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Nr. 306. 21. Jahrgang.

2. Beilage des Vorwärts  " Berliner Volksblatt. Freitag, 30. Dezember 1904.

Preußischer Parteitag.

( Fortsetzung aus der 1. Beilage.)

Wenn Liebknecht sagt, es gäbe teine schlimmeren Ausbeuter als die verein, ein Lied zu singen. Als man sich troßdem dazu anschickte, landwirtschaftlichen, so müssen wir hinzufügen, auch die Bertreter sprangen die Beamten hinzu, es gab ein wildes Durcheinander, des industriellen Ausbeutertums laffen es sich angelegen sein, alle einem Sänger wurde das Liederheft entrissen, das nachher aus der Beiworte zu verdienen, die den landwirtschaftlichen Arbeitgebern hier Tasche eines Geheimen" wieder ans Tageslicht fam. Schließlich beigelegt worden sind. Der Gefeßentwurf ist nur der erste Schritt, gab der Geistliche die Erlaubnis, ein bestimmtes Lied zu singen. follte er nicht zu stande kommen er ist ja sehr ungeschickt- so Troßdem suchten die Beamten das wieder zu verhindern, fie fonnten dürfen wir einem ähnlichen Versuch in erweiterter Auflage im Reiche aber den Wall der Leidtragenden, der sich um die Sänger geschart entgegensehen. Auf dem Gebiete des Koalitionsrechtes der Arbeiter hatte, nicht durchbrechen. Aber nachher, als die Kränze niedergelegt gehen wir neuen Kämpfen entgegen.( Bravo  !) wurden, gab es Ernte. Um die Leute zu notieren, sie zu verhindern, einige Abschiedsworte dem entschlafenen Genossen zuzurufen, sprangen Beamte hin und her, sogar über das Grab hinweg: Hier wird nicht geredet, lärmte es zwischen die Weiheworte. So hat man im Kampfe gegen einen Toten, im Staate der frommen Sitte, wiedermal den Staat gerettet.

