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imfö$r«nb. G« werden jetzt zu den«ekegschasten gerechnet samt- liche Bauarbeiter, die an Zechen Neubauten be- s ch ä f t i g t find, Zechen b e a m t e n usw. Die Zahl der arbeits- willigen wirkliche» Bergarbeiter ist tatsächlich ganz gering und sei die Bewegung ganz belanglos. Der Polizeistreik. Unser-Mitarbeiter telegraphiert am Montag abend Gegenüber dem Geschrei nach mehr Polizei und nach Militär stelle ich als Beispiel folgendes fest: Auf ZecheW i e n d a h l s- bank" bei Barop ist kein einziger Polizist und kein ein- ziger Gendarm bei der Aus- und Einfahrt der Arbeitswilligen. Nrir ein oder zwei Zechenbeamte stehen an jedem Eingang, um die Arbeitswilligen zu schützen. Die paar Arbeitswilligen bedürfen aber keines Schutzes. Es ist kein einziger Streikender in der Nähe der Zeche zu sehen. Die Zechenbeamte»»er- sicherte« mir, daß wahrend der ganze« Daner des Streiks noch niemals der geringste Versuch gemacht worden ist, Arbeits - willige zu belästigen. Nur das Schauspiel der unter Polizei- schütz nach Hause gehenden Arbeitswilligen lockt anderwärts Neugierige heran. Vom Sonntag sind keinerlei Störungen gemeldet worden. AufFriedrich der Große " bei Herne kam ein Arbeitswilliger erst Montag früh zur Schicht nach der Kokerei, während er schon Sonnabend abend hatte kommen sollen. Er sagte dem Betriebsführer, daß ihn kurz vor der Zeche vier Streikende überfallen nnd gezwungen hatte«, wieder umzukehren. Der Betriebsführer verständigte die Polizei. Diese stellte fest, daß der Mann Sonnabend abend zur Kindtaufe war«nd die ganze Nacht am Bierfasse gesessen hatte. Die Nachricht, daß in Rauxel ein Baumstamm auf das Bahngleis gelegt worden sei, ist frei erfunden. Zugeständnisse. Unser 2-Mitarbeiter telegraphiert uns: Auf Zeche Rheinpreußen ist die neunstündige Schicht ein- schließlich der Seilfahrt vom 1. April an zugesichert worden, genügend Bauholz für die Grube nnd mehr Hausbrandkohle. Außerdem ist versprochen worden, daß bewilligt wird, was die Ruhr- zechen bewilligen werden. Die Arbeiter verlangen schriftliche Ber- pflichtung. Außerdem soll keine Kohle ins Streikgebiet geliefert werden. Zeche»Freie Bogel", die nicht im Syndikat ist, hat Zu- geständnisse gemacht. Eine Belegschasts-Bersammlung wird ent- scheiden, ob fie annehmbar find. Arbeitswilligeu-Löhne. Sin Privat-Telegramm meldet nnS: Auf Zeche Humboldt" bekommen Arbeitswillige, die bisher über Tage ar- betteten, S M. Schichtlohn 1 Die Schichtverlängerung dnrch die Seilfahrt. Unser»Berichterstatter schreibt uns aus dem Ruhrrcvier: Es herrscht in der Ocffentlichkeit vielfach Unklarheit über den Zusammenhang zwischen Arbeitszeit und Seilfahrt. Die Behauptung der Unternehmer, daß die Verlängerung der Seilfahrt kein« Ver- längerung der Arbeitszeit bedeute, hat viele an den Angaben der Arbeiter irre gemacht. Und doch haben die Arbeiter recht. Mit der Verlängerung der Seilfahrt geht das zunächst so. Die Seilfahrt sollte eigentlich nur eine halbe Stunde dauern, und auf einigen Zechen ist dies auch noch der Fall. Auf vielen jedoch dauert fie schon offiziell eine ganze Stunde. Das heißt, wenn um 6 Uhr Schicht- Wechsel ist, dann sollen die Leute um 5 Uhr anfangen