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Nr. 42. 22. Jahrgang.

2. Beilage des Vorwärts  " Berliner Volksblatt. Sonnabend, 18. februar 1905.

Berliner   Partei- Angelegenheiten. Tegel  . Montag abend 8 Uhr findet in Trapps Festsälen eine öffentliche Versammlung für Borsigwalde   und Umgegend statt. Tagesordnung: Vortrag der Genoffin Frau Dr. Lily Braun   über: Die Frau in der Gegenwart und Zukunft". Frauen und Männer sind hierzu freundlichst eingeladen.

Grünau  . Der Wahlberein hält am Sonntag nachmittag 3 Uhr bei Duchauffour, Köpenickerstr  . 79, seine Mitgliederversammlung ab, in der Genosse Kiesel den vierten Vortrag über das Erfurter Programm halten wird. Lichtenberg  . Die Versammlung am Montag fann nicht statt­finden; ebenso findet die Flugblattverbreitung am Sonntag, den 19. Februar, nicht statt. Der Vertrauensmann.

Lokales.

Die Schuldebatte,

die in der letzten Stadtverordneten- Sigung sich an die vom Magistrat vorgelegte statistische Uebersicht über die Gemeindeschulfrequenz dieses Winters knüpfte, war wieder recht lehrreich. Stadtschulrat Gerstenberg tat zwar so, wie wenn die Kritik, die von unserem Genossen Borgmann an dieser Vorlage geübt wurde, durchaus überflüssig sei. Aber im Verlauf der Debatte zeigte sich bald, daß es leider nötig ist, den Magistrat und die freisinnige Mehrheit immer wieder daran zu erinnern, daß die Gemeindeschulfrequenz noch lange nicht genug herabgesetzt ist.

städtischen Volksbibliotheken gehörige Kapital von 30 000 M. ist Das Schneeballsystem, auch Hydra- oder Gellasystem geheißen, in den Jahren 1859/64 aus den Erträgen angesammelt, die der das im Handelsverkehr zum Glüd beseitigt ist, scheint jest auf geift­hiesige wissenschaftliche Verein durch die von ihm veranstalteten lichem Gebiete gepflegt zu werden. Die Frau eines Parteigenoffen Vorlesungen erzielt und der Stadtgemeinde Berlin   überwiesen hat. hat dieser Tage einen Schreibebrief unbekannter Herkunft erhalten, Für 1905/06 hat der Magistrat rund 194 000 m. bewilligt. Da der nichts enthielt als ein fatholisches Gebet an den heiligen rund 16 000 M. Einnahmen zu erwarten sind, so ist ein Buschuß Joseph" und dazu folgendes Rezept: Dieses Gebet muß während bon 178 000. erforderlich. Unter anderem wurde bewilligt: 30 Tagen gebetet werden. Der Anfang wird am Empfangstage 9000 M. zur Ergänzung von drei bestehenden Voltsbibliotheken, gemacht. Rennen Sie jeden Tag drei Bitten. Die gleichen jeden 7500 M. für den Druck von zwei Katalogen, 12 550 20. für Tag. Schreiben Sie dies Gebet fünfmal ab und senden Sie eine Abonnements von Zeitungen, 98 000 M. für Bücher 2c., 7000 M. Abschrift innerhalb einer Woche fünf Bekannten. Es liegt in Ihrem für Drucksachen 2c. Intereffe, dieselbe durch die Post zu befördern. Seien Sie vor fichtig, nicht die erste zu sein, welche die ewige Kette bricht." daran hätte, solchen Belästigungen zu steuern. Nach unserer Ansicht Man sollte meinen, daß die katholische Geistlichkeit ein Intereffe muß ein gläubiges Gemüt fich geradezu beleidigt fühlen, wenn ihm über die Methode der Religionsübung unberufene Ratschläge ge­geben werden.

