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Nr. 19. 22. Jahrgang.

2. Beilage des Vorwärts  " Berliner Volksblatt. Sonntag, 22. Januar 1905. Arbeiter Berlins  ! Befucht einmütig die Volksverfammlungen, in denen der Klaffenkampf im Rubrrevier auf der Tagesordnung ftebt!

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Berliner   Partei- Angelegenheiten.

Es ist mehr Seelenhunger in der Menge, als mancher Kunst-| Verwechselungen Vorschub geleistet wird, so hätte die Eisenbahn- Ver­eingleisig durchgeführt wird, die doppelte Pflicht ge= fich träumen läßt. Solche, die manches besäßen, es diesem Hunger habt, durch Aufstellung von Posten oder auf andere geeignete Weise zu bieten, find meist stille, vornehme Künstlernaturen; abhold fat- für die Sicherheit des Bahnverkehrs zu sorgen. buckelndem Strebertum und aufdringlichem Lärm, sich bei Macht wir werden abwarten, ob die Bahnverwaltung aus diesem traurigen habern einzufchmeichelin. Vorfall Veranlassung nehmen wird, das Verfäumte nachzuholen. Die 14. Realschule, die zu Ostern d. J. für den Wedding  - Stadtteil zunächst mit den untersten Klassen eröffnet werden soll, wird ein verläufiges Heim in dem nahe am Weddingplatz gelegenen Hauſe Müllerstraße 7a erhalten.

prob, deſſen plumpe Marmortlöke Herrengunſt mit Gold aufwiegt, waltung jest, wo der Betrieb ſtellenweiſe wegen Reparaturen nur

Hungern irgendwo einmal am Wege. Warum überhaupt Stunstwerke So modern ihre Werke, vergessen, und die armen Schöpfer ver­nur in Galerien aufstapeln, wohin nur die kommen, die viel freie Zeit haben? Unsere Galerien sind mit Kunstwerken gefüllt" fagt ihr, aber das Volt geht nicht hinein, es hat kein Interesse für die Stunft."

Die Lokal- Lifte für Berlin   und Umgegend ist neu herausgegeben und der heutigen Nummer unseres Blattes beigefügt worden. Bei der Wichtigkeit der Lokalfrage erwächst den Parteigenossen die dringende Pflicht, die Lokal- Liste streng zu beachten. Den Saalabtreibereien und Verweigerungen gegenüber, die in Berlin   teilweise noch versteckt, in den Vororten dagegen offen betrieben werden, bleibt uns fein anderes Mittel übrig als die Lokalsperre; und diese dort, wo nötig, durchzuführen, muß das Bestreben aller Parteigenossen sein. Arbeiter, Partei- Nun, so bringt ihm eure Kunstwerke dorthin, wo's im Getriebe genoffen, Gewerkschaften, Gesangvereine 2c., besucht des Alltags hineingehen muß. Fürchtet nicht, daß euer Bild, eure daher bei Ausflügen, Bergnügungen 2c. nur solche Lokalitäten, wert verbreitet seine Andacht um sich her, wo man ihm auch begegne. Statue banalisiert werde durch seine Umgebung. Ein echtes Kunst­welche auf der Liste verzeichnet stehen! Vor allen Dingen erwächst Manches, dort unbeachtet im Strom des Zuvielen, wird hier erst als aber den Vorständen von Arbeitervereinen die Pflicht, beim Ab- Einzelwesen Wirkung tun. Schmückt damit die ödkahlen Räume der schluß von Festlichkeiten und Partien auf das strengste die neue öffentlichen Anstalten! Denkt der endlosen, weißgetünchten Wände Lokal- Lifte zu beachten. Die Vorstände wollen in solchen Fällen auch in Krankenhäusern. Welch' ideales Feld für Künste! Wo darauf sehen, daß in den Verträgen mit den Wirten eine Klausel der Kranke Wochen und Monate zubringen muß, ohne Beschäftigung, Platz findet, wonach für den Fall, daß das Lokal für Arbeiter wie läßt er die Augen suchend über kahle Wände schweifen, die seinem bersammlungen später verweigert werden sollte, der Vertrag seine Blick nicht den kleinsten Ruhepunkt bieten. Zehnfach empfänglich ist Gültigkeit verliert. Verschiedene Vorkommnisse der letzten Zeit der Kranke, losgelöst von den Lasten des Tages, jedem seelischen Laffen eine Bestimmung dieser Art dringend ratsam erscheinen. Seht nur in den Wartezimmern der Kliniken und Kranken­Ebenso ist es Pflicht der Vorstände und Komitees, dafür nach Mög- häuser, wie die Nervosität der Leidenden durch das Warten von lichkeit zu sorgen, daß bei Mehrbedarf an Bedienungspersonal der Minute zu Minute steigt. Und rings nichts, Aug' und Sinn abzu­Stellennachweis des Verbandes deutscher Gastwirts- Tenten vom Anblick der Leidensgefährten. gehülfen"( Ortsverwaltung Berlin  ), Dircksenstr. 39 I, Telephon Gar wohl find die Aerzte sich dieses Einflusses bewußt. Jene Amt 3 1813, Berücksichtigung findet. Tut ein jeder seine Pflicht, so kann der Erfolg nicht ausbleiben. Lokale, die teine Säle haben, sind frei. Die Lokalfommission. Wilmersdorf  . Ueber Militärjuftiz und Mißhandlungen im Heere spricht Genosse gubeil in der Mittwoch abend bei Salomon, Volts­garten, Berlinerstr. 40, stattfindenden Voltsversammlung. Parteigenoffen, agitiert für zahlreichen Besuch dieser Versammlung.

