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Ur. 48. Hbonncments-Bedingungen: SBonnenientä- Preis pränumerando: Bierteljährl. 3,30 Mi, tnonall. 1,10 SDir.. wSchentlich 28 Pfg. frei ins Haus. Einzelne Nummer 0 Pfg. Sonntags- nummer mit illustrierter Sonntags- Beilage»Die Neue Welt" 10 Pfg. Post- Abonnement: 1,10 Mark pro Monat, Eingetragen in die Post- Zeitungs, Preisliste. Unter Kreuzband für Deutschland und Oesterreich- Ungar» 2 Mark, für das übrige Ausland 8 Mark pro Monat. TT. Jahrs» Die InfcrtlonS'Gebflljr betragt für die sechSgespaltene Kolonei- zeile oder deren Raum»0 Psg für politische und gewerkschaftliche Vereins- und Versammlungs-Anzeigen 25 Psg. Kleine Hniefgen", das erste(fett- gedrucklel Wort 10 Psg,, jedes weitere Wort 5 Pfg, Borte über 15 Buchstaben zShlen für zwei Worte. Inserate für die nächste Nummer müssen bis S Uhr nachmittags in der Expedition abgegeben werden. Die Expedition ist an Wochen- tagen bis 7 Uhr abends, an Sonn- und Festtagen bis 8 Uhr vormittags geöffnet, Crfdxlnt täglid) außer Montag». Derlinev Volksblakk» Telegramm-«d reffe: Sozlaldemoknt Berlin". Zentralorgan der fozialdemokrati Tchen parte» Deutfcblands. Redaktion: 83Q. 68, Ltndenstrasse 6g. Fernsprecher: Rurt IV. Nr. 1983. Sonntag, den 19. Februar 1905. 6xpcdttton: 8W. 68, Lindenstrasse 6g. Fernsprecher: Amt IV, Nr. 1984. Eine Tat der Vorsehung". Der Schreiber, der dem Zaren Nikolaus IL die Kundgebungen stilisiert, gehört offenbar zu dem Blmde der Verschworenen. Mit einem grausigen Witz hat er den Zaren die Ausrottung seines Oheims als eine Tat der Vorsehung verkünden lassen. In Wahrheit, iväre die Frömmigkeit der russischen Tyrannen nicht ekle und leere Heuchelei, so müßten sie in dieser Siihnehandlung die Spuren der Gottheit, den Akt himmlischer Vergeltung zusammenbrechend erkennen, wo auch der Ungläubige gestimmt ist, das Walten der Nemesis zu spüren. Die Weltgeschichte, an der die russischen Freiheitskämpfer weben, ist das Weltgericht I Und jede Revolution ist, in i r d i s ch e m Betracht, wahrhastig ein Werk der Vorsehung, der menschlichen Vorsehung, welche die freie und reine Zukunft schauend schafft! Aus dem Trauer-Ukas Nikolaus' IL blitzt der Dolch einer der- nichtenden Selbstverhöhnung, die ungewollte bewußtlose Unter- werstmg unter die Revolution und das eigene Todesurteil als ein unabwendbares SchicksaL Die Bombe ist Nikolaus II. ein Werkzeug der Vorsehung, die durch tausend bunt geklexte Heiligenbilder nicht zu lenken ist. Aus Zarskoje Sselo ist da? folgende kaiserliche Manifest datiert, daS bestimmt scheint, in einer künftigen Geschichte der russischen Revolusion als ein ahnendes Epigramm des Unterganges verwertet zu werden: Der Vorsehung hat eS gefallen, uns schweren Kummer treffen zu lassen, indem unser geliebter Onkel Großfürst Sergius Alexan drowitsch am 17. Februar im achtundvierzigsten Jahre seines Lebens uns entrissen wurde, gefallen von der Hand ruchloser Mörder, welche nach seinem uns teueren Leben trachteten. In ihm beweinen wir den Onkel und Freund, dessen ganzes Leben, ganze Tätigkeit und Sorge stets unserem Dienste und dem des Bater- landeS geweiht waren; wir vertrauen fest darauf, daß alle unsere treuen Untertanen die wärmste Teilnahme an dem Leid nehmen, daS unser kaiserliches Haus betroffen hat, und ihre innigen Gebete für die Seelenruhe des Verewigten mit den unseligen vereinen werden. Nicht nur der Vorsehung, der Menschheit hat es ge fallen!... .» Inzwischen spielt der russische Zensor wieder die Vorsehung. Er verbreitet BeleidSkundgebungen und Schilderungen des