mit in die Versenkung gezogen. Der Kampf zwischen Madsen undIöhnke ist gewissermaßen ein Kampf um die BefestigungKopenhagens und um daS Programm der Linken-Partei, die von jeher gegen den Militarismus und gegen dieverfassmigswidrig zustandegekommene und nicht weniger verfassungS-widrig vonMadseu vervollkommnete Befestigung derHauptstadtgeknmpsthat. Der Marineminister, und überhaupt in Marinekreisen siehtman dieseskostspielige Werk als unbrauchbar und sogar als schädlich für dieLandesverteidigung an. Offenbar ist aber diese Frage nicht für dasAbschiedsgesuch Madsens ausschlaggebend gewesen, vielmehr mußman annehmen, daß zugnterletzt der Neutralitätsbruch dieKrise heraufbeschworen hat.In dieser Sache hat übrigens am Freitag das»DanskRekylriffel- Syndikat" eine offizielle Erklärung erlassen, die aberganz nichtssagend ist. Darin wird nur behauptet, daß eineam Tage zuvor in der Zeitung„Klolken 12" erschienene Notiz, dasSyndikat habe ein russisches Probegewehr in Empfang genommen.unwahr sei.An„Social-Demokratens" Behauptungen aber wagt man nichtzu rütteln. Im Justizministerium ist, wie berichtet wird, die Frageerwogen, ob man nrcht gegen„Social-Demokraten"öffentliche Anklage erheben solle. Der Plan wurdeaber, jedenfalls aus Furcht vor dem Beweismaterial unseres Bruder-organs, fallen gelassen.—Rußland.Der Kampf um die Verfassung Finnlands. Am letzten Tage desalten Jahres haben die vier Stände des finnländischen Landtageseine Petition an den Zaren, die Wiedereinführungder verfassungsmäßigen Staatsordnung betteffend.beschlossen. ES handelt sich hier um einen K�mpromißvorschlag, derin dem zur Prüfung der verschiedenen Vo sch ige gewählle» Aus-schuß zustande gekommen ist. In dem Vorsah. age wird darauf hin-gewiesen, wie wichtig es ist, daß die sgesetzwidrige) Aushebung derWehrpflichtigen sofort eingestellt und die Berordiuing vom 2. April1903 samt den nachfolgenden Bestimmungen aufgehoben wird, unddann der Zar ersucht, die zur Wiedereinführung der versassungs-.aätzigen Regierungsform und gesetzliche» Ordnung in Finnland not-wendigen Maßregeln zu treffen.Ferner haben die Stände beschlossen, die jetzt geltenden Be-stimmUngeir über die Branntweinsteuer und die Abgaben auf Malz-getränke. Spielkarten und Stempel auf S Monate zu verlängern.—Amerika.Tos Schatzamt berichtet über Einnahmen im Jahre 190-1»n Betrage von 540 000 000 Dollar, denen 612 000 000 DollarAusgaben gegenüberstehen: das ergiebt ein Defizit von72 000 000, welches die Ausgaben für den Panama-Kanal.die 50 000 000 betrugen, einschließt. Will man eine der Re-gierung günstige Rechnung aufstellen, so kann man darauf hin-weisen, daß die 22 000 000 Dollar, die sich als unheimlichesDefizit nicht wegleugnen lassen, immer noch einen Fortschrittbedeuten, denn das Defizit von 1902 war um 3 000 000 Dollargrößer.—»_GewcrhlcbaftUcbca.Lehrli»gS-„Fürsorge".Der neue Lehrlingsverein hat bekanntlich das besondereMißfallen der zünftigen Zunftmeister und industriellen Scharf-n, acher erregt. Ist es ihnen schon ein Dorn im Auge, daß sienicht die absolute Verfügungsgewalt über Gesellen und er-tvachsene Arbeiter besitzen, so wollen sie sich dieses„Recht" denLehrlingen gegenüber doch„unter allen Umständen" wahren;nicht im selbstsüchtigen Ausbeuterinteresse— bewahre nein—sondern aus reiner väterlicher„Fürsorge" für das Wohl derLehrlinge. Sie richten deshalb allerhand sonderbareSchreiben resp.