frau Gottschalt wohnt im Hause Ackerstraße 130 im Seiten- ich ihr nicht besonders erlaubt hatte, fortzugehen. Ich ging dann Der Verteidiger, der schon der vorigen Zeugin manche flügel im Keller. Am 9. Juni, dem Tage des Mordes, hat sie, wie wieder hinauf, es wurde mir mit einem Male, ſo furchtbar Angst, Momente vorgehalten hatte, die deren Wahrnehmung als unwahr­fie aussagt, Berger vormittags gegen 11 nach Hauſe tommen sehen. ich hatte so ein eigentümliches Gefühl, zumal mir eine andere Frau, scheinlich und ganz unsicher hinstellen sollten, sucht auch der Frau Sie hat am Fenster gesessen und Berger hat sie gegrüßt. Berger welche kurz vorher die Ackerstraße entlang gegangen war, fagte, fie Mölte gegenüber auszuführen, daß auch diese Bekundung einen ging in die Liebetruthsche Wohnung. Etwa 20 Minuten später ist babe die Lucie auch nicht gesehen. Gegen 2 ühr kam ein Leiermann besonderen Wert unmöglich haben könne. Sie Schwester des Angeklagten, Frau Walter, gekommen. Zu dieser ob dies der Beuge Schöneberg ist, kann Zeugin nach Gegenüber- Frau Thamm bestätigt die Aussage der Frau Nölte. Der hat sie gesagt, daß der Bruder oben sei und wahrscheinlich sich stellung nicht sagen- bei welchem die Kinder wie immer tanzten, Fall, der aus der Liebetruthschen Küche kam, sei holperig, stolperig meine Lucie war nicht dabei. Ich stellte mich an das Flur gewesen, als wenn jemand Rechtsanwalt Bahn: Diese Zeugin hat seinerzeit bei der fenster und wartete; ich weiß nicht, wie es tam, ich fing an zu über die Schwelle gestolpert Bolizei eine ganz phantastische Anzeige gemacht, wonach sie den Lenz weinen, meine Angst wurde immer größer, dabei hatte ich so ein Borsigender: Welchen Weg hat denn und hingefallen wäre. für den Mörder erklärte und ausführlich mitteilte, daß Lenz bei der eigentümliches Gefühl. Sie könne nur sagen, daß es ein Fall Beugin: Der fam auch vom Gartenplaß wie die gewesen, der nicht mit einem Male zu Ende war. Es war so, als Frau Feige wohne, diese dem Lenz behilflich gewesen sei, daß Frau Ihr Sohn? Feige eine Tante habe, die ein 18jähriges Mädchen habe, durch dieses andere Frau. Mein Sohn hat aber meine Lucie auch nicht gesehen. ob noch Arme nachflappten. Der Verteidiger weist auch Das sind Gegen 4 Uhr ging ich zu einer in demselben Hause wohnhaften hier darauf hin, daß nach seiner Ansicht die heutige Aussage der Mädchen sei die Lucie dem Lenz zugeführt worden 2c. 2c. doch Phantasien gewesen. Beugin: Ich habe nur meine Ver- Frau Prügel und erzählte ihr, daß ich mich so sehr ängstige, Lucie Beugin mit der Aussage vor dem Untersuchungsrichter nicht überein­Vert.: Sie beschuldigen doch aber den fei nach dem Klosett gegangen und nun schon seit drei Stunden ver- stimme. Er hebt außerdem hervor, daß es in einem so bevölkerten mutungen mitgeteilt. Lenz durch diese Mitteilungen des Mordes. Das ist doch sehr leicht- fchwunden. Bei Frau Prüzel blieb ich bis nach 6 Uhr. Vorause doch schwerlich so ganz still sei, daß der Zeugin ein solches Präs.: Nun, wenn in einem Hause ein Mord passiert, igender: Wie war denn die kleine Lucie gewöhnlich bekleidet, Fallgeräusch aufgefallen sein könne. Das Geräusch habe doch auch liegt es nicht sehr fern, daß die Leute auch ihre Vermutungen der insbesondere am Tage ihres Verschwindens?