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Den Arbeitern, denen dieses edle Organ durch Streikbrechev Annoncen in den Stücken fällt, mutete es noch zu, es als Publikationsorgan für ihre Kreise und zwar an er st er Stelle zu verwenden. Die Berechtigung zu einer solchen Forderung leitet der Verlag daher, daß das Blatt angeblich unter den Mitgliedern dieser Kasse am meisten gelesen »verde. Ob dies in der betreffenden Branche wirklich der Fall ist, entzieht sich unserer Kenntnis, ist aber mindestens ziveifelhaft. DieMorgenpost" wurde seinerzeit als Konkurrenz unternehmen gegen den ScherlschenLokal-Anzeiger" gegründet und ihr Verleger begegnete etivaigen Z>vcifeln an der Rentabilität des llnternehmens in seinem Herzen mit dem bekannten Wort:Die Dummen werden nicht alle I" Er hat Recht behalten und kann als neuen Beweis für die Richtigkeit dieses Erfahrungssatzes an alle Mauern anschlagen: DieBerliner Morgenpost  " hat die größte Auflage aller deutschen   Zeitungen!" Bei den organisierten Arbeitern aber sollte dieMorgen� Post" nicht die Dummen suchen, die ein Organ für Streik brecher-Gesuche noch mit ihrein schweren Gelde durch Inserate unterstützen!_ Berlin   una Umgegend. Die Einigungsverhandlungen der Tischler nahmen gestern ihren Fortgang, sie sind jedoch noch nicht zum W schloß gekommen. Die gestrigen Beratungen, welche die Herren GewerbegerichtS-Direktor v. Schulz und Gewerbegerichts-Beisitzer Bernhard als Unparteiische leiteten, drehten sich hauptsächlich um den Punkt, der die Beranlassung zur Aussperrung gegeben hat: die Forderung der Lohnsicherung. Etwa acht Stunden verhandelten die Vertreter der Parteien über diese Angelegenheit. Schließlich machten die Unparteiischen einen Vorschlag, der zwar nicht in der Form, wohl aber in der Sache im wesent- lichen das zugesteht, was die Arbeiter vor der AuS- sperrung forderten. Selbstredend bleiben alle Vorschläge, die in dieser Hinsicht gemacht worden sind, sowie die. welche noch in den folgenden Sitzungen gemacht werden, der endgiilttgen Genehmigung der Arbeiter überlassen. Ehe die kompetenten Versammlungen den Einigungsbedingungen nicht zugestimmt haben, kann von einem Friedensschluß keine Rede sein. Nach dem bisherigen Gang der Verhandlungen sowie nach dem Inhalt der bis jetzt' festgesetzten Einigungsbedingungen kann man annehmen, daß die Ver- Handlungen zu einem dauernden, für die Arbeiter annehm» baren Frieden führen werden, lieber die grundlegende Frage der Lohnsicherung haben sich die Vertreter der Parteien also vor- behaltlich der Genehmigung ihrer Mandatgeber natürlich ver- ständigt.. In den folgenden Sitzungen sollen noch verschiedene Einzelheiten beraten werden, wie Einsetzung und Geschäftsordnung einer Schlichtungskommission. Beratung des Tarifs der Bautischler, Regelung der Frage des Arbeitsnachweises. Die Verhandlungen lassen erkennen, daß man auf beiden Seiten ernstlich bemüht ist. einen annehmbaren Frieden zustande zu bringen, der vielleicht noch vor Ablauf dieses Jahres geschlossen werden dürste. oentfcbea Reith. DieNotwehr" der Unternehmer. Vor kurzem ging die Nachricht durch die Presse, daß der Erste Staatsanwalt in Bremen   es abgelehnt hatte, gegen die Aus- sperrung eines