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Nr. 298. 21. Jahrgang.

3. Beilage des Vorwärts" Vorwärts" Berliner Volksblatt. Dienstag, 20. Desember 1904.

Mordprozeß Berger.91)

Siebenter Tag.

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Nach Eröffnung der Sizung durch Landgerichtsrat v. Poch Hammer beantragt der Verteidiger Rechtsanwalt Bahn noch eine weitere Erhebung in Sachen der durch den Sachverständigen Dr. Schulz ausgeführten Untersuchung des an dem viel besprochenen Korbe vorgefundenen Blutes. Wie er von Prof. Dr. Wassermann gehört habe, kommen für

Blutuntersuchungen

erklärt hierzu, daß in einem Reskript des Justizministers die Staats­

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gewisse Zeichen

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Berger leichenblaß und fast ohnmächtig. Vert. Sie haben neulich erklärt, daß Sie dem Berger auch heute Er konnte zuerst kein Wort herausbringen und mußte von zwei noch nicht der Tat für fähig halten. Bleiben Sie dabei? Zeugin Beamten gestützt werden, da er bald umgefallen wäre. Liebetruth : Ja wohl! Angell. Berger: Was die Ver­ den Schritten, die die Kriminalpolizei in dieser Mordsache von An- Liebetruth hatte die Angewohnheit, wenn sie aus ihrer Wohnung Kriminalkommissar Wehn gibt eine eingehende Darstellung von mutungen der Liebetruth anbetrifft, so bemerke ich folgendes: Die fang an getan. In bezug auf die etwa in Frage kommende Täter- wegging, sich standen, daß gegen diesen absolut nichts weiter vorliege, als die zu machen, weil sie sehr mißtrauisch war und sehen wollte, ob ich schaft des Lenz habe er von Anfang an auf dem Standpunkt ge= Tatsache, daß er die Lucie Berlin gekannt habe. Im übrigen habe etwa während ihrer Abwesenheit mit einem Weib in der Wohnunng er ja auch sein Alibi vollkommen nachgewiesen. Lenz habe sich in war. Darüber hat es mehrfach Krach gegeben und sie hat sich häufig bei solchen Kapitalverbrechen nur drei Institute in Frage: das ieder Beziehung frei und unverdächtig bewegt, er habe ohne in ihren Vermutungen getäuscht.- Kriminalkommissar Wannowsty Hygienische Institut in Greifswald , das Kochsche Institut, an dem weiteres gesagt, daß die Lucie ein sehr niedliches Mädchen ge- wird nochmals hervorgerufen und bekundet folgendes: Nach der Fest­Prof. Wassermann tätig sei und das Institut für experimentelle wesen sei, welches von den anderen Kindern vorteilhaft abstach und nahme des Berger befaßte ich mich näher mit dem objektiven Befund. Therapie in Frankfurt a. M. Wenn es sich um solche Blutunter- berwickelte sich in keinerlei Widersprüche. Auch im Leichenschauhause Bei Auffindung der Zeichenteile befanden sich an diesen Stücke der suchungen handle, werde gewöhnlich eins jener Inſtitute in Anspruch sagte: Ich kann Ihnen nur erklären, daß ich an der Tat so un- Nummer der Morgenpost " das Zeitungsstück gehörte. Da die Liebe beim Anblick der Leichenteile blieb Lenz völlig unbefangen und Berliner Morgenpost ". Mit vieler Mühe stellte ich fest, zu welcher genommen. Seines Wissens sei Dr. Schulz Assistent des Professors Dr. Straßmann und er halte es doch für angebracht, dessen schuldig bin, wie Sie alle hier!" Der Zeuge gibt ferner eine truth die Morgenpost" hielt und es ein starkes Entlastungsmoment Untersuchungsmethode und Schlußfolgerungen durch einen Sach- umfangreiche Darstellung, wie sich der Verdacht gegen Berger lang für Berger getvesen wäre, wenn das betreffende Blatt dort vor­verständigen auf dem Gebiete der Blutuntersuchung nachprüfen ſam entwickelt hat und welchen Eindruck er bei den verschiedenen gefunden wurde, so suchte ich genau bei der Liebetruth nach, es zu lassen. Er beantrage deshalb, Herrn Dr. Engel aus der Stalizer- Bernehmungen von dem Verhalten des Berger erhalten habe. fanden sich auch die verschiedensten Nummern, aber nicht eine solche, straße als Sachverständigen zu laden. Sachverständiger Dr. Schula Immer wieder wie sie bei den Leichenteilen vorgefunden worden ist. Es ist aber protestiert der Berteidiger auch kein Stück gefunden worden, zu welchem das andere Stück anwaltschaften aufgefordert worden sind, darauf hinzuwirken, daß gegen diese Art von Aussagen. Er erklärt wiederholt, daß er dies paßte. Staatsanwalt& indow: Sie sollen mit Berger ein bei Blutuntersuchungen in solchen Fällen die drei genannten Institute, nicht für zuläffig halte und verlangt jedesmal Gerichtsbeschluß. Gespräch geführt haben, in dem er sich beinahe bereit erklärt außerdem aber auch die Unterrichtsanstalt für Staatsarzueifunde, Dieser fällt jedesmal gegen ihn aus. Der Zeuge befundet weiter, hatte, ein Geständnis abzulegen?