Zum Empfang der battischen Flotte.London, IS. Dezember.„Daily Telegraph" meldet a«S Tschifuvom 18. d. M.: Ein Teil der japanischen Flotte i'nach S i n g a p o r e in See gegangen. Am 15. d. M. waren25 Kriegsschiffe bei Dalny zusammengezogen. Die j a p a-Nischen T r a n s p o r t d a m p f e r sind jetzt mit Geschützenversehen. Eine Anzahl Kauffahrteischiffe haben leichte Bewaffnungerhalten, um den B l o ck a d e d i e n st zu übernehmen.Eue der Frauenbewegung.Zweierlei Recht. Tie„Gleichheit" macht darauf aufmerksam,dag an dem Parteitage der Freisinnigen Volkspartci in F l e n s-bürg Fräulein Martha Zietz als Vertreterin des freisimiigenParteivcreins in Hamburg unbehindert teilnehmen durfte undschreibt dazu:„Es ist das ein Novum in der Geschichte der freisinnigen Partei,dos Erwähnung verdient. Aber die Tatsache ist es auch wert, alsNovum in der Geschichte der prcuhischeii Polizeipraxis verzeichnetzu werden. Man vergleiche die geübte„Kulanz" mit der Schneidig-tcit gegenüber der Anwesenheit weiblicher Delegierten zur Branden-burger Provinzial-Konferenz in Berlin, obgleich diese Delegiertenvon öffentlichen Versammlungen und nicht von politischen Vereinengewählt worden waren. Nicht etwa, daß wir den bürgerlichenFrauenrcchtleriniie» das dürftige bißchen„Kulanz" mißgönnen, dasihnen die Polizei als Gnade spendet. Was wir aber mit allem Nach-druck fordern, das ist ein Messen mit gleichem Matze für die weib-lichcn Angehörigen aller politischen Parteien, das ist festes Recht,statt der Willkür. Der schmachvollen Praxis zweierlei Rechtes fürBesitzende und Nichtbesitzende, der nicht minder schmachvollen Polizei-Willkür gilt unser Kampf.Lichtenberg. Eine auch von Frauen recht gut besuchte Volks-Versammlung nahm am Dienstag zunächst den Bericht der örtlichenweiblichen Vertrauensperson entgegen. Frau Wichmann bedauerte,daß ihr Bericht in finanzieller und agitatorischer Beziehung sich inrecht engen Grenzen halten müsse, da nur zwei öffentliche Frauen.Versammlungen stattfinden konnten und einer Einnahme von 15 Mk.eine Ausgabe von 17 Mk. gegenüberstehen. Die Rednerin glaubtaber, daß eine Besserung in der Frauenbewegung bevorstehe. FrauWichmann wurde wiedergewählt und eine aus fünf Frauen be-stehende Kommission, die in der Versammlung einstimmig gewähltwurde, beauftragt, im Januar die Satzungen eines zu bildendenFraucnvereins vorzulegen. Frau Ihrer- Pankow sprach dann überdie Aufgaben des bevorstehenden preußischen Parteitages und imbesonderen über das große Interesse, das die Tagesordnung für dieFrauen habe. Frau Jung- Obcrschöneweide empfahl die Wahleiner Delegiertin zu dieser Konferenz und teilte mit, daß die Frauendes Kreises Nieder-Barnim gemeinsam Frau Ihrer- Pankow inVorschlag bringen. Die Versammlung machte diesen Vorschlag ein-stimmig zu dem ihrigen. Hierauf sprach Genosse Stadthagen überdas Thema:„Deutschland voran!". Der Vorsitzende ermahntedanach die imposante Versammlung, dem Gehörten Rechnung zutragen, die politische und getverkschaftliche Organisation zu stärkenund zum„Feste der christlichen Liebe" der Ausgesperrten undStreikenden zu gedenken. Zur Vorbereitung der im