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Nieder- Schönhausen. Eine Boltsversammlung findet am Montagabend 20 Uhr in Wenzels Lindengarten", Lindenstr. 43, statt. Reichstags- Abgeordneter Artur Stadthagen spricht über den Maffenstreit der Bergarbeiter im Ruhrrevier". Genossen, sorgt Die dafür, daß der Saal bis auf den letzten Platz gefüllt ist. Kommunal- Wählerlisten liegen bis zum 30. Jamuar im Gemeinde­bureau( in den Bureaustunden von 8-3 Uhr) aus.

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Bankow. Die biesmonatliche Versammlung des Wahlvereins fällt zugunsten der am 31. d. M. bei Herrn Ebersbach, Berliner­straße 102, stattfindenden öffentlichen Versammlung aus. In dieser Versammlung wird Genoffin Ihrer über die Verhand­lungen des preußischen Parteitages Bericht erstatten. Am 18. He bruar cr. veranstaltet der Wahlverein in dem vorgenannten Lofal einen Maskenball, zu dem Eintrittstarten schon jegt ausgegeben werden.

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Friedenau  . Dienstag findet im Gesellschaftshause, Rheinstr. 14, eine Boltsversammlung statt. Tagesordnung: Der Klaffen Kampf im Ruhrrebier. Referent Neichstags- Abgeordneter Dr. David. Die Genossen werden ersucht, Montag abend 8 Uhr im Gesell schaftshause zu einer anbzetter Berteilung recht zahlreich zu erscheinen.

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Eindruck.

Räume, in denen Patienten warten, die 20 M. für eine Konsultation zahlen, gestalten sie zu kleinen Muser und Resekabinetten. Wie würde auf manchem verschatteten Krantengesicht ein Sonnenstrahl aufdämmern vor Kunstwerken, die ihn momentan seine Leiden vergessen lassen.

Ist nicht jedes noch so kurze Schmerzbergeffen schon Hoffnung auf Genesung? Lag nicht hierin wohl zum größten Teil die wunder tätige Straft der alten Heiligenbilder?

Nur im Wartefaal der Kinderklinik der königlichen Charité ist ein Versuch in dieser Richtung gemacht. Wer beobachtet, wie vor den brolligen Märchenszenen lang verlerntes Lächeln der fleinen Kranten zurüdfehrt, wie schnell Aschenputtel- und Däumlingsgeschichten den Müttern helfen, die Schreihälfe zu beruhigen: der fühlt, hier ist ein Samenkorn gestreut, das weithin Früchte treiben könnte.