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Dr. Liebknecht- Berlin  : Es wird ein Ruhmesblatt in der Geschichte der deutschen   Sozialdemokratie bleiben, daß sie das erste Mal die entsetzlichen barbarischen Zustände in den Rechtsverhältnissen des Gesindes und der landwirtschaftlichen Arbeiter in ausführlicher und fachlicher Weise behandelt hat. Auch ich verfüge aus meiner Praxis als Anwalt über ein reichhaltiges Material. Im Einführungsgese Frau Schulz Frankfurt a. M. weist darauf hin, daß die Ver­zum Bürgerlichen Gesetzbuch ist das Recht zum Prügeln des Gefindes hältnisse für die Dienstboten in Berlin   auch nicht viel günstiger ausdrücklich aufgehoben, aber trotzdem ist nach wie vor das lägen, als im Osten Preußens. Die rechtliche Lage der Dienst Prügelrecht für Preußen anerkannt. Um das zu verstehen, muß man mädchen, die in Gastwirtschaften arbeiten, sei ganz unklar. Bei Jurist, sogar Kammergerichtsrat sein.( Heiterfeit.) Es wird nämlich Tage würden sie in der Küche beschäftigt, abends helfen sie bei der gesagt, die preußische Gesinde- Ordnung enthält gar fein Prügel Bedienung mit, bei Lohnstreitigkeiten lehne das Gewerbegericht seine recht, sondern bloß eine prozessuale Bestimmung, die bei gewissen Zuständigkeit ab, weil die Mädchen nicht Gewerbegehülfinnen seien, 27. Dezember in Breda   ihre 15. Generalversammlung ab. Wie der Die holländische Sozialdemokratische Lehrervereinigung hielt am Mißhandlungen und Beleidigungen das Klagerecht der Dienstboten und das Amtsgericht verweist sie wieder an das Gewerbegericht. Sekretär J. C. Ceton im Jahresbericht mitteilte, hat die Ver­ausschließt, und diese gewissermaßen prozessuale Bestimmung ist In besonderer Not befindet sich auch die Kategorie Dienstmädchen, einigung zurzeit 159 Mitglieder. Die Zahl der Sozialdemokraten aufrecht erhalten. Das ist die Auffassung des Rammergerichts und des die bei herumziehenden Komödianten, Schieß, Schaubuden- und unter den holländischen Lehrern ist jedoch mehr als doppelt so groß. Reichsgerichts. In der Proving Brandenburg bestehen auf einem Gut, Karouffelbesitzern im Dienst ist. Lohn erhalten sie überhaupt nicht, Es ist festgestellt worden, daß 160 bis 170 Lehrer wohl Mitglieder das durch eines der schönsten Gedichte von Fontane   berühmt sondern Beköstigung, aber um sie hat sich noch niemand gekümmert, der sozialdemokratischen Partei, aber nicht Mitglieder der Sozial­geworden ist, Arbeitsverträge, die u. a. die Bestimmung enthalten, obwohl besonderer Schuh notwendig wird. Für uns gilt es, tüchtig demokratischen Lehrervereinigung sind. Die Versammlung befaßte daß die Instleute ihre Kinder nur bis zum 15. oder 16. Lebensjahre zu arbeiten, um Positives zu erreichen.( Bravo  !) bei sich im Hause behalten dürfen; wenn die Kinder vom 15. Jahre Die Weiterberatung wird auf Freitag bertagt. Vereinigung zu den Stammerwahlen und Gemeindewahlen betreffend. sich außerdem hauptsächlich mit tattischen Fragen, die Stellung der an für den Gutsbesizer arbeiten wollen, dann dürfen sie noch weiter Zur Geschäftsordnung rät Singer den Mitgliedern des Hierzu wurden zwei Resolutionen angenommen, die beide von der da bleiben, sonst müssen sie aus dem Hause heraus.( Hört! hört!) Parteitages, sich darauf einzurichten, mindestens noch Sonnabend Auffassung ausgehen, daß die Vereinigung sich, ebensowenig wie der Das ist geradezu eine Erpressung. Ich bin jederzeit bereit, auf vormittag tätig zu sein. Für morgen nachmittag ist eine Theater- Lehrerverband, mit der Aufstellung von besonderen Kandidaten für Grund dieses Tatbestandes eine Anklage wegen Erpressung genau so vorstellung geplant, die um 3 Uhr beginnt, also kann nur der Vor- derartige Wahlen befassen soll, sondern das der Partei zu überlassen gut und besser zu begründen, wie die zahlreichen Anklagen wegen mittag benutzt werden. Der zur Beratung stehende Punkt der hat, daß aber die Mitglieder die sozialdemokratischen Kandidaten: Erpressung, die tagtäglich gegen Arbeiter wegen Ausübung ihres Tagesordnung ist außerordentlich wichtig und die Materie ver- unterstüßen sollen. Dieser Beschluß ist darum besonders wichtig, Stoalitionsrechtes erhoben werden.