Aus der Magistratsfizung vom Freitag. Der Magistrat hat auf das Gesuch des Komitees für die geplante Ausstellung der Markt hallen Standinhaber, die vom 23.- 29. n. Mts. stattfinden soll, eine Beihülfe von 4000 M. zur Ausschmüdung und außerdem zu den Soften 5000 M. bewilligt. Der Magistrat war mit dem Ankauf des Grundstücks des ehemaligen Erziehungshauses am Urban einver­standen. Die Stadtverordneten- Versammlung soll um ihre Zustim Verschärfte Lehrlingsausuuhung. Eine strengere Handhabung mung ersucht werden. Das Grundstück, das 1 200 000 m. tosten soll, hinsichtlich der Gesuche um teilweisen Erlaß der Lehrzeit hat die bient Krankenhauszwecken. Der Lehrgang der städtischen Baugewerk- Berliner   Handwerkskammer   beschlossen. Es heißt in einer Mit­schule ist auf Antrag der Schuldeputation von 4 auf 6 Jahre aus- teilung: 3m allgemeinen werden derartige Gesuche nur genehmigt, gedehnt worden. Für die von den Gemeindebehörden beschlossene wenn sie durch den Lehrherrn und die Innung befürwortet werden, Einrichtung einer technischen Mittelschule hat der Magistrat die Ein- das Alter des Lehrlings verhältnismäßig hoch ist und deffen Be­fegung eines Sturatoriums beschlossen, 3 Magistrats- fähigung die tüchtige Erlernung seines Handwerks gewährleistet. Da wählenden Bürgerdeputierten bestehen wird. Nach dem Beschluß der zu verzeichnen ist, soll in jedem Falle eine strenge Prüfung der mitgliedern, 3 Stadtverordneten und 3 von den Stadtverordneten zu jedoch in legzter Beit eine bedenkliche Vermehrung derartiger Gesuche Stadtverordneten- Versammlung soll bei Errichtung der Pflicht- Fort- Sachlage vor dem Erlaß eines Teiles der Lehrzeit stattfinden. bildungsschule die Stadt in 10 Bezirke eingeteilt werden. Magistrat hat beschlossen, diese 10 Bezirke zunächst in 4 zusammen­zuziehen.

