Nr. 301.
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21. Jahrg.
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Telegramm Adresse: ,, Sozialdemokrat Berlin".
Redaktion: S. 68, Lindenstrasse 69. Ferufbrecher: Amt IV. Nr. 1983.
Plehwes Auferstehung.
Die Aera der Hoffnungen hat diesmal in Rußland eine noch fürzere Dauer gehabt als in früheren Zeiten. Man hat das russische Volt ein paar Wochen reden lassen, man hat den oppofitionellen Zeitungen gestattet, die Leiden des Reiches offen zu erörtern, ja, man hat selbst den Semstwos erlaubt, weitgehende Beschlüsse über die konstitutionelle Umgestaltung Rußlands zu fassen. Kenner der russischen Verhältnisse bezweifelten von Anfang an, daß bei diesem plötzlichen Umschwung mehr herauskommen würde als abermals gescheiterte Hoffnungen. Vielleicht war sogar eine gewisse Berechnung in diesem jäh erwachten Liberalismus. Die russische Bureaukratie rechnete darauf, daß es dem russischen Volke schon genügender Trost sein würde, nur ein paar Tage seine Schmerzen frei auszusprechen; damit gewänne es das Bewußtsein, etwas wirkliches erreicht zu haben.
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Freitag, den 23. Dezember 1904.
Tatsächlich soll der Zar ein Manifest ausgearbeitet haben, dessen Veröffentlichung sich aber verzögert hat und so am 19. Dezember nicht erschienen ist. Nach einer Laffan Meldung soll das Manifest mit der Erklärung beginnen, der Zar sei unerschütterlich entschlossen, seine volle Macht seinem Sohne unversehrt zu hinterlassen, er müsse die Quelle aller Gesetze bleiben. Der Krieg habe Schäden in der Verwaltung enthüllt; er werde suchen sie abzustellen. Weitere Auslassungen des Manifestes beziehen sich auf die innere Verwaltung Rußlands , die, so wird gesagt, nur das Glück des Volkes" im Auge hat. Er hoffe, außergewöhnliche Verwaltungsmaßnahmen würden unnötig sein.
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Man erwartet hier, so meldet„ Laffans Bureau", daß dieses Manifest Unzufriedenheit erregen wird, und glaubt, daß das Ende der Laufbahn des Fürsten Mirsky und die Rückkehr Wittes in ein Regierungsamt bevorsteht.
Die ganze Zeit der neuen Hoffnung aber war am Ende nicht nur ein politischer Schachzug, sondern wohl bloß ein gemeines Börsenmanöver, ein elender Kreditschwindel.
Expedition: S. 68, Lindenstrasse 69. Fernsprecher: Amt IV. Nr. 1984.
Sächsische Tugend.
Aber die Schriftgelehrten und Pharisäer brachten ein Weib zu ihm, in Ehebruch begriffen, und stellten ins Mittel dar,
Und sprachen zu ihm: Meister, das Weib ist be griffen auf frischer Tat im Ehebruch;
Moses aber hat uns im Gesetz geboten, solche zu steinigen; was sagst Du?
Als sie nun anhielten, ihn zu fragen, richtete Jesus sich auf und sprach zu ihnen: Wer unter Euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein auf sie.
Da sie aber das höreten, gingen sie hinaus, einer nach dem andern, von den Aeltesten an bis zu den Geringsten....