( Sehr gut!) In einem anderen dient, daß die Debatte nicht kurzerhand abgebrochen wird. weil im fünften Amsterdamer Wahlkreis bei den bevorstehenden Falle prügelte der Bauer das Gesinde. In der Knechtstube hatten Außerdem ist noch ein Punkt der Tagesordnung zu erledigen und Stammerwahlen wiederum der bisherige Vertreter, der freifinnig die Ratten die Dielen angefressen und tanzten des Nachts vergnügt eine Reihe wichtiger Anträge sind zu erörtern. Jedem Wider- demokratische Lehrer Ketelaar pom Lehrerverbande als Kandidat herum, in der Mädchenstube war ein Loch in der Decke, so groß, spruch kann von vornherein durch den Hinweis begegnet werden, aufgestellt werden soll. Die sozialdemokratischen Verbandsmitglieder daß man sich leicht über die Vorgänge im oberen Stock orientieren daß die bisherigen Beratungen ein so großes Interesse erwecken, werden dagegen den von der Arbeiterpartei aufzustellenden Kandi­konnte, und umgekehrt, und in ein einziges Bett wurden alle also außerordentliche Sachkenntnis gezeigt und so wichtige Gesichts- daten unterstützen. Mädchen gebracht, die auf dem Gute beschäftigt waren. Eines Tages punkte erörtert haben, daß wir schon um unserer eigenen Würde wurde auch die sogenannte Lauseschulze, ein schmutziges Mädchen, in das willen nicht kurz damit abbrechen können. Der preußische Parteitag Bett gelegt zu einem reinlichen und anständigen Mädchen. Nach kurzer Zeit hat in glänzendster Weise sich entwickelt, er wird hoffent war dieses Mädchen natürlich über und über verlauft, es lief in lich den Anfang einer Bewegung darstellen, die nicht nur feiner Berzweiflung nach Hause, aber die Polizei holte es unseren Gegnern Achtung abnötigt, sondern unsere Partei zu mit Gewalt zurüd.( hört! hört!) Es wurde mit Strafe einer weiteren Machtentfaltung führt.( Lebhafte Zustimmung.) Die Konferenz wurde gestern fortgefeßt. Sie verhandelte zu belegt, und als schließlich unser Partei- Organ diese Wirtschaft in Ich möchte Sie also bitten, sich mit meinem Vorschlage ein- nächst über die Taktik bei Streifs. Der Referent Gerlach- Königs gebührender Weise kennzeichnete, wurde auch noch der te verstanden zu erklären, es wäre nicht richtig, wenn wir unsere Arbeit berg i. Pr. und die Diskussionsredner stimmten darin überein, daß Batteur angetlagt und berurteilt.( hört! hört!) schädigen wollten, und deshalb bin ich der Meinung, daß wir mit für die Streittaftit feine bestimmte Schablone geschaffen werden Noch schlimmer als das Gesetz von 1854 in seinen Strafbestimmungen Rücksicht auf die große Wichtigkeit der Fragen unsere Verhandlungen könne, die Taktik müsse sich vielmehr nach den jeweiligen Verhält ist die Befugnis der Polizeibehörde, den Dienstboten mit Gewalt in um einen halben Tag verlängern. Ich bitte die Delegierten, sich niffen richten. Besonders wurde betont: Wenn sich im Laufe eines Den Dienst zurückzuführen, entweder durch zwangsweisen Transport darauf einzurichten, daß wir am Sonnabend vormittag noch ver- Streits herausgestellt hat, daß durch Fortführung desselben nichts oder durch Zwangs-, Geld- und Haftstrafen. Redner führt einen handeln.( Lebhafte Zustimmung.) mehr erreicht werden kann, dann müsse die Streifleitung den Mut Fall an, in welchem ein Mädchen, das nicht weit von Berlin   aus Schluß 7 Uhr. haben, den Abbruch des Streits zu befürworten, wenn auch die dem Dienste entlaufen war, auf Grund sich jagender polizeilicher Stollegen damit nicht einverstanden sein sollten. Im Laufe der Zwangsverfügungen, in furzer Zeit über 100 Mart Strafe zahlen Genoffe Dstar Schütz- Breslau bittet uns um folgende Debatte kam auch die Rede auf die Tarifverträge. Gehl Berlin  mußte; durch diese Bestimmung besteht die Möglichkeit, ein Richtigstellung: vertrat die Ansicht: Tarifverträge stärken die Position des Unters Mädchen bollständig wirtschaftlich zu ruinieren, Der Oberbürgermeister von Breslau   hat sich nicht gegen die nehmertums. Eine Arbeiterorganisation, welche die Abschaffung der und wenn es die Strafe nicht bezahlen kann, dann dann wird Errichtung von Wohnungen für städtische Arbeiter ausgesprochen, Lohnfflaberei und die Einführung der sozialistischen   Produktion ere es in Haft genommen und tommt schließlich überhaupt sondern gelegentlich einer von mir gegebenen Anregung erklärt: strebt, habe kein Interesse am Abschluß von Tarifverträgen. Wenn nicht mehr aus dem Gefängnis heraus. Sie sehen daran, Wir können doch unmöglich von Gemeinde wegen Wohnungen bauen es die praktischen Verhältnisse erfordern, werde man wohl auf Tarifa  in welch traffen Formen sich die Rechtlosigkeit der Arbeiter und so den Hausbefizern Konkurrenz machen. verträge eingehen, man müsse sie aber betrachten als einen Patt mit den Unternehmern, den man wieder aufgibt, fobald es im Inter esse der Arbeiter angebracht erscheint.