März bevor-stehenden Gemcindevertreter-Wahlen wurde auf die Notwendigkeitder Einsichtnahme in die Wählerlisten, die vom 15. bis 30. Januarausliegen müssen, hingewiesen und mit einem begeisterten Hoch aufdie Sozialdemokratie die Versammlung geschlossen.Was ist Religion? Unter dieser Stichmarke erwidert GenosseMax Maurenbrecher am Sonntag auf meine Erklärung inder Nummer vom 7. Dezember. Diese meine Erklärung wandte sichgegen das in diesem Bericht Wiedergegebene, das nach Ohrenzeugennoch bedeutend gemildert sein soll. Wenn aber Genosse Mauren-brecher jetzt sagt, er sei am 16. Oktober selbst in der Gemeinde ge-Wesen und habe einen Vorträg des Dr. Wille über„C a ni p a n e l l a,ein Märtyrer des FreidenkertuniS" und eine Vor-lesung des Jugendvortrages an demselben Tage mit an-gehört und dann an dem Vortrag WilleS Aussetzungen macht,so ist das sein gutes Recht und er wird in manchemmich auf seiner Seite finden, jedoch ist Dr. Wille ebenso wenig derPapst der Freireligiösen Gemeinde, noch weniger ist sein Werk„DieOffenbarungen des Wacholderbaumes" unsere Bibel, das letztereBuch steht mit unserer Gemeinde in gar keinem Zusammenhangeund Herr Dr. Wille ist einer von den fünf bis sechs Rednern, diein einem Vierteljahr 13 bis 14 Vorträge zusammen halten. Wie manalso danach ein Urteil über die Gemeinde fällen kann, ist mirunerklärlich. Für die Freireligiöse Gemeinde sind nur ihre Grund-sätze maßgebend, hier kritisiere man, wenn man etwas daran aus-zusetzen hat. Gefällt einem Einzelnes an Personen nicht, so wendeman sich gegen diese.Nun noch ein paar Worte über die„Bravheit", zu der„ u n p r o l e t a r i s ch empfunden" die Kinder in unserer Ge-meinde erzogen werden. Vor mir liegt der Vortrag, welcher am16. Oktober gelesen, also vom Genossen Maurenbrecher gehört wurde.Der Vortrag knüpft an an die Herbststimmung, das unfreundlicherauhe Wetter, und zeigt, wie auch die Menschen durch unfreundlicherauhe Worte und Taten sich nur allzu oft die ivenige Lebensfreudeverderben: der Vortrag regt dann zur Selbsterziehung an, suchtFreundlichkeit, Fleiß. Ordnungsliebe zc. zu fördern. ZumSchluß wird dann als Beweis dafür, daß man unter Umständendurch die genannten Dinge vieles, ja auch sein Recht finden kann,eine Geschichte von dem„herausgerissenen Blatt" angeführt, inivelcher ein Kind durch seinen Ordnungs- und Sauberkcitssinn dieAugen des Bürgermeisters auf sich gelenkt hat und der Lehrer soll„dafür sorgen, daß die Gemeinde ihre Schuldan die Familie abtrage".sDer Vater war zuzeiten des verstorbenen Bürgermeistersbeim Löschen eines Brandes des Gemeindewaldes tödlich verunglücktund Mutter und Kind unverschuldet in Not geraten.)— Nun erhältdie Mutter vom Bürgermeister ein Schreiben, in dem sich folgenderSatz befindet sich zitiere wörtlich):„Ihr Mädchen hat sich mirdurch seine Ordnungsliebe und Nettigkeit beiseinen Arbeiten bemerkbar gemacht, und dadurchhabe ich in Erfahrung gebracht, daß die Gemeinde Ihrelangjährige Schuldnerin ist. Verzeihen Sir» daß das aufopferndeWirten Ihres Mannes im Dienste der Gemeinde, welches ihn daSLeben gekostet hat, an seiner verwaisten Familie bisher unbrlohnt