Einzelbild herunterladen
 

-

Aus Industrie und Handel.

Eine Lektion für Aufsichtsräte.

-

-

-

Dresden  , 4. Februar. Vor der dritten Strafkammer des hiesigen Landgerichts ging Heute in später Abendstunde ein interessanter Prozeß zu Ende, in Mit dieser Verurteilung hat das Gericht den Grundsaz auf­dem eine bemerkenswerte Entscheidung über die Pflichten des Aktiengesellschafts- Aufsichtsrats gefällt wurde. Vier ehemalige Auf- gestellt, daß der Aufsichtsrat auch nicht zum vermeintlich guten Zwed, fichtsratsmitglieder waren angeklagt, absichtlich zum Nachteil der um die Gesellschaft vor Erschütterung zu bewahren, die Aktionäre Gesellschaft, bei der sie den Aufsichtsratsposten bekleideten, gehandelt täuschen darf. Eine Entscheidung, die sicherlich im Interesse der zu haben, indem sie den der Untreue überführten Direktor der Ge- Aktionäre liegt. sellschaft weiter im Amte beließen, und zweitens eine Bilanz­Hüttig jun. erhielt vier Jahre Gefängnis, auf die das eine Jahr verschleierung begangen zu haben, indem sie der Generalversammlung Untersuchungshaft angerechnet wurde. Knauthe, der ein willenloses der Gesellschaft von der Schädigung, die das Unternehmen durch den Werkzeug in seiner Hand gewesen ist und anscheinend seinen persön ungetreuen Direktor erlitten hatte, keine Mitteilung machten. Die lichen Vorteil von den Gaunereien gehabt hat, tam mit 2000 M. beschließende Strafkammer hatte die Erhebung der Anklage abgelehnt, Geldstrafe davon. Hüttig sen. wurde freigesprochen. Dieser Frei­weil die vier nicht aus unlauteren Gründen, sondern um den spruch ist vom menschlichen Standpunkt aus zu billigen, denn der Konkurs der Aktiengesellschaft zu vermeiden, Alte, der durch seinen Sohn um sein ganzes Vermögen gebracht gehandelt hatten und ihnen das Bewußtsein der Rechtswidrigkeit nicht wurde und jetzt eine Freistelle in einem städtischen Versorgungshause nachzuweisen war". Erst auf Beschwerde der Staatsanwaltschaft hat hat, ist zu bemitleiden. dann das Oberlandesgericht die Erhebung der Anklage verfügt.

Gewerkschaftliches. Verleumdungen.