als es von ihnen

das aus

Der

mal Berlins   verfertigt, das einen Ahnherrn des Kaisers, den in der Der Bildhauer Graf Görk- Schlitz hat das bis jetzt neueste Dent­Bartholomäusnacht 1572 ermordeten Grafen Coligny   darstellt Der Bevölkerungsaustausch Berlins   mit seinen Vororten ist im und vor der früheren Schloßapotheke aufgestellt worden ist. Der Wir find nämlich jetzt an dem Punkte angelangt, wo die Jahre 1904 wieder lebhafter gewefen als in 1908. Nach den in Bildhauer hat dafür den schwarzen Adlerorden erhalten, also dieselbe freifinnigen Freunde der Volksschule zu glauben anfangen, daß Berlin   eingegangenen Meldungen zogen im letzten Jahre 58 142 Per- Auszeichnung, die dem Maler Menzel Neujahr 1899 verliehen fie des Guten fast schon zuviel getan haben. Herr Cassel fonen von den Bororten zu und 68 245 nach den Vororten weg, worden ist. erklärte offen, daß die ersten lassen zu schwach während im vorlegten Jahre 57 490 Personen von dort zugezogen besetzt seien, und daß Klassen mit einer so geringen Schüler und 65 735 dorthin weggezogen waren. Vermehrt haben sich hier- Regiment tamen gestern in der Berufungsinstanz vor dem Ober­Die Massenfälschungen von Schießresultaten beim 4. Garde­zahl nicht fortbestehen dürften. Und Herr Wallach bescheinigte nach besonders die Wegzüge. Will man von der vermutlichen Un- friegsgericht des Gardekorps zur nochmaligen Verhandlung. Wie wir ihm, daß er, sein Kollege Cassel, hiermit den wunden Bunft vollständigkeit der Meldungen absehen, so hat Berlin   im letzten feinerzeit berichteten, hatte das Kriegsgericht der I. Garde- Division hervorgehoben habe, der für die Finanzverhältnisse Jahre volle 10000 Personen mehr an die Vororte abgegeben, zwei Gefreite, sowie sieben Grenadiere von der 4. Kompagnie des der Stadt von ungeheurer Wichtigkeit sei. Herr Caffel ver- Jahre das empfangen hat, während im vorletzten 4. Garde- Regiments 3. F. wegen Fälschung von Schießergebnissen Herr Cassel ver- Jahre das Wegzugsmehr sich auf reichlich 8000 Personen resp. falscher Meldungen bezto. Begünstigung zu Mittelarrest- und brämte zwar seine Bemängelung der niedrigen Frequenzen gestellt hatte. Der beträchtliche Bevölkerungszuwachs erster Klassen mit einer Klage über die Unhaltbarkeit des Acht- Buzugsüberschüssen, den Berlin   trotzdem in beiden Jahren gehabt geklagten Rödger und Rösle, welche als Haupttäter in Betracht aus Gefängnisstrafen bis zu bier Monaten verurteilt. Die beiden An­klassensystems, bei dem die meisten Kinder nie die erste Klaffe hat, ist nur den von den Provinzen gelieferten Zuzügen zu bere famen, erhielten 4 refp. 3 Monate Gefängnis. Während die über erreichen würden. Doch auch er ließ deutlich genug durch danken, die die Wegzüge nach dort weit übertrafen. Genau ge- die Grenadiere gefällten Urteile bereits rechtskräftig geworden sind, merken, daß ihm gleichfalls die Kostenfrage Sorge macht. nommen können die Zu- und Wegzüge zwischen Berlin   und den hatte der Gerichtsherr gegen die Richtersprüche über die Gefreiten Worin besteht nun aber die Verschwendung, über Vororten nur als Umzüge innerhalb Groß- Berlins gelten. Ihr Berufung eingelegt. Er forderte in der Begründung ein höheres die die Wortführer des Freisinns so lamentierten? Im