einzufahren. Das genügt den Unternehmern jedoch noch nicht. Bielfach hat man eS so gemacht, daß von den Leuten verlangt wird, daß eine Viertel- stunde vor sechs Uhr schon alle in der Grube sind. Di« um diese Zeit noch über der Erde waren, hat man rücksichtslos nach Hause ge- schickt, so daß sie die Schicht verloren. Auf diese Weise hat man es erreicht, daß jeder der erste bei der Einfahrt sein will, um nur ja nicht als letzter fortgeschickt zu werden. So kommen denn eifrige Leute,' wie ich selbst gesehen habe, schon halb vier Uhr, obwohl die Schicht erst um S Uhr beginnt. Wie sie kommen, fahren sie auch gleich mit dem ersten Korbe ein. Sobald sie hinunter kommen in die Grube, fangen sie an zu arbeiten, weil die Gedinge, die Akkordlöhne, mehr und mehr herabgesetzt werden, die Leute immer gehetzt und angetrieben, Faulenzer, geheißen werden. In früheren Zeiten sammelten sich die Leute unten erst und hieltenDaS Bcrggericht". Das heißt, sie untersuchten dies und jenes am Bau, plauderten ein Wort, und erst wenn die ordentliche Zeit des Schichtbeginnes heran- gerückt war, gingen vor Ort. Das ist heut anders geworden. Heut heißt eS schuften um jeden Preis. Darum geht jeder zur Arbeit, sobald er in�die Grube kommt, und deshalb bedeutet jeder frühere Beginn der Seilfahrt einen früheren Beginn, das heißt eine Verlängerung der Arbeitszeit. Warten dürfen die Leute jetzt nur bei der Ausfahrt. Da muß erst noch der und der Wagen mit Kohle gefördert werden, und so vergeht erst manche Biertelstunde, ehe die Leute heraus dürfen, obwohl die Schicht zu Ende ist. Kontraktbrnch! Aus Dortmund schreibt unser R-Komspondent: Eine tollere Komödie, als die vom Kohlenjunkertum wegen des Kontraktbruches der Arbeiter aufgeführte� läßt sich schlechterdings nicht denken: als Seitenstück könnte man höchstens noch gelten lassen, das Getue über die geforderte amtliche Untersuchung der Arbeits- Verhältnisse. Diese Untersuchung stellen die Herren der schwarzen Diamanten sich vor, als Wiederholung einer Farce, die wir schon ein» mal erlebten. Die amtliche Untersuchung ist nämlich gar nichts Funkelnagelneues. Es ist alles schon dagewesen und es mutet sonderbar an, wenn jetzt von der Untersuchung großes Wesen gemacht wird. Bereits einmal sollte eine solche Untersuchung die rettende Tat sein. Das war nach dem Streik von 1889. Aber die Untersuchung wurde zu einer Ehrenrettung der Unternehmer, durch diese selbst. Die Regierungskommission ordnete Konferenzen an. Arbeiter der Belegschaften erhielten Einladung dazu, und waren nicht wenig ver- blufft, in derKonferenz von den Arbeitgebern vernommen zu werden. Diese traten als Ankläger auf und führten natürlich durch Exami- nicrung der angeklagten Arbeiter den Wahrheitsbeweis, daß sie un- schuldig seien, daß keine Mißstände bestehen oder bestanden haben. Aehnlich denkt man sich die Sache auch diesmal wohl, und da könnten die Unternehmer sich inS Fäustchen lachen. Um der Farce für diesmal vorzubeugen, hat eine Versammlung in Dortmund am Freitag abend beschlossen, die Regierungskommission aufzufordern, bei den Unter- sucbungen der Beschwerden der einzelnen Belegschaften, die Organi- fationsvertreter und den Siebencr-Ausschuß zuzuziehen. Wäre damals die Untersuchung