Arbeiters einzuschreiten, mit der Begründung, die Behörde könne doch den Unternehmern nicht im Lohnkampfe gegen die Arbeiter die Hände binden. Daß der hier ausgesprochene Grund- satz auch von anderen Behörden und vermutlich überall befolgt wird, zeigt ein Streikprozeß, der am Dienstag, wie schon telegraphisch mit- geteilt, in Königsberg   i. Pr. verhandelt wurde. In dieser Stadt, die sich im letzten Jahre schier zum klassischen Boden der Arbeiterverfolgungen ausgebildet hat, tobte bekanntlich den ganzen Sommer über ein schwerer Lohnkampf im Baugewerbe. Und nachdem endlich Frieden geschlossen, hat man wrz vor dem Fest der Liebe die Arbeiter wieder ausgesperrt, um sie zum Eintritt in einen von den Unternehmern gegründetenchristlichen" Ortsverband zu zwingen. Während des Streiks nun hat sich die Königsberger Polizei außer- ordentlich feinfühlig erwiesen, indem sie verschiedentliche Straf- antrüge gegen streikende Arbeiter oder deren Vertreter wegen angeblicher Beleidigung stellte. Die angeblichen Beleidigungen waren aber alle daraus entstanden, daß die Polizei in einer Weise in den Streik eingriff, die von den Arbeitern als Parteinahme zugunsten der Unternehmer empfunden wurde. So fand auch am 10. Mai eine Versammlung der Streikenden statt, in der über mancherlei Handlungen der Schutzleute lebhaft Klage ge- führt wurde. Diese Klagen faßte Genosse Schwarz, der Gau- leiter de? Zentralverbandes der Maurer, in einem etwa dreiviertel- stündigen Referat zusammen und dabei soll er die Worte gebraucht haben:In Königsberg gehe Gewalt vor Recht." Zun, Schluß ver- faßte Schwarz dann noch eine Resolution, die unter anderen, den Satz enthält: Di. Versammlung erblickt in den Maßnahmen der Polizei- behörde eine Parteinahme zugunsten der Unternehmer in diesem den Arbeitern aufgezwungenen Kampfe." Darob zwiefaches Sich-beleidigt-fühlen der Königsberger Polizei und Strafantrag gegen Schwarz wegen zweier Beleidigungen. An der letzten Schandtat soll aber auch Genosse G e r l a ch. der Vor- sitzende des LokalvereinS der Maurer, beteiligt gewesen sein. Denn er hat die Versammlung geleitet und die Resolution vorgelesen und zur Abstimmung gebracht. Woraus sich mit Naturnotwendigkeit ein Strafantrag auch gegen ihn ergab. So saßen denn die beiden Sünder am Dienstag auf der Anklagebank. Hatte nun aber die Polizei gar keinen Anlaß zu solcher Kritik gegeben? Die Verteidigung, die Genosse H a a s e führte, hatte es sich angelegen setn lassen, recht nachdrücklich dem Gericht vor Augen zu führen, wie die Polizei sich verhalten hatte. Da mußten zunächst zwei Richter, welche in einer Reihe von Prozessen gegen Streikende den Vorsitz geführt hatten, als Zeugen aussagen, daß eine ganze Anzahl Schutzleute die Streikposten von der Straße weggewiesen hotten, nur weil es Streikposten waren. Die Beamten waren eben der Meinung. Streikpostenstehen sei nicht gestattet. Wie sie zu dieser Meinung kamen, das klärte der aus dem Hochverratsprozeß bekannte Kriminalkommissar Wohlfromm auf. Er gab bekannt, daß am LS. April vom Polizeipräsidenten   eine allgemeine Verfügung erlaffen worden ist des Inhalts Die Arbeitswilligen sollten vor Belästigungen geschützt werden durch Ueberwachung der Arbeitsstellen, durch