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Nr. 45. 22. Jahrgang.

Reichstag .

1. Beilage des Vorwärts " Berliner Volksblatt. Mittwoch, 22. februar 1905.

144. Sizung vom Dienstag, den 21. Februar 1905,

nachmittags 1 Uhr.

Am Bundesratstische: Niemand.

geben, warum tut das denn Deutschland allein nicht? Es ist so hätten wir die Arbeitskammern längst erhalten. Aber weil die nachgerade ein Standal, wenn Deutschland , dieses Großindustriereich, Regierung weiß, daß die deutschen Arbeiter, wenn sie einmal eine ohne Arbeitervertretung bleibt. Wir haben ja allerdings seit 1892 Vertretung haben, fie auch benußen werden, darum wagt sie nicht, die Kommission für Arbeiterstatistik; niemand wird leugnen, daß an die Erfüllung ihres Versprechens zu gehen. Sie fürchtet, daß durch diese außerordentlich wertvolles Material bekannt gemacht wird. der Blödsinn und die Barbarei der heutigen Produktionsweise, in Auf der Tagesordnung steht zunächst die Abstimmung über den Wir haben auch seit 20 Jahren die Gewerbe- Inspektoren, welche Ver- der der Wert des Produktes außer jedem Verhältnis zum Produktions­Toleranzantrag des Zentrums. In der Sonnabend öffentlichungen über Arbeiterverhältnisse herausgeben. Wir haben wert steht, offenbar werden und sich als einziges Heilmittel die fizung hatte sich bei der Abstimmung über den Antrag, ihn an eine dann noch die Berufs- und Gewerbezählung, die bis jetzt zweimal Sozialisierung der Produktion ergeben wird. Sie fürchtet die Aus­Kommission von 28 Mitgliedern zu verweisen, die Beschlußunfähig validitätsversicherung. Aber wir haben nichts Ganzes, nichts Intelligenz und organisatorische Kraft. Wir quittieren dankend über vorgenommen ist, dann die Statistit der Alters- und Jn bildung der Direktionsfähigkeit der Arbeiter, mit einem Wort: ihre keit des Hauses ergeben. Heute wird er in namentlicher Abstimmung Systematisches, nichts Eingehendes. mit 151 gegen 113 Stimmen bei einer Stimmenthaltung an eine graphische Statistit anlangt, fo wird niemand ableugnen, daß sie Was zum Beispiel die diese Anerkennung. Kommission verwiesen. Die Arbeiter bitten nicht mehr, sondern fordern eine Bertretung, Nächster Gegenstand der Tagesordnung ist die erste Beratung Mustergültiges leistet. Aber sie behandelt doch nur einen Teil und und wir fordern sie im Namen von Millionen, in deren Leben kein des von den Abgg. Auer( Soz.) und Genossen eingebrachten Gesez- wir Sozialdemokraten, sondern auch alle fortgeschrittenen Sozial- längst dem Kapital mehr gegeben, als des Kapitales ist. Wir wollen Sie haben schon entwurfes betreffend die Errichtung eines Reichs- Arbeitsamtes, von politiker sind einig in der Forderung der Arbeitsämter. Zum das Arbeiterrecht verwirklichen, wenn es möglich ist mit der Regierung, Arbeitsämtern, Arbeitskammern und Einigungsämtern. Verbunden mit der Beratung dieses Gesezentwurfes wird die Beispiel verlangt Drehdorff solche, und zwar betont er, aber wenn es nötig ist, auch ohne und auch gegen sie.