W

in

Nach der Veröffentlichung dieses Artikels wurde gegen Straube vielmehr um die Frage, ob er absichtlich zum Nachteil der Gesellschaft auch im russisch- polnischen Industriebezirk die Brette derartig yer ein Ermittelungsverfahren eingeleitet, aber bald wieder eingestellt. gehandelt habe, als er, da er im März des Jahres 1903 die Un- untergedrückt, daß dadurch die Unternehmungslust der Werte außer. Nach Meinung des Staatsanwalts fonnte gegen Straube nicht freue Hüttigs entdeckte, ihm als reuigen Sünder" aufs neue ver- ordentlich geschwunden ist. Dazu kommt noch, daß die seitherigen auf Grund des§ 176 des Strafgesetzbuches vorgegangen werden, traute und ihm aus Furcht vor Krediterschütterung und weil für an und für sich schon ungünstigen Kreditverhältnisse sich noch weiter da in objektiver Beziehung nicht festgestellt worden ist, daß die Spezialfabrikation, die die Hüttig- Gesellschaft betreibt, angeblich verschlechtert haben. Zahlungseinstellungen und Verluste aller Art Straube Gewalt angewendet hat. Auch auf Grund des§ 176 die technische Befähigung Hüttigs unentbehrlich war, in seiner infolge der stetig zurückgehenden Preise gehören zur Tagesordnung Abs. 2 konnte nicht vorgegangen werden, da nicht erwiesen sei, Stellung beließ. Hüttig gab für die veruntreuten Summen, die der und im letzten Augenblick ist noch hinzugetreten, daß auf den russisch­daß Straube gewußt habe, daß er es mit einer geisteskranken Aufsichtsrat festgestellt hatte er hatte noch lange nicht alles ent polnischen Werken die Arbeiter die Arbeit niedergelegt haben, indem Person zu tun hatte. deckt Deckung in Form von Grundstücken, die der Aufsichtsrat hoch sie in Betrieb befindliche Maschinen einstellten, das Feuer unter Nun wurde gegen den verantwortlichen Redakteur des Volks- über den reellen Wert angenommen haben soll, Papiere seiner faulen Dampfteffeln beseitigten und so jeden Betrieb verhinderten; Zer blattes" die Anklage wegen Beleidigung des Bürgermeisters Gründungen und Hypotheken, die später ausgefallen sind. Dann störungen sind indes nicht erfolgt. Die Preise in Russisch- Polen sind Schmidt erhoben. In der Verhandlung bestätigten eine Reihe hat er seine Gaunerei lustig weiter getrieben und der Aufsichtsrat schon auf 1,18 Rubel für Bandeisen und 1,08 Rubel für Stabeisen von Zeugen, daß die Mutter der geisteskranken Rolle ihnen die merkte ein ganzes Jahr wieder nichts, obgleich er so schlau gewesen war, Grundpreis ab Werk zurückgegangen, ein Preis, der etwa dem Roh­Unterredung mit dem Bürgermeister so dargestellt habe, wie sie in dem Tischlermeister Fichtner für die tägliche Ueberwachung des ge- schienenpreis entspricht. dem Bericht des" Volksblattes" geschildert worden ist. Als riebenen Gauners eine besondere Gratifikation auszusetzen, bis Zeuge bekundete Bürgermeister Schmidt, zunächst habe ihm dann im Februar des Jahres 1904 die Bombe abermals platte. die Minna Rolle erzählt, Straube habe sie gelegentlich Nun wurde Hüttig endlich entlassen und der Staatsanwaltschaft an= des Kriegerfestes hingeworfen und gebraucht. Das Mädchen gezeigt, und nun, da die Verhältnisse noch ungünstiger als im Jahre habe auch gesagt, Straube habe es" hauen" wollen, wenn es davon 1903 geworden waren, überstand die Hüttig- Gesellschaft, allerdings etwas erzähle. Nach den angestellten Ermittelungen hat der Bürger- mit Ach und Krach und unter Opfern es wurden schließlich zwei meister aber angenommen, Straube habe mit dem Ein- Aktien zu einer zusammengelegt Zu den beliebtesten Kampfmitteln" des Unternehmertums verständnis des Mädchens gehandelt. Der Frau Rolle Beweis, daß die Vertuschung des Aufsichtsrates unnötig und schädlich Gerüchten über die Kassenverhältnisse der Kämpfenden. Bei die Katastrophe, und lieferte den während größerer Lohnkämpfe gehört die Aussprengung von habe Zeuge nur gesagt, wenn das Mädchen 21 Jahre alt sei und gewesen. Der Staatsanwalt forderte denn auch Verurteilung der nicht geschrien habe, also im Einverständnis mit Straube handelte, Aufsichtsratsmitglieder auf Grund des§ 312 des Handelsgefeh- lange dauernden Streifs oder Aussperrungen ist es ganz dann lasse sich nicht einschreiten. Alles Uebrige, was im Artikel buches. Das Gericht fah