geblieben ist."So sieht Genosse Maurenbrechers„Wohltäter" aus, derdie„Bravheit" eines armen Kindes belohnt, indem er einenBeschluß bei der Gemeinde durchsetzt, daß dieselbe„ihre Schuldau die Familie abtrage" und um„Verzeihung" bittetfür die„langjährige" versäumte Pflicht. DaS ist ebensowenig„unproletarisch empfunden", als eS ein Unrecht ist, durchReinlichkeit und Ordnungsliebe die Augen selbst einesBürgermeisters auf sich zu lenken, und ich freue mich, bei allenMängeln unseres durch die Behörde eingeengten Schaffensgebietesmeinen Kindern noch solchen„Moralunterricht" bieten zukönnen. AdolfHoffmann.GewerkfehaftUebeo.Speichellecker.Ein Gefühl des Ekels muß jeden Arbeiter, dem noch nichtdas letzte Fünkchen von Ehrgefühl geschwunden ist, beschleichen,wenn er sorgendes Schreiben liest, das von einer AnzahlArbeiter der Rizzibrauerei in Kulmbach an die Direttion diesesUnternehmens gerichtet wurde:„Bitte und Meinung unterzeichneter Arbeiter.Durch die stets teurer werdenden Lebensmittel haben sichviele unserer Mitarbeiter zu organisieren entschlosfen. Um diesesVerfahren in unserer Brauerei aber nicht nötig erscheinen zulassen, richten wir mit Rückficht auf unsere Lebenslage an unsereverehrliche Direktion die ergebene Bitte, unser Einkommen denjetzigen Verhältnissen entsprechend güttgst verbessern zu wollen.Auch hat sich bei vielen die Meinung offenbart, die verehrlicheDirektion möge die Güte haben, uns dazu behülflich zu sein, eineKrankenunterstützungs- und Sparkasse zu gründen, damit wirbetreffs Krankeiiunterstützung auf die Orgamsatioii verzichten unddie durch dieselbe entstehenden Uiianiiehmlichkeiten vermeidenkönnen."sFolgen die Unterschriften von 24 Arbeitern.)Die Brauerei-Arbeiter Kulmbachs hatten lange unter dentraurigsten Lohn- und Arbeitsverhältnissen zu leiden und dasUnternehmertum lehnte hartnäckig jede Verbesserung ab, solange der Jndifferentismus vorherrschend war. Erst als esdem Brauerei-Arbeiter-Verband gelang, Eingang zu finden,wurden mit dessen Hülfe Erfolge erzielt. Wenn nun diese2i Arbeiter glauben, bei dem Direktor um„gütigste" Ver-vesserung ihrer Lage winseln zu müssen, anstatt ihre wohl-berechtigten Forderungen zu stellen, so kann man ihnen jadas Vergnügen lassen, aber traurig ist es. daß sie dabei, umdie Direktion ihren„Bitten" geneigter zu machen, ihre demVerband angehörigen Mitarbeiter denunzieren.LerUn und Orngegtnd.Der Kampf in der Holzindustrieist jetzt in ein neues Stadium getreten. Unter dem Vorsitz desHerrn Gewerbegerichts-Direktors v. Schulz fanden gestern Vor«Verhandlungen zwecks Beilegung von Streik und Aussperrungstatt, zu denen sowohl Vertreter der Arbeiter als der Arbeitgebergeladen waren.