Depots in der Belzigerstraße ein größerer Geldbetrag befände, vondem die Gehälter und Weihnachtsgratifikationen der Angestellten ge-Zahlt werden sollten. Außerdem wußte er, daß sich in einem be-sonderen Schränkchen das zum Ankauf eines Jubiläumsgeschenks füreinen Beamten gesammelte Geld befand. Er verschafftesich eine Anzahl Dietriche und eine 30 Zentimeter langeEisenstange und ging nachts gegen 12 Nhr in seinerUniform nach dem Depot, um in das Bureau einzubrechen unddas Geld zu stehlen. Da aber das Türschloß besonders stark kon-struiert ist, so daß die Dietriche versagten, und da auch die Tür-bekleidung einen erheblichen Widerstand leistete, gab P. schließlichseine Bemühungen auf. Als er dann am Morgen in dem Depoterschien, um Dienst zu tun, hatte sich bereits der Verdacht, daß erden Einbruchsversuch verübt habe, gegen ihn gerichtet, weil er nachtszu einer Zeit, als er auf dem Hofe nichts zu tun hatte, dort gesehenworden war. Vor der Schöneberger Kriminalpolizei legte er baldein Geständnis ab und gab als Vorwand an, er wäre betrunkengewesen und hätte die Absicht gehabt, den Dienst bei der Straßen-bahn aufzugeben. Deshalb hätte er sich nur seine Kaution von100 M. und seine Papiere aus dem Bureau holen wollen.Wegen eines sehr gefährlichen Brandes wurde am Donnerstagmittags um 12 Uhr die Feuerwehr nach der Mühlenstr. 8 gerufen.Im Sommer hatte nebenan Mühlenstr. 7 die Spritfabrik vonN. Eisemann gebrannt. Das Feuer war den Bewohnern noch frischim Gedächtnis, man benachrichtigte deshalb von vielen Seiten dieFeuerwehr, die sofort in großer Stärke ausrückte. Bei ihrem Ein-treffen brannte das Dach der Weizcnmiihle von Karl Solomonu. Co. Entstanden war der Brand durch das Ueberkochen von Teer.Da dieser nicht durch Wasser, sondern nur durch Auswerfen vonSand zc. gelöscht werden konnte. so war die Gefahr für die Mühlenicht zu unterschätzen. Es gelang indes die Flammen auf das Dachzu beschränken und damit alle Befürchtungen zu beseitigen. Infolgedes enormen Qualmes glaubte in an anfänglich, die Weizeniuühlcstände schon in Flammen.Ein Opfer der Automobilraserei. Seinen Verletzungen erlegenist der Arbeiter Friedrich Mein aus der Gitschinerstr. 70, der amSonnabend abend beim Verlassen der Arbeitswerkstätte in derAdmiralstraße von einem Automobil überfahren wurde. Das Kraft-fahrzeug entkam in der Dunkelheit. Mein ist Witwer und hinter-läßt vier Kinder im Alter von 4 bis 16 Jahren. Die Leiche ist vonder Staatsanwaltschaft beschlagnahmt worden.Ein alter Paletotdieb wurde gestern in der Person eines früherenEisenbahn-Assistenten Beyer wieder festgenonimen. Beyer, derehemals auf dem Stettiner Bahnhof angestellt war. wurde aus demDienste entlassen, weil er mit Nachahmungen von Münzen die Auto-maten geplündert hatte und deshalb zu einer Gefängnisstrafeverurteilt worden war. Von seiner Familie geschieden, verlegte ersich dann auf den Paletotdiebstahl, der ihm auch bald eine Gefängnis-strafe von zwei Jahren einbrachte. Nachdem er am 3. Novemberentlassen worden war, häuften sich bald wieder die Diebstähle. Gesternmachte Beyer einen Versuch im Kaisercafs in der Friedrichstraße. Hierist aber ein Kellner beschäftigt, der früher schon gegen ihn als Zeugeauftrat. Dieser erkannte ihn sofort wieder und machte den Geschäfts-sührer aufmerksam, der nun draußen beobachtete. Bald kam derverdächtige Gast heraus. Er hatte einen Sommerüberzieher