Bankier Kniehase und sein Prokurist. Die Untersuchungsfache des wegen Depotunterschlagung seit Monaten in Untersuchungshaft befindlichen Bankiers Kniehase in Moabit   hat einen so großen geschlossen ist, sondern die Zahl der Strafanzeigen gegen Stniehaſe Umfang angenommen, daß die Voruntersuchung noch iminer nicht sich noch immer vergrößert. Andererseits hat auch der Verteidiger Rechtsanwalt Leonhard Friedmann einen weitläufigen Entlastungs­beweis angetreten. Gestern ist übrigens auch der langjährige Pro­furist des ungetreuen Bankiers, Kaufmann Hase, unter der An­schuldigung der Beihülfe in Haft genommen worden. Seine Ber­teidigung hat Rechtsanwalt ehnelt übernommen.

Richard

Zwei Juwelenhändler eigener Art hat die Kriminalpolizei fest­genommen. Beamten fiel ein Mann auf, der stundenlang auf der Stadtbahn umherfuhr und häufig am Schlusse seiner Stundreisen einen Pfandleiher ober einen Tröbler aufsuchte. Als sie ihn fich einmal näher ansahen, ergab es sich, daß der sonderbare Stabt und Ringbahnreisende ein stellungs- und wohnungsloser Koch namens Richard war, der einen Eisenbahnwagen als Schlafftelle benugte und für 20 Pfennig jeden Tag so lange umberfuhr, bis er sich in dem warmen Raum ordentlich ausgeschlafen hatte. Das väre an sich noch nicht so schlimm gewesen. Bedentlicher aber wurden den Beamten die Steifen, als sie bei Richard nicht bloß eine Menge Pfandscheine über versezte Wertsachen, sondern auch allerhand ivertvolle Waren selbst fanden: eine silberne Zigaretten­dose mit dem Zeichen J. B. G., eine kleine golbene Münze, einen goldenen Kneifer, eine schwere goldene Kette usw. Ueber einen redlichen Erwerb fann er sich nicht ausweisen, denn daß er sie geschenkt bekommen habe, glaubt ihm niemand. weil ber vurde daher in Untersuchungshaft genommen, er die Sachen in ber dringende Verdacht vorliegt, daß Stadtbahn gestohlen, geflebbert oder gefunden und unterschlagen Sein Schicksal teilt ein Schlosser Bernhard Dittmani aus Stettin  , der auch lieber mit Juwelen handelte" als arbeitete. In der Weinmeisterstraße wohnte unter dem Namen Walter Hartwig ein Mann, der sich hübsch polizeilich gemeldet hatte, feine Steuern bezahlte, kurz, allen seinen Staatsbürgerpflichten nachtam. Seine Wirtsleute wußten allerdings nicht, was sie mit ihm anfangen sollten. Er hatte immer wieder neue Gold- und Schmucksachen und ging bon einem Pfandleiher und Tröbler zum anderen. Einer der Geschäftsleute, dem der Handel doch verdächtig vorkam, machte die Bolizei barauf aufmertiam, und nun zeigte sich, daß sich hinter Hartwig" Bernhard Dittmann berbarg, dessen Maßblätter usw. der Breiserhöhung für Automobilbroschken. Der Magistrat hat Erkennungsdienst der Kriminalpolizei schon in seinen Mappen hatte. der vom Bolizeipräsidium vorgeschlagenen Erhöhung der Anfangstage Dittmann hatte in seiner Behausung außer zwanzig Pfandscheinen für elektrische Automobildroschten gestern zugestimmt. Be- noch verschiedene Gold- und Silbersachen, deren Eigentümer jezt gründet wurde die Erhöhung mit dem Bestreben, die übelriechenden von der Polizei verlangt werden. Benzin- und Spiritus- Automobildroschken durch die teureren elet- Der Goldminenbefiber aus Kolorado  . Eine dunkle Persönlichkeit trischen zu ersehen, für die die Grundtage 80 Pf. betragen soll. Die ist ein Herr Albert Adams, der sich als Goldminenbesizer aus Denver  übrigen Preisbestimmungen sollen denen für die Tarameter an- in Kolorado   in die hiesige Gesellschaft einzuführen verstand und vor­gepaßt werden, d. h. sie sollen unverändert bleiben. Die gestern wegen Heiratsschwindels festgenommen wurde. Er erzählt, elektrischen Automobildroschten können mit einer Ladung icht hon 60 Kilometer zurücklegen.