nicht zu einer Posse gemacht worden, die Regierung könnte sich heute nicht hinstellen und erklären: ich weiß von nichts! Aber man würde sich auch nicht über Kontraktbruch der Arbeiter beschweren und entrüsten, denn wie 1889, so ist auch jetzt wieder fortgesetzter Kontrakt- und Wort- k> r u ch seitens der Kohkenmagnaten des Streikes Ursache. Kontrakt­bruch und Wortbruch, Tag für Tag, trug den Zündstoff zu der Explosion zusammen. In dem Berliner Friedensprotokoll von 1889, unterzeichnet vom Sekretär des Bergbauvereins, ist feierlich ve.r- sichert worden, Maßregelungen würden nicht stattfinden. Schmäh- lich hat man das Wort gebrochen, rücksichtslos sind einzelne Leute auf die Straße geworfen worden, mit Hohn und Spott Übergossen wurden die Gemaßregelten von Zechentor zu Zechentor gejagt, bis man sie zu Tode gehetzt hatte. In demselben Protokoll ist feierlich zugesagt worden, die Schicht- zeit solle inklusive Einfahrt und Ausfahrt nicht mehr wie 9 Stunden betragen. Wie hat man Wort gehalten? Schnöde gebrochen hat das Unternehmertum die feierliche Zusage. Nicht nur das! Weil die Arbeiter sich gegen den Wortbruch nicht wehren konnten, behauptet man nun, mit einem Zynismus sondergleichen, öaS Recht auf weitere Schichtausdehnung. Und wie sah es aus mit der Achtung vor den Bestimmungen der Arbeitsordnung, der Zechenordnung und des Berggesetzes? Unzählige Male hat man Kontraktbruch begangen, sich Gesetzes- Verletzungen zu schulden kommen lassen. Vorschrift ist, daß das Ge- dinge immer vor dem 13. eines Monats festgesetzt werden muß, damit die Arbeiter, wenn ihnen der Akkord nicht paßt, kündigen nnd vor Inkrafttreten des ungenügenden Gedinges abkehren können. An diese Bestimmung kehrt man sich gar nicht. Ost wird in einer Löhnung das Gedinge mehrmals heruntergerissen. Das ist jedesmal Kontrakbruch. Wer dagegen aufmuckt, fliegt hinaus oder er bekommt Strafarbeit bis er zahm geworden ist. Nichts hört man bei den Ver- tetcrn der Regierung und bei den Ordnungsparteien von Entrüstung über diesen tausendfältigen Kontraktbruch. Die Verweigerung der Deputatkohle ist Kontraktbruch, die mißbräuchliche Nullerei ist Kontrakrbruch, Beschimpfung und Beleidigung der Arbeiter ist Kontraktbruch. So häuft man Kontraktbruch auf Kontraktbruch l Keine Seele findet sich im Ministerium, die sich darüber entrüstet, in aller Unschuld erklärt man: wir wissen von nichts!-- Wagcnnullen-Untcrstutzilngskasscn. Unser.-Korrespondent schreibt uns aus Dortmund : Eine der Forderungen der Bergarbeiter ist die der Mitverwaltung an den Unterstützungskassen. Der Fernstehende wird dieser Forde- rung wenig Bedeutung beilegen, die Bergarbeiter aber legen dieser Forderung großes Gewicht bei. Es ist auch gar nicht eine so unter- geordnete Frage, als es den Anschein hat, das wird schon belegt durch die Hartnäckigkeit, mit welcher die Unternehmer diese Forde- rung ablehnen. Die Günstlingswirtschaft, welche in diesen Kassen vielfach getrieben wird, ist es nicht allein, welche den Standpunkt sowohl der Unternehmer als auch der Arbeiter bestimmt. Bei den Unterstützungskassen spricht noch ein anderer viel ge- nannter Faktor mit, es fit das Wagen nullen. Das Nullen wird sehr verschieden gehandhabt, es gibt Zechen mit reinen