aber die Absicht, zum Schaden der Ge- allgemein üblich, daß von Zeit zu Zeit die Nachricht ver­gesagt worden ist, sei unrichtig. Er könne sich auch nicht erinnern, fellschaft zu handeln, als nicht vorhanden an und sprach in diesem breitet wird, mit den Geldmitteln der betroffenen Dr­daß Frau Rolle gesagt habe, sie wolle sich nach Halle wenden. Bunfte frei. Dagegen wurden Pekrun und Salomon zu je 2000 m., ganisation stände es sehr schlecht"; die nächste Streit- Unter­Das Gericht erkannte wegen Beleidigung des Bürgermeisters Fichtner zu 500 M. Geldstrafe verurteilt auf Grund des§ 314 des stüßung werde bestimmt" entweder ganz ausfallen oder nur Schmidt auf die angegebene Gefängnisstrafe. In der Urteils- Handelsgesetzbuches, der die unrichtige Darstellung der Vermögens zu einem geringen Teile ausgezahlt werden. Man hofft begründung heißt es, daß der Angeklagte sich bewußt gewesen ist, daß verhältnisse einer Aktiengesellschaft durch Vorstand oder Aufsichtsrat feitens des Unternehmertums, durch Verbreitung solcher Ge­er dem Bürgermeister den Vorwurf der Parteilichkeit machte, und mit Strafe belegt. Die Straftat wurde gefunden in dem Geschäfts­daß er die Beleidigung des Bürgermeisters gewollt hat. Der Schutz bericht für das Jahr 1902, in dem die Unterschlagungen Hüttigs rüchte wenigstens einen Teil der Kämpfenden wankelmütig zu des§ 193 sei dem Angeklagten versagt worden. Der Frevel von verschwiegen und von einem erfreulichen Ergebnis" gesprochen machen. Könnern   ist gerächt! wurde. Die Bilanz wurde insofern verschleiert, als darin die von So unschön diese Manöver find, gemeiner noch ist es, Hüttig veruntreuten Summen abzüglich des Wertes seiner zweifel- wenn die im Dunkeln schleichenden Verleumder die Streif­haften Deckungen unter den Debitoren aufgeführt wurden, obgleich leitung oder gar bestimmte Persönlichkeiten beschuldigen, sich Hüttig so ziemlich zahlungsunfähig war, er hatte nur noch seinen an den der Allgemeinheit gehörenden Geldern zum eignen Gehalt. Sämtliche vier kaufmännische Sachverständige bezeichneten Besten zu bereichern. das freilich als kaufmännisch forreft, und vom formalen Standpunkte Während der großen Bauarbeiter Aussperrung an den aus haben sie sicher recht. Daß die Bilang trotzdem eine Täuschung Unterweserorten geschah dies in krassester Form. Der der Aktionäre bewirkte, steht aber ebenso fest. Vorsitzende der Maurerorganisation Geestemünde, wurde August Groß, Genosse schlankweg be­mit er sei der schuldigt, Gesamtsumme der zur Mietsunterstügung aufgebrachten Mittel im Betrage von 15 000 Mark durch gebrannt. Er war aber nicht durchgebrannt, sondern noch da und eifrig bemüht, den Urheber der gemeinen Beschuldigung ausfindig zu machen. Ob ihm dies gelungen ist, steht dahin. Jedenfalls war es ihm möglich zu ermitteln, daß einer der ersten Ver breiter des Gerüchtes der Schmiedemeister Clemens Mattheis aus Geestemünde   war. Groß gab dem Beleidiger Gelegen­heit, vor Gericht die Wahrheit des von ihm Behaupteten nach­zuweisen. Nun kniff der Herr Schmiedemeister schmählich. Er und Stahlmarkt dehnt sich immer weiter aus. Meist ist es aller= Der Einfluß des Bergarbeiterstreits auf den rheinischen Gifen- erklärte, daß er seine unwahre Behauptung unter dem Der Einfluß des Bergarbeiterstreits auf den rheinischen Eisen- Ausdruck des Bedauerns zurücknehme, ber­dings den Werken vorerst noch gelungen, belgische und englische pflichtete sich, alle kosten zu tragen und einen Geld. Kohlen anzuschaffen, und damit den Betrieb wenigstens teilweise betrag an die Geestemünder Armentasse zu. aufrecht zu erhalten; aber bald wird hier, bald dort ein weiteres zahlen. Werk stillgelegt, und wenn der Streit noch einige Wochen anhält, werden in den meisten Revieren der rheinisch- westfälischen Eisen- öffentlich als solche anzunageln. Für die Zukunft helfen wird Hier ist es in einem Falle gelungen, eine Verleumdung industrie tatsächlich alle Räder stillstehen, zumal infolge des in es nicht. Das Verleumdergesindel wird vorsichtiger sein; Belgien   ausgebrochenen Streits die Zufuhren von dort jetzt ganz aber nicht in seinen Behauptungen, sondern nur bei der Ver­aufhören werden. berichtet, tief einschneidende Verschiebungen bis jetzt