undeinen Winterüberzieher ans dem Arm. Von den» Geschäftsftihrerangehalten, tat er so, als ob er in der Zerstreutheit an seinenSommerüberzieher gar nicht gedacht und ganz in Gedanken einenWinterüberzieher mitgenommen hätte, als wenn es sein eigener ge-Wesen wäre. Diese Ausrede nutzte ihm nichts, er wurde wiedereingesperrt. In seiner Tasche fand man noch verschiedene fremdeTaschentücher und Handschuhe und in seiner Behausung eine MengePfandscheine über versetzte Ueberzieher. Sechs von diesen habenihre Eigentümer bereits wiedergefunden, andere noch nicht.Feuerbericht. Ein größeres Feuer kam in. der Nacht zum Donners-tag Alt Moabit 124 in der photographischcn Kunstanstalt von Glan-bach auf nicht ermittelte Weise aus. Als die Gefahr gegen 2 Uhrfrüh bemerkt wurde, brannte bereits ein großer Teil von dem Inhaltdes Ateliers. Der 15. Löschzug hatte daher längere Zeit tüchtigWasser zu geben, um die Flammen zu ersticken.— Für denselbenLöschzug gab es schon vorher auf dem Moabiter Güterbahnhof vielzu tun. Dort war an der Siemensstraße eine Holzbude in Brandgeraten.— In der Lehrtcrstr. 48 war dann in einem Schaufensterein Feuer entstanden, das aber leicht unterdrückt werden konnte.—Donnerstag mittag wurde der 17. Löschzug nach der Ritterstr. 58gerufen. Hier brannte in einem einstöckigen Anbau in einer Dach-stube der Fußboden und die Zwischendecke.— Möbel, Decken,Kleidungsstücke-c. gingen dann in der Bergstr. 4 in einer Wohnungin Flammen auf.— Die übrigen Alarmierungen, die noch in denletzten 24 Stunden einliefen, waren auf«blinden Lärm" zurück-zuführen.Wegen wiederholten Betruges und Erpressung wurde fest-genommen der Drechsler, Diener Paul K. Er pflegte, mit einerblauen Joppe und Artilleriemütze bekleidet, spät abends auf nachPotsdam fahrenden Vorortzügen auf den Trittbrettern entlang zugehen und plötzlich in Abteilen, in welchen nur ein Herr und eineDame saßen, zu erscheinen. Wenn das Paar sich nicht ganz ein-wandsfrei benommen hatte, so bekam der anscheinende Eisenbahn-beamte, damit er nicht Anzeige erstatte, häufig Schweigegeld. Umden Menschen für längere Zeit unschädlich zu machen, ist es erforder-lich, daß Personen, die etwa seit April d. I. auf die geschilderte Weisemit dem Festgenommenen zusammengetroffen sind, schleunigst An-zeige darüber bei einem Polizeirevier oder der Berliner Kriminal-Polizei unter Angabe der Tagebuchnummer 1110 l. IV. 13. 04 er-statten.Vermißt wird seit dem 13. November d. F. der am 10. Mai 1883zu Berlin geborene Dienstknecht Karl Brandenburg. Der Genannteist zirka 1.60 Meter groß, hat hellblonde Haare, blaugraue Augenund am Halse unter dem Kinn eine Narbe. Die Kleidung ist nichtbekannt. Brandenburg war bis zum 13. November d. I. bei einemLandwirt in Hachen, Kreis Arnsberg, in Stellung und soll am genannten Tage von dort nach Berlin zu seinen Eltern gereist sein. Bisjetzt fft er jedoch bei diesen noch nicht eingetroffen und wird ange-nommen, daß ihm ein Unglück zugestoßen ist. Personen, welche überden zeitigen Aufenthalt oder Verbleib des Genannten Angaben machenkönnen, werden ersucht, dies entweder schriftlich oder mündlich ineinem Polizeirevier zu J.-Nr. 11344 IV 7. 