Trauer- Zeremoniells. In der Tat ziemt sich so pomphafte Ehrung für die Vertreter des Absolutismus, seitdem die Leichen der Freiheitskämpfer auf Schlitten haufenweise davongeschleift und heimlich verscharrt werden; so werden die Edlen Rußlands begraben, mag der Trauer- pomp als die Ehrung der Gemeinen erhalten bleiben. Aber die Tat ist stärker als der Zensor. DaS beweist gerade das Attentat, dem die Welt das Ende des Großfürsten Sergius ver- dankt. .Auf dem Schipka ist alles ruhig", meldeten russische Generäle in dem Momente, wo Tausende und Abertausende russischer Krieger im wütenden Schneesturm der Balkanberge umkamen.In Ruß- land ist alles ruhig", meldeten in letzter Zeit die lügnerischen Telegramme des russischen Offiziosus. und es schien, daß auf den Gräbern der niedergeschossenen und verstümmelten Arbeiter die tote Stille der hoffnungslosen Verzweiflung wirklich ungeteilt herrschte... Nun haben sich die Särge aufgetan. Die Gespenster sind auf- erstanden. An die Stelle der getöteten Hoffnung trat die unsterbliche Rache. Kirchengesang ertönt nicht mehr. Gottesbilder auf den ver- goldeten Fahnen schimmern nicht mehr durch die Lust. In düsterem Schweigen folgen einander revolutionäre Rächer des gemarterten Volkes. AuS dem Krachen der Bombe erklingt ein neuer Hymnus deS gewaltigen Kampfes um Freiheit. Der Großfürst Sergius wohnte in Moskau gegenüber dem Ge- fängnisse, wopolitische Verbrecher" gequält werden. Voll jubelnder Wut schaute er wohl aus den Fenstern seine» Palais auf die düsteren Mauern deS Gefängnisses, auf die eisernen Gitter, hinter denen seine größten Feinde, die Märtyrer für das Wohl des rufst- schen Volkes schmachteten. Und der Großfürst fühlte sich vollkommen sicher. In Gemeinschaft mit Trepow und Bulygin leitete er am S. und 6. Dezember von seiner generalgewalttgen Höhe die un- menschliche Niedermetzelung der friedlichen Demonstranten in Moskau . Dieser Henkertrias erwuchs aus dem vergossenen unschuldigen Blute neuer Gewinn. Der Großfürst Sergius wurde die Spitze der groß- fürstlichen Reaktton und bezog als Befehlshaber des Moskauer Korps das Kremlpalais. Trepow brachte es zum Blutgouverneur St. PeterS- burgS, während Bulygin den fortgejagten Minister der zarischen Gnade ersetzte. Die Henkertrias triumphirte. Sie haben die russtche Revo­lution unterdrückt. Gemeinsam mit dem Miuisterkomitee waren sie bereit, das Land mit neuen zahlreichen Gnaden zu überschütten. Die TriaS war um so mehr zur Herstellung des Friedens berufen, als sie die ersten waren, die das Subatow-System zu würdigen wußten und den Versuch angestellt haben, die«rbeiterftage mit Hülfe der orthodoxen Pfaffen und des polizeilichenSozialis- nms" zu lösen. Allein die Schule SubatowS war an mancher Ueberraschung reich: der mächttge Strom der russischen Arbeiter- bewegung schwemmte bald alle polizeilichen Dämme, die ihm im Wege standen, fort, riß die kirchlichen Gewänder ab und erzeugte die Richter, die Sergius, dem eigentlichen Urheber des Subatow- Systems, das Todesurteil sprachen. ES ist höchst beachtenswert, daß die Terroristen nirgends unter den Arbeitern soviel Erfolg hatten, als gerade in Moskau , wo Sergius schaltete und waltete. Der Großfürst Sergius schuf sich eine ganz eigenartige Stellung in Moskau . Er war hier souveräner Selbstherrscher. Er kannte weder Gesetze, noch Erlasse de» Zaren. Für ihn existierten keine Mnister und keine höhere Staatsbehörden. Er behandelte den regierenden Senat wie sein Gesinde. Er schreckte nicht zurück, wenn es galt, Privatvermögen zu seinen Gunsten zu expro- priieren und verfügte über die