weniger fühlbar. Beispielen, was sie von solchen Gerüchten zu halten hat und Auf dem Roheisenmarkte sind, wie die Fachzeitung Industrie" breitung derselben. Die Arbeiterschaft sieht aber an derartigen Hier und da wurde ein Ofen kaltgestellt, die geringere Erzeugung aus welcher Quelle sie stammen. in Roheisen wird indessen durch den geringeren Berbrauch aus­geglichen. Zunahme oder Koksmangel aber muß auch hier schwere Zur Aussperrung in der Gelbmetall- Industrie." Folgen nach sich ziehen. Das Geschäft in Halbzeug wird dagegen durch den Ausstand schwer beeinflußt. Es kann ja nicht fehlen, daß ihrer regelmäßigen, wie immer start besuchten Wochenversammlungen Die Streifenden und Ausgesperrten hielten gestern wieder eine die Erzeugung in Halbzeug eine große Einbuße erleidet. Ueberall ab. Noch immer hat sich die Situation in diesem hartnäckigen häuft sich die Arbeit an; die Bestellungen können nicht ausgeführt Kampfe nicht wesentlich verändert. Cohen wandte sich diesmal in werden und die Lieferungen stoden; später wird sich alles zusammen- feinem Referat besonders gegen die bürgerliche Bresse, die auf vollständig lähmend. Die meisten Werke, die nicht völlig stilliegen, Maßnahmen der Arbeiter zu ergattern suche und dann die Deffentlich. drängen. Auf den Walzeisenmarkt wirkt der Streit der Bergarbeiter Schleich   wegen Nachrichten über den Stand des Streits und die haben wenigstens einige Walzenstraßen außer Betrieb, und so entsteht teit falsch unterrichte. So jei es beispielsweise nicht wahr, daß die in der Erzeugung ein großer Ausfall, der später kaum ausgeglichen Streifenden in mehreren Betrieben die Arbeit zu den alten Be­und gedeckt werden dürfte. Auffallend ruhig ist auch der Handel. bingungen wieder aufgenommen hätten, dies treffe nur für die Firma Man sollte erwarten, daß jetzt die Lager und Magazine stark in Schwinger u. Gräff zu, woselbst die Kollegen umgefallen seien. Anspruch genommen würden, und die Händler ein flottes und gutes Ebenso unwahr sei die Meldung, daß nur noch die Hälfte der Streik. Geschäft machten. Das ist aber nicht der Fall. unterstützung resp. des Mietszuschusses gezahlt werde. Hier möge wohl der Wunsch der Vater des Gedankens gewesen sein. Richtig sei nur, daß die für die Unterstützung aufzuwendende Summe sich vermindere, weil mehrere Hundert unverheirateter Streitendei Berlin   verlassen hätten, um sich anderweitig Beschäftigung zu suchen. Im übrigen sei der Stand der Dinge für die Arbeiter um nichts ungünstiger wie bisher. Daß den Fabrikanten immer stärker das Feuer auf den Nägeln brenne, beweise unter anderem auch der Umstand, daß sie schon jetzt prahlerisch verkündeten, nach Beendigung des Streiks- organisierte und nicht erst, wie sie Arbeiter einzustellen suchen, wo sie solche nur immer bekommer fönnen. Die Herren hätten jezt schon ohne weiteres darauf ver zichtet, von den eingestellten Arbeitern die unterschriftliche Erklärung, daß sie nicht organisiert seien, noch weiter zu verlangen. Ebenfalls gäben sie sich nach wie vor die erdenklichste Mühe, Arbeitswillige aus allen möglichen Gegenden heranzuziehen. Wie nun aber die Leistungsfähigkeit der Arbeitswilligen von den Unternehmern selbst eingeschäßt werde, das beweise zur Genüge die Tatsache, daß dies jenigen Fabrikanten, mit denen jüngst eine Verständigung erfolgt ist, auch sämtliche Streifbrecher wieder entlassen haben, und zwar mit dem Bemerken, sie dankten ihrem Herrgott, jene Elemente nur erst glücklich wieder los zu sein. Wäre es doch vorgekommen, daß die Fabrikanten von ihren anfangs so außerordentlich gehätschelten Arbeitswilligen in recht erheblicher Weise bestohlen worden seien. Hieraus ergäbe sich auch, daß die Polizei, anstatt ihre ganze Schneidigkeit gegen Streifposten zu entfalten, jedenfalls beffer täte, die Papiere der lieben Arbeitswilligen ein wenig zu revidieren. Allgemeinen Beifall fanden die Worte eines Diskussionsredners, der da jagte: Wenn sich die Fabrikanten zu feiner Verständigung bereit erklären, so streifen wir schließlich bis in den Sommer hinein. Das ganze Verhalten der Streitenden und Ausgesperrten zeugt trotz der langen Dauer des Kampfes immer noch von einem unverminderten zuversichtlichen Kampfesmut.