tunlichfte Ber- Hinderung des Streikpostenftehens und durch Meldung aller straf- baren Handlungen. Dieser Erlaß ist den Schutzleuten von den Reviervorständen mündlich mitgeteilt worden(und sie haben ihn so gut ausgeführt, daß wiederholt Streikende sogar v e r h a s t e t wurden, nur weil sie sich aus der Straße sehen ließen!). Wie die Ueberwachung der Arbeitswilligen geschah, bekundete ein Maurer. Bor den Häusern, in denen sie untergebracht waren, standen beiTagundbeiNacht Schutzmannsposten, die auch außerhalb der Arbeitszeit niemanden zu ihnen ließen. Zwei Bauunternehmer beschworen, daß sie die ausdrückliche polizeiliche Erlaubnis erhalten hätten, italienische Arbeitswillige in noch nicht abgenommenen, unfertigen Rohbauten einzuquartieren, während sonst die Königsberger Polizei äußerst streng darauf sieht, daß kein Bau auch nur einen Tag vor der vor- geschriebenen Zeit bezogen wird. Dies das Ergebnis der Beweisaufnahme. Man sieht, wie viel Grund die Polizei hatte, sich beleidigt zu fühlen. Und der Staats- anwalt Herr Drygalski sein Bruder des berühmten Südpol- fahrers) fühlte mit ihr. Er beantragte daher gegen jeden der An- geklagten(von denen Schwarz noch ganz unbestraft, Gerlach vor 20 Jahren als Handwerksbursche wegen Bettelns, und später mit 15 M. wegen Uebertrewng des Vereinsgesetzes vorbestraft ist, weil er als Maurer an einem Tanzvergnügen der Zimmerer teil- genommen) 6 Moutate Gefängnis!!! Der Verteidiger Rechtsanwalt H a a s e wies den Herrn Staats­anwalt darauf hin, daß wir nicht mehr in einem Polizeistaat leben. Ueber der Polizei stehe das Gesetz, und wenn die Polizei das Gesetz verletzt, so habe jeder Bürger nicht nur das Recht, sondern sogar die Pflicht, das nicht ruhig einzustecken. Die Verfügung des Polizeipräsidenten vom 28. April widerspreche dem Gesetz. Sie enthalte dasselbe, fast mit denselben Worten, wie der bekannte Streikerlaß des Herrn v. Puttkamer  , über besten Un- gefetzlichkeit kein Zweifel bestehe. Sie wolle das, was der Reichstag   in der Zuchthausvorlage abgelehnt hat, ohne und wider das Gesetz durchsetzen. Wer das Streikpostenstehen ver- hindert, nimmt objektiv Partei gegen die Arbeiter. Durch die Erlaubnis, die Arbeitswilligen auf unferttgen Bauten unterzubringen, habe die Polizei sogar gegen das Straf- gesetz verstoßen. Endlich wies der Verteidiger darauf hin, daß in einem Falle die Polizei einem Restanrateur die Polizeistunde von 11 auf v Uhr herabgesetzt hat, nur weil die Streikenden bei ihm Zusammenkünste abhielten und nur für die Dauer de« Streiks, ein Verfahren, das als ungesetzlich vom Reichsgericht, Kammergericht und Ober-VerwaltungSgericht in wiederholten Entscheidungen be- zeichuet worden ist. Unzweifelhaft hätten die Angeklagten auch in Wahrnehmung berechtigter Interessen gehandelt, denn dabei komnie eS auf den Ort gar nicht an. Aus all diesen Gründen müsse Frei- sprechung erfolgen. Der Staatsanwalt nahm noch einmal das Wort, um unter anderem zu sagen: Die Angreifer in diesem Lohnkampf find nach meiner Ansicht die Arbeiter gewesen. Die Unternehmer befanden sich gewissermaßen in Notwehr.'Die Polizei war also ver- pflichtet, den zu Unrecht Angegriffenen Hülfe zu leisten. Dahin gehörte auch die