— Die Verhandlungen sollen am Mittwoch ihrenFortgang nehmen._Deutkehee Relch.Der Streik in der Fahrzeugfabrik in Eiseuach ist nunmehr durchVergleichsverhandlungen beendet. Sämtliche Arbeiter bis auf zweiwerden wieder eingestellt und Maßregelungen dürfen nicht erfolgen.Die von der Direktion und den Arbeitern aufgestellten Akkordsätzegelangen zur Einführung. Die Arbeit sollte am Montag nach demBeschlüsse einer Versammlung wieder aufgenommen werden.Gärung unter der Bergarbeiterschaft. Im Ruhrrevier fandenam Sonntag mehrere Bergarbeiterversammlungen statt, in denen eSteilweise recht erregt herging. Auf Zeche„Viktor" bei Rampelwaren mehrere Verbandsmitglieder gemaßregelt worden. Rednerder christlichen Organisatton wie auch des Verbandes gingen in ent-schiedener Weise mit der Verwaltung ins Gericht, ein ganzes BündelMißstände kam zur Erörterung. Es wurde eine Kommission ge-wählt, die wegen der Mißstände vorstellig werden soll, bestimmt solldie Wiedereinstelluiig der Gemaßregelteu gefordert werden. DieBelegschaftsmitglieder wurden auf die Möglichkeit aufmerksam ge-macht, daß man sich eventuell durch Streik mit der Kommissionsolidarisch werde erklären müssen. Eine Versammlung in Ospel be-'chloß, einen eventuell wiederkehrenden Anschlag auf Zeche„Bruch-straße" mit folgenden Forderungen zu beantworten:1. Achtstündige Schicht einschließlich Ein- und Ausfahrt.2. 5 Mark Minimallohn.2». Dieser Satz hat als Minimum zu gelten, auch dort, woein Gedinge vereinbart war und der Lohn nicht erreicht wurde.3. Für Schlepper einen Minimallohn von 3,50 M.3». Bei Gedingevereinbarungen findet auch bei Schleppern dasunter 2s Angeführte Anwendung.4. Lehrhauer erhalten den gleichen Lohn wie Hauer. AlsLehrhauer haben zu gelten diejenigen Leute. welche unterAufsicht eines selbständigen Hauers mit Hauerarbeiten bc-schäfiigt werden.5. Verlorenes Gezähe darf nicht in Abzug gebracht werden.6. Bei Ueberstuuden werden 50 Proz. Lohnzuschlag gezahlt.7. Die UnterstützungSkassen werden von den Arbeitern ver-waltet. Es sind bierzu von der Belegschaft in geheimer Ab-stimmung Ausschüsse zu wählen. Die Neuwahl der Ausschüssefindet alljährlich statt.8. An nassen Betriebspunkten oder an solchen Stellen, wo dieTemperatur mehr wie 25 Grad EelsiuS beträgt, darf die Arbeits-zeit sechs Stunden nicht überschreiten.S. Anstellung von Arbeiterkontrolleuren. Sodann fordernwir die Kameraden von sämtlichen Zechen auf. Belegschafts-Versammlungen einzuberufen und die in der Resolution nieder-gelegten Forderungen zu beraten und die Ergebnisse dem Verbands-vorstand zuzustellen.10. Ferner: Der VerbandSvorstand wird beauftragt, bei einemeventuellen Streik auf der Zeche„Bruchstraße" sofort alle Ruhrberg-leute in Kenntnis zu setzen.Das sind Wetterzeichen. Wird man sie würdigen und verstehe»wollen?Christlich« Arbeiter und christliche Unternehmer.Daß die christlichen Gewerkschaften den Unternehmern aus dieDauer genau so unbequem werden wie die freien Gewerkschaften,wurde von Kennern der Verhältnisse vorhergesagt. So lange diechristlichen Gewerkschaftler sich dazu hergeben, Uneinigkeit in dieReihen der Arbeiter zu tragen, sind sie Liebkind bei den Unter-nchmern. Sobald sie sich aber auf sich selcht besinnen und ihreOrganisation dazu benutzen wollen, um ihre Lebenslage zu ver-bessern, ist es mit der Freundschaft zwischen Unternehmern undchristlichen Gewerkschaften vorbei. Das zeigt sich zur Evidenz wiederin Kevelar am Niederrhein und in Ahaus i. W.: dort ist der Kampfzwischen ultramontanen Unternehmern und christlichen Gewerkschaftenentbrannt. In Kevelar, wo immer eine starke