Der Direktor der Fabrik photographischer Apparate auf Aftien bormals R. Hüttig u. Sohn in Dresden  , Karl Richard Hüttig, hat das ihm anvertraute Unternehmen um rund eine viertel Million vermittelst der verschiedenartigsten Manipulationen geschädigt und hatte sich deshalb in diesem Prozeß wegen Untreue, Unterschlagung und so weiter zu verantworten. Der ehemalige Prokurist und Kassierer der Gesellschaft na uthe war der Beihülfe angeklagt. Beide waren geständig, und so verlief die freilich sehr umfangreiche Beweisaufnahme in dieser Beziehung verhältnismäßig glatt. Um die Freisprechung kämpften nur die vier angeklagten ehemaligen Auf­fichtsratsmitglieder der Hüttig- Gesellschaft, die Rentner Petrun und Salomon, beide ehemalige Bankiers und jetzt Träger von 10 bezw. 3 Aufsichtsratsposten, der ehemalige Modelltischlermeister Fichtner und der fast 80jährige Rich. Hüttig sen., der Vater des Haupt­angeklagten. Die beiden letzten Angeklagten haben im Aufsichtsrat nicht viel mehr als dekorative Rollen gehabt. Beide behaupteten, von der Buchführung nichts zu verstehen, und man konnte ihnen glauben. Sie haben nach den Diktaten der beiden Kaufleute im Aufsichtsrat gehandelt. Der Umstand zeigt, mit welcher Sorgfalt Aufsichtsräte zusammengesetzt werden.

