Nr. 41.
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Vorwärts
8. Jahrg.
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Redaktion: Beuth- Straße 2.
Bur Landagikation.
II.
Das rechtliche Verhältniß auf dem Lande zwischen Herren und Arbeitsleuten hat sich trotz der Aufhebung der Leibeigenschaft wenig geändert..
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Denjenigen Arbeitern, die beim Bauern wohnen und dienen, geht es nicht besser sie effen öfters mit ihm an einem Tisch, weil er auch nichts zu brocken hat, dafür ist der Lohn und das Deputat beim Bauern noch geringer und schlechter als beim Rittergutsbesitzer
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Mittwoch, den 18. Februar 1891.
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Expedition: Beuth- Straße 3.
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dafür wird sein Verdienst ein unsicherer und unregelmäßiger seine Bekannten mit. Der Sprecher der Versammlung muß sein; auch dieses wird der Verbreitung sozialdemokratischer mit den Verhältnissen und der Sprechweise des Landes mög der seßhafte Landarbeiter wird von lichst vertraut sein, er vermeide nicht nur möglichst, sondern Lehren förderlich sein dem herumziehenden, mit dem Sozialismus bekannt gewordenen, überhaupt jedes Fremdwort und erkläre jedes schwere und dort nicht gebräuchliche deutsche Wort, denn die Landhören und lernen. bevölkerung verfügt nicht über so viele Worte, wie der Abstimmung, geheimes direktes Wahlrecht, Der Boden für den Sozialismus ist vorhanden, schwie- Städter: solche uns geläufige Begriffe müssen dort erst riger für die Sozialdemokratie ist es, die Aussaat zu bewerk- Reichstag stelligen, aber wie unsere Partei noch jede Schwierigkeit über- gründlich erklärt werden. Dabei rede man nicht von der Unwissenheit des Landwunden, so wird auch diese nicht dem siegreichen Vordringen dem Aberglauben und manns, er wird in der Diskussion das schon allein ihrer Ideen standhalten. sagen, aber von anderen hört er das nicht gern. Stets ist Daß der Landproletarier nichts erübrigen kann, um für 2. Vorschläge zur Landagitation. den Arbeitern vom Lande am Anfang oder Ende des seine alten Tage einen Nothpfennig zu sparen, ist selbstDie Schwierigkeit einer Landagitation für unsere Partei Referats ins Gedächtniß zu rufen, daß ihre Brüder in den verständlich, aber nach den Reden der Herren Agrarier im Reichstag haben sie das auch gar nicht nöthiges besteht hauptsächlich in der schweren Zugänglichkeit des Städten voll Hoffnung auf ihre Hilfe blicken und daß jeder war Herr Kardorff oder Herr Stollberg , der dort ver- Landes. Es würde sich nun empfehlen, durch die Genossen mit Freuden als Genosse begrüßt werde. Die Religion lasse man ungeschoren ist der Pfarrer tündete, daß sie auf dem Lande keine Altersversicherung der kleinen Städte die Verbindung mit unsern Brüdern auf dem Lande herzustellen; es muß eine planmäßige anwesend, so braucht man darum nicht zimperlich mit ihm brauchten-da werde jeder in seinem Alter versorgt Registrirung der Dörfer und ihre Zutheilung zu den verfahren, denn Religion und der Pfarrer sind den Landwir fragen nun: Wie? Die Söhne und Töchter dienen und arbeiten gewöhnlich Städten stattfinden- vielleicht durch die Provinzial- Partei- leuten nicht eins, dafür verkehrt er zu viel mit den Herren. unter demselben Herrn wie der Vater, dieser würde es übel tage die einzelnen Städte mit ihren zugetheilten Dörfern Es hat sich auf dem Dorfe( wenn nicht