Jejus aber sprach: So verdamme ich dich auch nicht; gehe hin und sündige hinfort nicht mehr. Alle Erwartungen auf eine Hülfe von oben werden nun durch Nie ist volle Klarheit über die tatsächlichen Hintergründe und ein offizielles Telegramm beseitigt. Der Präsident des Semstwos Die Finanzlage der russischen Regierung ist troftlos. In den die psychologischen Motive der Flucht der einstigen Kronaus Tschernikow hatte am 19. Dezember dem Kaiser telegraphisch ein Kassen der Staatsbank fehlt es an Gold. Bereits im April hatte dem Dresdener Bittgesuch des Semstwos übermittelt, in dem Reformvorschläge ent- fich in Bermeiner Stadt im Osten Westrußlands- die dortige prinzessin die dortige prinzessin von Sachsen aus Schloß geschaffen worden. halten waren. Der ruffische Regierungsbote" meldet nunmehr, wie Abteilung der Staatsbank geweigert, Gold gegen Papiergeld zu Wohl aber weiß man, daß die Kronprinzessin bald nach der durch den offiziösen Telegraph weiter verbreitet wird, daß der Bar geben, trotzdem offiziell ein solcher Austausch obligatorisch ist. Aus auf das Telegramm folgenden Vermerk gesezt hat:„ Ich finde die sicherer Quelle wissen wir, daß vor kurzem einem Herrn, der in der Flucht, durch Macht und materielle Not bedrängt, in die Trennung Handlungsweise des Präsidenten verwegen und tattlos; Fragen der Lodzer Abteilung der Staatsbank 500 Rubel Papiergeld wechseln wollte, von dem Liebhaber willigte und daß andererseits gleichwohl der Staatsverwaltung sind nicht Sache der Semstwos, deren Wirkungs- dieser Wunsch abgeschlagen wurde. Die Geldnot ist so groß, daß die verstorbene König Georg in rücksichtslosester Weise die Ehre der Seitdem lebte sie als Gräfin freis und Rechte das Gesetz genau bestimmt." Regierung sich veranlaßt sieht, die Weichsel - Eisenbahn zu verkaufen. Frau vor dem Lande preisgab. Vor kurzem hat in Warschau des Montignoso in Frankreich und zuletzt auf Schloß Montegg am unter dem Vorsitz Bodensee in Kummer und verzehrender Sehnsucht nach ihren Kindern. Baron Kronenberg eine Beratung von Bankiers stattgefunden, die sich bereit erklärt hatten, diese Eisenbahn bei der Re- Alle Versuche der Mutter, sich den Kindern zu nähern, sie nur auf gierung für 15 Jahre zu pachten und im voraus 60 Millionen Rubel furze Frist einmal wiederzusehen, wurden abgeschlagen, und wurde zu bezahlen. Troß eines Dementi aus Petersburg halten die ihr lediglich vierteljährlich amtlicher Bericht über das gesundheitliche Befinden erstattet. polnischen Zeitungen diese Mitteilung aufrecht.
bedeutet.
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Aus Dresden kommt die Meldung:
Die frühere Kronprinzessin von Sachsen , jezige Gräfin Montignoso , die geschiedene Gattin des Königs von Sachsen , ist am Donnerstag früh in Dresden eingetroffen; gerade zu der Zeit, wo der König auf der Jagd weilte. Die Anwesenheit der Gräfin war streng geheim gehalten; sie stieg im Hotel Bellevue, wo zwei Zimmer bestellt waren, in Begleitung ihres Anwalts Dr. ZehmeLeipzig ab. Tief verschleiert kam die Verbannte in ihrer Heimat an, um sich Zutritt zu ihren Kindern im Taschenberg- Balais zu verschaffen. Die Polizei hatte wahrscheinlich durch irgend eine Indiskretion Kenntnis von der Ankunft der Er- Kronprinzessin erhalten, und so waren bereits am Vormittag die Beamten der Kriminalpolizei auf den Beinen, um das Taschenberg- Palais zu besetzen.