- 8euge: Jawohl, ich sprach an welcher Profeffor Dr. Straßmann wirke, in Anspruch genommen daß, nachdem die Liebetruth die Mitteilung von dem Fehlen des einmal mit Berger am Donnerstag nach seiner Verhaftung, und werden. Blutuntersuchungen gehören in dem letzteren Institute zu Korbes gemacht hatte, er dem Berger gefagt: es fehlt ja ein Storb. fagte ihm, es wäre beffer, wenn er ein Geständnis ablegen würde. den ordentlichen Unterrichtsgegenständen und er habe solche schon Berger erklärte, von einem Korbe nichts zu wissen. Er habe ihm Es könnte unter Umständen dann viel besser ablaufen, denn es würde häufig angestellt und sei als Sachverständiger darüber vernommen dann eine goldene Brücke bauen wollen und deshalb angedeutet, daß sich fodann möglicherweise ein Sittlichkeitsverbrechen", ferner ein worden. Gerichtschemiter Dr. Jese rich teilt kurz mit, daß er er den Korb vielleicht zum Wegbringen der Wäsche gebraucht habe; Totschlag eventuell auch Körperverlegung mit tödlichem Ausgange eine Nachuntersuchung vorgenommen habe, bei der er aber Blut er blieb aber dabei, daß er nichts von dem Korbe wisse. Er habe herausstellen. Ich teilte dem Berger auch die verschiedenen Strafen nicht mehr vorgefunden habe, da es schon bei der vorhergegangenen ihm darauf gesagt: Mensch, Sie reden sich ja um Kopf und mit, welche ihn sodann treffen könnten. Berger hörte mir gespannt Untersuchung verbraucht worden war. Der Gerichtshof beschließt Kragen! Die Liebetruth hat es ja gefagt!" Da hat denn Berger und anscheinend sehr intereffiert zu. Berger wurde allmählich sehr die Vorladung des Prof. Dr. Wassermann und des Dr. Engel behauptet, daß er den Korb an ein Mädchen von der Straße ver- weich, fing an zu weinen und ich glaubte ihn schon bis schenkt habe. Es sei charakteristisch, daß Berger schon am Sonnabend, zu einem Geständnis Der erste Zeuge Hausverwalter Rudolf Möbius bekundet als der Rumpf gefunden war und die polizeilichen Recherchen erst ein gebracht zu haben. Durch das Dazukommen zweier Beamten wurden folgendes: Ich bin Hausverwalter des Hauses Ackerstr. 130. Da festen, die Liebetruth gebeten hatte, von dem Korbe nichts zu sagen, wir jedoch gestört. Angeklagter Berger giebt das von dem Vor­etwa 160 Mieter in diesem Hause wohnen, so tommt es häufig vor, also zu einer Zeit, wo noch niemand eine Ahnung davon hatte, wie zeugen betundete als richtig zu. Präs: Weshalb haben Sie daß die Haustür des Nachts offen steht. Wieviel Prostituierte dort die Leichenteile weggebracht sein könnten. Als infolge einer von dem denn bei dieser Gelegenheit geweint? Angel.: Bei solchem wohnen, kann ich nicht sagen, da mir die Polizei diese Auskunft ver- Zeugen veranlaßten Preßnotiz der Korb herbeigeschafft worden war, Verdacht, Mörder zu sein, da soll man nicht weinen? Dja, Herr iveigerte. Vert.: Herr Zeuge, ist die Möglichkeit vorhanden, daß hat Beuge fofort einen roten Fleck an der einen Schmalfeite er- Präsident!" nachts jemand mit einem Korbe das Haus verlassen kann, ohne bei kennen können. Nach Mitteilung der Liebetruth hatte Berger große dem regen Verkehr, der dort herrscht, beobachtet zu werden? Aufregung gezeigt. Dazu habe doch gar keine Veranlassung vor 3euge: Dies ist schon möglich, denn mir selbst ist fürzlich des gelegen, denn Berger war ja vom Kriminalkommissar Wannowski nachts ein ganzes Spind gestohlen worden, das über den Hof und sogar mit dazu verwendet worden, den Lenz ausfindig zu machen Hausflur transportiert werden konnte, ohne daß irgend jemand und hatte sogar dafür Geld bekommen. Die Liebetruth , die zuerst etwas gemerkt hatte. dem Berger die Tat nicht zutraute, hat doch auch schließlich gefagt, daß die Korbgeschichte ihn verdächtig