04 oder beim hiesigenPolizeipräsidium, Kriminalabteilung, Zimmer 326, II, mitzuteilen.Die Theaterdirektion Max Pütz ersucht uns im Hinblick auf dengegen das Neue Theater gerichteten Prozeß, worüber wir gestern be-richteten, noch besonders darauf hinzuweisen, daß die beiden Vor-instanzen in einem dem Urteil des Reichsgerichts entgegengesetztenSinne entschieden haben._#Der Ringkämpfer Lurich sendet uns eine Erklärung, in der ersich darüber beschwert, daß er von der Berliner Presse ungerecht be-handelt worden sei. Er vermute fast, daß Voreingenommenheit fürdie deutschen Ringer und Chauvinismus bei dieser Behandlung mit-spiele. Wir wissen natürlich nur genau, aus welchen, Grunde w i rHerrn Lurich so beurteilt haben, wie es geschehen, halten aber vonvornherein die Befürchtungen Lurichs, daß man ihn als Russenungünstiger behandelt habe, für— doch nicht nur die Deutschen,sondern auch den Franzosen und Bulgaren, als ganz hin-fällig. Lurich erfuhr wohl deshalb allgemein eine so abfälligeKritik, weil er es verstanden hatte, sich einen so bedeutendenRuf vorausgehen zu lassen und weil er diesen Rufso vollständig enttäuschte. Im übrigen bittet Herr Lurichum die Feststellung folgender Tatsachen: Er sei nicht nach einander,wie der„Vorwärts" geschrieben, von Beaucairois, Petroff und Pohlgeworfen worden, sondern nur von Beaucairois. mit demer aber das zweitemal eine Stunde 38 Minuten unentschiedengerungen habe. Die Kämpfe mit Petroff und Pohl seien un-entschieden gewesen. Wie wir uns vergewissert haben, ent-sprechen diese Behauptungen Lurichs den Thatsachen. Ferner erklärtHerr Lurich, daß er stolz darauf sei, Hitzler geworfen zu haben, daHitzler Ringer von Weltruf sei und u. a. bereits Beaucairois, HaliAdäli und Koch geworfen habe. Ferner mache er darauf aufmerksam,daß neben Beaucairois auch Pohl und Petroff erstklassige Ringerseien, mit denen unentschieden gekämpft zu haben für ihn keineSchande sei, zumal er bei seinem Auftreten in Berlin noch unterden Nachlvirkungen seiner früheren Erkrankung gelitten habe.—Wir können dem gegenüber nur wiederum bemerken: Befand sichLurich tatsächlich in ungewöhnlich schlechter Form, so hätte es ihmdie Vorsicht verbieten sollen, überhaupt an der Ringkampfkonkurrenzteilzunehmen.Die Treptow-Sternwarte wird am zweiten Weihnachtsfeiertagnachmittag 2 Uhr wieder geöffnet. Direktor Archenhold sprichtun, 5 Uhr nachmittags unter Vorführung zahlreicher Licht- und Dreh-bilder„Ueber die Grundlage der Astronomie" und abends 7 Uhrüber„die Bewohnbarkeit der Welten". Auch am Dienstag, 27. ds.,findet nachm. 5 Uhr ein Vortrag über den Enckeschen Kometen statt.Mit dem großen Fernrohr wird nachmittags die Venus, dannder Enckesche Komet und der Jupiter beobachtet.Arbeiter- Bildungsschule Berlin. Der Unterricht in Geschichtefindet der Weihnachtsbescherung für die Kinder der ausgesperrtenund streikenden Metall- und Holzarbeiter wegen heute abend imS a a l 8 statt.Theater. Im Thalia-Theater geht heute Freitag dieneue Ausstattungsposse„Der große Stern" zum erstenmal inSzene. Die Musik ist von Julius Einödshofer: die Borstellung be-ginnt um Uhr.— Im Ratio nal-Theater wird dieMärchenoper.iDorn röschen" von August Weweler heute zum ersten-mal gegeben.— Im Luisen-Theater geht Freitag zum ersten-mal Roderich Benedix' Lustspiel„Die zärtlichen Verwandten" inden Hauptrollen mit den Damen Hüftel, Schulz, Natrowska, Sylva,den Herren Fcskel, Wald, Oehmig, Taube, in Szene.— DasSchiller-Theater bleibt am Sonnabend abend, wie alleTheater Berlins, geschlossen. Die Kassen beider Schiller-Theateraber sind in den üblichen Stunden<von 10l/2 bis 2 Uhr) geöffnet.Freitagabend findet im Schiller-Theater 17. sFriedrich-Wilhelmst.Theater) eine Vorstellung von„Mutter Erde" statt, im Schiller-Theater O.