-Beugin: Sie von balgenden Kindern herrühren können. Die Zeugin bleibt aber fertig! trug rotbraune Knöpfftiefel, wollene Strümpfe, rotjeidene Strumpf mit Bestimmtheit bei ihrer Aussage. Rechtsanwalt Bahn behält Der Verteidiger glaubt, daß diese Zeugenaussage doch beweise, bänder und auch am Tage ihres Verschwindens ein goldenes fich vor, einen Sachverständigen zu laden, daß es unmöglich ist, Außerdem trug fie einen rötlichen, ge mit solcher Bestimmtheit zu sagen, aus welchem Raume ein der daß in dieser Sache unendlich viel geredet worden sei, so daß die Medaillon um den Hals. Beugen gar nicht mehr wissen, was sie gehört oder selbst erlebt stridten wollenen Unterrod, den sie fast immer an hatte; ferner ein artiges Geräusch kommt. Das Geräusch mußte doch den Beugen weißes Leibchen und Leinenhemd und Beinkleid. Auf weiteren zunächst auch höchst gleichgültig gewesen sein. haben. Die nächste Zeugin ist Frau Walter, die Schwester des An- Vorhalt des Präsidenten erklärt die Zeugin weiter: Sie selbst habe Schneidermeister Nölte bezeichnet den Fall, den er gleich. getlagten. Sie behauptet, daß es zwischen 12 und 12 Uhr gewefen die Liebetruth nur vom Sehen gekannt, die Lucie kannte diese besser, falls in der Liebetruthschen Küche gehört, als einen dumpfen; es Lucie hat auch öfter mit dem Hund sei so gewesen, als wenn jemand stolperte und hinfiel. fei, ats fie am Als nach 9. Juni ihren Bruder besuchte und vorher da ste öfter für fie einholte. bei Frau Gottschalt vorsprach. Als fie die Tür der gespielt und kannte den Berger. Sie fagte manchmal: einer Zeitungsnachricht Berger verhaftet wurde, hat sich der Zeuge Liebetruthschen Wohnung aufmachen wollte, sei ihr schon der Der Onkel ist sehr gut! dieses Falles erinnert und zusammen mit seiner Frau und der Hund entgegengesprungen. Ihr Bruder habe fie gebeten, D5 Berger je allein mit der Lucie zusammen war, weiß Frau Thamm festgestellt, daß sie ihre Wahrnehmungen am 9. Juni ihm doch Kartoffeln und Hering zu besorgen. Sie habe denn auch fie nicht. Der Verteidiger läßt fich genau be- gemacht hatten. Als er am nächsten Tage um 3 Uhr morgens auf­das Haus wieder verlassen, um Hering zu kaufen. Als sie auf die schreiben, wo der Unterrod, das Kleid und die Stiefel der Lucie stand, weil er Arbeit abliefern mußte, fei er auf das Klosett Straße fam getauft waren. Ferner stellt der Verteidiger fest, daß ein Mädchen, gegangen und habe von dort gehört, daß jemand vom Barterre zum Es