„Erlasse" an die Eltern der ihrer Ausbildunganvertrauten jungen Leute, worin die Worte„unter-sagen" und„verbieten" die Hauptrolle spielen. Ein klassischesDokument dieser Art ist ein„Erlaß" der Firma F r i st e r,Inhaber Engel n. Heegewaldt, zu Berlin-Ober-Schöneweide, andie Eltern ihrer Lehrlinge. Man braucht nur daran zu erinnern,daß Herr Heegewaldt der Vorsitzende des Vereins B e r-linerMetallwaren-Fabrikanten ist, der diegegenwärtige Aussperrung in der Gelbmetall-Jndustrie in-szenicrt hat, so wird einem der kühncmännliche Geist des Er»lasses bedeutend verständlicher. Das Ding lautet:Wie ich aus einem Zirkular ersehen habe, wird von a e-w i s s e r Seite zur Bildung eines Lehrlingsvereins agittert.Weim erwachsene Mensche», die geklärte Lebensanschauungen haben,sich einem Verein anschließen oder einen solchen begründen, so istdas ihr gutes Recht. Dagegen muß ich auf Grund Z 6 desLehrlingsvertrages fAbsatz 2 u. 3) meinen Lehrlingen, die meinerFürsorge unterstellt sind, unter allen Umständenuntersagen, daß sie als kaum der Schule entwack)sene unreifeJünglinge mit noch ganz ungeklärten Ansichten einem Verein mitganz einseitig ausgeiprochenen Zielen beittete».—Ebenso verbiete ich aus Grund desselben Passus des Lehr-Vertrages meinen Lehrlingen, während eines Streiks mit Streikendenzu verkehren und sich diesen gegenüber über Geschästsangelegenheitenauszulassen.Ich bemerke daher, daß ich ein N ebertreten der er-wähnten Bestimmungen als Kontraklbruch im Sinne derangeführten Stellen des LehrverttageS auffassen würde und müßteich mir vorbehalten, die sich ergebenden Konsequenzen daraus zuziehen.Unterschrist der Firma.Der Ukas liest sich gerade wie eine Polizeiverordnungdes Pankower Amtsvorstehers. Ueberaus schnurrig: AufGrund des§ so und so verbiete und untersage ich dieS unddas. Fehlt nur noch, daß„ein Uebertreten der erwähntenBestimmungen" mit Geldstrafe bis zu 1000 M. oder Gefängnisbis zu zwei Jahren bestraft wird, falls nach kühnemännlichenBegriffen nicht noch eine höhere Strafe verwirkt ist. Merk-würdig, derselbe Firmenchef, der die vielen Lehrlinge seinesBetriebes kaum persönlich kennt, geschweige noch darandenkt, ihre Ausbildung persönlich zn leiten, entsinnt sich jetztmit einem Male, daß die Lehrlinge seiner Fürsorge unterstelltsind. Ja, er erstreckt seine väterliche„Fürsorge" jetzt nichtnur auf die Arbeitszeit der Lehrlinge, sondern auch auf derenfreie Zeft, wo er ihnen doch naturgemäß„nix to seggen"hat, da die Lehrlinge dann vielmehr lediglich der elterlichenAufsicht unterstehen.Doch Herr Heegewaldt will auch„Konsequenzen ziehen",falls seine Bestimmungen übertreten werden. Wo bleiben aberLogik und Konsequenz, wenn den Lehrlingen verboten wird.mit Streikenden zu Verkehren? Das bedeutet unter Umständennichts weniger,«lS dem Sohne zu verbieten, mit seinemeigene« Vater zn verkehren! Man sieht, wohin der Herren-dünkel unserer übennodernen Kühnemänner führt. DasselbeUnternehmertum, das heute um ganz geringfügiger UrsachenWillen kaltherzig Tausende von Arbeitern Wochen- und monate-lang aussperrt, maßt