au morgen.

Kriminalschußmann Siegel befundet: Er habe am 11. Juni, abends 7 ihr, eine sittenpolizeiliche Kontrolle bei der Liebetruth in Gemeinschaft mit einem Kollegen abgehalten. Berger war auch dort und wurde von der Liebetruth als ihr Verhältnis" bezeichnet. Berger wies seine Anmeldung aus der Bergstraße vor. Nachher sei man auch auf den Mord zu sprechen gekommen und da habe die Liebetruth sofort den Berdacht auf Lenz

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dämonenhaften Einfluß

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Auf Wunsch des Staatsanwaltes läßt sich der Untersuchungs­richter Maß mann darüber aus, ob Berger ihm zugestanden habe, Buhälter zu sein. Er bekundet u. a.: Am 8 Dezember habe Berger hier unter der Anklage der Zuhälterei vor Gericht gestanden und dort nach den Zeitungsberichten bestritten, Buhälter gewesen zu sein. als der Zeuge ihn am 9. Dezember zu vernehmen hatte, hat er sich darüber gewundert und in den darüber gemachten Bemerkungen hat Berger dargetan, daß er eine andere Borstellung von Zuhältern habe. Berger hat den Standpunkt vertreten, daß ein Buhälter über­haupt nicht arbeite, während er doch mit Unterbrechungen gearbeitet habe. Berger hat dem Untersuchungsrichter dann noch sehr ein­gehende Mitteilungen über das Verhältnis zwischen Dirnen und Zuhältern gemacht und unter anderem gesagt, daß die Zuhälter zu den Dirnen im Verhältnis von 1: 5 stehen. Was die Eifersucht der Dirnen betrifft, so sei es eine besondere Eigentümlichkeit, daß die meisten von ihnen einen Mann haben wollen, der nur Deshalb brauchen sie dazu Männer, die keinen eigenen Erwerb ganz ihnen gehört. haben, sondern ganz von ihnen abhängen. Wenn Leute sich dazu hergäben, die arbeiten wollten, fo würden sie verhöhnt oder verlacht ausüben. Diese werden oft braun und blau geschlagen, so daß fie freisen, sei aber werden. In diesem Sinne gehöre er( Berger) vielleicht zu Zuhälter­wie er behauptete kaum aus den Augen sehen können; dann kommen sie hülfeflehend Storb betrifft, so habe Berger zugegeben, daß, wenn der gefundene fein Zuhälter. Was den zur Polizei gelaufen, so daß man momentan Mitgefühl mit dieser Korb der Liebetruth gehörte, ein anderer als er der Mörder nicht sein Sorte haben muß; am nächsten Tage schon fommen sie wieder: fönne; da er aber der Mörder nicht sei, so könne der gefundene Korb es ist alles nicht wahr, der Mann ist ein hochanständiger Mensch"! auch nicht der Liebetruthsche sein. Als ihm dann diese Stelle des von auch die Liebetruth erzählte von den Aeußerungen, die einige Zuhälter ihm zu unterschreibenden Protokolls vorgelegt wurde, habe er zunächst gemacht haben. Danach hatte man ihr im Café gesagt: Mußtest Du gesagt, dies klinge zu scharf; es haben sich daran Vorschläge zu einer benn das mit dem Korbe angeben? Ich hätte es nicht angegeben; anderen Fassung geschlossen, schließlich sei er aber damit einverstanden wenn Du das nicht mit dem Korbe gefagt hätteft, fönnte ihm gewefen, daß der Sak so stehen blieb. Angeklagter Berger niemand etwas anhaben! Staatsanw.: Es ist doch wohl bemerkt hierzu, daß er von Anfang an gar nicht geleugnet habe, auch richtig, daß die Buhälter eine gewisse Organisation haben, daß ein Korb der Liebetruth fehle, doch habe er fofort Zweifel gewissermaßen in Bezirken eingeteilt sind, daß sie sich gegenseitig darüber ausgedrückt, daß der angeblich mit Blutflecken behaftete vor Gericht herausreden 2c. 8euge: Das fann ich bestätigen. aufgefundene Korb der Liebetruth gehöre. Der Zusammenhang geht u. a. auch daraus hervor, daß man sich in jenen Kreisen zusammentat, um so plötzlich einen Verteidiger für Berger zu stellen. Staatsanw.: hat die Liebetruth nicht auch von der Möglichkeit gesprochen, daß Berger eingestehen könnte? man nun und nimmermehr rechnen, denn er sei ein verstockter - 8euge: Ja wohl, die Liebetruth hat aber gefagt: darauf tönne Charakter. Rechtsanw. Bahn: In einem Bericht der Kriminal­polizei ist zuerst davon die Rede gewesen, daß zwei Männer als Täter in Frage fämen und Tatort wahrscheinlich die Hussitenstraße fei. Angefl. Berger bestreitet entschieden, den Korb zuerst ab­geleugnet zu haben, ber Zeuge bleibt aber ebenso entschieden bei feiner Aussage. Mittagspause.