Erlaubnis, Arbeitswillige ans unfertigen Bauten schlafen zu lassen. Bei solchem Notstand darf diePolizei von ihren eigenen Anordnungen abgehen." Diese Worte verdienen sorgsame Beachtung, wie auch die weitere Meinung des Staatsanwalts, Schlvarz müsse besonders schwer bestraft werden, weil er die Resolution in sehr vorsichtigen(1) Ausdrücken abgefaßt habe! Denn damit habe er beiviesen, daß er schwere sachliche Vorwürfe kaltblütig in eine Form zu kleiden ver- stehe, die seine Person sichere. Das Gericht trat in eine Prüfung, ob das Ver- halten der Polizei gesetzlich oder ungesetzlich sei, nicht ein. Es kam zur Freisprechung, weil die Möglichkeit nicht auSgeschlosien sei. daß der Satz:in Königsberg gehe Gewalt vor Recht" in dem Zusammenhang, in dem er gebraucht wurde, sich nur auf einzelne tatsächliche Uebergriffe von Schutzleuten beziehe; die Resolution aber enthalte keine Beleidigung, sie bringe nur die Meinung der Versammelten zum Ausdruck und überschreite nicht den Rahmen berechtigter Kritik. In der Weberei von Winkler u. Co. zu Kassel  , die ihren Betrieb erst vor vier Wochen eröffnet hat, sind Lohndifferenzen aus« gebrochen. Eine Einigung schien bis zum Sonnabend noch möglich, nachdem aber die Firma in den Tageszeitungen durch die Annoncen- Expeditton von Haasenstein u. Vogler Arbeitskräfte sucht, welche die jetzigen ersetzen sollen, müssen die Beteiligten annehmen, daß sie hintergangen werden sollen und haben daher die Kündigung ein- gereicht. Zuzug ist dringend fernzuhalten. Die Bergardeiter werden weiter aufgereizt. Auf ZecheAlstod-n" bei Oberhausen   wurde durch Anschlag für 1. Januar eine Schicht- Verlängerung von einer halben Stunde angekündigt. Am Sonntag findet Belegschastsversainmlnng statt zlveckS Stellungnahme. Bei solchem Vorgehen würde es ein Wunder fein, wenn schließlich der angehäufte Zündstoff nicht explodierte. Mehrere Versaminlungen im Essener Revier beschlosten, den Verbandsvorstand aufzufordern, die Forderungen betr. Achtstundenschicht, Minimallohn:c. sämtlichen Grubenvecwaltunge.r zu unterbreiten. HtiaUnd. Lohnbewegung und Organisation der holländischen Seefischer. An mehreren Orten der holländischen Nordseeküste ist dieser Tage eine Organisation der Fischer gegründet»vorden, die mit Ernst eine Verbesserung der elenden Lage dieser unter vielen Gefahren und für ungew Jen Lohn, der sich nach den jeweiligen Engrospreisen der Fische richtet, arbeitenden Proletarier erstrebt. WieHet Volk" aus Vlaar« dingen mitgeteilt wird, wollen die Unternehmer nun den Fischern von ihrem Lohn noch die Ausgaben für den Köder, womit die Schellfische gefangen toerden, und für das Eis zum Kühlhalten der Fische abziehen. Das hat große Aufregung hervorgerufen und dient selbstverständlich zur Förderung des Organisationsgedankens. Eine Rottcrdamcr bürgerliche Zeitung meldet, daß am Donnerstag mittag in Vlaardingen   eine Art Demonstration von Fischern veranstaltet worden ist. Ein Unternehmer hatte sich aus Middelharnis   Leute kommen lasten, die lediglich für einen Prozentsatz des Ertrages arbeiten wollen, ohne neben Prozenten einen bestimmten Lohnsatz zu verlangen. Die mehr als 200 Demonstranten sollen eine drohende Haltung gegen die Leute angenommen haben. Der