sich dann obendrein noch an, den alsLehrlingen tätigen Söhnen der Ausgesperrten den Verkehr mitden eigenen Vätern zu„verbieten"! Glücklicherweise ist dieArbeiterschaft heutzutage schon stark genug, ihrerseits dieKonsequenzen aus dem Verhalten der Kühnemänner zu ziehen.Deshalb wird auch der Ukas des Herrn Heegewaldt hiwwandern, wohin er gehört— in den Orkus.kerlin una tlmgegencl.tlebcr die Versammlung der Holzindustrielle», deren Verlaufwir gestern mitteilten, wird noch von anderer Seit» berichtet. Inder Debatte kam zum Ausdruck, daß nur dann die schon gemachtenZugeständnisse aufrecht erhalten werden und in einem längeren Ver-trage festgelegt werden dürfen, wenn die Vertreter der ver-schieden«» Arbeiterverbände sich verpflichteten, nachträglichkeine weitergehenden Forderungen zu stellen. Man wollekeinen faulen Frieden, sondern einen dauernden. Neue Zugestandnisse seien ausgeschlossen, lieber wolle man jetzt weiter kämpfen. DieArbeiter hätten die Frage angeschnitten, was denn später aus denArbeitgebern werde, die keiner Organisation"imehoren, das heißtnicht vertreten sind? Ob man bei diesen �rderungen stellenkönne? Hierauf wurde erwidert, daß diese Arbeitgeber sich nuxdurch schnellen Anschluß an die Arbeitgeberorganisation schützenkönnten. Die Entlassung Arbeitswilliger sei unter allen Umständenausgeschlossen.— Die Arbeitswilligen dürsten höchstens den Unter-nehmern Kopfschmerzen machen, und am meisten, wenn sie diesepaar Leute wirklich behalten wollen, weil deren Arbeitswilligkeit zuderen Arbeitsfähigkeit in einem diametralen Gegensatz steht. Diestille Hoffnung aber, daß die Holzarbeiter ihnen die den Scharf-machern fernstehenden Unternehmer durch unangenehme Forde-rungen in die Arme treiben werden, sollten die Herren ganz sinkenlassen. Die Arbeiter werden natürlich auch von diesen nichts als dieJnnehaltung des Tarifs fordern. Daß die Unternehmer im An-gesichte eines Tarifabschluffes überhaupt über etwaige„weitergehendeForderungen" der Arbeiter diskutieren, kennzeichnet ihr Verständnisfür die ganze Sache.— Hoffentlich dämmert ihnen dies Verständnisnoch im Laufe der Verhandlungen.Die Berliner Stockarbeiter bereiten eine Bewegung vor. In derBerliner Stockindustrie sind zurzeit 4S0 Personen in Fabrikbctriebenund 129 bis 149 Heimarbeiter beschäftigt. Seit Jahren klagen nundi- in Betrieben Arbeitenden über die den Lohn drückende Konkurrenzdes Heimarbeiters. Alle Versuche zur Verbesserung der Verhältnissevermittels der Organisation sind bisher gescheitert. Aus Anlaßdes Heiniarbeiterschutz-Kongreffes wurde diese Frage wiederum ineiner Stockarbeiter-Verfammlung diskutiert und die Branchenleitungbeauftragt, Erhebungen bei den Heimarbeitern zu veranstalten.Besonders schwierig war die Emittelung der Adressen der Heim-arbeiter, und konnten aus diesem Grunde auch nur ein Teil, undzwar nur 49, besucht werden. Bei diesen 49 Heimarbeitern warennoch 48 Kollegen beschäftig, so daß also für 97 Heimarbeiter dieLohn, und Arbeitsverhältnisse zahlenmäßig festgestellt wurden.Leider muß konstatiert werden, daß nach Kenntnis des Gewerbeseinzelne Angaben über den Lohn als zu hoch erachtet werden müssen,so daß das Endresultat als genaues nicht bezeichnet werden kann.Es ist