mache. Nach der weiteren Mitteilung der Liebetruth hatte die Lucie noch drei Tage vor dem Morde in ihrer Wohnung mit dem Hunde gefpielt. Das Kind habe dabei an der Erde gelegen und vergnügt umber gestrampelt und nach Ansicht der Liebetruth sei es möglich, daß dabei die Lust des Berger erwacht sei. Nach Ansicht des Zeugen hat das Mädchen vielleicht nicht gewußt, daß die Liebetruth nicht zu gebracht. Sie sagte, Lenz sei von der Seiler' rausgeschmissen, Hause war, hat dann die Wohnung harmlos betreten und hat dann er habe sich aber trotzdem mehrfach in der Ackerstraße umber- bei den unſittlichen Angriffen des Angeklagten an die Warnungen des getrieben. Die Liebetruth sagte weiter, Lenz sei pervers ver- Lehrers und der Mutter gedacht, Angst bekommen und sich gewehrt. Auf eine Frage des Staatsanwalts Lindow erklärt Kriminal­anlagt, er habe wiederholt mit der Lucie gesprochen, sie auch auf den Schoß genommen und ihr Bonbons gegeben. Berger fommissar Behn: Es ist eine allbekannte Tatsache, daß die Zu­habe dabei fein Wort gesprochen, nur als die Liebetruth hälter auf die Dirnen einen geradezu fo bestimmte Angaben über Lenz machte, sagte Berger: Ach, laß doch das sein! Das führt bloß zu Feindschaften! Die völlige Teilnahm Tofigleit des Berger ist dem Zeugen aufgefallen. Rechtsanwalt Bahn: Das tann doch nicht auffallen. Berger hat doch auch hier im Saale tagelang einen zurückhaltenden Eindruck gemacht. Kriminalschußmann Ball, der auch einmal recherchiert hat, hat in der Liebetruthschen Küche ein Meffer vorgefunden. Dann ist er nach der Bergstr. 26 zu der Frau gegangen, wo Berger angemeldet war. Dort wurde ihm gejagt, daß Berger wochenlang nicht anwesend ge­wesen sei. Dort wurden zwei Anzüge des Berger und einige Hemden vorgefunden, ebenso Bindfaden, der ähnlich aussah, wie der Bind­faden, der um die Leichenteile geschlungen war. Der 3euge will auch über einige Recherchen berichten, die er im Seitenflügel des Hauses Aderstraße 130 nach der Richtung angestellt hat, wer von männlichen Bewohnern zurzeit der Tat im Hause anwesend Rechtsanwalt Bahn protestiert hiergegen und erklärt, daß er eventuell die sämtlichen Bewohner des Hauses Ackerstraße 130 als Zeugen laden müßte. Kriminalschußmann Blume berichtet gleichfalls über die ver­fchiedenen Recherchen, die er in der Mordsache in der Liebetruthschen Wohnung und bei Berger gemacht hat. Er hat auch schließlich den Berger verhaftet. Zuerst war tein Verdacht auf Berger, denn auf die Frage, wo er zurzeit der Tat gewesen, habe dieser seine Anmeldung aus der Bergstraße vorgezeigt, und Liebetruth zeigte ihren Schein aus