sei ihm dann auch so gelvesen, Grete Schreiber, der Frau Berlin am Abend des Mordtages er- oberen Stockwerk hinaufging. denn die Arbeiter der Fabrik von Keyling u. Thomas hatten gerade zählt hatte, die Lucie sei gar nicht aufs Klosett gegangen, sondern als ob jemand mit einem Schlüssel an ein Schlüsselloch stieß. Er Mittagspause. Sie will dann etwa eine Stunde in der Liebe- sich hinter einen Pfeiler gestellt habe und sei dann herunter gerannt, hat dann, als er in seine Wohnung zurückkehrte, Schritte in der truthschen Wohnung gewesen sein, Kartoffeln gekocht und dann et ta wobei sie die kleine Schreiber beiseite gestoßen habe. Ferner Liebetruthschen Wohnung gehört und seine Frau hat zu ihm gesagt: um 1% Uhr ihren Bruder verlassen haben. Trop der Borhaltung, gibt die Beugin auf Borhalt des Verteidigers zu, daß auch fie feiner- die da oben scheinen jetzt nach Hause zu tommen. Präsident: Wir haben heute eine Reihe von Zeugen daß sie sich in der Zeit doch wohl irre, bleibt sie bei ihrer Zeitangabe. zeit Verdacht auf Lenz gehabt habe, weil man ja allgemein immer Sie behauptet, daß ihr Bruder ganz vernünftig gesprochen habe, meint wieder sagte: Lenz sei der Täter. Berger habe gesagt, er werde den gehört, die nach Ansicht der Anklage von aber, daß er doch angetrunken gewesen sei, denn er hatte ihr erzählt, daß Lenz suchen und Berger habe dann auch immer mehr den Verdacht er die Nacht durchgegangen sei. Der Verteidiger läßt sich von der geschürt. Die Zeugin erzählt dann einen Vorfall, wo bei einer find. Ich möchte den Herrn Untersuchungsrichter fragen, wie er Beugin bestätigen, daß man es ihrem Bruder gar nicht ansehen gemeinsamen Unterredung über den Word Berger ganz bestimmt sind. Ich möchte den Herrn Untersuchungsrichter fragen, wie er fonnte, wenn er angetrunken gewesen; im Gegenteil sei er dann behauptet haben soll: Lenz habe das Kind nach dem Tunnel unter zu diesen Zeugenaussagen steht? immer ganz gerade gegangen, so daß man in solchem Fall zu sagen der Stettiner Bahn gebracht und dort an eine Frau Feige aus- wäre nach meiner Ansicht ein Gutachten über einen allgemeinen pflegte: Berger geht heute wieder gerade." Die Zeugin bekundet geliefert, wo ein Mann Kufahl wohnte und wo das Kind ermordet Eindruck, den die Zeugen gemacht haben, aber keine Befundung über pofitive Tatsachen. Untersuchungsrichter Maßmann erklärt auf weiter, daß ihr Bruder damals einen schwarzen Filzhut und worden sei. Diese Behauptung bringt Berger in die Befragen des Präsidenten, daß die heute vernommenen Zeugen im einen noch ziemlich neuen Jadettanzug trug. Gegensatz zu den Kindern und einzelnen anderen Zeugen den Ein­brud machten, daß sie nur sagten, was sie wahrgenommen hatten und nicht phantastischen Borstellungen nachjagten. Da der Angeklagte erklärt, daß er nicht mehr verhandlungsfähig ist, wird die Sigung auf Montag Uhr vertagt.