jedoch die Lage eines Teiles der Heimarbeiter so einwandfreinachgewiesen, daß die Unternehmer einem Drängen der Arbeiternach Ausbesserung der Löhne werden nachgeben müssen. Einigeklassisizierte Arbeiter, Bieger und Schnitzer, erzielten einen Stunden-lohn von 98, 72 und 89 Pf. Auf gebogene Arbeit waren 29 Heim-arbeiter beschäftigt mit einer Arbeitszeit von 59— 79 Stundenwöchentlich und einem durchjchnittlickicn Stundenverdienst von 49 Pf.Die Löhne schwanken zwischen 22—52 Pf. Allem Anschein nach wirdaber vielfach länger gearbeitet, als hier angegeben. Die 97 Heim.arbeiter arbeiten im Durchschnitt 61�1 Stunden bei einem Stunden-verdienst von 47,5 Pf. 8 Arbeiterinnen und Arbeiter sind nur beimPolieren beschäftigt und erzielen bei 52 Stunden durchschnittlicherArbeitszeit pro Woche einen Stundenlohn von 36 Pf. Drei Frauenarbeiten aber nur 39—45 Stunden, daher die scheinbar kurze Durch-schnittsarbeitszeit. Dieselben haben neben der Arbeit Kinder undWirtschaft zu besorgen. Gegenüber der Behauptung der Unter-nehmer, die Heimarbeiter erzielten hohe Löhne, sei ein typischer Falldargestellt. Laut Lohnbuch erzielte ein Arbeiter mit Hülfe seinerFrau im Durchschnitt 69 Marl. Davon hatte er an Auslagen fürSchcllak, Spiritus usw. 17,59 Mark; verbleibt ein Verdienst von42,59 Mark bei 69— 65stündtger Arbeitszeit, gleich einem Stunden-lohne von 32—34 Pf. Das sind die günstig gestellten Arbeiter. Vielschlimmer sind die Verhältnisse bei den Polierern der Unterstöcke, dersogenannten Schüsse. Diese Arbeit ist infolg« der niedrigen Löhnenur Heimarbeit. Das Schleifen der Stöcke ist eine äußerst gesund-heitssckädliche und schmutzige Arbeit. Der Arbeiter und der Arbeits.räum sind nach mehrstündiger Arbeit mit einer mehrere Milli»meter hohen Staubschicht bedeckt. Die Arbeitszeitschwankt zwischen 54 bis 99 Stunden. Die Löhne sind wahreHungerlöhne. Einige Beispiele sind Stundenlöhne von 25, 27, 23und 29 Pf. Die Frau arbeitet voll mit und dann erzielen beide,Mann und Frau, 39— 35 Pf. usw. Ebenso elend wie die Löhne, soausgedehnt ist die Arbeitszeit. 79— 80 Stunden pro Woche ist dieRegel. Als Durchschnittslohn wurde festgestellt 33 Pf. Die Akkord-preise betragen per Groß 3,75— 4,50 Mark. Der Arbeiter mutz aberdie Politur im Werte von 1,25— 1,50 Mark selbst stellen, so daß nur2,25—3,25 Mark als Arbeitslohn verbleibt, und das für eine Arbeit,zu deren Herstellung 7—8 Stunden gebraucht werden, und— wenndie rohen Stöcke schlecht vorgearbeitet sind oder da? Holz schlechtist— auch 10— 11 Stunden. Insgesamt stellt sich der Durchschnitts-verdienst sämtlicher Arbeiter auf 39—49 Pf. pro Stunde. DieArbeil von vier Frauen konnte jedoch nicht besonders gerechnetwerden, so daß der Durchschnitt sich noch vermindert. Hinzu kommt,daß von diesen Verdiensten noch die Uniosten für Miete der Arbeits-räume, variierend zwischen 19—23 Mark, Beleuchtung, Heizung usw.,in Abzug gebracht werden müssen. Wie stellen sich demgegenüber dieVerhältnisse der in Betrieben beschäftigten Arbeiter? Unter Zu-grundelegung von Wochenzetteln von 135 Betriebsarbeitern, verteiltauf 9 Betriebe bei durchschnittlich 5241 stündiger Arbeitszeit, stelltesich der DurchschnittSverdienst auf 54,5 Pf. Bei der Heimarbeit bei61— 62stündigcr Arbeitszeit 39—49 Pf., bei der Fabrikarbeit vor-stehend angeführte Arbeitszeit und Lohn. Die Gegenüberstellungdieser Zahlen zeigt unS mit verblüffender Deutlichkeit das Gemein-gefährliche der Hausindustrie.