Großindustriellen Moskaus , als wären sie seine Leibeigenen. Seiner Umgebung und seinen Unter geordneten gegenüber war er roh und brutal wie ein Stallknecht. Die letzten Tage seiner Herrschast zeichneten sich dadurch aus, daß er das Rote Kreuz oder besser die unglücklichen russischen Soldaten um viele Millionen bestohlen hatte. In Moskau geht ein Gerücht, das die Gemächer des Großfürsten Sergius mit dem tragischen Schicksal der jungen griechischen Prinzessin Marie in Verbindung bringt..... Man braucht kein Wort darüber zu verlieren, daß Großfürst Sergius für Moskau das war, was sein geistesverwandter Plehwe für ganz Rußland war. Es gab keine Gewalttat, kein Verbrechen, dessen er nicht fähig war. Er füllte alle Moskauer Gefängnisse mit polittschen Märtyrern und ließ Tausende von ihnen nach Sibirien verbannen. Nicht nur einmal bespritzte er die Moskauer Stege mit Menschenblut. Die 16<X1 Glocken der Moskauer Kirchentürme haben es nie vermocht, den Schrei des Schmerzes und der Verzweiflung, die er verschuldete, zu übertönen. Und es geschah, was geschehen mußte. Der Tyrann fand den schmachvollen Tod. Und in seiner Person starb nicht nur der selbst- herrschende Satrap Moskaus .... Die stärkste Stütze der russischen Regierungsbarbarei, der einflußreichste Ratgeber und Familien- günstling des Zaren, der Erzieher all dieser BogoljepowS, SwjerewS, Trepows, Bulygins und anderer Verbrecher ist mit ihm von dem Antlitz der trauervollen russischen Erde beseittgt worden.... Den Schatten der russischen Minister und Generalgouverneure, den Schatten Sipjagins und BogoljepowS, Bobrikows, PlehweS und JohnssonS gesellte sich nun ein neuer Schatten hinzu... der Schatten des Häuptlings von der Moskauer polizeilichen Trias.. Dieser Schatten weist im Vergleich zu seinen Vorgängern doch beträchtliche Unterschiede auf. Sein Schild trägt das Wappen des russischen Reiches. Seine Schulter ziert der Hermerlin- mantel der kaiserlichen Hoheit. Auf seinem Haupte glänzt die Krone der regierenden russischen Holstein-Gottorp-Dynastte.... Der erste Schlag ist es, der nach Alexander II. der Feste des russischen Hofpalais versetzt wurde. Bis jetzt schonten die russischen Revolutionäre den Zaren und seine Angehörigen. Sie hielten nur die Minister für verantwortlich. Seit dem 22. Januar scheint es anders geworden zu sein.... Die letzte Bombe hat einen Sproß des Zaren- geschlechtes ausgerottet. Hätte der Zar Vernunft und menschliches Gefühl, so würde er erkemien, daß diese Bombe, die seinen Oheim verttlgte, die furchtbarste aller Sprenggeschosse war.... Sie war gefüllt mit dem Blut und den Tränen des Volkes, das er auf die Sttaßen lockte..... Ueber die Persönlichkeit des Großfürsten Sergius wird derVoss. Ztg." noch mitgeteilt: .. Nun kam der berühmte Morosow-Skandal. da eS sich herausstellte, daß von den vom Fabrikanten Morosow für die Verwundeten in Ostasien gespendeten 10 000 Decken nicht weniger als 6000 in Moskau selbst verkaust worden waren, und man erzählte sich, daß Leute vom Hofe des Großfürsten selbst diesen empörenden Diebstahl begangen hätten. Auf einmal stockte der Zufluß weiterer Spenden für die Verwundeten, und im Stadtverordneten-Kolleginm wurde sogar das Wort laut:Wozu Spenden? Der Großfürst und seine Leute sind ja sehr gesund." In jenen Tagen wurde der reichen Moskauer Kaufmannschaft die vertrauliche Mitteilung gemacht, daß der Großfürst über dieses plötzliche Nachlassen patriotischer Betätigungen äußerst mißgestimmt sei; aber es folgte ein mildernder Zusatz in Form des Versprechens, daß die Gemahlin des Gro ß- t ü t st e