Gegnerschaft der christ-lichen Gewerkschaften vorhanden war, sind jetzt die Schuhfabrikantendabei, die organisierten Arbeiter rücksichtslos aufs Pslaster zu werfen.Die Firma H ü n n e ck e n, Schuhfabrik, hat Arbeiter, die mehr als12 Jahre in ihren Diensten standen, entlassen, weil sie sich derOrganisation angeschloffen hatten. RücksichtsloSTüitd den Arbeitern,die entweder ein Kapital auf ihr Wohnhaus von Unternehmerngeliehen oder eine Wohnung von denselben gemietet haben, erklärt,daß sie aus der Organisation auszutreten oder auf die gepriesenen„Wohltätigkeiten" der Unternehmer zu verzichten haben. Derkatholische Arbeitersekretär Giesberts aus M.-Gladbach suchtunter allen Umständen den Frieden wieder herzustellen, aber alleVersuche sind aussichtslos: die katholischen Unternehmer fühlen sichin ihrem Profit bedroht und da hört jede Rücksichtnahme auch aufihre Parteigenossen auf.In Ahaus wollten die christlichen Textilarbeiter zur Verbesserungihrer Lage schreiten, da fanden sie aber, daß in der Beziehung aufihre Freunde gar kein Verlaß ist und sie genau so schlecht behandeltwerden wie die freien Gewerkschaftler. Um die Arbeitsverhältnissein der großen Jute-Spinnerei und-Weberei, die sehr schlecht sind,Wochenlöhne von 7 M. find keine Seltenheit, einer Besprechung zuunterziehen, wurde eine Versammlung einberufen. Diese wurdevon dem Stadtsekretär G o r i s s e n ohne Angabe von Gründenaufgelöst. Eine neue Versammlung einzuberufen ist den Arbeiternaber unmöglich, weil ihnen überall die Lokale abgetrieben werden,nach ihrer Behauptung durch die Stadtverwaltung, natürlich in Ver-bindung mit dem Unternehmertum. Einer Anzahl Wirte soll sogarmit Konzessionsentziehung gedroht worden sein, wenn sie ihr Lokalan die christlichen Arbeiter vermieten würden. Der latholische Ar-beiterverein, der bekanntlich überall von Geistlichen geleitet wird,macht den christlichen Gewerkschaften dort auch noch Schwierigkeiten.Es wäre dem Arbeiterverein, so behaupten die Christlichen, einleichtes gewesen, ihnen ein Lokal zu verschaffen, derselbe rührt aberkeinen Finget, läßt sich im Gegenteil von dem genannten Stadt,sekretär noch einen Vortrag halten. Die Erbitterung in den katholi-schen Arbciterkreisen in Ahaus ist begreiflicherweise sehr groß undsoll der Austritt aus dem katholischen Arbeiterverein be-absichtigt sein.Rusl»nd.Der Konditorenstreik in Stockholm. Tic Forderungen sind bisjetzt von 19 Konditoreibesitzern und von der Bäckcrmeistcrverciiiigunganerkannt worden. Nur die 21 Mitglieder des Konditormcistcrvercinswollen nicht daraus eingehen. Aus ein Schreiben, das die Gehülfen-orgamsatioii am 13. Dezember an den Meisterverein richtete, er-folgte die Antwort, daß Anfang Januar Verhandlyngenjtattfiiideukönnten und daß übrigens der Verein schon in seiner Sitzung am2. November die Abschaffung des Kost- und Logis-systems gutgeheißen habe.— Es hat sich damals aber tatsächlich nur um eine unverbindliche Erklärung zur teilweise»Abschaffung des Kost- und Logissystems auf den I. April l ö'o ögehandelt.Letzte IVacbricbten und Depefeben.Französische Deputicrtenkammer.Paris, 19. Dezember.