Und die Geldmittel? Mit dem, was heute und es ist das Schlechteste nicht unverkäuflich in Ateliers verstaubt, ließe sich für geringes Gelb ein gut Teil Sonnenschein und Anmut auf öde Wandflächen zaubern. So manchem Künstler wäre geholfen, der heute seine Werke dem Rahmenhändler verschleudert, um nicht zu verhungern. Aber auch die Großen könnten wohl abwechselnd für furze Zeit etwas herleihen. Büßen doch Gaben der Kunst, entgegen ben materiellen, nichts an Wert ein, je mehr an ihrem Genuß teilnehmen.

Th. Skorra.

Aus der Magistratsfißung vom Sonnabend. Der Magistrat hat befchloffen, gegen den abweisenden Bescheid des Konsistoriums in Sachen des zum Prediger an der Petri- Kirche vom Magistrat als Patron gewählten Bredigers Hehn- Greifswald bei dem Oberkirchenrat Beschwerde zu führen. Ferner wurde der Etat für die Parkver­waltung beraten und in seinen Ginzelheiten festgesetzt.

Rummelsburg  - Boghagen. Sammellisten für die streifenden Berg arbeiter im Ruhrrevier sind bei dem Unterzeichneten zu haben. Um rege Beteiligung an der Sammlung wird ersucht. Gewerkschaftskartell Rummelsburg- Berlin  . J. A.: Karl Brüschte, Bahnhofstr. 33, Hof II. Tempelhof Mariendorf  . Dienstag, abend 8 Uhr findet im Tempelhofer Tivoli", Berlinerstr. 50, eine öffentliche Versammlung ftatt, in welcher Genosse Waldeck Manaffe einen Vortrag über Der Weg der Völker vom Wahn zur Wahrheit" halten wird. Zu dieser Kommen die Bäckermeister zur Bernunft? Eine Zeitungs­Berjammlung find die Ortsgeistlichen wie Schulbehörden eingeladen. Außerdem wird der Klassenkampf im Ruhrrevier zur Sprache meldung besagt: Die erweiterte Sonntagsruhe an den hohen gebracht. Auch findet Sonntag früh eine Flugblatt- Bereiertagen wollen die Berliner   Bäckermeister allgemein für ihr Ge­werbe eingeführt wissen, nachdem sich in den verflossenen Weihnachts­breitung von den bekannten Lokalen aus statt. feiertagen gezeigt hat, daß die Bäckerei- Verordnung ihren Zwed ver­fehlt, sobald nur den Gesellen das Arbeiten verboten, den Meistern aber gestattet wird. In ihrer Quartalsversammlung hat jetzt die Bäder- Innung Konkordia" beschlossen, bei dem Polizeipräsidenten eine einheitliche Anwendung der Feiertags- Verordnung ohne Aus­nahme auf Grund des§ 41b G.-D. zu verlangen. Unter den Ber­ liner   Bädermeistern soll von der Polizei eine Abstimmung, ähnlich wie beim 8 Uhr- Ladenschluß, vorgenommen werden. Wenn zwei Drittel der Meister sich für die allgemeine Durchführung der Feiertags- Verordnung erklären, muß sie eingeführt werden. Auch die Berliner   Bäcker- Jnnung Germania  " wird, wie verlautet, in ihrer nächsten Quartalsversammlung den gleichen Beschluß fassen.

Lokales.

Kunft für's Bolt.

Wir Berliner   werden auf mancherlei Art beglückt. Nicht zum mindesten in neuerer Zeit in der Kunst.

Bäume und Gesträuch holzt man ab und beschenkt uns dafür mit Marmorpuppen, baut Kirchen auf jeden freien Blab, der ein Luft speicher gewesen, und sagt dann:" Kunst für's Volt!"

hat.