=

Hüttig jun. ist eines jener Geschäftsgenies, wie sie unser tapitalistisches Zeitalter in reicher Fülle schafft. Ein Mann voll Tat­fraft und Fähigkeit, der auf große Erfolge zurückblicken kann, der den Kleinbetrieb seines Vaters bis zur großen Aktiengesellschaft mit Millionenumsak hinaufbrachte, der die Arbeitskraft von 550 Arbeitern ausbeutete, der seinem Unternehmen den Ruf der ersten Camera­Fabrik Deutschlands   verschaffte. Aber mit dem Erfolg kam der heiße, unbezähmbare Hunger nach mehr. Die 10 000 Mt. Jahres­gehalt und einige tausend Mark Tantieme, die der Direktor der Zur Entwidelung der deutschen   Baumwollspinnerei. Die Bremer Hüttig Gesellschaft erhielt, genügten dem rasch Emporgekommenen Baumwollbörse hat ein Verzeichnis der Baumwollspinnereien, der nicht mehr, der um eine geringe Lohnaufbesserung die Arbeiter der Spindelzahl und des Baumwollverbrauchs der verschiedenen Fabrik in den Streik trieb und nach seinem Siege die Rädelsführer europäischen Länder, mit welchen der Bremer   Baumwollhandel in unbarmherzig aufs Pflaster warf. Süttig jun. begann zu spekulieren, engerer Geschäftsverbindung steht, herausgegeben. Danach betrug hatte seine Hand bald in allerlei zweifelhaften Unternehmungen, die die Zahl der Spindeln in Deutschland   1887 insgesamt 5 054 794, er dann schließlich, um sein Geld nicht zu verlieren, mit Darlehen 1892 6 036 498, 1898 7 883 714 und 1905 8 832 016. Die Zahl der und Wechseldistontierungen alimentierte. Und als seine Mittel fich Baumwollspindeln hat also in den letzten achtzehn Jahren um als unzureichend erwiesen, da griff er die Gelder der Hüttig- rund 75 Broz. zugenommen. Was speziell die Provinzen Rheinland Gesellschaft an und ließ das Manko durch den Kassierer Knauthe ver- und Westfalen angeht, so hatte die Rheinproving 1887 435 802 und mittelst falscher Buchungen berdecken. Mit den verschiedensten 1905 1 051 362 Baumwollspindeln. Ganz kolossal ist die Zunahme Geschäftsfreunden der Hüttig- Gesellschaft entrierte er große Wechsel- der Baumwollspindeln in Westfalen  , die seit 1887 von 285 828 auf reitereien und setzte auf diese Gefälligkeitswechsel" das Giro der 1 172 222 stieg. Die beiden Provinzen haben also zusammen Hüttig- Gesellschaft. 2 223 584 Baumwollspindeln und stehen damit an der Spike aller Die Unternehmungen, die er über Wasser zu halten suchte, waren Textilbezirke Deutschlands  . Das gleiche gilt auch von ihrem Ver­die Firma Engelmann und Schneider, Fabrik photographischer Möbel brauch an Rohbaumwolle. Von deutschen   Tertilbezirken folgt zu­und die Firma Heinik, die schließlich dadurch aus dem chronischen nächst das Königreich Sachsen, dessen Spindelzahl seit 1887 von Mangel an Betriebskapital gerettet werden sollte, daß man sie in 1 001 569 auf 1 949 313 stieg, wovon 628 025 Vigogne- Spindeln waren. die Aktiengesellschaft für Monopoltassen- Fabrikation umwandelte. Weiter folgt Bayern   mit jetzt 1 578 084 Spindeln, Elsaß   mit 1 511 586 Aber das Manöver miglang und die Unterschlagungsindustrie, die der Spindeln, Württemberg   mit 706 585 Spindeln, Baden mit 468 784 Hauptaktionär Hüttig jun. zugunsten der Monopolkassen- Gesellschaft Spindeln. Dann kommen wieder preußische Provinzen, und zwar bei der Hüttig- Gesellschaft etabliert hatte, erwies sich für die Dauer Hannover   mit 211 740 Spindeln und Schlesien   mit 109 320 Spindeln. nicht lukrativ genug, um das Unternehmen lebensfähig zu machen. Alle übrigen deutschen   Textilgebiete haben unter 50 000 Spindeln. Es geriet, wie die Firma Engelmann und Schneider, in Konkurs, und Heinitz  , der Erfinder der Monopolkasse, auf die er Patente erhielt, wie auch auf Rechen- und Additionsmaschinen, muß heute froh sein, Angestellter der Firma Schubert u. Salzer in Chemniß zu sein, die die Konkursmasse für ein Butterbrot gekauft hat und nun aus seinen Erfindungen goldenen Gewinn zieht, weil sie das nötige Betriebskapital hat, ohne das in der Gesellschaft des Privateigentums und der Produktionsmittel die Intelligenz verhungern kann.

"