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Partei- Nachrichten.

gerade hier auf dem Gebiete des Polizeiverwaltungsrechtes tennzeichnet. Besonders schlimm ist es, wenn der Amtsvorsteher gleichzeitig der Dienstherr ist. Wie eigenartig es wirft, wenn Schwangerschaft als Entlassungsgrund statuiert wird, beweift folgender Fall: Ein Rittergutsbesitzer in der Nähe von Berlin   war zwei Jahre lang allnächtlich mit seinem Dienstmädchen ungültigkeitserklärung der von unseren Parteigenossen erfämpften Bei der erneuten Stadtverordnetenwahl in Grimmitschau, die durch zufammengekommen, und als nun das Malheur da war und die Mandate notwendig geworden war, erhielten, wie uns ein Privat­Mimentationstlage drohte, gab er ein paar hundert Mark und telegramm meldet, die Sozialdemokraten 677 und die Ordnungs­glaubte auf diese Weise die Sache aus der Welt zu schaffen. Das brüder 659 Stimmen. Die ungültigkeitserklärung hat also den alte jus primae noctis feiert hier eine höchst bedenkliche Auferstehung, Herren nichts genügt. es bleibt nicht mehr bei der ersten Nacht, die Gutsherren mit ihrer Sippe verlangen oft genug alle Nächte, die der Herrgott werden läßt, von den Dienstboten für sich.

Neue Arbeiterfekretariate werden im neuen Jahre in den west­lichen Bergarbeiterbezirken eröffnet, und zwar am 1. Januar eins in Redlinghausen und am 1. Februar in Kohlscheidt bei Aachen  .

Boltshaus ein. Die Elberfelder   Genoffen weihten am 1. Feiertage ihr neues

Der§ 3 des Kontrattbruch- Gefeßentwurfs nimmt sich in seinem Wortlaut sehr schön aus, beinahe als wäre er im Jnteresse der Arbeiter gemeint; aber in Wirklichkeit will man die Arbeitgeber nur darum zwingen, Beugnisse auszustellen, damit fünftig jeder Arbeitgeber, der einen Dienstboten ohne Zeugnis annimmt, schon ohne weiteres überführt ist, den Dolus oder die Fahrlässigkeit zu Von der Saarwacht" ist uns die Nr. 1 zugegangen. Im haben, die nach§§ 1 und 2 des Gesetzes zur Bestrafung ausreichen. äußeren Aussehen entspricht das achtseitige Blatt der Volksstimme" Der Zusammenhang dieses Gesetzes mit der Zollvorlage ist ein in Frankfurt   a. M., in deren Druckerei es gedruckt wird. Er­ganz eklatanter. Das Juntertum hat in der Zollvorlage versucht, scheinungsort ist St. Johann a. D. Saar. Inhaltlich bietet es neben fich dadurch ein Eristenzminimum zu verschaffen, daß die Preise der dem allgemeinen politischen Terte mehrere Artikel und Notizen, die Produkte möglichst in die Höhe getrieben werden. Es galt nun sich mit den besonderen Verhältnissen des Saarrebiers beschäftigen. noch, die Spefen der Produktion möglichst herabzudrücken. Das Als verantwortlicher Redakteur zeichnet Genosse Osterroth. Der Gesetz von 1854 hatte in dieser Beziehung eine Lüde gelassen. Um Preis ist auf 70 Pf. monatlich festgesetzt. diese Lücke auszufüllen, ist dies Gesetz geschaffen, dessen Tendenz teine andere ist, als billige Arbeitskräfte für dasselbe Junkertum zu besorgen, das durch die Zollvorlage seine Profite maßlos erhöht hat.