Durch Jahr zu Jahr größer. Anteil an der Gesamtzahl der Berliner   Zu- und Wegzüge wird von Strafmaß und zwar deshalb, weil gegen Vorgesetzte, welche gemein­schnitt aller Klaffen ist die Frequenz jest 46,58 Rinder pro 255 627 Personen als nach Berlin   zugezogen und 199 249 als aus eine höhere als die Mindeststrafe zu erkennen sei; außerdem dürfe Jm letzten Jahre wurden im ganzen schaftlich mit Untergebenen eine strafbare Handlung ausführen, auf Rlasse. Daneben hat jede der acht Klassenstufen ihren be Berlin   weggezogen gemeldet. Hiernach waren, wenn von der Un fein minder schwerer Fall zur Anwendung kommen. Das Ober­sonderen Durchschnitt, den niedrigsten die erste Klassenstufe mit vollständigkeit der Meldungen abgesehen wird, die Vororte diesmal friegsgericht erkannte jedoch den ersteren Buntt nicht an, da nach 31,69 Kindern pro Klaffe, den höchsten die achte Klassenstufe an den Buzügen mit ziemlich einem Viertel, an den Wegzügen sogar einer reichsmilitärgerichtlichen Entscheidung die Vorgesetzten als mit 55,65 Kindern pro Klasse. Im einzelnen geht die Fre- mit reichlich einem Drittel beteiligt. solche ausdrücklich ernannt werden müssen. Dies ist im vorliegenden quenz in den achten Klassen hinauf bis 69 und in den ersten Falle nicht geschehen. Aber auch die zweite Voraussetzung hielt das Klassen hinab bis 20. Von 287 ersten lassen haben Daß bei der Besetzung öffentlicher Aemter in Brenßen Oberkriegsgericht nicht für zulässig; es berwarf die Berufung des 115 Klassen weniger als 30 Schüler, von diesen wieder weniger auf Kenntnisse als auf tonservative Gesinnung gesehen Gerichtsherrn und ermäßigte das Strafmaß mit Rüdsicht auf die 34 Klassen weniger als 25 Schüler, und das Minimum ist wird, ist eine alte Sache. Ein sozialdemokratischer Privatbozent erlittene lange Untersuchungshaft auf 3 resp. 2% Monate Gefängnis. hier, wie gesagt, 20. Für eine Gemeindeschule sollen solche ist unwürdig, an einer preußischen Universität Physik zu Um ein Menschenleben zu retten. Eine interessante Entscheidung Frequenzen Lurus sein. Hat man auf freisinniger Seite lehren und ein Helmholt, ein Newton, ein Ariftoteles, der fällte dieser Tage die Straffammer des Königlichen Landgerichts in schon mal den Vorschlag gemacht, an einer höheren Lehranstalt sich offen zu sozialdemokratischer Gesinnung bekannte, wäre einer Straffache gegen den Straßenbahnfahrer H., der der schweren eine unterste Vorschulklasse aufzulösen, weil sich nur zwei ebenfalls an einer preußischen Universität unmöglich. An der Körperverlegung mit einent gefährlichen Werkzeug beschuldigt war. Dutzend Kinder darin zusammenfanden, oder eine obere Primg Stätte der Wissenschaft ist gut tönigstreue Gesinnung, Uebung. fuhr eines Abends im Auguft v. J. mit einem Straßenbahn­eingehen zu lassen, weil sie es auf nur ein Dukend Schüler im Hurrarufen, die Hauptsache und beileibe nicht die Wissen- agen durch die Skalizerstraße und zwar mit der höchsten zu­brachte? Das geht natürlich nicht; denn eine höhere Schule ist schaft selbst. Andererseits tommt es im Falle politischer Kinder. Ein Knabe lässigen Fahrgeschwindigkeit. Auf der Straße spielten mehrere ein Organismus, dem man den Schwanz nicht nehmen mag Stubenreinheit durchaus nicht