— Nun zu den Arbeitsräumen.In acht Fällen war die Küche der Arbeitsraum. In mehrerenFällen befanden sich auch kleine Kinder in der Kücbe. Nun bedenkeman den furchtbaren Staub beim Nohschleifen, den die Nasenschleim-häute angreifenden Staub beim Abschleifen von Kali und anderergiftigen Farben, den Geruch der Beizen, den Geruch des denaturiertenSpiritus, und halte sich daneben, daß auch Kinder diesen Mißständenausgesetzt sind. Andere Arbeitsräume befanden sich im Keller,zum Teil nahezu finster. Bei einem solchen Arbeitsraum wurden13 hinabführende Stufen gezählt. Ein weiterer ArbeitSraum hatte9—10 Quadratmeter Bodcnfläche und arbeiteten hier ständig zweibis drei Personen. In 17 Fällen waren die Frauen miterwerbS-tätig, vielfach ersetzten dieselben eine Arbeitslraft, indem sie vonfrüh bis spät an der Arbeit teilnahmen, nach einer Angabe unterZuhülfenahme deS Sonntag, bis zu 75 Stunden pro Woche. Inverschiedenen Fällen wurden Eltern durch erwachsene Kinder unter«stützt, in anderen Fällen wurde an Schlaflcute vermietet, um sodie Miete aufzubringen, und dann war mehrfach die Küche Wohn-räum, Küche und ArbeitSraum zugleich. 24 der Befragten erklärtensich strikte für Beseitigung der Heimarbeit, da dieselbe schädlich. AlsGründe für Beibehaltung der Heimarbeit wurden angegeben: hohesAlter, die einmal vorhandene Werkstatteinrichtung, die durch Auf-gäbe der Heimarbeit werllos würde, Frauen könnten der Kinderwegen nicht in Betriebe gehen, und der Lohn deS Mannes ermöglichekeine Existenz. Lebhafte Klage wurde geführt über die Preiserhöhungdes PolicrmaterialS, als Spiritus und Schellak, von 1,89 bis auf4,99 und 5,69 Mark. Von 24 in Betracht kommenden Unternehmernhaben nur 3 sich für verpflichtet gefühlt, Zulagen von 25 Pf. bis1 Mark pro Groß zu geben, so daß im allgemeinen die Erhöhungder Materialpreise bei de» Schußarbcitern und Polierern einerLohnreduktion um 19—15 Prozent gleichkommt. Die Ver-sammlung, welcher dieser Bericht vorlag, und an welcher eine großeAnzahl Heimarbeiter teilnahmen, beschloß einstimmig, die Branchen-leitung zu beaustragen, mit den Heimarbeitern zusammen et«»Tarif auszuarbeiten, welcher mit allen Mitteln zur Durchführunggebracht werden soll, und verpflichteten die Versammelten sich, dieHeimarbeiter in jeder Weise zu unterstützen. Es haben nun in denletzten Wochen Beratungen behufs Ausarbeitung eines Tarifs statt-gefunden, so daß ein Entwurf desselben den Heimarbeitern innächster Zeit zur Beschlutzfassung vorgelegt werden kann.Achtung, Schuhmacher! Die Arbeiter der Firma MalSkett.Neue Königstraße 5. find wegen Lohnabzug in den Ausstand ge-treten. Zuzug ist streng fernzuhalten.Die Ortsverwaltung der Schuhmacher Berlins.Deirtlcbes Reich.Di« Firma Stöver i» Stettin sucht durch Chiffre-Jnserat« inverschiedenen Blätter» Schlosser und Eisendreher. Es sei daraufhingewiesen, daß die Metallarbeiter dieser Fabrik sich im Streik be«finden.