Kohlen- flötzen, die fast gar nicht Nullen, bei anderen Werken steigt die Zahl der genullten Wagen bis auf 5 Proz. der Gesamtförderung. Das Mißliche dabei ist, daß die Arbeiter gar keine Kontrolle über das Nullen haben. Nach dem Berggesetz haben die Arbeiter wohl das Recht, auf eigene Kosten die Nullerei überwachen zu lassen, aber in der Praxis läßt sich mit dieser Bestimmung nichts anfangen. Als kürzlich einem Betriebsführer erklärt wurde, die Belegschaft«erde einen Kontrolleur anstellen, gab ihnen der Herr zu verstehen, die Zeche werde schon Mittel finden, die Kontrolle illusorisch zu machen und kategorisch erklärte der Herr:Es wird doch weiter ge- nullt! Bei einer anderen Gelegenheit meinte derselbe Beamte: Wenn nicht mehr genullt werden soll, können wir den Betrieb ein- stellen!" Durch diese Aeußerung wird der viel verbreitete Verdacht be- stätigt, das Nullen l)abe vielfach den Zweck, den Profit zu erhöhen. Dieser Verdacht wird weiter gestärkt, durch die Weige- rung, den Arbeitern das MitverwaUungsreckt an den Unterst-�ungs- lassen emzuräumen. Bestimmungsgemäß muß nämlich der ent- sprechende Arbeitslohn für genullte Wagen den Unterstützungskassen zufließen. Durch das MitverwaltungSrecht an den Kaffer würde den Ar- beitern wenigstens eine Kontrolle über die Beachtung dieser Be- stimmung möglich sein. Zwar konnten sie nicht kontrolliere n ob Wagen zu Unrecht genullt sind, aber es unterstände dann doch ihrer Nachprüfung, ob ein, der Zahl der genullten Wagen entsprechender Betrag der Unterstützungskasse zugeflossen ist. Die Hartnäckigkeit, mit der sich die Unternehmer dem Mitverwaltungsrecht widersetzen, läßt nur zloei Möglichkeiten offen, entweder ist die Günstlingswirt- schast so toll, daß man sie dem Auge der Oeffentlichleu vorenthalten muß, oder man hat schwerwiegende Gründe, die Nullcrei nicht der Möglichkeit einer Nachprüfung nach irgend welcher Seite zu unter- stellen. Der ganze Betrieb ruht. DieU n i o n" in Dortmund liegt seit Montag vollständig still. Wenn in Aussicht stehende englische Kohlen heute eintreffen, soll der Betrieb Dienstag teilweise wieder aufgenommen werden. Bom Kohlenmangel. Aus dem Ruhrrevier wird uns berichtet Kohlen nach dem Ruhrrevier zu holen, sind Langendreer 17 Lokomotiven nach Kattowitz scheinlich handelt es sich hierbei um Assortierung der Läger des Eisen bahnfiSkuS. Mittels Personenzug ist Sonntag früh das Zugpersonal nachgefahren. Auf den industriellen Werken wird der Kohlenmcmgel teilweise so stark fühlbar, daß sogar die mechanischen Betriebe betroffen werden. Alle nicht eiligen Kommissionen werden zurückgestellt und nur dringende Arbeiten werden ausgeführt. Infolge der Bochumer Versammlung wird für Mc-'-g noch eine Steigerung der Zahl der Streikenden erwartet. Hält dann der Strei. noch eine Woche an voraussichtlich dauert er aber noch mindestens zwei Wochen werden die«eisten industriell?» Anlage» still liegen. DaS hat man dem Kohlenmagnatentum zu verdanken. Rur ein ganz wenig Entgegenlo.nnien und der Generalstreik wäre noch vermieden worden und wird er durchgefochten, bi» die Hauptforderungen bewilligt sind I so erklärte unter stürmischem Beifall der Abg. Sachse in der großen Bochumer Versammlung. Kohleunot im