darauf an, ob ein Mann in bahnwagen auf das Gleis, obwohl der Fahrer vorher start rannte unmittelbar vor dem Straßen­und den Kopf nicht nehmen kann. Eine Gemeindeschule ist Amt und Würden das selbst bei einem Kinde vorauszusehende geläutet hatte.. war nicht mehr in der Lage, seinen offenbar tein Organismus. Maß von Schulbildung hat. In einem größeren Vorort des agen rechtzeitig zum Stehen zu bringen, und um ein Unglüd zu Dem Stadtschulrat Gerstenberg ging der Eifer der Caffel Südostens hat ein biederer Bädermeister zwölf Jahre hindurch vermeiden, ergriff er schnell den eisernen Weichensteller und stieß und Wallach denn doch zu weit, und er wehrte sanft ab. Im das Amt eines Schöffen und stellvertretenden Gemeinde mit diesem den Jungen von der Fahrbahn weg. Hierbei traf er übrigen aber ließ auch er erkennen, daß er längst nicht mehr so vertreters ausgeübt. Mit sieben gegen fünf Stimmen ist legung erlitt und mehrere Wochen an das Krankenlager gefeffelt aber das Kind so unglücklich am Kopf, daß es eine schwere Ver hochfliegende Pläne hat wie damals, als er sein Amt antrat. der Mann, der außer den erwähnten Aemtern auch noch das wurde. Der Straßenbahnführer wurde wegen Körperverlegung mit Borgmanns Bemängelung der Iaifenfrequenzen Amt eines Standesbeamten versieht, wiedergewählt einem schweren Werkzeug unter Anklage gestellt und die Mutter des 69,68 usw. erkannte er als berechtigt an, aber er meinte, das worden, und es bleibt wohl kaum zweifelhaft, daß die Regierung Rindes als Nebentlägerin zugelassen. In der Verhandlung machte treffe doch nur noch für wenige Klassen zu. Der Pädagoge ihn wie vor zwölf Jahren, so auch jetzt wieder bestätigen wird. der Verteidiger, Rechtsanwalt Artur Rosenfeld, geltend, daß der fordere 40-50 Schüler pro Klasse, und da sei man doch mit Eine Postkarte von der Hand dieses Kommunalbeamten hat Fahrer fich feineswegs einer Fahrlässigkeit schuldig gemacht habe, dem jezigen Durchschnitt diesem Ziel ziemlich nahe gekommen. folgenden rätselhaften Inhalt: weil er nur die Absicht hatte, den Knaben vor einer selbstverschuldeten Trotz der Frequenzen 69, 68 usw.! Diese Beweisführung" Gefahr zu schüßen. Er benutzte die einzige hier vorhandene Mög­wirkte so verblüffend, daß man auf der Tribüne in fröhliches lichkeit und konnte unmöglich voraussehen, daß der Knabe hierbei Gelächter ausbrach. Die Tribüne war, nebenbei bemerkt, von eine andere schwere Verlegung erleiden würde. Das Schöffengericht zahlreichen Gemeindeschullehrern besetzt, die gekommen waren, schloß sich dieser Auffassung an und sprach den Angeklagten frei. weil eine Vorlage über Lehrergehälter mit auf der Tages Gegen dieses Urteil legte die Nebenklägerin Berufung ein, jedoch ordnung stand. Ihr hattet gut lachen. Aber, ach! Wie bald Verhandlung zu der lleberzeugung des Vorderrichters. Bei der auch die Straftammer gelangte in der dieser Tage stattgehabten würde jedem unter Euch das Lachen vergehen, wenn Ihr Stadt­Urteilsfeststellung war zu berücksichtigen, daß der Fahrer mit allen schulrat von Cassels und Wallachs Gnaden sein müßtet. möglichen Bremsmitteln nicht mehr in der Lage war, den Wagen rechtzeitig zum Halten zu bringen und infolgedeffen nach seinem pflichtgemäßen Ermessen gehandelt habe.