Diesen Versuch müssen wir in der schärfsten Form zurück iveifen, wir müssen betonen, daß es keine Klaffe, gibt in Preußen, die gemeiner und eigennütziger ist, als das Junkertum und daß wir dieser heuchlerischen Hngerechtigkeit Kampf bis aufs Meffer anfagen. ( Lebhafter Beifall.)

Biedermann- Delitzsch berichtet über die Zustände in dem länd lichen Wahlkreife, den er vertritt. Ein Gutsbefizer wurde zu einer geringen Geldstrafe verurteilt, der einen 16 jährigen Arbeiter durch Prügel gezwungen hatte, auf dem Felde zu bleiben, wo er durch Hipschlag den Tod fand. Alte Arbeiter werden erbarmungslos ab­geschoben, und ihr Unterhalt belastet die Armenlasten der Heimats­gemeinde. Die Schlafstellen der Dienstboten find ganz unzulänglich. In einem Dorfe mußten mehrere Dienstboten in demselben Bette schlafen und holten sich Sträge.

Baffehl- Wolgast teilt Baragraphen aus der Gesinde- Ordnung für Stralsund  , Vorpommern und Rügen vom Jahre 1845 mit, einer wahren Sklavenordnung. Die Gefinde Ordnung spricht überhaupt nicht von den Rechten, sondern nur von den Pflichten des Gesindes. Der Vertrauensmann der Partei in unserem ländlichen Wahlkreise ist gleichzeitig auch der Vertrauensmann des ländlichen Gefindes. Der Lohn des Gesindes ist von der Pommerschen   Landwirtschafts­fammer auf 420 W. jährlich angegeben. Bei dem großen Arbeiter­freund und Reichstags- Abgeordneten Grafen Schwerin  - Löwig beträgt der Lohn mit Deputat 500 m. jährlich. Das Kontrattbruch- Gesetz soll nun zu den alten Fesseln eine neue hinzufügen.

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Kein Terrorismus?

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Unser neues Parteiblatt, die Saarwacht", tann gleich in seiner ersten Nummer mit einem Dokument aufwarten, dessen Zweck offen­sichtlich die Aushungerung sozialdemokratischer Arbeiter ist. Es lautet:

Arbeitgeber- Verband der Saar- Industrie.

Vertrauensmänner- Zentralisation der Maurer Deutschlands  .

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Anträge zum

Beschlüsse zur Streittaftit wurden nicht gefaßt. Der folgende Punkt der Tagesordnung lautet: Maurer   hinfort den Namen" Freie Vereinigung der Programm der Organisation". Hierzu lag ein Antrag von Berlin  vor, welcher fordert, daß die Vertrauensmänner- Bentralisation der Maurer Deutschlands  " führen soll. Mette- Berlin be­gründete diesen Antrag. Er sagte unter anderem: Nach Aufhebung des Verbindungsverbotes im preußischen Vereinsgefeh habe die Organisation das System der Vertrauensmänner abgefchafft, die Geschäfte werden durch die Leitungen der Organisationen geführt; die Bezeichnung Vertrauensmänner- Bentralisation" stimme mit den wirklichen Verhältnissen nicht mehr überein, deshalb werde die Aenderung des Namens vorgeschlagen. Im weiteren Verlauf seiner Ausführungen besprach der Redner die einzelnen Säße des Pro­gramms der Organisation. Der erste derselben besagt, die Organis sation bekennt sich zu den Grundsäßen der sozialdemokratischen Partei und hält es für unerläßlich notwendig, für die Auss breitung dieser Grundsähe tätig zu sein. Mit Bezug auf diesen Programmpunkt jagte der Redner: Als die Generalstreitdebatten in Fluß tamen, sei von anderer Seite gesagt worden, jetzt werde fich die Organisation von der sozialdemokratischen Partei trennen. Diefe Annahme sei ganz grundlos. Die Organisation stehe nach wie vor auf dem grundsäßlichen Standpunkt der Sozialdemokratie, deshalb könne sie aber doch Fragen diskutieren, welche in der Oeffentlichkeit auftauchen, obwohl dieselben innerhalb der Sozialdemokratie vielfach auf Widerspruch stoßen.