( Lebhafter Beratung eines Antrages der Abgg. v. Chrzanowski( Pole) Auch Prof. v. Schönberg hat schon 1871 diese Forderung gestellt. daß sie unabhängig bon den Einzelstaaten sein sollen. Beifall bei den Sozialdemokraten.) und Genoffen betreffend Errichtung eines Reichs- Arbeitsamtes und Sie alle weisen den Reichs- Arbeitsämtern dieselben Aufgaben zu, der vorgenommenen Pläne betreffs des Reichs Versicherungsamtes Abg. Bahig( natl.): Ich wünsche, daß im Tempo der Ausführung eines Antrages der Abgg. Dr. Paasche( natl.) und Genossen auf wie wir in unserem Antrage. Das ist auch ganz natürlich. Wer etwas mehr Beschleunigung eintritt. Der Herr Vorredner hat über­Einrichtung eines Reichs- Arbeitsamtes, das die Obliegenheiten und einmal die Notwendigkeit eines Reichs- Arbeitsamtes eingesehen hat sehen, daß erst im Laufe der letzten Jahrzehnte eine gewisse Klärung Befugnisse der jeßigen Kommission für Arbeiterstatistik haben soll. und es ernst meint mit seinen Aufgaben, der muß seine Wirk- der Ansichten eingetreten ist. Wir vertreten in unserer Partei heute Abg. Thiele( Soz.): famkeit in genau derselben Weise regeln, wie wir es tun. Ein nicht mehr das patriarchalische System, aber die neue Ansicht ist doch Die erste in der Richtung unseres heutigen Antrages liegende Teil diefer bürgerlichen Sozialpolitiker erwartet von der Zuerst seit turzem durchgedrungen nach den kaiserlichen Erlassen Anregung in diesem Hause geht bis auf das Jahr 1869 zurück. lassung dieser Arbeitervertretungen sogar einen lähmenden Einfluß von 1890. Es ist inzwischen ein reiches Maß von Arbeit Weiterhin wurde im Jahre 1877 ein Antrag von uns gestellt, auf die Sozialdemokratie. Den fürchten wir nicht, aber wir würden geleistet worden, wenn es auch nicht gerade durch das Arbeits­Arbeiterkammern einzurichten, die Anträge an die Behörden stellen ihn gern auf uns nehmen, wenn wir dadurch die Lage der Arbeiter amt geschehen ist. könnten. 28 Jahre sind seitdem verflossen, man hat wohl Geld ge- berbessern können. Im Gerippe bringt auch der polnische Antrag nehmen, daß sie ein gutes Gewissen hat, daß sie es nicht an Die Regierung fann für sich in Anspruch habt, um es in die Kolonien zu steden, aber nicht für diesen Zwed. dasselbe wie der unfrige. Die Regierung kann sich also nicht darauf Aufsicht bei der Arbeit fehlen lasse. Was unseren Antrag anbetrifft, Im Jahre 1885 wurde wurde dann heutiger Gefeßentwurf ein- berufen, daß unser Antrag im Reichstage nicht genügende Unter- so dürfen die paar 100 000 m. tein Hinderungsgrund zur Durch gebracht; aber wiederum geschah geschah nichts darauf. 1895, ftigung findet: Bentrum, Nationalliberale und Polen haben Anträge führung unserer Pläne sein. Das Amt soll zunächst nur ein Amt 1898, 1900 wiederholten wir unseren Antrag ohne Er mit gleicher Tendenz gestellt.

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zur Verwertung des Materials sein, das aus der Sozialpolitik hervor­folg. Während wir mit unseren übrigen Anträgen ganz Wir haben 2andwirtschaftskammern, Gewerbe- geht. Es follen da von vornherein die Beteiligten, Arbeitgeber und allein dastanden, geht jetzt ein nationalliberaler und ein polnischer tammern, Handwerkertammern, Handelskammern, Arbeitnehmer zusammenfißen. Die Kapitelüberschriften des sozial­Antrag in derselben Richtung vor. Noch vor fünf Jahren fand unser warum weigert sich die Regierung, Arbeitskammern einzurichten? Die demokratischen Antrages afzeptiere ich auch als Programm, der Ju­Antrag weder in der Kommission, noch im Plenum eine Mehrheit; Fische im Waffer, das Wild im Walde hat feine Schon- halt ist aber taum verlodend als Unterlage für die Verhandlungen. die Mehrheit der Kommission erklärte, daß unser Antrag abzulehnen zeit, und wer diese durchbricht, wird härter bestraft, als m Zutunfsstaate mögen die Forderungen gut fein, in der Gegens sei, weil er nichts weniger bezwede als die leberweisung der ge- wer die Gesetze zur Schonung der Menschen