Barnim vor, wonach auch sie nicht in Betracht kommen konnte. Der Beuge sagte u. a. aus, daß später, als Berger wohl merkte, daß fich Verdacht gegen ihn selbst erhob, sein Verhalten auffällig war. Polizeibeamten gerichtet. Kriminalfommiffarius Wehn bekundet, Nach der Mittagspause werden noch mehrere Fragen an die Der Verteidiger protestiert auch gegen diese Bekundung, die daß bei dem Auffinden der Arme festgestellt worden, daß auch das doch lediglich ein einseitiges Gutachten darstelle. Auch Berger Ginpadpapier eines Warenhauses zur Umhüllung der Leichenteile tritt dem Zeugen entgegen und bestreitet, daß er ein verdächtiges benutzt worden war. Die Liebetruth habe auf Befragen angegeben, Verhalten zur Schau getragen. Als Kriminalkommissar Wannowsti hier vortritt, um zu habe. daß sie in jenem Warenhause, auch einmal einen Einkauf gemacht Präs: Das soll aber schon im Jahre 1908 gewesen bestätigen, daß auch er ein auffälliges Berhalten des Berger in fein. Rechtsanw. Bahn: Der Einkauf soll sogar schon drei Jahre einem gegebenen Augenblick wahrgenommen habe, zurückliegen.

war.

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Zeugenfolter.

Die Beweisaufnahme ist hiermit im all­gemeinen erschöpft. Rechtsanwalt Bahn erklärt auf Be­fragen, daß er endgültig noch nicht auf weitere Beweisanträge ver­zichten könne, sondern sich erst nach längerer Rücksprache mit dem Pause bitten. Angeklagten entscheiden könne. Er müsse auch für Mittwoch um eine Hierauf wird die Sigung auf Dienstag 91%, Uhr vertagt.

Eingegangene Druckfchriften.

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Bon der Neuen Zeit"( Stuttgart , Diet' Verlag) ist soeben das 12. Heft des 23. Jahrganges erschienen. Aus dem Inhalt des Heftes heben wir Republik und Sozialdemokratie in Frankreich . um den Stillen Ozean. Von M. Beer. hervor: Die Urahnfrau. 6. Die Verfassung der dritten Republik. Bon St. Stautsty. Der Kampf Berwaltung. Von Dr. Hermann Weyl . Säuglingsschuß und städtische Arbeiterin. Bon Friedrich Stampfer . Zwei Dramen einer deutschen Holz, Des berühmbten Schäffers Dafnis fälbst verfärtigte, fämbfliche Freß, Literarische Rundschau: Arno Sauff- und Venuslieder benebst angehändten auffrichtigen und reuemühtigen Bußtbränen. Von Franz Diederich. Notizen: Die Internationalität des Kapitals. Die Neue Beit" erscheint wöchentlich einmal und ist durch alle Buch­handlungen, Postanstalten und Kolporteure zum Preise von 3,25 M. pro Quartal zu beziehen; jedoch kann dieselbe bei der Post nur pro Quartal abonniert werden. Das einzelne Heft kostet 25 Pi. Probenummern stehen jederzeit zur Verfügung.