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Die Stadtbibliothek.

" Bete Mühr einen anzuch umgen zu teten, iber Kloben Kneppel Reis I was an 14 ten Fer tauft wert. Achtunswoll ( folgt Unterschrift).

Der Mann ist fähig, in der Nachbarschaft Berlins   eines der wichtigsten Gemeindeämter auszuüben. Ein Ein anderer, möchte er auch auf das beste geschult sein und fleckenlos wie nur einer in seinem Lebenswandel dastehen, würde in solchem Amte nie von der Regierung bestätigt werden, wenn er sich zu einer Weltanschauung bekennte, der sich heute bereits der britte Teil des deutschen Voltes zugewandt hat und zu der sich zum Heil für unser Vaterland in nicht zu ferner Zeit hoffentlich die Mehrheit des Voltes bekennen wird.

Ein unangenehmes Abenteuer hatte gestern der Klempner L. Carls zu bestehen, nachdem er einen Schlächterladen in der Lübeckerstraße berlaffen hatte. Auf Veranlassung einer Frau wurde er von einem an einem Kinde vergriffen zu haben. Auf der 83. Revierwache stellte Schutzmann unter der Beschuldigung sistiert, sich im Schlächterladen man ihm das Kind gegenüber und dieses behauptete in der Tat, in Carls den Attentäter wiederzuerkennen. Die Angelegenheit hätte für den Sistierten den peinlichsten Verlauf nehmen können, went nicht in einem nochmaligen Verhör das Mädchen seine Aussage widerrufen hätte und Carls zum Glüd durch Zeugen den bündigen Beweis hätte führen können, daß er keinen Augenblick während der kritischen Zeit ihnen aus den Augen gekommen war. So wurde der Beschuldigte dann schließlich wieder in Freiheit gesezt.