(23. T. B.) Bei der Weiterberatung derEinkommensteuer-Vorlage tritt R i b o t für die jetzt bestehendendirekten Steuern ein, die lediglich einer Verbesserung be-dürften. Redner bekämpft das in der Vorlage vorgesehene Systemder Steuererklärung und das System der Progression, die insUnendliche gehen könne. Ribot erklärt, er werde niemals einerSteuer auf das Gesamteinkommen zustimmen, die, wie in Preußen,zu inquisitorischen Feststellungen führen würde. Ribot schließt, einEinkommensteuer-Gesetz könne, wenn es zu Erträgnissen führen solle,dies nur durch drückende und inquisitorische Bestiiiimungen erreichen:die Einkommensteuer würde, wie in Preußen, große Unzufriedenheithervorrufen. Die Weiterberatung wird hierauf auf morgen vertagt.London, 19. Dezember.(W. T- B.) Die Untersuchung desNordsee-Zwischenfalles wurde heute vom Handelsamte in Londonzur Prüfung der Schadenersatzansprüche wieder aufgenommen-Bon der Fahrt der baltischen Flotte.London. 19. Dezember.(W. T. 23.) Einer Lloydmeldung zufolge hat die baltische Flotte heute nachmittag Capstadt passiert.Bern. 19. Dezember.(W. T. 23.) Der Bundesrat hat derBundesversammlung die mit einer Reihe von Staaten abgeschlossenenSchiedsgerichtsverträge mit dem'Antrag auf Ratifikation vorgelegt.— Der Nationalrat hat einstimmig einen Gesetzentwurf betreffendEinführung des Postchcl- und Giroverkehrs angenommen-Bom ostasiatischen Kriegsschauplatz.London, 19. Dezember.(W. T. 23.) Die japanische Gesandtschaft veröffentlicht eine Depesche aus Tokio vom heutigen Tage.Demnach berichtet der Admiral Togo gestern über den gegenwärtigenZustand der im inneren Hafen von Port Arthur gesunkenen Schiffe. DerBericht enthält im wesentlichen dasselbe, was schon vorher gemeldet war,und bestätigt, daß die Schiffe nicht mehr gefechtssähig sind. Wasdie„Sewastopol" anbetrifft, ist Grund zu der Annahme vorhanden,daß sie nickt mehr seefähig ist, obgleich ein direkter Beweis dafürnicht zu erlangen war. Es sind zum mindesten noch 6 Torpedo-bootszerstörer übrig.Petersburg, 19. Dezember.(W. T. B.) Wie General Kuro-patkin dem Kaiser unter dem gestrigen Tage meldet, wurde in derNacht zum 15. Dezember von den Russen beim Torfe Tantschisai eineFlattermine gelegt. Als die Japaner an dieser Stelle, wo sich amTage gewöhnlich eine japanische Feldwache befindet, Vorbereitungenzum Abkochen trafen, explodierte die Mine. Nach der Explosiontrugen die Japaner acht Mami weg.Tolio, 19. Dezember.(W. T. B.) Ein hier eingegangenerBericht des Admirals Togo über die Torpedobootangrifse auf dasrussische Linienschiff„Sewastopol" meldet u. a.: Als am 15. De-zember um 4 Uhr morgens die. Flottille Otakis einen heftigen An-griff gegen die„Sewastopol" ausführte, urnrde ein Torpedoboot, alses sich zurückzog, mehrmals von feindlichen Geschossen getroffen.Der Kommandant Leutnant Nakahori und fünf Mann wurden ge.tötet. Das Boot konnte sich nicht mehr frei bewegen. LeutnantNakaharas Boot eilte ihm zur Hülfe und ließ trotz heftigen Feuersnicht von dem Rettungsversuche ab; als es aber das kampfunfähigeBoot im Schlepptau hatte, brach die Trosse, von einer feindlichenGranate getroffen. Mehrere Granaten trafen auch NakaharasBoot, das das sinkende Schwesterschisf verlassen mußte. Nakaharadampfte zurück, nachdem er die Mannschaft des zurückgelassenenBootes aufgenommen hatte. Zwei andere Torpedoboote wurdenebenfalls getroffen und hatten mehrere Tote und Verwundete.Tokio, 19. Dezember.