rheinische« Jndnstrrzebiet. Der Kohlenmangel hält im niedercheinischen Jndustrierevier noch immer an, obgleich dort in den letzten Tagen bedeutende Mengen englischer und belgischer Kohlen eingetroffen sind. Die Preise dieser Kohlen find aber, je nach der Qualität, um 1014 M. vro Tonne höher als die Ruhrkohle. Bei den gedrückte» Preiscn für manche Arfikel der Eisenindustrie, z. B. Stabeisen. Bandeisen, Feinbleche usw. ziehen es daher die solche Artikel fabrizierenden Werke meist vor, BetriebSeinschränlungen vorzunehmen, als solche hohen Kohlenpreise zu bezahlen. Es ist also in den nächsten Tagen auf weitere BetriebSeinschränkungen zu rechnen. Einzelne kleinere Arbeitszeitverkürzungen haben noch am Sonnabend ftattgesimden. Es zeigt sich immer mehr, was schon aus dem letzten offiziellen Telegramm der Essener Kohlenbörse hervorging, daß die Borräre der Zechen bezw. des Kohlensyndikats bedeutend überschätzt worden sind. Allerdings könnte das Syndikat, wenn es wollte, auch mit seinen jetzigen Vorräten dem Kohlenmnngel in den meisten Gegenden leicht abhelfen; aber eS verfolgt die Politik, seine Borräte zurückzuhalten und nur seinen Kunden schmale Rationen zukommen zu lassen, um sich nicht völlig bloßzugeben. So wird zum Beispiel derKölnischen VoltSzeitung" von einem fachmännischen Mitarbeiter berichtet:Verbraucher, welche glauben, die noch nicht abgenommenen Posten jetzt beziehen zu könne», sind im Irrtum, wenngleich einzelne nock ganz erhebliche Posten abzunehmen haben. Vorficht ist die Mutter der Weisheit, denkt das Syndikat. Keiner weiß, wie lange der Ausstand dauern wird, und da heißt es sparsam mit den Borräten umgehen, wenngleich dieselben noch recht bedeutend find. Zwar gehen die Angaben über den Umfang der Bestände weit auseinander, und da das Syndikat schon seit vielen Monaten Mitteilungen darüber nicht mehr gemacht hat, ist man auf Schätzungen angewiesen. Legt man bei dieser Schätzung die Bestände einer unserer größten BergwerkSgesellschasten zugrunde, so kann man, ohne stark daneben zu greifen, die Vorräte auf rund 1 809 900 Tonnen beziffern. Das ist keine Kleinigkeit; solche Vorräte helfen eine Zeitlang über die größte Rot hiniveg. Jedoch muß berücksichtigt»Verden , daß wir in einer Jahreszeit leben, in welcher naturgemäß der Verbrauch an Brennstoffen am größten ist und zwar sowohl in Hausbrandkohlen, als auch in Gewerbekohlen. Ein Vorrat von 1800000 Tonnen ist stcherlich an und für sich ein recht ansehnliches Quantum, aber in Anbetracht der Riesen- kundschast des Syndikat» ist es nicht viel. Bor Beginn des Streiks wurde der Vorrat vielfach auf das Dreifache, ja selbst auf das Vier- fache geschätzt._ : Um aus Schlesien am Sonnabend von abgedampft. Wahr Der Mitmensch Stinne». Bon Herrn Stinnes erhalten wir folgende Zuschrift: Hugo Stinnes . Mülheim , den 19. Januar IWk Mülhcim-Ruhr. An die Redaktion desVorwärts", Berlin 3W. Durch einen Verwandten wird mir Nr. 12 Ihres Blattes tza« 18. cr. zugesandt. In der Annahme, daß es Ihnen unerwünscht ist, wenn Un- Wahrheiten durch Ihr Blatt Verbreitung finden, konstatiere ich: 1. daß ich Arbeitswilligen die Seilfahrt ans irgend einem Grunde nicht verweigert habe, 2. daß ich weder einen eingeschriebenen, noch unfrankierten» noch