gerade ein Muckeraufnehmen und den Arbeiter bestimmt entlassen, wenn dieser bilden einen Parteibezirk, hier halten die Genossen regel- ort in Betracht kommt) eine Philosophie in Sachen der alle seine Söhne ein Handwerk lernen ließe und seine Töchter mäßige Besprechungen ab, wozu möglichst aus jedem Dorfe Religion ausgebildet, die uns feineswegs ungünstig ist: in die Stadt schickte. Zu diesen verheiratheten Söhnen oder ein oder mehrere Genossen erscheinen- es giebt ja Hand- religiös sind die Leute im Durchschnitt alle; aber mit Töchtern steckt der Herr nun den alten arbeitsunfähigen werker auf den Dörfern, die infolge ihrer besseren Intelligenz dem Pfarrer halten sie nicht, sie gehen auch in die Kirche Vater und Mutter, und jene wagen nicht zu mudsen, bald zu Genossen werden und die dort unter den Knechten und hören ihn an, aber geben nicht viel auf ihn, das gut haben sie es nicht auf ihre alten Tage, denn Schmal- und Arbeitsleuten Brüder werben werden zu dem Zweck Reden ist sein Geschäft" heißt es und die Arbeiter hans ist da Küchenmeister, weil gewöhnlich auch eine Anzahl muß den kleinen Städten eine Anzahl leicht verständlicher werden fich alle freuen und anstoßen, wenn dem Pfarrer fleiner Mäuler auf Essen warten, da bleibt nicht viel für Broschüren, Flugschriften und Bücher zur Verfügung gestellt ordentlich heimgeleuchtet wird. Es wird oft hervorgehoben, daß der Landarbeiter sich die Alten, welche von ihren Kindern brummig angefahren werden, die in der Stadt gegen Bezahlung, auf dem Lande dazu muß ein um das politische Leben nicht kümmere. Das ist richtig; und oft sehr schlecht behandelt werden, denn der forts unentgeltlich ausgetheilt werden der Genossen aus der Stadt bisher hatte er auch keine Veranlassung dazu die Par währende Mangel macht verdrießlich und mürrisch. Wie brüderlicher Verkehr mancher alte Mann hat nach einem Leben voll mühseliger mit denen des Dorfes stattfinden, öfteres Busammen- teien, die sich ihm z. B. bei den Wahlen anboten, konnten an Sonntagen- die ländlichen Genossen seine Interessen nicht vertreten er mußte bald merken, Arbeit seinen Tod durch Erhängen oder Ertränken herbei- treffen müssen mit den Bedürfnissen der Städter bekannt daß sich beide Parteien nur um sein Fell stritten und er geführt. Dieses sind einige Züge von dem Proletarierleben auf gemacht werden, damit sie auch ihre Bedürfnisse zu steigern wurde in seinem Mißtrauen gegen die Herren nur noch bewünschen. Der Erfolg wird nicht ausbleiben; dann müssen stärkt. Anders, wenn die Sozialdemokratie an ihn heranDie sozialen Gegensätze zwischen Besitzenden und durch geeignete Aufrufe im Zentralorgan, dem sich die tritt, eine Partei der Armen, der Arbeiter, die nicht um Proletariern sind dort so ausgeprägte, daß eine sozial Provinzialblätter anschließen, an die einzelnen Genossen, die seine Stimme buhlt, sondern ihn zum gleichberechtigten GeSemokratische Agitation unbedingt auf Erfolg rechnen zerstreut auf dem Lande wohnen oder arbeiten speziell nossen macht: er wird sich ihr zuwenden. Aus unserem an die Bauhandwerker, an die Monteure der landwirth Programm ist vor allen Dingen auf die VergesellschaftDazu kommt noch, daß in technischer Beziehung sich schaftlichen Maschinen u. s. w. die Aufforderung ergehen, lichung des Grund und Bodens Gewicht zu legen. Als Forauch auf dem Lande eine Umänderung vollzogen hat; jedes für unsere Jdeen auf dem Lande thätig zu sein, sie müssen derungen der sozialdemokratischen Landarbeiter