— Chifire-Jnseraten gegenüber sei überhaupt den Arbeiternaller Branchen Vorsicht empfohlen; es verbergen sich dahinter oftStreikbrechergesuche.Der Schlächterstreik in Neumünster hat sofort die dortige Polizeizur Rettung des dortigen Kapitals begeistert. Sofort nach Ausbruchdes Streikes wurde der Vorsitzende V o ß des FleischerverbandeS,dessen Maßregelung den Anlaß zum Streik gab,&on der Polizeigesucht. Da man ihn jedoch nicht finden konnte und Voß dies herertserfahren hatte, begab er sich zum Kommissar, um zu sehen, was manvon ihm wolle. Er traf diesen jedoch nicht an, weshalb ihm bedeutetwurde, er solle nach dem Wachlokal gehen. Hier traf Voß den Polizei-scrgeanten Genkel, der ihn aufforderte, seinen Postenals Vorsitzender niederzulegen! Als Voß sich dessenselbstverständlich weigerte, erklärte der Beamte, daß er ihn wegenHausfriedensbruch und Aufruhr„im Austrage" de»Herrn Wurstfabrikanten Winter verhaften müsse! Richtig führte derBeamte Voß nach dem Gefängnis im Haart, wo er wie einHandwerkSbursche untersucht wurde, ob er auch Ungeziefer habe!Nach Verlauf von vier Stunden wurde er dem Kriminalkommissarvorgeführt, der dann allerdings seinem Erstaunen darüber Ausdruckgab, daß Genkel ihn eingesperrt habe. Natürlich wurde Voß wiederauf freien Fuß gesetzt. Ties ist aber nicht die einzige Einmischungder Polizei in diesem Streite. Als die Gesellen, die bei Winterlogieren, kamen, um ihre Sachen zu holen, waren auch hier schondrei Beamte, welche die Leute aufforderte», sofort ihre Sachenwegzuschaffen, anderenfalls würden sie diese hinauswerfen.— Eineöffentliche Volksversammlung protestierte auf das energischste gegendie polizeilichen Eingriffe in diesen Kampf und beauftragte dasGewerkschaftskartell, alles aufzubieten, damit alle Ucbergriffe angeeigneter Stelle den vorgesetzten Behörden und der großen Masseder Arbeiter zur Kenntnis gelangen. Endlich verpflichtete sich dieVersammlung, so lange der Streik dauert, keine Waren zu konsu-mieren, die in der Fleischlonservenfabrik hergestellt sind.Letzte ISacbrlcbtcn und Dcpefchen«Eine Kundgebung des neuen Ministerpräsidenten.Wien, 3. Januar.<Von einem besonderen Korrespondenten.)Die„Neue Freie Presse" meldet: Ministerpräsident Freiherr vonGautsch erklärte heute den Führern der Deutschen Volkspartci, daßer sich jeder gegen die Deutschen, aber auch jeder gegen irgend eineandere Nationalität gerichteten Maßnahme enthalten und die Sanie«rung auf parlamentarischem Wege anstreben werde.— Nächste Wochebeabsichtigt der Ministerpräsident mit den deutschen und den italieni-scheu Abgeordneten aus Tirol die Lösung der Jnnsbruckcr Universi-tätsfrage zu besprechen._Budapest, 3, Januar.(W. T. B.) In der heutigen S i tz u n gdes Magnatenhan ses erklärte Ministerpräsident GrafT i s z a, daß er auf die Reinheit der bevorstehenden Wahlen sowiedarauf achten werde, daß die Beamten die gesetzlichen Schranken nichtüberschreiten. Dagegen sei es die besondere Pflicht der Behörden,für die öffentliche Sicherheit und Wahlfreiheit zu sorgen angesichtsdes systematischen Bestrebens, eine Erregung hervorzurufen. d,e nichtbesteht. Die Regierung werde der Terroristerung, von welcher Seitesie auch immer erfolgen möge, entgegentreten.(Beifall.) Der An-trag P r o n a y s, die Auflösung des Reichstages mit tiefer Be-forgnis entgegenzunehmen, wird mit allen gegen vier Stimmen ab-gelehnt.