überhaupt einen Brief an die Kommission vonBruch- straße" mit dem Inhalte geschrieben habe, daß ich Ver- Handlungen vor dem Einigungsamte ablehne. Der mit dem Oberbergamte in dieser Angelegenheit geführt« Briefwechsel entspricht inhaltlich ebenfalls obiger Angabe nicht. Aus die törichte Redensart vomZechen töten" mir gegen- über, der ich seit Jahren bemüht bin, auch im südlichen Ruhr- revier gut eingerichtete, große Zechenanlagen au. schaffen, muß ich mir versagen einzugehen. Ebenso habe ich zu der Bezeichnung »Anarchist" nichts zu erwähnen. Die Ausdrucksweise ist Geschmacksache Ich darf aber wohl die Bitte aussprechen, in der Verbreitung häßlicher und unwahrer Nachrichten über Ihre Mitmenschen, auch wenn sie nicht der sogenannten Arbeiterklasse angehören, vorsichtiger zu sein, als Sie es bei mir gewesen sind. Hochachtungsvoll (gez.) Hugo Stinne». Diesem Brief gegenüber konstatieren wir: Dem Arbeiterjekretär in Dortmund ist von einem Mitglied« der Arbeiterkommission der ZecheBruchstratze" mitgeteilt worden, die Kommission habe von Herrn Stinnes einen eingeschriebenen unfrankierten Brief erhalten. Es ist ja möglich, daß der Brief etwas anderes enthalten hat, als die Ablehnung der Annahme, vor dem Einigungsamte zu erscheinen. In einer Belegschaftsversammlung von einer der Stinnes gehörenden Zechen ist mitgeteilt worden, daß auch auf dieser Zeche Arbeitswillige, die sich gemeldet haben, von der Verwaltung zurückgewiesen seien mit dem Bemerken, sie seien aus der Belegschaft ausgeschieden und könnten darum nicht mehr anfahren. Die Behauptung des Herrn Stinnes , daß er große Zechen angelegt habe, widerlegt nicht die Tatsache, daß er andere Zechen still gelegt hat. Er hat still gelegtMariasteinbank", die er von dem Bochumer Verein erworben hat; zum Teil still gelegt istHasen- Winkel",Louise Tiesbau" ist er im Begriff still zu legen. Obwohl die Bergbehörde dagegen Widerspruch erhoben hat, hat cr dennoch erklärt: ich lege doch still. In der Gewerkschaftsversammlung vonLouise Tiefbau" hat er die Opposition gegen das Stillegen als blödes Geschrei" bezeichnet. Er hat daher mit der Stillegung von Louise Tiefbau" die Gefahr heraufbeschworen, daß auch..Glückauf" undKaiser Friedrich" in Mitleidenschaft gezogen werden. Die Revolution in RnHland. Petersburg, 23. Janurr.(W. T. B.) Gestern wurden zahlreiche Persammlnngen von Vertreter» der gebildeten Stände abgehalten, in denen die Sympathie für die Bewegung zum Ausdruck kam. Die größte fand in der steien ökonomischen Gesellschaft statt, die von 600 Personen besucht war. Gruppen von Leuten der intelligenten Bevölkerung nötigten die Ladenbesitzer auf dem Rewski-Prvspekt, ihre Magazine zu« Zeichen der Sympathie für die Bewegung zu schließen. Auf einem großen Teil des Newski-Prospetts herrscht, da die elektrische Beleuchtung versagte, totale Dunkelheit, dadurch entstand ein Gedränge. In dem Kaufhofe wurden Versuche ge- macht, die Läden zu demolieren. Das Versagen der elektrischen Beleuchtung erklärt sich daraus, daß die Arbeiter der Elektrizitätswerke streiken. Petersburg, 23. Januar, abends 11 Uhr. Die Strasse« find leer, nur ans dem Wosueszewsti-Prospeft und in der Sadowajasttaße, wo volle Dunkelheit herrscht, bewegen sich Volksmasseu, überall sieht man herumgehende Patrouille«, die Restaurettoneu und Läden sind geschlossen. Petersburg, 23. Januar. (Meldung derPetersburger Telegraphen-Agentur".) In den von der Elektrizitätsfirma Helios bedienten Gebäuden erlosch heute nachmittag die elektrische Belenchtung, da nunmehr auch die Arbeit« dieser Firma sich dem Ausstand angeschlossen habe». Der Generalstreik greift nm sich. Moskau , 23. Januar, nachmittags 2Vi Uhr.