Nach Schluß der furzen Diskussion wurde der Berliner   Antrag auf Namensänderung angenommen.

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Die hierauf folgenden Erörterungen über die Presse bezogen fich auf einzelne Artikel der Einigkeit", an denen der eine oder andere Redner etwas auszusehen hatte. Im allgemeinen wurde der Standpunkt vertreten, daß man mit der Haltung der Einigkeit" zufrieden sein könne. Zu diesem Punkte tourde eine Refolution angenommen, welche der Einigkeit", als dem Organ der auf sozial­demokratischem Boden stehenden Gewerkschaften vollste Anerkennung ausspricht.

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Nach Erledigung einiger univeſentlicher Angelegenheiten schritt die Konferenz zur Festsetzung des Gehaltes des befoldeten Geschäfts­leiters. Hierzu wurde beschlossen: Das Gehalt richtet sich nach der Höhe des am Orte bestehenden Tagelohnes und ist wöchentlich aus­zuzahlen, ohne Abzug der in die Woche fallenden Feiertage. Neben­einnahmen, welche der Geschäftsführer in dieser seiner Eigenschafft hat, fallen dem Agitationsfonds zu. Als Geschäftsleiter wurde Gehl- Berlin   einstimmig gewählt, seine Amtstätigkeit beginnt am 1. Januar. Ein schon von einer früheren Konferenz gefaßter Beschluß: Eine kurze Geschichte der deutschen   Manverbewegung herauszugeben, wurde der neuen Geschäftsleitung zur Berücksichtigung überwiesen.