-

-

-

Großbritanniens   Ausfuhr von Textilmaschinen. Wie bedeutend sich auch die Maschinenindustrie der Vereinigten Staaten   von Amerika  , Deutschlands   und Frankreichs   entwidelt hat, so versorgt doch noch immer Großbritannien   fast alle Staaten, in welchen die Textilindustrie größere Bedeutung erlangt hat, mit den zu solchem Betriebe nötigen Maschinen. Wie bedeutend der Export englischer Noch ehe der Konkurs dieser beiden Unternehmungen aus 5 004 572 Pfund Sterling betrug( gegen 4 729 894 Pfund Sterling Textilmaschinen ist, ergibt sich daraus, daß er im letzten Jahr gebrochen war, war der Aufsichtsrat der Hüttig- Gesellschaft endlich im Vorjahre), also über 100 Millionen Mart. Der Hauptabnehmer Die Polizei scheint ihr Vorgehen gegen die Ausgesperrten noch hinter die verschwiegenen Finanzkunststücke des Direttors gekommen. war wieder, wie in den letzten Jahren, Britisch- Ostindien, nach gegen bisher fast ist es unmöglich verschärfen zu wollen! Jahrelang hatte er nichts gesehen, obgleich nach der Behauptung der welchem für 1 012 527 Pfund Sterling Textilmaschinen, besonders Neben den öffentlichen Versammlungen derselben, welche der Er­Herren Befrun und Salomon bei keiner Aktiengesellschaft soviel re- Maschinen für Spinnereibetriebe, ausgeführt wurden ein Beweis örterung der Lage, der Besprechung der Taktik etc. dienen, finden vidiert worden ist, wie bei der Hüttig- Gesellschaft. Die Beweis- dafür, wie sehr sich dort die mechanische Garnspinnerei und teilweise noch sogenannte Vertrauensmänner- Konferenzen statt, in welchen rufnahme ergab, daß zwei- bis dreimal jährlich revidiert wurde auch die Weberei entwickelt. Dann folgt Deutschland   mit einem mehr Dinge verwaltungstechnischer Art erledigt werden. Bisher hat in den ersten Jahren aber gar nicht, wie Hüttig jun. behauptete. Export englischer Textilmaschinen im Betrage von 962 722 Pfund die Polizei Zutritt zu diesen Konferenzen noch nicht verlangt, ob­Wie revidiert wurde, darüber ist keine volle Klarheit geschaffen; Sterling, also fast 20 Millionen Mart, darauf Frankreich   mit gleich die Vertrauensleute zu denselben immer in den öffentlichen siel mehr als die Prüfung, ob Staffe und Wechselportefeuille mit 540 410 Pfund Sterling, Rußland   mit 296 668 und die Vereinigten Bersammlungen eingeladen worden waren, das Stattfinden derselben Kassabuch und Wechselbuch übereinstimmen, scheint man nicht vor: Staaten von Amerika   mit 360 084 Pfund Sterling. In der nord- also kein Geheimnis war. Gestern nachmittag jedoch erschien plötzlich genommen zu haben. Herr Pekrun ſuchte denn auch dem Gerichtshof amerikanischen Union hat zwar die Baumwollindustrie im letzten im Gewerkschaftshaus die Polizei, um eine dieser Konferenzen ifrig begreiflich zu machen, daß ein Aufsichtsrat bei Revisionen nur Jahr wiederum bedeutende Fortschritte gemacht, aber ihre Ver- zu überwachen. Da öffentliche Angelegenheiten in diesen Stichproben machen könne, daß das Verhältnis zwischen Aufsichtsrat sorgung mit maschinellen Einrichtungen findet, da der Zoll auf die Sitzungen nicht zur Sprache lommen, die Polizei aber md Vorstand eben ein Vertrauensverhältnis und daß man gegen englischen Maschinen ein sehr beträchtlicher ist, in steigendem Maße nur zur Ueberwachung von Versammlungen berechtigt ist, die inen Mißbrauch des Vertrauens total machtlos sei. Der Zeuge Buch- durch amerikanische   Maschinenfabriken statt. jalter Schübel aber teilte mit, daß die Revisionen einige Tage vorher

angekündigt wurden, und Hüttig jun. meinte, daß bei genauer Die russische Eisenindustrie befindet sich schon seit mehreren rüfung feines Kontos seine Schwindeleien viel früher hätten ent- Jahren in einem Krisenzustand. Der ostasiatische Krieg und der edt werden müssen. Ausbruch der Revolution in Rußland   haben jedoch die Lage noch Ob indes der Aufsichtsrat in dieser Hinsicht seine Pflicht erfüllt verschlimmert. Wie der Brest  . Morgenztg." aus Rußland   geschrieben he, das stand nicht zur Beurteilung des Gerichts. Es handelte sich wird, haben die Ereignisse der letzten Zeit sowohl in Petersburg   als

solche erörtern, da die Metallarbeiter andererseits die Polizei nicht gut gewaltsam fernhalten konnten, blieb ihnen zur Wahrung ihrer Rechte nichts übrig, als auf die Besprechung zu verzichten. Das Vorgehen der Polizei gegen die Arbeiter, denen sie bisher die Nicht­meldung von Versammlungen zur Erörterung öffentlicher Angelegen­heiten nicht nachzuweisen vermag, ist um so wunderbarer, als die Unternehmer sich in ihren Versammlungen wiederholt, unbehelligt