durchbricht. wart einfach unmöglich( Widerspruch links), zum Beispiel famten gewerblichen Aufsicht der Einzelstaaten an eine neue Behörde. Der Raubbau am Menschen hat fast noch feine Einschränkung er- was die Aufstellung und Ernennung der Beamten betrifft. Diese Erklärung fonnte abgegeben werden zehn Jahre nach den befahren. Das muß die Arbeiter ungeheuer erbittern. Millionen Jch bitte Sie, meine Herren, zunächst den nationalliberalen Antrag rühmten Februarerlassen Kaiser Wilhelms II. Menschen leben mit uns in einem Staat und atmen dieselbe Luft, anzunehmen.( Bravo ! bei den Nationalliberalen.) Wie wichtig eine ständige Fühlungnahme der Behörden mit den und wir wissen nicht, wie es ihnen ergeht. Die Regierung ist ganz Zur Begründung des Antrages des Abg. v. Chlapowski( P.) Arbeitern ist, hat der große Bergarbeiterstreit im Ruhrrevier jüngst befremdet, wenn wir ihr etwas aus dem Arbeiterelend mitteilen. erhält das Wort wieder zwingend nachgewiesen. Der furchtbare Stampf hätte fich leber Kalt- und Warmblutzucht bei Pferden wissen die Abg. Knlerski( P.): Wir wollen uns heute in dieser Frage vielleicht vermeiden lassen, wenn die Regierung rechtzeitig sich mit Herren der Rechten uns länger und eingehender zu unter- durchaus noch nicht festlegen, toir wollen alle Wege den Arbeitern in Verbindung gesetzt hätte. Schon 1898 hat auch das halten, als tvir über die Lage der Arbeiter unterrichtet gehen, die gangbar sind. In den Februar- Erlassen sind Ver­Zentrum einen Antrag auf Errichtung von Arbeitskammern eingebracht, find. Dem tann nur durch eine gefeßliche Organisation sprechungen ausgesprochen, die meiner Meinung nach die Arbeits­aber nie etwas dafür getan, um ihn mit seiner ausschlaggebenden der Arbeiter abgeholfen werden. Kann man bescheidener sein, tammern in sich schließen. Aber es ist nichts ges Macht zur Durchführung zu bringen.( Widerspruch im Zentrum.) als unser Antrag es ist? Die Regierung hat maßgebenden Einfluß ichehen. Neichskanzler Fürst Hohenlohe hat seinerzeit erklärt, die Wir kennen ja die alte Falschheit Ihrer Partei, die den Arbeitern auf die Belegung der Aemter in den Arbeitskammern. Die ganze Vorarbeiten wären noch nicht vollendet. Aber man scheint auch heute immer nur den Schein sozialer Fürsorge gibt. 1899 haben wir vorgeschlagene Organisation hat keinerlei bestimmende Ge- noch nicht aus den Erwägungen" herauszukommen. Die Re­drei volle Tage auf die Beratung dieser Anträge verwandt, der walt über die Gesetze. Schon vor sechs Jahren konnte gierung scheint sich bor den Unternehmern zu Freiherr v. Stumm sprach damals die Anschauung aus, die innerlich Bebel im Reichstage unwidersprochen erklären, daß sich für fürchten, das beweist der Ruhrarbeiterstreik. Kein Wunder, wenn die ganze Rechte hegt, daß die Arbeitskammern den Uebermut der den rückständigen Standpunkt der Kardorff und Stumm im Hause sie sich fürchtet, wenn Herr v. Kirdorf so gegen Minister Möller auf­fozialdemokratischen Agitatoren ins ungemessene steigern würde. teine Mehrheit mehr fände. Nur die Regierung ist so rüd- tritt. Wären die Arbeitskammern schon, so wäre der Bergarbeiter Seit jener Verhandlung ist die Frage der Arbeitervertretung feinen ständig geblieben. Der Kleine, engherzige und selbstfüchtige Geist, streit vermieden gewesen. Die Grundlagen sollten Arbeiterausschüsse Schritt vorwärts gekommen. Zwar haben Herr v. Berlepich der sich in anderen Interessenvertretungen findet, würde in bilden, die höchste Zusammenfassung wäre dann das Reichs- Arbeits­und Fürst Hohenlohe ausdrücklich anerkannt, daß mit der Arbeiter- den Arbeitskammern teinen Plaz haben. Erst in diesen Tagen amt.