Polizeikommissar gab dem Schiffer den Rat, seine Tätigkeit bis zum Abend einzu- stellen; bis dahin sollten die nötigen Polizeimaßnahmen getroffen werden. Der Schiffer und seine Mannschaft zogen eS jedoch bor, nach ihrem Wohnort zurückzukehren. Die Charlottenburger   Ztadtverordueten- Versammlung erklärte in ihrer Sitzung am Mittwoch zunächst, daß ein vom Vor- steher in der letzten geheimen Sitzung dem Genosten Vaake er- teilter Ordnungsruf, gegen den dieser Einspruch erhoben hatte, ge- rechtfertigt sei. Hierauf nahm die Versammlung den Bericht de? Ausschusses über die Anträge der Stadtv. Stein u. Gen. und Hirsch u. Gen. betr. Bereitstellung von Mitteln für Rechts- beratungsstellen entgegen. Durch den Antrag Stein wurde der Magistrat ersucht, in gemischter Deputation zu beraten, ob eZ sich empfiehlt, eine Stelle einzurichten zur Erteilung mündlicher AuS- kauft in öffentlich-rechtlichen Angelegenheiten für die unbemittelten Klassen. Ter sozialdemokratische Gegenantrag forderte den Mo- gistrat auf, in den nächsten Etat eine Summe von 30 0(X> M. zur Unterstützung der von der Gewerkschaftskommission errichteten Auskunftsstelle für Arbeiter und Arbeiterinnen einzustellen. Der Ausschuß hat nun beide Anträge abgelehnt und statt dessen an den Magistrat die Aufforderung gerichtet, durch eine geeignete Organi- sation dem Publikum die Auffindung der zur Beratung im Einzelsall berufenen städtischen und staatlichen Dienststellen so zu erleichtern, daß von der Befugnis, dortselbst Auskunft einzuholen, mit Leichtig- keit ein ausgiebiger Gebrauch gemacht werden kann. Gegen diesen Antrag wandte sich Stadtv. Hirsch, der namens der Sozialdemo- kraten den Magistrat um Einbringung einer Vorlage betr. Unter- stützung gemeinnütziger Rechtsberatungs- und Auslunftsstellen er» suchte, Nach kurzer Debatte lehnte die Versammlung den sozialdemo» kratischen Antrag ab und nahm den des Ausschusses an. Den nächsten Punkt der Tagesordnung bildete der Bericht deS Ausschusses zur Vorbcratung der Anträge 5/irsch u. Gen. betr. die Einsetzung von Arbeiteransschüssen, Herabsetzung der Arbeits- zeit und Entschädigung für Ueberstunden für städtische Ar» beiter. Wie bereits mitgeteilt, hatte der Ausschuß sich für die Herabsetzung der Arbeitszeit aus neun Stunden und für die Beseitigung bezw. höhere Entlohnung der Ueberstunden», Sonn- und Feiertagsarbeit ausgesprochen. Wer jedoch glaubte, daß das Plenum sich diesen Anträgen anschließen»vürde, der sollte eines besseren belehrt werden. Die Liberalen zogen es wieder einmal vor, ihre Ausschußvertreter vor den Kopf zu stoßen; sie stimmten, obwohl sie mit den Soziaidemolraten zusammen die Mehrheit bildeten und obwohl ihre Vertreter im Ausschuß mit den Sozialdemolratcn zu- sammengegangen waren, den Antragen doch nicht zu. sondern be- leiteten ihnen ein Begräbnis erster Klasse, indem sie sie an den AuS- schuß zurückverwiesen. Es zeigt sich immer mehr, daß die liberale Fraktion im Charlottciitmrger Stadtparlament auf deni-'lben ar- beiterfeindlichen, sozialpolitisch rückständigen Standpunkt sinkt wie ihre Berliner   Brüder. Die Debatte, an der sich insbesondere die Stadtvv. Vaake, Hirsch und Bürgermeister Matt in g be- teiligten, war überaus lebhaft, zumal