n jede Spende von 1000 Rubeln mit einem eigen- händigen Schreiben dankbar auittieren werde eine Aussicht, die zu allen Zeiten zog. Die Sache hatte auch ihre Folgen: Durch eine Abordnung ließ sich die Kaufmannschaft von zuständiger Stelle nochmals die Zusage eigenhändiger Dankes- schreiben von feiten der Großfürstin erneuern, und das Er- gebnis blieb nicht aus. Denn tatsächlich strömte jetzt plötzlich eine wahre Flut von Spenden aus der Mitte der Kaufmannschaft wieder ein; aber durch mehrere Wochen kamen immer nur Spenden von 999 Rubeln und nicht eine einzige von vollen 1000 Rubeln... Es kann versichert werden, daß diese stumme Demonstratton geradezu niederschmetternd wirkte, den» in deutlicherer Form ließ es sich nicht sagen, daß in Moskau niemand nach einem Dank aus dem Hause de» Großfürsten verlangen trug. Daß diese unerhörte Kundgebung»un ihrerseits auf den Groß- fürsten erbitternd wirkte, ist selbstverständlich, und wenn sein System immer das der Gewalt gewesen war, so steigerte sich jetzt, nach diesem Akt, der ja einer Art Volksabstimmung gleichkam, seine Reizbarkeit in» Ungeheure. Fortwährend war er auf dem Wege zwischen Moskau und Petersburg , Petersburg und Moskau , und es war kein Geheimnis, daß er der Führer der unbeugsamen Hofpartei war. schloß ferner, der Großfürstin Elisabeth ihr tiefes Beileid aus­zusprechen mit dem Wunsche, daß Gott ihr Kraft gebe, den fürchterlichen Schlag zu ertragen und sie ihrem wohltätigen Wirken erhalte. Die AusstandSbewegnng. Woronesch , 18. Februar. Die Angestellten der Verwaltung der Südwestbahnen, die Telegraphenbeamten am Bahnhofe sowie 3000 Werkstättenarbeiter haben die Arbeit eingestellt. Die Ausständigen verlangen unter anderem kürzeren Arbeits- tag und Gehalts- bezw. Lohnerhöhung. Moskau , 18. Februar. Die Telegraphisten der Bahn- linie Moskau -Rjäsan fordern einen Mindestgehalt von 40 Rubel und achtstündigen Arbeitstag. Auch bei der Bahn Moskau Rybinsk Windau traten die Telegraphisten und andere Beamte in Ausstand. Gestern erzwang ein Haufe von Angestellten der Verwaltung dieser Bahn die Arbeitseinstellung der Arbeiter der elektrischen Station des hiesigen Bahnhofs. Der Verkehr auf der Bahnlinie Windau RybinSk ist seit gestern bis auf weiteres eingestellt. Warschau , 18. Februar. In einigen Zuckerfabriken wurde die Arbeit wieder aufgenommen. Auch der Ausstand in der chemischen Industrie ist beendet, doch dauern die Beratungen über die Forderungen der Arbeiter noch fort. Warschau , 18. Februar. Offiziellen Angaben zufolge ist der Ausstand beendet in den Orten Tomaschow, Noworadomsk und Zawiercie, er dauert dagegen an in Czenstochau, Sosno- wice und im Dombrowa -Rayon. In Lodz sind noch 75 Proz. der Arbeiter im Ausstand. Die Angestellten der Apotheken stellten heute Forderungen an die Besitzer mit der Bemerkung, daß sie bei Nichterfüllung derselben heute nachmittag in Ausstand tteten würden. » Russische Preßfreiheit. In der letzten Nummer derRusskaja Prawda"(Russische Wahrheit") richtet der Redatteur der Zeitung, Hackebusch, der aus der Redattion ausgetreten ist, folgende Abschiedsworte an die Leser: DaS ist die letzte Nummer der.Russkaja Prawda" unter meiner Redaktton. Ich bin weder krank, noch arbeitsmüde, noch schon total ruiniett, trotz des Verbotes des Einzelverkaufes und der zwei Verwarnungen seitens des Ministeriums des Innern wegen derschädlichen" Tendenz der Zeitung. Die Leser wissen schon, in welcher Richtung sich die Arbeiten der besonderen Pressekommission bewegen. Früher konnte man noch hoffen, jetzt ist es zweifellos, daß die arme russische