( Beifall bei den Bolen.) bertretung" in den faiserlichen Erlassen nicht die famosen haben wir erfahren, daß die Berliner Bäderinnungen Abg. Trimborn( Zentrum): Wir stehen auf dem Boden der Arbeiterausschüsse, sondern Arbeiterkammern gemeint seien, aber noch Germania " und" Konkordia" fich zu verschmelzen Februarerlasse von 1890, welche ausdrücklich eine Standesvertretung immer erklärte die Regierung, daß die Zeit für deren Errichtung gedenken. Etwa zur Verbesserung der Produktions - der Arbeiter in Aussicht stellen. Die Darstellung der parla­noch nicht gekommen sei, und vor allem verhindert werden müsse, weise? Nein, sondern um die Bäckergehülfen noch besser unter die mentarischen Geschichte dieses Gegenstandes durch den sozialdemo daß die Arbeiter Mißbrauch mit diesen Einrichtungen trieben. Knute der Meister bringen zu können. Schon aus Geschäftsflugheit fratischen Redner hat bewiesen, daß der Redner zu einer solchen Ges So nennt man es nämlich immer, wenn die Arbeiter von sollte die Regierung einmal changer à gauche" machen. Auf die schichtsdarstellung nicht fähig war; die Tätigkeit des Zentrums hat ihrem Rechte Gebrauch machen. Graf Bofabowsky meinte bei Dauer wird es doch langweilig, immer nach der agrarischen Pfeife er fast vergeffen. Wir haben dafür nur ein mitleidiges Achselzuden. einer anderen Gelegenheit, ein grundlegender Schritt zu Ar- zu tanzen.( Heiterkeit.) Einmal wird die Regierung doch Wir haben schon im Jahre 1893 den Antrag auf beitervertretungen im Sinne der Februarerlasse sei durch die Arbeitervertreter bewilligen müssen. Je mehr sie sich brängen läßt, Ginseßung einer Arbeitervertretung geftelt. Wir haben Erteilung der Befugnisse an die Gewerbegerichte geschehen, je mehr fie fich jedes Bugeständnis abtrogen läßt, umſomehr begibt 1894 den Antrag wiederholt, haben 1895 darüber inter Gutachten abzugeben und Anträge an die Behörden zu stellen. Bei fie sich der Aussicht auf die Anerkennung der Arbeiter. Unter Um- pelliert. Damals hat Abg. Fischer erklärt, das seien ja Kleinigkeiten. der Forderung eines Reichs- Arbeitsamtes, so führte er weiter aus, ständen könnten selbst zu einer bürgerlichen Regierung die Arbeiter Wir haben dann 1898 und 1899 wieder Anträge gestellt. Endlich, fönne es sich nur darum handeln, das Arbeitsstatistische Amt beim Vertrauen haben, wenn diese es ernst mit ihnen meint, es würde am 30. Januar 1904, als wir eine neue Interpellation einbrachten, Reichsamt des Innern zu einer selbständigen Abteilung auszu- der Gegensatz zwischen bürgerlicher und proletarischer Auffassung erhielten wir die erste Zusage von seiten der Regierung. Also wir, geftalten, wie etwa die biologische Abteilung. Db und wann das atvar nicht beseitigt werden, aber die Arbeiter würden fich fagen, die nicht die Sozialdemokraten hatten diesen Erfolg. Wegen dieses Ver­geschehen würde, sei eine reine Verwaltungsfrage. Aller- Regierung fann es zwar nicht ganz gut blasen, fie bläst es sprechens haben wir in diesem Jahre feinen Antrag gestellt. Aus bings wollen wollen wir eine biologische Abteilung, aber eine, aber einigermaßen!