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Marktpreise von Berlin am 17. Dezember. Nach Ermittelungen des Für 1 Doppel- Zentner: Weizen**), gute Sorte mittel 17,66-17,64., geringe 17,62-17,60 W.

Wafferstand am 17. Dezember. Elbe bei Auffig+0,50 Meter, bei Dresden 0,92 Meter, bei Magdeburg +1,68 Meter. Unstrut bei Frankfurt+ 2,08 Meter. Dber bei Ratibor+ 2,30 Meter, bei Breslau Straußfurt+1,40 Meter. Dber Begel+5,20 Meter, bei Breslau Unter Begel+0,30 Meter, bei 23 ar the bei Bosen+0,84 Meter. Weichsel bei Brahemünde+3,02 Meter. Nee bei Usch 0,86 Meter.

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erhebt Rechtsanwalt Bahn wiederum Einspruch. Die Berichte der Kriminalbeamten dürfen nicht verlesen werden, Handelsmann Streich han ist auf Grund eines Schreibens, diese Vorschrift des Gesetzes wird aber umgangen, wenn die Kriminal- das er an den Verteidiger gerichtet, am Sonnabend noch als Zeuge beamten hier erscheinen und ihre nicht verlesbaren Berichte mündlich geladen worden. Die Frage des Staatsanwalts nach dessen Vors vortragen. Die Kriminalkommissare sind Hülfsbeamte der Staats- strafen wird von dem Zeugen nur mit großem Widerstreben beantwortet. tgl. Polizei- Präsidiums. anwaltschaft und es ist doch klar, daß fie die Anklage zu stützen suchen. Er weigert sich zunächst entschieden, darüber Auskunft zu geben. Er 17,70-17,68 9., Jeder Kriminalkommissar ist in die Sache, die er bearbeitet, habe ein gutgehendes Geschäft, in welchem er Stredit in Anspruch Roggen**), gute Sorte 13,95-00,00 m, mittel 00,00-00,00 M., geringe gewissermaßen verliebt, er ist interessiert und daher, ohne es zu nehmen müsse und es würde Gefahr für sein Geschäft entstehen, 00,00-00,00 m. Futtergerste*), gute Sorte 15,90-14,80 m, mittel 14,70 wollen, subjektiv. Ich stelle den formellen Antrag: jämtliche Krimi- wenn er hier Auskunft über sein Vorleben geben müßte. Der Vor- bis 13,60 M., geringe 13,50-12,50 M. Hafer*), gute Sorte 16,50-15,60 2., nalbeamte hier nicht zu vernehmen, sondern nur die völlig un- fizende hält ihm vor, daß er ihm diese Auskunft nicht ersparen mittel 15,50-14,60 m., geringe 14,50-13,70 M. Erbsen, gelbe, zum Stochen interessierten Zeugen. Staatsanwalt Lindow erklärt diesen fönne, da sie der Staatsanwalt verlange. Der Zeuge wünscht, daß Startoffeln 9,00-7,00 2. 40,00-30,00 9. Speisebohnen, meiße 50,00-30,00 M. Linfen 60,00-30,00 m. Antrag für durchaus unberechtigt. Der Gerichtshof lehnt den Antrag dann die Deffentlichkeit ausgeschlossen werde, der Vor- Für ein Kilogramm Butter 2,80-2,20 M. Eter per Schod 4,80-3,20 m. Richtftroh 5,00-4,50 M. en 9,40-7,30 M. ab, da es ihm feinen Augenblid zweifelhaft sei, daß die Kriminal sigende lehnt dies aber ab und stellt aus den Personalakten fest, daß beamten sich über ihre Eindrüde bei ihren Maßnahmen auslassen der Zeuge mehrfach wegen verschiedener Vergehen vorbestraft ist. *) Frei Wagen und ab Bahn. **) Ab Bahu. fönnen. Kriminalfommiffar Wannowski betundet nunmehr Der Zeuge bekundet, daß er am 9. Juni gegen 411 Uhr den Berger folgendes: Zur Vornahme von weiteren Recherchen mußte ich noch im Lokal von Dahlström in der Elsasserstraße getroffen und ihm mals die Einwohner des Hauses Ackerstr. 