Presse noch lange auf das goldene Zeitalter wird watten müssen, Es wird koinmen, ich zweifle nicht. Allein unter den jetzigen Verhält- nissen ist eS mir nicht möglich, zu arbeiten. Die Zeitung übergebe ich in gute, redliche Hände. Ich aber sage allen Freunden und Lesern:Auf Wiedersehen in einer besseren Zukunft l" Streben wir danach, diese Zukunft näher zu bringen. Ich leide, weil ich gezwungen bin, die Sprache eines Sklaven zu führen." Warschau , 18. Februar. (Meldung derPetersburger Tele- graphen-Agenwr".) Hiesige Redatteure baten den Vorfitzenden der Kommission für die Revision der Presse- und Zensurgesetzgebung, Kobeko, telegraphisch, seine Aufmerksamkeit den Bedürfnissen der polnischen Presse zuzuwenden; sie bedürfe der Preßfteiheit, und es sei notwendig, daß Vertreter der polnischen Presse zu der von Kobeko geleiteten Kommisston zugezogen werden. Sergius' Freunde. ImBerliner Tageblatt" lesen wir: Fürst Guido Henckel v. DonnerSmarck, Pariser Platz 2, bittet unS, mitzuteilen, daß der bei ihm und seiner Gemahlin für Montag, den 20. Februar festgesetzte Ball infolge der»Peters- burger Nachrichten" ausfällt. Nach dem 22. Januar tanzten sie in Berlin ! Die Leichenttaner der Lüge. Moskau , 18. Februar. Die Leiche des Großfürsten Sergius befindet sich jetzt im Tschudow-Kloster. Der Sarg ist durch eine goldene, von Hermelin unirahmten Decke zur Hälfte verhüllt. Die Orden des Großfürsten auf Kissen liegen. Die Geistlichkeit hält zweimal am Tage Trauergottesdienst ab. So lange die Leiche im Kloster verbleibt, versehen Zivil« und Militärbeamte und Mitglieder des Hofstaates den Ehrendienst bei Tage. deS Nachts bilden 2 Offiziere und 4 Unteroffiziere die Ehrenwache,«m Eingang zum Kloster stehen zwei Ehrenposten. Moskau , 18, Februar. Die Gemeindeverwaltung beschloß heute in außerordentlicher Sitzung, den Minister des Innern zu ersuchen, dem Kaiser das Beileid Moskau » auszusprechen und ihm zu sagen, daß Moskau zu Gott für die Seele des Großfürst-» bete, und bc- Rttsfifche Blätter in Deutschland . Seitdem der Königsberger Prozeß die deutsche Oeffentlich- keit über die Zustände in Rußland aufgeklärt hat, trägt auch die bürgerliche Presse in Deutschland Bedenken, bei den Notwehratten der russischen Revolutionäre die heuchlerischen Phrasen sittlicher Entrüstung aufzubieten. Ein Blatt, wie die Vossische Zeitung", die bei früheren Gelegenheiten sogar den Parteivorstand der Sozialdemokratie beschwor, dem Treiben desVorwärts" und derLeipziger Volkszeitung " entgegen- zutreten, wenn sie Worte des Verständnisses für die politischen Attentate in Rußland fanden, bemüht sich jetzt, verständnisvoll die Ursachen auseinanderzusetzen und wenn auch mit deutsch liberaler Bläffe Vorschläge der Abhülfe zu machen, anstatt sich wegen der Mordtaten zu bekreuzigen. Aber es muß erwähnt werden, daß selbst in diesem S ch i l l e r j a h r es deutsch geschriebene Blätter gibt, die auch jetzt noch es über ihr Gewissen bringen, als Agenten des russischen Auslandes, das nicht nur Ausland in geographischem Sinne, sondern Ausland im Sinne aller menschlichen Kultur ist, die Sache von Verbrechern, wie des Großfürsten Sergius. zu verteidigen und diejenigen zu schmähen, die nichts gemein haben wollen mit der Schande des russischen Absoluttsmus. Wenn diese deutsch , wenn auch nicht in gutem Deutsch, ge- schriebcnen Blätter nicht direkt in russischem Solde stehen. so kann es nur die korrupteste Interessengemeinschaft sein. welche solche Auslassungen möglich macht. Allerdings scheinen die Verfertiger derartiger Artikel noch so viel sitilichts B»