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sei es 12 Uhr gewesen,

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Rechtsanw. Bahn: Ist der Zeugin bekannt, daß ihr Bruder schon im März die Absicht der Heirat gehabt und sich damals schon feinen Taufschein besorgt hat? Er fonnte aber die Liebetruth Damals nicht heiraten, da er damals gesucht wurde und sich nicht felbst angeben fonnte. 8eugin: Jawohl. Mein Bruder hat schon im März gesagt:" Ich heirate jetzt mein Hannchen!" Sehr ausführlich wird alsdann Frau Berlin ,

höchste Erregung,

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besonderer Bedeutung

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Rechtsanwalt Bahn: Das

Richtstroh 4,66-4,32. eu 8,90-7,40.

*) Frei Bagen und ab Bahn. **) AB Bahn.

er erhebt sich plöglich und schreit die Frau an, indem er mit dem Finger droht:" Frau! Sehen Sie mich doch mal an! So was behaupten Sie hier? Gehen Sie nicht zu weit! Vergessen Sie sich nicht! Wie tönnen Sie so was sagen?"- Der Borsigende muß ihn wiederholt nachdrücklichst zur Ruhe verweisen.- Frau Berlin bleibt trotz aller Vorhaltungen bei ihrer Behauptung.­Zeugin Liebetruth erklärt, daß fie eine derartige beſtimmte Bemerkung von Berger bei jenem Gespräch nicht gehört habe. Man Marktpreise von Berlin am 16. Dezember. Nach Ermittelungen des fgl. Polizei- Präsidiums. Für 1 Doppel- Bentner: Weizen**), gute Sorte die Mutter der Ermordeten, vernommen, nachdem der Vorsitzende babe sich nur allgemein über verschiebene Möglichkeiten unterhalten. 17,75-17,72 W., mittel 17,69-17,66 92, ., geringe 17,63-17,60 m. Es entsteht eine längere Auseinandersetzung zwischen dem Ver- Roggen**), gute Sorte 14,00-00,00 9., mittel 00,00-00,00 9., geringe ihr nahe gelegt, daß fie trotz ihres begreiflichen großen Schmerzes nichts als die Wahrheit sagen möge. Frau Berlin befundet: Meine teidiger und den Beugen, wer zuerst den Verdacht auf Lenz 00,00-00,00 2. Futtergerfte*), gute Sorte 15,90-14,80 M., mittel 14,70 Lucie war ein liebes, füßes Kind, welches sehr gefällig war, aber gelenkt habe: Kriminalkommissarius Wannowsky befundet, daß bis 13,60 M., geringe 13,50-12,50 M. Hafer*), gute Sorte 16,50-15,60 m., mit fremden Leuten nicht mitging. Noch etwa acht Tage vor dem zwei Sittenbeamte, welche bei der Liebetruth gewefen sind, mittel 15,50-14,60 M., geringe 14,50-13,70. Erbfen, gelbe, zum Stochen Morde, zu der Zeit, als an den Säulen bekannt gemacht war, daß ihm mitgeteilt hätten, daß diese gesagt hätte, die ganze Be- 40,00-30,00 M. Speisebohnen, weiße 50,00-30,00 M. Zinsen 60,00-30,00 2. ein zerstüdelter Frauenleichnam im Wasser gefunden war, hatte ich ſchreibung paffe doch auf Lenz. Berger selbst sprach sich bei Kartoffeln 9,00-7,00 2. zu dem Kinde gesagt: Lucie, gehe niemals mit einem fremden feinen Vernehmungen fo belastend gegen Lenz aus, daß ihm Für ein stilogramm Butter 2,80-2,20 M. Gier per Schod 4,80-3,20 2. Manne mit. Da hat das sind, welches von jener Mordtat bies auffiel, da sonst in derartigen Kreisen die Betreffenden fest zu hatte sprechen hören, geantwortet: Mutti, so dumm bin ich nicht, einander halten. Gerade diese auffallend schwere Belastung des denn da schneiden sie mir den Kopf ab und werfen mich ins Lenz durch Berger habe ihn schließlich stutzig gemacht und ihm den Waffer!" Ich hatte ihr dann auch auf die Seele gebunden, daß, Berger verdächtig erscheinen laffen. Dem widerspricht der Ver­wenn ihr derartiges passieren sollte, daß ein Mann sich ihr verdächtig teidiger und sucht durch viele Fragen nachzuweisen, daß der Verdacht nähere, sie laut um Sülfe schreien sollte. Schon im Winter, als sie gegen Lenz, zuerst durch die Kriminalbeamten bei der Frau Berlin ausgefchict worden war, um Betroleum zu holen, ist sie ängstlich angeregt sei. Frau Berlin bleibt dabei, daß dies zuerst von der auridgetommen und hat Mutti!" laut geschrien, weil sie Angst vor Liebetruth bezw. dem Berger geschehen sei. einem Manne hatte. Sie ging nur mit jemand mit, den sie Mittagspause. tannte. Die Lucie war ein frisches Kind, mit roten Baden, blauen Augen und hellem Haar und förperlich gut entwickelt. Am 9. Juni war ich vormittags zu einer Frau Köhler gegangen, um ihr zu helfen, Bigarrentidel zu machen. Vorher hatte ich meiner Lucie bestätigt im allgemeinen die Aussage seiner Ehefrau. Als er von gefagt, daß fie nachmittags etwa um 8 Uhr mit mir nach der der Arbeit zurückkehrte und von dem Berschwinden des Mädchens Leipzigerstraße gehen solle. Als ich Frau Köhler verliez, bat diese, hörte, ist er zu allen möglichen Verwandten und Bekannten gelaufen, daß die Lucie ihr doch etwas Karbonade einholen möchte, und um zu sehen, ob die Lucie etwa dort sei. Aber es war vergeblich. ich sagte ihr dies zu. Als ich gegen 11 Uhr auf den Hof Acker ftraße 180 fam, spielte die