Selbstmord berübte der 18jährige Weintüfer A. Wehmann, dessen Vater Inhaber des bekannten Höhnschen Austern- Salons in der Kronenstr. 21 ist. Der junge Mann war in einem ersten hiesigen Weingeschäft in Stellung. Seit einiger Zeit trug er sich mit Selbst= mordgedanken und machte auch wiederholt dahingehende Andeutungen. Ein Revolver, den er sich zugelegt hatte, wurde ihm von den An­gehörigen weggenommen. Gestern abend 10 Uhr erhängte er sich in feiner Schlafftube in der elterlichen Wohnung. Als man später das Bimmer betrat, war der junge Mann bereits eine Leiche. Was ihn in den Tod getrieben hat, ist nicht bekannt.

Die Gemeindebehörden beschlossen im Jahre 1901, aus bereits vorhandenen und noch zu erwerbenden Bücherbeständen eine Stadt­bibliothet zu bilden und sie baldmöglichst in einem dem Bildungsbedürfnis der weitesten Boltstreise entsprechenden Grade und als Zentrale für die einzelnen Voltsbibliotheken auszugestalten. Praktischer Kursus in Seelenruhe. Die Allgemeine Berliner Es wurde ferner beschlossen, für die Ausgestaltung der Bolts- Omnibus- Gesellschaft hat Ergänzungen zur Dienstanweisung für bibliotheken zu sorgen, und dabei ausgesprochen, daß zur Erreichung ihre Schaffner erlassen. Jeder, heißt es darin, der in den Dienst der zu erstrebenden Zwede eine wesentliche Erhöhung der bisherigen der Gesellschaft treten will, muß sich vor allem darüber klar sein, daß für Bibliothekszwede gewährten städtischen Mittel erforderlich sei. der Omnibus für das allgemeine Wohl und die gute und angenehme Zur wirksamen Durchführung dieser Absichten haben die Beförderung des Publikums arbeitet. die Beförderung des Publikums arbeitet. Alles, was der Beamte an Gemeindebehörden für die die Stadtbibliothek und Die Bolts- feiner Stelle in diesem Sinne tut, wird dazu beitragen, das Ansehen bibliotheken und Lesehallen ein Kuratorium aus fünf Mit der Gesellschaft beim Bublikum zu erhöhen und die Benutzung zu gliedern des Magistrats und zehn Mitgliedern der Stadt- fördern. Der Angestellte arbeitet so zu feinem eigenen Vorteil, da berordneten Versammlung eingefegt. Die Stadtbibliothek hat es nur bei gutem Geschäftsgange möglich ist, Anteil am Gewinn, zurzeit einschließlich der Friedländerschen Sonderbibliothek zur Ge- Weihnachtsgratifitationen und Unterstüßungen zu verteilen. Vor schichte der Bewegung von 1848 und der im Jahre 1903 als allem soll der Schaffner gleichmäßig höflich und entgegenkommend Shentung zugefallenen Engelien schen Bibliothek zur gegen das Bublitum sein. Er soll sich immer sagen, wir sind für das Geschichte der deutschen Sprache schon einen Besitzstand von mehr Publikum da und nicht das Publikum für uns. Fallen aus dem als 40'000 Bänden. In diesem Jahre sollen zivei neue Ab- Publikum anzügliche oder grobe Redensarten, so soll der Schaffner teilungen, Naturwissenschaften und Kunstgeschichte, gebildet werden, ruhig bleiben, selbst wenn der Fahrgast im Unrecht ist. In der wofür aus Gemeindemitteln 20 000 M. ausgeworfen worden sind. Regel wird der Fahrgast erst durch Fehler im Benehmen des Außerdem stehen aber noch die Zinsen der Leo Stiftung zur Ver- Schaffners zur Grobheit gereizt. Nur wenn ein Fahrgast durch sein fügung, die bestimmungsmäßig für die Ausbreitung und Aus- Benehmen oder durch Trunkenheit die anderen Fahrgäste belästigt, gestaltung der Berliner   Volksbibliotheken mit der Bedingung zu ver- soll der Gaft bom Wagen gewiesen werden. Die Hülfe der Polizei wenden sind, daß bei jeder aus der Leo- Stiftung soll nur im äußersten Falle in Anspruch genommen werden. Diese Unter der Maste der Frömmigkeit. Im Café Böhlicke in der unterstützten und errichteten Wolfsbibliothek in erster Reihe ein jeder Maßregel dient nur dazu, die Fahrgäste in Aufregung zu bringen. Elsasserstraße wurde gestern die einundzwanzigjährige Margarete mann täglich offen stehender Lesesaal hergestellt werden muß". Da Ganz falsch ist es, bei Meinungsverschiedenheiten über die Teilstrede Bäumler verhaftet, die unter dem Namen einer Krankenschwester die Stadtbibliothek nichts anderes ist und sein soll als eine Bolts- oder dergl. die Feststellung durch einen Schußmann zu veranlassen. Anna Hoffmann ein endloses Register von allerlei Betrügereien und bibliothel, nur größeren Umfanges und umfassenderen Inhalts, so Wenn sich der Schaffner an seine Dienstanweisung hält, wird er Eigentumsvergehen aufzuweisen hat. Besonders raffiniert ging ste fällt sie gleich unseren anderen Boltsbüchereien unter die Kategorie auch den Fahrgast überzeugen können und der Schutzmann ihm dabei bei einem Verbrechen vor, dessen sie sich im benachbarten Steglik von Bibliotheken, an die Leo gedacht hat. Die Stadtbibliothek ist wenig helfen." Dem Schaffner wird empfohlen, Scherze oder über- schuldig machte. Die Familie des bekannten Rezitators Marcell aber, wenn sie ihren Zwed erfüllen soll, der Unterstützung besonders flüssige Redensarten zu vermeiden, da sie meist ganz anders auf- Salzer hatte ihr erkranktes Dienstmädchen nach der königlichen Klinik bedürftig, damit sie, wenn ihr die schon zugedachten, jetzt noch vom gefaßt werden, als sie gemeint find. Anfragen sollen höflich und be- in Berlin   zur Behandlung gegeben. Dieser stellte sich die B. als Märkischen Provinzial- Museum benutzten Räume im ersten Stod- ftimmt beantwortet werden. Schaffner und Kutscher sollen unter fromme Schwester" vor. werte des Hauses Zimmerstr. 90/91( Markthalle) überwiesen sein einander lautes Banken vermeiden. Wenn fremde Kutscher sich in überreden, zu ihrer Herrschaft nach Stegliz zurückzukehren, wo sie Sie wußte schließlich das Mädchen zu werden, mit der Verleihung von Büchern in größerem Umfange der üblichen Weise gegenseitig beschimpfen, so sollen die Beamten die Pflege" in einem ihr befonders angewiesenen Zimmer über­vorgehen und einen Lesesaal eröffnen tann. Zurzeit des Omnibusses sich auch nicht mit einem Wort daran beteiligen. nahm. Bald nach ihrem Eintritt in die Familie erwachten die ein bestchen schon 28 städtische Voltsbibliotheken mit 11 Lesehallen. Der temperamentvolle Elan, der unsere Normalpatrioten in byzan- zelnen Mitglieder der Familie S. eines Tages erst gegen 11 Uhr Diese sind an den Wochentagen drei Stunden und an den Sonn- tinisches Entzücken versetzt, scheint also für einen Omnibusschaffner und sehr ermattet vom Schlafe auf Es stellte sich heraus, daß man tagen zwei Stunden lang jedermann kostenfrei zugänglich. Das den nicht zu taugen, die Nacht in Betäubung zugebracht hatte, Die fromme Shelter

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