an die hengroße Gut mäht heute sein Getreide mit der Dampfmaschine, darauf aufmerksam gemacht werden, daß jeder Genosse die tige Gesellschaft wären zu nennen: Abschaffung der Gesinde ordnung, Vereinfachung und Unentgeltlichkeit der Rechtsebenso arbeiten Säe- und Dreschmaschinen. Während bisher Pflicht hat, als Pionier einer neuen Zeit vorzuarbeiten. die Leute eines Gutes den Winter über mit Dreschen zu Eine gut vorbereitende Propaganda ist die Hauptsache pflege, Verkürzung der Arbeitszeit, Einführung von Schiedsgerichten, in welchen zu gleichen Theilen Besitzer und Arthun hatten, wird jetzt das Getreide möglichst gleich auf dem und wird gute Früchte tragen. Felde feiner Körner entledigt. Es würde sich empfehlen, daß die Parteileitung für beiter, Ausdehnung des Instituts der Gewerbe- Inspektoren Wenn die Umänderung der landwirthschaftlichen Pro- die Landagitation einen Spezialfonds anlegte, zu dem jeder auf die Landwirthschaft und Aehnliches. In Bauernbezirken muß versucht werden, die kleinen Bauern duktion so weiter fortschreitet, so wird der Besitzer nicht Genosse gern beitragen würde. Die Versammlungen müssen in der Stadt Sonntag für uns zu gewinnen. Diese befinden sich in denselben Vermehr so viel Leute in festem Kontrakt halten, er wird, wie heute schon vielfach geschieht, zu den einzelnen Verrichtungen, Nachmittag stattfinden, wozu möglichst viele Genossen und hältnissen wie die Kleinhandwerker und auch ihre Stellung Maschinenbedienen u. s. w., Leute einstellen und nach ge- Arbeiter von den Dörfern erscheinen sollen; der Ver- zu uns wird sich bestimmt so gestalten, wie sie die Innungen thaner Arbeit wieder entlassen der Arbeiter wird un trauensmann des Bezirks schreibt an einen bekannten Ge- ben sozialdemokratischen Arbeitern gegenüber einnehmen: gebundener sein, er muß herumziehen, um Arbeit zu finden; nossen auf dem Dorfe eine Einladung und dieser bringt von oben drückt sie das Uebergewicht des Großbesiges zu
dem Lande.
fann.
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Feuilleton.
Nachdruck verboten.)
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Bekannte vom politischen Kommiers und tranken Bier; fie um das Zimmer zu füllen. Sie war schließlich so glücklich, starrten sie an, so daß sie ganz verlegen wurde. Jeden einen Schaukelstuhl zu billigem Preis zu erlangen; so elegant Tag saßen sie da, und jeden Tag starrten sie fie an, mit wie jener der Großmama war er freilich nicht; aber er größerem und größerem Jntereffe. Natürlich setzte sie sich war bequem. So hatte sie denn doch Mama gegenüber Darüber hinweg; aber dennoch-; Uchermann bemerkte einigermaßen ihr kindliches Versprechen eingelöst. Im es gewiß nicht einmal; er war mun stets guter Laune. nächsten Jahr oder so herum durfte sie vielleicht an's Theater sein Lächeln war fast gar denken. Sie würde wohl nicht ruhig sterben, wenn sie nicht Er scherzte und lachte; sein Lächeln war Sver vorher mindestens einen Versuch gewagt. Uchermann ernicht schief und sein Hemdkragen ganz rein. Eigentlich lag etwas recht Bernünftiges in dem Brauch, drups Sieg vom 9. Juni) hatte ihn verjüngt, sagte er; munterte sie nach Kräften. Sie sei wie geschaffen zur Darben man bei den Südsee- Insulanern hatte; – wurden deren derselbe hatte ſeinen Glauben gestärkt und seinen Muth; stellung von Ibsens Frauengestalten, sagte er; und wollte die Reaktion sie seinem Rathe folgen, so debütirte sie als Swanhild in der Eltern beschwerlich, so schlachteten die Kinder