130 zum Teil vernehmen. eine Mark geborgt habe. Als ich Berger mitteilte, daß sämtliche Wohnungen einer genauen weiter aus, daß Berger ihm schon vor längerer Zeit einmal von Der Beuge fagt unter anderem Durchsuchung unterzogen würden, fiel mir schon ein etwas sonder seiner Absicht gesprochen habe, die Liebetruth zu heiraten; er fönne bares Berhalten auf; Berger wurde mit einem Male sehr ruhig dies aber nicht, weil die Liebetruth ihm manchmal drohe, und wenn und blaß. Kurze Zeit darauf teilte mir die zwölfjährige Gertrud er sich mit ihr verheiratet hätte, ganz und gar in ihrer Gewalt sein Hübsch, die Zeugin, auf welche jezt allerfeits verzichtet wurde, mit, würde. daß sie Berger mit der Lucie Berlin zusammen gesehen habe. Ich Alsdann wird die Zeugin Liebetruth noch einmal vor­ließ Berger daraufhin nach dem 59. Polizeirevier fommen. Dort gerufen. Sie bestätigt auf Vorhalt im allgemeinen die An hatte ich die Gertrud Hübsch in einem Nebenzimmer postiert. Ich gaben, die Kriminalkommissar Wehn ihre Unter­fagte dem Kinde, es solle erst einmal fich Berger durch die Türspalte redungen mit ihr und ihre Auslassungen und Vermutungen ansehen und dann sagen, ob es derjenige Mann sei, welchen es mit hier gemacht hat. Tatsächlich sei ihr die Sache nach dem der Lucie gesehen hätte, Hiermit wollte ich bewirken, daß in dem Verschwinden des Korbes etwas verdächtig vorgelommen und Swinemde. 770 N 6 halb bd. Falle, wenn das Kind Berger nicht wiedererkennen würde, diefer fie habe in der Tat zu dem Kriminalfommiffar gesagt: wenn Bamburg 775 3 heiter selbst gar nichts davon merken sollte, daß auch auf ihm ein Verdacht wirklich Berger der Täter wäre, würde sich die Sache vielleicht so Franki.a. M. 778 N 4 balb bb. ruhe. Die Gertrud Hübsch erkannte jedoch durch die Türspalte abgespielt haben, daß das Kind vielleicht in der Wohnung mit dem Berger wieder, mumehr ließ ich sie eintreten und dem Angeklagten Hund spielte und dabei das Gelüste bei Berger erwacht sei. gegenüberstellen. Ich fragte Berger, ob er das Mädchen kenne, er Angetl.: Das sind doch nur Vermutungen. Tatsächlich bin ich wäre von diefem mit der Lucie zusammen gesehen worden. In doch nie dabei gewesen, wenn das Kind mit dem Hund in der demselben Moment wurde Wohnung spielte. 8eugin Siebetruth: Das ist richtig!

über

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Witterungsübersicht vom 19. Dezember 1904, morgens 8 Uhr.

Stationen

Barometer.

stand mm

Berlin 1774 28

München 777 29

775 23

Wien

Wind.

richtung

Bindstarle

Better

Temp. n. C.

5°.4° R.

Stationen

Barometer

richnung

Wind

5 Haparanda 761 Still

3 Petersburg 751 NND 4 Scilly

Windstärke

Wetter

bebedt

2 bedeckt

Temp. n. C.

15° C= 4° R.

775 DGD 2 wollig 1 molfig 6 Aberdeen 760 WSW 2 heiter 2 Nebel 4 Paris 777 SSW 1 bedeckt 4 halb bd. 6 Wetter- Prognose für Dienstag, den 20. Dezember 1904. Etwas lälter, vielfach beiter bet ziemlich frischen nordwestlichen Winden teine erheblichen Niederschläge. Berliner Wetterbureau

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