(W. T. B.) Tausend Arbeiter der Fabrik Bromlcy stellten im Einver- ständnis mit den Kameraden in Petersburg , die sie darum er» suchtcu, die Arbeit ein. Die Arbeiter der oben genannte« Fabrik überredeten andere Arbeiter, gleichfalls zu streike«. Mehrere Fabriken fügten sich; dann gingen alle zur Buch- drnckerei Syteo, wo um fünf Uhr die Arbeit eingestellt wnrde. Paris , 23. Januar, 12 Uhr 20 Min. nachts.(Privat- depesche desVorwärts".) Die Petersburger Ereignisse rufen gewaltigen Eindruck hervor und drängen die Ministerkrise in den Hintergrund. Angst und Trauer herrscht bei den Zaren- freinwen, Hoffnung und Entrüstung bei den Sozialisten und Radikalen. Letztere Stimmung bei der Pariser Bevölkerung vorherrschend. DieSozialisten, Gewerkschaften, auch Studenten und Professoren beretten Protestmeetings vor. Nur der reaktionärste Teil der nationalistischen Presse sucht Stimmung zu machen gegen die Hetzer zur Rechtfertigung des Zaren. So- gar Rochefort nennt den Zaren: verurtetttes Sühnopfer der Verbrechen seiner Vorfahren. Jaurss' ArtikelTod des Zarismus" betont persönliche Verantwortung Nikolaus:Ein Blutstrom trennt Zar und Volk. Der Zar und der Zarismus stchen fortan im Banne der Nationen. Es gibt eine Stufe des Verbrechens, worauf absolute Regierungen nicht sinken dürfen, ohne jegliche Beziehungen mit freien Völkern unmöglich zu machen."Tebats" betont den revolutionierenden Einfluß des Krieges durch Enthüllung unheilvoller Mängel und die Not- wendigkett von Reformen.Temps" tadelt die Metzeleien. deren nächste Ursache die Blindheit der Behörden, während tiefere Ursache die konservative Verstocktheit der Regierung. die glaubte, Rußland wirtschaftlich modernisieren und polittsch unverändert lassen zu können. Letzte Nachricbtcn und Depefeben. Genf , 23. Januar. (W. T. B.) Die hier weilenden russischen revolutionären Sozialisten hielten heute abend eine sehr zahlreich besuchte Versammlung ab, in welcher den Petersburger Genossen die Sympathie ausgesprochen wurde. Die Zugänge zu dem Ver- sammlungslokal waren polizeilich bewacht, ebenso das russtsche Konsulat. Kabinettsbildung in Frankreich . Pari«, 23. Januar. Eine Note derAgence Havas" meldet: R o u v i e r versammelte heute nachmittag eine Anzahl politischer Persönlichleiten, ausgenommen Tclcaffö, an die er die Aufsorderung zur Bildung deS Kabinetts richtete. In der politischen Lage, die seit langem ins Auge gesaßt wurde, ist über all« Punkte des Programm» ein Einvernehmen hergestellt. Eine zweite Versammlung, der auch Delcasse beiwohnen wird, wird abends stattfinden. Verantw.R«dakt.: Paul Büttner , Berlin . Inserate verantw.(mit Ausnahme der, NeneBelt"-Vellage)-Th. Glocke, verli». Druck u. Verlag! BorwärtS Buchdr. u VerlazsanjtPauI Singer& Eo., Berlin 3 W. Hierzu SBettag«»n«it»t«halt»»gShl.