( Heiterkeit.) Aber heute fann davon gar demselben Grunde verzichte ich auch auf eine eingehende Kritit des die die Gefundheit und das Leben des Arbeiters schütt. nicht die Rede sein. Rede sein. Heute gilt in vollem Umfange das, fozialdemokratischen Gefeßentwurfes, obgleich eine Reihe von Be­Wir glauben, daß es dem Werte eines so wichtigen Amtes was neulich mein Kollege Fischer über die Regierung gesagt hat. Stimmungen darin die Kritik geradezu herausfordern. Der nicht entspricht, es mit einer Unterabteilung in einem anderen Die Regierung ist start nur den Arbeitern gegenüber, gegen das fozialdemokratische Antrag fordert auch den Ein. Reichsamt abzufinden. Glauben Sie nicht die ungeheure Straft der Stapital, namentlich das ländliche, ist sie schwach. Der Reichskanzler tritt der Landwirtschaftsarbeiter in die Ar Arbeiterbewegung ignorieren oder auf einen harmlosen Beirat bei Graf Bülow gratulierte vor kurzem den Herren Landwirten zu ihrer beitskammern, und die Zahl der Arbeitervertreter jest den Gewerbegerichten beschränken zu können. Als eine Abordnung Ernte. Ja, die Herren haben immer mal eine Ernte! Aber jener er nach der Zahl der Betriebe fest. Das Ergebnis des antisozialdemokratischen Arbeiterkongresses zu Frankfurt dem Glückwunsch kam gerade an demselben Tage, an dem 200 000 Arbeiter davon würde aber sein, daß die landwirtschaftlichen Arbeiter die Reichskanzler die Forderung eines Reichs- Arbeitsamtes vortrug, im Ruhrgebiet auch eine Art Ernte hatten, an dem sie zu Kreuze industriellen völlig erdrücken würden. Ferner wünschen wir auch die ftellte er für die allernägste 8eit ernstefte Erwägung friechen mußten, obgleich alles Recht auf ihrer Seite war. Glaubt Einfegung einer Bertretung für die geistigen Arbeiter sowie für die in Aussicht. Weiter ist er seit 1% Jahren nicht man etwa, der deutsche Arbeiter sei noch nicht reif dafür? Seßen Sie Privatbeamten. Allerdings sind wir nicht für die Dreiteilung in mehr gelommen. Dabei ist unter unseren Forderungen irgend eine Berufsklasse denjenigen Versuchungen, derjenigen Situation Unternehmertum, Privatbeamtentum und Arbeiterschaft. Aber doch nicht eine einzige, deren Notwendigkeit nicht längst all- aus, wie die Bergarbeiter im Ruhrrevier, und fie werden sehen, daß muß irgend ein gemeinsamer Ausschuß vorhanden sein. Denn die gemein anerkannt wäre, deren sofortige Erfüllbarkeit teine einzige dem gewachsen wäre. Und was leisten die Arbeiter in Vertretung des Privatbeamtentums ist dringend notwendig. bestritten werden könnte. Wir fordern die Errichtung eines ihrer eigenen gewerkschaftlichen Organisation unter den schwierigsten Der sozialdemokratische Antrag kann daher auf keine Reichs- Arbeitsamtes, das feinen Siz in Berlin haben foll. Berhältnissen! Sie haben selbst eine Arbeitslosen- Unterstügung aus- Annahme feitens meiner politischen Freunde rechnen. Geleitet soll es vom Reichs- Arbeitsrat werden. Zu seinen Aufgaben geführt, vor der sich sogar die Regierung mit ihrem großen Beamten- Höchstens tönnten wir ihn der Regierung als Material überweisen. foll gehören: der Erlaß von Vorschriften zum Schuße für Gefund apparat fürchtete. Nein, die Unreife ist auf seiten der Aber da δα es ein Initiativantrag ist, ist das gefchäfts­heit und Leben der in gewerblichen Betrieben aller Art beschäftigten Regierung und auf seiten derjenigen Parteien, welche dem Fortschritt ordnungsgemäß bei der ersten Lesung unmöglich. Auf der anderen Bersonen; der Erlaß von Vorschriften über die Arbeitsämter; die noch immer nicht die Gasse öffnen wollen. Jede einzelne Forderung Seite wollen wir auch teine Kommissionsberatung ein­Anordnung und Oberleitung von Erhebungen über die Lohn, unseres Antrages