(Wallner-Theater) wird„Krieg im Frieden" gegeben.Der Verein für die Interessen der Hausangestellten feiert amdritten Feiertag. Dienstag, den 27. Dezember, abends 7 Uhr, seinWeihnachtsfest im großen Sale der Arn, inhallen, Komma,,-dantenstraße 20. Das einleitende Weihnachtsgedicht wird eine Haus-angestellte, Fräulein Domke, sprechen: die Festrede hält die ersteVorsitzende Frau Regine Deutsch. Eintritt 30 Pf. Eintrittskartenin der Geschäftsstelle des Vereins Uhlandstr. 42, I.Die halsbrechende Arbeit. Im Zirkus Schumann ereignete sichgestern bei dein sogenannten„Sprung in den Mond" ein auf-regender Zwischenfall, der glücklicherweise keine ernsten Folgen hatte.Diese Produltion besteht darin, daß Frl. Duttienx auf einer imWinkel von 40 Grad geneigten Bahn mit einem Motorrad von derZirkuskuppel herabfährt. Die Bahn erhebt fich auf der gegenüber-liegenden Seite nur wenige Meter, um dann plötzlich abzubrechen.und Frl. Dutrieux saust nun mit ihrem Rade etwa 12 Fuß senkrechtdurch die Luft auf eine Plattform. Gestern abend aber prallte Frl.Dutrieux vom Rande der Plattform ab und wurde auf die Bahnzurückgeschleudert. Sie erlitt dabei aber nur leichte Verletzungen undbefindet sich bereits wieder auf dem Wege der Besserung./Zus clen �acdbarorten.Adlershof. Die Mitgliederversammlung des Wahlvereins fürDezember fällt aus. Die nächste Versammlung findet im Januar1905 statt.Stralau-Rummelsburg. Die Wahlvereine genannter Orte haltenam 1. Feiertag, nachmittags 5 Uhr, in, Lokal der Witwe Schonert,ihr WeihnachtSvergnügen ab. Die Geuosfen werden ersucht, rechtrege daran teilzunehmen. DaS Komitee.Charlottenburg.Ihre monarchische Gtfiniiung legten die Stadtväter am Mittwochin eigenartiger Weise an den Tag. Zur Beratung stand dieMagistratsvorlage betreffend Teilnahme der Stadtgemeinde an demseitens der preußischen Städte geplanten Geschenk zur Hoch-zeit des Kronprinzen. Entgegen de», sozialdemokratischenAntrag, die Beratung in öffentlicher Sitzung vorzunehmen, beschloßdie bürgerliche Mehrheit, in geheimer Sitzung zu beraten. Vermut-lich hatten die Herren schwerwiegende Bedenken, die sie öffentlich nichtauszusprechen wagten. Der größte Teil von ihnen wohnte sogarder Verhandlung über diesen Gegenstand überhaupt nicht bei; ob siedadurch dokumentieren wollten, daß eine Stadt, in der bei der letztenReichstagswahl mehr als 50 Proz. sozialdemokratische Stimmen ab-gegeben sind, die Steuergroschen nur für Geschenke an einen Mannausgeben darf, der nun einmal die Sozialdemokraten nicht leidenkann, oder ob lediglich das Verlangen, nicht zu spät zum Abendessenzu kommen, die braven Stadtväter von der Erfüllung ihrerpattiotischen Pflicht abhielt, bleibe dahingestellt. Jedenfalls verdientes in die zur Jubelfeier der Stadt Charlottenburg im nächstenJahre erscheinende Geschichte als Zeichen der fortschreitenden Demo-kratisierung der Verwallung mit aufgenonimen zu werden, daß dieVersammlung gerade bei diesem Punkt der Tagesordnung wegenBeschlußunfähigkeit nicht weiter tagen konnte.Die nächste Sitzung findet am 4. Januar 1903 statt.Kindesaussctzung. Ausgesetzt wurde vorgestern abend zwischen3 und 10 Uhr in dem Haufe Ansbacherstraße 32 zu Charlottenburgein Knabe von 2 bis 3 Tagen. Er war eingehüllt in braungraue»Stoff. Die