(Meldung des„Reuterschen Bureaus".)Um �3 Uhr heute nachmittag wurde berichtet, die Japaner hättengestern nachmittag eine große Mine unter einem Teil des Nordfortsvor. Ost-Kikwanschou zur Explosion gebracht: unmittelbar darausging die Infanterie zum Zlngriff vor und besetzte das Fort. Eswurde ferner gemeldet, die Japaner hätten eine starke Stellung 1900Meter südöstlich vom 203 Mcter-Hügcl besetzt und bereiteten denAngriff auf die Neustadt vor und schöben sich zwischen Liautischanund das russische Hauptquartier von Port Arthur: der Angriff gegenSungsushau dauere fort. Um 6 Uhr abends wird die Einnahme desNordforts von Kikwanschou aus Tolio bestätigt.Tokio, 19. Dezember.<W. T. B.) Amtliche Mitteilung. Von derArmee vor Port Arthur wird gemeldet: Am 18. Dezember nachmittags2llt Uhr führte eine Abteilung in der Brustwehr des Nordforts vonTuiikikwatschan eine große Explosion herbei und machte dann einen Sturm-angriff, ein heftiges Gefecht mit Granaten folgte. Der Feind leistete hart-näckigsten Widerstand. Um 7 Uhr abends rückte General Samejimaaus die Capouiere der Contreescarpe vor, machte dann einen großenSturmangriff und nahm das oben genannte Fort um 11 Uhr50 Minuten nachts. Wir errichteten sofort Berteitigungswerke undam Morgen deS 19. war unser Besitz sicher gemacht. Wir eroberten5 Feldgeschütze, 2 Maschinenlanonen und eine große Menge Munition;innerhalb des Forts wurden ungefähr 40 Leichen von Russen ge-stmden. Unsere Verluste sind noch nicht sicher festgestellt, werden abernicht für schwer gehalten.Straßenbemonftration in Moskau.Moskau, 19. Dezember.(W. T. B.) Eine große Volksmengesammelte sich heute in der Hauptstraße ungeachtet des schlechtenWetters an, aber ohne Fahnen und ohne zu singen. Die Polizeigestattete nicht, daß die Menge am Hause des Generalgouverneursvorbeizog. Da die Demonstranten auf erfolgte Aufforderung nichtauseinandergingen, kam es mehrfach zu kurzem Handgemenge mitder Polizei. Schließlich trieb letztere die Volksmenge mit flachenSäbelhieben auseinander, wobei einige Personen leicht verwundetwurden.Die Pest in Rußland. Petersburg, 19. Dezember. Nacheiner Meldung des Gouverneurs von Wjatka ist unter den Arbeiternder Fabriken in den Kreisen Wjatka und Slobodsk, welche Halbpelzeanfertigen, die sibirische Pest ausgebrochen. Vom 18. Oktober biszum 14. d. M. entfielen auf 45 Fabriken 247 Erkrankungen. Dadie für die Herstellung von Halbpelzen benutzten Schaf felle�dieUrsache der Krankheit bilden, so ist jetzt deren vorherige Desinfektionangeordnet. Tierärzte und Baltcriologcii sind nach den betreffendenOrten abgesandt. Die Ablieferung von Halbpelzen ist eingestellt.Verantw. Redakt.- PauiBüttner, Berlin. Inserate oerantw.(mit Ausnahme der»Reue Weltt-Beilage):Th. Blecke, Berlin. Drucku.Verlag: Vorwärts Buchdr. u.Berlagsanit. Paul Singer& Eo.BerlinLV. Hierzu S>veilagenn.Unte»HOlt«»«4»l.