tann sofort erfüllt werden. Trotzdem stehen wir treten lassen, weil das ein unnüßer Zeitverlust wäre. Arbeits- und Lebensverhältnisse der gewerblichen Arbeiter; die unter dem Eindrude, daß alles umsonst sein wird, daß die Regierung Der zweite Punkt betrifft das Reichs- Arbeitsamt, Herausgabe von Berichten über diese Ermittelung; die Zusammenstellung wiederum nichts tun wird. Aber die Regierung foll nur so fort welches in dem nationalliberalen und dem polnischen Antrage ge­der Jahresberichte der Arbeitsämter; Veröffentlichungen über die fahren, so wird sie den Arbeiter immer mehr an den Gedanken ge- fordert wird. Wir brauchen für die Statistit der Arbeitsverhältnisse Arbeitslöhne; Arbeitsvermittelung usw. Aehnlich sind die Befugnisse wöhnen, daß er alles nur durch sich selbst erreichen kann. Aber und für die Vorarbeiten zur Lösung der sozialpolitischen Arbeiten der Arbeitsämter und Arbeitskammern geordnet. Daß wir schließlich dann ist die Regierung allein die Hegerin. Der Staats- eine solche Zentralstelle, an der Männer angestellt werden müssen, noch Einigungsämter zur Beilegung von Streits vorschlagen, ist sekretär Graf Bojadowsky beklagte sich über den sozial die diese Arbeiten als ihre Lebensaufgabe betrachten. Dies Amt selbstverständlich. Es ist eine klaffende Lücke unserer Gesetzgebung, demokratischen Staat im Staate. Aber bis jest macht ihm nur ein muß dauernde Fühlung mit den Arbeiterverhältnissen haben. Meine daß wir noch keine gefeßliche Vermittelungsinstanz für Arbeiter und anderer Staat im Staate Kopfzerbrechen, derjenige nämlich, deffen Freunde werden einhellig für den nationalliberalen Antrag eintreten. Unternehmer haben. Vertreter neulich einen Minister herunterpuzte, wie fein Direktor Den polnischen Antrag fönnen wir nicht ohne weiteres Benn tros ter Beschränkung auf dieſe minimalen Forderungen feinen Bureauchef herunterputzen würde; von dem ein Angehöriger annehmen.( hört! hört! bei den Sozialdemokraten.) Er weift die Regierung unseren Entwurf für unannehmbar erklärt, so fann erklärte: der Minister fönne ihm sonst was".( Seiterkeit.) Stollege dem Reichsarbeitsamt nicht nur sozialstatistische Arbeiten zu, sondern der Grund dazz nur der fein, daß durch ihn die vollständige Recht- Trimborn hat von zwei sozialpolitischen Alepfeln gesprochen. Ich fürchte, verlangt, daß es auch als Einigungsamt dienen solle. Tofigkeit der Seiter im wirtschaftlichen Leben beseitigt würde.- es werden zwei Pflaumen fein, von denen die eine madig ist und die Damit würde es aber in das Gebiet der Arbeitskammern Ich muß noch mit einem Wort eingehen auf die in allen Blättern andere ein Loch hat.( Seiterkeit.) 15 Jahre nachdem der Kaiser seinen übergreifen. Eine richtige Grenzregulierung fönnen wir aber heute erörterte Streitfrage, ob Arbeitskammern oder Arbeiterkammern Arbeitern eine Selbstvertretung versprochen hat, ist noch nichts noch nicht vornehmen. Dem sozialdemokratischen An­einzurichten find. Wir treten für Arbeitskammern mit pari- gefchehen. Hat sich etwa seitdem etwas gemilbert? Hat die Arbeits- trage werden wir bei der zweiten Lesung, diejenige Be tätischer Befegung durch Arbeiter und Unternehmer ein, weil lofigleit abgenommen? Haben die Budungen des Wirtschaftslebens handlung zu teil werden laffen, die er berbient. wir fürchten, daß die Beschlüsse reiner Arbeiterkammern von aufgehört? Kurz, haben sich die Verhältnisse so weit gebeffert, daß( Lachen bei den Sozialdemokraten. Beifall im Zentrum.) vornherein