— K o s s u t h erklärte in der heutigen Sitzung seiner Partei,daß die Mitglieder der vereinigten Opposition bei der morgigenThronrede anläßlich der Auflösung des Reichstages n»cht erscheine»werden.Sofia, 3. Januar.(B. H.) Die Sobranie wurde bis zum14. Februar vertagt._Zu« Konflikt zwischen Marokko und Frankreich.Tanger, 3. Januar.(Meldung des.Reuterschen Bureau«'4 Hierist ein Kurier von Fez mit Depeschen für den ftanzösischen Gesandteneingetroffen. Die Depeschen bestätigen, daß der Sultan Frankreichin allen streitigen Punkten nachgeben wolle und die französischeMisston ersuche, schleunigst nach Fez aufzubrechen.Rotterdam, 3. Januar. Dem„Nieuwe Rotterdamschen Touranfwird aus Batavia gemeldet: Zwei japanische Hülfskreuzer kreuzenan den Küsten von Java. Eine japanische Torpedoboot-Flottille be«findet sich im Norden von Borneo. Die niederländischen Kriegs-schiffe kreuzen längs der Westküste des Archipels.— Nach einerMeldung der Blätter ist das Panzerschiff„Zeeland' heute vonNieuwedicp nach Indien abgegangen.vom ostasiatischen Kriegsschauplätze.London, 3. Januar. Dem„Reuterschen Bureau" wird auS Tokiogemeldet, der Kapiwlationsverttag von Port Arthur bestimme, daßdie Mannschaften der Besatzung von Port Arthur als Krieg»-gefangene nach Japan gebracht werden.Tokio, 3. Januar.(Meldung de».Reuterschen Bureau«'.)General Stösscl hat in einem Telegramm an den russischen Kafferum die Erlaubnis gebeten, daß die Offiziere Port Arthurs denJapanern ihr Ehrenwort gebe» dürfen, an dem Kriege nicht mehrteilzunehmen.Petersburg, 3. Januar. Der Petersburger Telegraphen-Agenturwird au« Tichifu von heute gemeldet: Sonntag nachmittagum 4 Uhr sandte General Stössel den Fähnrich Maltschenlozu General Nogi mit einem Briefe, in welchem erNogi vorschlägt, unter folgenden Bedingungen zu kapitulieren: AlleWaffenfähigen sollen die Festung mit ihren Waffen verlassen dürfenunter der Verpflichtung, an dem gegenwärtigen Kriege nichtmehr teilzunehmen; die Verwundeten und Kranken werdennach ihrer Heilung nach Rußland befördert, die Waffen werdenihnen belassen: Privatpersonen, grauen. Kinder und Ausländerwerden der Fürsorge der Japaner überlassen. General Nogibefand sich, als General Stössel seinen Brief an ihn richtete, mDalnq.— Ein japanisches Torpedoboot liegt neben unseren de«-armierten Schiffen im hiesigen Hafen.Bon der Reise de? Baltischen Geschwader».Tananarivo, 3. Januar.(Meldung der Agenc'e Hava».) Dasunter dem Befehl deS AdmiralS FSlkersaHm stehende russisch« Geschwader ist in der Bai von Passandava vor Anker gegangen.— Da»Geschwader deS AdmiralS RoschdjestwenSky hatte, um daS im Kanalvon Mozambique herrschende schlechte Wetter zu vermeiden, denWeg um daS Kap Sainte Marie herum nehmen müssen; das Ge-schwader ist in der Bai von Antongil eingetroffen. Jedes der beidenGeschwader hat mehrer« Schiffe nach Nossibe Majunga und Tama»tave abgeordnet, uni Proviant anzukaufen. Mai. glaubt, daß diebeiden Geschivader sich in Diego Suarez vereinigen werden._Verontro. Redakt.-Paul Büttner, verlin. Inserate veraatw.(mit Ausnahme der.NeueWelt'-Beilage)-Th. Glocke, Berlin. Druck u. Verlag: Vorwärts vuchdr. u. Verlagsanst.Paul Singer SiCo., verlin 3 V. Hier»«* Beil»««««.lt«terhalt»»G»dt.