Damit ist zugleich in dem bei den Monarchen Osteuropas üblichen Stil verkündet worden, daß die Beratungen der Semstwos über die Verfassungsfrage unerlaubt gewesen sind. Der Geist Blehwes hat wieder die Herrschaft ergriffen, die freilich im eigentlichen Betracht niemals aufgehört hat. Schon das Manifest der Zarengnade, das nach der Geburt des Thronerben erlassen wurde, In Sachsen und zwar gerade in demjenigen Sachsen , das der beweist, daß der gar fest in den Händen jener Bureaukratie ge- Mit welcher Kleinlichkeit bei der Suche nach Geldmitteln berbannt ist, die wohl weiß, daß jeder Anfang einer Verfassung in fahren wird, ist daraus zu ersehen, daß von den Russen, die vom Königstreue huldigt, glaubte man, mit der Thronbesteigung des Rußland den Zusammenbruch der ganzen bureaukratischen Korruption Auslande lommen, der Boll felbft für Sachen genommen wird, die iesigen Königs Friedrich August würde endlich eine nach den Bestimmungen, welche in den Baßbüchern abgedruckt find, Milderung eintreten. Doch die übernommene Reaktionsregierung Benn trotz aller Schläge auf dem Kriegsschauplage, troß der zollfrei find. Beruft sich der Reisende auf diese Bestimmungen, so stellte die Stabinettsfrage darüber, daß alles wie bisher bleiben müßte, stürmischen Gärung im Lande, trog massenhafter Demonstrationen zuden die Beamten mit den Achseln und antworten, sie seien für sie daß die Brecherin der Ehe für alle Zeit verfemt sei. Der König und Defertionen die Herrschaft des russischen Absolutismus sich un- nicht maßgebend. Offenbar haben sie anders lautende Instruktionen selbst soll, so heißt es, etwas anderer Meinung über, die Zukunft erschüttert zeigt und sich sogar vermißt, die bloßen Reformvorschläge bekommen. Die Finanzverwaltung bemüht sich überhaupt eifrig, feiner geschiedenen Frau gewesen sein, jedenfalls aber fügte er sich als verwegen und tattlos zurückzuweisen, so ist die Schuld dieser neue Steuerquellen ausfindig zu machen. So ist bereits die Er der Regierung, die dem Volte das Königshaus als Muster in der Erscheinungen nicht zum mindesten in der reaktionären Solidarität höhung der Gewerbesteuern um zirka 33 Proz. beschlossen worden. Wahrung der Ehepflicht zu zeigen vermeinte. Höfifche Cliquen und derjenigen Staaten zu suchen, die mit der russischen Barbarei Die Eisenbahntarife sollen erhöht, die Auslandspässe sollen noch tonangebende Kreise der sächsischen Residenz glauben die Vortrefflichkeit der eigenen Moral dadurch unantastbar zu erweisen, daß sie für sympathisieren und in ihrer Aufrechterhaltung die Gewähr der eigenen mehr besteuert werden. Herrschaft der Reaktion schüßen wollen. Tatsächlich findet Rußland Das Ministerium der Volksaufklärung macht für das Jahr 1905 die Schuld der Kronprinzessin keinerlei Verzeihung zulassen. im eigenen Lande keine Stüße für die Schreckensherrschaft der Ersparnisse in den Ausgaben für die Volksbildung( 1), um nach führt, der die maßgebenden Kreise in Sachsen vollends dem tiefsten Diese erheuchelte Moral hat nun soeben zu einem Vorgang ge Bureaukratie und des griechischen Kleritalismus. Ihre einzigen Sträften" zu den Kriegsausgaben beizutragen die Ausgaben für führt, der die maßgebenden Kreise in Sachsen vollends dem tiefsten wirklichen Bundesgenossen sind die Regierungen der vor Rußland Boltsschulen find um 183 400 Rubel, die Gehälter des Lehrer- Abscheu aller Menschen überantworten muß, welche menschliches friechenden Staaten. Der russische Zar ist trog aller Katastrophen personals um 226 