der Nichtachtung der Regierung ausgefekt wären. man nichts mehr zu tun brauchte? Sie haben neulich hier erfahren, Abg. Pauli Potsdam( t.): Wir können weder den sozialdemo Bährend wir seit vollen zwanzig Jahren die Forderung der Arbeits- daß die Bergleute durchschnittlich sechs Jahre weniger leben. Den fratischen, noch den polnischen, noch den nationalliberalen Antrag an­lammern stellen, aber nichts erreicht haben, find uns andere Länder Bergleuten werden also sechs Jahre ihres Lebens gestohlen, gestohlen, nehmen.( Heiterfeit bei den Sozialdemokraten.) weit voraugeschritten. Im Kongreß der Vereinigten Staaten um den Brofit zu vergrößern! Wenn die Herren von der Re- Den Abg. Thiele möchte ich doch hinweisen auf die gesetzliche ist ein Geses angenommen worden, nach dem in jedem Bundesstaat gierung wüßten, welchen Eindruck es auf die Arbeiter macht, wenn Vertretung, die wir bei den Berufsgenossenschaften, bei den Innungen ein Arbeitsamt errichtet werden fann. Es gibt schon jetzt nicht man den Spizbuben in fast ganz Deutschland die Freiheit läßt, um und in den Gewerbe- Inspektoren haben. Es ist doch da schon weniger als 34 Arbeitsämter in den Bereinigten Staaten. Ich gehöre die Polizisten nach dem Nuhrrevier zu fchiden, nicht um die manches geschehen. Was den fozialdemokratischen Antrag anbetrifft, nicht zu denen, welche die Tätigkeit dieser Behörden als mustergültig ehrlosen Streifbrecher zu beaufsichtigen, nein, um ehrliche Arbeiter, so würden wir, wenn wir ihn annehmen, immer weiter auf diesem hinstellen. Aber es ist doch ein Vorteil, daß die Arbeiter in diesen die fich nichts zu schulden fommen ließen, einzuschüchtern. Gebiete vorwärtsgeben, dadurch belasten wir unsere Produkte immer überhaupt gesetzliche Vertretungen haben. Auch in England bestehen Wenn die Regierung wüßte, wie solche Maßnahmen auf die Arbeiter mehr, und wir können dann mit dem Auslande, das jetzt schon feit zwanzig Jahren solche Arbeitsämter, von denen basselbe wie wirken, würde sie davon Abstand nehmen. Wenn wir uns fragen, billiger produziert, gar nicht mehr tonfurrieren.( Lachen bei den von den amerikanischen gilt. In Frankreich hat man 1891 einen warum die Regierung ihr Versprechen der Arbeitervertretungen nicht Sozialdemokraten.) Wir werden daher gegen alle drei Anträge Anfang mit ähnlichen Einrichtungen gemacht. Auch das fleine Belgien einlöst, so finden wir nur eine Erflärung: Sie fürchtet sich vor den stimmen.

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hat feit 1887 Arbeitsämter, seit 1892 einen Arbeitsrat. Die Schweiz , Arbeitern. Sie fürchtet sich, daß die Arbeitskammern zu einer furcht Abg. Dr. Mugban( frf. Bp.): Die Notwendigkeit der Arbeits die in manchen fozialen Fragen nur fchtver vorwärts schreitet, hat baren Auflagebant gegen die bestehenden sozialen Verhältnisse Yammernt ist eriviesen, es ist ein Zweifel vorhanden, daß die Arbeiter feit 1888 ein arbeitsstatistisches Amt, welches ebenfalls nicht nur Er werden. Wenn sie glaubte, daß die Arbeitervertretungen ein so ein Recht auf Vertretung haben, wie wir sie in so vielen anderen hebungen macht. Wenn alle diese Staaten dazu gelangt sind, den harmloses, gefahrloses Spielzeug wären, wie die Innungen, Ständen befizen. Ich bin allerdings nicht davon überzeugt, daß die Arbeitern in ber einen oder anderen Beise eine Bertretung zu Bünfte und Handwerkerkammern in den Händen der Handwerker, Bertretungen unter staatlicher Aufsicht irgendwie mehr geleistet