Polizei brachte den kleinen Findling ins Krankenhaus.seine Mutter ist noch nicht ermittelt.Groh-Lichterfelde.Der Gemeindevorsteher vor dem Richterstuhl des Grundbefitzer-Vereins. Die hiesigen Haus- und Grundbesitzer befinden sich, wiebereits früher schon erwähnt, in durchaus kriegerischer Stimmunggegen den Gemeindevorstand, speziell den Gemeindevorsteher Schulzund den Schöffen Lange, weil sie in dem allerdings un»begründeten Verdacht stehen, die Privilegien und Sonder-interessen der Grundbesitzer nicht genügend zu schützen und zu fördern.Im„Verein der Grundbesitzer des Westens", der alles was auf Besitzund Bildung oder auch nur auf crsteres Anspruch macht, in sich vereinigt,kam es wiederholt zu heftigen Angriffen gegen den Gemeindevor-steher. In einer dieser Vereinssitzungcn wurde von einem Bau-Unten, ehmer behauptet, daß ihm der Baukonsens nicht bezw. der-spätet erteilt worden sei, weil er sich geweigert habe, die Pflaster-kosten in der verlangten Höhe zu hinterlegen. Später habe sichherausgestellt, daß wohl ein Irrtum vorgelegen haben müsse, dennes sei von der Mehrforderung Abstand genommen worden. Ge-meindevertreter Schirm er. ein zum Grundbefitzer avancierterBerliner Gemeindebeamter, versprach der Versammlung, den Gemeinde-Vorsteher sozusagen zur Raison zu bringen.In der letzten Gemeindevertreter-Sitzung inter-pellierte er den Gemeindevorsteher über diese Beschwerdepunkte undverlangte eine Erklärung.Diese Erklärung erfolgte und hatte folgenden Wortlaut:„Ich bin gern bereit, dem Herrn Gemeindevertteter Schirmer,wenn er mich an anderer Stelle und in einer anderen Form ersucht,den Nachweis zu erbringen, daß in der fraglichen Angelegenheitdurchaus prompt und sachgemäß verfahren ist, und daß jede andereLesart eine Erfindung ist. Hier lehne ich ein Eingehen auf dieSache ab und zwar aus zwei Gründen:1. geht mein Ehrgeiz nicht soweit, die maßgebenden Faktorenim Verein der Haus- und Grundbesitzer des Westens zu über-zeugen und2. möchte ich mit meinen schwachen Kräften dazu mitwirken, daßwir hier nicht in jeder Sitzung eine Fortsetzung der Verhandlungendes HauS- und Grundbesitzervereins des Westens erleben."Diese in der Sprache kräfttge, in der Sache selbst berechttgte Er-klärung befriedigte die Delegierten des Westvereiiis nicht. GrafHoensbroech wünschte klare Auskunft über diese Angelegenheitund war indigniert darüber, daß weder der Gemeindevorsteher, nochdessen Stellvertreter, noch der Baurat anwesend gewesen seien, alsder Bauherr Admiral Diederichsen,„eine so hochgestellte Persönlich-keit", über die Baukonzession verhandeln wollte. Die wiederholteBeweihräucherung des Admirals attete allmählich zur Geschmack-losigkeit aus. Gemeindebor st eher Schulz erwiderte, daß.trotzdem er seinerzeit an der Hand der Akten die Behauptungen desBauunternehmers LampertiuS widerlegt habe, die Sache doch wiederim Grundbesitzerverein aufgeworfen worden sei. Er traue den maß-gebenden Faktoren im Haus- und Grundbesitzerverein zu, daß dortähnlich erlogene Sachen eben so unwidersprochen bleiben würden.