Lucie mit dem Hunde.

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Beuge Zigarrenmacher

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Friedrich Berlin

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Wasserstand am 16. Dezember. Ibe bei Auffig+0,60 Meter, bei Dresden 0,85 Meter, bei Magdeburg +1,78 Meter. Unstrut bei Straußfurt +1,40 Meter. Oder bei Natibor+2,42 Meter, bei Breslau Ober Begel+ 5,12 Meter, bei Breslau Unter Begel+0,50 Meter, bei Frankfurt+ 2,05 Meter. Weichsel bei Brahemünde Meter. Warthe bei Bojen+0,78 Meter.

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Nete bei Usch-- Meter.

Witterungsübersicht vom 17. Dezember 1904, morgens 8 Uhr.

Stationen

Barometer

stand mm

Wind

richtung

Windstarte

Better

3 bedeckt

Zemp. n. T.

5°.4° R.

Stationen

Barometer

Wind richtung

Bindstärke

7 Haparanda 748

Belter

4Schnee

Lemp. n. E.

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Borf. Pflegte Ihre Tochter Sie nicht davon in Kenntnis zu feben, wo sie hinging? Beuge: Das tat sie immer, dazu war fie biel zu gut erzogen. Auch wäre sie nie mit einem fremden Manne mitgegangen, ich habe ihr dies ganz besonders eingeschärft. Swinemde. 766 9 Befersburg 762 28 1 bedeckt Ich sagte ihr: Lucie, Du sollft etwas einholen, worauf fie fagte: Ich glaube auch nicht, daß sie mit einem fremden Manne mit hamburg 767 WSW 4 bedeckt Berlin 769 S 2 bedeckt 6 Scilly 763 SS6wolfig 11 Mutti, ich komme gleich! Ich ging dann hinauf zu meiner gegangen wäre, der ihr dann Bonbons oder Obft getauft hat. Franti.a.M. 773 SW 2 Regen 8 Aberdeen 753 3 bedeckt 11 Wohnung und das Mädchen kam nach. Als ich die Treppe hinauf Borf.: War Ihre Tochter für ihr Alter besonders start entwickelt? München 774 S0 2wolfig 2 Paris 772 66% 2 bedeckt 10 lam, sah ich Berger auf dem Flur stehen. Er stand da ohne Jadett, 8euge: Jawohl, fie machte den Eindrud einer 11jährigen Bien 775 Still Owolten! 1 im weißen Hemd, ohne Hut. Wie ich mich dann noch einmal um- und war auch für ihr After schon ziemlich groß, fie ging mir gerade drehte, stand Berger mit einer Frau( Frau Walter), beide saben bis an das Rinn. Auf Borhalt des Borfißenden erklärt Zeuge, Wetter- Prognose für Sonntag, den 18. Dezember 1904. burch das Flurfenster nach dem Hofe und sprachen und lachten. daß ihm bekannt war, daß Lucie B. öfter für die Liebetruth und für Biemlich warm, teilweise heiter, aber veränderlich mit etwas Regen und Dann tam Lucie oben, holte sich eine Tasche und ging aus, um für die Seiler Besorgungen gemacht habe. Das Kind habe ihm auch mäßigen südwestlichen Binden. mich Eier und geriebene Semmel zu holen. Das Kind tam bald öfter erzählt, daß sie für Ontel" etwas einzuholen habe. Die Berliner Betterbureau

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