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Liste der in der sozialdemokratischen und gewerkschaftlichen Agitation im Saarrevier tätigen Personen. Geheim. den 6. Dezember 1904. Liste Nr. 12. Verteilung sozialdemokratischer Schriften. Wie wir in Erfahrung gebracht haben, find in der Nacht vom 29. auf den 30. Oktober d. J. auf der Chauffee&..... A. von drei Perfonen sozialdemokratische Schriften, Saarabien vor Gericht", an die Bergleute der Grube M.... verteilt worden. Es waren dies der Händler P. K. in F...., sowie die Arbeiter F. B. und F. B., beide in F Es wird vermutet, daß außer diesen Dreien noch die A. Sch.... und J. St. aus F. bei der Verteilung zugegen gewesen sind, die jedoch keine Schriften berteilt haben sollen. Der Händler P. S. ist pensionierter Berg­ mann   und dem Vernehmen nach ausgesprochener eifriger Sozial­demokrat, der fich auch agitatorisch an allen in hiesiger Gegend stattfindenden sozialdemokratischen Versammlungen usto. beteiligt. Derselbe war früher Kassierer des Verbandes der... arbeiter Gin Delegierter warf die Frage auf, ob es angebracht sei, daß und verwandter Gewerke Deutschlands  " und ist auch jetzt noch Mit die Organisationen der hier vertretenen Richtung den örtlichen Ge glied des Verbandes. Der arbeiter F. B. arbeitet bei werkschaftskartellen beitreten. Th. Fischer, der die Geschäfts­der Firma L. R. Sohn in F. und der arbeiter F. B. bei leitung der Freien Vereinigung deutscher   Gewerkschaften vertrat, Ledebour  - Berlin  : Ich möchte die Ausführungen Stadthagens in der Firma S. u. H. in F. Beide waren früher auch Mitglieder verties auf einen Beschluß des vierten Kongresses dieser Richtung. einem Puntte ergänzen und zwar inbezug auf die Stellung der des obengenannten Verbandes und sind es wahrscheinlich auch Derselbe besagt, daß gegen den Beitritt nichts einzuwenden sei, sofern bürgerlichen Barteien zum Kontraktbruch- Gesez. Wir haben nach allen jetzt noch. das betreffende Kartell nur gemeinsame Angelegenheiten der ört­bisherigen Erfahrungen ja nicht viel von den bürgerlichen Parteien Die Herren vom Arbeitgeber- Verbande werden diese gem e lichen Organisationen regele. Wenn aber, wie es vielfach der Fall erwartet, aber die schlimmsten Befürchtungen werden Kennzeichnung der drei Sozialdemokraten nicht vorgenommen haben, sei, die Kartelle Organe der Generalfommiffion und einseitige Ver­jezt schon übertroffen. Nach dem Bericht über die Verhandlungen um ihnen eine Belohnung zu gewähren. Der jungen Partei- tretungen der Verbände seien, dann könne nicht erivartet werden, in der Kommission zur Vorberatung des Kontraft- bewegung dieses Bezirkes kann übrigens nichts besseres passieren, als daß sich eine der hier vertretenen Organisationen solchem Kartell bruch Gesetzes steht fest, daß dort die Vertreter der national folche brutale Bekämpfung; sie wird daran rasch erstarken. anschließen. Ob der Anschluß in einem bestimmten Fall ratsam liberalen Partei erklärt haben, der Entwurf ginge ihnen nicht weit sei oder nicht, das hänge somit von den örtlichen Verhältnissen ab. genug, es müßte zunächst nicht nur der landwirtschaftliche Arbeit- Am Vorabend des chriftlichen Friedensfestes trugen die Partei- Wo die Gewerkschaften der Freien Vereinigung zahlreich genug geber bestraft werden, der einen kontraktbrüchigen Arbeiter in Dienst genossen in Meiderich   bei Ruhrort   einen Toten hinaus, den feien, würden sie gut tun, eigene Kartelle zu gründen, wie in Berlin  nehme, das Gesetz müsse, um wirksam zu werden, ausgedehnt werden Snappschaftsältesten und Barfeivertrauensmann Diederich Kötten, und einigen anderen Orten. Im Anschluß an diese Frage wurden auf alle Dienstverhältnisse und auf alle Kontrattbrüche, also auch der sein Lebtag ein tapferer und braver Kämpfer war. Aber nicht noch verschiedene örtliche Angelegenheiten besprochen. Damit war auf die industriellen Arbeiter. Auch reiche es nicht aus, es für friedlich zeigte sich die offizielle Ordnung. Ueber zwei Dußend die Konferenz beendet. Preußen zu erlassen, es müsse ausgedehnt werden aufs Behelmte, dazu noch eine Schar Geheime", begleiteten den Bug. Reich. Dieser Kommissionsbericht hat keinen Widerspruch gefunden, und Ohne Rücksicht auf die Leidtragenden wurde der Zug gestört, indem Hus Induftrie und Dandel. die Haltung der Nationalliberalen stimmt überein mit sonstigen die Entfernung der Schleifen von den Kränzen gefordert und er­Bortommmiffen. So ist in Anhalt bekanntlich unter Beihülfe der zwungen wurde. Zu beschämenden Auftritten tam es am offenen Zum Konzentrationsprozeß im Steinkohlenbergbau liefern die Nationalliberalen, ja sogar eines freisinnigen Landtags- Abgeordneten, Grabe. Gegen den ausdrücklichen Willen des Verstorbenen begleitete Beteiligungsziffern des Rheinisch- westfälischen Kohlensyndikats ein noch viel weitergehendes Kontrattbruch- Gesetz beschlossen worden. I ein Geistlicher den Trauerzug. Dieser verbot demi Arbeiter- Gesang- für 1905 einen intereffanten Beitrag. Nach der Behauptung mancher

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