217 Rubel gekürzt. Doch als Hauptrettungs- Fühlen nicht völlig verloren haben. nach wie vor der Zar des monarchischen Europas . Die mittel in der Not galt zunächst die geheime Emission von Papiergeld, Bombe, die Plehtes finsteres Dasein ausrottete, hat wohl worüber der Vorwärts" schon berichtet hatte, und die ausländische für einige Zeif Zeit Schrecken berbreitet, aber das System Anleihe. Die russische Regierung hatte ja natürlich das Zutrauen des Absolutismus schreitet über dieses Opfer eines einzelnen zu, den Bankhäusern, die für Vermittelung der Anleihe eine Herrschenden genau so gleichgültig hinweg, wie über die Provision von 50 bis 60 Millionen Rubel einstecken, daß Zerstörung des Daseins der Millionen. Tua res agitur, um Deine sie selbst unter den schwierigsten Verhältnissen es fertig Sache handelt es sich, rief im Anfang dieses Jahres der preußische bringen werden, ein so lohnendes Geschäft zu erledigen. Jedoch Justizminister Schönstedt , als er die reaktionären Barteien zur Ab- mußte natürlich dafür gesorgt werden, diesen Bankiers ihre immerhin wehr gegen die revolutionären Sympathien der deutschen Sozial- nicht ganz leichte Mission zu erleichtern. Das Erwecken von Hoffdemokratie mit der ruffischen Opposition aufzureizen suchte. Das nungen auf Reformen in Rußland war sehr geeignet, zu diesem Wort entsprang dem tiefsten Bedürfnis der preußisch- deutschen Zwecke beizutragen, und in der Tat hatte sich die Politik Reaktion. Der russische Absolutismus ist in der Tat auch das Boll- Swiatopolt- Mirskys als ein ausgezeichnetes Börsenmonöver werk des deutschen Feudalismus und Absolutismus , und so ist die erwiesen. Die Nowosti", das Organ der russischen Geldjuden, Niederlage der russischen Reformbewegung zu schildert die Wirkung dieser Politit in einem Artikel, betitelt:„ Der gleich das Werk der europäischen Reaktion! neue Kurs und die Geschäftswelt", folgendermaßen:„ Die Börse ist Für die Oppositionsparteien Rußlands erwächst unter diesen das sicherste Barometer für das Verhalten weiter Kreise des Verhältnissen die verstärkte Notwendigkeit, in gemeinsamem Zusammen- Bublifums zu den gegenwärtigen Ereignissen. Die geringste Unruhe schluß sich auf radikale Minimalforderungen zu einigen und ihre der französischen Inhaber unserer Papiere, beginnend mit einem Durchfeßung mit allen Mitteln zu versuchen. Dieser Zusammen hohen Beamten oder einem Bankier und endigend mit dem gewöhnschluß bedeutet nicht den Verzicht auf die Selbständigkeit der ein- lichen Stubenmädchen, wäre notwendigerweise begleitet von einer zelnen Gruppen der Oppofition. Zwischen den sozialistischen Barteien intensiven Abstoßzung der Papiere und ihrer Entwertung auf den dortigen und der bürgerlichen Demokratie bleibt nach wie vor eine tiefe Börsen, und daraufhin auch auf unserer Börse. Was sagen uns Kluft der Anschauung. Aber gerade weil eine solche Zusammen- nun unsere Börsenbulletins? Nur erfreuliches. Es kann auch nicht wirkung aller oppositionellen revolutionären Parteien gegen den anders sein. Schon lange war die russische Gesellschaft nicht von russischen Absolutismus feinen Verzicht auf die eigene Selbst- einem solchen Glauben an die Kräfte des Landes und an ihre Zuständigkeit bedeutet, darum ist sie durchaus möglich und notwendig. kunft beseelt wie jetzt. Unwillkürlich teilt diesen Glauben auch Die europäische Kultur, ja das nächste Schicksal der Menschheit selbst das Geschäftsmilieu, und das kommt in der Börsenchronik zum hängt nicht zum mindesten ab