dieselben und nun hatte das Leben einen Sinn; Dorthe Balzersen war nach Amerika gegangen. Fanny Ja, sie würde es wohl versuchen. Ihre Freundin aus fraßen sie auf; es lag dieser Sitte jedenfalls ein ver- fonnte nie mehr zur Macht gelangen in diesem Lande. Komödie der Liebe nünftiger Gedanke zu Grunde, wenn man auch gegen die Art der Ausführung ein oder das an dere zu bemerken rückte auf ihrem Posten empor und hatte von nun an einen Kindertagen, Gina Wiig, stand schon in den Zeitungen; sic Monatsgehalt von sechszig Kronen. Sie konnte es brauchen; hatte in Leipzig anderwärts gespielt und man schrieb von haben mochte. Fanny lachte; überhaupt erleichterte es, für Mama und sie hatten so schlecht gelebt in der letzten Zeit, ihr als der jungen begabten Pianistin". Nun sollte sie in Kristiania ihr erstes selbständiges Konzert geben; Fanny Sünden Absolution zu bekommen. Allein die Demüthigung blieb doch zurüc; sie war freien Menschen daß sie es nur gerade mit knapper Noth ertrugen, In der Wohnstube auf Thronhjemsvejen war es fürchterlich borgte sich von Moe Geld für ein Galleriebillet aus und nicht gleichgestellt; sie konnte nicht einstehen für hr Worti; leer und traurig, besonders seitdem das Klavier verschwunden saß und weinte zwei Stunden lang über den Erfolg, den sie war und blieb unselbständig. Gie traf täglich mit Ulchermann zusammen; dies war war; Fanny ging zu Möbelauktionen und kaufte allerlei, ihre Freundin hatte. Ach, das war herrlich! so mußte auch Fanny einmal siegen. Am nächsten Tage sandte sie Gina immerhin ein Trost. Und dann bedurfte sie seiner als„ Mittags-*) Wie schon erwähnt, hatte der Storthing in drei verschie einen Blumenstrauß mit einem Gruß; das würde die Künstfavalier". Sie mußte in dieser Zeit außer dem Hause denen Seffionen den Beschluß gefaßt, daß die norwegischen lerin freuen. Vielleicht lud dieselbe sie dann für einen speisen, und allein konnte sie nicht gehen, außer in Damen Staatsräthe bei den Verhandlungen zu erscheinen bätten. Unter Abend ein und erzählte ihr vom Ausland. Das glückliche restaurants; dieſe Reſtaurants aber hatten ihren Namen gewöhnlichen Verhältnissen suspendirt solch ein dreimaliger BeDevon, daß man Herren vie Roſt nicht anzubieten wagte, schluß das Beto des Königs; allein Dstar II. erklärte( mit der Wesen, wirklich das Ausland gesehen!- Sie wartete cin Rache, bort servirt wurde; sie bedurfte des begleitenden Bartei der Rechten), daß in dieser Sache, die eine Abänderung paar Tage lang auf Antwort. Endlich erhielt sie eine VisitServaliers einfach, dit zu hungern. Im Arbeiter des Staats- Grundgefeßes darstelle, das königliche Veto absolute larte; auf der Rückseite dieſer Karte ſtand: verein erhielt man zu den Damenrestaurants- Preisen wirt. Giltigkeit habe und verweigerte neuerlich die Sanktion( 29. Mai
feine
lich gutes Essen,
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1880). Allein am 9. Juni drang der und im Arbeiterverein speisen mußte sie drups mit großer Majorität durch, daß
Vorschlag Johann Sver
jener Thingbeschluß auch
doch dürfen. Ganz behaglich war es ihr übrigens dort ohne Sanktion als Staats- Grundgeseh zu gelten und man unnicht, selbst wenn sie Begleitung hatte. Um in den Speise- verbrüchlich danach zu leben habe" und dem Ministerium wurde
Herzlichen Dank für den Strauß und den freundlichen Gruß. Ich hätte schon früher gedankt, konnte aber Ihre Adresse nicht erfragen; ich sende dies an Herrit Houen. Nochmals Dank!
Freundschaftlichst Ihre Gina Wiig."