bag er auf dem Dampfer Graf Walderfee", auf dem er nach Deutschland   fuhr, die Anzeige einer Heiratsvermittlerin aus der Schönhauser Allee   in Berlin   gelesen habe, und nun sei ihm der Ge­dante gekommen, mit seiner Bergnügungsreise die Hochzeit zu ber­binden. Tatsache ist, daß er von der Vermittlerin eine Frau ver­langte, die englisch spreche, da er das Deutsche   nur mangelhaft be­herrsche. Es fanden sich auch sechs heiratslustige Damen, die dieser Bedingung genügten. Nach Einleitung des Geschäfts aber ließ sich Adams in der Schönhauser Allee   nicht mehr sehen, wandte sich viel­mehr ohne Wissen der Vermittlerin gleich an die Damen selbst. Unter ihnen gefiel ihm eine vermögende Witwe am besten. Auch diese fand Gefallen an dem Minenbefiber, obgleich er mit seinen groben Zügen und in einer feineswegs erstklassigen Kleidung feinen gewinnenden Eindruck machte. Biel   mag au ber gegenseitigen Neigung die materielle Grundlage beigetragen haben, denn Adams behauptete, er befize nicht bloß Goldminen, die ihm jährlich 175 000 Mark bringen, sondern auch eine große Farm, auf der durchschnittlich 15 000 wilde ferde umherlaufen. Diese laffe er je nach Bedarf für die amerikanische   Armee einfangen. Diese Beziehungen zur Armee hätten ihn auch mit Roosevelt   bekannt gemacht usw. Die Witwe glaubte ihm das alles, nicht minder die Abenteuer, die er um so überzeugender erzählte, je mehr Whisky er getrunken hatte. Daß Adams über gar kein bares Geld verfügte, störte sie nicht. Sie fuhr vielmehr mit ihm nach der Verlobung nach Hamburg   und erhob bei ihrem Vermögensverwalter 20 000 Mart in Papieren. Die Hochzeit Der zweitälteste Geistliche Berlins  , der emer. Pfarrer Weid sollte zunächst in Berlin   stattfinden. Als Amerikaner aber hatte sich ing bon der Petri- Kirche, ist hier gestern im 92. Lebensjahre ge- Adams wenig um feine Bapiere gekümmert; nun haperte es bamit. storben. Der älteste Pastor ist ein 93 Jahre alter Herr v. Hanstein. Deshalb beschloß man, zur Trauung London   aufzusuchen. Adams brachte die 20 000 Mart auf die Dresdner Bank und gab Auftrag, die Der Eisenbahnzusammenstoß auf dem Nordring hat viel größeren Materialschaden verursacht, als ursprünglich zu übersehen war. Papiere zu verkaufen und den Grlös ihm an seine Londoner   Adresse Neben der umgestürzten, fast unbrauchbar gewordenen Lokomotive zu senden. Die Verwandten der Braut waren aber stußig geworden, sind noch 14 Güterwagen arg beschädigt. Mehrere von ihnen zumal nicht zu erfahren war, wo Adams wohnte. Sie teilten ihren sind überhaupt nicht mehr betriebsfähig. Die Aufräumungsarbeiten Argwohn der Behörde mit, und so tam es, daß der Mann in Gewahr­sam genommen wurde, als er mit seiner Braut nach London   abfahren dauerten ununterbrochen die ganze Nacht hindurch und waren in den wollte. Adams war zwar so vorsichtig gewesen, zur Abfahrt nicht gestrigen Nachmittagsstunden noch nicht beendet. Erst gegen Abend ben Bahnhof Friedrichstraße, sondern den Botsdamer Bahnhof zu fonnte der Güterverkehr wieder aufgenommen werden. Gestern früh wählen, um rührsamen Abschiedsszenen vorzubeugen", aber auch bildete die Unfallstelle ein förmliches Chaos. Zehn Wagen waren das nugte ihm nichts. Die Polizei brachte ihn einstweilen nach dem entgleist und teilweise in einander geschoben. Verschiedene von ihnen untersuchungsgefängnis, um sich einige Aufklärung über seine Person mußten vollständig auseinander genommen werden, worauf ihre zu verschaffen, und beschlagnahmte die 20 000 Mart. Vorläufig Da soll denn heute die Kunst dem Volte ats Zwangsmittel um schweren Eisenteile mittels eines Lastkranes auf andere Wagen ge- wurde ermittelt, daß er schon längere Zeit in der Müllerstraße als den Raden geworfen werden; die freie Meinung hofft man einzuheben werden mußten. Als ein großes Glück erscheint es übrigens, Schlafbursche bei Leuten wohnte, die selbst nur Stube und Küche fangen mit der Unzahl der Kirchen und mit der Masse der Denkmäler daß der eigentliche Zusammenstoß nicht auf der eisernen Ueber- haben. die freien Sinne. führungsbrücke, sondern wenige Meter davor erfolgte, sonst wäre Der alte Geßlerhut in neuester Fasson! Das Bolt aber ber- ein Hinabstürzen der Wagen auf den Bahnkörper der Lehrter Güter­weigert die Reverenz. Sein Herz schweigt vor diesen toten Puppen. Bahn unvermeidlich gewesen. Immerhin aber sprangen trozdem na gel, teilt uns berichtigend mit, daß er die Tür und Fenster der Salt geht es davon, wie von dem Friedhofe einer fremden Stadt, zwei Wagen auf der Brücke aus dem Gleise und rissen die Schwellen Korbmacher Lehmannschen Wohnung zwar herausgenommen habe, darin nichts Liebes für uns begraben liegt. auf. Einer dieser Wagen bohrte sogar ein großes Loch in den jedoch nicht um den Mieter und feine Familie auszulüften", sondern Neue Wege geht heute seine Sehnsucht und seine Liebe sucht Brückenboden, so daß seine Räder frei unter der Brüde hingen. um der an jenem Tage angeblich sehr aufgeregten Frau Lehmann neue Männer. Wo aber find Künstler, diesem erst halbbewußten Räder und Achse mußten später durch Winden von der Brücke in die Empfinden Gestalt zu geben? Tiefe gelassen werden.