von den Erfolgen dieser russischen Ausdruck". revolutionären Bewegung. Die Bankgeschäfte, die für die russische Regierung tätig sind, werden in eine schwierige Lage gebracht werden durch den jähen Ueber das Manifest des Zaren, das an seinem Namenstage Umschwung in der russischen Regierungspolitik. Aber die westerwartet wurde, find von den französischen Blättern Einzelheiten europäischen Bourgeois werden wohl doch noch dem russischen verbreitet worden, die offenbar phantastisch sind. So soll in der Absolutismus mit ihrem Gelde aus den Schwierigkeiten, in die Konferenz, die der Zar über die zu erlassende Kundmachung ein- er geraten ist, verhelfen. Ob aber die Hülfe für noch lange Mit welchem Recht, das ist zunächst zu fragen, maßt man sich berufen habe, der Justizminister Murawjet ausgeführt haben, der reichen wird? an, der Gräfin Montignoso, die eine deutsche Reichsangehörige Zar habe gar nicht das Recht, die auf Selbstbeherrschertum beruhende So ist das furchtbare Elend eines Reiches von 140 Millionen ist, in einer deutschen Stadt den Aufenthalt zu verwehren? Hat Reichsverfassung zu ändern, er sei durch die bestehenden Geseze in jedem Fall nur ein Ausbeutungsobjekt, der Spielball dynastischer, diese Frau, nur weil sie die Kronprinzessin von Sachsen war, geebenso gebunden wie jeder andere Ruffe. Wenn das der russische feudaler, fleritaler und kapitalistischer Begierden. Db man, wie in ringeres Aufenthalts- und Freizügigkeitsrecht als andere Frauen Justizminister wirklich ausgeführt haben sollte, so hat er nur wieder der legten Zeit, gautelnde Hoffnungen erweckt oder, wie unter oder als Männer, die dieselben Handlungen vollführten? Mit holt, was die Vertreter des Feudalismus 1848 in Preußen gegen Blehive, in seiner jeßigen Auferstehung mit roher Gewalt selbst die welcher Befugnis macht man in Dresden ganze Scharen von PolizeiFriedrich Wilhelm IV. sagten und schrieben. Damals wurde die Sehnsucht nach Freiheit zertritt immer hat das Volk die Wand- beamten mobil, nur um eine unglückliche Mutter von ihren Kindern Theorie verfochten, daß der Selbstherrscher, der auf bestimmte Kron- lung zu bezahlen, immer verdienen daran die Herrschenden. gewaltsam fernzuhalten? rechte verzichtet, damit die Krone selbst verwirkt habe. Die SeelenRettung kann diesem unglücklichen Volke mur durch sich selbst verwandtschaft des preußischen und des russischen Absolutismus würde kommen! damit eine neue Bekräftigung erfahren, wenn auch in Rußland dieses Argument eine Rolle spielen sollte.
Als die Gräfin um 11 Uhr Einlaß in das Schloß begehrte, wurde sie von Kriminalbeamten umringt. Ein Beamter trat auf die vor Erschütterung Bebende zu und bedeutete ihr, daß sie von ihrem Vorhaben abstehen möge. Bitten und Fordern halfen der Frau nichts, sie mußte in Begleitung eines Beamten den Rückweg zu ihrem Hotel antreten, wo niemand zu ihr vorgelassen wurde.
Gleich darauf wurde der Gräfin ein Schreiben von der Polizei übergeben, in dem sie aufgefordert wurde, Dresden bis nachmittags um 4 Uhr zu verlassen.
Das Ministerium des königlichen Hauses trat sofort zu einer Sizung zusammen, um zu beraten, was im Falle von Unruhen am Bahnhofe zu tun wäre.
Der König, an den die Gräfin einen Brief gerichtet hatte, der ihn nichterreichte, ist sofort von der Anwesenheit seiner früheren Gattin unterrichtet worden.
Die Er- Kronprinzessin reiste nachmittags 4' Uhr von Dresden ab und erreichte Leipzig , wo sie fich in Begleitung ihres Rechtsbeistandes Dr. Zehme in die Stadt begab.