da von unserer Seite auch ver- schiedene Beschwerden städtischer Arbeiter zur Sprache gebracht tvurden allerdings ohne den gewünschten Erfolg. Das neue Re- sultat hat die Debatte jedoch gezeitigt, daß sie die Feigheit und Jämmerlichkeit der Liberalen aller Welt offenbarte. Eine längere Debatte entspann sich über die Magistratsvorlage betr. Erlaß eines Ortsstatuts über die Regelung der Sonn- tagsruheimHandelsgewerbe. Entgegen dem Magistrats- anrrage, der sich, ebenso wie die Stadt Berlin   mit einer Ein>chrän- kung der Sonn- und FeiertagSarbeit auf die Stunden von 8 10 Uhr vormittags, und zwar nur für Fabrik-,� Engros-, Bank-, Versichc- rungs-, Agentur- und Spedttionsgeschäfte begnügt, forderten die Sozialdemokraten, daß der Magistrat von der Befugnis des§ 105 d der Gewerbc-Ordnung in vollem Umfange Gebrauch inachen und dementsprechend die Beschäftigung für alle Zweige des Handels- gcwcrbes an Sonn- und Feiertagen durch Ortsstatut untersagen soll. Die Beschlußfassung wurde bis nach Neujahr vertagt. Eine weitere Vorlage betraf die Vermietung des RatS- k e l l e r s. Genosse Vaake erhob gegen den mit den Restaurateurcu Karl und Otto Heyne, die zurzeit in der Hasenheide 40/44 ein Ge- fchäst betreiben, abgeschlossenen Vertrag Widerspruch, da die Stadt dadurch benachteiligt wird und regte unter anderem auch den Regie- betrieb an. Sein Antrag auk AuSschußberatung wurde abgelehnt und der Vertrag gegen die Stimmen der Sozialdemokraten an- genommen. Gleichfalls angenommen wurde ein Antrag Protze u. Gen., der sich auf die Anlegung eines kommunalen Friedhofes bezieht. Nach der Erflärnng des Bürgermeisters M a t t i n g scheint Aus- ficht vorhanden zu sein, daß der Oberpräsident die Anlegung des Friedbofes genehmigen wird. Namens der sozialdemokratischen Fraktion sprach sich Genosse B o r ch a r d t unter Betonung unseres prinzipiellen Standpunktes für den Antrag aus. Ueber den weiteren Verlauf der Versammlung, die sich tcn* gewöhnlich lange hinzog, werden wir morgen berichten. Versammlungen. Zentral- Fesisäler. Thema: die Aus Ja der regelmäßigen Mitgliederversammlung des Verbandes der Stukkateure, die mit Frauen in Frankes stattfand, referierte Waldeck Monas se über das Freie Weihnachten". Alsdann nahm die Versammlung nähme von fünf Kollegen vor. DeS weiteren wurde ein Anschreibe. l der Gewerkschastskominission zwecks Unterstützung zur WeihnachtS- bescherung der Kinder der streikenden Holz-, Metall- und Klavier- arbeiter durch Annahme folgender Resolution zur Erledigimg gebracht: Die heurige Mitgliederversammlung der Filiale Berlin   deS Zentralverbandes der Stukkateure Deutschlands   kainr sich mit dem Unternehmen des Ausschusses der Berliner  GewerkschaftSkonunission lWeihnachtSfeier verbunden mit Bescherung für die Kinder der Ausgesperrten und Streikenden) nicht einverstanden erklären. Sie hält e'ö für Sache der Eltern und Erzieher, ihren Kindern eine ihnen zweckmäßig erscheinende Weihnachtsfreude zu bereiten. Nur den Eltern durch Darbietung eines erhöhten Streikgeldes diese Mög- lichkeit zu gelvähren, das kann im Rahmen der Tätigkeit der Geioerk- schaftSkommission liegen nicht das lieben von Wohltätigkeit mit Hülfe einer öffenrlichen Kollekte. Darum lehnen»vir einen Geld- beitrag zur Bescherung ab und überweisen der GewerkschastS- koiwnission zur U n t e r st ü tz u n g der Streikenden 300 M.