Einst, in naivgläubiger Zeit, war in den Kirchen mit ihren schlichten Heiligengruppen und Bildern die Hoffnung und der Glaube des Volkes lebendig; liebevoll drum blickte seine Sehnsucht zu ihnen auf.

Lebendig auch mußten im Herzen des Volkes die Männer sein, denen es Denkmäler fezte. Ein fest umriss'nes Bild mußte ihre Persönlichkeit in Schaffen und wirken hinterlassen haben, die das dankbare Bolt dann nur durch seine Künstler in Marmor oder es umsehen lassen brauchte.

tümlich.

So waren einst Kirchen und Denkmäler wirklich Aufbrud einer Kunst, die nach dem Herzen des Volkes, im besten Einne bolts­Aus geduldigen Untertanen und flummen Kreuzesträgern aber find gefürchtete Rettenbrecher und kritische Zweiter getvorden.

Nicht jene, die in Elendsmalerei" und Krüppelbildnerei" dem Bolte eine neue Kunst gefunden glaubten. Damit mögen sie denen eine heilsame Nervenerschütterung bieten, die über ihrem Ober­flächenbasein ganz den trüben und bitteren Grund des Waffers bergaßen.

Das Bolt sieht das Glend ja täglich in Wirklichkeit, aus dem heraus soll der Künstler gerade ihm Wege finden helfen, Auswege. Von Freiheit träumt ja der Gefangene und der Blinde vom Licht. Auf seine Stärke und Macht dem Volte sich besinnen helfen, das sollte der Künstler.

Verwalter des Hauses Rübersdorferstraße 12, Herr

den Aufenthalt in der Wohnung zu verleiden, weil er die Befürchtung gehegt habe, daß sie ihren Kindern ein Leid zufügen könnte. Den Der bedauernswerte Lokomotivführer, der den Zusammenstoß Lehmannschen Eheleuten habe die Hauseigentümerin die rüdständige Miete geschenkt, um sie nur loszuwerden. An dem bewußten Tage verschuldete und alsbald verschwand, hat sich inzwischen in seiner sind dann die Kinder der Familie von dem Hausverwalter in dessen Wohnung eingefunden und von dort aus frant gemeldet. Mag man ihm auch die Hauptschuld zuschreiben, so ist doch auch die Privatwohnung genommen worden, das jüngste, törperlich sehr Eisenbahnbehörde für den Borfall mit berant- aurückgebliebene Kind hat er jogar jebt noch in Pflege. Die Familie wortlich. Alle Lokomotivführer, die jene Strede befahren, wohnt auch wieder in dem Hause, nachdem sie einen Tag im Asyl flagen seit Jahren darüber, daß zu beiden Seiten der Brücke gewesen ist.

Die Signale viel zu eng bei einander stehen, wodurch eine Das Polizeipräsidium teilt mit: Am 5. d. M. in der Zeit von 3 Verwechselung ungemein erleichtert wird. Wenn bis 34 Uhr nachmittags wurde auf dem Alten Marien- Kirchhofe vor nun schon bei dem regulären 31eigleisigen Betriebe solchen dem Prenzlauer Tor von einer unbekannten Frauensperson an einer