—Ein Beschlutz wurde nicht gefaßt. Hoffentlich ist der Verein mit derihm gewordenen Charakterisierung zuftieden.Weiftensee.Gegen eine Kantion von 3000 M. ist der KlempnermeisterGeorgi aus Weißensee gestern aus der Untersuchungshaft ent-lassen worden. Er hatte, wie wir vor drei Wochen berichteten, aufseinen Sohn mit dem Revolver geschossen, weil dieser gegen denWillen des Vaters das ererbte Geschäft verkauft hatte. In demLokal von Roder in der Elsasserstraße 13, wo das Attentat erfolgte,fand gestern Lokaltermin statt.Lichtenberg.Schulvorstand und Gemeindevorstand haben die Wahl der neuenLehrer für 1905 vorgenommen. Der bisherige Hauptlehrer Härtel.dessen Stelle eingezogen wird, wurde zum Rektor der neuen Ge-meindeschule gewählt. Sieben Lehrer und zwei Lehrerinnen werdenbis Ostern 1905 neu eintreten. Auf 2 700 000 M. stellt sich derKostenanschlag für ein vom Gemeindebauamt aufgestelltes Projett,wonach endlich in die Abführung der Niederschlags- und Wirtschafts-Wässer ein System konimen soll. Bisher haben unsere„Väter" sichdarüber keine grauen Haare wachsen lassen, wo eigentlich die Wässerbleiben sollen, wenn die EntWickelung der Gemeinde auch nur an-nähernd in gleichem Tempo wie bisher sich vollzieht. Die Anliegerdes„Kuhstallgrabens" und Upstallgrabens usw. wollen bei den sichimmer wiederholenden Ueberschwemmungen nicht mehr an„Natur-ereignisse" glauben. Die Sünden der„Väter" sind groß, die„Buße"ist hart. Aber— dem Verlangen der Sozialdemokraten, nicht mehraus der Hand in den Mund zu leben, ist Rechnung getragen. Nunhat die Majorität der derzeittgen„Väter" das Wort.Friedrichsfelde.Die letzte Sitzung der Gemeindevertretung in diesem Jahr warauch die erregteste. Eingeleitet wurde die Sitzung mit einer reinenFormsache, der Bewilligung einer Anleihe von 33 000 M. für den invoriger Sitzung beschlossenen Ankauf eines Kirchengrundstücks im Karls-horster Ortsteil.— Der zweite Punkt war schon interessanter: handeltees sich doch um den Verkauf von zirka 5 Morgen Gemeindeland. Vorzwei Monaten hat die Gemeinde 23 Morgen Land von der Frauv. Tresckow gekaust. Der Terrainspekulant Rieger-Berlin, welchem imOsten Berlins schon ausgedehnte Terrains, so die große Lauben-kolonie bei Biesdorf, gehören, hat wieder einen Komplex vonhiesigen Ackerbürgern erworben, um dies Land in Parzellenaufzuteilen. Der Herr Riegcr bot der Gemeinde fiir die fünfMorgen Gemeindeland, welche inmitten dieses zirka 50 Morgengroßen Terrains liegen, pro Morgen 6000 M. Der Ankaufswert fürdie Gemeinde war 3500 M. Diejenigen Vertreter, welche seinerzeitüberhaupt gegen den Ankauf der Ländereien waren, wollten nunselbstverständlich wieder verkaufen. Pinseler<Soz.) verwirft es, daßdie Gemeinde auch unter die Spekulanten gehe. Im übrigen dürftenach erfolgter Aufschließung dieses Geländes der Gemeinde dortGrundbesitz fehlen, und sie müßte beim Rückkauf das vierfache desjetzt gebotenen Preises zahlen. Er sei eventuell höchstens für Austausch von Parzellen bereit. Nach längerer Debatte wird die Sachevertagt.— Der dritte Punkt„Die Bewilligung von Mitteln zur Unter-bringung von zwei lungenkrankenKindern in eine Heilstätte" zeitigte eineDebatte soziastiolittscher Natur, in der die Mehrheit der Hausbesitzersich ohne Maske zeigte. Auf Veranlassung vom Roten Kreuz warendie Kinder eines von der LandeSversicherungs-Anstalt Berlin in einer.Lungenheilstätte untergebrachten Arbeiters in der königlichen KlinikBerlin auf ihren Gesundheitszustand untersucht worden. Bei zweischulpflichtigen Kindern wurde die Behandlung in einer Lungcnheil-stätte für nötig erachtet. Das Rote Kreuz wandle sich an die hiesigeGemeinde um Uebernahme der Kosten von 168 Mark. Bei dernochmaligen Untersuchung der Kinder erklärte die