-- Zum Arbeilnehmerbeisitzer im Schiedsgericht wurde Otto Hoff- m a n n gewählt, desgleichen lvurden Eckard. Krebs und R a d t k e als Kandidaten�für die Generalkommission aufgestellt.- Eine bei der Firma Karl Schulze abgehaltene Werkstattbesprechung sollte dazu dienen, die Mißstände in der Wasierftage zu regeln und geordnete Verhältnisse darin einzuführen. Nach langem hin und hm gelang es, den Geschäftsführer benannter Firma zu einem entgegen- kommenden Bescheide zu veranlassen. Die Sckttonsleiwng der Lackierer ersucht uns in bezug auf einen Bericht in Nr. 23S desVortvSrts" richtig zu stellen, daß eS sich bei dem dort erwähnten Bestätigungsrecht des Vorstandes nicht um ein solches bezüglich der Delegierten zur Generalversammlung, sondern daS der Borstandsmitglieder handle. Die Sektion II des Hafenarbeiter-BerdandeS bewilligte in ihrer letzten Sitzung für die Kinder der streikenden Tischler 50 Mark. Zum zweiten Schriftführer wurde Otto Biebe gewählt. Die Frage der Lohntarifregelung konnte, da die Ansichten der Mitglieder zu weit auseinandergingen, nicht erledigt werden. ES wurde des- halb ein Antrag E a r n a l angenommen, die nächste Mitglieder- Versammlung als Generalversammlung einzühemfen und den Lohn- taris auf die Tagesordnung zu setzen. Dem Gesuch eines Kollegen um Erlaß der Beiträge während einer UebungSzeit konnte mcht stattgegeben werden, da die Stowten nichts hierüber besagen. Teltow  . Einen neuen Erfolg in der Lokalftage haben die hiesigen Parteigenossen zu verzeichnen. Bisher war� nur das ziemlich entfernt gelegene SommerlokalSchweizerhäuschen" auf dem Seehof für die Arbeiterschaft frei. Durch eine streng geführte Sperre haben wir nun das mitten in der Altstadt gelegene LolalDeutsches Wirtshaus" von E. Piekenhagen zu politischen sowie gewerkschaftlichen Versammlungen ftei bekommen. Mit dem Emporblühen des Ortes durch den Teliow-Kanal sehen die Saalinhaber immer mehr ein, daß sie auf die Dauer den Besuch der Arbeiter, welche infolge deS ErstehenS von industriellen Etablissements zu Hunderten hereinströmen, nicht entbehren können. Am Sonntag fand nun eine Volksversammlung in dem neu eroberten Lokale statt, welche von zirka 250 Personen, darunter auch viele Frauen, besucht war. Genosse Gerhard Hildebrond aus Zehlcndorf sprach in zirka l'/o* tündiger Rede über:Unsere politische Lage". Der Referent ver- tand eS. durch seine klaren Ausführungen die Zuhörer zu fesseln, o daß ihm am Schluß reicher Beifall zu teil wurde. In der Dis- kufsion erörterten die Genossen Krüger und Franke den Druck. welcher von spießbürgerlicher Seite auf die Saalinhaber ausgeübt wurde, um das Lokal den Arbeitern nicht zur Verfügung zu stellen. Der Erfolg der Verfaininlung war, daß acht Abonnenten auf den Vorwärts", drei auf dieBrandenburger Zeitung", sowie 20 Mit- glieder für den Verein gewonnen wurden._ Berantw RedaN.-Paul Büttner  . Berlin  . Inserat« verantw.(mit Ausnahme der.Neue»eIt".Beilasr-TH. Glocke, Berlin  . Druck u. B-rlag- Vorwärts Buchdr,«, P-rladgSanst.PauI Singer»To., verlin S V. Hierzu 3 Betlage»«.«»terhaltnngSbl.