Mutter,falls die Unterbringung der Kinder in eine Heilstätte alsArmenunterstützung betrachtet würde, verzichte sie lieber auf einederartige„Wohltat". Der Gemeindevorsteher teilte in der Sitzungdiesen Standpunkt der Frau mit. Von allen Seiten hagelte es Vor-würfe ob solch falschen Stolzes einer Arbeiterfrau. Genosse Pinselermeinte, die Herren Vertreter sollten sich freuen, daß eine Arbeiter-stau noch so viel Ehrgefühl besitze. Gemeindevertreter HausbesitzerHohle kritisierte den Begriff Ehrgefühl als nicht angebracht. Armutsei keine Schande. Genosse Pinseler rief dem Herrn zu, daß dieseArbeiterfrau in dieser Sache wohl mehr Ehrgefühl besäße als ersder Vertreter Hohle.) Gegen drei Stimmen(unsere beiden Genossensowie Vertreter Bube) wurden die Mittel als Armenunterstützunggewährt. Für die Unterbringung der Kinder stimmten alle Anwesenden.Steglitz.In einem Schuppe« der Neuen Photographischen Gesellschaftbrach am Donnerstag in der achten Abendstunde Feuer aus, welchesvon der Steglitzer Feuerwehr, welche als erste auf der Brandstelleerschien, auf den Brandherd beschränkt werden konnte. Ueber dieEntstehungsursache ist nichts bekannt.Am Teltowkanal wird jetzt eine ungemein schwierige und kost-spielige Arbeit vorgenommen. Die Berlinerstraße in Tempelhofsoll auf einer großen eisernen Brücke über den Kanal geführt werden.Mit dem Bau dieser Brücke wird begonnen; der Verkehr der Berliner«straße wird auf einer Notstraße um die Baustelle herumgeleitet. ESmüssen nun auch die vielen unterirdischen Rohre, welche die Berliner-straße durchziehen, verlegt werden. Das sind mehr als ein DutzendRohre, unter anderem auch die großen Rohre der Berliner Kanali»sation. Ist die Brücke erst fertiggestellt, dann werden sämtlicheRohrleitungen wieder in die Berlinerstraße zurückverlegt. Die Ver-legungSarbeiten allein verursachen einen Kostenaufwand von über80 000 M.Marktpreise von Berlin am 21. Dezember. Nach Ermittelungen deskgl. Polizei-Präsidiums. Für 1 Doppel-Zcntner: Weizen"), gute Sorte>7,70—17,68 M.. mittel 17,66-17.64 M.. geringe 17,62-17,60 M.Roggen"), gute Sötte 13,95-13,91 M.. mittel 13,93-13,92 M., geringe13,91—13,90 M. Futtergerste»), gute Sorte 15,90-14,80 M., mittel 14,70bis 13,60 M., geringe 13,50-12,40 M. Haser»), gute Sorte 16.50-15.60 M..mittel 15.50—14,60 M.. geringe 14,50—13,60 M. Erbsen, gelbe, zum Kochen40,00-30.00 M. Speisebohnen, weiße 50.00—30,00 M. Linsen 60.00-30.00 M.Kartoffeln 9.00-7,00 M. Richtstroh 5.00-4,50 M. Heu 9.20-7.30 M.Für ein Kilogramm Butter 2,80—2,20 M. Eier per Schock 4,80—3,20 M.») Frei Wagen und ab Bahn.'») Ab Bahn.Wasserstand am 21. Dezember. Elbe bei Ausflg 0.30 Meter, beiDresden— 1,11 Meter, bei Magdeburg 1,37 Meter.— Unstrut beiSttaugsutt-s- 1,30 Meter.— Oder bei Ratibor+ 2,80 Meter, bei BreslauOber- Pegel+ 5,14 Meter, bei Breslau Unter< Pegel— 0,18 Meter, beiFranksurt-s- 2.08 Meter.-Weichsel bei Lrahemünde+ 3,24 Meter.—Warthe bei Posen-s- 0,90 Meter.— N e tz c bei Usch— Meter.Sturmwarnung. Wegen eines an der norwegischen Küste er«schienenen tiefen barometrischen Minimums, daS mit stürmischenWestwinden südostwärts fortzuschreiten scheint, ist heute mittag d«deutsche Ostseeküste von Memel bis Darsserortseitens der Seewarte gewarnt worden.Wetter-Prognose sür Freitag, de» 93. Dezember 1»«4.Etwas wärmer, vorherrschend wolkig mit geringen Niederschläge««mlebhaften westlichen Winden.Berliner Vetter bu««»»